Die Krise der Kirche in Europa? Sie denkt wie die Welt


Erzbischof Luigi Negri von Ferrara
Erz­bi­schof Lui­gi Negri von Ferrara

(Rom) Der Erz­bi­schof von Fer­ra­ra-Com­ac­chio, Msgr. Lui­gi Negri, einer der mar­kan­te­sten katho­li­schen Bischö­fe wirft der katho­li­schen Kir­che in Ita­li­en vor, „wie die Welt zu den­ken“ und sich des­halb in der Kri­se zu befin­den. Zudem sprach er über die Gesell­schaft im Wider­spruch zur Kir­che, die Chri­sten­ver­fol­gung im Nahen Osten, die Mas­sen­ein­wan­de­rung nach Euro­pa, die Kreuz­zü­ge und dar­über, daß „viel­leicht der Augen­blick gekom­men“ sei, die Idee des hei­li­gen Tho­mas von Aquin von der legi­ti­men bewaff­ne­ten Akti­on zur Ver­tei­di­gung und zum Schutz wiederaufzugreifen.

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Die kri­ti­schen Anmer­kun­gen von Erz­bi­schof Negri las­sen sich auf ande­re Orts­kir­chen über­tra­gen. Sie ent­stan­den durch ein Gespräch mit Matteo Mat­zuzzi, der dar­über in der Tages­zei­tung Il Foglio vom 10. Sep­tem­ber einen Arti­kel veröffentlichte.

Gesellschaft im Widerspruch zur Kirche

„Ich bin mir bewußt, daß das, was ich nun sagen wer­de, nicht auf der vor­herr­schen­den Opti­mis­mus-Linie liegt, doch die ita­lie­ni­sche Gesell­schaft befin­det sich in einem Gegen­satz zur Kir­che.“ Msgr. Lui­gi Negri, Erz­bi­schof von Fer­ra­ra-Com­ac­chio ist besorgt. Er blickt aus der erz­bi­schöf­li­chen Resi­denz, über­legt und, „ohne in den lei­der übli­chen Wirts­hau­s­ton zu ver­fal­len“, dia­gno­sti­ziert er den Gesund­heits­zu­stand der Kir­che und unse­rer Gesellschaft.

„Ich stel­le eine gewis­se Über­ein­stim­mung inner­halb der kirch­li­chen Welt und deren Bewe­gun­gen fest, daß die Ein­heit der Gesell­schaft nicht in Fra­ge gestellt wer­den sol­le. Sie ver­ste­hen aber nicht, daß die Ein­heit die­ser Gesell­schaft eine Ein­heit gegen die Kir­che ist. Sich einer Ein­heit nicht ent­ge­gen­zu­stel­len, die gegen die Kir­che ist, heißt, den Angriff gegen die Kir­che zu begün­sti­gen.“ Das sei „die erste intel­lek­tu­el­le und mora­li­sche Erfah­rung, die man macht, wenn man sich heu­te der man­nig­fal­ti­gen Welt der ita­lie­ni­schen Chri­sten­heit nähert“.

Die Situa­ti­on „ist para­dox: Der Angriff ist fron­tal und rich­tet sich nicht so sehr oder nur gegen die Wur­zeln des Glau­bens, son­dern der Gesell­schaft“. Die Bei­spie­le lie­ßen sich leicht fin­den, es genü­ge auf die aktu­ell dis­ku­tier­ten Fra­gen zu ach­ten. „Ich den­ke an die Gen­der-Fra­ge und die Hei­lig­keit des Lebens. Ange­sichts die­ser Angrif­fe ist es so, als wür­de die katho­li­sche Welt – ich sage nicht – weg­schau­en, son­dern noch schlim­mer: Sie läuft Gefahr das Aus­maß die­ses Angriffs nicht ein­mal zu bemer­ken, da sie nicht ein­mal die Din­ge sieht, die man mit frei­em Auge sehen kann.“

Schweigen der Kirchenvertreter ein Ärgernis

Es gebe auch eine Ver­ant­wort­lich­keit der Kir­che oder zumin­dest eini­ger ihrer Tei­le, wirft Matteo Mat­zuzzi, Vati­ka­nist von Il Foglio ein.

