„Mehr als nur eine Intuition“, daß Papst Franziskus den Zölibat in Frage stellen will


Der Pflingster-Pastor und Papst-Freund Norberto Saracco mit Franziskus
Der Pflingster-Pastor und Papst-Freund Norberto Saracco mit Franziskus

(Rom) „Daß Papst Fran­zis­kus ver­hei­ra­te­te Prie­ster will, ist mehr als nur eine Intui­ti­on.“ Dies schreibt der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster, der bereits Anfang Dezem­ber 2015 die Ver­mu­tung äußer­te, Fran­zis­kus könn­te den Prie­ster­man­gel zum The­ma der näch­sten Bischofs­syn­ode machen in der Absicht, den Prie­ster­zö­li­bat aufzuweichen.

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Nun führt Magi­ster Nor­ber­to Sar­ac­co, einen argen­ti­ni­schen Pfingst­ler-Pastor als Beleg an. Sar­ac­co ist Grün­der des pro­te­stan­ti­schen theo­lo­gi­schen Stu­di­en­zen­trums Pro­gra­ma Doc­to­ral en Teologà­a (PRODOLA), das in ver­schie­de­nen latein­ame­ri­ka­ni­schen Län­dern aktiv ist, und des­sen Stu­den­ten und Pro­fes­so­ren aus unter­schied­li­chen christ­li­chen Kon­fes­sio­nen stam­men. Sar­ac­co ist ein „lang­jäh­ri­ger Freund“ von Jor­ge Mario Berg­o­glio. Er war einer der Pasto­ren, vor denen der dama­li­ge Kar­di­nal und Erz­bi­schof von Bue­nos Aires und der päpst­li­che Haus­pre­di­ger, Pater Ranie­ro Can­tal­am­es­sa, 2006 im Luna-Park-Sta­di­on von Bue­nos Aires nie­der­knie­ten und sich seg­nen lie­ßen. Zwei Mona­te nach des­sen Wahl zum Papst hat­te ihn Fran­zis­kus in den Vati­kan ein­ge­la­den. Am 29. Mai 2013 führ­te er mit Fran­zis­kus, zusam­men mit einem „hal­ben Dut­zend wei­te­rer argen­ti­ni­scher Freun­de“, ein „lan­ges ver­trau­li­ches Gespräch in des­sen Appar­te­ment in San­ta Marta“.

Papst-Treffen 2013 mit argentinischen Freunden in Santa Marta

Papst Franziskus mit argentinischen Freunden, darunter drei protestantische Pastoren am 29. Mai 2013 in Santa Marta (Norberto Saracco ganz rechts)
Papst Fran­zis­kus mit argen­ti­ni­schen Freun­den, dar­un­ter drei pro­te­stan­ti­sche Pasto­ren, am 29. Mai 2013 in San­ta Mar­ta (Nor­ber­to Sar­ac­co ganz rechts)

Im Som­mer 2015 erzähl­te Sar­ac­co dem Jour­na­li­sten Robert Dra­per von die­sem Gespräch. Dra­per ist Autor der Titel-Geschich­te der August-Aus­ga­be von Natio­nal Geo­gra­phic, die Papst Fran­zis­kus gewid­met wur­de. Dar­in berich­te­te der Jour­na­list auch die Schil­de­rung des Pastors.

Sar­ac­cos Aus­füh­run­gen ist „eine wei­te­re Bestä­ti­gung“ zu ent­neh­men, daß „Papst Fran­zis­kus ent­schlos­sen ist, dem ver­hei­ra­te­ten Kle­rus in der latei­ni­schen katho­li­schen Kir­che eine Bre­sche zu schla­gen“, so Magister.

Von jenem Tref­fen in San­ta Mar­ta erin­nert sich Sar­ac­co vor allem an die „ent­schlos­se­ne Bekräf­ti­gung“ von Fran­zis­kus, „ab sofort Ände­run­gen ein­füh­ren zu wol­len“, und zwar in ver­schie­de­nen Berei­chen der Kir­che. Er habe die­sen Wil­len geäu­ßert, so Sar­ac­co, wohl wis­send, daß „er sich damit einen Hau­fen Fein­de“ machen wer­de, wie der Papst selbst gesagt habe.

„Nach der Familiensynode wird er den Zölibat in Frage stellen“

Pastor Sar­ac­co habe ihn damals gefragt, ob er auch dar­an den­ke, die Ver­pflich­tung für Prie­ster zum Zöli­bat auf­zu­he­ben. Über die Ant­wort von Papst Fran­zis­kus erzähl­te er Draper:

„Soll­te Fran­zis­kus den Druck der Kir­che und die Ergeb­nis­se der Fami­li­en­syn­ode über­ste­hen, den­ke ich, daß er nach die­ser Syn­ode bereit sein wird, den Zöli­bat in Fra­ge zu stellen.“

Dra­per frag­te nach und woll­te von Sar­ac­co wis­sen, ob das nur sei­ne Intui­ti­on sei oder ob das der Papst wirk­lich gesagt habe. Sar­ac­co „lach­te hin­ter­grün­dig und sag­te: ‚Das ist mehr als eine Intuition.‘“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Prodola/​Racconti evan­ge­li­ci (Screen­shots)

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