Papst Franziskus und die wiederverheiratet Geschiedenen von Tuxla Gutierrez


Tuxla Gutierrez: Treffen von Papst Franziskus mit Famiien
Tuxla Gutierrez: Treffen von Papst Franziskus mit Famiien

(Mexi­ko-Stadt) Wäh­rend die Medi­en über einen unbe­deu­ten­den Vor­fall beim Tref­fen mit der Jugend berich­ten, geschah Bedeut­sa­me­res beim Tref­fen mit den Fami­li­en im Zusam­men­hang mit den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschiedenen.

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Bei dem Vor­fall am Diens­tag zeig­te sich Papst Fran­zis­kus ver­ständ­li­cher­wei­se erzürnt, weil Jugend­li­che ihn so stark zu sich zogen, daß er fast über einen behin­der­ten Jun­gen in einem Roll­stuhl gestürzt wäre. Der Vor­fall ereig­ne­te sich beim Tref­fen mit mehr als 100.000 Jugend­li­chen in More­lia.

Familie vor Zerstörung durch ideologische Kolonialisierung schützen

Bedeut­sa­mer, aber weit­ge­hend unbe­ach­tet, ist ein ande­rer Vor­fall am Mon­tag beim Tref­fen von Papst Fran­zis­kus mit den Fami­li­en in Tux­la Gut­ier­rez . Papst Fran­zis­kus ver­tei­dig­te in sei­ner Anspra­che die tra­di­tio­nel­le Fami­lie. In Mexi­ko fin­det gera­de ein har­ter poli­ti­scher Schlag­ab­tausch zur Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ und zur Ein­füh­rung des Adop­ti­ons­rechts für Homo­se­xu­el­le statt:

„Heut­zu­ta­ge sehen und erle­ben wir an ver­schie­de­nen Fron­ten, wie die Fami­lie geschwächt wird, wie sie in Fra­ge gestellt wird; wie man meint, sie sei ein bereits über­hol­tes Modell und habe kei­nen Platz in unse­ren Gesell­schaf­ten, und wie unter dem Vor­wand der Moder­ni­tät immer stär­ker ein auf die Iso­lie­rung gegrün­de­tes Modell begün­stigt wird. In unse­re Gesell­schaf­ten – die sich als freie, demo­kra­ti­sche, sou­ve­rä­ne Gesell­schaf­ten bezeich­nen – drin­gen ideo­lo­gi­sche Kolo­nia­li­sie­run­gen ein, die sie zer­stö­ren, und am Ende sind wir Kolo­nien von Ideo­lo­gien, die die Fami­lie, den Kern der Fami­lie zer­stö­ren, der die Grund­la­ge jeder gesun­den Gesell­schaft ist.“

Zuvor hat­te der Papst unter der hei­ßen Son­ne des Chia­pas das Zeug­nis von vier Fami­li­en ange­hört, die auf unter­schied­li­che Wei­se „ver­letzt“ sind, wie es in der neue­ren Kir­chen­spra­che heißt. Bei einem Paar (Bild) han­del­te es sich um wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne. Hum­ber­to und Clau­dia hat­ten nach einer Schei­dung stan­des­amt­lich wie­der gehei­ra­tet, wäh­rend eine kirch­li­che Ehe­schlie­ßung wegen der Gül­tig­keit der ersten Ehe von Clau­dia aus­ge­schlos­sen ist.

Zeugnis eines Paares wiederverheiratet Geschiedener

Humberto und Claudia mit Papst Franziskus
Hum­ber­to und Clau­dia, wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne, mit Papst Franziskus

Das Paar ver­kör­per­te jene „irre­gu­lä­re“ Ver­bin­dung, der nicht weni­ge Bischö­fe, Prie­ster und Theo­lo­gen ger­ne die Zulas­sung zu den Sakra­men­ten gewäh­ren möch­ten, weil ihre Zahl immer mehr zunimmt. Zwei Bischofs­syn­oden strit­ten über die­sen Punkt. Kar­di­nal Wal­ter Kas­per ist seit 2013 der Wort­füh­rer der „Pos­si­bi­li­sten“, die eine Zulas­sung ver­tre­ten. Doch bei­de Male konn­ten sich die Kas­pe­ria­ner nicht durchsetzen.

