[Update] Homo faber – ein Albtraum sozialtechnischer Vernunft


Max Frischs Roman "Homo Faber" und der leichfertige Umgang mit Abtreibung an staatlichen Schulen
Max Frischs Roman "Homo faber" und der leichfertige Umgang mit Abtreibung an staatlichen Schulen

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ver­pflich­tet seit 1993 Staat und Regie­rung, Rechts- und Schutz­an­spruch des unge­bo­re­nen Lebens im all­ge­mei­nen Bewusst­sein zu erhal­ten und zu bele­ben. In Wirk­lich­keit geschieht das Gegen­teil: In den staat­li­chen Schu­len wer­den die Jugend­li­chen mit Lek­tü­re­stücken wie Homo faber von Max Frisch für den leicht­fer­ti­gen Umgang mit Abtrei­bung auf sub­ti­le Wei­se zugerichtet.

Anzei­ge

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker.

Ungeborene Kinder sind Parasiten, geborene ein Klotz am Bein der Frau

Schon bald nach dem 2. Welt­krieg began­nen gott­lo­se Schrift­stel­ler damit, Abtrei­bung mora­lisch zu rela­ti­vie­ren und zu recht­fer­ti­gen. Die athe­isti­sche Autorin Simo­ne de Beau­voir gilt als die Mut­ter der Abtrei­bung. Mit die­ser per­ver­sen Begriffs­kom­bi­na­ti­on wird zugleich ange­deu­tet, dass der Wert „Müt­ter­lich­keit“ als lie­ben­de Sor­ge für das Kind in eine töd­li­che Distan­zie­rung ver­kehrt wird. In ihrem Buch Das ande­re Geschlecht (1949) bezeich­ne­te de Beau­voir Schwan­ger­schaft als Ver­stümm­lung der Frau und ein unge­bo­re­nes Kind als Para­sit, der nichts als ein Stück Fleisch sei – pro­blem­los zu ent­fer­nen wie einen Blind­darm. De Beau­voir selbst ließ zwei Mal ihr Kind durch Ärz­te abtöten.

Mit­te der 50er Jah­re wur­den in dem Roman Homo faber des Schwei­zer Schrift­stel­lers Max Frisch vom bür­ger­li­chen Stand­punkt Argu­men­te für eine ‚Kul­tur des Todes’ zusam­men­ge­tra­gen. Wäh­rend de Beau­voir Abtrei­bung aus femi­ni­sti­schen und sozia­li­sti­schen Grün­den pro­pa­gier­te, stell­te Frisch in sei­nem Werk aus tech­nisch-ratio­na­li­sti­scher Welt­sicht alle Vor­ur­tei­le zusam­men, die die Tötung von unge­bo­re­nen Kin­dern recht­fer­ti­gen sollten.

Vor­ab sei erklärt, dass die vor­ge­stell­te Abtrei­bungs­ideo­lo­gie mit dem Schei­tern des Prot­ago­ni­sten nicht erle­digt ist, son­dern (bis heu­te) viru­lent bleibt. Dazu am Schluss der Aus­ar­bei­tung mehr.

Ein Leben mit Ehebruch und Verlassen von Frau und Kindern

Bio­gra­phi­scher Hin­ter­grund für die leicht­fer­ti­ge Pro­pa­gie­rung von Kinds­tö­tun­gen in Frischs Roman waren die Wech­sel der Lieb­schaf­ten des Autors:

Max Frisch ließ sei­ne Frau mit drei klei­nen Kin­dern sit­zen und begann eine Buhl­schaft mit der Dich­te­rin Inge­borg Bach­mann. Im fort­ge­schrit­te­nen Alter ver­brauch­te er wei­te­re zwei jun­ge Gespie­lin­nen, die damals im Alter von Frischs Töch­tern standen.

Frauen und Mütter sind irrationale Instinktmenschen

"Homo faber" von Max Frisch
„Homo faber“ von Max Frisch

Im Roman heißt es über die Fol­gen einer sol­chen Lieb­schaft: Mit Rück­sicht auf unse­re per­sön­li­chen Umstän­de hat­ten wir das Kind nicht haben wol­len. Aber die Kinds­mut­ter Han­na hielt sich nicht an die mör­de­ri­sche Ver­ein­ba­rung, ihre Toch­ter im Mut­ter­leib töten zu las­sen. Sie schenk­te dem Kind das Leben, als der Mann sie längst wie­der ver­las­sen hatte.

Der Roman-Prot­ago­nist Wal­ter Faber erklärt aus der zyni­schen Per­spek­ti­ve eines tech­ni­schen Macher-Men­schen, dass Frau­en und Müt­ter irra­tio­na­le Instinkt­men­schen sei­en. Er macht die männ­lich-tech­ni­sche Ratio­na­li­tät zum Maß­stab der Mensch­heit, an dem gemes­sen die frau­lich-müt­ter­li­che Lie­be zum her­an­wach­sen­den Kind eher eine unter­mensch­li­che Instinkt­ge­trie­ben­heit darstelle:
Es gel­te die Schwä­che der Frau für ihr Kind als auch den Auto­ma­tis­mus der Instink­te zu über­win­den. Wenn das Kind erst im Leib der Frau her­an­wach­se, ver­gisst sie, dass sie es hat ver­mei­den wol­len.

Dar­über hin­aus bedient die Roman­fi­gur das Kli­schee, Frau­en sei­en intri­gan­te und raf­fi­nier­te Erpres­se­rin­nen, die Schwan­ger­schaft als Gefühl der Macht gegen­über dem Mann auf­spiel­ten. Auch wür­den sie Mut­ter­schaft als wirt­schaft­li­ches Kampf­mit­tel ein­set­zen. Damit ver­dreht der Autor die trau­ri­ge Bilanz von Abtrei­bungs­ent­schei­dun­gen in ihr Gegen­teil: Bei mehr als 50 Pro­zent der Abtrei­bun­gen geht die töd­li­che Ent­schei­dung auf sozia­le Erpres­sung aus dem sozia­len Umfeld der Schwan­ge­ren zurück.

Argumentative Bauernfängerei

Über die medi­zi­ni­schen Details der grau­sa­men Abtrei­bung legt der Homo faber den Nebel des dumm-drei­sten Begriffs Schwan­ger­schafts­un­ter­bre­chung. Die­ses Lügen­wort unter­stellt, dass frau eine begon­ne­ne Schwan­ger­schaft nach Abbruch fort­set­zen könn­te. Dar­über hin­aus blen­det die Bezeich­nung – wie auch das Wort Schwan­ger­schafts­ab­bruch – eine sub­stan­ti­el­le Tat­sa­che aus: Die sprach­lich gelenk­te Per­spek­ti­ve allein auf die schwan­ge­re Frau unter­schlägt, dass bei jeder Abtrei­bung ein unge­bo­re­nes Kind getö­tet wird. Erst recht wird mit die­ser lin­gu­isti­schen Ver­schleie­rung über die Tech­nik der Abtrei­bung als mör­de­ri­sche Zer­stücke­lung von unge­bo­re­nen Klein­kin­dern der Nebel des Ver­schwei­gens gelegt.

Schließ­lich ver­sucht Faber, den fun­da­men­ta­len Unter­schied zwi­schen Ver­hü­tung einer Befruch­tung und Tötung eines her­an­wach­sen­den Kin­des zu leug­nen: In bei­den Fäl­len sei es ein mensch­li­cher Wil­le, kein Kind zu haben! Wie kann ein angeb­lich ratio­na­ler Mensch so dumm sein, den Wil­len zur Ver­mei­dung einer Zeu­gung mit einer aus­ge­führ­ten Kinds­tö­tung gleichzusetzen?

Bevölkerungspolitik mit Abtreibung

Für den Homo faber spie­len die­se inten­tio­na­len Über­le­gun­gen für Abtrei­bung aber eine zen­tra­le Rol­le, inso­fern sie als „Tri­umph des Wil­lens“ über Gott und die Natur ein­zu­ord­nen sind: Der lie­be Gott hät­te die mensch­li­che Über­be­völ­ke­rung mit Seu­chen regu­liert. Seit der Mensch die Seu­chen besiegt habe, müs­se er auch die Fort­pflan­zung mit­tels Ver­hü­tung und Abtrei­bung regu­lie­ren. Max Frisch fährt fort: Nur der Dschun­gel gebärt und ver­west, wie die Natur es will. Der Mensch plant. Abtrei­bung sei des­halb eine Kon­se­quenz der mensch­li­chen Kul­tur. Im Kampf gegen Kind­bett­fie­ber und Kin­der­sterb­lich­keit näh­men wir das Leben ern­ster als frü­her. Schließ­lich: Nicht zu ver­ges­sen die Auto­ma­ti­on: wir brau­chen gar nicht mehr soviel Leute!