„Sicher. Die Tat­sa­che, daß wei­te Tei­le der ita­lie­ni­schen Kir­che zur Gen­der-Theo­rie nichts oder fast nichts gesagt haben, ist ein Ärger­nis für die Gläu­bi­gen.“ Der Papst aller­dings habe zur Gen­der-Theo­rie gespro­chen und gan­ze Mitt­wochs-Kate­che­sen dar­auf ver­wandt. „Ich fra­ge mich, ob die soge­nann­te Gen­der-Theo­rie nicht auch Aus­druck von Fru­stra­ti­on und einer Resi­gna­ti­on ist, die auf die Aus­lö­schung der sexu­el­len Dif­fe­renz zielt, weil sie nicht mehr ver­steht, sich mit ihr zu kon­fron­tie­ren. Wir ris­kie­ren hier, einen Rück­schritt zu machen. Die Ver­drän­gung der Unter­schie­de ist das Pro­blem, nicht die Lösung“, sag­te das Kir­chen­ober­haupt bei­spiels­wei­se am ver­gan­ge­nen 15. April.

„Der Hei­li­ge Vater hat mehr­fach zur Gen­der-Fra­ge Stel­lung bezo­gen und zwar nicht nur unmiß­ver­ständ­lich, son­dern auch von einer sozia­len Akti­on ange­trie­ben. Wir müs­sen aber zur Kennt­nis neh­men, daß die Auf­for­de­run­gen des Hei­li­gen Vaters, ich sage nicht, miß­ach­tet, aber jeden­falls nicht auf­ge­grif­fen und ver­brei­tet wur­den außer durch eine Grup­pe ita­lie­ni­scher Kir­chen­ver­tre­ter, die dar­über zu ihren Diö­ze­sen spra­chen, dar­un­ter auch ich, und damit eine star­ke katho­li­sche Teil­nah­me an der Mas­sen­kund­ge­bung am 20. Juni 2015 in Rom [„Hän­de weg von unse­ren Kin­dern“ mit einer Mil­li­on Teil­neh­mern gegen die Ein­füh­rung der Gen­der-Ideo­lo­gie an Schu­len und Kin­der­gär­ten] ermög­lich­ten. Es gilt also zunächst zu klä­ren, was der Grund für die­se gro­ße Schwä­che ist.“

Christenheit, die wie die Welt denkt, hat nicht die Kraft eine Alternative zu sein

Die­se Fra­ge habe sich auch Kar­di­nal Ryl­ko gestellt, laut dem die Groß­kund­ge­bung „von Rom nicht eine Kund­ge­bung gegen jemand war, son­dern ein demü­ti­ger Dienst für die gro­ße Cau­sa des Men­schen, die heu­te von ver­schie­de­nen Sei­ten bedroht wird.“ Erz­bi­schof Negri nennt als Grund für die Schwä­che der Kir­che: „Wie der hei­li­ge Jako­bus sagt: Die rei­ne Reli­gi­on besteht dar­in, den Hilfs­be­dürf­ti­gen zu hel­fen, vor allem aber, sich nicht der Men­ta­li­tät die­ser Welt anzu­pas­sen“. Das Pro­blem sei, daß „wir heu­te eine Chri­sten­heit erle­ben, die wie die Welt denkt und nicht die Kraft hat, der Welt auf der Ebe­ne der Wahr­heit des Lebens eine Alter­na­ti­ve ent­ge­gen­zu­set­zen. In die­sem Sinn erle­ben wir eine kul­tu­rel­le Kri­se der ita­lie­ni­schen Christenheit.“

Das Pro­blem sei, daß „die grund­sätz­li­chen Kri­te­ri­en zur Beur­tei­lung der Wirk­lich­keit der welt­li­chen Men­ta­li­tät ent­nom­men sind und man sich damit abfin­det, nur jene Räu­me zu beset­zen, die die­se Gesell­schaft zu beset­zen erlaubt, mit ande­ren Wor­ten, die Räu­me indi­vi­du­el­ler Spi­ri­tua­li­tät und ent­schärf­ter kari­ta­ti­ver Initia­ti­ven, wie Bene­dikt XVI. am Beginn der Enzy­kli­ka Cari­tas in Veri­ta­te sagt: ‚Ohne Wahr­heit glei­tet die Lie­be in Sen­ti­men­ta­li­tät ab‘.“

