Martyrium von Bischof Hong und 80 Gefährten – Leidensweg der Christen Nordkoreas


Korea: Seligsprechungsverfahren für Bischof Hong und 80 Gefährten eingeleitet
Korea: Selig­spre­chungs­ver­fah­ren für Bischof Hong und 80 Gefähr­ten eingeleitet

(Seo­ul) Die Korea­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz bil­lig­te am 20. August ein­stim­mig den Abschluß­be­richt der Vor­un­ter­su­chung über das Mar­ty­ri­um von Bischof Fran­cis Bor­gia Hong Yong-ho von Pjöng­jang und sei­ner 80 Gefähr­ten, die dem kom­mu­ni­sti­schen Regime unter Kim Il-sung zum Opfer fie­len. Im April 2013 hat­te die römi­sche Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren die Eröff­nung des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens ein­ge­lei­tet. Seit­her wur­den Doku­men­te und Zeu­gen­aus­sa­gen gesam­melt. Deren Aus­wer­tung wird Ende Novem­ber beginnen.

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Es geht dar­um, „Gewiß­heit“ zu erlan­gen, daß die Vor­aus­set­zun­gen für die Selig­spre­chung gege­ben sind. Es wer­den histo­ri­sche Doku­men­te geprüft, die sterb­li­chen Über­re­ste, wo vor­han­den, unter­sucht, Zeu­gen ange­hört, nach heroi­schen Tugen­den gesucht, das Lei­den und die Ver­fol­gung um des Glau­bens wil­len vor dem Mar­ty­ri­um geprüft. Die­se Auf­ga­be wird eine dem­nächst zu ernen­nen­de Kom­mis­si­on übernehmen.

64 Jahre galt Bischof Hong als „vermißt“. 2013 wurde er für tot erklärt

Bischof Fran­cis Bor­gia Hong Yong-ho wur­de am 12. Okto­ber 1906 gebo­ren und am 25. Mai 1933 zum Prie­ster geweiht. 1944 erfolg­te sei­ne Ernen­nung durch Papst Pius XII. zum Apo­sto­li­schen Vikar von Pjöng­jang und zum Titu­lar­bi­schof von Auzia, die in der römi­schen Pro­vinz Mau­re­ta­nia Cae­sa­ri­en­sis im heu­ti­gen Alge­ri­en bestand. Am 29. Mai erfolg­te sei­ne Bischofs­wei­he durch den deut­schen Mis­si­ons­be­ne­dik­ti­ner Msgr. Boni­fa­ti­us Sau­er, Abt­bi­schof der Ter­ri­to­ri­al­ab­tei Tok­won und Apo­sto­li­scher Vikar von Kanko.

1949 mit der Tei­lung Kore­as und der Auf­rich­tung der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur im Nor­den der Halb­in­sel wur­de Bischof Hong ver­haf­tet. Seit­her fehlt jede Nach­richt von ihm. 64 Jah­re lang wur­de er, man­gels offi­zi­el­ler Todes­mel­dung, von der katho­li­schen Kir­che im Päpst­li­chen Jahr­buch als „ver­mißt“ geführt. Damit soll­te das Regime in Nord­ko­rea an das Schick­sal des Bischofs und der Katho­li­ken des Lan­des erin­nert werden.

Am 1. Juli 2013 wur­de er offi­zi­ell von der Kir­che für tot erklärt. Erst dadurch wur­de die Ein­lei­tung des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens mög­lich. Seit­her gilt das Apo­sto­li­sche Vika­ri­at Pjöng­jang als vakant. Wahr­schein­lich wur­de Bischof Hong bereits 1949 unmit­tel­bar nach sei­ner Ver­haf­tung von den Kom­mu­ni­sten ermor­det und ist in einem Mas­sen­grab verschwunden.

