Um in die Hölle zu kommen, muß man nicht an sie glauben


Licht-Spektakel "Fiat Lux" zur Eröffnung des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit und der Weltklimakonferenz Cop21 in Paris
"Fiat Lux": Licht-Spektakel zur Eröffnung des Heiligen Jahrs der Barmherzigkeit und anläßlich der Weltklimakonferenz in Paris

(Rom) „Die Barm­her­zig­keit hat dann einen Sinn, wenn sie mit der Wahr­heit zu tun hat“, sag­te Sta­nis­law Gadecki der Erz­bi­schof von Posen und Vor­sit­zen­de der Pol­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz im ver­gan­ge­nen Okto­ber gegen Ende der Fami­li­en­syn­ode. Er hat eine her­aus­ra­gen­de Gestalt der Kir­chen­ge­schich­te stu­diert, den hei­li­gen Tho­mas von Aquin, der sag­te: „nulla est cari­tas sine ius­ti­tia, sine intel­li­gen­tia humi­li­ta­te“. „Wür­de der Doc­tor Ange­li­cus heu­te leben, eine schwer vor­stell­ba­re Annah­me, wäre er ent­setzt über die Behaup­tung des Stell­ver­tre­ters Chri­sti, die Barm­her­zig­keit sei der Gerech­tig­keit vor­an­zu­stel­len“, so der katho­li­sche Publi­zist Dani­lo Quinto.

Religionen gleichsetzen, Sünde abschaffen, Hölle leugnen

Anzei­ge

Die­se päpst­li­che Fest­stel­lung habe einen mehr­fa­chen Zweck, so Quin­to, der ein radi­kal­li­be­ra­ler Kir­chen­feind war, sich aber 2004 durch sei­ne heu­ti­ge Frau bekehr­te und katho­lisch wur­de. Vor weni­gen Mona­ten erleb­te er, wenig barm­her­zig, sei­ne Ent­las­sung als Mit­ar­bei­ter von SIR, der katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz. Grund der Ent­las­sung war ein Buch Quin­tos, mit dem er den Annä­he­rungs­kurs der Kir­che an die Homo-Agen­da auf­zeig­te und es gewagt hat­te, dabei Papst Fran­zis­kus beim Namen zu nennen.

„Zweck ist es, den ein­zi­gen Heils­weg zur Ret­tung der See­le mit ande­ren Reli­gio­nen und Bekennt­nis­sen auf eine Stu­fe zu stel­len, obwohl sie den Men­schen – laut Evan­ge­li­um – in die ewi­ge Ver­damm­nis füh­ren; Zweck ist die Abschaf­fung der Sün­de und schließ­lich die Leug­nung der Höl­le“, so Quinto.

Zum ersten Zweck heißt es in der Bul­le Miser­i­cor­diae vul­tus zum Hei­li­gen Jahr der Barmherzigkeit:

„Die Barm­her­zig­keit ist auch über die Gren­zen der Kir­che hin­aus bedeut­sam. Sie ver­bin­det uns mit dem Juden­tum und dem Islam, für die sie eine der wich­tig­sten Eigen­schaf­ten Got­tes dar­stellt. Das Volk Isra­el hat als erstes die­se Offen­ba­rung erhal­ten, die in der Geschich­te als der Beginn eines uner­mess­li­chen Reich­tums bleibt, den es der gan­zen Mensch­heit anzu­bie­ten gilt. […]. Der Islam sei­ner­seits zählt zu den Namen für den Schöp­fer auch den Namen Aller­bar­mer und All­barm­her­zi­ger. Die­se Anru­fung ist oft auf den Lip­pen der gläu­bi­gen Mus­li­me, die sich in der täg­li­chen Schwach­heit von der Barm­her­zig­keit beglei­tet und getra­gen wis­sen. Auch sie glau­ben, dass nie­mand der gött­li­chen Barm­her­zig­keit Gren­zen set­zen kann, denn ihre Tore ste­hen immer offen.
Die­ses Jubi­lä­ums­jahr, das wir im Geist der Barm­her­zig­keit leben, mag die Begeg­nung mit die­sen Reli­gio­nen und mit ande­ren ehr­wür­di­gen reli­giö­sen Tra­di­tio­nen för­dern. Es mache uns offe­ner für den Dia­log, damit wir uns bes­ser ken­nen und ver­ste­hen ler­nen. Es über­win­de jede Form der Ver­schlos­sen­heit und Ver­ach­tung und ver­trei­be alle Form von Gewalt und Diskriminierung.“

