Radio Maria-Chef Don Livio Fanzaga und eine „erfreuliche Überraschung“


Don Livio Fanzaga Radio Maria
Don Livio Fanz­a­ga, geist­li­cher Assi­stent und Pro­gramm­di­rek­tor von Radio Maria Ita­li­en und Direk­tor der Welt­fa­mi­lie von Radio Maria

(Rom) Don Livio Fanz­a­ga, Pro­gramm­di­rek­tor von Radio Maria Ita­li­en, war zuletzt wegen Säu­be­rungs­ak­tio­nen gegen Kri­ti­ker von Papst Fran­zis­kus auf­ge­fal­len, doch „es gibt auch erfreu­li­che Über­ra­schun­gen“, so die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Inter­net­sei­te Mes­sa in Lati­no.

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In der Welt­fa­mi­lie von Radio Maria nimmt Don Livio eine zen­tra­le Stel­lung ein. Er ist geist­li­cher Lei­ter und Pro­gramm­di­rek­tor von Radio Maria Ita­li­en, dem älte­sten unter den zahl­rei­chen Radio Maria-Sen­dern, von denen es vier auch im deut­schen Sprach­raum gibt. Und er ist gleich­zei­tig auch Direk­tor der Welt­fa­mi­lie.

Säuberungswelle gegen Kritiker von Papst Franziskus

Die Säu­be­run­gen began­nen im Okto­ber 2013. Gesäu­bert wur­de der Sen­der von Mit­ar­bei­tern, die sich kri­tisch zu Gesten, Ent­schei­dun­gen und Aus­sa­gen von Papst Fran­zis­kus geäu­ßert hat­ten, dar­un­ter lang­jäh­ri­ge Mit­ar­bei­ter, die zum Teil das Pro­fil des Sen­ders mit­ge­prägt hat­ten. Dabei hat­te kei­ner sei­ne Kri­tik bei Radio Maria geäu­ßert, son­dern in ande­ren Medi­en. Doch mit sol­chen Details hielt sich Don Livio erst gar nicht auf. „Den Papst kri­ti­siert man nicht“, so das Ver­dikt des Programmdirektors.

Säuberung 1

Die ersten Mit­ar­bei­ter, die vor die Tür gesetzt wur­den, waren das kon­ge­nia­le Autoren­duo Mario Pal­ma­ro und Ales­san­dro Gnoc­chi. Bei­de hat­ten zehn Jah­re beim Sen­der mit­ge­ar­bei­tet und jeder dort eine eige­ne Sen­dung ver­ant­wor­tet. Am 10. Okto­ber 2013 ver­öf­fent­lich­ten der Rechts­phi­lo­soph Pal­ma­ro und der Jour­na­list Gnoc­chi in der Tages­zei­tung Il Foglio eine akzen­tu­ier­te, aber begrün­de­te Kri­tik an Papst Fran­zis­kus unter dem Titel „Chri­stus ist kei­ne Opti­on unter vie­len, schon gar nicht für sei­nen Stell­ver­tre­ter auf Erden“.

Kaum hat­te Don Livio davon erfah­ren, kün­dig­te er sei­nen bei­den Mit­ar­bei­tern mit einem „höf­li­chen Tele­fon­an­ruf“. Auf den Inhalt der Kri­tik ging er nicht ein. „Pater Livio ist der Mei­nung, daß man nicht gleich­zei­tig Mode­ra­tor von Radio Maria sein und Kri­tik am Papst üben kann“, teil­ten die Ent­las­se­nen damals mit. Dar­an änder­te auch nichts mehr, daß Papst Fran­zis­kus per­sön­lich den bereits schwer­kran­ken Pal­ma­ro mit einem Tele­fon­an­ruf bedach­te und Ver­ständ­nis für die Kri­tik äußerte.

Säuberung 2

Am 13. Febru­ar 2014 trenn­te sich Radio Maria vom bekann­ten Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei. Am Vor­tag hat­te de Mat­tei bei Cor­ri­spon­den­za Roma­na den Auf­satz „Das Ende einer Zivi­li­sa­ti­on – Wer die Kir­che liebt, ver­tei­digt sie“ ver­öf­fent­licht. De Mat­tei hat­te seit 2010 eine eige­ne Sen­dung bei Radio Maria gestal­tet. Der Schrift­wech­sel zur Ent­las­sung zwi­schen Don Livio Fanz­a­ga und Pro­fes­sor de Mat­tei wur­de von letz­te­ren ver­öf­fent­licht.