Christenheit braucht objektive Radikalität – Kreuzzüge durch unerträglichen Laizismus kriminalisiert

Das von Erz­bi­schof Negri gezeich­ne­te Bild sei alar­mie­rend, so Mat­zuzzi. Dage­gen bedür­fe es einer star­ken The­ra­pie: „Ich glau­be wirk­lich, daß es not­wen­dig ist, auf allen Ebe­nen und jeder in sei­nem Bereich, das Chri­sten­tum in sei­ner objek­ti­ven Radi­ka­li­tät zu wie­der­ho­len, um es aktu­ell wer­den zu las­sen, das heißt, zu einer Erfah­rung zu machen, die voll und ganz den wirk­li­chen Bedürf­nis­sen des Men­schen von heu­te ent­spricht“, so der Erz­bi­schof von Ferrara.

Mat­zuzzi merkt an, daß die Säku­la­ri­sie­rung inzwi­schen so tief in die Gesell­schaft ein­ge­drun­gen sei, daß die Anwen­dung, der von Erz­bi­schof Negri vor­ge­schla­ge­nen The­ra­pie schwer anwend­bar schei­ne. Vor allem sei nicht zu erken­nen, wer sie umset­zen sollte.

„Die bren­nend­ste Ent­täu­schung, nicht nur für mich, ist in die­sem Zusam­men­hang die weit­ge­hen­de Auf­lö­sung des katho­li­schen Ver­bands­we­sens. Es scheint, als wür­den die offi­zi­el­len katho­li­schen Ver­bän­de, die sich mit der Welt aus­ein­an­der­zu­set­zen hät­ten, gar nicht mehr exi­stie­ren. Die häu­fig­ste Begrün­dung dafür lau­tet, daß heu­te nicht mehr die Zeit für star­ke und akzen­tu­ier­te Vor­stö­ße sei, und wenn die­se doch statt­fin­den, zeigt man mit dem Fin­ger auf sie und bezeich­net sie als Kreuz­zü­ge. Dabei ist es für jeden, der nur ein wenig Geschichts­be­wußt­sein hat, beschä­mend, wie gro­ße Tei­le der katho­li­schen Welt über die Kreuz­zü­ge spre­chen, ein Phä­no­men, das man abso­lut nicht kennt, aber auf der Grund­la­ge eines uner­träg­li­chen Lai­zis­mus kri­mi­na­li­siert wird.“

Augenblick gekommen, Idee der bewaffneten Aktion zur legitimen Verteidigung wiederaufzugreifen

Mat­zuzzi sprach mit Erz­bi­schof Negri auch über das Dra­ma der ver­folg­ten Chri­sten im Nahen Osten. „Die schreck­li­che Gewalt macht deut­lich, daß der Isla­mi­sche Staat der Welt aus­drück­lich den Krieg erklärt hat und kei­ne Regeln kennt, jene Regeln, die aus der gro­ßen abend­län­di­schen Rechts­kul­tur ent­stan­den sind. Er bringt Frau­en, Kin­der, Alte um, ver­ge­wal­tigt, miß­braucht, zer­stört Denk­mä­ler der Kul­tur und der Kunst.“ Das Mas­sa­ker müs­se gestoppt wer­den, wes­halb gehan­delt wer­den müs­se. Erz­bi­schof Negri hat kei­ne Zwei­fel: „Unse­re Chri­sten­heit ist sich auf bestim­men kul­tu­rel­len und insti­tu­tio­nel­len Ebe­nen noch nicht klar­ge­wor­den, daß viel­leicht der Augen­blick gekom­men ist, mit der gebo­te­nen Aktua­li­sie­rung und der not­wen­di­gen Arti­ku­lie­rung, jene grund­le­gen­de Idee des hei­li­gen Tho­mas von Aquin – die sich die Tra­di­ti­on der kirch­li­chen Sozi­al­leh­re zu eigen gemacht hat – wie­der­auf­zu­grei­fen, laut der eine star­ke, auch bewaff­ne­te Akti­on der legi­ti­men Ver­tei­di­gung und des Schut­zes gedul­det wer­den kann“.

