Eine weitere große Irrlehre…


Foto: Ernest Herbert ('E.H.') Mills, 1909

Eine wei­te­re gro­ße Irr­leh­re hat ihren Ursprung in den Angrif­fen auf die Moral, vor allem die Sexualmoral…

Der Wahn­sinn von mor­gen ist nicht in Mos­kau, son­dern eher in Man­hat­tan beheimatet.

Gil­bert Keith Che­ster­ton: The next here­sy, 1926

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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21 Kommentare

  1. Das Zitat heißt kom­plett eigentlich:

    „The next gre­at here­sy is going to be sim­ply an attack on mora­li­ty; and espe­ci­al­ly on sexu­al mora­li­ty. And it is coming, not from a few Socia­lists sur­vi­ving from the Fabi­an Socie­ty, but from the living exul­tant ener­gy of the rich resol­ved to enjoy them­sel­ves at last, with neither Popery nor Puri­ta­nism nor Socia­lism to hold them back… The roots of the new here­sy, God knows, are as deep as natu­re its­elf, who­se flower is the lust of the fle­sh and the lust of the eye and the pri­de of life. I say that the man who can­not see this can­not see the signs of the times; can­not see even the sky­signs in the street that are the new sort of signs in hea­ven. The mad­ness of tomor­row is not in Mos­cow but much more in Man­hat­tan – but most of what was in Broad­way is alre­a­dy in Piccadilly.“

    http://​ame​ri​can​che​ster​ton​so​cie​ty​.blog​spot​.de/​2​0​1​0​/​0​3​/​n​e​x​t​-​g​r​e​a​t​-​h​e​r​e​s​y​-​q​u​o​t​e​.​h​tml

    Deutsch:

    „Die näch­ste gro­ße Häre­sie wird ein­fach ein Angriff auf die Mora­li­tät sein; und da spe­zi­ell auf die Sexu­al­mo­ral. Und das kommt nicht von ein paar über­le­ben­den Sozia­li­sten der Fabi­an-Gesell­schaft, son­dern von der der leben­di­gen, sich sich erhe­ben­den Ener­gie der Rei­chen, die los­ge­las­sen sind, sich end­lich zu amü­sie­ren, und kein Papst­tum, kein Puri­ta­nis­mus und kein Sozia­lis­mus kann sie zurück­hal­ten. Die Wur­zeln der neu­en Häre­sie, weiß Gott, sind so tief wie die Natur selbst, deren Blu­me die Flei­sches­lust und die Augen­lust und die Hof­fart des Lebens ist. Ich sage, dass der Mann, der das nicht sieht, nicht die Zei­chen der Zeit sieht, nicht die „Erden­him­mels­zei­chen“ auf der Stra­ße sieht , die die neue Art von Him­mels­zei­chen sind. Der Wahn­sinn von mor­gen ist nicht in Mos­kau, son­dern eher in Man­hat­tan – aber das mei­ste, was auf dem Broad­way war, ist schon am Picadilly.“

    Das ist natür­lich etwas tricky – man muss genau hinhören.
    Es geht hier nicht um das Mos­kau von heu­te, son­dern das zur Zeit Che­ster­tons – die frisch­ge­backe­ne Zen­tra­le des Welt­kom­mu­nis­mus 1926!

    Wäh­rend alle Welt, allen vor­an hyste­ri­sche Kon­ser­va­ti­ve im Bol­sche­wis­mus und Sozia­lis­mus die Häre­sie par excel­lence sahen, tut Che­ster­ton das nicht.

    Das, was Che­ster­ton als „Neue Häre­sie“ bezeich­net, ist kei­ne „Leh­re“, auch kei­ne „Irr­leh­re“, son­dern der Ver­lust jeder Leh­re, sei sie irr oder nicht. 

