Gabe – Vor-Gabe – Hingabe


Kardinal Betori in Gricigliano
Kar­di­nal Beto­ri in Gricigliano

von Cle­mens Vic­tor Oldendorf.

Anzei­ge

Wenn der Got­tes­dienst der Kir­che als ein Gegen­stand, gewis­ser­ma­ßen als ein Inhalt und zugleich als Form ihrer Über­lie­fe­rung erscheint, ist damit nicht Nost­al­gie oder kon­fes­sio­nel­le Folk­lo­re gemeint. Es geht gera­de nicht um eine unver­bind­li­che oder indi­vi­du­el­le Vor­lie­be, etwa so, wie jemand sich für ein belie­bi­ges, ande­res kul­tu­rel­les Erbe inter­es­sie­ren und enga­gie­ren kann oder davon unbe­rührt bleibt.

Denn der Kul­tus strahlt sehr wohl in Kul­tur aus oder soll­te es tun, kann aber, solan­ge er echt bleibt, nie­mals in Kul­tur auf­ge­hen, zu einem blo­ßen Kul­tur­gut und damit greif­bar werden.

Die Bin­dung an die Form, die die Lit­ur­gie im Gang und Fluss der Geschich­te gewon­nen hat, zeigt viel­mehr zwei wesent­li­che Merk­ma­le jedes recht­mä­ßi­gen Got­tes­dien­stes auf: sei­ne Unbe­lie­big­keit und die Tat­sa­che, dass sich nie­mand, auch kei­ne ein­zel­ne Gemein­de oder Grup­pe, selbst zu sei­ner Fei­er ermäch­ti­gen kann.

Damit wird ein wei­te­rer Rie­gel vor­ge­scho­ben. Wie unser Got­tes­dienst nie in einem Kul­tur­gut auf­ge­hen kann, das wir pfle­gen, über das wir aller­dings gleich­sam auch Ver­fü­gungs­ge­walt hät­ten, kann er eben­so­we­nig unser Mach­werk, die Lei­stung unse­rer Gestal­tung, werden.

Got­tes­dienst ist Gabe an uns und Vor-Gabe für uns, die lit­ur­gi­sche Gestalt unse­rer Hin­ga­be an Gott. So wie wir in die­ser Hin­ga­be in die Hin­ga­be Chri­sti an den Vater im Hei­li­gen Geist ein­tre­ten und hin­ein­ge­nom­men wer­den, so müs­sen wir uns der vor­ge­ge­be­nen Form des Got­tes­dien­stes über­las­sen und uns ihr fügen. Das ist der Sinn über­lie­fer­ter Lit­ur­gie, und in die­sem Sin­ne kann Lit­ur­gie, die recht sein und blei­ben soll, gar nicht anders, als über­lie­fer­te Lit­ur­gie zu sein.

Vom goldenen Kalb und der Verfehlung echten Gottesdienstes

Das Pro­vo­ka­ti­ve die­ser Gedan­ken­schrit­te sah der Theo­lo­ge Joseph Ratz­in­ger bezeich­nen­der­wei­se in der Erzäh­lung vom gol­de­nen Kalb ver­dich­tet. Dazu schrieb er in sei­nem Buch „Vom Geist der Liturgie“:

„Die­ser vom Hohen­prie­ster Aaron gelei­te­te Kult soll­te kei­nes­wegs einem heid­ni­schen Göt­zen die­nen. Die Apo­sta­sie ist sub­ti­ler. Sie geht nicht offen von Gott zum Göt­zen über, son­dern bleibt schein­bar durch­aus bei dem­sel­ben Gott: Man will den Gott ver­herr­li­chen, der Isra­el aus Ägyp­ten geführt hat, und glaubt, in der Gestalt des Jung­s­tiers sei­ne geheim­nis­vol­le Kraft rich­tig abzu­bil­den. Schein­bar ist alles in Ord­nung, ver­mut­lich durch­aus auch das Ritu­al den Vor­schrif­ten gemäß. Und doch ist es ein Abfall von Gott zum Göt­zen­dienst. Zwei­er­lei bewirkt die­sen äußer­lich zunächst kaum wahr­nehm­ba­ren Sturz. Zum Einen der Ver­stoß gegen das Bil­der­ver­bot: Man hält es bei dem unsicht­ba­ren, dem fer­nen und geheim­nis­vol­len Gott nicht aus. Man holt ihn zu sich her­ab, ins Eige­ne, ins Anschau­li­che und Ver­ständ­li­che. So ist Kult nicht mehr ein Hin­auf­stei­gen zu ihm, son­dern ein Her­un­ter­zie­hen Got­tes ins Eige­ne: Er muss da sein, wo er gebraucht wird, und er muss so sein, wie er gebraucht wird“ (Ratz­in­ger, J., Der Geist der Lit­ur­gie. Eine Ein­füh­rung, jetzt in: Theo­lo­gie der Lit­ur­gie. Die sakra­men­ta­le Begrün­dung christ­li­cher Exi­stenz, GS Joseph Ratz­in­ger, hrsg. von Ger­hard Lud­wig Mül­ler, Bd. 11, Frei­burg im Breis­gau, 3. Aufl. 2010, S. 27–189, hier: S. 39).