Hat der Westen Werte, für die man bereit ist, auch zu sterben?

Eine sol­che Akti­on ver­lan­ge jedoch einer gründ­li­chen Über­le­gung, denn, „um eine sol­che Erfah­rung, die in jedem Fall eine Aus­nah­me wäre, ins Auge zu fas­sen, bräuch­te es kla­re Wer­te, für die man lebt, für die man kämpft und für die man auch bereit ist, zu ster­ben. Hat die­ser Westen sol­che Werte?“

„Wir erle­ben eine epo­cha­le Migra­ti­ons­wel­le, der­glei­chen gab es schon im Lauf der abend­län­di­schen Geschich­te, jedoch in weni­ger akzen­tu­ier­ter Form, der man ohne eine ange­mes­se­ne Kul­tur nicht begeg­nen kann. Man kann das Pro­blem nicht auf ein bana­les ‚alle rein oder alle raus‘ redu­zie­ren, eine uner­träg­li­che Sim­pli­fi­zie­rung eines nicht akzep­ta­blen Ras­sis­mus, eben­so­we­nig jedoch auf ein Gut­men­schen­tum, das lang­fri­stig gewiß kei­ne Lösung ist. Es ist not­wen­dig, daß der Westen sich bewußt wird in all sei­nen Aspek­ten und allen mög­li­chen Fol­gen, was auf dem Spiel steht.“

Westen bereit, eigene Seele zu verkaufen – Akt radikaler Evangelisierung gefordert

Wel­che Kul­tur ist aber heu­te im Westen bestim­mend? „Ist es das, was von der schreck­li­chen Kri­se der moder­nen, zeit­ge­nös­si­schen Ideo­lo­gien mit ihrem athe­isti­schen Anspruch übrig­bleibt? Ist es eine Kul­tur indi­vi­dua­li­sti­scher, kon­sum­ori­en­tier­ter Prä­gung, die in den tech­ni­schen Wis­sen­schaf­ten die Lösung aller Pro­ble­me sieht? Das ist nicht Kul­tur. Man kann aber einer so mas­si­ven Ein­wan­de­rung, wie sie der­zeit statt­fin­det, nicht begeg­nen, wenn man nicht ange­mes­se­ne Grün­de dafür hat, zu leben und die Wirk­lich­keit anzugehen.“

Der Westen sei heu­te hin­ge­gen „bereit, alles zu ver­kau­fen, sogar die eige­ne See­le. Das allein schon des­halb, weil der Westen zum größ­ten Teil nicht ein­mal mehr weiß, eine See­le zu besit­zen. Das bedeu­tet für mich, als Hir­te, daß die gro­ße kirch­li­che Ver­ant­wor­tung heu­te dar­in besteht, eine neue radi­ka­le Evan­ge­li­sie­rung vor­an­zu­trei­ben, oder anders gesagt, einen erzie­he­ri­schen Weg ein­zu­schla­gen, der das christ­li­che Volk erneu­ert und der es wie­der befä­higt, sich alle aus dem christ­li­chen Glau­ben erge­ben­de kul­tu­rel­le, sozia­le, poli­ti­sche und kari­ta­ti­ve Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men“, so Erz­bi­schof Lui­gi Negri.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Chie­sa e postconcilio

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20 Kommentare

  1. Sehr gut, einer von den Vie­len der nach dem Zusam­men­bruch gebraucht wird um das Wort Chri­sti wie­der unver­kürzt zu verkünden.
    Ich sage aus­drück­lich NACH dem Zusam­men­bruch, denn momen­tan hat er mit sei­ner Mei­nung kei­ne Chan­ce, Papst Franz macht erst die Ehe kaputt, dann kommt die Fami­lie und der Zöli­bat als näch­stes, dann dür­fen Prie­ster auch gleich­ge­schlecht­lich hei­ra­ten und Kin­der adop­tie­ren, wenn sie denn christ­lich leben, nein der Weg geht direkt ins Verderben.
    Aber nach dem Zusam­men­bruch steht die Eccle­sia Dei wie­der auf und schüt­telt den Dreck des Vat II ab und mit ihm auch hof­fent­lich den Rest der Modernisten.
    Was war Pius X. doch fuer ein begna­de­ter Pro­phet und wie schlimm haben Joh 23 und Paul 6 gewü­tet, ob Chri­stus ihnen je verzeiht ?
    Beten wir um die­se armen Seelen !