    Der Ver­lust jeder Leh­re, die man als sol­che bezeich­nen kann, wur­de eben nicht im Sozia­lis­mus deut­lich, der eine Leh­re IST (!), son­dern am faschis­mus, der tat­säch­lich kei­ner­lei kon­si­sten­tete Lehr­re auf­weist, son­dern nur noch Bruch­stücke von Gedan­ken, Split­tern an gei­sti­gen Zusam­men­hän­gen, die auch schnell wie­der gebro­chen oder neu ver­häck­selt wer­den kön­nen. Ein Faschist kann nie sagen, um was es eigent­lich so ganz genau und prin­zi­pi­ell (phi­lo­so­phisch gese­hen) geht. Er ist der zuneh­mend vul­gä­re­re Ver­such, einer ange­maß­ten Eli­te ein mög­lichst gro­ßes Macht­feld, ein mög­lichst tota­les, ein­zu­räu­men – was immer der Des­pot dort dann tut.

    Im Westen hat sich ein tat­säch­lich faschi­sto­ides System eta­bliert, das mög­lichst vie­len Des­po­tie-Teil­ha­bern („Bür­gern“) mög­lichst viel vom gro­ßen Kuchen des Lebens sichern soll­te. So haben wir die Welt unter­wor­fen und aus­ge­saugt. Heu­te steht die­se Welt an unse­ren Bet­ten und ver­langt Rede und Ant­wort. Sie über­rollt uns geradezu…

    Wenn 1926 Man­hat­tan schon ver­las­sen war und der Pica­dil­ly Cir­cus der Ort die­ser Lebens­hof­fart und ‑gier war, dann dürf­te er heu­te auch Mos­kau längst pas­siert haben und bereits in Peking und Sin­ga­pur sitzen.

    Und das ist auch die pro­phe­ti­sche Rich­tung des Tex­tes, der uns erklärt, dass alles aus­ge­reizt ist und war­um heu­te Mas­sen an men­schen zu uns wol­len, weil auch sie end­lich an der Hof­fart des Lebens teil­ha­ben wollen.

    Die „neue Häre­sie“ ist bei Che­ster­ton die Abwe­sen­heit jedes gei­sti­gen Zusam­men­hangs, jeder phi­lo­so­phi­schen Grund­la­ge als poli­ti­sches Programm.

    • Cha­peau Zeit­schnur, aber: Der Faschis­mus ist auch nur eine Spiel­art des Bol­sche­wis­mus, wie der Sozia­lis­mus und Demo­kra­tis­mus auch. Selbst der US-ame­ri­ka­ni­sche Neo­kon­ser­va­tis­mus hat sei­nen Ursprung dar­in. Wir haben es poli­tisch eben doch mit einem welt­wei­ten Sie­ges­zug des Bol­sche­wis­mus zu tun. Die­ser hat dann wohl die­sel­be Natur wie der „gesell­schaft­li­che Wan­del“ auch, der nichts ande­res ist, als die Puber­tät einer sich zivi­li­siert wäh­nen­den Welt. Man ent­deckt die Ver­nunft und über­hebt sich sogleich. Und ohne sei­ne Got­tes­eben­bild­lich­keit ver­tiert der Mensch wie­der und selbst im Vati­kan wird nicht mehr Gott son­dern das Tier spek­ta­ku­lär ver­herr­licht und auch die päpst­li­chen Eitel­kei­ten erfah­ren einen neu­en Höhepunkt.

      • Das bestrei­te ich zwar nicht, aber der Faschis­mus ist in sich gebro­chen und basiert auf kei­ner in sich schlüs­si­gen Theo­rie. Er ver­kop­pelt pseu­do­ka­tho­li­sche mit sozia­li­sti­schen „Kol­lek­tiv­ideen“, roya­li­sti­schen Asso­zia­tio­nen (mon­ar­chen­ähn­li­cher „Füh­rer“ oder „star­ker Mann“) und Natio­na­lis­mus, im schlim­me­ren Fall auch Rassismus. 

        Es ist tat­säch­lich die­se mili­tä­risch durch­or­ga­ni­sier­te „Form­lo­sig­keit“ das eigent­li­che Pro­blem, von dem Che­ster­ton spricht.

        Der Sozialismus/​Kommunismus ist eine dem Chri­sten­tum kon­kur­rie­ren­de Heils­leh­re. Er ist aber defi­ni­tiv eine ech­te Leh­re („doc­tri­na“).