Jesus: „Was haben Christus und Beliar gemeinsam?“

„Sol­che inter­re­li­giö­sen Unter­neh­mun­gen, die sich mit öku­me­ni­schen Initia­ti­ven ohne jeden Siche­rungs­gurt sum­mie­ren, haben die Gleich­set­zung der von Jesus gestif­te­ten Kir­che mit dem Juden­tum und mit Islam und mit den ‚ande­ren ehr­wür­di­gen [!] reli­giö­sen Tra­di­tio­nen‘ zum Ziel“, so Quin­to. Das aber sei im Wider­spruch zur Ermah­nung des Apo­stels Paulus:

„Beugt euch nicht mit Ungläu­bi­gen unter das glei­che Joch! Was haben denn Gerech­tig­keit und Gesetz­wid­rig­keit mit­ein­an­der zu tun? Was haben Licht und Fin­ster­nis gemein­sam? Was für ein Ein­klang herrscht zwi­schen Chri­stus und Beli­ar? Was hat ein Gläu­bi­ger mit einem Ungläu­bi­gen gemein­sam? Wie ver­trägt sich der Tem­pel Got­tes mit Göt­zen­bil­dern? Wir sind doch der Tem­pel des leben­di­gen Got­tes“ (2 Kor 6,14–18).

Es wider­spre­che, so Quin­to, auch dem Depo­si­tum Fidei und dem Auf­trag der Kir­che. Der ein­zi­ge Zweck des Dia­logs mit Nicht-Chri­sten sei die Bekeh­rung der See­len. Das aber hei­ße nicht „Anpas­sung an die ande­ren, um auf Erden Frie­de und Glück zu garan­tie­ren“. Jesus habe den Apo­steln Anwei­sun­gen gege­ben, wie sie sich bei ihrer ersten Mis­si­on zu ver­hal­ten hatten:

„Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht auf­nimmt und eure Wor­te nicht hören will, dann geht weg und schüt­telt den Staub von euren Füßen.
Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomor­ra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm erge­hen wie die­ser Stadt“ (Mt 10,14–15).

„Die Chri­sten aller Zei­ten muß­ten das Mar­ty­ri­um in Rech­nung stel­len, da ihre erste Pflicht die Bekräf­ti­gung ihres Glau­bens ist“, so Quinto.

Die Antwort des heiligen Franz von Assisi an Sultan al-Malik

Das allein habe den hei­li­gen Franz von Assi­si 1219 ver­an­laßt, Sul­tan al-Malik zu tref­fen. Bei der Begeg­nung sag­te der Sul­tan zum Hei­li­gen, nach dem sich Papst Fran­zis­kus benannte:

„Euer Gott hat in sei­nen Evan­ge­li­en gelehrt, daß ihr Böses nicht mit Bösen ver­gel­ten sollt […]. Um so mehr also soll­tet ihr Chri­sten nicht unse­re Län­der angrei­fen […]“, ant­wor­te­te der Hei­li­ge: „Mir scheint, Ihr habt nicht das gan­ze Evan­ge­li­um Chri­sti unse­res Herrn gele­sen. Er sagt näm­lich auch: ‚Und wenn dich dein Auge zum Bösen ver­führt, dann reiß es aus; es ist bes­ser für dich, ein­äu­gig in das Reich Got­tes zu kom­men, als mit zwei Augen in die Höl­le gewor­fen zu wer­den.‘ Damit woll­te er uns leh­ren, daß kein Mensch uns so Freund und so ver­wandt ist, und wäre er uns auch so teu­er wie ein Auge uns­res Kop­fes, daß wir ihn nicht ent­fer­nen, aus­rei­ßen, völ­lig aus­lö­schen soll­ten, wenn er ver­such­te, uns vom Glau­ben und von der Lie­be unse­res Got­tes weg­zu­füh­ren. Des­halb grei­fen die Chri­sten gerech­ter­wei­se Euch und Eure Län­der an, weil ihr den Namen Chri­sti belei­digt und so viel Men­schen Ihr nur könnt vom Glau­ben abbringt. Wenn Ihr aber den Schöp­fer und Erlö­ser der Welt ken­nen­ler­nen, beken­nen und anbe­ten woll­tet, wür­den sie Euch lie­ben, wie sich selbst.“

