Der Soziologe auf dem Papstthron – Anmerkungen zum politischen Denken von Papst Franziskus


Time kürte Papst Franziskus zum Mann des Jahres 2013

(Rom) Ita­li­ens links geführ­te Regie­rung mit schwä­cheln­dem bür­ger­li­chen Bei­wa­gen drängt auf die Ein­füh­rung der „Homo-Ehe“. Papst Fran­zis­kus ermu­tigt die Katho­li­ken aber nicht, dage­gen Wider­stand zu lei­sten, son­dern for­dert sie zur Abrü­stung auf. „Genau so mach­te er es auch in Argen­ti­ni­en“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.
Wäh­rend Fran­zis­kus die ohne­hin nicht all­zu wage­mu­ti­gen katho­li­schen Legio­nen in Sachen Homo­se­xua­li­tät und Abtrei­bung lähmt, for­dert er gleich­zei­tig eine mas­si­ve Auf­rü­stung in Sachen Migra­ti­ons­för­de­rung und Armuts­be­kämp­fung. Das katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt mutet den Katho­li­ken ein kon­trast­rei­ches Pro­gramm zu. In klei­nen Schrit­ten soll an die­ser Stel­le eine unvoll­stän­di­ge, besten­falls bruch­stück­haf­te Annä­he­rung an das poli­ti­sche Den­ken von Papst Fran­zis­kus ver­sucht werden.

2010, Buenos Aires, Argentinien

Anzei­ge

„Jor­ge Mario Berg­o­glio mag die Stra­ße in Fest­stim­mung und betend, aber nie poli­tisch aggres­siv“, so Magister.

Kon­kret bedeu­tet das, daß er 2010 die Katho­li­ken unver­rich­te­ter Din­ge wie­der nach Hau­se schick­te, die sich ein Herz gefaßt hat­ten und vor dem argen­ti­ni­schen Par­la­ment gegen die dro­hen­de Ein­füh­rung der „Homo-Ehe“ pro­te­stier­ten. Der Erz­bi­schof mach­te sei­ne Auto­ri­tät gel­tend, um die Katho­li­ken davon zu über­zeu­gen, den „Kon­flikt zu vermeiden“.

In einem pri­va­ten Brief an Klau­sur­schwe­stern schrieb Berg­o­glio, daß bei der Ein­füh­rung der „Homo-Ehe“ kein gerin­ge­rer als der „Vater der Lüge“, der Teu­fel selbst am Werk sei, der „die Kin­der Got­tes ver­wir­ren will“. In der Öffent­lich­keit sag­te er aber kein Wort davon. Das Schrei­ben ließ er durch­sickern. Kri­ti­ker war­fen ihm bereits damals vor, er habe damit nur die from­men Katho­li­ken beru­hi­gen wol­len, um sich dem Vor­wurf zu ent­zie­hen, geschwie­gen zu haben.

Als Berg­o­glio im März 2013 zum Papst gewählt wur­de, erin­ner­ten argen­ti­ni­sche Katho­li­ken schnell an sein schweig­sa­mes Ver­hal­ten von 2010. Und eben­so schnell kur­sier­te als „Gegen­be­weis“ der Brief mit der Gebets­auf­for­de­rung an die Kar­me­li­tin­nen und der für euro­päi­sche Ohren hef­ti­gen Nen­nung des Teu­fels höchst­selbst, als Urhe­ber der „Homo-Ehe“. Die Sache blieb damit unent­schie­den. So mögen es eigent­lich Poli­ti­ker gerne.

2015, Rom, Italien

In Ita­li­en, wie in ande­ren Län­dern, berei­ten Rich­ter seit Jah­ren den Boden für einen radi­ka­len Ein­griff in das Ehe- und Fami­li­en­recht. 2012 wies der Ober­ste Gerichts­hof zwar den Antrag auf Aner­ken­nung einer im Aus­land geschlos­se­nen „Homo-Ehe“ ab, bemerk­te aber in einem Neben­satz, daß die ita­lie­ni­sche Rechts­ord­nung nicht natur­ge­ge­ben für eine Ehe­schlie­ßung einen Unter­schied der Geschlech­ter voraussetze.