An die Stel­le des Hin­auf­stiegs tritt der Ver­such, Gott ins Eige­ne her­ab­zu­zie­hen, statt sich in die Wei­te Got­tes ver­set­zen zu las­sen. Gera­de in die­sem gemach­ten Her­ab­zie­hen blockiert der Mensch den frei­en Her­ab­stieg Got­tes; die Begeg­nung mit ihm.

Unschwer erkennt man in den von Ratz­in­ger benann­ten Gefah­ren, der – gut­ge­mein­ten – Anschau­lich­keit und Ver­ständ­lich­keit, Kri­te­ri­en, mit denen man nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil oft­mals zugun­sten der anschlie­ßen­den Lit­ur­gie­re­form zu argu­men­tie­ren such­te. Eine vor­neh­me, jedoch deut­li­che Kri­tik an deren kon­kre­tem Ver­lauf und Ergebnis.

Das Zitat setzt sich fort:

„Wenn Mose zu lan­ge weg­bleibt und damit Gott selbst unzu­gäng­lich wird, dann holt man ihn eben her­bei. Die­ser Kult wird so zum Fest, das die Gemein­de sich sel­ber gibt; sie bestä­tigt dar­in sich selbst. Aus Anbe­tung Got­tes wird ein Krei­sen um sich sel­ber (…) Der Tanz um das gol­de­ne Kalb ist das Bild die­ses sich selbst suchen­den Kul­tes, der zu einer Art von bana­ler Selbst­be­frie­di­gung wird. Die Geschich­te vom gol­de­nen Kalb ist eine War­nung vor einem eigen­mäch­ti­gen und selbst­süch­ti­gen Kult, in dem es letzt­lich nicht mehr um Gott, son­dern dar­um geht, sich aus Eige­nem eine klei­ne, alter­na­ti­ve Welt zu geben. Dann wird Lit­ur­gie aller­dings wirk­lich zu lee­rer Spie­le­rei.“ (a. a. O., S. 40).

Integration statt Isolation, Öffentlichkeit und Offenheit von Liturgie

Mit dem Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum vom 7. Juli 2007, auf das die Fei­er der über­lie­fer­ten Römi­schen Lit­ur­gie gestützt ist, woll­te Papst em. Bene­dikt XVI. bei­den Gefah­ren­ge­flech­ten weh­ren, die er schon als Theo­lo­ge benannt hat­te. Die Ver­su­chung, die im zwei­ten Teil des Zita­tes anklingt, betrifft auch und viel­leicht gera­de die­je­ni­gen, die nach dem Zwei­ten Vati­ca­num der über­lie­fer­ten Gestalt des Got­tes­dien­stes und des Glau­bens der Kir­che die Treue hal­ten wol­len: die Ver­su­chung, letzt­lich nur sich selbst zu suchen, eige­ne, gewohn­te Anschau­un­gen und Sicher­hei­ten bestä­tigt zu fin­den und sich eine klei­ne, alter­na­ti­ve Welt zu schaffen.

Dies bedeu­tet eine fak­ti­sche Iso­la­ti­on, wo es Ratz­in­ger, bezie­hungs­wei­se Bene­dikt XVI., um Inte­gra­ti­on ging. Abkaps­lung soll­te durch Ein­bin­dung geheilt wer­den. Des­we­gen ver­kürzt das Anlie­gen, wer die­se Inte­gra­ti­on qua­si-sozio­lo­gisch nur als die Absicht begrei­fen möch­te, ein „tra­di­tio­na­li­sti­sches“ Ghet­to auf­zu­spren­gen und des­sen Kri­tik und Oppo­si­ti­on ruhigzustellen.