Seit dem Abschluß der zwei­ten Bischofs­syn­ode Ende Okto­ber 2015 war­tet die Kir­che auf eine Ent­schei­dung durch Papst Fran­zis­kus und auf sein nach­syn­oda­les Schrei­ben, das noch im Febru­ar ver­öf­fent­licht wer­den soll.

Der Begeg­nung mit dem Paar in Tux­la Gut­ier­rez fehl­te es  nicht an Bri­sanz. Wie wür­de Papst Fran­zis­kus reagieren?

Doch das Paar bat nicht um die Zulas­sung zur Kom­mu­ni­on. „Wir kön­nen nicht zur Eucha­ri­stie her­an­tre­ten“, sag­te Hum­ber­to, „aber wir kön­nen durch unse­ren bedürf­ti­gen, kran­ken und sei­ner Frei­heit beraub­ten Bru­der an der Kom­mu­ni­on teilhaben.“

Die Reaktion von Papst Franziskus

Papst Fran­zis­kus beton­te in sei­ner Reak­ti­on zunächst: „Hum­ber­to und Clau­dia ver­su­chen uns die Lie­be Got­tes durch Dienst und Hil­fe für die Näch­sten wei­ter­zu­ge­ben.“ Dann sprach er das Paar direkt an:

„Ihr habt Euch Mut gemacht und Ihr betet, Ihr seid mit Jesus, Ihr seid in das Leben der Kir­che ein­ge­bun­den. Ihr habt einen schö­nen Aus­druck gebraucht: ‚Wir hal­ten comu­nio [Gemein­schaft] mit dem schwa­chen, kran­ken, bedürf­ti­gen und gefan­ge­nen Bru­der.‘ Dan­ke, Danke!“

Im Osser­va­to­re Roma­no, der Tages­zei­tung des Vati­kans, wur­de das Zeug­nis zusam­men­ge­faßt wie­der­ge­ge­ben. Hum­ber­to Gomez war noch ledig, als er vor 16 Jah­ren stan­des­amt­lich Clau­dia hei­ra­te­te, die schon geschie­den war und drei Kin­der mit­brach­te. Ihnen wur­de vor elf Jah­ren ein Sohn gebo­ren, der nun Mini­strant ist, „wie der Vater sicht­lich stolz hin­zu­fügt“. Das Paar habe zunächst unter dem Aus­schluß von den Sakra­men­ten gelit­ten, dann sei es lang­sam zu einer Wie­der­an­nä­he­rung gekom­men durch die Grup­pe Divor­cia­dos vuel­tos a casar, die sich in mexi­ka­ni­schen Diö­ze­sen um die Seel­sor­ge für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne küm­mert. Durch die­se Grup­pe begann das Paar sich ehren­amt­lich um Kran­ke, gefan­ge­ne Frau­en und dro­gen­ab­hän­gi­ge Gefan­ge­ne zu kümmern.

Beweis für Integration auch ohne Zulassung zur Kommunion erbracht

„Wenn es eines Bewei­ses für die ‚Inte­gra­ti­on‘ und die ‚vol­le Teil­nah­me‘ der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen als ‚leben­di­ge Glie­der‘ der Kir­che gebraucht hat, wie es die Rela­tio, der Schluß­be­richt der Fami­li­en­syn­ode ‚gemäß der Leh­re der Kir­che‘ vor­ge­schla­gen hat und ohne zur eucha­ri­sti­schen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen zu wer­den, dann hat ihn die­ses Paar erbracht“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster. „Und Papst Fran­zis­kus, hör­te ihnen zu und nick­te über­zeugt. Bleibt noch abzu­war­ten, was er in dem mit Span­nung erwar­te­ten nach­syn­oda­len Doku­ment schrei­ben wird.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/OR (Screen­shots)

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