Papst ernennt progressive Außenseiter zu Synodalen – Papst-Worte: „Rückenwind für die Reformer“


Generalaudienz mit Papst Franziskus
Heu­ti­ge Gene­ral­au­di­enz mit Papst Franziskus

(Rom/​Bern) Bei der Gene­ral­au­di­enz vom 5. August sprach Papst Fran­zis­kus über die wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen. Er tat es ein­mal mehr mit unkla­rer Spra­che und Aus­sa­ge. Die Fol­gen sind „Inter­pre­ta­ti­ons­pro­ble­me“ oder die Fra­ge: Wie ist der Papst rich­tig zu ver­ste­hen? Kath​.ch, das katho­li­sche Medi­en­zen­trum der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz glaubt die Papst­wor­te ver­stan­den zu haben. Gleich­zei­tig trifft aus den USA die Nach­richt ein, Papst Fran­zis­kus habe per­sön­lich zwei pro­gres­si­ve Bischö­fe zu Syn­oda­len für die Bischofs­syn­ode im Okto­ber ernannt.

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Kath​.ch schreibt zur Papst­ka­te­che­se: „Rücken­wind für die Refor­mer – Fran­zis­kus spricht über wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne. Mit­ten in der Som­mer­pau­se hat sich Papst Fran­zis­kus aus­führ­li­cher denn je zum Umgang mit wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen geäu­ssert. ‚In der Tat sind die­se Per­so­nen kei­nes­wegs exkom­mu­ni­ziert; sie sind nicht exkom­mu­ni­ziert! Und sie dür­fen abso­lut nicht als sol­che behan­delt wer­den. Sie sind stets Teil der Kir­che‘, sag­te Fran­zis­kus bei sei­ner Gene­ral­au­di­enz am 5. August.“ Wor­te, die ein päpst­li­cher „Rücken­wind für die Refor­mer“ sei­en. Mit „Refor­mern“ wie­der­um sind Kar­di­nal Wal­ter Kas­per und die Kas­pe­ria­ner gemeint, die im Zusam­men­hang mit der Bischofs­syn­ode im kom­men­den Okto­ber „aus pasto­ra­len Grün­den“ eine Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten fordern.

Die Rich­tig­keit die­ser Aus­le­gung scheint durch eine ande­re Mel­dung Bestä­ti­gung zu fin­den: „Papst ernennt zwei pro­gres­si­ve US-Bischö­fe für Syn­ode.“ Die Ame­ri­ka­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz hat ihre Ver­tre­ter für die Bischofs­syn­ode längst gewählt. Sie gel­ten alle als Ver­tre­ter der tra­di­tio­nel­len katho­li­schen Moral- und Ehelehre.

„Progressiver Außenseiter“ von Papst zum Synodalen ernannt?

Dem Papst steht jedoch das Recht zu, eine bestimm­te Anzahl von Syn­oda­len per­sön­lich zu ernen­nen. Davon mach­te er Gebrauch und ergänz­te die „kon­ser­va­ti­ve“ ame­ri­ka­ni­sche Dele­ga­ti­on durch zwei Pro­gres­si­ve. Auf Wunsch des Pap­stes wer­den auch der pro­gres­si­ve Außen­sei­ter Erz­bi­schof Bla­se Cupich und der schwar­ze Bischof Geor­ge Mur­ray von Young­stown an der Syn­ode im Herbst teil­neh­men. Die Ernen­nun­gen wur­den vom Vati­kan noch nicht bestätigt.

Cupich war zum all­ge­mei­nen Erstau­nen, vor allem auch des emer­tier­ten und inzwi­schen ver­stor­be­nen Vor­gän­gers, Kar­di­nal Fran­cis Geor­ge, von Fran­zis­kus zum Erz­bi­schof von Chi­ca­go, einem der wich­tig­sten Bischofs­sit­ze der USA ernannt wor­den. Beob­ach­ter inter­pre­tier­ten die Ernen­nung als Bruch des Pap­stes mit der Ernen­nungs­pra­xis sei­nes Vor­gän­gers, Bene­dikt XVI., und als Ver­such, die pro­gres­si­ve, den regie­ren­den Demo­kra­ten näher­ste­hen­de Rich­tung in der Bischofs­kon­fe­renz zu stär­ken. Die per­sön­li­che Ernen­nung Cupichs zum Syn­oda­len stellt ein wei­te­res Signal der Wert­schät­zung für die von Cupich ver­tre­te­nen Außen­sei­ter­po­si­tio­nen dar.

Die Ernen­nung eines pro­gres­si­ven schwar­zen Bischofs könn­te, so eine in den USA geäu­ßer­te Ver­mu­tung, im Zusam­men­hang mit dem von den schwarz­afri­ka­ni­schen Bischö­fen ange­kün­dig­ten, ent­schie­de­nen Wider­stand gegen jede Auf­wei­chung der katho­li­schen Moral- und Ehe­leh­re ste­hen. Auch in die­sem Fall könn­ten Über­le­gun­gen eine Rol­le gespielt haben, ein Gegen­ge­wicht zur Stär­kung der kas­pe­ria­ni­schen Agen­da zu bilden.

Die Ernen­nun­gen, soll­ten sie erwa­tungs­ge­mäß bestä­tigt wer­den, rei­hen sich in eine Serie von Aus­sa­gen, Ent­schei­dun­gen und Gesten des Pap­stes ein, mit denen er zu ver­ste­hen gab, eine bestimm­te Rich­tung, jene Kar­di­nal Kas­pers, zu bevor­zu­gen. Man­che Beob­ach­ter sind sogar der Mei­nung, daß Papst Fran­zis­kus sogar der Archi­tekt und eigent­li­che Len­ker die­ser Rich­tung sei, da er die Bischofs­syn­ode ein­ge­ru­fen und damit erst das Podi­um für jene Dis­kus­si­on geschaf­fen hat, die Kar­di­nal Kas­per mit einer Rede los­trat, zu der ihn der Papst auf­ge­for­dert hatte.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio Vati­kan (Screen­shot)

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