Kustos des Heiligen Landes: Christen „lassen sich Köpfe abschneiden, aber verleugnen nichts“


Der Kustos des Heiligen Landes über die Tragödie der Christen im Nahen Osten und die Unmöglichkeit eines Dialogs zwischen Religionen

(Rom) „Den Nahen Osten, wie wir ihn im 20. Jahr­hun­dert gekannt haben, gibt es nicht mehr. Er wur­de in die Luft gesprengt.“ Er ist seit 2004 Kustos des Hei­li­gen Lan­des und weiß wovon er spricht. Die Rede ist von Pater Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, einem ita­lie­ni­schen Fran­zis­ka­ner, der die 1217 vom hei­li­gen Franz von Assi­si gegrün­de­te Ordens­pro­vinz des Hei­li­gen Lan­des lei­tet. Zur Kusto­die gehö­ren Isra­el, Palä­sti­na, Jor­da­ni­en, Syri­en, der Liba­non, der Sinai, Zypern und Rho­dos. Von den Fran­zis­ka­nern wer­den unter ande­rem die Ver­kün­di­gungs­kir­che von Naza­reth, die Geburts­kir­che von Beth­le­hem und die Gra­bes­kir­che von Jeru­sa­lem betreut.

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Die zitier­ten Wor­te waren Teil der Aus­füh­run­gen von Pater Piz­za­bal­la, die er auf Ein­la­dung der Inter­na­tio­na­len Stif­tung Oasis bei der Tagung „Chri­sten im Nahen Osten und Ver­trei­bung“ äußer­te. Die Tagung fand am Diens­tag­nach­mit­tag an der römi­schen Uni­ver­si­tät La Sapi­en­za statt. Vor­sit­zen­der der Stif­tung ist Mai­lands Erz­bi­schof, Ange­lo Kar­di­nal Scola.

„Nichts wird mehr wie vorher sein“

„Die­ser Krieg, der neue Ver­hält­nis­se schaf­fen wird, hat nicht nur die Infra­struk­tu­ren und die Staa­ten zer­stört, son­dern auch das Ver­trau­en zwi­schen den ver­schie­de­nen Gemein­schaf­ten, vor allem zwi­schen den Chri­sten und der mos­le­mi­schen Mehr­heit. Nichts wird mehr wie vor­her sein“, so der Kustos.

Neben ihm am Podi­um saßen Miche­le Valen­sise, der Gene­ral­se­kre­tär des Ita­lie­ni­schen Außen­mi­ni­ste­ri­ums, und Adna­ne Mokra­ni, Dozent an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na und am Päpst­li­che Insti­tut für Ara­bi­sche und Isla­mi­sche Stu­di­en.

„Es ist nie die Rede von den obdach­los Gewor­de­nen, den Leu­ten, die ihr Haus ver­lo­ren haben und kein Geld mehr haben für einen Neu­be­ginn. Mehr als zwei Drit­tel aller Syrer leben nicht mehr dort, wo sie vor dem Kon­flikt gelebt haben. Die Situa­ti­on ist so dra­ma­tisch, daß wir  nicht ein­mal mehr mit­tei­len, wenn unse­re Ordens­an­ge­hö­ri­gen ent­führt wer­den. Wir geben es nur dann bekannt, wenn sie auch nach einer Woche noch nicht zurück sind.“

„Geblieben sind die Armen, doch fast niemand hat seinen Glauben verleugnet“

Zur Ver­ant­wor­tung der isla­mi­schen Reli­gi­ons­füh­rer sag­te der Kustos: „Die isla­mi­schen Füh­rer waren sehr schüch­tern, wenn es dar­um ging, das Abscheu­li­che zu ver­ur­tei­len, das im Gan­ge ist.“ Unter den Chri­sten „gibt es mit­ten in die­ser Kata­stro­phe auch Epi­so­den gro­ßer Ent­schlos­sen­heit. Geblie­ben sind vor allem die Armen, die nicht die Mit­tel haben, um irgend­wo­hin zu kön­nen. Sie wis­sen nicht, wohin sie gehen sol­len. Doch fast nie­mand von ihnen hat sei­nen Glau­ben ver­leug­net. Sie las­sen sich Köp­fe abschnei­den, aber ver­leug­nen nichts.“