  2. Eine Fra­ge:
    Papst Fran­zis­kus trägt den Ring des Lions Club. Sind nicht auch die­se eine Unter­grup­pe der Frei­mau­rer? Wie weit gehört Fran­zis­kus zu den Freimauerern?
    Das wäre eine Information!

    • Papst Fran­zis­kus ist ein Hans­dampf in allen Gas­sen, ein Schau­stel­ler auf vie­len Märk­ten, ein Medi­en­ge­nie, ein Poli­tik­ta­lent, ein Koran­freund und vie­les mehr.
      War­um nicht auch Freimaurersympathisant?
      Ach ja, nicht zu ver­ges­sen, Pon­ti­fex und Prie­ster ist er auch noch.

      • @Engelchen,
        „In allen Gas­sen“ wür­de ich nicht sagen: an bestimm­ten Augen­blicken ist er sehr schnell weg aus bestimm­ten Gas­sen (ich den­ke da an sein Hals­über­kopf­flüch­ten vor dem Orkan auf den Philippinen);
        und mehr­mals gab es auch schon Unpaß­lich­kei­ten und Ter­min­ver­schie­bun­gen bei zu vie­lem „Dampf“.
        „Medi­en­ge­nie“ wür­de ich auch nicht sagen- dafür haben Pater Fede­ri­go Lom­bar­di und der Prä­fekt der Kon­gre­gat. f.d. Glau­bens­leh­re SE Kard. Mül­ler schon zu viel Auf­raum­ar­beit lei­sten müssen.
        Die Pre­dig­ten im domus San­ta Mar­ta muß­ten nach anfäng­li­chen Kata­strofen bei sofor­ti­ger Publi­ka­ti­on sehr schnell durch die theo­lo­gi­sche Wasch- und Rei­ni­gungs­ma­schi­ne bevor Ver­öf­fent­li­chung; und wur­den ggf. auto-weg­zen­siert weil öffent­lich anstoßgebend.
        Und ob der Pero­nis­mus jetzt eine talent­vol­le poli­ti­sche Strö­mung ist, wage ich zu bezweifeln.
        Koranfreund:stimmt.
        Und ver­ges­sen Sie nicht un tan­go per il compleanno.
        Wie Horaz ein­mals sag­te: Quod reges del­irant ple­ct­un­tur archivi.
        Und gera­de bei den vie­len moder­nen Medi­en und der ewi­gen Archi­vie­rung ist die­se „del­ira­re“ ein nicht gerin­ges Problem.

      • Dan­ke Engelchen

        Ein Chro­nist der das Leben der Sehe­rin Bar­ba­ra Weig­and auf­ar­bei­tet hat mir über die vie­len Frei­mau­er unter den Kle­ri­kern berich­tet. Die­se höh­len die Kir­che von Innen aus.

    • Wie sieht denn ein Ring von besag­tem Club aus?
      Lions und Rota­ri­er sind ja bekannt­lich die Tee­stu­ben der Freim., sowas wie ihre Rekru­tie­rungs­ver­samm­lun­gen und wur­den von einem Freim. gegründet.

  3. Was Erz­bi­schof Msgr. Negri hier schreibt, kann man nur unterstreichen.
    Wir haben bei uns kei­ne wirk­li­che christ­li­che Iden­ti­tät mehr; sie exi­stiert kaum noch. Es gibt ja immer noch Men­schen, die etwa Wert auf eine gute hl. Mes­se legen. In der Regel sind sie wohl­ha­bend- und oft doch gar nicht viel anders als mate­ri­ell ein­ge­stellt so wie die vie­len anderen.
    Der Besuch der hl. Mes­se am Sonn­tag ist soz. ein Kul­tur­gut, das zum Leben selbst­ver­ständ­lich dazu­ge­hört. Das ist ja auch gut so. Nur: hat das etwas mit radi­ka­ler Neu-Evan­ge­li­sie­rung zu tun? Stel­len die Prie­ster außer weni­gen wirk­lich mal kon­kre­te For­de­run­gen an die Meß­be­su­cher? Was nutzt es, wenn ein Prie­ster sagt: ich wün­sche Euch einen schö­nen Tag, schö­nen son­ni­gen Abend usw.?