2014 waren es die Ver­fas­sungs­rich­ter, die an einem Neben­schau­platz die Brech­stan­ge ansetz­ten, um die beson­de­re Stel­lung und den Schutz der natür­li­chen Ehe zwi­schen einem Mann und einer Frau in der Rechts­ord­nung aus den Angeln zu heben. Sie erklär­ten jenen Teil eines älte­ren Geset­zes für ver­fas­sungs­wid­rig, das die auto­ma­ti­sche Auf­lö­sung der Ehe im Fal­le einer Geschlechts­um­wand­lung durch einen Ehe­part­ner vor­sah. Der Gesetz­ge­ber habe „eine alter­na­ti­ve Form“ einzuführen.

Mit dem Geset­zes­de­kret Cirin­nà  soll die Gleich­stel­lung gleich­ge­schlecht­li­cher Part­ner­schaf­ten mit der Ehe in das Bür­ger­li­che Gesetz­buch ein­ge­führt wer­den. Fak­tisch wird ein neu­es Rechts­in­sti­tut nur für Homo­se­xu­el­le geschaf­fen. Damit sol­len homo­se­xu­el­le Part­ner­schaf­ten der Ehe gleich­ge­stellt, aber nicht als Ehe bezeich­net wer­den. Benannt ist der Geset­zes­ent­wurf nach der links­de­mo­kra­ti­schen Sena­to­rin Moni­ca Cirin­nà , einer ehe­ma­li­gen Grü­nen, die 2008, nach­dem die Grü­nen bei den Par­la­ments­wah­len den Wie­der­ein­zug ver­paßt hat­ten, zu den Links­de­mo­kra­ten wech­sel­te. Cirin­nà  ist mit einem ehe­ma­li­gen links­de­mo­kra­ti­schen Sena­tor verheiratet.

Ihr Ent­wurf sieht auch die Aus­wei­tung des Adop­ti­ons­rechts auf homo­se­xu­el­le Paa­re vor, sofern es sich um Kin­der han­delt, die bio­lo­gisch von einem Teil des Paa­res abstam­men. Lin­ke Poli­ti­ker machen dabei kein Hehl dar­aus, daß die­se Rege­lung nur die Vor­stu­fe zur „Homo-Ehe“ sei. Das ideo­lo­gi­sche Postu­lat bleibt uner­bitt­lich gegen die natür­li­che Ehe gerich­tet. Was die poli­ti­sche Lin­ke und Homo-Ver­bän­de näm­lich als „Gleich­stel­lung“ und Abschaf­fung einer „Dis­kri­mi­nie­rung“ for­dern, sehen Katho­li­ken, aber nicht nur sie, als ideo­lo­gisch moti­vier­tes Atten­tat auf Ehe und Fami­lie als Grund­zel­le des Staates.

Am 26. Janu­ar beginnt der ita­lie­ni­sche Senat die Debat­te über den Gesetzentwurf.

Family Day, eine Million gegen die Gender-Ideologie

Am 20. Juni 2015 gin­gen am Fami­ly Day eine Mil­li­on Men­schen in Rom auf die Stra­ße, um gegen die Lega­li­sie­rung der „Homo-Ehe“ und gegen die Ein­füh­rung der Gen­der-Theo­rie an den Schu­len zu pro­te­stie­ren. Mit einer so impo­san­ten Zahl hat­ten weder die Orga­ni­sa­to­ren und schon gar nicht die poli­ti­schen Geg­ner gerech­net. Über­rascht wur­de auch der Vatikan.

Obwohl ver­schie­de­ne Initia­ti­ven von Katho­li­ken im Vati­kan vor­stel­lig wur­den, will Papst Fran­zis­kus nichts von einem „Wider­stand“ hören. Von sei­ner bereits 2010 ein­ge­nom­me­nen Hal­tung rückt er nicht ab. Bischof Galan­ti­no, Gene­ral­se­kre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz und der „Mann des Pap­stes“ in die­sem Gre­mi­um, hat­te im Vor­feld „alles nur Denk­ba­re“ unter­nom­men, um den Fami­ly Day noch in der Wie­ge zu ersticken. Der Auf­trag zu die­ser Betrieb­sam­keit, dar­in sind sich Beob­ach­ter einig, konn­te nur vom Papst selbst gekom­men sein.