„Wer nicht die aller­hei­lig­ste Drei­fal­tig­keit, den Vater, den Sohn und den Hei­li­gen Geist liebt und anbe­tet, wer sich nicht bekehrt, der ist ein Feind, der von Jesus Chri­stus gegrün­de­ten Kir­che“, so Quin­to. „Die Fein­de liebt man als Men­schen, aber man kann nicht mit ihnen gemein­sa­me Sache machen. Sie sind stand­haft zu bekämp­fen und das ohne Kom­pro­mis­se, da die­se zur Kom­pli­zen­schaft in der Sün­de führen.“

Spaltungen und Zerwürfnisse unter den Menschen sind eine Folge der Erbsünde

Franz von Assisi vor dem Sultan al malik
Begeg­nung des hl. Franz von Assi­si mit Sul­tan al-Malik

„Wer eine ande­re Wahr­heit lehrt und behaup­tet, daß die Barm­her­zig­keit vor der Gerech­tig­keit kommt, die für den hei­li­gen Tho­mas von Aquin ein Syn­onym für die Wahr­heit ist, will nicht zur Kennt­nis neh­men, daß die Spal­tun­gen, die wir auf die­ser Erde erle­ben, eine Fol­ge der Erb­sün­de sind. Der Hei­li­ge Augu­sti­nus schreibt, daß es sich um eine Spal­tung zwi­schen zwei Arten von Lie­be han­delt.“ Die eine Art der Lie­be sei rein, die ande­re unrein, die eine bemü­he sich, dem Gemein­wohl mit Blick auf die himm­li­sche Stadt zu die­nen, die ande­re sei bereit, auch das Gemein­wohl dem Eigen­nutz zu unter­wer­fen, die eine ord­ne sich Gott unter, die ande­re sei Gott feind­lich gesinnt. Die­se bei­den Arten der Lie­be habe sich zuerst bei den Engel gezeigt: die eine bei den guten Engeln, die ande­re bei den schlech­ten. Sie zei­gen die Unter­schei­dung zwi­schen den bei­den vom Men­schen­ge­schlecht gegrün­de­ten Städ­te an, die Stadt der Gerech­ten und die Stadt der Bösen, wobei die bei­den Städ­te auf Erden durch­ein­an­der gemischt sei­en bis zum Welt­ge­richt: die eine um in Beglei­tung der guten Engel das ewi­ge Leben unter ihrem König zu erlan­gen, die ande­re, um zusam­men mit den gefal­le­nen Engeln unter ihrem König in das ewi­ge Feu­er gewor­fen zu werden.

Pater Ste­fa­no Manel­li, der von Berg­o­glio kei­ne Barm­her­zig­keit erhielt und für den die Türen auch dann ver­schlos­sen blie­ben, nach­dem er sich demü­tig­te, öffent­lich um eine Audi­enz zu bit­ten, frag­te 2008 bei einem Ein­kehr­tag der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta in Florenz:

„Wel­che Sinn und wel­che Bedeu­tung kann heu­te die Tod­sün­de haben, wenn man sün­digt, aber den­noch geret­tet ist und in den Him­mel kommt wie jemand, der nicht sündigt?“

Wer Hölle und Sünde leugnet, setzt letztlich Gott und Satan gleich: das aber bedeutet das Ende des Denkens