    Die Volks­kir­che ist pas­sé, und das hat Papst Bene­dikt XVI. schon vor Jahr­zehn­ten so geschrie­ben. Nach sei­nen Wor­ten wer­den sich klei­ne, star­ke Grup­pen bil­den, die dann wie Sau­er­teig in der Gesell­schaft wir­ken könnten. -
    Mehr ist zunächst wohl auch rea­li­sti­scher­wei­se nicht zu erwar­ten bei uns im „Westen“. Aber klei­ne, star­ke Gemein­den hie­ße doch auch außer­halb der hl. Mes­se und des gemein­sa­men Gebe­tes für­ein­an­der da zu sein wie es in den Urge­mein­den der Fall war. Was nützt es, wenn da finan­zi­ell Wohl­ha­ben­de sind und der arme „Mit­bru­der“ weiß nicht wie er über die Run­den kom­men soll oder krank, ein­sam ist und kei­ne Hil­fe hat? Wäre es da getan, gemein­sam die hl. Mes­se zu fei­ern?- Sicher­lich nicht.

    Aber so siehts doch aus. Eine sol­che Gemein­schaft kann nicht stark sein. Und so wirds auch nichts mit einer erstreb­ten Neu-Evan­ge­li­sie­rung, außer man nimmt sich die Urge­mein­den zum Vor­bild wo einer für den ande­ren da war im ganz all­täg­li­chen Leben.

    • Ach was, „Neu-Evan­ge­li­sie­rung“ ist auch so ein neo­kon­ser­va­ti­ve Kampf­pa­ro­le der Kon­zils­kir­che bar jeden Inhal­tes. Ein lee­rer Begriff., wel­cher das ekla­tan­te Total­ver­sa­gen der Amts­kir­che ver­ber­gen und kaschie­ren soll. Und war­um ist die „Volks­kir­che pas­sé“? Der von der Kir­che selbst oktroy­ier­te Rela­ti­vis­mus und Neue­rungs­wahn ist pri­mär dafür ver­ant­wort­lich. Die­se Schi­zo­phre­ni­en in der die Kon­zils­kir­che sich andau­ernd und unent­wegt bewegt, inter­es­sie­ren doch kei­nen mehr noch weni­ger fin­det dar­in jemand sei­ne geist­li­che Zeh­rung. Da schau­en sich die Leu­te lie­ber nach Alter­na­ti­ven um in frem­den Reli­gio­nen oder Kir­chen und kirchl. Gemein­schaf­ten. Es ist die lei­di­ge Stra­te­gie der Amts­kir­che stets alles auf gesell­schaft­li­che oder demo­gra­phi­sche Ände­run­gen zurück­zufpüh­ren. Ein anma­ßen­des und unge­hö­ri­ges Ver­hal­ten. Die Hir­ten bekla­gen das Tun ihrer Her­de, haben aber deren Unru­he selbst entfacht.

  4. Ein Aus­zug aus einer aus­ge­zeich­ne­ten Rede des 
    Phi­lo­so­phen Robert Spaemann
    im Novem­ber 1991 in Rom vor dem Prae­syn­oda­len Sym­po­si­um über Chri­sten­tum und Kultur.
    Gera­de heu­te im Zuge der „huma­nen“ Ent­christ­li­chung Euro­pas aktu­el­ler denn je.
    Bezug­neh­mend auf Nietz­sches „bana­len Nihi­lis­mus“ führ­te Spae­mann aus:
    -

    [.…]
    Er nennt sich 
    heu­te selbst „Libe­ra­lis­mus“ und hat für alles, was sich ihm nicht fügt, 
    die Ein­schüch­ter­vo­ka­bel „Fun­da­men­ta­lis­mus“ bereit. 
    Ein Fun­da­men­ta­list ist in die­sem Sin­ne jeder, dem es mit irgend etwas ernst ist, das für ihn nicht zur Dis­po­si­ti­on steht. Für den bana­len Libe­ra­lis­mus ist Frei­heit: Ver­meh­rung von Optionschancen. 
    Er läßt aber kei­ne Opti­on gel­ten, für die es sich lohn­te, auf alle übri­gen zu verzichten. 
    Von einer sol­chen Opti­on aber spricht das Evangelium: 
    von dem Schatz im Acker und der kost­ba­ren Per­le, für die der, der sie fin­det, alles verkauft.

