Papst ändert Fußwaschungsritual am Gründonnerstag


(Rom) Papst Fran­zis­kus ändert das Fuß­wa­schungs­ri­tu­al am Grün­don­ners­tag. Künf­tig kann in der gesam­ten Welt­kir­che die sym­bo­li­sche Hand­lung wäh­rend der Hei­li­gen Mes­se vom Letz­ten Abend­mahl auch an Frau­en und Mäd­chen voll­zo­gen werden.

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Die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on erließ „auf Wunsch des Pap­stes“ ein ent­spre­chen­des Dekret. Datiert ist es vom 6. Janu­ar, dem Drei­kö­nigs­fest, und gilt bereits für den kom­men­den Grün­don­ners­tag, den 24. März 2016.

Papst Fran­zis­kus hat­te bereits an allen drei Grün­don­ners­ta­gen sei­nes bis­he­ri­gen Pon­ti­fi­kats Aus­nah­men zur bis­he­ri­gen Rege­lung prak­ti­ziert. Auch sol­che, die über die „Ver­bes­se­rung“ hin­aus­ge­hen, die von ihm nun vor­ge­nom­men wur­de. Er wusch nicht nur Frau­en und Mäd­chen die Füße, wie er es nun erlaub­te, son­dern auch Anders­gläu­bi­gen, wie es wei­ter­hin unter­sagt bleibt. So hat­te er es bereits als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires praktiziert.

Überbetonung von einem Aspekt des Gründonnerstags?

Über­haupt hielt sich der Papst bis­her am Grün­don­ners­tag kaum an die Tra­di­ti­on. Die­se sieht vor, daß das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt die Hei­li­ge Mes­se vom Letz­ten Abend­mahl, einer von weni­gen Ter­mi­nen, in sei­ner Bischofs­kir­che, der Late­ran­ba­si­li­ka, zele­briert. Die Fuß­wa­schung ist nur ein Aspekt der Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie und gilt kei­nes­wegs als der wich­tig­ste, aber als kom­ple­men­tär zu den ande­ren. Chri­stus setz­te beim Letz­ten Abend­mahl zwei Sakra­men­te ein, das Altar­sa­kra­ment und das Wei­he­sa­kra­ment. Kri­ti­ker wer­fen Papst Fran­zis­kus vor, bei­de kon­sti­tu­ti­ven Ele­men­te der Kir­che in den Schat­ten zu stel­len, indem er sich, wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gesche­hen, der öffent­li­chen Zele­bra­ti­on ent­zieht und unter Aus­schluß der ihm anver­trau­ten Kir­che in Gefäng­nis­sen, Behin­der­ten- und Migran­ten­ein­rich­tun­gen zele­brier­te. Ein­rich­tun­gen, die auch an ande­ren Momen­ten des Jah­res besucht wer­den könnten.

Die Fuß­wa­schung wird auf das Prie­ster­tum bezo­gen, wes­halb sie die Päp­ste dem Vor­bild Jesu fol­gend an zwölf Prie­stern, meist Kar­di­nä­le und Bischö­fe, in Ver­tre­tung der zwölf Apo­stel voll­zo­gen. Das Geschlecht spielt daher kei­ne unbe­deu­ten­de Rol­le. Es ist ein Gestus des Die­nens und der Demut. Sie wur­de hier­ar­chisch an den jeweils eng­sten Unter­ge­be­nen voll­zo­gen, wie es Chri­stus tat. Dar­in kommt zum Aus­druck, daß es grö­ße­rer Demut bedür­fe, den direk­ten Unter­ge­be­nen und Mit­ar­bei­tern die Füße zu waschen, mit denen man stän­dig zu tun hat, als irgend­wel­chen Fer­nen, mit denen man sonst nicht mehr in Berüh­rung kommt.

„Volle Bedeutung des Gestus zum Ausdruck“ bringen

Fak­tisch war es bereits bis­her an vie­len Orten so, daß die Bischö­fe in ihren Kathe­dra­len am Grün­don­ners­tag nicht nur Prie­stern, son­dern auch männ­li­chen Lai­en die Füße wuschen. Neu­er­dings wird die Fuß­wa­schung ver­mehrt zu Signal­wir­kun­gen mit tages­ak­tu­el­lem Bezug genützt, etwa wenn ein Bischof Flücht­lin­gen und Flücht­lings­hel­fern die Füße wäscht, oder Papst Fran­zis­kus die Grün­don­ners­ta­ge für „spek­ta­ku­lä­re“ Fuß­wa­schun­gen nütz­te. Damit wur­de eine Erwar­tungs­hal­tung geschaf­fen, die nicht nur die Medi­en betrifft, son­dern eine spek­ta­ku­lä­re und sozia­le, wenn nicht gar sozi­al­po­li­ti­sche Kom­po­nen­te hat, die von der geist­li­chen Dimen­si­on ablen­ke, wie Kri­ti­ker meinen.

In einem Brief an den Prä­fek­ten der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on erläu­ter­te Fran­zis­kus die Grün­de für die Ände­rung des Ritu­als. Er habe schon län­ger dar­über nach­ge­dacht, schon als er Kar­di­nal gewe­sen sei, heißt es dar­in. Er wol­le die Anwen­dung des Ritu­als „ver­bes­sern“, damit die „vol­le Bedeu­tung des Gestus, den Jesus beim Letz­ten Abend­mahl setz­te, sei­ne Selbst­hin­ga­be ‚bis zum Tod‘ zum Heil der Welt, sei­ne gren­zen­lo­se Lie­be‘, bes­ser zum Aus­druck komme.

Nach „sorg­fäl­ti­ger Abwä­gung“ habe er sei­nen Ent­schluß gefaßt, die Rubri­ken des römi­schen Meß­bu­ches zu ändern. „Ich ord­ne an, daß die Rubrik modi­fi­ziert wird, […] sodaß von nun an die Hir­ten der Kir­che die Teil­neh­mer an dem Ritu­al unter allen Glie­dern des Got­tes­vol­kes aus­wäh­len kön­nen“. Anders­gläu­bi­ge blei­ben damit auch wei­ter­hin aus­ge­schlos­sen. Zumin­dest offi­zi­ell. Der Papst ist natür­lich der Papst.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

 

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