(Rom) Das nach-synodale Schreiben zur Bischofssynode über die Familie wird noch im März veröffentlicht. Dies sagte der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für die Familie, Kurienerzbischof Vincenzo Paglia gegenüber der portugiesischen Nachrichtenagentur Agencia Ecclesia. Ein Moraltheologe: Der Entwurf ist „zutiefst besorgniserregend“.
Die Agentur schrieb:
„Die Information wurde der Agencia Ecclesia vom Präsidenten des Päpstlichen Familienrates, Don Vincenzo Paglia, während der Weiterbildungstage für Priester in der Kirchenprovinz Süd angekündigt, die bis Donnerstag in Albufeira in Algarve stattfinden.“
Zunächst hieß es, das post-synodale Schreiben werde bereits im Februar erscheinen. Das Schreiben wird mit Spannung erwartet. Seit Papst Franziskus 2013 die Doppel-Bischofssynode über die Familie ankündigte, herrschen Spannungen in der Kirche. Es ist ein Grundsatzstreit über die Unauflöslichkeit der Ehe und die katholische Morallehre ausgebrochen. Dabei geht es um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten, und damit um die faktische Anerkennung einer Zweitehe, und um die Anerkennung der Homosexualität. Beide Punkte werden von einer liberalen Gruppe in der Kirche betrieben. Wortführer für die wiederverheirateten Geschiedenen ist Kardinal Walter Kasper. Einer der Wortführer für die Anerkennung der Homosexualität ist Kurienerzbischof Vincenzo Paglia.
Die Bischofssynode endete im Oktober 2015 mit einem mühseligen Kompromiß, der einen Bruch in der Kirche gerade noch vermeiden konnte. Dabei mußten die von Papst Franziskus unterstützten Kasperianer eine Niederlage einstecken, die sie jedoch über den Weg der „Interpretation“ und dank der Unterstützung durch den Papst doch noch in einen Sieg umdrehen wollen.
Der Entwurf „stellt das Naturrecht in Frage“
Der Vatikanist Edward Pentin vom National Catholic Register meldete heute, daß das Schreiben am 19. März, dem Fest des Heiligen Joseph und dem dritten Jahrestag der Amtseinführung von Papst Franziskus der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.
Laut Pentins „gut informierten Quellen“ soll Erzbischof Victor Manuel Fernandez, der Ghostwriter von Papst Franziskus und Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien, der Hauptautor des Schreibens sein. Fernandez ist einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus. Dieser ernannte ihn noch als Erzbischof von Buenos Aires zum Rektor trotz großer Widerstände der zuständigen römischen Bildungskongregation. Zum Papst gewählt ließ Franziskus jene seinen Zorn spüren, die sich damals der Ernennung von Fernandez widersetzt hatten, während er Fernandez zum Titularerzbischof erhob und persönlich zum Synodalen für die Bischofssynode ernannte. Fernandez gilt als Hauptautor des apostolischen Schreibens Evangelii gaudium und war Hauptredakteur des umstrittenen Schlußberichts der Bischofssynode 2015.
Er gilt als Vertreter jener Richtung, die eine Überwindung „einer Moral des Gesetzes durch eine Moral der Person“ anstreben.
Fernandez, besser bekannt unter seinem Spitznamen Tucho, hatte nach der ersten Bischofssynode über die Familie im Oktober 2014 erklärt:
„Es gab nur eine Gruppe von sechs oder sieben, etwas aggressiven Fanatikern, die nicht einmal 5 Prozent [der Synodenväter] repräsentieren. […] wenn man nicht die Vase der Pandora öffnet, endet man damit, den Schmutz unter den Teppich zu kehren und den Kopf in den Sand zu stecken wie der Vogelstrauß, indem wir uns immer mehr von der Sensibilität unserer Leute entfernen […] Wahrscheinlich haben wir es vergessen, wenigstens mit Papst Franziskus zu sagen: ‚Wer bin ich, um über die Schwulen zu urteilen?‘ “
Ein Moraltheologe, so Pentin, habe den Entwurf gesehen und sei „zutiefst beunruhigt“ darüber. Der Entwurf „stellt das Naturrecht in Frage“, so der Moraltheologe.
Mit Fernandez als Autor „verspricht es garantiert ein ‚wunderbares‘ Dokument zu werden“, so ironisch die traditionsverbundene Seite Chiesa e postconcilio.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Secretum meum mihi (Sreenshot)