    Die­ser Schatz war es, 
    der der euro­päi­schen Kul­tur ihre vita­le Mit­te gab. 
    Die­je­ni­gen, die für die­sen Schatz wirk­lich alles ver­kauf­ten, waren die Heiligen. 
    Das christ­li­che Euro­pa bestand 
    nicht über­wie­gend aus Heiligen. 
    Im Gegenteil. 
    Aber es exi­stier­te so lan­ge, als es nicht dar­an zwei­fel­te, daß die Hei­li­gen den besten Teil erwählt hatten. 
    Sie waren es, die die letzt­lich gel­ten­den Wert­maß­stä­be repräsentierten. 
    Wenn Euro­pa die­sen Schatz ver­liert, bleibt ihm nur noch der bana­le Nihilismus, 
    also das Ende jeder Kul­tur, die die­sen Namen verdient.
    [.…]
    Eine an den Geist der Zeit ange­paß­te Kir­che wird in Zukunft immer weni­ger interessieren. 
    Den gro­ßen christ­li­chen Auf­brü­chen gin­gen stets Epo­chen des Rückzugs, 
    der Distanz­nah­me und der Rück­be­sin­nung voraus. 
    Ohne den Rück­zug des hei­li­gen Bene­dikt in die Ein­sam­keit von Subia­co wäre die­ser Hei­li­ge nicht Patron Euro­pas geworden. 
    Und noch der renou­veau catho­li­que, die scha­ren­wei­se Hin­wen­dung von Intel­lek­tu­el­len und Künst­lern zur Kir­che am Anfang des 20. Jahr­hun­derts war nicht eine Frucht des Auf­klä­rungs­ka­tho­li­zis­mus des 18. Jahrhunderts, 
    son­dern ihr ging vor­aus die Kampf­an­sa­ge des „Syl­labus“ des Pius IX. an den reli­giö­sen Libe­ra­lis­mus im 19. Jahr­hun­dert, durch den die Kir­che zeit­wei­se in eine Art Ghet­to geriet. 
    Als Aus­gangs­po­si­ti­on für christ­li­che Mis­si­on ist aber die zeit­wei­se Ver­ban­nung ins soge­nann­te Ghet­to offen­sicht­lich gün­sti­ger als die Anpas­sung an den Zeit­geist, durch die das Salz all­mäh­lich schal wird
    [.…]
    Den reli­giö­sen Libe­ra­lis­mus kann die Kir­che nach wie vor nur als Geg­ner sehen,
    so wie ihn John Hen­ry New­man sah. 
    Nur unter die­ser Vor­aus­set­zung kann das Chri­sten­tum Fer­ment der euro­päi­schen Kul­tur blei­ben oder wie­der werden. 
    Denn Rela­ti­vis­mus und Skep­ti­zis­mus sind nicht nur der spi­ri­tu­el­le Tod der See­le, son­dern auch der jeder vita­len Kultur.
    [.…]
    Chri­stus ist ent­we­der wirk­lich von einer Jung­frau gebo­ren und von den Toten auf­er­stan­den, oder er ist es nicht. 
    Ter­ti­um non datur. 
    Weil sie auf die Wahr­heit bezo­gen ist, 
    ist die christ­li­che Kul­tur Euro­pas­we­sent­lich uni­ver­sa­li­stisch und des­halb hin­sicht­lich ihres Glau­bens­kerns missionarisch. 
    Am cor cur­va­t­um in se ipsum eines Eurozentrismus, 
    -
    der sich selbst rela­ti­viert, müß­te die euro­päi­sche Kul­tur sterben.“

  5. Zu sagen, die lai­zi­sti­sche Gesell­schaft mit­samt der soge­nann­ten fort­schritt­li­chen Kräf­te ver­fügt über kei­nen histo­ri­schen Fun­da­ment, über kei­ne Kul­tur, ist nur die hal­be Wahr­heit. Seit der Auf­klä­rung und der lei­di­gen franz. Revo­lu­ti­on mit ihren frei­mau­re­ri­schen Gedan­ken­gut ist ein mor­sches Fun­da­ment doch vorhanden.