Die Inte­gra­ti­on, um die es eigent­lich geht, ist eine lit­ur­gi­sche und theo­lo­gi­sche, auf­grund der inne­ren Struk­tur und kos­mi­schen Offen­heit christ­li­chen Kul­tes: „Christ­li­che Lit­ur­gie ist nie­mals die Ver­an­stal­tung einer bestimm­ten Grup­pe, eines bestimm­ten Krei­ses oder einer bestimm­ten Orts­kir­che“ (a. a. O., S. 60) und des­halb – so kön­nen wir ergän­zen – ist sie auch nicht Ver­an­stal­tung und Selbst­zweck derer, die aus irgend­wel­chen indi­vi­du­el­len, vor­der­grün­di­gen, sub­jek­ti­ven, viel­leicht auch sozio-psy­cho­lo­gi­schen Grün­den eine bestimm­te Vor­lie­be für lit­ur­gi­sche Tra­di­tio­nen haben.

Hier ist also nicht nur an die zu den­ken, die in der Spon­ta­nei­tät des Augen­blicks und der eige­nen Grup­pe jeden Got­tes­dienst ins Form­lo­se auf­lö­sen wol­len und sich nicht durch die Ver­bind­lich­keit der Gesamt­kir­che gebun­den füh­len, son­dern nicht weni­ger an die­je­ni­gen, die Ver­bind­lich­keit der lit­ur­gi­schen Tra­di­ti­on gleich­sam als will­kom­me­nes Mit­tel dem Zweck eige­ner Selbst­be­stä­ti­gung, Abgren­zung und Über­heb­lich­keit unterordnen.

Summorum Pontificum: Auftrag und Reichweite

Bei­den Gefah­ren müss­te eine ech­te Reform der Lit­ur­gie und got­tes­dienst­li­chen Pra­xis ent­ge­gen­tre­ten: Der Ver­su­chung, sich selbst­herr­lich über die Vor­ga­be lit­ur­gi­scher Gestalt hin­weg­zu­set­zen einer­seits und ande­rer­seits jener, sich eben­falls der Lit­ur­gie zu bemäch­ti­gen, indem man unter dem – mög­li­cher­wei­se unbe­wuss­ten – Vor­wand der Tra­di­ti­ons­treue, die über­lie­fer­te Lit­ur­gie und den dar­in zum Aus­druck gebrach­ten Glau­ben als das exklu­siv Eige­ne rekla­miert, sich dadurch in einem ideo­lo­gi­schen Ghet­to abkap­selt und den Rest der Kir­che aus­schließt, oder auch, indem die über­lie­fer­te Lit­ur­gie letzt­lich als eine Art Hob­by und Lieb­ha­be­rei einer eli­tä­ren, im wei­te­sten Sin­ne kul­tu­rel­len Sze­ne betrie­ben wird, wodurch sie zur Spie­le­rei her­ab­sinkt, die nicht mehr bean­spru­chen will, für die Gesamt­kir­che Maß­stab zu sein und die dies auch nicht mehr ernst­lich bean­spru­chen könnte.

Das Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum woll­te die Grund­la­ge und Basis einer ech­ten Lit­ur­gie­re­form sein. Das Pon­ti­fi­kat Bene­dikt‘ XVI. bot sie uns an. Damit sie mög­lich bleibt und viel­leicht eines Tages wirk­lich umge­setzt wer­den kann, ste­hen wir gedul­dig und aus­dau­ernd zu Sum­morum Pon­ti­fi­cum, das Erbe und Auf­trag an den Hei­li­gen Vater Fran­zis­kus, sowie künf­ti­ge Pon­ti­fi­ka­te und Gene­ra­tio­nen von Katho­li­ken ist, um das gro­ße Wort von der Lit­ur­gia sem­per refor­man­da tat­säch­lich mit Leben zu erfüllen.

Text: Cle­mens Vic­tor Oldendorf
Bild: Acci­on Liturgica

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37 Kommentare

  1. An die Gedan­ken Joseph Ratz­in­gers aus dem „Geist der Lit­ur­gie“ zu erin­nern, ist gut und schön. Das Buch gilt zwei­fel­los zurecht als Klas­si­ker, um den Sinn christ­li­cher Lit­ur­gie bes­ser zu verstehen.

