Kritik an Asyl-Appell des Papstes – „Undifferenziert“ – 80 Prozent der Ankömmlinge „keine Flüchtlinge“


Papst Franziskus undifferenzierter Umgang mit Einwanderungsfrage
Papst Fran­zis­kus: undif­fe­ren­zier­ter Umgang mit Einwanderungsfrage?

Kom­men­tar von Andre­as Becker

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Laut Duden ist das Wort „Flücht­ling“ kein Syn­onym für das Wort „Ein­wan­de­rer“. Folgt man der­zeit den mei­sten mei­nungs­bil­den­den Medi­en, dann müß­te man zu einem ande­ren Schluß kom­men. Täg­lich wird von „Flücht­lin­gen“ gespro­chen und schnell däm­mert es selbst dem Uner­fah­re­nen, daß damit undif­fe­ren­ziert jeder ille­ga­le Ein­wan­de­rer gemeint ist und die der­zeit über Euro­pa her­ein­bre­chen­de unkon­trol­lier­te Mas­sen­ein­wan­de­rung von Wirt­schafts­mi­gran­ten schön­ge­re­det wer­den soll. Ein klu­ger Wie­ner Kopf frag­te jüngst in einem Tages­zei­tungs­kom­men­tar, war­um es wohl den­noch einem eini­ger­ma­ßen des Den­kens mäch­ti­gen Zeit­ge­nos­sen kaum ein­leuch­ten will, daß Hun­dert­tau­sen­de Afri­ka­ner nach Euro­pa „flüch­ten“, weil Tau­sen­de Kilo­me­ter ent­fernt in Syri­en ein Bür­ger­krieg tobt.

Auch Papst Fran­zis­kus dreh­te vor weni­gen Tagen an der täg­li­chen „Flüchtlings“-Leier, die ihre schrä­ge Melo­die mit der Moral­keu­le ser­viert, denn jeder, der an ihr zwei­felt, soll­te sich wie ein grun­zen­der Vier­bei­ner namens Schwein füh­len. Der Papst sag­te das nicht, dafür geben es ande­re deut­lich zu ver­ste­hen, und wie­der ande­re sagen es sogar ganz offen.

Wenn sich zwischen offiziellem Flüchtlingsbild und Flüchtlingswirklichkeit ein Abgrund auftut

Sol­che uner­be­te­nen Schmei­chel­ein­hei­ten erre­gen frei­lich zuse­hends Ärger. Nie­mand bei etwas Ver­stand wird die Not­wen­dig­keit in Fra­ge stel­len, Not­lei­den­den zu hel­fen. Nie­mand stellt in Fra­ge, daß Ertrin­ken­de zu ret­ten sind, not­falls unter eige­ner Lebens­ge­fahr. Es geht aber nicht um Theo­rie, son­dern um die Wirk­lich­keit. Wenn die Bür­ger näm­lich mit eige­nen Augen in ihren Stadt­tei­len und Hei­mat­or­ten eine Flücht­lings-Rea­li­tät sehen, die soviel mit dem im Fern­se­hen prä­sen­tie­ren offi­zi­el­len Flücht­lings-Bild zu tun hat, wie Clau­dia Roth mit Frau­ke Petry, fühlt sich der Bür­ger hin­ter­gan­gen. Mehr noch, ihn beschleicht die Gewißt­heit, belo­gen zu werden.

Dabei wäre das Pro­blem mit einem Satz intel­lek­tu­el­ler Red­lich­keit ent­schärft: Dem Hin­weis, daß Miß­brauch der Hilfs­be­reit­schaft, kein Kava­liers­de­likt ist.

Solan­ge die Poli­tik die­sen Satz nicht über die Lip­pen bringt, und zwar glaub­wür­dig, macht sie aus den täg­li­chen Flücht­lings-Erzäh­lun­gen für immer mehr Bür­ger eine „Flüchtlings“-Märchenstunde. Glei­ches gilt für die Kir­che, die den ziem­lich pein­li­chen Ein­druck eines poli­tisch kor­rek­ten Nach­be­ters der Poli­tik ver­mit­telt. Glaub­wür­dig­keit ver­schafft man sich damit nicht. Dabei gäbe es für die Kir­chen gera­de hier ein drän­gen­des Betä­ti­gungs­feld im Ein­satz für die ver­folg­ten Chri­sten des Nahen Ostens.

