Schon die Römer versuchten den frühen Christen alles Negative in die Schuhe zu schieben.. Heutzutage ist es das Schlagwort „Kreuzzüge“, das als historische Allzweckwaffe das Christentum denunzieren soll.
Ein Gastkommentar zu Äußerungen Helmut Schmidts von Hubert Hecker.
Zum Tode von Helmut Schmidt zeigte Sandra Maischberger am 10. November einen Zusammenschnitt aller Gespräche, die sie mit dem Alt-Bundeskanzler geführt hatte. Ein Themenkomplex dabei war Zuwanderung und Religion.
Zuwanderung aus fremden Zivilisationen schafft kulturelle Probleme
Helmut Schmidt hatte sich mehrfach zu Masseneinwanderung geäußert – mal skeptisch, kritisch und auch drastisch. „Schmidt-Schnautze“, wie er von Gegnern und Bewunderern genannt wurde, gebrauchte gelegentlich provokative Worte wie die: „Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag.“ Aber dieser Sarkasmus im politischen Kampfgetümmel von 1981 charakterisiert nicht unbedingt die grundlegende Einstellung des Altkanzlers zum Problem der Immigration. In der Talkshow von Maischberger äußerte er sich abwägend, aber eindeutig:
„Zuwanderung aus fremden Zivilisationen schafft mehr kulturelle Probleme, als sie uns auf dem Arbeitsmarkt an positiven Faktoren bringen kann.“
Von den politisch korrekten Medien wird uns vielfach eingeredet, dass man das Fremde und die Fremden ausschließlich als Bereicherung unserer Gesellschaft ansehen müsste. Schmidt erkennt dagegen in den Zuwanderern aus der fremden (islamischen) Zivilisation und den entsprechenden kulturellen Differenzen eher das Belastende für unsere freiheitlich-demokratische Kultur und Gesellschaft.
Wenn Helmut Schmidt das Wort von der „fremden Zivilisation“ benutzt, ist er dann fremdenfeindlich? Gewiss nicht, aber realistisch.
Im Koran festgelegt: minderrechtliche Stellung für Mädchen und Frauen
Der Alt-Bundeskanzler erläutert das Fremd-Zivilisatorische daran, nach welchen Grundsätzen in muslimischen Immigrationsfamilien Sozialisation und Zusammenleben gestaltet werden. „Da ist z. B. die überragende Stellung des Vaters gegenüber seinen Kindern. Da werden die Töchter verheiratet gegen ihren Willen, da muss die Ehefrau tun, was der Mann will.“
Schmidt will diese familiären Regeln und Verhaltensmuster verstehen als zivilisatorische Gewohnheiten, unabhängig von der Religion. Eine ähnliche Ausblendung der Religion vertreten vielfach auch die in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil eingesetzten Sozialarbeiter. In Wirklichkeit sind solche muslimische Familienverhältnisse im Koran in den Suren zwei und vier seit 1400 Jahren „als Allahs Wille“ festgelegt: Der Mann hat ein Vorrecht an Entscheidungen vor der Frau. „Männer sollen vor Frauen bevorzugt werden, weil Allah die einen vor den anderen mit Vorzügen begabte. Rechtschaffene Frauen sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein. Bei Ehefrauen, die Anlass für männliches Erzürnen geben“, gibt Mohammed den Männern das Recht, ihre Frauen „ zu verweisen, sie einzusperren und zu züchtigen“ (Sure 2,35). Frauen werden von der islamischen Männergesellschaft seit dem Frühislam im Mittelalter bei der Erbschaft und vor Gericht sowie bei Ehe-Schließung und Ehe-Auflösung nur als halbwertig angesehen.
Die islamischen Rechtsschulen haben die Koran-Weisungen weiter ausgestaltet. Danach ist die Ehe ein Vertrag. Dem müssen zwar beide ‚Seiten’ zustimmen, aber nicht die Frau in persona. Ihre Seite vertritt in der Regel der Vater. Aber auch der Vormund, ein männliches Familienmitglied oder ein Richter können den Ehevertrag für die Seite der Frau gültig unterzeichnen. Das ist die Scharia-Basis für Zwangsverheiratungen in islamischen Kulturen. Denn rechtlich spielt der Wille der Frau bei der Eheschließung keine Rolle.