    Gleich­zei­tig fin­de ich es inter­es­sant, das gera­de jetzt in den Blick zu neh­men, wo sich die von Ratz­in­ger (als Papst Bene­dikt) wie­der ein­ge­bür­ger­te sog. „Alte Mes­se“ wie­der stark im Nie­der­gang befin­det und sich die allg. Begei­ste­rung für sie als zeit­be­ding­te Mode ent­puppt. Was genau ist schief­ge­lau­fen? War­um führt die­se Mess­form ein kaum beach­te­tes Exo­ten­da­sein für Unzufriedene?

    Ich mei­ne, es liegt an den Leuten.

    Inter­es­sant ist ja, dass all die Miss­ver­ständ­nis­se, die Ratz­in­ger so scharf­sin­nig auf­weist, bei den Anhän­gern der alten Mes­se quick­le­ben­dig wei­ter­le­ben und nicht etwa durch den „rich­ti­gen“ Kult auto­ma­tisch besei­tigt wur­den. Die „War­nung vor einem eigen­mäch­ti­gen und selbst­süch­ti­gen Kult, in dem es letzt­lich nicht mehr um Gott, son­dern dar­um geht, sich aus Eige­nem eine klei­ne, alter­na­ti­ve Welt zu geben“, trifft ja bei Licht bese­hen auf die „typi­schen“ Besu­cher der alt­ri­tu­el­len Mess­op­fer­fei­ern viel eher zu als auf den Normalkirchgänger.

    • Hal­lo K.,
      das Sind ja inter­es­san­te Anmer­kun­gen, die Sie da machen. Woher wis­sen Sie denn das? Wie bele­gen Sie, dass sich die „alte Mes­se“ in einem „star­ken Nie­der­gang“ befin­det und die all­ge­mei­ne Begei­ste­rung nur eine Mode war?
      Eben­so wür­de mich sehr inter­es­sie­ren, auf wel­che wis­sen­schaft­li­che Unter­su­chung Sie die Behaup­tung stüt­zen, „typi­schen“ Besu­chern der alten Mes­se gin­ge es mehr um sich selbst und ihre „alter­na­ti­ve Welt“ als um Gott.
      Und wel­che ande­ren Eigen­schaf­ten haben denn die­se „typi­schen Besu­cher“ der latei­ni­schen Mes­se sonst noch, die sie von den „Nor­mal­kirch­gän­gern“ unterscheiden?

      Mein per­sön­li­cher Ein­druck ist eher umge­kehrt, die triden­ti­ni­sche Mes­se stirbt nicht aus, son­dern immer mehr, vor allem jun­ge Leu­te besu­chen sie. Sol­che, die das eben nicht nur aus Sen­ti­men­ta­li­tät oder Sehn­sucht nach „der guten alten Zeit“ tun, son­dern sol­che, die auf der Suche nach Spi­ri­tua­li­tät, nach Anbe­tung, nach Gott(!) dort eine Hei­mat gefun­den haben. Auch habe ich noch kei­ne typi­schen Besu­cher aus­ma­chen kön­nen – eher Men­schen aus allen Schich­ten und Stän­den: ich ken­ne ver­hei­ra­te­te und geschie­de­ne, ver­witt­we­te und ledi­ge, alte und jun­ge, wei­ße und dun­kel­häu­ti­ge. Ich ken­ne Archi­tek­ten und Inge­nieu­re, Hand­wer­ker und Arbeits­lo­se, Müt­ter und Väter, Rei­che und Arme – ganz nor­ma­le Men­schen eben.
      Ich freue mich auf Ihre Antwort!

      • Mit Zah­len kann ich auch nicht die­nen, beob­ach­te halt auch nur aus eige­ner Anschau­ung. Die Mär von den „jun­gen Leu­ten“ hal­te ich aber für eine Wunsch­vor­stel­lung. Das gibt es ja auch in der gewöhn­li­chen Amts­kir­che häu­fig, dass man sich ein­re­det, jun­ge Leu­te fän­den das toll, was da abläuft, dabei sind es in Wirk­lich­keit nur eini­ge Weni­ge oder Außen­sei­ter (wie ich selbst), die über­haupt die Hl. Mes­se und die Alte Mes­se im Spe­zi­el­len besuchen.