Illegale Einwanderer liefern per definitionem kein überzeugendes Leumundzeugnis, sich an Gesetze und Sitten halten zu wollen

Der Papst for­der­te undif­fe­ren­ziert bedin­gungs­lo­se „Flücht­lings­hil­fe“, obwohl die täg­li­che Rea­li­tät eine ande­re ist und nur ein klei­ner Teil der in Scha­ren ein­tref­fen­den „Asyl­su­chen­den“ tat­säch­lich Flücht­lin­ge sind. Beträcht­li­che Tei­le sind Wirt­schafts­mi­gran­ten, nicht sel­ten mit flot­tem Smart­phone jüng­ster Gene­ra­ti­on in der Hand und schicken Kla­mot­ten am Leib, schließ­lich waren vie­le ja auch imstan­de, der orga­ni­sier­ten und offen­bar inter­na­tio­nal gedul­de­ten Schlep­per­kri­mi­na­li­tät eine Stan­ge Geld für die ille­ga­le „Ein­fuhr“ in die EU zu zah­len. Sie suchen einen per­sön­li­chen Vor­teil, wofür man grund­sätz­lich noch Ver­ständ­nis auf­brin­gen könn­te. Sie sind dafür aller­dings bereit, Geset­ze zu bre­chen. Ein ille­ga­ler Ein­wan­de­rer lie­fert per defi­ni­tio­nem kein über­zeu­gen­des Leu­munds­zeug­nis, sich an die Regeln und Sit­ten des Lan­des hal­ten zu wol­len, das er gera­de mit sei­ner Anwe­sen­heit zwangs­be­glücken will.

So hehr ver­packt die Flücht­lings-Aus­sa­gen des Pap­stes auch gewe­sen sein mögen, eines waren sie man­gels Dif­fe­ren­zie­rung nicht: intel­lek­tu­ell red­lich. Jeder Mensch guten Wil­lens möch­te dem Papst bei die­sem Anlie­gen zustim­men, wenn – ja wenn – gleich­zei­tig der unter aller Augen statt­fin­den­de mas­sen­haf­te Miß­brauch der Hilfs­be­reit­schaft nicht unter­schla­gen wür­de. Es wird ja so getan, auch von Kir­chen­ver­tre­tern, als gebe es kei­nen Miß­brauch, son­dern nur not­lei­den­de, ver­zwei­fel­te, dem Ertrin­ken nahe Flüchtlinge.

Die „Geistlosigkeit“ des „Mannes des Papstes“

Luca Zaia von der Lega Nord Ministerpräsident von Venetien
Luca Zaia (Lega Nord), Mini­ster­prä­si­dent von Venetien

Den Papst zu kri­ti­sie­ren, ver­bie­tet sich. Als aber die von Fran­zis­kus hand­ver­le­sen ein­ge­setz­te neue poli­tisch kor­rek­te Plau­der­ta­sche der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Msgr. Nun­zio Galan­ti­no, der Lega Nord „Geist­lo­sig­keit“ vor­warf, weil sie in Sachen „Flücht­lin­ge“ unbe­que­me Wahr­hei­ten aus­spricht und Lügen auf­deckt, platz­te dem Mini­ster­prä­si­den­ten von Vene­ti­en der Kragen.

Luca Zaia von der Lega Nord, erst vor zwei Mona­ten in Direkt­wahl im Amt bestä­tigt, pro­te­stier­te gegen die ein­sei­ti­ge kirch­li­che Schel­te, schließ­lich muß er die „Groß­zü­gig­keit“ ande­rer aus­ba­den: Tau­sen­den Men­schen eine Unter­kunft besor­gen, sie ernäh­ren, medi­zi­nisch ver­sor­gen, den­noch Sicher­heit und Ord­nung garan­tie­ren und gleich­zei­tig die immer miß­mu­ti­ger wer­den­den eige­nen Bür­ger beruhigen.

Zaia zeig­te vor zwei Wochen Ver­ständ­nis für Ein­hei­mi­sche, die zor­nig wer­den, wenn „Flücht­lin­ge“, wie in Vero­na gesche­hen, im Pro­test­zug durch die Stadt zie­hen und eine Unter­brin­gung im Stadt­zen­trum for­dern. Auch vie­le Ein­hei­mi­sche wür­den ger­ne in Vero­nas Alt­stadt zwi­schen der berühm­ten Are­na und dem roman­ti­schen Bal­kon von Romeo und Julia woh­nen, kön­nen es sich aber nicht lei­sten. Zaia zeig­te Ver­ständ­nis für sei­ne Lands­leu­te, die – ob sol­cher Undank­bar­keit und Drei­stig­keit – ihrer­seits eine spon­ta­ne Kund­ge­bung gegen die außer Kon­trol­le gera­te­ne Ein­wan­de­rung durch­führ­ten. Wört­lich sprach Zaia davon, daß die Ein­hei­mi­schen kei­nen „Auf­stand“ mach­ten, wie eini­ge, hyste­ri­schen Anfäl­len nahe Poli­ti­ker und Jour­na­li­sten behaup­te­ten, son­dern viel­mehr „Wahr­heit und Zivi­li­sa­ti­on ver­tei­di­gen“ würden.