Allen Prü­geln zum Trotz, die den Ver­an­stal­tern zwi­schen die Füße gewor­fen wur­den, ver­sam­mel­te sich eine gigan­ti­sche Men­schen­men­ge. Der Papst aber hüte­te sich davor, der Groß­ver­an­stal­tung sei­nen Segen zukom­men zu lassen.

Donner an ungehörter Stelle

Fran­zis­kus don­ner­te gegen „die neue ideo­lo­gi­sche Kolo­nia­li­sie­rung, die die Fami­lie zer­stö­ren wol­le“, und „gegen die Gen­der-Theo­rie, jenen Irr­tum des mensch­li­chen Den­kens“. Doch die­se Wor­te sag­te er nicht in Rom auf dem Peters­platz, son­dern wäh­rend sei­ner Süd­ost­asi­en-Rei­se im fer­nen Mani­la, vom Kar­nickel-Sager bestens zuge­deckt, und in Nea­pel. Nea­pel wäre gar nicht so weit von Rom ent­fernt und immer­hin die dritt­größ­te Stadt Ita­li­ens, doch der Papst sprach die Wor­te in einem Kon­text ohne erkenn­ba­ren Zusam­men­hang. Dabei gilt das argen­ti­ni­sche Kir­chen­ober­haupt als Mei­ster dar­in, sei­nen Gesten und Wor­ten bei Bedarf maxi­ma­le Auf­merk­sam­keit zu sichern. Glei­ches muß also auch im Umkehr­schluß ange­nom­men werden.

Han­delt es sich nur um einen Cau­dil­lo-Popu­lis­mus, wie er Fran­zis­kus von ver­schie­de­ner Sei­te vor­ge­wor­fen wur­de? Nur um tak­ti­sche Fle­xi­bi­li­tät in der nüch­ter­nen Ein­schät­zung der real­po­li­ti­schen Macht­ver­hält­nis­se? Rüh­ren daher die wider­sprüch­li­chen Signa­le, etwa von Audi­en­zen mit den reich­sten Män­nern der Welt einer­seits und anti­ka­pi­ta­li­sti­schen Links­extre­mi­sten ande­rer­seits? Popu­lis­mus, soviel steht fest, greift bei einem Jesui­ten zu kurz. Was Fran­zis­kus wirk­lich in sei­ner Jugend und als jun­ger Mann präg­te, das Den­ken in sei­ner Fami­lie und sei­ner Lehr­mei­ster, wur­de bis­her zu wenig unter­sucht. Es ist kaum etwas dar­über bekannt. Was hat es mit dem „argen­ti­ni­schen Weg“ der Befrei­ungs­theo­lo­gie auf sich, was mit der soge­nann­ten „Volks­theo­lo­gie“. Vor allem: Wel­che tat­säch­li­che Bedeu­tung hat­ten und haben die­se Ideen für Papst Fran­zis­kus? Papst Fran­zis­kus ana­ly­siert aus einem bestimm­ten Blick­win­kel die Welt, ver­fügt über ein real­po­li­ti­sches Den­ken und hegt per­sön­li­che Sym­pa­thien. Dar­aus ergibt sich jene „links­la­sti­ge“ Mischung, „sini­stro­sa“ sag­te der Papst, über die er selbst scherz­te. Ob mit den Super­rei­chen wie Ronald Lau­der (Jüdi­scher Welt­kon­greß) oder Eric Schmidt (Goog­le), den Links­ra­di­ka­len Alexis Tsi­pras (Syri­za) oder Gian­ni Vat­ti­mo (Radi­ka­le, Links­de­mo­kra­ten, Kom­mu­ni­sten), oder US-Prä­si­dent Barack Oba­ma und UNO-Gene­ral Ban Ki-moon: Papst Fran­zis­kus bleibt in sei­nen Kon­tak­ten streng in der lin­ken Reichs­hälf­te.

Doch zurück nach Ita­li­en: Im ver­gan­ge­nen Novem­ber, als Fran­zis­kus in Flo­renz der ita­lie­ni­schen Kir­che die Levi­ten las, ließ er sie auch wis­sen, daß Katho­li­ken ruhig Poli­tik machen könn­ten, sich aber aus dem Kopf schla­gen soll­ten, daß Bischö­fe sie dabei anfüh­ren. Eine Mah­nung an Bischö­fe und Gläubige.