Zu die­ser Pas­sa­ge sind ein hal­bes Dut­zend Feh­ler und Fehl­deu­tun­gen anzukreiden:
♦ Der Begriff „Über­be­völ­ke­rung“ ent­hält die Ideo­lo­gie des Mal­thu­sia­nis­mus. Die besagt, dass die mensch­li­che Repro­duk­ti­ons­ra­te immer schon über­pro­por­tio­nal wäre gegen­über den Kapa­zi­tä­ten von Nah­rung und Raum. Die­se „natur­ge­setz­mä­ßi­ge“ Ten­denz zur Über­be­völ­ke­rung wird nach Mal­thus peri­odisch durch eben­so natür­li­che Krie­ge, Hun­gers­nö­te und Seu­chen redu­ziert. Die Falsch­heit die­ser Ideo­lo­gie ist ersicht­lich, da die Erde seit Mal­thus’ Lebens­zeit im 18. Jahr­hun­dert ein Zig­fa­ches der Men­schen ernäh­ren kann – u. a. durch die Stei­ge­rung der Pro­duk­ti­vi­tät bei allen Ressourcen.

Das Böse schiebt Faber dem lieben Gott in die Schuhe

♦ Beson­ders per­fi­de ist, wie im Roman der Schöp­fer- und Wel­ten­gott ein­ge­führt wird, näm­lich als lie­ber Gott, näm­lich als lie­ben Gott, um ihm dann hin­ter­rücks die Ver­brei­tung der bösen Seu­chen in die Schu­he zu schie­ben. Dabei hat nach bibli­scher Leh­re Gott die Schöp­fung als guten und geord­ne­ten Kos­mos geschaf­fen. Krank­hei­ten, Seu­chen und Tod sowie alle wei­te­ren Übel der Welt sind nach Gene­sis Kap. 2ff die Fol­gen der Erb­sün­de und als sol­che sind sie Ele­men­te der Natur des Men­schen und der Welt.

♦ Die Roman­fi­gur unter­stellt, dass die Repro­duk­ti­on der Men­schen frü­her wie im Dschun­gel gesche­hen sei, gebä­ren und ver­we­sen wie die Tie­re, rein instinkt- und natur­be­stimmt. Dabei gehör­ten zu den frü­he­sten Bestand­tei­len der mensch­li­chen Kul­tur die kom­ple­xen Heirats‑, Fami­li­en- und Ver­wandt­schafts­re­geln der Völ­ker, mit denen immer schon Bevöl­ke­rungs­re­gu­lie­rung betrie­ben wur­de – etwa durch die Bin­dung der Hei­rats­fä­hig­keit an eine Hausstelle.

Eine Abtreibungsgesellschaft betreibt eine „Kultur des Todes“

♦ Erst nach dem Zurück­drän­gen von Seu­chen sei der Mensch als pla­nen­des Kul­tur­we­sen auf­ge­tre­ten. Ver­hü­tung und die Tötung von unge­bo­re­nen Kin­dern sind nach Fabers Ansicht beson­de­re Kul­tur­lei­stun­gen. Eine Wohl­stands­ge­sell­schaft wie die deut­sche mit jähr­lich hun­dert­tau­sen­den Abtrei­bun­gen betreibt aber eine Kul­tur des Todes, wie Papst Johan­nes Paul II. die­se Unkul­tur charakterisierte.

♦ Der Abtrei­bungs­pro­pa­gan­dist Faber ent­larvt sich selbst, wenn er behaup­tet, dass wir das Leben ern­ster neh­men als frü­her. Was ist das für eine Kul­tur, in der die Ster­be­ra­te der gebo­re­nen Kin­der gesenkt wird, aber gleich­zei­tig die Tötungs­ra­te der unge­bo­re­nen Kin­der jähr­lich ins Zig­fa­che steigt?

♦ Schließ­lich liegt der Homo faber mit dem Argu­ment falsch, dass die Auto­ma­ti­on immer mehr Men­schen über­flüs­sig machen wür­de. Das Gegen­teil ist rich­tig: In den letz­ten 50 Jah­ren ist in Deutsch­land bei stei­gen­dem Auto­ma­ti­ons­grad eben­falls die Zahl der Beschäf­tig­ten deut­lich angestiegen.

Massenabtreibung als Empfehlung postkolonialer Überheblichkeit

Der Homo faber hält es für ein Gebot der auf­ge­klär­ten Ver­nunft, die Über­be­völ­ke­rung mit mas­sen­haf­ter Abtrei­bung zu stop­pen. Die Ver­drei­fa­chung der Mensch­heit in einem Jahr­hun­dert, die natür­li­che Über­pro­duk­ti­on der Men­schen wird zur Kata­stro­phe – so die Skan­da­li­sie­rung des Autors. Beson­ders die dro­hen­de Ver­dop­pe­lung der ara­bi­schen Bevöl­ke­rung in zwan­zig Jah­ren wie über­haupt in den unter­ent­wickel­ten Gebie­ten ist dem Autor ein Dorn im Auge.

In post­ko­lo­nia­ler Über­heb­lich­keit will Faber der Welt – und ins­be­son­de­re den ehe­ma­li­gen Kolo­ni­al­völ­kern – die west­li­che Ideo­lo­gie mit den For­meln der tech­ni­schen Ver­nunft auf­zwin­gen: Ange­sichts der begrenz­ten Nah­rungs­mit­tel und Roh­stoff­res­sour­cen wäre die staat­li­che Abtrei­bungs­frei­ga­be die ein­zig ver­nünf­ti­ge und ver­ant­wort­li­che Alter­na­ti­ve der Menschheit.

Zurück zur Abtreibungspraxis der heidnischen Sklavenhaltergesellschaft

Ungeborenes: Kinder als sozialtechnische Plan-Produkte
Unge­bo­re­nes: Kin­der als sozi­al­tech­ni­sche Plan-Produkte

Der Homo faber als Pro­to­typ der tech­ni­schen Zivi­li­sa­ti­on des Westens will die Men­schen­welt allein mit der Sozi­al­tech­no­lo­gie eines Inge­nieurs­bü­ros gestal­ten. Dazu müss­te die Lebens­ori­en­tie­rung an Got­tes Gebo­ten, Reli­gi­on, Moral und der Hei­lig­keit des Lebens aus den Köp­fen radiert wer­den. Die wah­ren Schlüs­sel­be­grif­fe der euro­päi­schen Kul­tur wie Wür­de des Men­schen, Recht auf Leben, Ethik und Gewis­sen müss­ten dabei der Dik­ta­tur der tech­nisch-instru­men­tel­len Ver­nunft weichen.

Was Faber hier als letz­ten Schrei der neu­zeit­li­chen Auf­klä­rungs­ver­nunft prä­sen­tiert, ist ein alter heid­ni­scher Hut: Bevöl­ke­rungs­re­gu­lie­rung durch Abtrei­bun­gen hat­te schon vor 2500 Jah­ren die alt­grie­chi­sche Skla­ven­hal­ter­ge­sell­schaft prak­ti­ziert. Ari­sto­te­les recht­fer­tigt in sei­ner Schrift „poli­te­ia“ die­se Pra­xis. Erst mit dem Chri­sten­tum und sei­ner Leh­re, dass alle Men­schen glei­cher­ma­ßen Geschöp­fe Got­tes sind, wur­de Abtrei­bung ver­bo­ten – eben­so wie das Aus­set­zen von behin­der­ten Kin­dern, was eben­falls ein Kenn­zei­chen der heid­ni­schen Gesell­schaf­ten war – von den Grie­chen und Römern bis zu Ger­ma­nen und Wikin­gern. Die neu-heid­ni­schen Nazis ver­fei­ner­ten erst die Metho­den zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses und dann lie­ßen sie die immer noch gebo­re­nen behin­der­ten Kin­der euthanasieren.