Der Kustos berich­te­te eini­ge Zeug­nis­se, die er selbst im Nor­den Syri­ens erlebt hat, in Gebie­ten, „die unter der Kon­trol­le von Al-Qai­da-Able­gern sind“. Die­se sei­en im Ver­gleich zu den Dschi­ha­di­sten des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) „mode­ra­ter“. Erst gestern hat­te Asso­cia­ted Press Satel­li­ten­bil­der vom Klo­ster des Hei­li­gen Eli­as bei Mos­sul ver­brei­tet, das vom Isla­mi­schen Staat offen­bar schon 2014 dem Erd­bo­den gleich gemacht wor­den ist. Das Klo­ster wur­de im 6. Jahr­hun­dert vom ara­mäi­schen Mönch Eli­as gegrün­det. 1743 wur­de es auf Befehl des per­si­schen Schahs zer­stört, doch Anfang des 20. Jahr­hun­derts war nach der osma­ni­schen Chri­sten­ver­fol­gung eine Wie­der­be­le­bung durch christ­li­che Flücht­lin­ge erfolgt.

Der Aus­druck „gemä­ßigt“ sei natür­lich rela­tiv zu sehen, so der Kustos und bezie­he sich aus­schließ­lich auf den direk­ten Ver­gleich mit dem Isla­mi­schen Staat. Auch unter der Herr­schaft der „Gemä­ßig­ten“, sei es Nicht-Mos­lems ver­bo­ten, Besitz zu haben oder reli­giö­se Sym­bo­le zu zei­gen. „Weder Kreu­ze noch Sta­tu­en sind erlaubt, vom Wein für die Meß­fei­er ganz zu schwei­gen.“ Doch dort, wo er hin­ge­kom­men sei, „haben die Chri­sten nicht nach­ge­ge­ben. Kei­ner hat es zuge­las­sen, daß ihre reli­giö­sen Sym­bo­le ange­rührt wer­den, und den Meß­wein haben sie in ihren Häu­sern versteckt.“

Der islamische Fundamentalismus „komme nicht aus dem nichts. Darüber muß nachgedacht werden“

Das Pro­blem, so der Kustos, sei, daß „der heu­ti­ge Fun­da­men­ta­lis­mus ja nicht aus dem nichts kom­men kann. Es gibt immer einen Hin­ter­grund, eine Ent­wick­lung: dar­über muß man sich Gedan­ken machen.“

Er sei „über­zeugt, daß man mit­ein­an­der reden soll, denn ohne Dia­log sind wir erle­digt, ein­mal weil der Dia­log Begeg­nung mit dem ande­ren ist, zum ande­ren weil der inte­gra­ler Bestand­teil mei­nes Glau­bens­le­bens ist. Der Dia­log kann aber nur in der Wahr­heit statt­fin­den. Ich weiß nicht, ob es zwi­schen Reli­gio­nen einen Dia­log geben kann. Ich den­ke nicht. Es kann aber zwi­schen Glau­ben­den einen Dia­log geben und die Glau­bens­er­fah­rung geteilt wer­den. Das ist zu tun. Ich kann nicht glau­ben, daß ich mit andert­halb Mil­li­ar­den Men­schen nicht in Bezie­hung tre­ten soll kön­nen. Es ist eine gei­sti­ge Fehl­lei­stung, das zu den­ken. Wir müs­sen es tun, aber unter Bedin­gun­gen: dem gegen­sei­ti­gen Respekt und der Wahr­heit. Das ist kein Nach­ge­ben möglich.“

Pater Piz­za­bal­la frag­te zudem: „Was ist die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft eigent­lich und wo ist sie “, ange­sichts der „völ­li­gen Gleich­gül­tig­keit“ gegen­über dem Schick­sal der Men­schen im Nahen Osten.

