„Brüderlicher Besuch“ mit Amtsenthebung – Franziskus opfert der „ultra-progressiven“ Clique weiteren Bischof


Papst Franziskus bestaunte im Juni 2013 das Brustkreuz von Erzbischof Altieri
Papst Fran­zis­kus bestaun­te im Juni 2013 das Brust­kreuz von Erz­bi­schof Altieri

(Rom) „Der Hei­li­ge Vater Fran­zis­kus hat den Ver­zicht auf die pasto­ra­le Lei­tung der Erz­diö­ze­se Pas­so Fun­do (Bra­si­li­en) ein­ge­reicht von S.Ex. Msgr. Anto­nio Car­los Altie­ri SDB in Über­ein­stim­mung mit Canon 401 § 2 des Codex des Kir­chen­rechts, ange­nom­men.“ Die­se Nach­richt wur­de gestern im Tages­bul­le­tin des Hei­li­gen Stuhls veröffentlicht.

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Man könn­te anneh­men, Erz­bi­schof Altie­ri aus dem Sale­sia­ner­or­den sei schwer krank und des­halb an der Lei­tung sei­ner Diö­ze­se gehin­dert. „Die Wahr­heit ist, daß sein ‚Ver­zicht‘ auf das folg­te, was man heu­te ‚brü­der­li­chen Besuch‘ nennt“, so Secre­tum meum mihi. In Wirk­lich­keit ist damit eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on gemeint. Im kon­kre­ten Fall hat­te Papst Fran­zis­kus den bra­si­lia­ni­schen Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes als Visi­ta­tor in die Erz­diö­ze­se Pas­so Fun­do geschickt. Jener Kar­di­nal Hum­mes, der Jor­ge Mario Berg­o­glio nach des­sen Wahl emp­foh­len haben soll, sich Fran­zis­kus zu nen­nen und dem neu­en Papst die Emp­feh­lung mit auf den Weg gege­ben habe: „Ver­giß die Armen nicht“.

„Bischof, der sich nicht verhält, wie es ultra-progressiver Klerus will, hat Tage gezählt“

Was die ört­li­chen bra­si­lia­ni­schen Medi­en berich­te­ten, erin­nert an ähn­li­che Fäl­le im ver­gan­ge­nen Jahr. „Die Marsch­rich­tung der ‚Barm­her­zig­keit‘ gegen­über Bischö­fen, deren Rich­tung ‚nicht stimmt‘ in der Fran­zis­kus-Ära: Ein mehr oder weni­ger kon­ser­va­ti­ver Bischof der sich nicht so ver­hält, wie es der ultra-pro­gres­si­ve Teil sei­nes Kle­rus will, hat die Tage gezählt“, so die bra­si­lia­ni­sche Sei­te Fra­tres in unum. „Die libe­ra­le Cli­que ist gut orga­ni­siert, weiß was sie will und weiß vor allem, wel­chen Weg sie zu beschrei­ten hat.“

In Pas­so Fun­do gibt es ein Theo­lo­gi­sches Insti­tut, das in der Hand von Befrei­ungs­theo­lo­gen ist. Sie beklag­ten sich beim Apo­sto­li­schen Nun­ti­us, daß Erz­bi­schof Anto­nio Car­los Altie­ri für die Reno­vie­rung der bischöf­li­chen Resi­denz, des Prie­ster­se­mi­nars, des erz­bi­schöf­li­chen Ordi­na­ri­ats und ein Ein­kehr­haus 600.000 US-Dol­lar aus­ge­ge­ben habe.

Im wei­te­ren wur­de Kla­ge geführt, daß Erz­bi­schof Altie­ri einen „Rubri­zis­mus“ und „Ritua­lis­mus“ betrei­be, sprich, bei der hei­li­gen Lit­ur­gie zu gro­ßen Wert auf die Ein­hal­tung der Rubri­ken und eine wür­di­ge Zele­bra­ti­on lege. Zudem kri­ti­sier­te die Grup­pe von Prie­stern, die Bereit­schaft des Bischofs, Semi­na­ri­sten anzu­neh­men, die von ande­ren Diö­ze­sen abge­lehnt wurden.

