Papst Franziskus rehabilitiert exkommunizierten Priester – Wann folgt Rehabilitierung der Bischöfe Lefebvre und Castro-Mayer?


Papst Franziskus rehabilitiert nach Jahrzehnten der Exkommunikation Padre Cicero
Papst Franziskus rehabilitiert nach Jahrzehnten der Exkommunikation Padre Cicero
Denkmal von Padre Cicero in Juazeiro do Norte: Rehabilitierung nach 100 Jahren Exkommunikation
1969 für Pad­re Cice­ro errich­te­tes Denk­mal in Jua­zei­ro do Nor­te: Reha­bi­li­tie­rung nach 100 Jah­ren Exkommunikation

(Rom) Mit der Eröff­nung des Hei­li­gen Jah­res der Barm­her­zig­keit in sei­ner Diö­ze­se Cra­to in Bra­si­li­en gab Bischof Fer­nan­do Pani­co am Sonn­tag bekannt, daß Papst Fran­zis­kus den vor über hun­dert Jah­ren exkom­mu­ni­zier­ten Prie­ster Cice­ro Romao Bati­sta reha­bi­li­tiert habe.

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Pad­re Cice­ro wur­de 1844 gebo­ren und 1870 für sei­ne Hei­mat­diö­ze­se Cra­to zum Prie­ster geweiht. Als jun­ger Prie­ster ent­fal­te­te er in sei­nem Seel­sorgs­ort Jua­zei­ro do Nor­te ein rei­ches Apo­sto­lat zur all­ge­mei­nen Hebung der Moral. Jua­zei­ro do Nor­te, heu­te eine Stadt mit 250.000 Ein­woh­nern, ver­dankt ihm die Eigen­stän­dig­keit. Als Pad­re Cice­ro die Seel­sor­ge an der Kir­che zur Schmer­zens­mut­ter über­nahm, gehör­te der Ort noch zur Stadt Crato.

Das Hostienwunder von Juazeiro do Norte

1889 soll sich wäh­rend der Zele­bra­ti­on der Hei­li­gen Mes­se durch Pad­re Cice­ro eine kon­se­krier­te Hostie, die er der Ordens­frau Maria de Arau­jo gespen­det hat­te, in deren Mund zu Blu­ten begon­nen haben. Das Phä­no­men habe sich in den fol­gen­den zwei Jah­ren mehr­fach wie­der­holt. Die Nach­richt ver­brei­te­te sich rasch und aus der nähe­ren und wei­te­ren Umge­bung ström­ten Men­schen­scha­ren zu Pad­re Cice­ro, dem eine beson­de­re Gna­de zuge­schrie­ben wurde.

Die Diö­ze­se Cra­to setz­te eine Unter­su­chungs­kom­mis­si­on unter dem Vor­sitz von Cly­cé­rio da Costa ein. Der Kom­mis­si­on gehör­ten zwei Ärz­te und ein Apo­the­ker an. Am 13. Okto­ber 1891 kam die Kom­mis­si­on zum Schluß, daß es für das Phä­no­men der Blut­ho­sti­en kei­ne natur­wis­sen­schaft­li­che Erklä­rung gebe. Die Kom­mis­si­on von Pater da Costa bezeich­ne­te die Ereig­nis­se von Jua­zei­ro als über­na­tür­lich, wes­halb von einem Wun­der zu spre­chen sei.

Damit unzu­frie­den ernann­te Bischof Joa­quim Jose Viei­ra eine zwei­te Unter­su­chungs­kom­mis­si­on. Vor­sit­zen­der wur­de Anto­nio Alex­an­dri­no de Alen­car. Die zwei­te Kom­mis­si­on konn­te zwar das Phä­no­men nicht erklä­ren, lehn­te die Aner­ken­nung als Wun­der jedoch ab und sprach von einem Betrug.

Bischof Vie­ra schloß sich dem Urteil der zwei­ten Kom­mis­si­on an und sus­pen­dier­te Pad­re Cice­ro vom prie­ster­li­chen Dienst. Schwe­ster Maria de Arau­jo hat­te sich in ein Klau­sur­klo­ster zurück­zu­zie­hen, wo sie bis zu ihrem Tod 1914 in strik­ter Abge­schie­den­heit von der Außen­welt lebte.