        Faschis­men sind kei­ne „Leh­re“. Ich habe in mei­nem Stu­di­um damals immer nach einer kon­si­sten­ten (!!!) dok­tri­nel­len Grund­la­ge der diver­sen Faschis­men gesucht – es gibt sie nicht.
        Und des­halb sind sie auch für die Katho­li­ken die wesent­lich grö­ße­re Ver­füh­rung und Ver­su­chung gewe­sen und sind es noch.

        Beim Kom­mu­nis­mus gehen sofort alle Warn­lam­pen an: Vor­sicht! Kon­kur­rie­ren­de Irrlehre!

        Der Faschis­mus bot den Katho­li­ken vie­le Pro­jek­ti­ons­flä­chen für ihre total ver­welt­lich­ten, from­men Sehn­süch­te (Kir­che muss welt­li­che Macht haben um fast jeden Preis!) und bestach durch sei­ne dok­tri­nel­le „Lee­re“, die man glaub­te, dann selbst fül­len zu können.

        Von daher kann man auch die­je­ni­gen demo­kra­ti­schen Poli­ti­ker, auch die der Zen­trums­par­tei, im Dt. Reich ver­ste­hen, die ernst­haft dach­ten, man könn­te die­se bizarr auf­tre­ten­de „Lee­re“ „unter Kon­trol­le hal­ten“, weil man ihr gei­stig doch über­le­gen sei.

  2. Zur heu­ti­gen Sexu­al­mo­ral: es sind immer die Inva­li­den, die sich beson­ders ger­ne mit krie­ge­ri­schen The­man bafassen!

  3. Genau so ist es und nun tobt die ent­fes­sel­te Flei­sches­lust durch die Stra­ßen der Städ­te (sie­he Köln) und gleich einer Tsu­na­mi wird sie alles überrollen.
    Nein,einen Atom­krieg brau­chen wir wirk­lich nicht mehr.

  4. Das ist durch­aus inter­es­sant, was Sie da schrei­ben. aller­dings wur­de die Moral auch zur Sowjet­zeit stark beein­träch­tigt, was nun wirk­lich nicht über­se­hen wer­den darf. Den Faschis­mus haben Sie erfreu­lich klar gekenn­zeich­net, er kann näm­lich in der Tat alles Mög­li­che beinhalten.

    • Das tra­di­tio­nel­le Fami­li­en­le­ben und die Reli­gi­on waren die haupt­säch­li­chen Trä­ger der alten Kultur.
      Des­we­gen war die Poli­tik der Befür­wor­tung von Abtrei­bung eines der Instru­men­te der gewünsch­ten vor­re­vo­lu­tio­nä­ren Zer­stö­rung der rus­si­schen Fami­lie und der rus­si­schen Kultur.

      Andrej Popov, The USSR

      Die Kom­mu­ni­sten in den USA konn­ten die Ver­bre­chen Sta­lins nicht mehr län­ger leug­nen. Sie frag­ten sich, ist Klas­sen­kampf uner­läss­lich? Soll eine kom­mu­ni­sti­sche Par­tei den Staat regie­ren? Dies ver­lang­te nur Lenin, nicht aber Max und Engels. Wozu eine revo­lu­tio­nä­re Trans­for­ma­ti­on der Gesell­schaft durch Auf­ruf der Mas­sen zu har­ter Arbeit set­zen? War­um die Trans­for­ma­ti­on zum Kom­mu­nis­mus nicht auf der Sehn­sucht nach Bequem­lich­keit auf­bau­en, auf den Wider­wil­len, mora­li­sche Ver­pflich­tun­gen zu erfül­len? Die Pflich­ten der Ehe­leu­te, ein­an­der treu zu sein und sich gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen, die Pflich­ten der Kin­der, den Eltern zu gehor­chen und sie zu ach­ten, die Pflich­ten der Eltern, sich um ihre Kin­der zu sor­gen. Soll­ten nicht die bis­he­ri­gen Pflich­ten der Fami­lie bei der Erzie­hung der Kin­der vom Staat über­nom­men wer­den? Und war­um nicht die Men­schen vom lei­di­gen Suchen nach der Wahr­heit befrei­en und war­um ihnen nicht sagen, daß es im Grun­de genom­men gar kei­ne Wahr­heit gibt, son­dern nur ein­zel­ne Mei­nun­gen exi­stie­ren. War­um den Men­schen nicht eine Ent­bin­dung von all die­sen Pflich­ten anbie­ten? Eröff­net sich hier nicht ein Weg, mit des­sen Hil­fe man die Ent­täu­schung über den „alten“ Kom­mu­nis­mus überwindet?
      Das war der Weg. So sind die neue lin­ke poli­ti­sche Phi­lo­so­phie und die neue lin­ke Poli­tik enstanden.

