Das Ergebnis der Familiensynode VIII – Roberto de Mattei: Keine Gewinner, nur Verlierer – an erster Stelle die katholische Moral


Kom­men­tar von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

(Rom) Nach der XIV. Bischofs­syn­ode über die Fami­lie schei­nen alle gewon­nen zu haben. Gewon­nen hat Papst Fran­zis­kus, weil es ihm gelun­gen ist, einen Kom­pro­miß­text zwi­schen den gegen­sätz­li­chen Posi­tio­nen zu fin­den; gewon­nen haben die Pro­gres­si­sten, weil der ver­ab­schie­de­te Text die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Eucha­ri­stie zuläßt; gewon­nen haben die Kon­ser­va­ti­ven, weil das Doku­ment nir­gends aus­drück­lich die Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen erwähnt sowie die „Homo-Ehe“ und Gen­der-Theo­rie ablehnt.

Um bes­ser zu ver­ste­hen, wie die Din­ge in Wirk­lich­keit gelau­fen sind, muß man zum Abend des 22. Okto­ber zurück­keh­ren, als den Syn­oden­vä­tern der Schluß­be­richt vor­ge­legt wur­de, der von einer Ad-hoc-Kom­mis­si­on auf der Grund­la­ge der Abän­de­rungs­an­trä­ge (modi) der nach Spra­chen unter­teil­ten Arbeits­grup­pen (Cir­culi mino­res) zum Instu­men­tum labo­ris aus­ge­ar­bei­tet wor­den war.

Papst-Entwurf für Schlußbericht abgelehnt

Zur gro­ßen Über­ra­schung der Syn­oden­vä­ter wur­de ihnen am Don­ners­tag Abend nur ein Text in ita­lie­ni­scher Spra­che vor­ge­legt und das zusam­men mit einem aus­drück­li­chen Ver­bot, ihn der Pres­se wei­ter­zu­ge­ben oder den 51 Audi­to­ren oder ande­ren Syn­oden­teil­neh­mern zur Kennt­nis zu brin­gen. Der Text nahm über­haupt kei­ne Rück­sicht auf die 1355 Abän­de­rungs­an­trä­ge, die im Lau­fe der drei Syn­oden­wo­chen ein­ge­bracht wor­den waren. Das Instru­men­tum labo­ris war fak­tisch unver­än­dert bei­be­hal­ten wor­den ein­schließ­lich der Para­gra­phen, die in der Syn­ode­nau­la auf hef­tig­sten Wider­stand der Syn­oden­vä­ter gesto­ßen waren: jene zur Homo­se­xua­li­tät und zu den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Die Dis­kus­si­on war für den näch­sten Mor­gen fest­ge­legt, mit der Mög­lich­keit wei­te­re Abän­de­rungs­an­trä­ge ein­brin­gen zu kön­nen, die über Nacht aus­ge­ar­bei­tet wer­den muß­ten zu einem Text, der in einer Spra­che vor­lag, die nur ein Teil der Syn­oden­vä­ter wirk­lich aus­rei­chend beherrscht.

Am Mor­gen des 23. Okto­ber sah sich Papst Fran­zis­kus, der die Syn­oden­ar­beit immer mit Auf­merk­sam­keit ver­folgt hat­te, einer uner­war­te­ten Ableh­nung des Kom­mis­si­ons­do­ku­ments gegen­über. 51 Syn­oden­vä­ter ergrif­fen das Wort, der Groß­teil sprach sich gegen den vom Papst vor­ge­leg­ten Text aus. Unter ihnen die Kar­di­nä­le Marc Ouel­let, Prä­fekt der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Ange­lo Bag­nas­co, Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Jor­ge Libera­to Uro­sa Savi­no von Cara­cas, Car­lo Caf­farra von Bolo­gna, Erz­bi­schof Joseph Edward Krutz, Vor­sit­zen­der der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, die pol­ni­schen Bischö­fe Hen­ryk Hoser von War­schau-Pra­ga, Sta­ni­sław Gądecki, Vor­sit­zen­der der Pol­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Zbi­gņevs Stan­ke­vičs von Riga, Tade­u­sz Kon­dru­sie­wicz, Erz­bi­schof von Minsk, Ignace Bes­si Dog­bo, Bischof von Kat­io­la (Elfen­bein­kü­ste); Hlib Boris Svia­to­slav Lon­chy­na, Bischof der byzan­ti­ni­schen Ukrai­ner in Eng­land und vie­le ande­re mehr. Alle wider­spra­chen in unter­schied­li­chen Tönen dem Text.

