Das Ergebnis der Familiensynode IV – Kardinal Kasper: „Bin sehr zufrieden“


Kardinal Kasper: "Bin mit Verlauf der Synode sehr zufrieden"
Kar­di­nal Kas­per: „Bin sehr zufrie­den“ mit Ver­lauf der Synode.

(Rom) Kar­di­nal Wal­ter Kas­per ist „sehr zufrie­den“ über den Syn­oden­aus­gang, obwohl die von ihm als erster gefor­der­te Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne im Schluß­be­richt nicht ein­mal erwähnt wird. „Wenn das Ergeb­nis der Syn­ode Kar­di­nal Kas­per zusagt, dann ist es Zeit, besorgt zu sein“, so Secre­tum meum mihi.

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Die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Giorn­a­le ver­öf­fent­lich­te heu­te ein Inter­view mit dem deut­schen Pur­pur­trä­ger mit dem Titel: „Hostie für Geschie­de­ne, wenn reu­ig.“ Und dem Unter­ti­tel: „Der hohe Prä­lat spricht zum Syn­oden­schluß, bei der sei­ne pro­gres­si­sti­sche Linie über­wo­gen hat“.

Die Tages­zei­tung zitiert Kas­per mit den Wor­ten: „Ich bin sehr zufrie­den und freue mich über die von der Syn­ode gelei­ste­te Arbeit. Der Schluß­be­richt ist ein guter Text. Nun steht die Ent­schei­dung dem Papst zu.“

Das voll­stän­di­ge Inter­view in deut­scher Übersetzung:

Il Giorn­a­le: Emi­nenz, bei der Syn­ode hat Ihre Linie über­wo­gen, bzw. die Mög­lich­keit, die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen zur Kom­mu­ni­on durch eine Ein­zel­fall­prü­fung zuzu­las­sen. Wie bewer­ten Sie die Dis­kus­si­on der Syn­oden­vä­ter zu die­sem Thema?

Kas­per: Ich bin zufrie­den, die Tür zur Mög­lich­keit den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen die Kom­mu­ni­on zu gewäh­ren, hat sich auf­ge­tan. Es gibt eine gewis­se Öff­nung, aber man spricht noch nicht über die Kon­se­quen­zen. Jetzt liegt alles in den Hän­den des Pap­stes, der ent­schei­det. Die Syn­ode hat Emp­feh­lun­gen abge­ge­ben. Es hat eine Öff­nung gege­ben, aber die Ange­le­gen­heit ist noch nicht ganz gelöst und ist noch wei­ter zu vertiefen.

Il Giorn­a­le: Wenn es heißt, dem Prie­ster steht es zu, von Fall zu Fall zu ent­schei­den, was ist damit gemeint?

Kas­per: Es müs­sen eini­ge Bedin­gun­gen für die Zulas­sung zum Sakra­ment der Eucha­ri­stie gege­ben sein. Zunächst die Bewer­tung, ob alles mög­li­che getan wur­de, um die erste Ehe zu ret­ten; dann daß es einen Weg der Reue des Paa­res gibt. Dann braucht es einen Weg des Nach­den­kens und der Beglei­tung, denn die Schei­dung ist ein Desa­ster und hin­ter­läßt trau­ma­ti­sche Erfah­run­gen. Es braucht Zeit um die Wun­den einer Tren­nung zu überwinden.

Il Giorn­a­le: Aber läuft eine sol­che Öff­nung nicht Gefahr die Schei­dung zu bestätigen?

Kas­per: Nein, die Türen wer­den kei­nes­wegs für die Schei­dung geöff­net. Die Pfar­rer müs­sen alles mög­li­che tun, um das Paar zu ver­söh­nen. Die Schei­dung ist nie eine ange­neh­me Sache und ist ein trau­ri­ger Moment vor allem für die Kin­der des Paa­res, das sich trennt.

Il Giorn­a­le: Es gab Ele­men­te der „Stö­rung“: Das Coming out von Mon­si­gno­re Cha­ram­sa, der erklär­te, schwul zu sein, der Brief der 13 Kar­di­nä­le, die die Metho­den der Syn­oden­ar­beit kri­ti­siert haben, die Ver­brei­tung der Nach­richt durch QN, der Papst habe einen gut­ar­ti­gen Gehirn­tu­mor. Hat das alles die Syn­oden­ar­beit destabilisiert?

Kas­per: Die Syn­ode hat sich nicht mani­pu­lie­ren las­sen. Wir sind wei­ter­ge­gan­gen in unse­ren Arbei­ten und gemäß fest­ge­leg­ter Agen­da, ohne uns weder von exter­nen Fak­to­ren beein­flus­sen noch mani­pu­lie­ren zu lassen.

Il Giorn­a­le: Von der Syn­ode ist hin­ge­gen ein Nein zu den homo­se­xu­el­len Ver­bin­dun­gen gekommen …

Kas­per: Das The­ma der Syn­ode war die Fami­lie und die Homo­se­xu­el­len sind nicht Fami­lie. Wir haben uns nicht mit dem The­ma der homo­se­xu­el­len Part­ner­schaf­ten beschäf­tigt, son­dern ledig­lich mit der Prä­senz von Per­so­nen mit homo­se­xu­el­len Ten­den­zen inner­halb einer Fami­lie. Die Kir­che muß dabei hel­fen, die­se Situa­tio­nen zu leben, sie muß hel­fen, nicht zu diskriminieren.

Il Giorn­a­le: Was erwar­ten Sie sich nun vom Papst?

Kas­per: Ich hof­fe, daß der Hei­li­ge Vater einen über­zeu­gen­den Text ver­faßt, der die Freu­de der christ­li­chen Ehe betont, das ist die wich­tig­ste Sache. Es steht nicht die Unauf­lös­lich­keit der Ehe zur Dis­kus­si­on, aber es gibt kei­nen Gegen­satz zwi­schen Barm­her­zig­keit und Wahr­heit des Evangeliums.

Il Giorn­a­le: Wann kön­nen wir die Ent­schei­dung von Fran­zis­kus erwarten?

Kar­di­nal Kas­per: Es braucht Zeit, es ist nicht ein Doku­ment, das man von einem Tag auf den ande­ren macht. Der Schluß­be­richt der Syn­ode ist eine Grund­la­ge für den Papst. Ich hof­fe, daß der Text des Pap­stes wäh­rend des Jah­res der Barm­her­zig­keit kommt. Das wäre ein schö­nes Zeichen.

Dazu Secre­tum meum mihi: Sie waren noch besorgt über das Ergeb­nis? Jetzt haben Sie Grund dazu, es zu sein.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Giorn­a­let­tis­mo (Screen­shot)

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