Eine Auflösung des Ehevertrags, also Scheidung, kann unter schwerwiegenden Bedingungen sowohl vom Mann als auch von der Frau verlangt werden. Darüber hinaus hat der Mann jedoch das Vorrecht, seine Frau in einem einseitigen Akt ohne Begründung verstoßen. Dafür genügt das dreimalige Ausrufen von „Talag“ – „Ich verstoße dich!“ Dieser Verstoßungsakt kann heutzutage auch telefonisch sowie mittels Mail oder SMS geschehen. Die Registrierung von einem Scharia-Richter geht gewöhnlich in Ordnung, so dass viele islamische Frauen Angst davor haben müssen, irgendwann einmal und aus heiterem Himmel von ihrem Mann verstoßen zu werden, ohne etwas dagegen tun zu können.
Verantwortungsethisch geboten: restriktive Einwanderungspolitik
Wenn die Ungleichbehandlung von Frauen und Mädchen durch muslimische Männer nur eine zivilisatorische Gewohnheit wäre, wie Helmut Schmidt unterstellte, könnte sie wahrscheinlich in zwei bis drei Generationen abgeschliffen werden. Tatsächlich aber gehört die rechtliche und soziale Minderstellung der Frau zum Kernbereich von Koran und Islam. Damit ist auch klar, dass dieser Islam nicht zum grundrechtlich basierten Deutschland gehören kann. Aus dem Grund ist noch größere Skepsis als die von Schmidt angebracht, ob die religiös aktiven Muslime sich in absehbarer Zeit überhaupt in die deutsche Gesellschaft von Gleichberechtigung und persönlicher Freiheit integrieren wollen und werden. Allein aus diesen Überlegungen wäre eine sehr restriktive Einwanderungspolitik geboten, die auch Helmut Schmidt für notwendig hielt.
In seiner aktiven Zeit als führender Politiker stand er für eine rationale Politik mit verantwortungsethischer Begründung – auch um „Schaden vom deutschen Volk abzuhalten“. Dazu steht Bundeskanzlerin Merkel mit ihrer gutmenschlichen Gesinnungsethik im krassen Gegensatz. Sie wischt alle rationalen Bedenken zur Migranten-Willkommenskultur als „sinnlos“ hinweg. Denn: „Der Herr-Gott hat uns diese Aufgabe jetzt auf den Tisch gelegt.“ Politik wird durch Esoterik ersetzt. Der Herr- oder Frau-Gott? Oder die ‚Vorsehung’? Oder Allah? – sagt der devoten Angela, was im Kanzleramt gekocht wird. Im Deutschland-Restaurant sollen die Türen für die Millionen Migranten dieser Welt durchgehend geöffnet bleiben, damit sie sich an den gedeckten Tisch setzen können?
Zurück zu den Ehe- und Familienregeln
An dieser Stelle ist die Frage angebracht: Wie kommt es eigentlich zu der im christlich geprägten Europa Idee und Praxis, dass Mann und Frau im freien Konsens in die Ehe gehen? Nicht nur in den vom Islam geprägten Ländern, sondern auch in Indien, China, Japan und weiten Teilen Afrikas werden weiterhin mindestens die Töchter von den Eltern verheiratet. In der griechisch-römischen Antike waren Frau und Mädchen vollständig dem pater familias untergeordnet.
Das Christentum legte die Basis für die Gleichberechtigung in der Ehe
Es war allein das Christentum, das im Laufe der Jahrhunderte aus dem Grundgedanken der geschöpflichen Gleichheit der Menschen ein gleichberechtigendes (Ehe-)Recht ausbildete. Danach ist die Eheschließung ein Treuegelöbnis zwischen Mann und Frau auf Lebenszeit. Beide Ehegatten müssen für einen gültigen Ehebund in persona und aus freien Stücken öffentlich und unter Zeugen mit „Ja“ zustimmen. Das ist seit dem frühen Christentum der Kernbestand einer kirchenrechtlichen Festlegung, die zwar äußere kulturelle Einflussnahmen auf Eheschließungen und Eheführung nie ausschließen konnte, aber sich letztlich in allen christlich geprägten Ländern der Welt in den Grundprinzipien durchsetzte.