Suche nach Kompromiß um tiefen Riß in der Kirche zu vermeiden

Das Doku­ment konn­te nicht am 24. erneut vor­ge­legt wer­den, ohne Gefahr zu lau­fen, von der Syn­oden­mehr­heit nie­der­ge­stimmt zu wer­den und damit einen schwe­ren Riß durch die Kir­che auf­zu­rei­ßen. Die Kom­pro­miß­lö­sung kam von den deut­schen Theo­lo­gen des Cir­culus Ger­ma­ni­cus, dem sowohl Kar­di­nal Kas­per, die Iko­ne des Pro­gres­sis­mus, als auch Kar­di­nal Mül­ler, der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ange­hör­ten. Die Kom­mis­si­on wur­de zwi­schen Frei­tag nach­mit­tag und Sams­tag mor­gen mit der Aus­ar­bei­tung eines neu­en Tex­tes beauf­tragt, der am Mor­gen des 24. Okto­ber in der Aula den Syn­oden­vä­tern vor­ge­tra­gen und am Nach­mit­tag abge­stimmt wur­de. Er erhielt für alle 94 Para­gra­phen die not­wen­di­ge Mehr­heit von zwei Drit­teln oder 177 Stim­men der 265 Synodenväter.

Bei der täg­li­chen Pres­se­kon­fe­renz um 13 Uhr kün­dig­te Kar­di­nal Schön­born bereits das Ergeb­nis an, was den umstrit­ten­sten Punkt, den der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen betraf: „Man spricht dar­über, man spricht mit gro­ßer Auf­merk­sam­keit, doch das Schlüs­sel­wort lau­tet ‚Unter­schei­dung‘, und ich lade sie alle ein, dar­an zu den­ken, daß es kein schwarz und weiß, ein ein­fa­ches Ja oder Nein gibt, es ist zu unter­schei­den, und das ist genau das Wort des hei­li­gen Johan­nes Paul II. in Fami­lia­ris Con­sor­tio: die Pflicht eine Unter­schei­dung zu üben, weil die Situa­tio­nen ver­schie­den sind und die Not­wen­dig­keit die­ser Unter­schei­dung hat Papst Fran­zis­kus, als guter Jesu­it, schon in sei­ner Jugend gelernt: Die Unter­schei­dung bedeu­tet, zu ver­ste­hen ver­su­chen, wel­ches die Situa­ti­on die­ser Fami­lie oder jener Per­son ist.“

Unter­schei­dung und Inte­gra­ti­on ist auch der Titel der Para­gra­phen 84, 85 und 86. Der umstrit­ten­ste Para­graph, die Nr. 86, ent­hält eine Öff­nung gegen­über den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen und die Mög­lich­keit für sie, Zugang zu den Sakra­men­ten zu erhal­ten, wenn auch die Kom­mu­ni­on nicht aus­drück­lich erwähnt wird. Die­ser Para­graph wur­de mit 178 Ja-Stim­men, 80 Nein-Stim­men und 7 Ent­hal­tun­gen ange­nom­men. Eine ein­zi­ge Stim­me mehr, als das Zwei-Drit­tel-Quo­rum verlangte.