Am Ran­de der Tagung bestä­tig­te der Kustos gegen­über Matteo Mat­zuzzi von der Tages­zei­tung Il Foglio, daß die isla­mi­schen Füh­rer „äußerst zurück­hal­tend sind, wenn es um die Ver­bre­chen geht“, die von den isla­mi­schen Mili­zen ver­übt wer­den. Es habe „eini­ge lobens­wer­te Aus­nah­men gege­ben, die hof­fen las­sen“, doch in der gro­ßen Mehr­zahl herr­sche Schwei­gen. Es wer­de eine har­te und schwie­ri­ge Auf­ga­be sein, den Bruch zwi­schen den Chri­sten und den Mos­lems wie­der zu kit­ten: „Das wird viel Zeit und meh­re­re Gene­ra­tio­nen in Anspruch neh­men, um zumin­dest die Koexi­stenz zu errei­chen, die es vor dem Krieg gab.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Il Foglio (Screen­shot)

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13 Kommentare

  1. Der Phi­lo­se­mi­tis­mus von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. brach­te den ori­en­ta­li­schen Chri­sten den gro­ßen Hass der isla­mi­schen Welt ein, bis ein­schließ­lich Paul VI. führ­te die Kir­che in Nah­ost eine gute, auf die ori­en­ta­li­schen Chri­sten Rück­sicht neh­men­de Diplo­ma­tie aus. Die bei­den oben ange­führ­ten Päp­ste agier­ten so , als ob die ori­en­ta­li­schen Chri­sten sie nichts angin­gen oder sie ihnen voll­kom­men gleich­gül­tig wären. Pro­fes­sor Spae­mann, der lang­jäh­ri­ge Freund von Bene­dikt XVI. sag­te es ja ein­mal so gut, es geht nicht an dass uns der Holo­caust glei­cher­ma­ßen von der Kan­zel her­un­ter ver­kün­det wird. Und wenn Pater Piz­za­bal­la sagt “ in die Luft gesprengt“ dann schiebt er ja schon wie­der den Mos­lems die Schuld sub­til in die Schu­he, und es wird der Hass noch wei­ter gesteigert.

    • Wel­che ein krau-ver­zerr­te Sicht der Dinge!

      Man soll also lie­ber Anti­se­mit sein, damit den Ori­ent­chri­sten die „Lie­be“ der Mus­li­me gesi­chert bleibt. Mot­to: Hasst den Feind dei­nes Fein­des, dann geht es dir gut!

      Sie argu­men­tie­ren in der Logik mafio­ser Vereinigungen.
      Bra­vi­s­si­mo – das ist wah­res Christentum.

      • Die Chri­sten des Ori­ents wur­den von der Kir­che grund­sätz­lich nicht geschützt, weil sie aus deren Sicht in der Mehr­heit ohne­hin von Rom Abge­fal­le­ne waren.

        Die Katho­li­ken wur­den bis in die 50er Jah­re von west­li­chen Schutz­mäch­ten geschützt – nicht von Rom. Wenn es irgend­et­was gab, wand­ten sich mus­li­mi­sche Herr­scher nicht an Rom, son­dern an Frank­reich, etwa um Instand­hal­tungs­ar­bei­ten an Gebäu­den durch­zu­füh­ren etc..

        Die Lage dort ist jedoch histo­risch so ver­schlun­gen, dass man sol­che Aus­sa­gen, wie Sie sie tref­fen, nur ver­ab­scheu­en kann.
        Sie sind demagogisch.