Bereits 2007 hat­te ein Fami­ly Day statt­ge­fun­den und die schon von der dama­li­gen Links­re­gie­rung beab­sich­tig­te Ein­füh­rung von ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaf­ten, auch homo­se­xu­el­len, ver­hin­dert. Der Fami­ly Day 2007 war noch offi­zi­ell von der Bischofs­kon­fe­renz orga­ni­siert wor­den. Davon konn­te 2015 kei­ne Rede mehr sein. Dem Teil­neh­mer­an­drang tat die von Bischof Galan­ti­no durch­ge­führ­te Distan­zie­rung kei­nen Abbruch. Die Gel­tend­ma­chung des Gewichts die­ser Ver­an­stal­tung am Tag danach litt jedoch im Ver­gleich zu 2007 erheb­li­chen Scha­den. Jene, die nun die unüber­hör­bar gewor­de­ne Stim­me des Vol­kes in die poli­ti­sche Waag­scha­le legen hät­ten sol­len, drück­ten sich her­um. Die katho­li­schen Poli­ti­ker, kul­tu­rell chro­nisch in der Defen­si­ve, lei­den, bis auf Aus­nah­men, unter Nach­gie­big­keit. Ohne Druck haben sie wenig Rück­grat. Der hät­te von den Bischö­fen zu kom­men, was Papst Fran­zis­kus aber nicht will.

Volk ohne Hirten

Selbst Kir­chen­ver­tre­ter, die gegen Galan­ti­nos Wil­len den Fami­ly Day unter­stütz­ten, füg­ten sich anschlie­ßend dem „Berg­o­glio-Kurs“ und gin­gen auf Distanz. Kar­di­nal Gual­tie­ro Bas­set­ti, der Erz­bi­schof von Peru­gia und stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Bischofs­kon­fe­renz, war im Febru­ar 2014 über­ra­schend von Fran­zis­kus zum Kar­di­nal erho­ben wor­den, obwohl der Bischofs­sitz von Peru­gia nicht mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­den ist, wäh­rend der Patri­arch von Vene­dig und der Erz­bi­schof von Turin leer aus­gin­gen. Bas­set­ti hat­te eif­rig und erfolg­reich zur Teil­nah­me am Fami­ly Day auf­ge­ru­fen, der zu einer der größ­ten nicht-lin­ken Mas­sen­kund­ge­bun­gen der euro­päi­schen Nach­kriegs­ge­schich­te wur­de. Das will etwas heißen.

Doch heu­te redet Bas­set­ti ganz anders. Der Fami­ly Day sei „geschei­tert“ und soll­te nicht wie­der­holt wer­den. Zum Jah­res­be­ginn 2016 wider­sprach er gegen­über dem Cor­rie­re del­la Sera nur mehr dem Adop­ti­ons­recht für Homo­se­xu­el­le, mein­te aber anson­sten, daß es „rich­tig“ sei, homo­se­xu­el­le Paa­re, wenn auch nicht als Ehe, anzuerkennen.

Glei­ches gilt für Gian­lui­gi De Palo, den Vor­sit­zen­den des katho­li­schen Fami­li­en­fo­rums, eines 1992 gegrün­de­ten Dach­ver­ban­des, dem mehr als 40 katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen ange­hö­ren, von den katho­li­schen Fami­li­en­ver­bän­den über die katho­li­schen Juri­sten bis zur Bewe­gung für das Leben. Gegrün­det wur­de das Forum, um unter den heu­ti­gen Gege­ben­hei­ten poli­ti­scher Ent­schei­dungs­fin­dung Lob­by­ing zu betreiben.

Ohne die Rück­deckung der katho­li­schen Hier­ar­chie wird dem katho­li­schen Löwen jedoch der Zahn gezo­gen. In Sachen „Homo-Ehe“ ist dies nach dem Auf­bäu­men der Mil­li­on im Juni 2015 weit­ge­hend erfolg­reich gesche­hen. Dabei bestä­ti­gen alle seriö­sen Mei­nungs­um­fra­gen, daß die Ita­lie­ner, trotz einer homo­phi­len Pres­se, mit einer erdrücken­den Zwei­drit­tel- bis Drei­vier­tel-Mehr­heit die Gleich- oder Ähn­lich­stel­lung homo­se­xu­el­ler Paa­re mit der Ehe und erst recht das Adop­ti­ons­recht ableh­nen: sie­he die aktu­el­len Umfra­gen der Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tu­te IPR Mar­ke­ting, Pie­po­li, Rena­to Mann­hei­mer und Ipsos, Fer­ra­ri Nasi & Associati.