Bischof Byrne führte Katholiken in der Gefangenschaft

Das Ver­fah­ren betrifft 80 wei­te­re Katho­li­ken, die von Kom­mu­ni­sten getö­tet wur­den. Einer von ihnen ist der ame­ri­ka­ni­sche Mis­sio­nar Patrick James Byr­ne. Eine gro­ße Grup­pe Katho­li­ken wur­de von den Kom­mu­ni­sten, als sie 1950 bis Seo­ul vor­rück­ten, in der korea­ni­schen Haupt­stadt gefan­gen­ge­nom­men. An ihrer Spit­ze stand der ame­ri­ka­ni­sche Mary­knoll-Mis­sio­nar Patrick James Byr­ne. In einem Gewalt­marsch wur­den sie nach Nor­den getrie­ben. Pjöng­jang war die erste Mary­knoll-Mis­si­on in Korea. Byr­ne hat­te sie 1923 gegrün­det und meh­re­re Jah­re als Apo­sto­li­scher Prä­fekt gelei­tet, bevor er nach Japan ging. Er war damit ein Vor­gän­ger von Bischof Hong in Pjöng­jang. 1949 hat­te ihn Pius XII. als Apo­sto­li­schen Dele­ga­ten nach Korea zurück­be­ru­fen und zum Titu­lar­bi­schof ernannt.

Zeug­nis­se berich­ten, daß der damals 62-Jäh­ri­ge, trotz gebrech­li­cher Gesund­heit, die Grup­pe der Katho­li­ken in der Gefan­gen­schaft führ­te, sei­ne Brü­der ermu­tig­te und mit den Schwä­che­ren sein Essen teil­te. Weni­ge Kilo­me­ter vom Fluß Yalu in Nor­ko­rea ent­fernt ist er an einer Lun­gen­ent­zün­dung gestor­ben. Kurz vor sei­nem Tod sag­te er zu sei­nen Gefähr­ten im Glau­ben und im Lei­den: „Das größ­te Pri­vi­leg in mei­nem Leben, nach der Gna­de des Prie­ster­tums, ist es, mit euch allen für Chri­stus lei­den zu können.“

Am 10. März 1962 erhob Papst Johan­nes XXIII. als Zei­chen des Pro­te­stes gegen die Poli­tik des nord­ko­rea­ni­schen Regimes das Apo­sto­li­sche Vika­ri­at von Pjöng­jang zur Diö­ze­se und ernann­te den seit drei­zehn Jah­ren ver­miß­ten Msgr. Hong zum ersten Diö­ze­san­bi­schof. Bischof Hong wur­de zum Sym­bol der Chri­sten­ver­fol­gung in Nord­ko­rea und ins­ge­samt der kom­mu­ni­sti­schen Diktaturen.

Nordkorea, das Land ohne Priester und ohne Kirchen

1949, als die Kom­mu­ni­sten die Macht ergrif­fen, gab es im Nor­den Kore­as 55.000 Katho­li­ken. Heu­te sind es offi­zi­ell nur eini­ge hun­dert. In katho­li­schen Krei­sen Süd­ko­re­as wird die Zahl der Unter­grund-Katho­li­ken auf 10.000 geschätzt. Für die offi­zi­el­len Katho­li­ken dür­fen gele­gent­lich Prie­ster aus Süd­ko­rea unter stren­gen Auf­la­gen und nur zur Meß­ze­le­bra­ti­on in der ein­zi­gen katho­li­schen Kir­che in den Nor­den fah­ren. In Nord­ko­rea gibt es offi­zi­ell seit 1949 kei­ne katho­li­schen Prie­ster mehr. Alle Kir­chen waren nach der kom­mu­ni­sti­schen Macht­über­nah­me zer­stört wor­den. Erst 1988 errich­te­te das Regime im Zuge der Som­mer­olym­pia­de in Süd­ko­rea eine Kir­che, um das eige­ne Image etwas auf­zu­po­lie­ren. An den nur spo­ra­disch erlaub­ten Meß­fei­ern dür­fen nur die 800 bei der Reli­gi­ons­be­hör­de regi­strier­ten Katho­li­ken teil­neh­men, obwohl das Regime selbst in ande­ren Sta­ti­sti­ken die Katho­li­ken­zahl mit 3.000 angibt.

Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen gehen davon aus, daß ein Drit­tel der KZ-Häft­lin­ge Nord­ko­re­as Chri­sten sind.

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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