Mit logischem Nachdenken sowie etwas historischem Wissen zur europäischen Geschichte hätte der als klug geltende Alt-Bundeskanzler Schmidt auch auf diese Zusammenhänge kommen können. Aber das verbreitete Muster von Selbstverleugnung der christlichen Wurzeln Europas nagelte auch Schmidt ein Brett vor den Kopf. Der erste Bundespräsident Theodor Heuss wusste noch, dass Europa auf den drei Hügeln von römischem Kapitol, griechischer Akropolis und dem Golgotha des Christus-Erlösers aufgebaut ist. Schmidt dagegen war sich mit seinem politischen Freund Valéry Giscard d’Estaing einig, dass erst in der Aufklärung die geistigen Wurzeln Europas lägen. Alles vorher müsste als finsteres Mittelalter abgetan werden.
Antichristliche Unlogik
Aus diesem unhistorischen und anti-christlichen Denkmuster heraus zeigte sich bei Helmut Schmidt – zumindest in den letzten Jahren – eine stereotype Aversion gegen das Christentum,. Die brachte er mit seinem „Hang zur Besserwisserei“ (Baring) in viele Gespräche ein. Auch das Thema: Einwanderung und Islam hielt ihn nicht davon ab, einen Schlag gegen das Christentum zu landen. Zur Erinnerung: Es ging um das Integrationsproblem bei Migranten aus islamisch geprägten Ländern, die keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau praktizieren. Schmidt kommt von diesen Menschenrechts-Defiziten im Islam in zwei Argumentationsschritten – zu den Kreuzzügen vor 800 Jahren. Diese unglaublich „rechthaberische“ Unlogik seiner Argumentation geht so:
â–ª Bei allen Religionen (mit Einschränkung des Judentums) gälten die Andersgläubigen als minderwertig.
â–ª Diese Einstellung würde im Christentum besonders ausgeprägt sein.
â–ª „Denken Sie nur im Mittelalter an die unzähligen Kreuzzüge als Eroberungskriege.“
â–ª Die hätten natürlich „Gegenreaktionen auf muslimischer Seite hervorgerufen.“
Keine Kenntnisse vom Christentum – außer die üblichen Schlagworte
Helmut Schmidt sagte im FAZ-Interview, abgedruckt am 12. 11.: „Ich wusste vom Islam und auch vom Judentum gar nichts – trotz meines jüdischen Großvaters“ – bis ihn Anwar-as Sadat darüber belehrte. Er hätte ergänzen sollen: ‚Auch über die Geschichte des Christentums habe ich gar keine Kenntnisse – außer die üblichen Vorurteile. Dafür habe ich aber eine starke Meinung von den schlechten Seiten des Christlichen’:
Aus dem Wort von den „unzähligen“ Kreuzzügen spricht ein gewisser Unwille, sich überhaupt konkret und historisch mit den Kreuzzügen auseinanderzusetzen. Die reflexartige Redewendung: „Ja, aber die Kreuzzüge…“ hat sich als Muster eines Totschlagbeweises gegen das Christentum eingebürgert, so dass man sich um historische Einordnung der sieben Orient-Kreuzzüge einfach nicht mehr zu kümmern braucht.
Wenn gelegentlich die Kreuzzüge sogar zur argumentativen Allzweckwaffe werden, um alle Probleme zwischen Orient und Okzident zu erklären, dann fühlt man sich an die Worte von Tertullian erinnert. Der hatte seinen römischen Kritikern vorgehalten, dass sie das Christentum für alle möglichen negativen Ereignisse die Schuld gäben.
In diesem Fall ging Schmidt von den Integrationsproblemen muslimischer Migranten aus. Wenn seine Folge-Argumentation irgendeinen Sinn haben soll, dann wären diese Probleme als muslimische „Gegenreaktionen“ auf die Kreuzzüge zu sehen. Es verblüfft die Chuzpe, mit der der hochgejubelte „Jahrhundertmann“ bei einem aktuellen Problem mit Muslimen zum Tiefschlag gegen das Christentum ausholt. Bleibt nur die Frage: Wieso streben Millionen Muslime unter islamischen Herrschaft in die Länder, von denen die „unzähligen Kreuzzüge“ ihren Ausgangspunkt nahmen?