Tat­säch­lich zählt das Prie­ster­se­mi­nar von Pas­so Fun­do im Ver­hält­nis zur Ein­woh­ner­zahl über­durch­schnitt­lich vie­le Semi­na­ri­sten. In der Erz­diö­ze­se wird das aller­dings anders begrün­det: „Ein Schwer­punkt von Erz­bi­schof Altie­ri ist die Beru­fungs­pa­sto­ral, des­halb auch die Reno­vie­rung des Prie­ster­se­mi­nars. Sie zeigt, was für die Diö­ze­se wich­tig ist. Und sie wur­de not­wen­dig wegen der vie­len Semi­na­ri­sten“, so der stell­ver­tre­ten­de Regens kurz nach Beginn der Visi­ta­ti­on. Nur mehr inof­fi­zi­ell wur­de heu­te in der Diö­ze­se bestä­tigt, daß „geeig­ne­te Semi­na­ri­sten auf­ge­nom­men wur­den, die in ande­ren Diö­ze­sen als ‚zu kon­ser­va­tiv‘ abge­lehnt wur­den“. Mit dem Zusatz: „Wis­sen Sie, vie­le Bischö­fe sind ziem­lich liberal“.

Bischof war „zumindest ein Lichtblick“

Erz­bi­schof Altie­ri wur­de von den Medi­en den „Kon­ser­va­ti­ven“ im bra­si­lia­ni­schen Epi­sko­pat zuge­rech­net. Der Tra­di­ti­on war er nicht näher ver­bun­den. 2014 wand­te er sich gegen die staat­li­chen Bestre­bun­gen, homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen der Ehe gleich­zu­stel­len. „Die Gesell­schaft kann nicht für die Gleich­stel­lung Homo­se­xu­el­ler ein­fach ein Auge zudrücken“. In der Diö­ze­se Pas­so Fun­do, „in der das Kon­ku­bi­nat im Kle­rus weit ver­brei­tet ist, war Erz­bi­schof Altie­ri zumin­dest ein Licht­blick“, so Fra­tres in unum. Von Erz­bi­schof Altie­ri erhoff­ten sich Katho­li­ken von Pas­so Fun­do auch eine Zurück­drän­gung des Ein­flus­ses der Befreiungstheologie.

Am Beginn der Visi­ta­ti­on infor­mier­te Erz­bi­schof Altie­ri die gan­ze Diö­ze­se dar­über und for­der­te alle zur „unein­ge­schränk­ten“ und „kon­struk­ti­ven“ Zusam­men­ar­beit mit dem Visi­ta­tor auf, „damit wir durch unser Gebet und unser Nach­den­ken über die Bedeu­tung die­ses Augen­blicks, den uns die Vor­se­hung schenkt, dar­an teil­ha­ben“. Daß die Visi­ta­ti­on mit sei­ner Amts­ent­he­bung enden wür­de, hät­te der Erz­bi­schof nicht für mög­lich gehalten.

Msgr. Pau­lo De Con­to, Bischof von Mon­te­ne­gro wird vor­erst als Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor das Erz­bis­tums Pas­so Fun­do lei­ten, bis Papst Fran­zis­kus einen Nach­fol­ger für Erz­bi­schof Altie­ri ernannt haben wird.

Erz­bi­schof Altie­ri wur­de 1951 gebo­ren, 1978 zum Prie­ster geweiht und 2006 von Papst Bene­dikt XVI. zum Bischof von Cara­gua­ta­tu­ba ernannt. 2012 erfolg­te, eben­falls durch Bene­dikt XVI. die Beru­fung zum Erz­bi­schof von Pas­so Fun­do. Im Alter von 63 Jah­ren wur­de er nun außer Dienst gesetzt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Secre­tum meum mihi/​Wikicommons

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