Vor der Bischofssynode – Vorrangige Option für die Familie (XXXVIII)


Die Ehe, ein Sakrament
Die Ehe, ein Sakrament

Aus der Hand­rei­chung Vorran­gi­ge Opti­on für die Fami­lie. 100 Fra­gen und 100 Ant­wor­ten im Zusam­men­hang mit der bevor­ste­hen­den Bischofs­syn­ode über die Fami­lie vom 4. bis 25. Okto­ber 2015 im Vatikan.

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75. Fra­ge: Stimmt es, wie Kar­di­nal Wal­ter Kas­per behaup­tet, dass in der Urkir­che die Teil­nah­me wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner an der Kom­mu­ni­on all­ge­mein tole­riert und akzep­tiert wurde?

Ant­wort: Kein Kon­zil der Früh­kir­che und kein Kir­chen­va­ter hat die Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne als Norm zuge­las­sen. Eini­ge moder­ne Stu­di­en, wie die des bekann­ten Pat­ro­lo­gen Hen­ri Cour­zel SJ, wider­le­gen die Behaup­tung von Kar­di­nal Kas­per (vgl. John M. Rist, Schei­dung und Wie­der­ver­hei­ra­tung in der Früh­kir­che – histo­ri­sche und kul­tu­rel­le Betrach­tun­gen, in: In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben. Ehe und Kom­mu­ni­on in der katho­li­schen Kir­che, Ech­ter Ver­lag, Würz­burg 2014, S. 53–75).

Die von Kar­di­nal Kas­per ange­führ­ten Zita­te sind nicht kor­rekt und auch im Kon­text ande­rer Zita­te aus den glei­chen Quel­len falsch zitiert. P. Pérez-Soba schreibt: „Dabei ver­schweigt er [Kas­per] aber die offen­sicht­li­che Tat­sa­che, dass die Schrif­ten der Väter, die die­se Mög­lich­keit abso­lut ver­nei­nen, wesent­lich zahl­rei­cher sind und noch dazu viel deut­li­cher spre­chen als die von ihm zitier­ten“ (Pérez-Soba und Kam­pow­ski, Das wah­re Evan­ge­li­um der Fami­lie, Media Maria, Iller­tis­sen 2014, S. 88).

Die Ent­schei­dun­gen der Gene­ral­rä­te und der loka­len Syn­oden sind nur dann als gül­tig anzu­se­hen, wenn sie der ech­ten und immer­wäh­ren­den Tra­di­ti­on der Kir­che ent­spre­chen, ganz nach der gol­de­nen Regel des hl. Vin­zenz von Lérins: „quod sem­per, quod ubi­que, quod ab omni­bus“ [was immer, was über­all, was von allen (gelehrt wur­de)] (vgl. Kar­di­nal Wal­ter Brand­mül­ler, Ein­heit und Unauf­lös­lich­keit der Ehe, in: In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben, a.a.O., Kap. V).

76. Fra­ge: In den ortho­do­xen Kir­chen gibt es zur Seg­nung einer zwei­ten Ehe ein beson­de­res Ritu­al, das nicht als Sakra­ment gese­hen wird, son­dern als Lösung zur Ver­mei­dung einer grö­ße­ren Sün­de; nach die­sem Segen wer­den die Zusam­men­le­ben­den zu den Sakra­men­ten zuge­las­sen. Könn­te die Katho­li­sche Kir­che die­sem Bei­spiel folgen?

Ant­wort: Die Theo­lo­gie der ortho­do­xen Kir­chen über die Ehe unter­schei­det sich in wesent­li­chen Punk­ten von der katho­li­schen Leh­re. Außer­dem stel­len die erwähn­ten Prak­ti­ken in den ortho­do­xen Kir­chen eine histo­ri­sche Ent­glei­sung infol­ge der Unter­wer­fung die­ser Kir­chen unter die welt­li­che Macht dar und sind daher für die Katho­li­sche Kir­che weder gerecht­fer­tigt noch anwend­bar. Msgr. Cyril Vasil SJ, Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on für die Ost­kir­chen, behan­delt die­ses The­ma sehr aus­führ­lich in sei­nem Essay Tren­nung, Schei­dung, Auf­lö­sung des Ehe­ban­des und Wie­der­hei­rat – Theo­lo­gi­sche und prak­ti­sche Ansät­ze der ortho­do­xen Kir­chen (in: In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben, a.a.O., Kap. IV).

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Anga­ben zur Handreichung:
Aldo di Cil­lo Pagotto/​Robert F. Vasa/​Athanasius Schnei­der: Vor­ran­gi­ge Opti­on für die Fami­lie. 100 Fra­gen und 100 Ant­wor­ten im Zusam­men­hang mit der Syn­ode. Vor­wort von Jor­ge A. Kar­di­nal Medi­na, Edi­zio­ni Sup­pli­ca Filia­le, Roma 2015, www. sup​pli​ca​fi​lia​le​.org

Die gedruck­te Aus­ga­be in deut­scher Spra­che kann ange­for­dert wer­den bei:
Deut­sche Gesell­schaft zum Schutz von Tra­di­ti­on, Fami­lie und Pri­vat­ei­gen­tum (TFP)
Gla­dio­len­stra­sse 11
60437 Frank­furt am Main
segreteria.supplicafiliale [a] out​look​.com
www​.tfp​-deutsch​land​.org

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2 Kommentare

  1. „Stimmt es, wie Kar­di­nal Wal­ter Kas­per behaup­tet, dass in der Urkir­che die Teil­nah­me wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner an der Kom­mu­ni­on all­ge­mein tole­riert und akzep­tiert wurde?“
    Ich glau­be nicht das die Mär­ty­rer der Urkir­che gro­ßen Wert dar­auf legen das ein Kar­di­nal Kas­per des Aggior­na­men­to sich an ihnen nach Belie­ben bedie­nen tut. Der moder­ne Katho­lik und die Katho­li­ken der Urkir­che pas­sen nun wahr­lich nicht zusam­men denn der Unter­schied im Glau­ben dürf­te gewal­tig sein.
    Per Mari­am ad Christum.