        Grund­sätz­lich ist die Säku­la­ri­sie­rung nicht auf­zu­hal­ten und die „jun­gen Leu­te“ inter­es­sie­ren sich nicht für die Kir­che und wis­sen nichts davon. Gera­de des­halb kann es pas­sie­ren, dass sich ein­zel­ne „jun­ge Leu­te“ von skur­ri­le­ren Strö­mun­gen eher begei­stern las­sen als vom lang­wei­li­ge­ren Main­stream. Die Vor­stel­lung, man kön­ne mit dem alten Ritus „die Jugend“ anspre­chen, geht aber an der Rea­li­tät vorbei.
        Das betrifft eben­so die im alt­ri­tu­el­len Bereich häu­fig etwas selbst­ge­fäl­lig jon­glier­ten Semi­na­ri­sten­zah­len. Sie sind Aus­druck dafür, dass sich (man­che) „jun­ge Leu­te“ mit bereits sehr stark säku­la­ri­sier­tem Hin­ter­grund leich­ter von radi­ka­len oder extre­men Grup­pen „ein­fan­gen“ las­sen und das „Nor­ma­le“ unin­ter­es­sant finden.

        Sol­che „jun­gen Radi­ka­len“ sind aber eher ein Sym­ptom dafür, dass etwas nicht stimmt (man den­ke an die Ent­wick­lun­gen im Islam), also kei­nes­wegs ein Signal für Gesund­heit. Übri­gens das­sel­be Phä­no­men wie die im ande­ren Strang erwähn­ten „glau­bens­treu­en“ Theo­lo­gie­stu­den­ten: Das ist alles ein *Sym­ptom* der Säku­la­ri­sie­rung, nicht etwa eine Gegen­be­we­gung dazu.

    • K. @ K. Sie schei­nen ein soge­nann­ter Kle­ri­ker zu sein, der immer noch nicht weiss,
      was es mit der „Mes­se aller Zei­ten“ auf sich hat. Sie spre­chen hier vom = Normal-
      kirch­gän­ger =, so als wären die Leu­te die dem alt­ri­tu­el­len Mess­ri­tu­al anhan­gen keine,
      wie Sie es nen­nen, Nor­mal­kirch­gän­ger. Der ein­fa­che Unter­schied ist der, bei der alte
      Mes­se stand Gott und die Anbe­tung im Mit­tel­punkt, bei der neu­en Mes­se ist es der
      Mensch mit Frie­dens­gruß und Hand­kom­mu­ni­on. Was frü­her als Lob­op­fer gefei­ert wur-
      de, ist heu­te zu einem all­ge­mei­nen Mahl gewor­den. Wie kön­nen Sie schrei­ben, dass
      die „Alte Mes­se“ sich im Nie­der­gang befin­det. Genau das Gegen­teil ist der Fall, welt-
      weit neh­men die­se „Alten Messen„in einem Unfang zu, dass so man­chem Bischof
      die Hosen flat­tern. Papst Fran­zis­kus möch­te die­sen Umstand auch, wie Sie, als eine
      Mode bezeich­nen. Wenn aber die “ Mes­se aller Zei­ten “ nicht noch mehr praktiziert
      und ver­brei­tet wird, liegt es an Leu­ten wie Sie, die sich hin­ter einem “ K “ verstecken
      müs­sen. Wo leben Sie denn ? Schau­en Sie doch ein­fach in die lee­ren Kir­chen ! Wo
      ist der gro­ße Auf­bruch der Kir­che in ein neu­es Zeit­al­ter ( Johan­nes XXIII. ) ?

      • Nein, K. bedeu­tet nicht „Kle­ri­ker“.

        Mei­ne Iden­ti­tät ist leicht zu ergoo­geln, aber völ­lig unin­ter­es­sant. Glück­li­cher­wei­se bin ich beruf­lich mit der Kir­che nicht ver­ban­delt und es gibt nie­man­den, der mich wegen Inter­net­ak­ti­vi­tä­ten auf dem Por­tal „katho​li​sches​.info“ schief anse­hen oder abmah­nen könn­te, sodass ich voll­kom­men frei und mit jedem reden kann, ganz egal aus wel­chem Spek­trum. Ich habe ein­fach nur Spaß an Pseud­ony­men und bin unter mei­nem Real­na­men kaum aktiv.

