Hausarrest für Mordechai Vanunu wegen eines Interviews – Ausreiseantrag hinfällig?


Mordechai Vanunu(Jeru­sa­lem) Ein israe­li­sches Gericht ver­ur­teil­te den ehe­ma­li­gen Nukle­ar­tech­ni­ker Mord­e­chai Vanunu zu einer Woche Haus­ar­rest, weil er dem Pri­vat­sen­der Chan­nel 2 ein Inter­view gege­ben hat­te. Das Gericht sah dar­in eine Ver­let­zung der 2004 ver­häng­ten Auf­la­gen, die Vanunu zum Zeit­punkt sei­ner Frei­las­sung nach 18 Jah­ren Gefäng­nis auf­er­legt wurden.

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Der 60jährige israe­li­sche Staats­bür­ger hat­te 1986 die ato­ma­re Rüstung Isra­els publik gemacht, nach­dem er zuvor unter dem Deck­na­men John Cross­man vom Juden­tum zum Chri­sten­tum kon­ver­tiert war. Im sel­ben Jahr wur­de er vom israe­li­schen Geheim­dienst in Ita­li­en ent­führt, nach Isra­el zurück­ge­bracht, vor Gericht gestellt und wegen „Gefähr­dung der natio­na­len Sicher­heit“ zu 18 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt (sie­he dazu Isra­el: Mord­e­chai Vanunu /​ John Cross­man, stellt ach­ten Antrag auf Auf­he­bung der stren­gen Auf­la­gen).

Vor weni­gen Mona­ten hei­ra­te­te er in der luthe­ri­schen Erlö­ser­kir­che von Jeru­sa­lem die nor­we­gi­sche Theo­lo­gin Kri­stin Joa­chim­son und möch­te ger­ne zu ihr nach Nor­we­gen rei­sen. Zu sei­nen Bewäh­rungs­auf­la­gen gehört jedoch ein Rei­se­ver­bot. Vanunu lebt seit elf Jah­ren in der angli­ka­ni­schen Nie­der­las­sung in Jeru­sa­lem. Wenn er das Haus ver­las­sen will, muß er min­de­stens 48 Stun­den vor­her die Sicher­heits­be­hör­den dar­über infor­mie­ren. Vanunu darf laut Bewäh­rungs­auf­la­gen mit Aus­län­dern spre­chen: aber jeweils nur mit einer Per­son und höch­stens 30 Minu­ten lang.

Laut Bericht des israe­li­schen Mili­tär­sen­ders trat die Stra­fe gestern in Kraft. Vanunu darf eine Woche lang das Haus, in dem er ein Zim­mer bewohnt, nicht ver­las­sen und kein Inter­net benützen.

„Habe keine weiteren Geheimnisse zu enthüllen. Ich will nur mit meiner Frau zusammenleben“

Bestraft wur­de damit ein Inter­view, das Vanunu ver­gan­ge­ne Woche dem israe­li­schen pri­va­ten Fern­seh­sen­der Chan­nel 2 gege­ben hat­te. Das Inter­view wur­de vom israe­li­schen Mili­tär zen­su­riert, wie der Sen­der mit­teil­te. Vanunu habe im Inter­view gesagt, er habe kei­ne Geheim­nis­se mehr zu ent­hül­len, er wol­le nur zu sei­ner Frau nach Nor­we­gen. „Ich will nur end­lich mit mei­ner Frau zusam­men­le­ben“, so Vanunu laut Chan­nel 2.

Isra­el ist der ein­zi­ge Staat im Nahen Osten, der über Atom­waf­fen ver­fügt. Im Gegen­satz zu ande­ren Atom­mäch­ten ist offi­zi­ell weder die Typo­lo­gie noch die Zahl der Atom­spreng­köp­fe bekannt. Die israe­li­sche Regie­rung behan­delt das ato­ma­re Rüstungs­pro­gramm als Staats­ge­heim­nis. Isra­el wei­gert sich, neben Indi­en und Paki­stan, den 1970 in Kraft getre­te­nen Atom­waf­fen­sperr­ver­trag zu unter­zeich­nen. 191 Staa­ten haben ihn unter­zeich­net. Nord­ko­rea hat ihn 2003 ver­las­sen. Der Inter­na­tio­na­len Atom­ener­gie-Orga­ni­sa­ti­on (IAEO) ver­wei­gert Isra­el die Durch­füh­rung von Inspek­tio­nen der Anla­ge von Dimo­na im Negev, in der Vanunu tätig war.

Vanunus Chan­cen, die von ihm bean­trag­te Aus­rei­se­er­laub­nis zu erhal­ten, um sei­ne Frau in Nor­we­gen besu­chen zu kön­nen, dürf­ten sich mit der Ver­ur­tei­lung erle­digt haben. Die­sel­be zustän­di­ge Gerichts­be­hör­de, die den Haus­ar­rest ver­häng­te, wird im Sep­tem­ber über Vanunus ach­ten Antrag auf Auf­he­bung der stren­gen Auf­la­gen entscheiden.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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