        Im Land Isra­el selbst geht es den ori­en­ta­li­schen Chri­sten so gut wie in kei­nem ande­ren Nah­ost­land und zwi­schen Juden und Chri­sten besteht – jen­seits der wider­wär­ti­gen und het­ze­ri­schen Islam­pro­pa­gan­da – im Ori­ent ins­ge­samt tra­di­tio­nell eine gute Bezie­hung. Bei­spiel: http://​www​.jue​di​sche​-all​ge​mei​ne​.de/​a​r​t​i​c​l​e​/​v​i​e​w​/​i​d​/​2​2​939

        Durch die dem­ago­gi­sche Het­ze sei­tens eini­ger Katho­li­ken wer­den die­se guten und alten Bezie­hun­gen zerstört.
        Die­se Schlei­me­rei an den Islam neh­me ich jeden­falls nicht unwi­der­spro­chen hin und ich gebe zu Pro­to­koll, dass ich sie nicht ver­ste­he – sonst krie­gen sich Tra­dis nicht mehr, weil wir „isla­mi­siert“ wer­den, aber im Ori­ent schei­nen Mus­li­me alle Läm­mer zu sein, die jedem ande­ren unbe­dingt vor­zu­zie­hen sind.

        Wenn F. mit den Ima­men dia­lo­gi­si­ern will, ver­fal­len drei Vier­tel der Leser hier in Schnapp­at­mung. Wenn es die­ser Kustos will, ver­fal­len alle in Schnapp­at­mung, weil die armen Mus­li­me so unge­recht behan­delt wer­den von der Kirche.

        Irgend­wann muss man sich mal ent­schei­den, wie man die Welt sehen will: durch eine ideo­lo­gi­sche Bril­le, die einen in absur­de Wider­sprü­che stürzt, oder mit kla­rem Verstand.

  2. Dan­ke an Herrn Nar­di für die­sen Artikel.
    Die Situa­ti­on im Ori­ent ist deso­lat. Vor allem durch vie­le Din­ge und Ein­mi­schun­gen die dort von außen bewirkt wer­den: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​Z​0​H​f​T​-​D​i​0​v​4​&​f​e​a​t​u​r​e​=​y​o​u​t​u​.be – der inve­sti­ga­ti­ve Jour­na­list Ken Jeb­sen belegt die Schaf­fung des IS durch die USA und die Kul­tur­un­kennt­nis des Westens. Vie­le Län­der wer­den zu ‚fai­led sta­tes‘, sogar mit unse­rem Land könn­te dies so gesche­hen. Unse­re deut­schen Sol­da­ten müs­sen über­all in der Welt mit­mi­schen anstatt dass sie bei uns für Schutz und Ord­nung sor­gen kön­nen. Alles eine kata­stro­pha­le Poli­tik. Unser Herr­gott wird ein­grei­fen und die­sem fal­schen Spiel mit den Völ­kern ein Ende berei­ten, des­sen bin ich mir sicher.

  3. Auch er spricht auf die­se unkla­re Wei­se von „Dia­log“. Er argu­men­tiert empi­risch und lei­der histo­risch ver­kürzt. Er stellt die Fra­ge, woher der Isla­mis­mus kommt und sug­ge­riert, er käme nur wegen der Krie­ge, die der Westen führt oder gar der Exi­stenz Israels.
    Das ist ein­fach nicht wahr.
    Die kri­ti­schen Stel­lung­nah­men sehr bewan­der­ter Mus­li­me zum Islam igno­riert er lei­der, auch die Tat­sa­che, dass die Lage kei­nes­wegs rosig war vor den kürz­li­chen Krie­gen und Kri­sen. Und dass der Islam schon immer, von Anfang an, „isla­mi­stisch“ vor­ging – zwar nicht alle Leu­te und jeder, aber immer so vie­le, dass jedes ander­skul­tu­rel­le Gemein­we­sen unter ihm unter­ge­hen musste.

