(Mexiko-Stadt) „Sie nennen ihn ‚Lady Padre‘: Ein katholischer Priester tanzte während der Heiligen Messe im Meßgewand vor dem Altar“, so der spanischsprachige Fernsehsender Univision in den USA.
Der tanzende Priester heißt Jose Cruz und stammt aus Portugal, ist aber in der Erzdiözese Mexiko-Stadt im Einsatz. Unter dem Applaus der Gläubigen in seiner Kirche legte er eine mehrminütige Tanzeinlage ein, bei der im Meßgewand vor dem Altar herumwirbelte. Ein Kirchgänger nahm ein Video des Tanzes auf und veröffentlichte es im Internet, wo es schnelle Verbreitung fand und andere Medien darauf aufmerksam wurden.
Die Tanzeinlage stieß auf unterschiedliche Reaktionen. „Zum Glauben gehört auch der Tanz als Ausdrucksform der Freude. Aus dem Alten Testament wissen wir, daß es ein wichtiger Kult war, in Jerusalem vor der Bundeslade zu tanzen“, bemühte sich der Sprecher der Erzdiözese Mexiko-Stadt, Jose de Jesus Aguilar den Vorfall herunterzuspielen. Es sei „keine Sünde“, wenn ein Priester „vor oder nach der Heilige Messe vor dem Altar tanzt“, so der Diözesansprecher.
Zur Belustigung des Volkes
Nicht alle Gläubigen teilen diese Ansicht. Manche empfinden das ausgelassene Verhalten des Priesters in einer Kirche und vor allem im Zusammenhang mit einer Heiligen Messe als unpassend und unwürdig. „Er hatte ein Meßgewand an, also war es bei einer Messe. Das kann ich nicht gutheißen“, empörte sich ein Leserbriefschreiber an die Kirchenzeitung des Erzbistums.
Laut Medien sei die Mehrheit der Mexikaner aber für „Lady Padre“. Journalisten verwiesen in diesem Zusammenhang auf Papst Franziskus: Dieser habe zwar bisher nicht getanzt, dafür aber andere „starre Schemen durchbrochen“, so Univision.
Der Spitzname „Lady Padre“, der dem Priester gegeben wurde, deutet jedoch an, daß der tanzende Priester vor allem als Belustigung des Volkes wahrgenommen wird. „Wahrscheinlich wird jetzt wieder jemand auf den Heiligen Geist verweisen. Ich aber sehe auf dem Video nur einen Selbstdarsteller, der sich nicht zu benehmen weiß“, so der katholische spanische Blogger Francisco Fernandez de la Cigoña.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)