Papst geht aus Synode geschwächt hervor

Das Bild von Papst Fran­zis­kus geht nicht gestärkt, son­dern gelähmt und geschwächt aus der Bischofs­syn­ode her­vor. Er hat­te die Kon­fron­ta­ti­on gesucht und der Syn­ode ent­ge­gen aller anders­lau­ten­den Wort­mel­dun­gen und Abän­de­rungs­an­trä­ge der Syn­oden­vä­ter einen Text vor­ge­legt, der von der Syn­oden­mehr­heit am Mor­gen des 23. Okto­ber offen zurück­ge­wie­sen wur­de, der zu sei­nem „Schwar­zen Tag“ wur­de. Die Schluß­re­de von Papst Berg­o­glio strahl­te kei­nen Enthu­si­as­mus über die Rela­tio fina­lis aus, dafür eine wie­der­hol­te Maß­re­ge­lung gegen die Syn­oden­vä­ter, die die tra­di­tio­nel­len Posi­tio­nen ver­tei­digt haben. Ihnen hielt der Papst am Sams­tag abend unter ande­rem vor: „Es bedeu­tet auch, die ver­schlos­se­nen Her­zen ent­blößt zu haben, die sich oft sogar hin­ter den Leh­ren der Kir­che oder hin­ter den guten Absich­ten ver­stecken, um sich auf den Stuhl des Mose zu set­zen und – manch­mal von oben her­ab und mit Ober­fläch­lich­keit – über die schwie­ri­gen Fäl­le und die ver­letz­ten Fami­li­en zu rich­ten. […] Es bedeu­tet ver­sucht zu haben, die Hori­zon­te zu lich­ten, um jede kon­spi­ra­ti­ve Her­me­neu­tik oder Ver­schlos­sen­heit der Per­spek­ti­ven zu über­win­den, um die Frei­heit der Kin­der Got­tes zu ver­tei­di­gen und zu ver­brei­ten, um die Schön­heit der christ­li­chen Neu­heit zu über­mit­teln, die manch­mal vom Rost einer archai­schen oder ein­fach unver­ständ­li­chen Spra­che über­deckt ist.“ Har­te Wor­te, die Ver­bit­te­rung und Unzu­frie­den­heit zum Aus­druck brin­gen, aber mit Sicher­heit kei­nen Sie­ger zeigen.

Auch die Pro­gres­si­sten wur­den besiegt, weil nicht nur jeder von ihnen ange­streb­te posi­ti­ve Hin­weis auf die Homo­se­xua­li­tät besei­tigt wur­de, son­dern auch die Öff­nung gegen­über den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen weit­ge­hend abge­schwächt wer­den konnte.

Das Gift des Paragraphen 86

Den­noch kön­nen die Kon­ser­va­ti­ven sich nicht als Sie­ger sehen. Wenn 80 Syn­oden­vä­ter, ein Drit­tel der Syn­oden­ver­samm­lung, gegen den Para­graph 86 stimm­te, will das sagen, daß sie auch die­sen für nicht zufrie­den­stel­lend hal­ten. Die Tat­sa­che, daß er wegen einer Stim­me ange­nom­men wur­de, bedeu­tet nicht, daß damit das dar­in ent­hal­te­ne Gift neu­tra­li­siert wurde.

Laut Rela­tio fina­lis kann sich die Teil­nah­me der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen am kirch­li­chen Leben in „ver­schie­de­nen Dien­sten“ aus­drücken. Des­halb sei es not­wen­dig, „zu unter­schei­den, wel­che der unter­schied­li­chen, der­zeit im lit­ur­gi­schen, pasto­ra­len, Bil­dungs- und insti­tu­tio­nel­len Bereich prak­ti­zier­ten For­men des Aus­schlus­ses über­wun­den wer­den kön­nen. Sie dür­fen sich nicht nur nicht exkom­mu­ni­ziert füh­len, son­dern kön­nen als leben­di­ge Glie­der der Kir­che leben und rei­fen“ (Nr. 84). „Der Weg der Beglei­tung und der Unter­schei­dung ori­en­tiert die­se Gläu­bi­gen sich ihrer Situa­ti­on vor Gott bewußt zu wer­den. Das Gespräch mit dem Prie­ster im forum inter­num dient der For­mung eine kor­rek­ten Urteils über das, was die Mög­lich­keit einer vol­len Teil­nah­me am Leben der Kir­che behin­dert und über die Schrit­te, die die­se begün­sti­gen und wach­sen las­sen kön­nen“ (Nr. 86).