Kinder als sozialtechnische Plan-Produkte

Der unmensch­li­che Zynis­mus der sozi­al­tech­no­lo­gi­schen Ver­nunft zeigt sich auch in fol­gen­de Roman-Aus­füh­rung: Es sei eines moder­nen Men­schen nicht wür­dig, ein Kind aus mecha­nisch-phy­sio­lo­gi­schen Zufäl­len zu akzep­tie­ren. Kin­der sind etwas, was wir wol­len, bezie­hungs­wei­se nicht wol­len – als Pro­duk­te wil­lent­li­cher Pla­nung und Bestel­lung gewissermaßen.

Nach christ­li­cher Leh­re ist ein Kind die Frucht der Lie­be zwi­schen Mann und Frau, die sich im frei­wil­li­gen Akt der Ehe­schlie­ßung ihre lebens­lan­ge lie­ben­de Treue gelo­ben. Im Schutz­raum der fami­liä­ren Lie­be kann ein Kind dann opti­mal auf­wach­sen. Bei Faber redu­ziert sich der Lie­bes­akt zwi­schen Mann und Frau auf einen mecha­nisch-phy­sio­lo­gi­schen Vor­gang, dem wahl­wei­se Gefüh­le und der Wil­le oder Nicht-Wil­le zum Kind bei­gemischt werde.

Bedingungslose Diktatur der Technik

Wo kämen wir hin ohne Schwan­ger­schafts­un­ter­bre­chung? Fort­schritt in Medi­zin und Tech­nik nöti­gen gera­de den ver­ant­wor­tungs­be­wuß­ten Men­schen zu neu­en Maß­nah­men. Der tech­nik­fa­na­ti­sche neue Mensch lehnt Natur als Göt­ze ab, weil er als Welt­bau­in­ge­nieur selbst an die Stel­le Got­tes tritt: Wir leben tech­nisch, der Mensch als Beherr­scher der Natur, der Mensch als Inge­nieur.

Wer für den tech­ni­schen Fort­schritt in Form von Nar­ko­se-Ope­ra­tio­nen und DDT (hoch­gif­ti­ges, inzwi­schen ver­bo­te­nes Insek­ti­zid) sei, für Glüh­bir­nen und strah­len­de Atom-Ener­gie, der müs­se auch Abtrei­bun­gen gut und rich­tig fin­den. Es gebe nur die Alter­na­ti­ve: bedin­gungs­lo­ser tech­ni­scher Fort­schritt mit allen Kon­se­quen­zen – oder ab in den Dschun­gel!

Abtreibungspropaganda in den Schulen

50 Jah­re nach Nie­der­schrift der neu­en Tech­nik-Heils­leh­re wer­den die Fol­gen die­ser zer­stö­re­ri­schen Welt­an­schau­ung sicht­bar: Umwelt­gif­te und Raub­bau an der Natur bedro­hen die Zukunft unse­rer phy­si­schen Lebens­grund­la­ge, Mas­sen­ab­trei­bun­gen machen auf län­ge­re Sicht die demo­gra­phi­sche Implo­si­on der west­li­chen Gesell­schaf­ten wahrscheinlich.

Max Frisch hat spä­ter als Par­tei­tags­red­ner der SPD zur ideo­lo­gi­schen und poli­ti­schen Durch­set­zung von staat­li­cher Abtrei­bungs­po­li­tik in Deutsch­land seit den 70er Jah­ren bei­getra­gen. Das mag auch der Grund dafür sein, dass ins­be­son­de­re Kul­tus­mi­ni­ster von rot-grü­nen Regie­run­gen den Roman der Wer­te­ver­wir­rung seit 40 Jah­ren für die Schu­le wärm­stens emp­feh­len oder sogar vorschreiben.

Der Homo faber ist ein Reaktionär

In Baden-Würt­tem­berg ist das Werk Homo faber seit Jah­ren Pflicht­lek­tü­re für die Ober­stu­fe, 2016 wie­der ver­bind­lich für das Abitur. Über die­se lite­ra­risch-ideo­lo­gi­sche Schie­ne soll wohl auch in den Köp­fen der Schü­ler die Abtrei­bungs­po­li­tik der rot-grü­nen Lan­des­re­gie­rung abge­si­chert wer­den. Auf dem Hin­ter­grund ist es ange­bracht, die ver­schie­de­nen Pas­sa­gen zur ideo­lo­gi­schen Recht­fer­ti­gung von Abtrei­bung beson­ders gründ­lich abzuklopfen.

Bei der Inter­pre­ta­ti­on muss natür­lich auch die Dar­stel­lungs­form des Schrift­stel­lers berück­sich­tigt wer­den. Wal­ter Faber wird als ein Ver­tre­ter der Auf­klä­rung und Welt­zu­ge­wandt­heit vor­ge­stellt. Durch Spra­che, Form und Stil wird sei­nen Ansich­ten die Aura von Ratio­na­li­tät und Fort­schritt­lich­keit ver­lie­hen. Eine kri­ti­sche Lesung – gegen den Strich gebür­stet – offen­bart dage­gen die Erkennt­nis, dass sich unter der Form der Moder­ni­tät reak­tio­nä­re Argu­men­ta­ti­ons­mu­ster und Ideo­lo­gien verbergen:

  • Faber ver­neint das grund­le­gen­de Men­schen­recht auf Leben (Art. 2 GG) für unge­bo­re­ne Kinder.
  • Er zeigt chau­vi­ni­sti­sche Ver­ach­tung für die emo­tio­na­le Intel­li­genz von Frau­en und Müttern.
  • Der Mach­bar­keits­wahn auch zu sozia­len Bezie­hun­gen läuft auf eine tota­li­tä­re Beherr­schungs­tech­nik über die Gemein­we­sen hinaus.
  • Mit der Vor­rang­stel­lung von Wol­len und Pla­nung im gesell­schaft­li­chen Mit­ein­an­der wer­den die mora­li­schen und recht­li­chen Begrün­dungs­sy­ste­me ausgehebelt.
  • Faber zeigt post­ko­lo­nia­le Hybris, wenn in den ehe­ma­li­gen Kolo­ni­al­län­dern durch Mas­sen­ab­trei­bung Bevöl­ke­rungs­po­li­tik betrie­ben wer­den soll.

Der Homo faber lernt nichts aus seinem Scheitern…

Nun wird ein­ge­wandt: Max Frisch habe mit der tech­nik-fixier­ten Roman­fi­gur des Homo faber und des­sen Argu­men­ta­tio­nen nur das Zerr­bild eines unei­gent­li­chen Lebens dar­stel­len wol­len. Der Roman selbst ent­lar­ve den Traum von der voll­stän­dig plan- und mach­ba­ren Welt als Alp­traum. Ent­schei­dend sei, dass Frisch den Tech­nik-Men­schen Faber schei­tern lie­ße, wodurch ihm die spä­te­re lebens­zu­ge­wand­te Ein­stel­lung eröff­net würde.

Doch dar­in sind sich die mei­sten Inter­pre­ten einig: Der Homo faber ist gera­de nicht nach dem Muster des klas­si­schen Bil­dungs­ro­mans auf­ge­baut, bei dem sich der Prot­ago­nist durch Aner­ken­nung sei­ner Schuld­ver­strickung und Abwen­dung von fal­schen Lebens­ori­en­tie­run­gen zu einer rei­fe­ren Per­sön­lich­keit ent­wickelt. Der homo faber schei­tert, aber er lernt kaum etwas dazu – kon­sta­tiert der Lite­ra­tur­kri­ti­ker Joa­chim Kai­ser. Faber wan­delt sich nicht, notiert Wal­ter Schmitz, ein Ken­ner des Werks von Frisch. Er bleibt an die Ver­gan­gen­heit fixiert. Sei­ne Ände­rungs­ent­schlüs­se und neu­en Ein­stel­lun­gen sind so kli­schee­haft wie sei­ne Äuße­run­gen dazu – etwa: Ich prei­se das Leben! Fabers Per­sön­lich­keit bleibt ambi­va­lent, in sich wider­sprüch­lich – wie der gan­ze Roman:

Max Frisch zeigt zwar die Brü­chig­keit der Welt­an­schau­ung des Homo faber, aber er hebt des­sen reak­tio­nä­re The­sen nicht auf.