Venetiens Ministerpräsident: „Wenn man dir hilft, bist du dankbar und forderst nicht“

Denn, so der Mini­ster­prä­si­dent: „Wenn du vor dem Tod fliehst, dann bist du dank­bar dafür, dass dich jemand auf­nimmt und täg­lich dafür zahlt, damit du ein Dach über dem Kopf und aus­rei­chend zu essen hast. Wenn man dir hilft, dann kommst du nicht her und forderst.“

Zur Ein­wan­de­rungs­fra­ge sag­te Zaia: „Wir müs­sen ihnen bei ihnen zu Hau­se hel­fen. Wir kön­nen kei­ne wei­te­ren Ein­wan­de­rer akzep­tie­ren, wenn wir wis­sen, dass zwei von drei Ein­wan­de­rern nie eine Aner­ken­nung als Flücht­ling erhal­ten wer­den, weil sie kei­ne Flücht­lin­ge sind“.

Das ist der sprin­gen­de Punkt, den man­che tabu­sie­ren möch­ten: „weil sie kei­ne Flücht­lin­ge sind“. Zaia sag­te, daß zwei Drit­tel der täg­li­chen Ankömm­lin­ge, die eine bestimm­te Poli­tik, bestimm­te Medi­en und bestimm­te Kir­chen­ver­tre­ter aus­nahms­los und wahr­heits­wid­rig als „Flücht­lin­ge“ bezeich­nen, gar kei­ne Flücht­lin­ge sind.

„Derzeit 20 Prozent der Asylanträge positiv“  heißt im Umkehrschluß …

Zai­as Aus­sa­ge scheint mehr eine pla­ka­ti­ve Schät­zung als die genaue Wie­der­ga­be der Wirk­lich­keit gewe­sen zu sein. Denn: Eine öster­rei­chi­sche Tages­zei­tung titel­te vor weni­gen Tagen, daß 40 Pro­zent der Asyl­an­trä­ge „posi­tiv“ erle­digt wür­den. Man soll die Din­ge ja bekannt­lich immer posi­tiv dar­stel­len. Den­noch bedeu­tet das gleich­zei­tig, daß 60 Pro­zent der Anträ­ge abge­lehnt wer­den. Vier von sechs ille­ga­len Ein­wan­de­rern, die den Staat in den Aus­nah­me­zu­stand ver­set­zen, den Bür­gern auf der Tasche lie­gen und allent­hal­ben Unsi­cher­heit ver­brei­ten, sind dem­nach poten­ti­el­le Betrü­ger. Doch nicht genug:

Im Arti­kel hieß es dann, daß eine zustän­di­ge sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Poli­ti­ke­rin ledig­lich ihrer „Hoff­nung“ Aus­druck ver­lieh, daß „künf­tig“ 40 Pro­zent der Anträ­ge ange­nom­men wür­den, statt der der­zeit „20 Pro­zent“. Im Umkehr­schluß: Die Poli­ti­ke­rin sag­te unge­niert, daß 80 Pro­zent der Asyl­su­chen­den, die den der­zei­ti­gen Asyl­not­stand ver­ur­sa­chen, weder Flücht­lin­ge noch Asyl­be­rech­tig­te sind, son­dern das, was vie­le Bür­ger ohne­hin ver­mu­te­ten, näm­lich ille­ga­le Ein­wan­de­rer auf der Suche nach dem per­sön­li­chen Vorteil.
Man könn­te auch sagen, die­se Zah­len ent­pup­pen die gigan­ti­sche Lüge, mit der der­zeit Fak­ten für ein ande­res Euro­pa geschaf­fen werden.

Die rote Poli­ti­ke­rin wur­de bei die­sem Ein­ge­ständ­nis nicht ein­mal rot und scheint auch kei­ner­lei Anlaß zu sehen, die aktu­el­le „Flücht­lings­po­li­tik“ zu über­den­ken oder gar zu kor­ri­gie­ren. Zumin­dest Kir­chen­ver­tre­ter soll­ten aber klü­ger und vor allem ehr­li­cher sein als Politiker.

Text: Andre­as Becker
Bild: MiL/lucazaia.it (Screen­shot)

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