Was ande­res aber bedeu­tet „leben­di­ge Glie­der“ der Kir­che, wenn nicht der Stand der Gna­de und der Emp­fang der Hei­li­gen Kom­mu­ni­on? Und meint „die vol­le Teil­nah­me am Leben der Kir­che“ für einen Lai­en nicht den Emp­fang des Altar­sa­kra­ments? Man sagt, die im lit­ur­gi­schen, pasto­ra­len, Bil­dungs- und insti­tu­tio­nel­len Bereich prak­ti­zier­ten For­men des Aus­schlus­ses kön­nen über­wun­den wer­den, „Fall für Fall“, indem man einer „via dis­cretio­nis“ folgt. Kann der Aus­schluß von der sakra­men­ta­len Kom­mu­ni­on über­wun­den wer­den? Der Text behaup­tet das nicht, schließt es aber auch nicht aus. Die Tür ist nicht auf­ge­sto­ßen wor­den, aber doch einen Spalt, wes­halb man nicht bestrei­ten kann, daß sie geöff­net wurde.

Relatio behauptet kein Recht auf Ehebruch, aber auf Freiheit vom Zwang in Moralfragen

Die Rela­tio behaup­tet nicht das Recht der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen zu kön­nen (und damit das Recht zum Ehe­bruch). Sie leug­net aber fak­tisch das Recht der Kir­che, öffent­lich die Situa­ti­on der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen als Ehe­bruch zu bezeich­nen, indem sie die Ver­ant­wor­tung für die Beur­tei­lung dem Gewis­sen der ein­zel­nen Hir­ten und sogar der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen über­läßt. Um es in der Spra­che von Dignita­tis Hum­a­nae zu sagen: Es han­delt sich nicht um ein Recht, das Ehe­bruch bejaht, aber um ein „nega­ti­ves“ Recht, nicht dar­an gehin­dert zu wer­den, ihn zu prak­ti­zie­ren, oder anders gesagt, ein Recht zur „Frei­heit von Zwang“ in Fra­gen der Moral. Wie in Dignita­tis Hum­a­nae wird die grund­le­gen­de Unter­schei­dung zwi­schen „Forum inter­num“, das das ewi­ge Heil der ein­zel­nen Gläu­bi­gen betrifft, und dem „Forum exter­num“, das das All­ge­mein­wohl der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen betrifft, aus­ge­löscht. Die Kom­mu­ni­on ist eben nicht ein bloß indi­vi­du­el­ler Akt, son­dern auch ein öffent­li­cher Akt, der vor der gesam­ten Gemein­schaft der Gläu­bi­gen voll­zo­gen wird. Die Kir­che, ohne in das forum inter­num ein­zu­tre­ten, hat den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen die Kom­mu­ni­on immer unter­sagt, weil es sich um eine öffent­li­che Sün­de han­delt, die im forum exter­num began­gen wird. Das Moral­ge­setz wird vom Gewis­sen über­wun­den, die zu einer neu­en, nicht nur theo­lo­gi­schen und mora­li­schen, son­dern kir­chen­recht­li­chen Grö­ße wird. Die Rela­tio fina­lis läßt sich, unter die­sem Gesichts­punkt, gut mit den bei­den Motu­pro­prien von Papst Fran­zis­kus ver­ei­nen, deren Bedeu­tung der Histo­ri­ker [Alber­to Mel­lo­ni] der [pro­gres­si­ven] „Schu­le von Bolo­gna“ am 23. Okto­ber im Cor­rie­re del­la Sera her­vor­hob: „Indem er den Bischö­fen das Urteil über die Ehe­nich­tig­keit zurück­gibt, hat Berg­o­glio nicht den Sta­tus der Geschie­de­nen geän­dert, son­dern still­schwei­gend eine enor­me Reform des Papst­tums vollzogen“.