    • Das ist sehr wohl wahr, der isla­mi­sche Extre­mis­mus ent­stand ab 1967 nach dem Nah­ost­krieg, den Isra­el mit einem „Prä­ven­tiv­schlag“ eröff­net hat­te, obwohl es damals schon Atom­bom­ben besaß. Die west­li­chen Poli­ti­ker der sieb­zi­ger und acht­zi­ger Jah­re hat­ten wegen der israe­li­schen Ver­trei­bungs­po­li­tik auch noch viel mehr Schuld­ge­füh­le, und Ronald Rea­gan nann­te die israe­li­schen Sied­lun­gen „main obs­ta­cle to peace“. Aber als Radi­kal­phi­lo­se­mi­tin ver­drän­gen Sie das. Das Gan­ze kipp­te erst, als der Busen­freund von Bene­dikt XVI., Geor­ge Bush II, die durch den Vatik­an­g­ar­ten mit­ein­an­der spa­zie­ren gin­gen, eine bedin­gungs­lo­se Freund­schaft zu Isra­el propagierte.

      • Das Pro­blem ist nur, dass die Mos­lems in Palä­sti­na und Umge­bung von Isra­el nicht Zuge­ständ­nis­se haben wol­len, son­dern Ver­schwin­den und Nichtexistenz.

      • Sie wis­sen genau, dass 1966 zahl­lo­se israe­li­sche Zivi­li­sten an syri­scher und jor­da­ni­schen Grenz­nä­he ermor­det wur­den durch stän­di­ge ara­bi­sche Terroranschläge.

        Was erwra­ten Sie?
        Dass man sich wei­ter­hin für Ter­ror zur Ver­fü­gung stellt – etwa nach Merkel-Manier?

        Und Sie wis­sen ganz genau, dass die Syrer rück­sichts­los israe­li­sches Gebiet bom­bar­dier­ten. Der alte Plan, Isra­el „ins Meer zu trei­ben“, war im vol­len Gan­ge durch Auf­rü­stung rings um das Hei­li­ge Land und per­man­te ter­ro­ri­sti­sche Akte und klei­ne­re Kriegs­hand­lun­gen (Bom­bar­die­run­gen Isra­els an den Grenzen).

        Was hät­ten Sie gemacht?
        Sich ins Meer trei­ben lassen?

        Wie sich die Nach­barn, allen vor­an Prä­si­dent Nas­ser, um Isra­el förm­lich zusam­men­rot­te­ten und auch ver­kün­de­ten, dass sie Isra­el angrei­fen würden:

        „Unser Ziel ist die Zer­stoe­rung Isra­els. Das ara­bi­sche Volk ist bereit, zu kaemp­fen. … Sharm El Sheik ist eine Kon­fron­ta­ti­on mit Isra­el.“ (Nas­ser am 26. Mai 1967)

        und zu dem Zwecke zahl­rei­che mili­tä­ri­sche „Bei­stands­pak­te“ mit den Anrai­nern schlos­sen, da und erst da reagier­te Isra­el, weil sich nach dem Holo­caust jeder Israe­li geschwo­ren hat, dass sich die Juden nie mehr taten­los abschlach­ten las­sen werden.
        http://​www​.haga​lil​.com/​i​s​r​a​e​l​/​g​e​s​c​h​i​c​h​t​e​/​1​9​6​7​-​m​a​i​.​htm
        Und das ist übri­gens auch „ius gen­ti­um“: kein Volk muss sich ein­fach weg­fe­gen lassen.

        Am 5. Juni kam Isra­el Ägyp­ten zuvor und erle­dig­te die gan­ze Ban­de in weni­gen Tagen. Danach war immer­hin für fast 10 Jah­re rela­ti­ver Frie­den für alle.