      Der genia­le Che­ster­ton wuß­te längst, daß es die Moral, die Ehe und die Bezie­hung zwi­schen Mann und Frau betref­fen würde.

      Die Idee für das Zitat und die Erläu­te­run­gen stam­men aus dem Buch „Die Löwen kom­men“ von Vladimír Pal­ko (http://​www​.fe​-medi​en​.de/​e​p​a​g​e​s​/​f​e​-​m​e​d​i​e​n​.​s​f​/​d​e​_​D​E​/​?​O​b​j​e​c​t​I​D​=​7​1​541)

      • Übri­gens wur­de in der Anfangs­zeit der Sowjet­uni­on die Sexu­al­mo­ral total libe­ra­li­siert. Gera­de die Zwan­zi­ger­jah­re, in denen Che­ster­ton schrieb, waren davon mas­siv geprägt. So „geni­al“ ist er also nicht, denn er hät­te sehen müs­sen, dass die tota­le Frei­ga­be der Sexua­li­tät nicht in den USA ent­stand, son­dern in Russland.

        Sie bezie­hen sich auf eine viel spä­te­re Zeit.

        Che­ster­ton schrieb das 1926!

        Es kann aber auch sein, dass die­se Form­lo­sig­keit eine Fol­ge de 1. Welt­krie­ges war und ist. 

        Die For­schung über die ver­hee­ren­den Fol­gen des 1. Welt­krie­ges roll­te erst mit dem 100jährigen Geden­ken 2014 an – immer hat­te man auf den 2. WK gestarrt und über­se­hen, dass Bene­dikt XV. bereits im 1. WK pro­phe­tisch vor­her­sah, dass Euro­pa sich mit die­sem Krieg selbst zer­stö­ren würde.

        Es waren lei­der auch hier wie­der reak­tio­nä­re katho­li­sche Kräf­te, die bei die­sem Papst ihre Papo­la­trie flugs auf den Mist war­fen und ihm nicht gehorch­ten und gegen ihn arbei­te­ten und den Krieg schür­ten. Der Kle­rus der ein­zel­nen Län­der hetz­te jeweils gegen das ande­re Land und die Wor­te des Pap­stes blei­ben unge­hört, der den dämo­nisch geschür­ten Hass von Katho­li­ken gegen Katho­li­ken als den Beginn des Endes des Abend­lan­des ansah.
        Pius X. hat­te offen­bar die Zei­chen der Zeit nicht erfasst und kurz vor der Eska­la­ti­on der Gewalt in Ser­bi­en noch zur ver­hee­ren­den Brüs­kie­rung der Habs­bur­ger und ihres jahr­hun­der­te­al­ten Rechts als Schutz­macht der Katho­li­ken im ortho­do­xen Gebiet ein Kon­kor­dat mit Ser­bi­en geschlos­sen, durch­ge­führt übri­gens von Pacel­li im Auf­trag Pius X., das mit zu den Aus­lö­sern des 1. WK zählt, weil es den Hass und die Emo­tio­nen mas­sivst mit anheiz­te. Pius X. ist eine der selt­sam­sten Gestal­ten der Kir­chen­ge­schich­te. Als der 1. WK aus­brach, leb­te er noch, ihm soll aber das „Herz gebro­chen sein“, wie man viel­fach lesen kann – nur warum?
        Denn auch er hat doch die­sen Krieg mit­ge­schürt. Ich mag nicht glau­ben, dass er die Machen­schaf­ten Pacel­lis nicht mit­be­kom­men haben soll. Außer­dem pass­ten sie ja zu sei­nen – aus heu­ti­ger Sicht – fast wahn­haf­ten zen­tra­li­sti­schen Ambi­tio­nen, die hier förm­lich über poli­ti­sche Lei­chen gingen.