Die ratio­na­li­sti­schen Prin­zi­pi­en der sozi­al­tech­ni­schen Ver­nunft erwei­sen sich als nicht trag­fä­hig, aber neue Wer­te-Per­spek­ti­ven wer­den auch nicht aufgezeigt.
Frisch lässt sei­nen Roman-Prot­ago­ni­sten vor dem Scher­ben­hau­fen sei­ner sozi­al­in­ge­nieur­haf­ten Welt­ver­än­de­rung ste­hen, aber die ver­nünf­teln­de Auf­klä­rungs­ar­gu­men­ta­ti­on zu sei­nem Mach­bar­keits­wahn lässt er in der Schwe­be wei­ter­schwin­gen. Was bei Lesern nach der Lek­tü­re die­ses Romans bleibt, ist eine post­mo­der­ne Ratlosigkeit.

… doch auch aus schlechten Büchern kann man noch etwas lernen

Aber selbst aus einem schlech­ten Buch kann man in kri­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung noch etwas ler­nen. Für die Schu­le setzt das vor­aus, dass die Lehr­per­so­nen die Schü­ler dazu anlei­ten, die zahl­rei­chen reak­tio­nä­ren Ideo­lo­gien in Gestalt auf­klä­re­ri­scher Ratio­na­li­tät im Ein­zel­nen zu kri­ti­sie­ren. Dabei kann man sich an den oben aus­ge­ar­bei­te­ten Pas­sa­gen zur Abtrei­bung ori­en­tie­ren. Die zuge­ord­ne­ten Tex­tei­le kön­nen als Schlüs­sel-Argu­men­ta­tio­nen des Homo fabers betrach­tet wer­den, da in ihnen sei­ne Ansich­ten zu Frau­en, Leben, Natur und Pla­nungs­ra­tio­na­li­tät ver­dich­tet zum Aus­druck kommen.

Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/​LifeSiteNews

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28 Kommentare

  1. Dazu soll­te man sich die Vor­stel­lung des Buches der schö­nen neu­en Welt vor Auge führen.
    Dar­in hat Hux­ley doch bei­schrie­ben wie eine Neue Welt­ord­nung funktioniert.
    Da wer­den Babys nicht gebo­ren son­dern ent­korkt. Eigent­lich funk­tio­niert die­se Erzie­hung genau wie es sich die Frank­fur­ter Schu­le formulierte.
    Nur das The­ma Gen­der war nicht präsent.
    Das kommt nach Nico Rocke­fel­ler aus der Idee der spä­te­ren Bilderberger.
    Nicho­las Rockefeller
    Der Femi­nis­mus ist unse­re Erfin­dung. Frü­her zahl­te nur die Hälf­te der Bevöl­ke­rung Steu­ern, jetzt alle.
    Außer­dem wur­de damit die Fami­lie zer­stört und wir haben neben­bei die Macht über die Kin­der erhal­ten. Sie sind durch Medi­en und Schu­le unter unse­rer Kon­trol­le. In dem wir die Frau­en gegen die Män­ner auf­het­zen und die Part­ner­schaft und die Gemein­schaft der Fami­lie zer­stö­ren, haben wir Ego­isten geschaf­fen, die nur noch hart arbei­ten und kon­su­mie­ren. Dadurch sind sie unse­re Skla­ven und fin­den das alles auch noch gut.
    Scha­de das ich nicht das Bild von Herrn Rocke­fel­ler ein­fü­gen kann.
    Ein beson­ders guter Ansatz ist in auf der Sei­te Kla​ge​mau​er​.tv zu fin­den. http://​www​.kla​ge​mau​er​.tv/​7​735
    Oder über die Belin­da und Bill Gates Stif­tung. Die­se haben um Mäd­chen der 3. Welt zu ste­ri­li­sie­ren, ein Impf­kam­pa­gne ins Leben geru­fen hat, die auf Erfah­run­gen von Imp­fun­gen in Isra­el beruhen.
    Die­se haben Schwar­ze Jüdin­nen mit einem Impf­stoff unfrucht­bar geimpft! Al Haarez!

  2. Auch hier wie­der ein sehr guter Text, dan­ke. Er weist die Dif­fe­ren­ziert­heit und Nach­denk­lich­keit auf, die not­wen­dig ist, um die­sen rie­si­gen Pro­blem­kom­plex zu ver­ste­hen und zu überwinden.

    Es ist sehr wich­tig, dass hier gezeigt wird, dass die Abtrei­bungs­ideo­lo­gie samt und son­ders einer mas­ku­li­nen Über­heb­lich­keit und Ideo­lo­gie und Ver­ein­sei­ti­gung ent­springt und die frau­li­che Intel­li­genz, deren Ver­hält­nis zur Welt nach dem Sün­den­fall NICHT so gra­vie­rend gestört wur­de wie die des Man­nes, end­gül­tig zusam­men­ge­tre­ten wird.

    Ich habe auch Simo­ne de Beau­voirs „Memoi­ren einer Toch­ter aus gutem Haus“ gele­sen. Einer­seits beschreibt sie dar­in die auch vor der heu­ti­gen Situa­ti­on bereits weit­ge­hend durch­ge­setz­te Ver­ach­tung der Frau und ihrer gro­ßen Auf­ga­ben. Sie reagiert mit einer uner­träg­li­chen Bit­ter­keit auf die­se Situa­ti­on und wählt eie eher trot­zi­ge „Wie du mir so ich dir“-Haltung, die v.a. am Ende des Buches zum Aus­druck kommt. Sie erkennt das mas­ku­li­ne Fehl­ver­hal­ten damit an und ahmt es nach, weil sie vor­aus­setzt, dass es glück­lich mache. In gewis­ser Wei­se ist es auch da so wie bei Frisch: der Prot­ago­nist lernt nichts aus der Lage, son­dern wählt die Qual als Sta­tus quo, weil die­ses Übel ihm bes­ser scheint als das, dem er zu ent­flie­hen glaubt. Und war­um? Weil de Beau­voir im zwei­ten Fall selbst­be­stimmt ist, im ersten Fall aber nicht.

    Ich habe ein wenig Schwie­rig­kei­ten mit dem gän­gi­gen Begriff „emo­tio­na­le Intel­li­genz“. Er hat den land­läu­fig unschar­fen Begriff „Intui­ti­on“ abge­löst. Es ist aber die Intel­li­genz der Frau kei­ne ande­re als die des Man­nes – sie sind ja auf­grund der glei­chen onto­lo­gi­schen Sub­stanz wesens­gleich. Sie wur­de nach dem Sün­den­fall leib­lich geschwächt, nicht gei­stig. Gott hat ihr die­se Schwä­chung ange­sagt als Sün­den­stra­fe und die Tat­sa­che, dass der Mann sich ihrer auf­grund der leib­li­chen Schwä­chung auch leib­lich bemäch­ti­gen wird. Gei­stig ist es ihm nie gelun­gen, so sehr er es auch woll­te. Dem Mann ver­heißt Gott als Sün­den­stra­fe dage­gen die Stö­rung sei­ner Bezie­hung zur Welt, wäh­rend er ihm die leib­li­che Kraft belässt.

    Die Frau setzt im Nor­mal­fall die nor­ma­le mensch­li­che Intel­li­genz daher umfas­sen­der ein, und wenn sie Bil­dung erhält, ist sie daher dem amnn schnell und oft über­le­gen. Dass inzwi­schen die Mäd­chen die Jun­gen über­holt haben, ist nicht schuld der bösen Päd­ago­gik, son­dern ent­spricht ihrer Bega­bung. Sie ist daher auf­grund die­ser hohen Intel­li­genz auch in der Lage, das Wohl ihrer Kin­der dem einer Kar­rie­re vor­zu­zie­hen oder über­haupt auch ihren Leib bes­ser zu berück­sich­ti­gen und sich daher immer abwä­gend zu verhalten.

    Dass die Frau es heu­te viel­leicht unter einem des­po­ti­schen mas­ku­li­nen Dik­tat, das wie­der­um Frau­en an Frau­en ver­mit­teln, nicht mehr tut, ist pervers.

    Aber was folgt daraus?