Exkommunikation und politisches Engagement

Padre Cicero (1844-1934)
Pad­re Cice­ro (1844–1934)

1898 wur­de Cice­ro Romao Bati­sta in Rom von Papst Leo XIII. emp­fan­gen und traf mit Ver­tre­tern des Hei­li­gen Offi­zi­ums zusam­men. Die Sus­pen­die­rung durch den Hei­mat­bi­schof wur­de auf­ge­ho­ben. Als Pad­re Cice­ro nach Bra­si­li­en zurück­ge­kehrt war, wur­de ihm jedoch mit­ge­teilt, daß es eine neue Ent­schei­dung des Vati­kans gebe und er exkom­mu­ni­ziert wor­den sei.

Aus der katho­li­schen Kir­che aus­ge­schlos­sen genoß Pad­re Cice­ro den­noch wei­ter­hin gro­ßes Anse­hen in der Bevöl­ke­rung, die ihn als Hei­li­gen und Pro­phe­ten ver­ehr­te. Sei­ne Nähe zur Kon­ser­va­tiv-Repu­bli­ka­ni­schen Par­tei (PRC), die in jenen Jah­ren ihre ein­fluß­reich­ste Pha­se erleb­te, und durch sei­ne Popu­la­ri­tät als Prie­ster christ­lich-sozia­ler Prä­gung, wur­de er 1911 mit der Stadt­er­he­bung erster Prä­fekt von Jua­zei­ro do Nor­te und Vize-Gou­ver­neur des Staa­tes Ceará. Aller­dings wur­de er damit auch n poli­ti­sche Macht­kämp­fe der Libe­ra­len gegen die katho­li­sche Kir­che ver­strickt. 1914 von der Bun­des­re­gie­rung abge­setzt, soll­te Pad­re Cice­ro ver­haf­tet wer­den. Dage­gen bewaff­ne­te sich die ört­li­che Bevöl­ke­rung. Es kam zum „Auf­stand von Jua­zei­ro“ gegen Regie­rungs­trup­pen und zu sei­ner Wie­der­ein­set­zung als Vize-Gouverneur.

1926 wur­de Pad­re Cice­ro für den PRC zum Abge­ord­ne­ten des bra­si­lia­ni­schen Par­la­ments gewählt, ver­zich­te­te jedoch kurz nach Beginn der Legis­la­tur­pe­ri­ode auf sein Man­dat. Er begann sich aus der Poli­tik zurück­zu­zie­hen, was mit der all­ge­mei­nen poli­ti­schen Ent­wick­lung Bra­si­li­ens zu tun hat­te, die 1930 in einem Mili­tär­putsch gegen die bis dahin bestim­men­den Kaf­fee­plan­ta­gen­be­sit­zer mündete.

Verehrung als populärer Heiliger – Heiligsprechung durch schismatische Brasilianisch-Apostolische Kirche

Vom poli­ti­schen Ein­fluß unbe­rührt, wuchs Pad­re Cice­ros reli­giö­se Ver­eh­rung und hielt über sei­nen Tod am 20. Juli 1934 hin­aus an. Im Nord­osten Bra­si­li­ens, beson­ders in sei­nem Hei­mat­staat wird Pad­re Cice­ro wie einer der popu­lär­sten Hei­li­gen ver­ehrt. Jedes Jahr wird ihm zu Ehren in Jua­zei­ro eine gro­ße Wall­fahrt zu sei­nem Grab in der Kir­che Nos­sa Senho­ra do Per­pé­tuo Socor­ro durchgeführt.