    Wir wis­sen das alles, es läuft auf ein Gut­men­schen­tum, auf eine Art der Barm­her­zig­keit ohne Chri­stus hin­aus, wo Kul­tu­ren der Völ­ker aber auch die Fami­lie als sol­ches letz­ten­end­lich zer­stört bzw. „über­wun­den“ wer­den sol­len – alles zum „Woh­le“ des Menschengeschlechts.

    Die­se Ideo­lo­gie wütet nun auch in der Kir­che. Und die­se Tat­sa­che ist beson­ders schwer­wie­gend und dra­ma­tisch zu nen­nen. Denn die Kir­che war ehe­mals stets das letz­te Boll­werk der Wahr­heit in Chri­stus. Hof­fen und beten wir wei­ter­hin, dass es noch ande­re Hir­ten dies so erken­nen und offen sich dage­gen stel­len werden.

  6. …nach dem Zusammenbruch,Sie sagen es!!!
    Ich fürchte,im Moment bricht noch ein bischen mehr zusam­men als nur die Kirche!

    • Ja genau, der Euro­paei­sche Gedan­ke, der durch das Chri­sten­tum begruen­det wur­de wird abge­schafft und durch Geld ersetzt.
      Heu­te ist das Fest Mariae Namen, ein­ge­setzt als Dank fuer den Sieg ueber die Tuer­ken, welch ein Zeichen !

      • Das ist mir zu unre­felk­tiert @Leo Lämm­lein, was Sie da schreiben.
        Auch der NS-Staat hat­te kei­ne Sub­stanz uund ist fol­ge­rich­tig zusam­men­ge­bro­chen, nach Aber­mil­lio­nen von Toten und Ver­letz­ten (für immer), nach extrem viel Leid und Schmerz von Unschul­di­gen- über Jah­re und Jahr­zehn­te. Ver­su­chen Sie mal, das mit dem Her­zen zu über­den­ken. So wie Sie reden, klingt das nur verächtlich.

        Tat­sa­che ist, daß die Regie­rung in Ber­lin Krieg gegen Deutsch­land und die Deut­schen, vor allem gegen die Chri­sten führt. Wir sind mit­ten­drin in die­sem fei­gen Krieg der Bösen. Sie nöti­gen uns den Islam auf, anstatt uns vor ihm zu schüt­zen. Gera­de eben am Bahn­hof: ara­bi­sche jun­ge Män­ner umstel­len eine jun­ge Deut­sche, fixie­ren sie, wol­len ‚was von ihr- na was wohl? Nur eine Moment­auf­nah­me und das pas­siert täg­lich, stünd­lich, minüt­lich in Deutsch­land. Ich stell­te mich dane­ben. Wie gesagt: wir sind mit­ten im Krieg und haben als Geg­ner die Bun­des­re­gie­rung wie die Lan­des­re­gie­run­gen wie die Kir­che und die­sen pom­pö­sen „Papst“ Bergoglio. 

        Heu­te, am Gedenk­tag der Schlacht von Kah­len­berg, kann man die christ­li­chen Hee­re nicht genug loben.

      • Fran­zel
        Ich habe es nicht ver­ächt­lich gemeint und bedau­re, wenn es sich für Sie so anhör­te. Doch blei­be ich bei mei­nem Satz, außer „alles“ ein zu star­kes Wort ist, soweit es die irdi­schen Din­ge betrifft. Die Gna­den-Ära geht zu ende, die­ser Ein­schub in die Heils­ge­schich­te, der die Kir­che (Gemein­de) aus den Hei­den ist. Die Zeit der Drang­sal Jakobs steht bevor. Im Reich des Mes­si­as, das danach kommt, wird es auch noch Sün­de geben, aber sie wird nicht herr­schen wie heute.

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