Die Übereinstimmung mit der Gegenseite

Fran­zis­kus bevor­zug­te die Rol­le des „sanf­ten Pap­stes, die ihm in Sachen Homo­se­xua­li­tät von einer wohl­wol­len­den lai­zi­sti­schen Pres­se zuge­spro­chen und von die­ser in höch­sten Tönen gefei­ert wird. Dabei kann er zu ande­ren Fra­gen auch ganz ande­re Töne anschla­gen, etwa wenn es um die Ein­wan­de­rung und die Armut geht. Die Bruch­li­nie ver­läuft zwi­schen gesell­schafts- und sozi­al­po­li­ti­schen The­men. Wer eine links­li­be­ra­le oder lin­ke Hal­tung hat, wird sich sogar zu allen The­men in mehr oder weni­ger Über­ein­stim­mung mit die­sem Papst sehen. Genau die­ser Umstand läßt zahl­rei­che Katho­li­ken sich ungläu­big die Augen reiben.

Was die Migran­ten­flüs­se anbe­langt, faßt Papst Fran­zis­kus sei­ne unum­stöß­li­che Posi­ti­on mit einem Wort zusam­men: „Will­kom­men“. Wer sich der „Will­kom­mens­kul­tur“ wider­setzt oder auch nur Zwei­fel äußert, bekommt eine päpst­li­che Schel­te ver­ab­reicht. Und was für eine: Ihnen schleu­dert Fran­zis­kus unter­schieds­los und ohne jede Dif­fe­ren­zie­rung das Wort „Schan­de“ entgegen.

Dabei hütet sich das Kir­chen­ober­haupt, irgend­wen nament­lich zu nen­nen. Das ist auch gar nicht nötig. Vie­le wer­den durch das Papst­wort zum Schwei­gen gebracht. Wer die Mas­sen­zu­wan­de­rung will, weiß im Papst einen genia­len Unter­stüt­zer und begna­de­ten Pro­pa­gan­di­sten an der Sei­te. Den poli­ti­schen Wil­len mit der Moral­keu­le zu ver­knüp­fen lie­fert das durch­schla­gen­de Instru­men­ta­ri­um für Mer­kels „alter­na­tiv­lo­sen“ Kurs.

Lam­pe­du­sa – Emblem des poli­ti­schen Den­kens von Papst Franziskus

Kir­chen­ver­tre­ter, Kle­ri­ker wie Lai­en, die dem Papst und die­sem Den­ken nahe­ste­hen, haben die Ankla­ge bereit­wil­lig auf­ge­grif­fen. Im Mund von Wiens Erz­bi­schof, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born, wur­de aus der „Schan­de“ ein „Schock, wirk­lich ein Schock“, daß ost­mit­tel­eu­ro­päi­sche Katho­li­ken kei­ne Begei­ste­rung dafür auf­brin­gen kön­nen, von isla­mi­schen Ein­wan­de­rern über­rollt wer­den zu sol­len. Die­se Ableh­nung der Mas­sen­ein­wan­de­rung sei ein „Skan­dal“, tön­te Schön­born im Dezem­ber 2015 in der slo­wa­ki­schen Wochen­zeit­schrift Tyz­den (Die Woche). „Eine Ver­nunft­rech­nung zeigt, dass Euro­pa Mil­lio­nen von Zuwan­de­rern braucht, um unse­ren Lebens­stil auf­recht­zu­er­hal­ten“, so Schön­born. Spä­te­stens an die­ser Stel­le steht man vor der ver­such­ten Qua­dra­tur des Kreises.