Die „Von-Fall-zu-Fall-Moral“ widerspricht absolutem und universalem Moralgesetz

Der Zuer­ken­nung der Befug­nis an den Diö­ze­san­bi­schof, als Ein­zel­rich­ter nach sei­nem Ermes­sen einen kur­zen Pro­zeß ein­zu­lei­ten und zu einem Urteil zu kom­men, ent­spricht ana­log die Zuer­ken­nung der Unter­schei­dung der mora­li­schen Bedin­gun­gen der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen an den Diö­ze­san­bi­schof. Wenn der Orts­bi­schof zum Schluß kommt, daß der Weg des geist­li­chen Wachs­tums und der Ver­tie­fung einer Per­son, die in einer neu­en Ver­bin­dung lebt, voll­zo­gen ist, wird die­se die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kön­nen. Die Rede von Papst Fran­zis­kus vom 17. Okto­ber an die Syn­ode benann­te die „Dezen­tra­li­sie­rung“ als Pro­jek­ti­on der „Von-Fall-zu-Fall-Moral“. Der Papst erklär­te in sei­ner Schluß­an­spra­che am 24. Okto­ber: „Und – jen­seits der vom Lehr­amt der Kir­che genau defi­nier­ten dog­ma­ti­schen Fra­gen – haben wir auch gese­hen, daß das, was einem Bischof eines Kon­ti­nen­tes als nor­mal erscheint, sich für den Bischof eines ande­ren Kon­ti­nents als selt­sam, bei­na­he wie ein Skan­dal her­aus­stel­len kann – bei­na­he! –; was in einer Gesell­schaft als Ver­let­zung eines Rech­tes ange­se­hen wird, kann in einer ande­ren eine selbst­ver­ständ­li­che und unan­tast­ba­re Vor­schrift sein; was für eini­ge Gewis­sens­frei­heit ist, kann für ande­re nur Ver­wir­rung bedeu­ten. Tat­säch­lich sind die Kul­tu­ren unter­ein­an­der sehr ver­schie­den, und jeder all­ge­mei­ne Grund­satz – wie ich sag­te: die vom Lehr­amt der Kir­che genau defi­nier­ten dog­ma­ti­schen Fra­gen – jeder all­ge­mei­ne Grund­satz muß inkul­tur­iert wer­den, wenn er beach­tet und ange­wen­det wer­den soll.“

Die Moral der Inkul­tu­ra­ti­on, jene des „Von Fall zu Fall“, rela­ti­viert und löst das Moral­ge­setz auf, das per defi­ni­tio­nem abso­lut und uni­ver­sal ist. Es gibt weder eine gute Absicht noch mil­dern­de Umstän­de, die eine gute Hand­lung in eine schlech­te ver­wan­deln kön­nen oder umge­kehrt. Die katho­li­sche Moral kennt kei­ne Aus­nah­men: ent­we­der sie ist abso­lut und uni­ver­sal oder sie ist kein Moral­ge­setz. Jene Medi­en lie­gen daher nicht ganz falsch, die über die Rela­tio fina­lis mit Schlag­zei­len wie die­ser berich­te­ten: „Abso­lu­tes Kom­mu­ni­on­ver­bot für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne fällt“.

Schlußfolgerung: keine Gewinner, nur Verlierer, an erster Stelle die katholische Moral

Die Schluß­fol­ge­rung ist, daß wir vor einem zwei­deu­ti­gen und wider­sprüch­li­chen Doku­ment ste­hen, das allen erlaubt, sich als Sie­ger zu sehen, auch wenn nie­mand gewon­nen hat. Alle wur­den besiegt, vor allem auch die katho­li­sche Moral, die aus der am 24. Okto­ber zu Ende gegan­ge­nen Fami­li­en­syn­ode zutiefst gede­mü­tigt hervorgeht.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Schrift­lei­ter der Monats­zeit­schrift Radi­ci Cri­stia­ne und der Online-Nach­rich­ten­agen­tur Cor­ri­spon­den­za Roma­na, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt erschie­nen: Vica­rio di Cri­sto. Il pri­ma­to di Pie­tro tra nor­ma­li­tà  ed ecce­zio­ne (Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Der Pri­mat des Petrus zwi­schen Nor­ma­li­tät und Aus­nah­me), Vero­na 2013; in deut­scher Über­set­zung zuletzt: Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil – eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, Rup­picht­eroth 2011. Die Zwi­schen­ti­tel stam­men von der Redaktion.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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