        Heu­te wird dis­ku­tiert, ob die rus­si­sche Revo­lu­ti­on ohne den ver­hee­ren­den Krieg der West­eu­ro­pä­er über­haupt in die­ser Wei­se hät­te statt­fin­den kön­nen udn man kommt immer mehr zum Schluss: nein!

        Die USA waren aber damals noch (!) nicht im Spiel. Das kam erst gegen Ende des Krie­ges, und damit erst ihr Ein­fluss in kul­tu­rel­ler Hinsicht.

        Ich den­ke, Che­ster­ton sieht das schief, erfasst aber sen­si­bel das, was auch Mose­bach in sei­nem Buch „Die Häre­sie der Form­lo­sig­keit“ beschreibt.

        Che­ster­ton nennt übri­gens die Mora­li­tät im gan­zen – nicht bloß die Sexu­al­mo­ral. Man kann nur sagen, dass sie am Ende der Mora­li­tät steht. Und wenn auch sie fällt, ist alles hin.

  5. Inter­es­sant dabei ist, dass Che­ster­ton auch dem „Papis­mus“ („Popery“) kei­ner­lei Chan­ce ein­räumt, den Nie­der­gang jeg­li­cher Moral Ein­halt zu gebieten.
    Also er meint: Das „Heil­mit­tel“ des Papis­mus, auf das die Kir­che set­zen woll­te bringt hier gar nichts.
    Er hat damit auch eine inter­ne Kri­tik an der vati­ka­ni­schen Stra­te­gie geäu­ßert und damit in jedem Fall… rechtbehalten.

  6. Dass der Faschis­mus irgend etwas mit der Kir­che zu tun haben könn­te, wie Zeit­schnur auch bei­läu­fig meint, ist abwe­gig. Not­wen­di­ge Auto­ri­tät darf nicht mit Tota­li­ta­ris­mus ver­wech­selt wer­den. In der Ten­denz ist zu dem Arti­kel jetzt viel gesagt/​geschrieben wor­den. Der Sozia­lis­mus der Sowjet­uni­on schlug auch in die glei­chen Ker­ben wie Ent­wick­lun­gen anders­wo, wie hier auch klar von Ver­schie­de­nen aus­ge­drückt wor­den ist. Der Bezugs­text ist mit Ein­schrän­kun­gen somit aussagefähig.

    • Mit „not­wen­di­ger Auto­ri­tät“ hat der Faschis­mus in der Tat nichts zu tun – aber mit einer Über­stei­ge­rung und Tota­li­sie­rung der Auto­ri­tät schon.

      Ich kann das hier nicht aus­brei­ten, aber die Kir­che bzw. eine gro­ße Frak­ti­on ihrer Expo­nen­ten trägt sogar erheb­li­chen Anteil an der Her­aus­bil­dung des Faschis­mus, und nur so kann man auch ver­ste­hen, dass der Vati­kan immer ger­ne dabei war, wenn es dar­um ging, faschi­sti­sche Syste­me zu unter­stüt­zen oder schön­zu­re­den – sor­ry, aber das ist eine kom­ple­xe Sache und die Tat­sa­che, dass es vie­le Katho­li­ken gab, die den­noch dem Faschis­mus wider­stan­den, ist eher der Gna­de Got­tes geschul­det als dem, was das Papst­tum sich gelei­stet hat. Nach­dem ich immer mehr Details stu­die­re, wird mir die ver­hee­ren­de Rol­le der Päp­ste immer kla­rer, wobei Bene­dikt XV. und Pius XI. in jedem Fall kla­rer sahen und bes­ser zu beur­tei­len sind als ins­be­son­de­re Pius XII., der vom Beginn des 20. Jh an die Strip­pen zog und für man­che Ent­wick­lung per­sön­lich mit ver­ant­wort­lich ist. Dabei kann man sagen, dass Hoch­hut ihn noch viel zu mil­de beur­teilt hat, weil er vie­les nicht im Blick hat­te – je mehr Quel­len zugäng­lich wer­den, desto ver­hee­ren­der die Erkennt­nis­se. Es ist aber ein ver­wickel­ter gei­stes­ge­schicht­li­cher Pro­zess, den man nicht mal kurz schil­dern kann…