  2. Es lohnt sich erneut die Erklä­run­gen einer „grie­chisch-ortho­do­xen“ Kir­chen­ge­mein­de in Deutsch­land zu Ehe­schei­dung und Wie­der­ver­hei­ra­tung zu lesen, um dies­be­züg­lich sehr deut­lich das in die Ost­kir­chen ein­ge­flos­se­ne Men­schen­ge­dach­te bzw. Men­schen­ge­mach­te her­aus­zu­le­sen und so wohl auch auf den Ursprung der aktu­ell inner­halb der römisch katho­li­schen Kir­che von „zeit­ge­mä­ssen“ Krei­sen so infla­tio­när gefor­der­ten „neu­en Barm­her­zig­keit“ zu stossen:
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    „Zwar stellt das Gebot Jesu zur dau­er­haf­ten Bin­dung zwi­schen Mann und Frau für alle Ehe­leu­te einen idea­len Zustand dar – nie­mand zwei­felt dar­an –, kann aber, genau­so wie jedes ande­re Gebot, u.a. auch auf­grund der Unvoll­kom­men­heit des Men­schen, die Über­tre­tung und die Sün­de, ja sogar die Tod­sün­de und schließ­lich auch das Schei­tern einer Ehe nicht aus­schlie­ßen. Wo die idea­le Situa­ti­on der Hin­ge­bung und der unei­gen­nüt­zi­gen Lie­be nicht mehr vor­han­den ist, wird die Gemein­schaft zwi­schen den Part­nern erschüt­tert. Das führt zur Situa­ti­on, dass die abso­lu­te hin­ge­ben­de und auf­op­fern­de Lie­be zur Gleich­gül­tig­keit gegen­über dem Part­ner, ja manch­mal auch zum Hass ver­wan­delt wird. So wird das vor­bild­haf­te, sakra­men­ta­le Ver­hält­nis zwi­schen Chri­stus und der Kir­che, zwi­schen dem Bräu­ti­gam und der Braut nicht mehr sei­ne Ver­ge­gen­wär­ti­gung in der Ehe haben. Daher gibt es nicht nur den natür­li­chen Tod, der die Ehe erschüt­tert, son­dern auch den mora­li­schen. D.h. die Ortho­do­xe Kir­che kennt auch eine Ehe­schei­dung aus meh­re­ren Grün­den, mit der Mög­lich­keit danach für eine Wie­der­ver­hei­ra­tung durch kirch­li­che Ehe­schlie­ßung mit sakra­men­ta­lem Cha­rak­ter bis zu drei Mal. Es ist bekannt, dass die­se Pra­xis auch in der Früh­kir­che zugun­sten der Men­schen fest­zu­stel­len ist. Das bedeu­tet also bis heu­te in der Ortho­do­xen Kir­che, dass ein nach dem ortho­do­xen Kir­chen­recht „legi­tim“ Geschie­de­ner wie­der sakra­men­tal-kirch­lich hei­rats­fä­hig ist:
    a) Wie­der­her­stel­lung der Ehe von geschie­de­nen Ehe­leu­ten und
    b) Zwei­te und drit­te Eheschließung.
    Aus gege­be­nem Anlass muss hier fest­ge­stellt wer­den, dass auch die­se zwei­te und drit­te kirch­li­che Ehe­schlie­ßung als Anteil­nah­me am Myste­ri­um Chri­sti und der Kir­che, genau­so wie die Erste Ehe Sakra­ment sind. Natür­lich stellt die erste bzw. ein­zi­ge Ehe­schlie­ßung einen „Ide­al­zu­stand“ dar. Aber wenn die Kir­che Nach­sicht übt (Oiko­no­mia) auch für die Schwä­che­ren bzw. die schuld­los Geschei­ter­ten, und das tut sie mit der Erlaub­nis der zwei­ten und drit­ten Ehe­schlie­ßung, dann gibt sie eben die­sen reu­mü­ti­gen Gläu­bi­gen die neue Mög­lich­keit, an der gött­li­chen Gna­de durch das Sakra­ment der Ehe teil­zu­ha­ben, wenn auch mit weni­ger Glanz im Ritus und spä­ter, nach einer gewis­sen Buß­zeit, auch am Sakra­ment der hl. Eucha­ri­stie durch den Emp­fang der hl. Kom­mu­ni­on teil­zu­neh­men. Die Sün­de wird von der Kir­che immer bekämpft und ver­ur­teilt, der Sün­der jedoch immer barm­her­zig und hilfs­be­reit behan­delt, weil Gott selbst allen Sün­dern gegen­über barm­her­zig und nach­sich­tig ist. Die Gebe­te der zwei­ten und drit­ten Ehe­schlie­ßung sind Zeug­nis­se von groß­ar­ti­ger Barm­her­zig­keit, jedoch inner­halb des sakra­men­ta­len Lebens im the­ra­peu­ti­schen Sinn.“
    -

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