        Ich tei­le die theo­lo­gi­sche Hal­tung der Päp­ste, die Juden kämen auch ohne Jesus zum Heil, nie­mals! NIEMALS!
        Aber das hat mit der poli­ti­schen Lage nichts zu tun.
        Ich glau­be viel­mehr, dass die Juden uns eines Tages leh­ren wer­den, wie man an Jesus glaubt, nach­dem wir IHN, den Herrn, wie ein Teil der Ihren damals, ver­ra­ten und ver­kauft haben und aus unse­rer Mit­te ausgestoßen.
        Nach dem NT wer­den sie sich bekeh­ren zu ihm und ihren alten Platz ein­neh­men. Von der Kir­che heißt es, dass sie in einem gro­ßen Abfall nahe­zu unter­ge­hen wird.
        Weh uns.

        Wer die Jun­den UND die Kir­che anta­stet, hat sich selbst das Urteil gespro­chen – der gan­ze tra­di­tio­na­li­sti­sche Juden­hass wird einer der Grün­de sein, war­um die gesam­te, selbst­er­nann­te „Tra­di­ti­on“ unter­ge­hen wird.

      • Der Juden­staat Isra­el ist aus bibli­scher Sicht pro­ble­ma­tisch. Des­we­gen wur­de der poli­ti­sche Zio­nis­mus (des­sen Haupt­fi­gu­ren weder an Gott noch an die Tora glaub­ten, auf die sie sich gleich­wohl berie­fen) von einem Groß­teil der ortho­do­xen Rab­bi­ner abge­lehnt. Nun ist der Staat aber da, und bekannt­lich schreibt Gott auch auf krum­men Zei­len gera­de. Man braucht als Christ ja nicht in Israel­ver­göt­zung zu ver­fal­len – aber man darf den Staat doch nicht igno­rie­ren und jene unter­stüt­zen, die nichts weni­ger wol­len als ihn ver­nich­ten. Die­se Kari­ka­tur bringt die Situa­ti­on auf den Punkt:
        http://www.tlvfaces.com/tawato/uploads/2014/07/Branco-Cartoon-%E2%80%93-Crash-of-Civilization.jpg
        (Über­set­zung: Links – „For­de­run­gen: Tod allen Juden“; rechts – „Konn­ten Sie ihm wenig­stens auf hal­bem Wege entgegenkommen?“)

      • @ Leo Lämmlein

        Die Kari­ka­tur bringt die absur­de Posi­ti­on aggres­si­ver katho­li­scher Palä­sti­ne­ser­freun­de auf den Punkt und das ent­spricht mei­ner Posi­ti­on, wie ich sie oben dar­ge­legt habe.

        Ob der Juden­staat aus „bibli­scher Sicht“ (was ist denn das über­haupt und wer hat dar­über die Deutungshoheit?)
        „pro­ble­ma­tisch“ ist, weiß ich nicht. Immer­hin wird in der Schrift vor­her­ge­sagt, dass die Juden zurück­keh­ren wer­den am Ende der Zei­ten – ich neh­me das als Fak­tum. Es steht ja nicht da, wie das geschieht und unter wel­chen Bedin­gun­gen. Gott hat es ihnen jeden­falls damals für immer zuge­sagt, auch wenn sie immer wie­der auf­grund ihrer Glau­bens­ab­fäl­le depor­tiert und spä­ter repa­tri­iert wur­den – das ist schon im AT Leitmotiv.

        Ich weiß nur, dass er aus der Sicht ver­schie­de­ner Per­so­nen oder Com­mu­ni­ties pro­ble­ma­tisch ist. Aus mei­ner Sicht übri­gens nicht!

        Die Ortho­do­xen sind auch nicht alle anti­zio­ni­stisch, das ist eine Legen­de. Man­che davon sind es, ande­re wie­der­um nicht.

        Die Ortho­do­xen hat­ten eine ande­re Vor­stel­lung. Sie dach­ten, dass sie dann zurück­keh­ren wer­den, wenn der Mes­si­as mit star­ker Hand sein Volk zurück­füh­ren wird.

        Unterm Strich aber – und das ist grund­le­gend, gehen alle Juden davon aus, dass Isra­el instand­ge­setzt wür­de. Nur der Zeit­punkt ist strittig.