      Sie kön­nen mir glau­ben, @ Rein­hold: Ich wünsch­te, es wäre anders!
      Aber ich kann mir nicht sehen­den Auges etwa vorlügen.

  7. Wer es noch nicht glau­ben will, der lese das, was in der Sowjet­uni­on just im Jahr 1926, als Chje­ster­ton sei­ne Bemer­kung schrieb, gesetz­lich durc­ge­zo­gen wurde:

    “ Das Gesetz von 1926 legt fest:

    - Es gibt zwei Arten der Ehe­schlie­ßung, die „regi­strier­te“ und die „nicht registrierte“;

    - die zwei­te beruht auf gegen­sei­ti­ger Aner­ken­nung und wird recht­lich durch Zusam­men­le­ben, gegen­sei­ti­ge mate­ri­el­le Unter­stüt­zung und die gemein­sa­me Erzie­hung der Kin­der bestä­tigt. Sie ist gleich­wer­tig mit der „regi­strier­ten“ Ehe. Die Ehe­leu­te wäh­len einen gemein­sa­men Namen, ent­we­der den des Man­nes oder den der Frau. Sie behal­ten ihre ursprüng­li­che Nationalität.

    Die Schei­dung ist frei, im Fall der nicht regi­strier­ten Ehe bedarf sie kei­ner­lei For­ma­li­tä­ten. Im Fall einer neu­er­li­chen Hei­rat wird sie als „auto­ma­tisch voll­zo­gen“ angesehen.

    Und es kommt noch „schlim­mer“: Das sowje­ti­sche Regime schafft die Geset­ze ab, wel­che die Homo­se­xua­li­tät bestra­fen, erlaubt Schwan­ger­schafts­ab­brü­che (die zur sel­ben Zeit in Frank­reich unter Stra­fe gestellt wer­den). Sie sol­len in Spi­tä­lern durch­ge­führt wer­den, „the­ra­peu­tisch und kosten­los“ sein, als Reak­ti­on auf die zahl­rei­chen gehei­men Abor­te. Man spricht sogar von Gebur­ten­re­ge­lung durch Emp­fäng­nis­ver­hü­tung, aber dafür feh­len die tech­ni­schen Mittel.“

    Quel­le: http://​www​.schat​ten​blick​.de/​i​n​f​o​p​o​o​l​/​g​e​i​s​t​/​h​i​s​t​o​r​y​/​g​g​n​e​u​1​5​2​.​h​tml

    • Das christ­li­che Men­schen­bild postu­liert die Eben­bür­tig­keit von Mann und Frau beson­ders in ihrer Wür­de vor Gott. Aber das christ­li­che Men­schen­bild postu­liert auch die wesens­mä­ßi­ge Unter­schied­lich­keit von Mann und Frau.
      Wenn Mann und Frau zusam­men­kom­men um eine Fami­lie zu grün­den, muß man die gemein­sa­men Auf­ga­ben aufteilen.
      Es war schon immer ein gro­ßes Man­ko in jeder Kul­tur, auch in der christ­li­chen, dass Mann und Frau so ver­trau­ens­voll mit­ein­an­der reden kön­nen um sich gegen­sei­tig in ihren Bedürf­nis­sen einer­seits und im gegen­sei­ti­gen Respekt ander­seits zu akzep­tie­ren und somit wahr­haf­tig lie­ben zu ler­nen, was ja das Ziel eines jeden Chri­sten ist.
      Aber in wel­cher Reli­gi­on ist die Lie­be das Wich­tig­ste? Nur in der von Jesus Chri­stus gestif­te­ten Religion.