Die klei­ne Insel Lam­pe­du­sa wur­de durch Papst Fran­zis­kus zum welt­wei­ten Sym­bol der „Tra­gö­die“ gemacht. Gemeint ist damit eine ein­sei­ti­ge mora­li­sche Ankla­ge gegen jede kri­ti­sche Mei­nung zur Migra­ti­ons­fra­ge, die kei­nen Wider­spruch dul­det. Hier zeig­te sich das poli­tisch-media­le Genie des Pap­stes. Des­sel­ben Man­nes, der in Sachen Homo­se­xua­li­tät, Gen­der-Theo­rie und Abtrei­bung zau­dert wie ein mit­tel­eu­ro­päi­scher Bischof, als wüß­te er nicht, wie mit Poli­tik und Medi­en umzu­ge­hen sei.

Es fehlt in Rom nicht an Kri­ti­kern, die behaup­ten, daß Papst Fran­zis­kus, trotz scherz­haf­ter Demen­ti, „links tickt“. Roma­ni­sche Süd­län­der hät­ten eine gewis­se Distanz zum Dog­ma­tis­mus, den sie durch Gefühls­be­tont­heit auf­wie­gen. Dem­nach, so die Kri­tik, sei Fran­zis­kus ein „Über­zeu­gungs­tä­ter“. Sein Den­ken ent­spre­che der poli­ti­schen Lin­ken. Im argen­ti­ni­schen Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf im Herbst 2015 unter­stütz­te er, bei­spiels­wei­se, den links­po­pu­li­sti­schen Kan­di­da­ten, obwohl die­se Rich­tung „Homo-Ehe“ und Abtrei­bung einführte.

Drei Päpste: Johannes Paul II. der Philosoph, Benedikt XVI. der Theologe, Franziskus der Soziologe

Ein nament­lich lei­der nicht nenn­ba­rer Prä­lat an der Römi­schen Kurie brach­te es wie folgt auf den Punkt: „Johan­nes Paul II. war der Phi­lo­soph, Bene­dikt XVI. der Theo­lo­ge und Fran­zis­kus ist nun der Sozio­lo­ge auf dem Papst­thron“. Und wei­ter: „Neh­men Sie eine gesell­schafts- oder sozi­al­po­li­ti­sche Fra­ge, schau­en Sie, wel­che Mei­nung die poli­ti­sche Lin­ke dazu hat und Sie wis­sen, wel­che Mei­nung der Papst dazu hat, noch bevor er sich dazu äußert. Und je wei­ter links Sie nach­fra­gen, desto näher kom­men Sie sei­nem Denken.“

Auf die Nach­fra­ge, ob das hei­ße, daß Fran­zis­kus der radi­ka­len Lin­ken näher­stün­de als der gemä­ßig­ten, also bei­spiels­wei­se den Grü­nen und der Links­par­tei näher als der Sozi­al­de­mo­kra­tie, bejah­te der Prä­lat: „Im Zwei­fels­fall ja. Was die Sym­pa­thien angeht, fühlt sich Fran­zis­kus den Links­ra­di­ka­len und sogar den Links­extre­mi­sten näher als den ver­bür­ger­lich­ten Sozi­al­de­mo­kra­ten, Links­li­be­ra­len oder Wohl­stands-Grü­nen. Nur, das alles eben ohne die mar­xi­stisch-leni­ni­sti­sche Revo­lu­ti­on. Eben mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­gie ohne die Bezeich­nung mar­xi­stisch. Er will kei­ne Mos­kau­er Sowjet­dik­ta­tur, kei­nen christ­li­chen Mar­xis­mus, aber ein mar­xi­sti­sches Chri­sten­tum. Mar­xi­sti­sches Den­ken für Marx ist laut Fran­zis­kus eine abzu­leh­nen­de Ideo­lo­gie, mar­xi­sti­sches Den­ken für Chri­stus hin­ge­gen sein Ideal.“

Armut und radikaler Islam in der Lesart von Papst Franziskus

Ita­li­ens seit einem Jahr amtie­ren­der Staats­prä­si­dent ist Katho­lik und Links­de­mo­krat. Eigent­lich eine der­zeit jen­seits des Tibers gern­ge­se­he­ne Mischung. Als Ser­gio Mat­tar­el­la aber in der drücken­den Ein­wan­de­rungs­fra­ge dif­fe­ren­zier­te und davon sprach, daß es Kriegs­flücht­lin­ge gebe, denen gehol­fen wer­den müs­se, aber auch ande­re Migran­ten gebe, die zurück­zu­wei­sen sei­en, herrsch­te eisi­ges Schwei­gen im Vatikan.