    Wie die Hei­den damals erbit­tert und ver­ab­scheu­end fest­stell­ten, sei­en die Chri­sten „ver­wei­bischt“ (eff­emi­niert). Das bringt uns auf die rich­ti­ge Spur. Ich möch­te es am lieb­sten von Maria her den­ken. Gott wähl­te eine Frau als Sitz der Weis­heit, weil sie dafür beson­ders dis­po­niert ist.
    Frau­en müss­ten sich radi­kal und selbst­be­wusst aus dem mas­ku­li­ni­sier­ten gei­sti­gen Krampf befrei­en und alles dran set­zen, Maria anzu­glei­chen bzw. anglei­chen zu las­sen. Ich bin mir sicher, wenn Frau­en die­ses fal­sche männ­li­che Spiel nicht mit­spie­len, wer­den sie alles gewin­nen, eben weil ihr Ver­hält­nis zur Welt weni­ger aus dem Lot ist als das des Man­nes. Sie wer­den wie Maria eine gan­ze Mensch­heit gewin­nen kön­nen, dies aber ohne Ambi­ti­on zu herrschen.

    • „… und die frau­li­che Intel­li­genz, deren Ver­hält­nis zur Welt nach dem Sün­den­fall Nicht so gra­vie­rend gestört wur­de wie die des Man­nes, end­gül­tig zusam­men­ge­tre­ten wird. …“ 

      Ich habe nicht die gering­ste Lust, immer wie­der auf Sie reagie­ren zu müs­sen. Um Ihre Per­son geht es mir nicht, ich ken­ne Sie ja gar nicht.
      Aber die­ser Ihr Halb­satz, den ich zitie­re, ist eine glat­te Häre­sie, die ein­fach nur als Unsinn bezeich­net wer­den muss.
      Nicht nur die katho­li­sche Kir­che, kei­ne christ­li­che Kon­fes­si­on lehrt, dass die Fol­gen der Erb­sün­de unter­schied­lich auf die Geschlech­ter ver­teilt sind. Im Alten Testa­ment ist über­haupt kei­ne Rede davon, in kei­nem katho­li­schen Kate­chis­mus wird die­ser Irr­tum gelehrt.
      Ich reagie­re nur des­halb in die­ser Form, weil davon aus­zu­ge­hen ist, dass auch unin­for­mier­te Leser, Lese­rin­nen Kom­men­ta­re lesen.
      Also noch­mal: So wie unse­re Stamm­eltern durch ihre Auf­leh­nung gegen Got­tes Gebot die glei­che Schuld trifft, so trifft die Mensch­heit die Fol­gen die­ser Schuld, die Erb­sün­de, in glei­cher Weise.
      Die katho­li­sche Kir­che macht in ihrer Leh­re von der Erb­schuld kei­nen Unter­schied zwi­schen Mann und Frau.
      Dass in der Ver­gan­gen­heit in der kon­kre­ten Ver­kün­di­gung nicht gera­de sel­ten Eva und ihre „Töch­ter“ nicht nur als die Haupt­schul­di­gen, son­dern auch als gei­stig schwä­cher dis­kri­mi­niert wur­den, berech­tigt nicht, jetzt ein­fach den Spieß umzudrehen.
      Maß­geb­lich ist die gött­li­che Offenbarung.

      • Ihnen sei ein­fach mal eine ein­ge­hen­de Bibel­lek­tü­re emp­foh­len inklu­si­ve Kontemplatio.

        Und wenn Sie kei­ne Lust haben, auf mich ein­ge­hen zu müs­sen, war­um tun Sie dann?

        Gehts eigent­lich noch?

      • Sie ver­ken­nen – um es für die „nicht-infor­mier­ten Leser“ zu sagen, die Sie mei­nen hier beleh­ren zu sol­len – selbst lei­der voll­kom­men den Unter­schied zwi­schen „Erb­schuld“ und geschlechts­spe­zi­fi­scher Sün­den­fol­ge nach dem Sündenfall. 

        Für alle inter­es­sier­ten Leser sei dabei auf Gen. 3 ver­wie­sen, bei denen Gott der Frau, bzw dem Mann eine jeweils spe­zi­fi­sche Sün­den­fol­ge zuweist.

        Dass damit natür­lich NICHT gemeint ist, dass nicht bei­de gleich schuld sei­en, dürf­te jeder ver­nünf­ti­ge Leser ohne­hin begrif­fen haben.

  3. Der Wil­le, über das Men­schen­le­ben ver­fü­gen zu kön­nen, ist lei­der ein Teil der Erb­sün­de, das jedem von uns inne ist. Ich will – nicht „Vater, wie DU willst“. Die neu­er­li­che Seu­che der Abtrei­bung – ein­schließ­lich ihrer För­de­rung beru­hen auf zwei erstaun­li­cher­wei­se wider­stre­ben­den Prin­zi­pi­en, einer­seits des kapi­ta­li­sti­schen Libe­ra­lis­mus und auf der ande­ren Sei­te des mate­ria­li­sti­schen Mar­xis­mus-Leni­nis­mus, des Kommunismus.
    Bei­den gemein­sam ist die Tat­sa­che, daß GOTT nicht mehr an erster Stel­le steht, son­dern einer­seits das Indi­vi­du­um des frei­en Men­schen, ande­rer­seits der Arbei­ter und Pro­le­ta­ri­at, der sich den Geset­zen des Mar­xis­mus unter­wirft und nur noch FÜR DIE MASSE da ist.
    Die­se bei­den Grund­the­sen – man kann sie tat­säch­lich in dia­lek­ti­scher Wei­se als The­se-Anti­the­se erken­nen hat­ten zu Fol­ge die Syn­the­sen des Nihi­lis­mus und des Natio­na­lis­mus, wie­ser Pro­duk­te des Bösen. Als per­fek­te Syn­the­se die­ser wie­der in aus dia­lek­ti­scher Sicht erkenn­ba­ren The­se-Anti­the­se Zusam­men­hang ste­hen­den The­sen ent­stand der Men­schen­ver­ach­ten­de Natio­nal­so­zia­lis­mus, samt sei­ner Bevöl­ke­rungs­po­li­tik, der Shoah.
    In histo­ri­scher Kon­ti­nui­tät also müs­sen alle, die zur Macht des Men­schen über das Leben des Men­schen posi­tiv ste­hen, wie heu­ti­ge Wis­sen­schaft­ler Peter und Woif Sin­ger, sowie deren För­de­rer und die gesam­ten För­de­rer jener Kräf­te als Mach­fol­ger der NS_​Zeit sich attri­bu­ie­ren las­sen, die Femi­ni­sten, die 68-er Bewe­gung, die Szi­en­ti­sten und Futu­ri­sten aller Couleur.
    Die Abtrei­bung ist so alt wie der Mensch selbst (Teil der Erb­sün­de!), aber zum RECHT haben es NUR die GOTT­Lo­sen erho­ben. Zwi­schen Athe­is­mus und Abtrei­bung besteht also ein zwin­gen­der Zusam­men­hang, daher auch die Zwangs­ab­trei­bun­gen an Chri­sten, Jezi­den und Schii­ten im IS-Gebiet, etc.
    ABTREIBUNG IST prak­ti­scher ATHEISMUS!

