Macht Geheimsynode die Bischofssynode zur Scheinsynode? Seit Tagen tagt bereits päpstliche Parallelsynode


Villa Malta, Sitz der Civiltà  Cattolica, und Tagungsort der Geheimsynode
Vil­la Mal­ta, Sitz der Civil­tà  Cat­to­li­ca, und Tagungs­ort der Geheimsynode

(Rom) Fin­det die am Sonn­tag offi­zi­ell eröff­ne­te Bischofs­syn­ode nur zum Schein statt, wäh­rend die eigent­li­che, päpst­li­che Syn­ode bereits seit Tagen geheim tagt? Wäh­rend der offi­zi­el­len Syn­ode, die erst noch begin­nen muß, wie­der mit einer restrik­ti­ven Infor­ma­ti­ons­po­li­tik ein Maul­korb umge­bun­den wer­den soll, tagt bereits seit zwölf Tagen eine 30köpfige Task Force von Jesui­ten zu den Synodenthemen. 

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Papst Fran­zis­kus sieht den Syn­oden­weg, mit dem er der „neu­en Barm­her­zig­keit“ einen Weg bah­nen woll­te, offen­bar für geschei­tert an und sucht nach neu­en Wegen, sein Pro­gramm umzu­set­zen. Mehr noch, er fürch­tet seit Wochen die Absicht der Ver­tei­di­ger der kirch­li­chen Ehe- und Moral­leh­re, mit der Syn­ode die über­lie­fer­te katho­li­sche Leh­re fei­er­lich zu bekräf­ti­gen, und damit – wenn nicht recht­lich, so doch mora­lisch – zu bin­den. Seit Fran­zis­kus anhand der Liste der Syn­oda­len die­se Gefahr für real erkann­te, bemüht er sich, sich der Syn­ode zu ent­le­di­gen und sich von die­ser nicht die Hän­de bin­den zu lassen.

Auch bei Synode 2015 ist „wenig Transparenz“ zu erwarten

Hauptquartier der Parallelsynode: Santa Marta Vatikan
Haupt­quar­tier der Par­al­lel­syn­ode: San­ta Mar­ta Vatikan

Heu­te erst wer­den die Ver­fah­rens­re­geln bekannt­ge­ge­ben, nach denen die Bischofs­syn­ode 2015 statt­fin­den wird. Eine unge­wöhn­li­che Vor­ge­hens­wei­se, da die­se Regeln von beson­de­rer Bedeu­tung sind. Nur weni­ge ken­nen sie vor­ab und konn­ten sich auf die Syn­ode vor­be­rei­ten, wäh­rend die mei­sten Syn­oden­vä­ter fak­tisch erst mit Syn­oden­be­ginn davon erfahren.

Der Vati­ka­nist Edward Pen­tin schrieb mit Blick auf die Ereig­nis­se rund um die Bischofs­syn­ode 2014, daß auch 2015 „nicht viel Trans­pa­renz“ zu erwar­ten sei. Unter­des­sen habe „in größ­ter Geheim­hal­tung“ eine Grup­pe bereits die Arbeit auf­ge­nom­men, so der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti.

Bereits 2014 war es zu einem Bruch mit der bis­he­ri­gen Pra­xis bei Bischofs­syn­oden gekom­men. Die Rede­bei­trä­ge der Syn­oden­vä­ter wur­den nicht ver­öf­fent­licht. Die Dis­kus­sio­nen bei der Syn­ode wur­den vor der Öffent­lich­keit geheim­ge­hal­ten. Das gab dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at (und jedem, dem Papst Fran­zis­kus es erlaub­te) ein Infor­ma­ti­ons­mo­no­pol in die Hand, der Öffent­lich­keit nur das mit­zu­tei­len, was von päpst­li­cher Sei­te gewünscht ist. Auch die Arbei­ten in den nach Sprach­grup­pen getrenn­ten Arbeits­krei­sen blie­ben geheim oder gelang­ten nur zusam­men­ge­faßt und gefil­tert an die Öffentlichkeit.

Meinungmonopol und Deutungshoheit – Gefilterte Informationen für die Öffentlichkeit

Glei­ches hat­te Papst Fran­zis­kus bereits beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um Ende Febru­ar 2014 prak­ti­ziert. Den Kar­di­nä­len wur­de ein Schwei­ge­ge­bot auf­er­legt, wäh­rend Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, der im päpst­li­chen Auf­trag als ein­zi­ger Vor­tra­gen­der die Rich­tung vor­ge­ben konn­te, mit Ver­lags­häu­sern bereits vor­ab die Ver­öf­fent­li­chung sei­ner Rede in ver­schie­de­nen Spra­chen ver­ein­bart hatte.

Das beab­sich­tig­te Mei­nungs­mo­no­pol samt Deu­tungs­ho­heit funk­tio­nier­te nur inso­fern nicht ganz, weil eini­ge Syn­oda­len sich kei­nen Maul­korb umhän­gen lie­ßen, so wie der Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei im Febru­ar 2014 Kar­di­nal Kas­per durch die kom­men­tier­te Ver­öf­fent­li­chung sei­ner Rede zuvorkam.

Wie San­dro Magi­ster bestä­tigt auch Edward Pen­tin, daß 2015 – im Gegen­satz zu 2014 – weder ein Zwi­schen- noch ein Schluß­do­ku­ment vor­ge­se­hen sind. „Der Papst will von den Syn­oden­vä­tern nichts Schrift­li­ches“, so Pentin.

Päpstliche Parallelsynode: Hauptquartier Santa Marta – Arbeitsort Villa Malta

Papst Franziskus mit Pater Antonio Spadaro SJ, Koordinator der Geheimsynode
Papst Fran­zis­kus mit Pater Anto­nio Spa­da­ro SJ, Koor­di­na­tor der Geheimsynode

Tosat­ti ver­mu­tet, „um so frei wie mög­lich zu sein, unge­bun­den und ohne jede Art von Emp­feh­lun­gen, ent­schei­den zu kön­nen. Ein biß­chen so, wie es mit dem Motu pro­prio zu den Ehe­nich­tig­keits­ver­fah­ren der Fall war“. Der Papst hat­te tief­grei­fen­de Ein­grif­fe in die Ehe­ge­richts­bar­keit vor­ge­nom­men, ohne die zustän­di­gen Ämter des Hei­li­gen Stuhls dar­über zu infor­mie­ren oder auch nur zu Rate zu ziehen.

In die­sen Kon­text platzt die Nach­richt Tosat­tis, „daß seit einem Dut­zend Tagen rund 30 Per­so­nen, fast alles Jesui­ten, mit eini­gen Argen­ti­ni­ern, auf sehr gehei­me Wei­se unter der Koor­di­na­ti­on von Pater Anto­nio Spa­da­ro, dem Schrift­lei­ter der Civil­tà  Cat­to­li­ca, der viel Zeit in San­ta Mar­ta in Bera­tung mit dem Papst ver­bringt, zu den Syn­oden­the­men arbei­ten“, so Tosatti.

„Die Geheim­hal­tung betrifft auch die Jesui­ten der Vil­la Mal­ta, dem Sitz der Civil­tà  Cat­to­li­ca, wo ein Teil der Arbei­ten stattfindet.“

Tosat­ti äußert die Ver­mu­tung, daß die­se „Task Force“ dem Papst „die Instru­men­te für ein even­tu­el­les post-syn­oda­les Doku­ment zum The­ma Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, zusam­men­le­ben­de und gleich­ge­schlecht­li­che Paa­re“ lie­fern soll.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​MiL

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