        Ich ste­he auf dem Stand­punkt, dass Isra­el ein poli­ti­sches und histo­ri­sches Fak­tum ist, ein poli­ti­sches Fak­tum nach einer abso­lut schwe­ren Zeit für das jüdi­sche Volk, die nicht zuletzt Deutsch­land ihnen berei­tet hat, aber ins­ge­samt und histo­risch gese­hen sowohl das christ­li­che Abend­land als auch die isla­mi­sche Umma. Nach die­ser gro­ßen Not ist es ein ein­zi­ges Wun­der, dass sie noch leben!

        Ein ähn­li­ches Wun­der ist, dass es die Kir­che trotz der immensen Bos­heit, die sich in ihr immer stär­ker aus­to­ben kann, immer noch gibt…

        Dass sie über­lebt haben ist Got­tes Hand. Er ist der Sou­ve­rän und wird sie nicht nur in ihr Land, son­dern auch zu sich selbst zurück­füh­ren, wäh­rend die Kir­che bis auf einen klei­nen Rest unter­ge­gan­gen sein wird.

        Das poli­ti­sche Fak­tum steht unter der Zulas­sung Got­tes und wir haben kei­ne Kom­pe­tenz zu bestrei­ten, dass das so auch sein Wil­le ist, obwohl die Ide­ege­ber des Pro­jek­tes Isra­el noch nicht gläu­big waren.

        Was aber ein­deu­tig ist und abso­lut zu ver­ab­scheu­en, das ist der isla­misch-ara­bi­sche Anti­ju­da­is­mus, der vor kei­ner Mord­tat, Intri­ge und Gemein­heit zurück­schreckt – nicht mal vor dem zahl­rei­chen Opfer sei­ner eige­nen Kin­der. Die könn­ten in schön­stem Frie­den da unten leben, wenn sie Isra­el aner­ken­nen wür­den und sich ein ver­nünf­ti­ges Leben auf­bau­en. Und wenn die Sau­dis nicht nur Bom­ben und Ter­ror finan­zie­ren wür­den, son­dern ver­nünf­ti­ge, lebens­be­ja­hen­de Projekte…
        Dass vie­le ori­en­ta­li­sche Chri­sten in Palä­sti­na sich mit die­sem Pack gemein gemacht haben – dafür zah­len sie nun.
        Auch das muss man klar sehen: sie waren es, die ange­fan­gen haben, mit kri­mi­nel­len Mit­teln gegen Isra­el vorzugehen.
        Und nicht nur das: Sie bil­de­ten auch unse­re kom­mu­ni­sti­schen Ter­ro­ri­sten aus, die schon damals unse­re Län­der mit Hass und Ter­or überzogen.

        Es ist mir unver­ständ­lich, dass Katho­li­ken nicht sehen wol­len, dass die­se ara­bi­sche Hal­tung aus der Fin­ster­nis gebo­ren war und ist. Es waren die Füh­rer der Chri­sten, die die Chri­sten in den Abgrund gerit­ten haben.

        Wir wer­den uns noch sehr wun­dern über das, was gesche­hen wird

      • /​/​Ob der Juden­staat aus „bibli­scher Sicht“ (was ist denn das über­haupt und wer hat dar­über die Deutungshoheit?)
        „pro­ble­ma­tisch“ ist, weiß ich nicht.//

        „Bibli­sche Sicht“: recher­chie­ren unter -> „bibli­sche Theo­lo­gie“, -> „syste­ma­ti­sche Theologie“. 