Der Armut in der Welt setzt Fran­zis­kus die Drei T ent­ge­gen, die über­setzt auf Land, Haus und Arbeit lau­ten. Dabei neh­me der Papst, so der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Ange­lo Pane­bi­an­co, latent eine „Ver­schwö­rung“ der Kapi­ta­li­sten gegen die Armen des Pla­ne­ten an. Am 12. Juli auf dem Rück­flug von Para­gu­ay ant­wor­te­te der Papst auf die Fra­ge eines deut­schen Jour­na­li­sten, ob er in sei­ner Ana­ly­se nicht den Mit­tel­stand ver­ges­se: Ja, das sei ein „Feh­ler“. Sofort rela­ti­vier­te Fran­zis­kus jedoch die­se Aus­sa­ge, denn letzt­lich wer­de der Mit­tel­stand „immer klei­ner“, auf­ge­rie­ben zwi­schen der zuneh­men­den sozia­len Unge­rech­tig­keit zwi­schen Rei­chen und Armen. Die Les­art bleibt marxistisch.

Wäh­rend Fran­zis­kus anfangs auch zum Islam und dem isla­mi­schen Ter­ro­ris­mus auf­fäl­lig schwieg, wie er zur Abtrei­bung schweigt, nimmt er neu­er­dings Stel­lung. Er hält an der Umar­mung der „abra­ha­mi­ti­schen Reli­gio­nen“ fest, die er vor der Kla­ge­mau­er in Jeru­sa­lem mit einem jüdi­schen Rab­bi und einem isla­mi­schen Imam voll­zog, und beklagt die Gewalt im Namen der Reli­gi­on, ohne den Islam, von dem kon­kret die Gewalt aus­geht, aber beim Namen zu nennen.

Die isla­mi­sche Radi­ka­li­tät sieht Fran­zis­kus näm­lich als Fol­ge von west­li­cher Aggres­si­on und Armut. Auch dar­in bleibt Fran­zis­kus ganz Mar­xist. Das Nega­ti­ve am Islam sei eine Fra­ge struk­tu­rel­ler Unge­rech­tig­kei­ten und nicht etwa im Islam und im Koran selbst grund­ge­legt. Auch dar­in folgt Fran­zis­kus frap­pie­rend einer bestimm­ten Richtung.

„Auch hier scheint die poli­ti­sche Les­art des Pap­stes von der Wirk­lich­keit los­ge­löst. Und bleibt daher wir­kungs­los“, so der Vati­ka­nist San­dro Magister.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Time (Screen­shot)

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13 Kommentare

  1. Der Papst för­dert (bewusst oder nicht ist hier nicht die Fra­ge) mit die­ser Hal­tung die Isla­mi­sie­rung Euro­pas! Das bedeu­tet: die­ser Papst ist eine Stra­fe für die Kirche!

  2. „… und dann wird der Gesetz­lo­se geof­fen­bart wer­den, den der Herr ver­zeh­ren wird durch den Hauch sei­nes Mun­des, und den er durch die Erschei­nung sei­ner Wie­der­kunft besei­ti­gen wird, ihn, des­sen Kom­men auf­grund der Wir­kung des Satans erfolgt, unter Ent­fal­tung aller betrü­ge­ri­schen Kräf­te, Zei­chen und Wun­der und aller Ver­füh­rung der Unge­rech­tig­keit bei denen, die ver­lo­ren­ge­hen, weil sie die Lie­be zur Wahr­heit nicht ange­nom­men haben, durch die sie hät­ten geret­tet wer­den kön­nen.“ 2 Thess 2,8–10

  3. er setzt ein­fach kon­se­quent den Weg Paul VI Hum­a­nae Vitae war ein zuge­ständ­nis an die Kon­ser­va­ti­ven um sie ruhig zu stel­len in sachen Lit­ur­gie reform Öku­me­ne ect heu­te stel­len sie kein Pro­blem mehr da also jetzt wird da kein zuge­ständ­nis mehr gemacht