      • Das war nun zwar nicht das The­ma, aber einen „wesen­mä­ßi­gen Unter­schied“ kann das Chri­sten­tum nicht postu­lie­ren, ohne sich an der Schöp­fungs­ord­nung zu ver­feh­len – und genau des­halb hat auch die Kir­che nicht voll­stän­dig ein­lö­sen kön­nen, was der Frau (und mit ihr dem Mann! – Denn wer sie beraubt, beraubt ihn noch viel mehr!) zustünde.

        Nach der Gene­sis gibt es kei­nen Wesen­un­ter­schied. Das ist ein­deu­tig aus­ge­sagt, indem erzählt wird, dass die Frau aus der Sub­stanz (also dem „Wesen“ zu Deutsch) des Man­nes genom­men und geformt ist. Bei­de haben also exakt die­sel­be Sub­stanz und das­sel­be Men­schen­we­sen. Das haben bei aller teil­wei­sen Frau­en­ver­ach­tung selbst die frü­hen Kir­chen­vä­ter ein­deu­tig so auf­ge­fasst. Es gibt kei­nen Wesens­un­ter­schied! Man hat das behaup­tet und Bar­rie­ren errich­tet, behaup­tet, Frau­en könn­ten dies nicht und Män­ner jenes nicht. Heu­te hat sich gezeigt, dass sich das – ohne die Bar­rie­ren – als Lüge erwie­sen hat. Frau­en und Män­ner kön­nen im Prin­zip alles gemein­sam. Wenn sie nicht ein Wesen hät­ten, könn­ten sie auch nicht „ein Fleisch“ wer­den – ja: selbst das kön­nen sie wer­den! Sie ste­hen sich viel, viel näher, als wir das über­haupt erah­nen! Nicht umsonst mahnt Pau­lus gera­de die Män­ner, die den Unter­schied so hoch­hal­ten: „Wer sich selbst liebt, liebt sei­ne Frau, denn nie­mand kann sein eige­nes Fleisch has­sen.“ Nach Pau­lus IST die Frau förm­lich der Mann (und umge­kehrt). Von da aus lei­tet er auch die mysti­sche Ver­ei­ni­gung Chri­sti mit der Kir­che her.

        Es exi­stiert aller­dings ein Unter­schied in der leib­li­chen Erschei­nung und Auf­ga­be. Dar­aus kann und darf aber kein onto­lo­gi­scher Unter­schied geschlos­sen werden.

        Man hat viel­mehr im Hei­den­tumm nach dem „Natur­recht“ und auch in der Kir­che nach wie vor das „Wesen“ der Frau dämo­ni­siert – auch in der Kir­che. Der Islam hat die­se sünd­haf­te christ­li­che und jüdi­sche Tra­di­ti­on dann fort­ge­führt und hält sie uns heu­te wie einen Spie­gel vor Augen. Der hl. Fran­zis­kus ver­bot sei­nen Brü­dern, die Kla­ris­sen „Schwe­stern“ zu nen­nen und warn­te davor, sie anzu­se­hen oder in ihre Augen zu schau­en, weil die den „bösen Blick“ hät­ten. Aus die­sem heid­ni­schen Aber­glau­ben kommt auch die Kopf­tuch­tra­ge­rei, die auch in der Kir­che irr­tüm­lich von Tra­dis pro­pa­giert wird: Das Tuch soll der Frau eine „Macht in den Nacken set­zen“ (wie Pau­lus die­sen Aber­glau­ben refe­riert), damit ihre Dämo­nie nicht wir­ken kann. Histo­ri­ker haben ent­deckt, dass man damals tat­säch­lich dem Aber­glau­ben anhing, Frau­en wür­den ohne Kopf­be­deckung so sehr dämo­ni­siert, dass sie z.B. unfrucht­bar wür­den. Pau­lus sagt daher das, was natür­lich und gut ist: die Frau hat eine natür­li­che Kopf­be­deckung: ihr Haar – und das ist auch gut so und genügt.