  4. Der schwer­ste Feh­ler, den sich ein Leser beim Roman­le­sen lei­sten kann, ist die Iden­ti­fi­ka­ti­on des Autors mit dem Prot­ago­ni­sten des Romans. Eine solch nai­ve Iden­ti­fi­ka­ti­on ist der Tod jedes Text­ver­ständ­nis­ses und damit jeder lite­ra­ri­schen Inter­pre­ta­ti­on. Das heißt im Klar­text zum vor­lie­gen­den Fall: Max Frisch ist nicht Homo Faber! Weni­ge Jah­re zuvor hat­te sei­ne Roman­fi­gur im Roman „Stil­ler“ nie auf­ge­hört zu beteu­ern: „Ich bin nicht Stiller!“
    In die­sem Sin­ne sag­te der Autor Max Frisch, als er die Rol­le Wal­ter Fabers in Homo Faber“ kom­men­tier­te: „Die­ser Mann lebt an sich vor­bei, weil er einem all­ge­mein ange­bo­te­nen Image nach­läuft, das von ‚Tech­nik‘. Im Grun­de ist der ‚Homo faber‘, die­ser Mann, nicht ein Tech­ni­ker, son­dern er ist ein ver­hin­der­ter Mensch, der von sich selbst ein Bild­nis gemacht hat, der sich ein Bild­nis hat machen las­sen, das ihn ver­hin­dert, zu sich sel­ber zu kom­men. […] Der ‚Homo faber‘ ist sicher ein Pro­dukt einer tech­ni­schen Lei­stungs­ge­sell­schaft und Tüch­tig­keits­ge­sell­schaft, er mißt sich an sei­ner Tüch­tig­keit, und die Quit­tung ist sein ver­säum­tes Leben.“
    Es gilt:
    Was immer Wal­ter Faber sagt, es ist nicht von Max Frisch gesagt, eben­so wenig wie das, was von den Roman­fi­gu­ren Han­na und Sabeth gesagt wird. Der Autor Max Frisch ist daher mit kei­ner der Roman­e­xi­sten­zen per­sön­lich iden­ti­fi­zier­bar. Viel­mehr stellt er, an wem auch immer geschei­ter­te, das heißt, am Mensch­sein „ver­hin­der­te“ Exi­sten­zen vor Augen. Damit beant­wor­te­te er auf sei­ne Wei­se Fra­gen, die vom Exi­sten­tia­lis­mus sei­ner Zeit gestellt wor­den waren.

    • Es gibt in der Lite­ra­tur­kri­tik in bezug auf die lite­ra­ri­schen Stil­mit­tel das Argu­ment, den Autor nicht mit der Lite­ra­tur zu ver­wech­seln, um die Stil­mit­tel klar erken­nen zu kön­nen. Peter von der Matt sag­te über Max Frisch: „Er lieb­te es, die Per­sön­lich­kei­ten sei­ner Roma­ne auf den Stil­mit­teln der Ent­frem­dung auf­zu­bau­en. Wer Max Frisch kennt, weiß, daß hin­ter sei­nen Haupt­fi­gu­ren sein eige­nes Den­ken, sein eige­nes Ich zum Tra­gen kommt.“ In der Phi­lo­lo­gie ken­nen wir die­ses unter dem Stich­wort Wir­kungs­ab­sich­ten. Ja, sie haben recht: Die Geschich­te von Han­na und Sabeth, genau­er die Abor­tio, ist nicht die Haupt­wir­kungs­ab­sicht, tat­säch­lich ist es die Ent­frem­dung des Men­schen von sei­nem eige­nen Ich, was der Homo faber bil­li­gend inkauf­nimmt. Die Abor­tio wird aber so ver­harm­lo­send dar­ge­stellt, daß die­se Hand­lung gleich­sam als Teil des gan­zen Not­wen­di­gen dasteht. So, wie „Stil­ler“ sich ver­stel­len muß, um nicht in den Tod getrie­ben zu wer­den, so wird Han­na eben die Abor­tio durch­füh­ren, um in der Welt des Homo faber zu bleiben.
      Die Iden­ti­fi­ka­ti­on einer Roman­fi­gur mit dem Autor ist in den sel­ten­sten Fäl­len erwünscht (Mar­tin Wal­ser macht hier mit „Erl-König“ die trau­ri­ge Aus­nah­me), sie ist ja ein Teil der actio fic­ta, aber der Autor will etwas über sei­ne Zeit, sein eige­nes Dafür- oder dage­gen­sein aus­drücken. So, wie Homer die besten Wor­te für Achil­leus und Odys­seus fin­det, so tun es alle abend­län­di­sche Autoren. Das ist phi­lo­lo­gi­sche Realität.

  5. Schwan­ger­schafts­ver­hü­tung und Abtrei­bung sind nicht das glei­che, aber sie ent­stam­men dem­sel­ben Nein zum Kind. Auch die Sta­ti­stik zeigt: Je mehr ver­hü­tet wird, desto mehr wird abgetrieben.

    • „sie ent­stam­men dem­sel­ben Nein zum Kind“

      Des­halb ist Schwan­ge­schafts­ver­hü­tung auch nicht das „klei­ne­re Übel“!

      • Im Prin­zip ja, den­noch wird man töten­de und nicht töten­de Metho­den unter­schied­lich bewer­ten müs­sen. Es sind aber nur Abstu­fun­gen schwe­rer Sünde.

  6. Die­se Dar­stel­lung wird Frischs Homo faber nun wirk­lich nicht gerecht. Dort geht es um den Men­schen in sei­ner tech­ni­sier­ten Umwelt. Die Geschich­te mit Han­na ist doch eher eine bei­läu­fi­ge Rah­men­hand­lung. Der Abtrei­bung wird da nicht das Wort geredet.

  7. @ Sophus: Genau­so ist es! Wal­ter Faber ist NICHT Max Frisch und wird von die­sem IMPLIZIT einer gna­den­lo­sen Kri­tik unter­zo­gen. Bei der Lek­tü­re im Deutsch­un­ter­richt 1969 ist auch damals nie­mand auf eine ande­re Sicht­wei­se gekom­men, weil es so OFFENSICHTLICH ist. Der Roman ist übri­gens auch heu­te noch unge­mein beliebt bei den Schülern!

  8. Bei „Homo faber“ wur­de aller­dings immer von einer star­ken iden­ti­fi­ka­ti­on des Autors mit der Aus­sa­ge sei­nes Romans aus­ge­gan­gen. Die auto­bio­gra­fi­schen Züge sind unver­kenn­bar, und der Fluss der Gedan­ken folgt eben doch denen Fabers, ohne dass eine erkenn­ba­re Distan­zie­rung des Autors zu ihm geschieht.
    Natür­lich ist ein Autor nicht (zwin­gend) iden­tisch mit einer Roman­fi­gur, die er erschafft, aber – und das gilt es zu beden­ken – er kann sich den­noch sehr stark mit einer Figur iden­ti­fi­zie­ren. Das „Iden­ti­fi­zie­ren“ impli­ziert ja icht not­wen­dig Inden­ti­tät! Wer das bestrei­ten woll­te, wür­de das Spek­trum schrift­stel­le­ri­scher Metho­den einengen.

    Selbst­ver­ständ­lich konn­te ein Autor immer über eine Figur eige­ne Ein­stel­lun­gen oder Bot­schaf­ten mitteilen.

    Eine Streit­fra­ge ist bei „Homo Faber“ in der For­schung, OB dies der Fall ist. Herr Hecker hat eine bestimm­te Ver­ste­hens­wei­se prä­fe­riert – das darf er.

    • Dür­fen in der lite­ra­ri­schen Dis­kus­si­on darf man inner­halb einer gewis­sen fach­li­chen Kom­pe­tenz fast alles. Aber alles hat sei­ne Gren­zen! Die­se Gren­zen hat Hubert Hecker im Fal­le von Max Frischs Roman Homo Faber mit sei­ner inkom­pe­ten­ten Per­so­nal­iden­ti­fi­ka­ti­on und der damit ein­her­ge­hen­den Her­ab­wür­di­gung der Per­son des Autors weit überschritten.

      Die abso­lu­te Not­wen­dig­keit der Nicht­iden­ti­fi­ka­ti­on des Schrift­stel­lers Max Frisch mit der Roman­fi­gur Wal­ter Faber ist in der For­schung seit Erschei­nen des Romans unbe­strit­ten. Dass Max Frisch an eine sol­che Mög­lich­keit einer wis­sen­schaft­li­chen Unter­stel­lung nicht gedacht hat, ergibt sich aus dem oben zitier­ten Kurz­kom­men­tar, in dem er sich vom exi­sten­ti­el­len Schei­tern Wal­ter Fabers klar distan­ziert – und dabei ins­ge­heim sein Aus­stei­gen aus sei­nem bis zum Erfolgs­ro­man „Stil­ler“ aus­ge­üb­ten Archi­tek­ten­be­ruf begründet:

      „Die­ser Mann lebt an sich vor­bei, weil er einem all­ge­mein ange­bo­te­nen Image nach­läuft, das von ‚Tech­nik‘. Im Grun­de ist der ‚Homo faber‘, die­ser Mann, nicht ein Tech­ni­ker, son­dern er ist ein ver­hin­der­ter Mensch, der von sich selbst ein Bild­nis gemacht hat, der sich ein Bild­nis hat machen las­sen, das ihn ver­hin­dert, zu sich sel­ber zu kom­men. […] Der ‚Homo faber‘ ist sicher ein Pro­dukt einer tech­ni­schen Lei­stungs­ge­sell­schaft und Tüch­tig­keits­ge­sell­schaft, er mißt sich an sei­ner Tüch­tig­keit, und die Quit­tung ist sein ver­säum­tes Leben.“ 

      In die­sen zwei Sät­zen steckt nichts von einer Iden­ti­fi­ka­ti­on des Schrift­stel­lers Max Frisch mit dem Men­schen­ty­pus „Homo Faber“ – im Gegen­teil: Das Bekennt­nis des erfolg­rei­chen Schwei­zer Archi­tek­ten Max Frisch ist das eines Anti-Faber, der sei­nen Weg ins „Nicht­mensch­sein“ eines ver­säum­ten Lebens durch die recht­zei­ti­ge Auf­ga­be sei­ner Archi­tek­ten­tä­tig­keit recht­zei­tig ver­mie­den hat.