Wegen sei­ner Beliebt­heit im Nord­osten Bra­si­li­en wur­de Pad­re Cice­ro 1974 von der Katho­lisch-Apo­sto­li­schen Kir­che Bra­si­li­ens hei­lig­ge­spro­chen. Mit die­ser hat­te Cice­ro zwar nichts zu tun, doch nütz­te sie sei­ne Beliebt­heit im Volk, des­sen Ver­eh­rung von der katho­li­schen Kir­che bekämpft wur­de. Die Katho­lisch-Apo­sto­li­schen Kir­che Bra­si­li­ens (Igre­ja Cato­li­ca Apo­sto­li­ca Bra­silei­ra, ICAB) war erst 1945 und damit Jah­re nach Pad­re Cice­ros Tod vom ehe­ma­li­gen katho­li­schen Bischof von Botu­ca­tu, Msgr. Car­los Duar­te Costa als schis­ma­ti­sche Natio­nal­kir­che gegrün­det wor­den. Sie weist Par­al­le­len zur alt-katho­li­schen Bewe­gung in Euro­pa auf. Ihre Grün­dung geht jedoch auf poli­ti­sche Kon­flikt­li­ni­en inner­halb der bra­si­lia­ni­schen Kir­che zurück. Die ICAB behaup­tet die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on und wird von einem „Patri­ar­chen“ gelei­tet. Nach eige­nen Anga­ben zählt sie rund 40 Bischö­fe und eine hal­be Mil­li­on Anhänger.

Exkommunikation nicht exekutiert?

Der amtie­ren­de Bischof von Cra­to, Msgr. Pani­co, bemüh­te sich seit Jah­ren um die Reha­bi­li­tie­rung von Pad­re Cice­ro. Bei einer erneu­ten Unter­su­chung des Fal­les stell­te Msgr. Pani­co fest, daß die Exkom­mu­ni­ka­ti­on von Pad­re Cice­ro nie exe­ku­tiert wor­den sei.

Am Sonn­tag teil­te er in sei­ner Pre­digt mit, von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin ein Schrei­ben erhal­ten zu haben. „Auf aus­drück­li­chen Wil­len von Papst Fran­zis­kus“ wird dar­in die „authen­ti­sche Inter­pre­ta­ti­on“ von Pad­re Cice­ro durch den Bischof gelobt und Pad­re Cice­ro im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen Jahr der Barm­her­zig­keit reha­bi­li­tiert und die Ein­heit der Kir­che betont. Das „umfang­rei­che“ römi­sche Schrei­ben wer­de am 20. Dezem­ber ver­öf­fent­licht, so Arman­do Lopes Rafa­el, der Pres­se­spre­cher der Diö­ze­se. War Pad­re Cice­ro gar nie exkom­mu­ni­ziert oder wur­de die Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­ent­schei­dung von damals als falsch erkannt? Die genau­en Details der Reha­bi­li­tie­rung sind noch nicht bekannt.

Die spa­ni­sche Nach­rich­ten­sei­te Secre­tum Meum Mihi frag­te in die­sem Zusam­men­hang, wie es um die Reha­bi­li­tie­rung von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re und Bischof Anto­nio de Castro May­er ste­he, die bei­de wegen der uner­laub­ten Bischofs­wei­hen im Rah­men der Pius­bru­der­schaft 1988 für exkom­mu­ni­ziert erklärt wur­den und bei­de 1991 gestor­ben sind.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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3 Kommentare

  1. Wahr­haf­tig ein ver­wir­ren­der Bei­trag über Pad­re Cice­ro. Aber im Zwei­fel muss man abwägen.
    Aber die blu­ten­de Hostie könn­te ein Hin­weis sein, dass es sich um ein Zei­chen des Himmels
    han­delt. Auch bei Pater Pio gab es ein zeit­li­ches Ver­bot. Aber es stellt sich hier natur-
    gemäß schon die Fra­ge, könn­te Fran­zis­kus nicht auch öffent­lich die Pius­bru­der­schaft von
    ihrem unge­rech­ten Makel und Schick­sal befreien.

    • Dem kann ich nur zustim­men. Ich habe ver­sucht, die­sen Arti­kel zu ver­ste­hen, was mir indes nicht gelun­gen ist. Auf die Barm­her­zig­keit des Amtie­ren­den von Rom kann m.E. die FSSPX gut verzichten.

  2. Die <Ant­wort auf die Fra­ge ist ein­fach die Reha­bi­li­tie­rung wird ende des 21 oder zu beginn des 22 Jhd erfol­gen wenn wir bei dem Bei­spiel blei­ben wollen

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