    • Was fuer eine Arroganz!
      Die „boe­sen Kon­ser­va­ti­ven“ hal­ten den gan­zen Laden doch noch zusammen.
      Sie haben die „alte Mes­se“ geret­tet und durch ihre Beharr­lich­keit das Moto Pro­prio von Papst Bene­dikt 16 erwirkt !
      Die „hoch­ge­lob­te“ Kon­zils­kir­che ist doch fak­tisch tot !
      Kaum Kir­chen­be­su­cher, heil­los zer­spal­ten, in Auf­loe­sung begrif­fen und mit einem „Hir­ten“ aus­ge­stat­tet, der kei­ner sein will.
      Zusam­men­ge­hal­ten durch die nor­ma­ti­ve Kraft der Kirchensteuer.
      Aber ganz nah an der Gen­der-Homo-Schei­dungs- etc. Welt.
      Die­se von vie­len „gelob­te“ Kir­che ist auf dem ganz brei­ten Weg ins Verderben.

  4. Ist das die Gei­ßel Got­tes über Kir­che: wie Er im Alten Testa­ment, die alten Got­tes­volk bestraft, straft Er jetzt das neue Volk Gottes:

    Mit auf die Rede von Papst Bene­dikt XVI für die Diö­ze­san­prie­ster von Rom im Jahr 2013 (“The Bishops said: no, let’s not do that. We are bishops, we our­sel­ves are the sub­ject of the Syn­od; we do not sim­ply want to appro­ve what has alre­a­dy done, but we our­sel­ves want to be the sub­ject, the prot­ago­nists of the Coun­cil”) soll­te das Näch­ste gefragt wer­den. Ist der Hei­li­ge Geist, der Prot­ago­nist eines Kon­zils, die auf myste­riö­se Wei­se arbei­tet in einem Kon­zil von den Kon­zils­vä­tern zusam­men mit dem Papst in der Kir­che oder sind die Bischö­fe, wie sie behaup­ten, die Prot­ago­nist des Kon­zils, die dann bestim­men, was, wo und wie der Hei­li­ge Geist in der Kir­che hat zu arbei­ten und damit das Recht haben, die Vor­be­rei­tungs­ar­bei­ten des Hei­li­gen Gei­stes ab zu leh­nen? Ist es rea­li­stisch anzu­neh­men, daß der Hei­li­ge Geist wenn Er arbei­tet durch die Kon­zils­vä­ter sei­ne eige­ne Arbeit, die durch den Vor­be­rei­tungs­aus­schuß gegrün­det wur­de, ableh­nen soll, ja oder nein? Bis heu­te scheint die­se Über­le­gung nicht bei der Beur­tei­lung und Aus­wer­tung des Kon­zils auf­ge­nom­men wur­den, im Gegen­teil, je mehr es scheint, daß die­ser wie ein natür­li­ches mensch­li­ches Ereig­nis akzep­tiert wird.

    Bit­te sehe: http://​www​.eccle​sia​dei​.nl/​d​o​c​s​/​c​l​a​r​i​t​y​.​h​tml

  5. (mich rein auf das Titel­bild beziehend):

    Lie­ber F., da hat dir jemand (bewusst oder unbe­wusst) Hör­ner aufgesetzt…

    (Die (gehei­me!) Fra­ge ist nun: Waren es ande­re, oder warst es eigent­lich du sel­ber, mit dei­ner (per­sön­li­chen) Verantwortung?)

    • „Und ich sah ein ande­res Tier auf­stei­gen aus der Erde; das hat­te zwei Hör­ner gleich­wie ein Lamm und rede­te wie ein Drache …“
      Offen­ba­rung 13,11

  6. Franz der Soziologe ?
    Ich den­ke eher der Befrei­ungs­theo­lo­ge, der mit sozia­li­sti­schen The­sen sein Gel­tungs­be­duerf­nis befrie­digt, denn das kommt immer gut an bei den Medien.
    Haupt­sa­che er ist im Mit­tel­punkt und nervt uns mit sei­ner Selbstdarstellungssucht.
    Als Papst lei­der fehlbesetzt!

  7. Die­ser „Papst“ Fran­zis­kus ist für die katho­li­sche Kir­che ein eben­so schlim­mes Ver­derb­nis wir Frau Mer­kel es für Deutsch­land ist.

    • Es ist nicht Frau Mer­kel, sie han­delt im Auftrag.
      Drum ist es auch sinn­los wenn sie geht, es wür­de nicht bes­ser werden.
      auch der Papst hat einen Auf­trag zu erfül­len – ist mei­ne Überzeugung.

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