      • @ Chri­stoph Rhein
        Täu­schen Sie sich da nicht, wenn Sie sagen:
        „So, wie „Stil­ler“ sich ver­stel­len muß, um nicht in den Tod getrie­ben zu wer­den, so wird Han­na eben die Abor­tio durch­füh­ren, um in der Welt des Homo faber zu bleiben“?
        Han­na hat eben nicht abge­trie­ben, nicht zuletzt des­we­gen, weil Wal­ter Faber, der Vater des sich abzeich­nen­den Kin­des, zu ihr stän­dig „von dei­nem Kind“ sprach. Daher hat sie es behal­ten, einen ande­ren Mann gehei­ra­tet, sich des­sen Kin­der­wunsch ver­wei­gert, so dass die Ehe zer­bro­chen ist. Sabeth ist aus Nicht­wis­sen über die sie betref­fen­de Vater­schaft ein inze­stiö­ses Ver­hält­nis mit dem ihr unbe­kann­ten, viel älte­ren Wal­ter Faber ein­ge­gan­gen, was auch für sie inso­fern ein „ver­säum­tes Leben“ bedeu­te­te, als sie durch man­geln­de Acht­sam­keit ihres Vater-Lieb­ha­bers tra­gisch zu Tode kam.
        Ihre Mut­ter Han­na ver­spie­gelt in einem gewis­sen Grad die auto­bio­gra­phi­sche „Bekannt­schaft“ Max Frischs mit einer emi­grier­ten Halb­jü­din Han­na in Zürich, der er, um sie zu schüt­zen, die Hei­rat ange­bo­ten hat­te, was die­se aber ablehn­te, weil sie an sei­nem Ver­hal­ten erkannt hat­te, dass sein Ange­bot nicht aus Lie­be gekom­men war.

      • @ Sophus

        Ich sag­te ja, dass man das so sehen kann, wie Sie es tun – aller­dings geht Hecker ja mit der Ein­wen­dung bereits um, die Sie vor­tra­gen und nennt ja Autoren, die Frisch sehr wohl bio­gra­fisch lesen:

        „Der homo faber schei­tert, aber er lernt kaum etwas dazu – kon­sta­tiert der Lite­ra­tur­kri­ti­ker Joa­chim Kai­ser. Faber wan­delt sich nicht, notiert Wal­ter Schmitz, ein Ken­ner des Werks von Frisch. Er bleibt an die Ver­gan­gen­heit fixiert. Sei­ne Ände­rungs­ent­schlüs­se und neu­en Ein­stel­lun­gen sind so kli­schee­haft wie sei­ne Äuße­run­gen dazu – etwa: Ich prei­se das Leben! Fabers Per­sön­lich­keit bleibt ambi­va­lent, in sich wider­sprüch­lich – wie der gan­ze Roman:

        Max Frisch zeigt zwar die Brü­chig­keit der Welt­an­schau­ung des Homo faber, aber er hebt des­sen reak­tio­nä­re The­sen nicht auf.“

        Wir haben gene­rell das Pro­blem bei einem Text, der eine Art „sta­tus quo“ kom­men­tar­los dar­stellt, ent­schei­den zu kön­nen, was der Autor für eine „Bot­schaft“ hat.
        Die Bot­schaft ist in einem sol­chen Fall aber kei­nes­wegs eine Kritk die­ses Sta­tus quo, son­dern eine Art hin­neh­men­de Beschreibung.
        Ob man dar­aus gleich eine akti­ve Pro­pa­gan­da ablei­ten kann, wie Hecker es tut, mag man für über­zo­gen hal­ten, aber in jedem Fall stellt der Autor die­se Ver­hält­nis­se als unaus­weich­lich dar.

        Als ich den Roman sei­ner­seits las, kam bei mir auch genau die­ses Ergeb­nis zustan­de – ein exi­sten­zia­li­sti­sches Ergeb­nis, das den Men­schen her­um­stol­pern lässt in sei­nen Irrun­gen, die man aber nicht mehr Irrun­gen nen­nen darf, son­dern ein­fa­che Gege­ben­hei­ten, denen man nicht aus­wei­chen konn­te und die dar­um auch kei­ne Amor­li­tät kundtun.

        In einem Kon­zept, dass behaup­tet, die „Exi­stenz“ gehe der „Essenz“ vor­aus, hat ein ein­fa­ches Inter­pre­ta­ti­ons-Sche­ma, nach dem man einen amo­ra­li­schen Zustand beschreibt und durch die Beschrei­bung kri­ti­siert, kei­ner­lei Wert oder Sinn.
        Der Homo faber hat wil­lent­li­che Ent­schei­dun­gen getrof­fen, so zu leben – es sind nicht ande­re schuld oder ein hähe­rer Wil­le, etwa im sar­tre­schen Sinn:

        „Der Mensch ist zuerst ein Ent­wurf, der sich sub­jek­tiv lebt, anstatt nur ein Schaum zu sein oder eine Fäul­nis oder ein Blu­men­kohl; nichts exi­stiert die­sem Ent­wurf vor­weg, nichts ist im Him­mel, und der Mensch wird zuerst das sein, was er zu sein geplant hat, nicht was er sein wol­len wird. Denn was wir gewöhn­lich unter Wol­len ver­ste­hen, ist eine bewuss­te Ent­schei­dung, die für die mei­sten unter uns dem nach­folgt, zu dem sie sich selbst gemacht haben. Ich kann mich einer Par­tei anschlie­ßen wol­len, ein Buch schrei­ben, mich ver­hei­ra­ten, alles das ist nur Kund­ma­chung einer ursprüng­li­che­ren, spon­ta­ne­ren Wahl als was man Wil­len nennt.“ (Jean-Paul Sart­re: Ist der Exi­sten­zia­lis­mus ein Huma­nis­mus? Drei Essays, Ull­stein, Frank­furt 1989, S. 20)

        Die Akzep­tanz die­ser Hal­tung habe ich beim Lesen von Homo Faber ange­nom­men. Ähn­lich wie bei de Beau­voir in den „Memoi­ren“. man könn­te die grau­en­haf­ten Ver­let­zun­gen, die sich Men­schen dar­in gegen­sei­tig antun, als „Kri­tik“ dar­an auf­fas­sen, dass das so ist. Ich habe es aber, s.o. so ver­stan­den, dass de Beau­voir dies eben gera­de nicht sagen will, son­dern als Ergeb­nis wil­lent­li­cher Pla­nun­gen aner­ken­nen will und dabei eher danach fragt, OB sie eine wil­lent­li­che Ent­schei­dung in aus­rei­chen­der Selbst­be­rück­sich­ti­gung getrof­fen hat.

        Ich weiß, dass es hier sehr vie­le Stim­men dazu gibt. Aber jeder hat das Recht, sich sei­ne eige­nen Gedan­ken zu machen und sie auch zu äußern.

    • Homo faber zeigt die Fra­gen des Men­schen in der tech­ni­sier­ten Welt auf. Da gibt es Kern­sät­ze, die abso­lut nichts mit Abtrei­bung zu tun haben. Die Rah­men­hand­lung kön­nen wir auch ruhig ver­nach­läs­si­gen, sie ist wenig wichtig.

