(Rom) Enzo Bianchi, der „falsche Prophet“ (Msgr. Antonio Livi) und von Papst Franziskus ernannte Consultor des Päpstlichen Rats für die Förderung der Einheit der Christen läßt keine Gelegenheit aus, sich unter medialem Beifall durch „abweichende Aussagen“ von der katholischen Kirche zu distanzieren. Die Erzdiözese Trient lud ihn als Redner zur Sitzung des diözesanen Pastoralrats ein. Bianchi forderte dabei die Kirche auf, zur Homosexualität „zu schweigen“. Der Erzbischof von Trient gehorchte prompt und beschwor seine Diözese geradezu, sich nicht am Streit über die Gender-Ideologie zu beteiligen.Seit Papst Franziskus ihn zum päpstlichen Consultor ernannte, entfaltet der Laie Bianchi frenetische Aktivitäten, deren Markenzeichen Kritik an der Kirche und die Forderung nach einer „Kursänderung“ ist. Je näher die Bischofssynode rückt, desto kürzer werden die Abstände zwischen einer unorthodoxen Wortmeldung Bianchis und der nächsten.
„Maria kein Vorbild für die Frau in der Kirche“ – „Die natürliche Familie existiert nicht“
Am vergangenen 9. September beschuldigte Bianchi die katholische Kirche „unrealistische“ Vorstellungen von der Frau zu haben. „Das Modell Maria, Jungfrau und Mutter, kann nicht der Bezugspunkt für eine Förderung der Frau in der Kirche sein. Die modische, unterschwellig behauptete Idee, daß Maria wichtiger sei als der heilige Petrus, ist eine dumme Idee, gerade so, als wären die Räder eines Autos wichtiger als das Lenkrad.“
Mitte August behauptete Bianchi die Familie sei eine Erfindung der Gesellschaft und könne daher auch jederzeit verändert werden. Wörtlich sagte Bianchi: „Die Familie ist eine Form, die sich die Gesellschaft gibt. Die natürliche Familie existiert nicht“.
„Christus hat nichts über Homosexualität gesagt, also soll auch die Kirche schweigen“
Am vergangenen Sonntag, den 20. September verkündete Enzo Bianchi vor dem Pastoralrat des Erzbistums Trient, Christus habe nichts zur Homosexualität gesagt, deshalb solle auch die Kirche dazu schweigen. „Und der Erzbischof von Trient gehorchte“, so das katholische Monatsmagazin Il Timone in seiner Online-Ausgabe.
„Wenn zwei Personen des gleichen Geschlechts sich mögen und bereit sind, sich zu helfen und sich gegenseitig zu unterstützen, ist es richtig, daß der Staat eine gesetzliche Regelung ihrer Beziehung vorsieht“, so der „Prior“ der „monastischen Gemeinschaft“ von Bose.
Laut L’Adige widmete Bianchi seine „Lectio magistralis“, so die Tageszeitung, „ganz dem christlichen Wert der Barmherzigkeit“. Der „Prior“ habe Fragen aus dem Auditorium genützt, um „große aktuelle Themen“ anzusprechen, darunter „Familie und Scheidung, Homosexualität und Verbindungen von gleichgeschlechtlichen Paaren“.
Die Kirche habe „sich zu entschuldigen“ für ihre bisherige Lehre zu Ehe und Familie
Dabei forderte Bianchi, daß sich die Kirche für ihre bisherige Haltung zu Ehe, Familie und Homosexualität entschuldigen solle. „Wir müssen die Familien um Entschuldigung bitten, wegen der der angeblichen Überlegenheit, die von den Kirchenvertretern in der Vergangenheit gezeigt wurde: Das Leben der Paare ist sehr schwierig und wir müssen imstande sein, das große Verdienst jener anzuerkennen, die sich dafür entscheiden, eine Familie zu gründen. Doch in einer Wirklichkeit, in der alles prekär ist, von der Arbeit bis zu den Beziehungen, können wir uns nicht erwarten, daß die Liebe oder die Familie es nicht auch sind. Dazu dürfen wir uns aber in keiner Weise ein Urteil erlauben und erst recht nicht ausschließen.“
Gleiches gilt für Enzo Bianchi zur Homosexualität. Die Kirche dürfe weder urteilen noch verurteilen. „Wenn Christus im Evangelium von der Ehe als unauflösliche Verbindung spricht, sagt er nichts zur Homosexualität. Die Ehrlichkeit zwingt uns daher, das Rätsel zuzugeben und die Frage unbeantwortet zu lassen. In diesem Punkt möchte ich eine Kirche, die, da sie nichts sagen kann, es vorzieht, zu schweigen.“
Laut Bianchi dürfe die Kirche ihre Lehre zur Homosexualität nicht mehr verkünden, während er sich das Recht herausnimmt, mehr als genug zum Thema zu sagen. So verkündete der „Prior“ vor dem Pastoralrat sehr klare Vorstellungen zugunsten der „Homo-Ehe“, die der Staat besser heute als morgen legalisieren sollte. Bianchi begründete seine Forderung nach einer zivilrechtlichen „Homo-Ehe“ mit „der Barmherzigkeit, wie das Evangelium sie verlangt, nicht wie wir sie wollen“.
Erzbischof Bressan beschwört seine Diözese, sich nicht am Streit über Gender-Ideologie zu beteiligen
Katholische Kreise, wie Il Timone, äußerten ihre Verwunderung darüber, daß Enzo Bianchi überhaupt nach Trient eingeladen wurde und das sogar als Impulsgeber für den diözesanen Pastoralrat. Die Worte des anwesenden Erzbischofs, Msgr. Luigi Bressan, machten jedoch eine Ideenkonvergenz sichtbar.
Der aus Venetien stammende Erzbischof, der eigentlich als Vatikandiplomat international tätig war, wurde 1999 von Johannes Paul II. zum Erzbischof von Trient ernannt, um durch eine Berufung von außen interne Konflikte zu überwinden.
Nach Bianchis Ausführungen drängte der Erzbischof darauf, daß „die katholische Gemeinschaft des Trentino“ (ehemals Welschtirol) sich nicht am Konflikt um die Gender-Ideologie beteiligen solle. „Seit sechs Jahren betreibt die Provinz Trient eine Kampagne an den Schulen für die Gleichheit zwischen Mann und Frau. Das hat nichts mit der sogenannten Gender-Theorie zu tun. Hüten wir uns davor, in Streitigkeiten zwischen Parteien verwickelt zu werden.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Il Timone/Adige (Screenshot)