Des Weiteren pustet Helmut Schmidt Frau Maischberger seine These ins Gesicht: „Die Kreuzzüge waren Eroberungskriege.“ Auch diese Behauptung vernebelt die Tatsachen.
Die Kreuzzüge waren Teil der europäischen Reconquista nach 400 Jahren islamischer Eroberungen und Besetzungen
Innerhalb von 100 Jahren nach dem Tode Mohammeds hatten muslimische Kriegsheere mehr als ein Dutzend christliche Länder erobert – einschließlich des für Christen Heiligen Landes. Danach wurden die Mittelmeerinseln von Zypern bis zu den Balearen besetzt, die christliche Bevölkerung getötet, vertrieben, versklavt oder unterdrückt. Schließlich organisierten muslimische Herrscher zwei Jahrhunderte lang Überfälle als See- und Landräuber gegen christliche Städte. Erst danach reagierten die ersten christlichen Herrscher mehr als nur defensiv.
In Spanien begann etwa Mitte des 11. Jahrhunderts die reconquista, wörtlich die Rückeroberung der von muslimischen Heeren eroberten Christengebiete. Tatsächlich hatten die militärischen Aktionen auch das Ziel, die Christen aus der islamischen Bedrückung zu befreien. Die Kreuzzüge waren Teil dieser Strategie, erweitert mit religiösen und wirtschaftlichen Motiven.
Eine kurze Übersicht über die 400 Jahre Eroberungsgeschichte des Islam als Vorgeschichte der Kreuzzüge:
Mohammed selbst führt im Jahre 630 mit seinem Araberheer Krieg gegen die Christenstadt Tabuk. Drei Jahre nach seinem Tode erobern die muslimischen Krieger Damaskus, 637 Jerusalem, 640 Kairo, 637 Barka in Libyen, 650 Armenien. 652 werden die ersten Sizilianer versklavt, 654 erstmals Konstantinopel angegriffen. Bis 710 sind alle christlichen Länder in Nordafrika von Araberheeren erobert und besetzt. Bei den Kriegen kommt etwa die Hälfte der Bevölkerung zu Schaden, in Sklaverei oder zu Tode. 600 Bischofssitze erlöschen. 711 wird die Basilika Santa Maria auf dem Tempelberg in Jerusalem zur al-Aqsa-Moschee. 712 ist Südspanien erobert, 15 Jahre später fast ganz Spanien. 732 wird ein muslimisches Heer bei Tours und Poitiers von Karl Martell erstmals zurückgeschlagen. 810 wird Korsika islamisch, 843 die Christenhauptstadt Rom angegriffen, 870 Malta erobert. Im 10 Jahrhundert werden regelmäßig von Spanien aus die südfranzösischen Städte belagert, verwüstet und die Einwohner versklavt. In den Jahren 952 bis 960 ist sogar ein Teil der Schweiz von spanischen Muslimen besetzt. Über mehrere Jahrhunderte überfallen muslimische Seeräuber von Nordafrika und Sizilien italienische Küstenstädte. Das Niederreißen von Jerusalemer Kirchen im Jahre 1009 war der Auftakt für die Zerstörung von Hunderten von Gotteshäusern in Heiligen Land und darüber hinaus.
Die Christenheit hatte damals über 450 Jahre Erfahrungen mit einem kriegerischen und aggressiven Islam gemacht, wie er heute wieder im Islamischen Staat, Al Qaida, Boko Haram und anderen Salafistengruppen auflebt und die friedliche Menschheit bedroht. Mit dem Ersten Kreuzzug im Jahre 1096 wurde die Gegenstrategie von der damaligen europäischen Christenheit fortgesetzt, die in der spanischen reconquista begonnen hatte.
Text: Hubert Hecker
Bild: Tagesspiegel/Wikicommons (Screenshots)