  9. Vie­len Dank für das Updating – es ist tat­säch­lich die­se Prä­mis­se, dass die Exi­stenz der Essenz vor­aus­ge­he, die die­se „exi­sten­zi­el­le Rat­lo­sig­keit“ im Leser zurücklässt.
    Der Homo Faber ist pro­gram­ma­tisch a‑moralisch und Frisch übt dar­an kei­ner­lei Kritik.

    Es ist der Wunsch­traum des mög­li­cher­wei­se ent­setz­ten oder ein­fach pathe­ti­schen Lesers, dass er es täte.
    Aber bit­te: Wo tut er es?
    Eben – nirgends.

    Dazu passt auch die eigen­wil­li­ge Inter­pre­ta­ti­on des „Du sollst dir kein Bild­nis machen“. Je mehr man „liebt“, desto weni­ger wis­se man, wie der ande­re ist. Das klingt erst mal gut. Aber bei genaue­rem Hin­se­hen, kom­men Zwei­fel: Frisch erliegt gewal­ti­gen, durch das eben­falls tech­ni­sche Den­ken der moder­nen Psy­cho­lo­gie erzeug­ten Allmachtsphantasien.

    „In gewis­sem Grad sind wir wirk­lich das Wesen, das die andern in uns hin­ein­se­hen, Freun­de wie Fein­de. Und umge­kehrt! auch
    wir sind die Ver­fas­ser der andern; wir sind auf eine heim­li­che und unent­rinn­ba­re Wei­se ver­ant­wort­lich für das Gesicht, das sie
    uns zei­gen, ver­ant­wort­lich nicht für ihre Anla­ge, aber für die
    Aus­schöp­fung die­ser Anla­ge. Wir sind es, die dem Freun­de, dessen
    Erstarrt­sein uns bemüht, im Wege ste­hen, und zwar dadurch, dass unse­re Mei­nung, er sei erstarrt, ein wei­te­res Glied in jener
    Ket­te ist, die ihn fes­selt und lang­sam erwürgt. Wir wün­schen ihm, dass er sich wand­le, o ja, wir wün­schen es gan­zen Völkern!
    Aber dar­um sind wir noch lan­ge nicht bereit, unse­re Vor­stel­lung von ihnen auf­zu­ge­ben. Wir sel­ber sind die letz­ten, die sie ver-
    wan­deln. Wir hal­ten uns für den Spie­gel und ahnen nur sel­ten, wie sehr der ande­re sei­ner­seits eben der Spie­gel unsres
    erstarr­ten Men­schen­bil­des ist, unser Erzeug­nis, unser Opfer –.“

    Abge­se­hen von einer über­zo­ge­nen Schöp­fer­fan­ta­sie ist die Logik die­ses Tex­tes in sich absurd – wenn ich dem ande­ren wün­sche, dass er sich wan­delt, aber an mei­nem Bild von ihm fest­hal­te, dann weiß ich nicht, wie er sich wan­deln sollte.

    Wer bin ich aber, den ande­ren förm­lich zu erschaf­fen? Ihm sein „Gesicht“ zu geben?
    Und wenn sich in sei­nem Gesicht wie­der nur mei­nes spie­gelt, das ich aber nicht als mei­nes anneh­me oder über­haupt erken­ne, dann wirds irre: man kennt sich nicht mehr aus, weiß weder, wer man selbst ist, noch wer der ande­re ist und erhebt genau das zum Pro­gramm. Man wünscht sich einen Wan­del, den man aber auch nicht benen­nen kann. Und täte mans, läge man damit immer wie­der nur falsch. Man han­tiert hier und han­tiert da, war­um weiß man nicht, darf man nicht wis­sen. Und den andern soll man – als Akt der Lie­be – in sei­nem will­kür­li­chen Han­deln und Sein frag­los gewäh­ren las­sen. Die ein­zi­ge Frei­heit, die man im Selbst­ent­wurf hat, ist die der Macht über den eige­nen Tod bzw. des Lebens, das in einem selbst liegt und wei­ter­ge­ge­ben wer­den könnte.

    Frisch wird ideo­lo­gisch in die Köp­fe gedrückt und das schon seit Jahr­zehn­ten – ich habe 1983 Abitur gemacht und erhielt damals den Schef­fel­preis. Drei­mal darf man raten, was mir als Buch­ge­schenk über­reicht wur­de: Die damals gera­de im „Wei­ßen Pro­gramm im 33. Jahr Suhr­kamp“ erschie­nen „Tage­bü­cher“ von Max Frisch. 

    Dar­in fin­den sich unge­zähl­te Sym­pto­me des­sen, was Hecker beschreibt:

    „Die Fabel, die den Ein­druck zu erwecken ver­sucht, dass sie nur so und nicht anders habe ver­lau­fen kön­nen, hat zwar immer etwas Befrie­di­gen­des, aber sie bleibt unwahr; sie befrie­digt ledig­lich eine Dra­ma­tur­gie der Fügung, eine Dra­ma­tur­gie der Peri­pethie. (…) es gibt gro­ße Auf­trit­te, mag sein, aber kei­ne Peri­pethie. Tat­säch­lich sehen wir, wo immer Leben sich abspielt, etwas viel Auf­re­gen­de­res: es sum­miert sich aus Hand­lun­gen, die zufäl­lig blei­ben, es hät­te immer auch anders sein kön­nen (…) Der ein­zi­ge Vor­fall, der kei­ne Vari­an­te mehr zulässt, ist der Tod. (…) Jeder Ver­such , (einen) Ablauf als den ein­zig mög­li­chen dar­zu­stel­len und (ihn) von daher glaub­haft zu machen, ist bel­le­tri­stisch; es sei denn man glau­be an die Vor­se­hung und somit (…) auch an Hit­ler.“ (Tage­bü­cher, S. 479 f)

  10. Auch von mir ein gro­ßes Dan­ke Herr @ Hubert Hecker für Ihr Updating.

    Nun über­ti­teln Sie Ihren Text nach wie vor: Homo faber – ein Alb­traum sozi­al­tech­ni­scher Ver­nunft. Aber ist es wirk­lich Ver­nunft? Kann die mensch­li­che Ver­nunft, ein Geschenk des Schöp­fer­got­tes, einen Men­schen wie Homo Faber so in die Irre füh­ren? Es war nicht die „Ver­nunft“ – im Gegen­teil: Es war die Miss­ach­tung der Stim­me sei­ner Ver­nunft, denn er woll­te ein Bild von sich sel­ber bedie­nen, das ande­re sich von IHM machen soll­ten: Damit ist Homo Faber, wie ihn Max frisch ken­nen­ge­lernt und als Gefahr für sich sel­ber erkannt hat­te, wirk­lich ein “ Pro­dukt einer tech­ni­schen Lei­stungs­ge­sell­schaft und Tüch­tig­keits­ge­sell­schaft“, der sich nach dem gesell­schaft­li­chen Außen­maß­stab „allein“ an sei­ner Tüch­tig­keit mes­sen will. Und Max Frisch zieht den Schluss: „Und die Quit­tung ist sein ver­säum­tes Leben“. 

    Das führt, im Roman in Spra­che und Inhalt viel­fach gespie­gelt, Max Frisch dem Leser in aller Klar­heit vor Augen. 

    Wer­te @ zeit­schnur, einer mora­li­sie­ren­den Kri­tik durch den Autor bedarf es nicht mehr. Wäre Max Frisch die­ser Ver­su­chung erle­gen, wäre der Roman als sol­cher lite­ra­risch erle­digt gewesen.

    • @ Sophus

      Das hab ich nicht gefor­dert – klar wäre das der Tod des Romans gewe­sen, kei­ne Fra­ge. Dar­in stim­men wir über­ein. Es gibt jedoch vie­le ande­re Wege, durch die Art der Erzähl­hal­tung auf sub­ti­le Wei­se zu erken­nen zu geben, wo man steht als Autor.
      Wie ich es dar­leg­te, ist das aber bei Frisch nicht mit trif­ti­gen Grün­den (son­dern allen­falls aus einer sub­jek­ti­ven Erwar­tungs­hal­tung des Lesers) erkennbar.

      Mein Fazit ist dar­aus: Er will das auch nicht.

      Und war­um er das nicht will, habe ich ver­sucht, zu erklären.
      Klar – das muss nicht so sein, wie immer bei lite­ra­ri­schen Analysen…

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