Die Hölle (Hortus deliciarum, 1125, von Äbtissin Herrad von Landsberg)
Die Höl­le (Hor­tus deli­ciarum, um 1175, von Äbtis­sin Her­rad von Landsberg)

„Letzt­lich“, so Quin­to, „muß man heu­te ein­ge­ste­hen, daß die Leug­nung der Höl­le – weil inexi­stent, weil geschlos­sen oder weil leer – ein Schach­matt für die Ehr­lich­keit bedeu­tet. Die Leh­re der ‚neu­en Barm­her­zig­keit‘, die dazu bei­trägt, die Ehr­lich­keit Schach­matt zu set­zen, wird genau­so im Schach­matt enden. Jeder Ver­such, die Tugend durch ein Arran­ge­ment mit dem Laster zu för­dern, kon­kret die Besei­ti­gung der Ehr­lich­keit durch ein Arran­ge­ment mit der Unehr­lich­keit, muß uner­bitt­lich im Schach­matt enden. Wer die Gerech­tig­keit mit der Unge­rech­tig­keit gleich­setzt, den rech­ten Schä­cher mit dem lin­ken, för­dert die­ses Schach­matt. Kon­se­quent zu Ende gedacht, bedeu­tet die­ses Den­ken die Gleich­set­zung von Wahr­heit und Irr­tum, von Gut und Böse, von Gna­de und Sün­de und letzt­lich von Gott und Satan. Damit endet der Gedan­ken­strang in der ratio­na­len und mora­li­schen Absur­di­tät. Letzt­lich ist damit das Den­ken zu Ende. Die infer­na­li­sche Leh­re der coin­ci­den­tia oppo­si­torum, einer der zen­tra­len Ideen der eso­te­ri­schen Alchi­mie, ist zusam­men mit ande­ren Rich­tun­gen der Gno­sis das ‚depo­si­tum spi­ri­tua­lis‘ der moder­nen Frei­mau­re­rei. Das aber ist die sata­ni­sche Rea­li­tät. Was aber hat sie mit der Kir­che zu schaf­fen? Oder müß­te man es anders sagen, viel­leicht so: Ein Dog­ma der Höl­le, umge­formt zu einer „Wahr­heit auf dem Papier“ und gegrün­det auf eine „Leh­re der neu­en Barm­her­zig­keit“, die das Laster mit der Tugend gleich­setzt, kann nur durch einen „Satan der sich als Engel des Lichts tarnt“ (2 Kor 11,14) gelehrt wer­den. Der Domi­ni­ka­ner Tomas Tyn (1950–1990) schrieb:

„Der Teu­fel hät­te kei­nen Zugang und könn­te kei­ne Ver­wü­stun­gen unter den See­len anrich­ten, wenn er sich nicht als Engel des Lichts tar­nen würde.“

Kardinal Siri: „Um in die Hölle zu kommen, muß man nicht an sie glauben“

Pater Ste­fa­no Maria Manel­li nahm bereits vor Jah­ren die Kri­tik an der neu­en fal­schen Barm­her­zig­keits­leh­re vor­weg, weil auch sie eine lan­ge Vor­ge­schich­te hat:

“Heu­te will das ver­rä­te­ri­sche Ver­schwei­gen der Wahr­heit über die Höl­le die Kir­che beherr­schen und beherrscht sie tat­säch­lich. Damit wer­den die Türen für alle nur erdenk­li­chen Greu­el geöff­net, für Ver­bre­chen jeder Art, die besten­falls der Redens­art nach noch als Sün­de bezeich­net, aber nicht mehr als sol­che ver­stan­den wer­den, denn laut einer geheim­nis­vol­len ‚Barm­her­zig­keits­leh­re‘ kommt nie jemand in die Hölle.“

Und Kar­di­nal Giu­sep­pe Siri, so Quin­to, habe dazu geschrieben:

„Um in den Him­mel zu kom­men, muß man dar­an glau­ben, um in die Höl­le zu kom­men, muß man nicht dar­an glau­ben. Im Gegen­teil, wer nicht an die Höl­le glaubt, tut sich noch leichter.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​FWG (Screen­shot)

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