        /​/​Immerhin wird in der Schrift vor­her­ge­sagt, dass die Juden zurück­keh­ren wer­den am Ende der Zei­ten – ich neh­me das als Fak​tum​.Es steht ja nicht da, wie das geschieht und unter wel­chen Bedingungen.// 

        Doch, dar­über ist bei den Pro­phe­ten geschrie­ben (Hese­kiel u.a.), und dar­um auch wider­setz­te sich damals ein gro­ßer Teil des ortho­do­xen Juden­tums dem poli­ti­schen Zio­nis­mus. Heu­te sind die Geg­ner nicht mehr die jüdi­sche Ortho­do­xie, son­dern sie sind unter den soge­nann­ten „Ultra­or­tho­do­xen“ zu fin­den. Die lie­fern Ihnen auch die (alt­te­sta­ment­li­chen) bibli­schen Argu­men­te gegen den Zio­nis­mus und säku­la­ren jüdi­schen Staat.
        Die Chri­sten hat­ten zusätz­li­che Argu­men­te aus dem Neu­en Testa­ment. Das muss man der katho­li­schen Kir­che zugu­te hal­ten, und die Kir­chen der Refor­ma­ti­on folg­ten ihr dar­in ja.
        Das änder­te sich erst mit dem Ent­ste­hen der dispensational(istisch)en Bibel­aus­le­gung, beson­ders der End­zeit, durch John Nel­son Dar­by, Anfang des 19. Jahr­hun­derts. Dar­by war, auch wenn er dar­über schwieg, beein­flusst von dem Jesui­ten­pa­ter Ema­nu­el Lacun­za, der unter dem Autoren­pseud­onym Juan Josa­fat Ben Ezra ein ein­schlä­gi­ges Werk ver­öf­fent­licht hat­te (“La veni­da del Mesías en glo­ria y maje­sta­d”, 1811).
        Popu­la­ri­siert wur­de der Dis­pen­sa­tio­na­lis­mus durch die Anmer­kun­gen der von Rev. C. I. Sco­field her­aus­ge­ge­be­nen Bibel, die welt­wei­te Ver­brei­tung fand. Sco­field selbst war theo­lo­gisch wohl durch eine jewish con­nec­tion in sei­ner Bio­gra­phie beeinflusst.
        Anti­zio­ni­sti­sche bibli­sche Argu­men­te aus christ­li­cher Sicht kann man z.B. in die­sem Arti­kel finden:
        http://​apo​sta​sia​.net/​n​o​d​e​/​132
        Mein per­sön­li­cher Stand­punkt ist der einer grund­sätz­li­chen, aber kri­ti­schen Soli­da­ri­tät mit dem bestehen­den Staat Isra­el – im Hin­blick auf sei­ne gott­ge­woll­te Zukunft und natür­lich auf die Men­schen, die heu­te dort unter stän­di­ger Bedro­hung leben.

      • Nun denn, @ Leo Lämm­lein, dann sind wir uns in die­sem Punkt ja prin­zi­pi­ell einig!

        Dan­ke für Ihre Zusatzinfos!

        Wie ich sag­te, ken­ne ich ja die jüdi­sche Sicht der Ultras, aber das ist eben Aus­le­gungs­sa­che. Genau­so ist die – dog­ma­tisch nicht defi­nier­te – katho­li­sche Sub­sti­tu­ti­ons­theo­lo­gie nur eine theo­lo­gi­sche Mei­nung und kann daher bezwei­felt wer­den, was ich tue.
        Ich bezweif­le aber auch die Theo­lo­gie JP II – so stimmt es eben auch nicht.
        Mei­ne theo­lo­gi­sche Sicht, zu der ich bis dato gekom­men bin, habe ich oft schon dargelegt.

        Ihr Satz wei­ter oben, dass Gott auf krum­men Lini­en grad­schreibt, lei­tet auch mei­ne Vor­stel­lung, was die Juden heu­te und Isra­el betrifft. 

        Eines ist jedoch gewiss: Er liebt sie trotz allem und hat mit ihnen sei­ne Plä­ne und nichts wird ihn hin­dern, sie durchzuführen.

        Ich bin über­zeugt: Wehe dem, der sich da hin­dernd ein­mi­schen will!

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