        Sie haben recht: der wah­re Glau­be wür­de einen wah­ren Geschlech­ter­frie­den her­ge­ben müs­sen, aber gera­de auch in der Kir­che wur­de – neben vie­len Ver­bes­se­run­gen – der Unfrie­den und die Sün­de wei­ter tra­diert, und das ent­ge­gen dem Ver­hal­ten Jesu, ent­ge­gen der Got­tes­mut­ter und ent­ge­gen den Pastoralbriefen.

        Ich selbst sehe es aber so, dass die Ernied­ri­gung der Frau als Fol­ge des Sün­den­falls in die­sem Äon noch nicht über­wun­den wer­den kann, eben­so wie wir ster­ben müs­sen und der Acker ver­dornt ist. 

        Umso genia­ler, aus die­ser Not eine ech­te Tugend zu machen (bei Pau­lus) und die Ehe als Sinn­bild der Bezie­hung zwi­schen Chri­stus und Kir­che zu deuten!

        Aber wie gesagt: Hier in mei­nem Kom­men­tar ging es um etwas ande­res – sei­en Sie doch so freund­lich und lesen Sie auch das, was ich hier zur histo­ri­schen Ent­wick­lung der recht­li­chen sexu­el­len Libe­ra­li­sie­rung geschrie­ben habe, die eben nicht Ame­ri­ka, son­dern Russ­land ver­ant­wor­tet. Che­ster­ton sah das nicht richtig.

      • Geht es nicht auch dar­um, wer die­se Ent­wick­lung in Ruß­land mög­lich gemacht hat; die­se Kräf­te ent­fal­te­ten ihre Wir­kung sowohl aus Man­hat­tan als auch aus London.

      • @ The­re­min

        Hä?
        „Die­se Kräf­te“ – ja, woher kamen die eigentlich?
        Aus Man­hat­tan ganz gewiss nicht!

        Es ist hart – aber nein: Ame­ri­ka ist nun mal nicht an allem schuld!

  8. @Zeitschnur „Frau­en und Män­ner kön­nen im Prin­zip alles gemeinsam. “

    Also ich kann kei­ne Kin­der bekommen.

    Das habe ich eigent­lich mit wesen­mä­ßi­gen Unter­schied gemeint. 

    Als Mensch sind sie sich gegen­sei­tig in Ihrer NATUR gleich. In ihrem Wesen unter­schei­den sie sich aber.

    Aber ich bin sicher dass Sie mich verstehen.

    • Nein – sie sind in Wesen und Natur gleich, sind aber mit einem unter­schied­li­chen mate­ri­el­len Erschei­nungs­bild ausgestattet.

      Sie kön­nen sehr wohl Kin­der bekom­men – eben ver­mit­telt über die Frau. ich mei­ne: Sie sind davon nicht aus­ge­schlos­sen, denn die Frau bekommt ande­rer­seits das Kind auch nicht ohne Sie.
      Und so ist es mit allem.
      Mensch­sein „funk­tio­niert“ nur gemein­sam als Mann und Frau. Eben weil es ein Wesen ist.

      Ich den­ke, das trotz der natür­lich immer viel grö­ße­ren Unähn­lich­keit der Mensch hier wirk­lich Eben­bild Got­tes ist:

      Auch in der Tri­ni­tät gibt es Unter­schie­de in der „Tätig­keit“, aber das Wesen ist bei den drei Per­so­nen eins. Das ist ja das Ergeb­nis des Kamp­fes gegen den Arianismus.

      Die Annah­me, die Geschlech­ter sei­en nicht wesens­gleich, ist daher als ein aria­ni­sches Relikt und ten­den­zi­ell häre­tisch anzusehen.

  9. @Zeitschnur

    Ich habe in Afri­ka und Latein­ame­ri­ka gelebt und gear­bei­tet. Und ich habe dort ähn­li­ches beob­ach­tet, was sie über Russ­land gesagt haben.

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