Säuberung 3

Am 24. Novem­ber 2014 wur­de Gian­pao­lo Bar­ra, der Chef­re­dak­teur der katho­li­schen Monats­zeit­schrift Il Timo­ne aus dem Sen­der ent­fernt. Er hat­te gar kei­ne Kri­tik an Papst Fran­zis­kus geäu­ßert. Sei­ne „Schuld“ bestand dar­in, den Papst-Kri­ti­ker Anto­nio Soc­ci nicht vom Timo­ne-Festi­val aus­ge­la­den zu haben, einer Ver­an­stal­tung, die in kei­nem Zusam­men­hang mit Radio Maria steht. Anto­nio Soc­ci hat­te kurz zuvor sein Buch „Non ਠFran­ces­co“ (Das ist nicht Fran­zis­kus) ver­öf­fent­licht. Dar­in bezwei­felt der Rek­tor der Hoch­schu­le für Fern­seh­jour­na­lis­mus in Peru­gia die Recht­mä­ßig­keit der Wahl von Papst Fran­zis­kus. Weil Bar­ra in den Augen Don Livi­os beim Säu­bern gezö­gert hat­te, wur­de er selbst gesäu­bert.

„… oder man springt aus dem Fenster“

Am 13. März 2014, zum ersten Jah­res­tag der Wahl von Papst Fran­zis­kus und kei­ne 24 Stun­den nach der Beer­di­gung des viel zu früh ver­stor­be­nen Mario Pal­ma­ro, kom­men­tier­te Don Livio Fanz­a­ga auf Radio Maria Ita­li­en sei­nen Säu­be­rungs­ak­tio­nis­mus. Wört­lich sag­te er:In letz­ter Zeit muß­te ich einen schö­nen rei­nen Tisch machen unter den Sen­dungs­ver­ant­wort­li­chen von Radio Maria… Eini­ge muß­te ich von der Kathe­dra her­un­ter­ho­len und auf ein ein­fa­ches Stühl­chen set­zen… Denn es muß klar sein: ent­we­der ißt man die­se Sup­pe [Papst Fran­zis­kus] oder man springt aus dem Fenster…“

Eine „erfreuliche Überraschung“

Doch es gibt auch „erfreu­li­che Über­ra­schun­gen“, wie Mes­sa in Lati­no anmerk­te. Eine sol­che „erfreu­li­che Über­ra­schung“ ver­öf­fent­lich­te Don Livio Fanz­a­ga in sei­nem jüng­sten, soeben erschie­ne­nen Buch „La vita devo­ta“ (Das from­me Leben, ed. Sug­ar­co, Mai­land 2015). Auf Sei­te 13 schreibt Don Livio:

„In der prak­ti­schen Umset­zung hat­te die Lit­ur­gie­re­form uner­war­te­te Fol­gen durch uner­freu­li­che Abwei­chun­gen und Miß­bräu­che, von einer gene­rel­len Erlaub­nis zur Hand­kom­mu­ni­on, über man­geln­de Sorg­falt bei der Auf­be­wah­rung der kon­se­krier­ten Hosti­en, bis zu schwer­wie­gen­den theo­lo­gi­schen Irr­tü­mern durch jene, die Zwei­fel an der Real­prä­senz Chri­sti im Aller­hei­lig­sten Altar­sa­kra­ment äußern.“

In der Welt­fa­mi­lie von Radio Maria (World Fami­ly of Radio Maria) sind aktu­ell 75 Sen­der auf allen fünf Kon­ti­nen­ten zusam­men­ge­schlos­sen, dar­un­ter auch vier Sen­der in deut­scher Spra­che: Radio Horeb, Radio Maria Öster­reich, Radio Maria Süd­ti­rol und Radio Maria Deutsch­schweiz. Die ein­zel­nen Sen­der sind in Orga­ni­sa­ti­on und Pro­gramm­ge­stal­tung unabhängig.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mes­sa in Latino

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