        Was Sie über die Lit­ur­gie sagen (alt = Got­tes­dienst, neu = Men­schen­dienst) ent­spricht den her­kömm­li­chen kul­tur­pes­si­mi­sti­schen Vor­ur­tei­len der mei­sten Alt­ri­tu­el­len. Die­se vor­ein­ge­nom­me­ne (und natür­lich sach­lich völ­lig fal­sche) Ein­stel­lung ist Teil des Pro­blems, war­um sich die alte Ritus­form nicht frucht­ba­rer aus­wirkt. Die Leu­te sind viel zu engstirnig.

    • Zu Ihrem Gespött passt exakt das, was Wolf­ram Schrems unterm Arti­kel zu Frank­furts Jesui­ten hin­ter­las­sen hat:

      „Noch lachen sie.“

  2. @k

    Der Autor sagt ja im wesent­li­chen, was Sie in Ihrem Kom­men­tar sozu­sa­gen mit leicht ande­ren Wor­ten wie­der­ho­len. SP befin­det sich in einer Kri­se. Weil die ED-Gemein­schaf­ten und Diö­ze­san­prie­ster, die „auch“ alt zele­brie­ren, unbe­wusst ein Hob­by pfle­gen und ande­rer­seits erwa die Pius­bru­der­schaft, die sich streng­ge­nom­men natür­lich nicht auf SP beruft, jeden­falls vie­le Gläu­bi­ge bei denen, das Ghet­to gewohn­ter Sicher­hei­ten sucht.

    Beim Ratz­in­ger­zi­tat fin­de ich noch beson­ders bemer­kens­wert, dass es offen­sicht­lich wun­der­bar auf die Lit­ur­gie­re­form und den NOM ange­wandt wer­den kann, denn auch bei Aaron schien alles in Ord­nung, ordent­li­che Form, zu sein und „ver­mut­lich auch das Ritu­al den Vor­schrif­ten gemäß“. Dem­nach wür­de dann gera­de der kor­rekt gefei­er­te NOM, ohne lit­ur­gi­sche Miss­bräu­che, beson­ders gut dem Kult des gol­de­nen Kalbs entsprechen. 

    • Naja, die Stoß­rich­tung gegen den nach­kon­zi­liä­ren Got­tes­dienst ist ja ganz offen­sicht­lich in Ratz­in­gers (genia­lem) Hin­weis ent­hal­ten, das Tanz­ri­tu­al um das Gol­de­ne Kalb sei „ver­mut­lich durch­aus (…) den Vor­schrif­ten gemäß“ gefei­ert worden.

      Mein Gedan­ke war hin­ge­gen der, dass genau die­sel­be Kri­tik sich auch gegen die Fei­er der (heu­ti­ge) a.-o. Form rich­ten könn­te und wohl ebfs. ihre Berech­ti­gung hätte.

      Der Geburts­feh­ler lag m.E. dar­in, dass das Ding von Vorn­her­ein als Nischen­pro­dukt für eine klei­ne Grup­pe Unzu­frie­de­ner kon­zi­piert war und die von Papst Bene­dikt ins Spiel gebrach­te Mög­lich­keit, bei­de Ritus­for­men könn­ten sich gegen­sei­tig berei­chern und befruch­ten, immer nur Lip­pen­be­kennt­nis geblie­ben und von den Akteu­ren selbst vehe­ment abge­lehnt wor­den ist.
      Leu­te wie mich, die mit Freu­de und Andacht bei­de For­men besu­chen, gibt es dem­zu­fol­ge fast gar nicht; man ist ent­we­der mili­tan­ter Anhän­ger der Alten Mes­se und hält sie für das Non-Plus-Ultra oder man inter­es­siert sich nicht für die „Spin­ner“ am rech­ten Rand.

      Man hat­te wohl die Hoff­nung, die klei­ne Grup­pe könn­te die gro­ße Mas­se der Unzu­frie­de­nen mit­zie­hen, das hat sich aber zerschlagen.

      Ver­su­che, die neue (alte) Mess­form in das nor­ma­le Leben der Kir­che zu inte­grie­ren (etwa Mess­die­ne­rin­nen und Hand­kom­mu­ni­on zuzu­las­sen, was recht­lich mög­lich gewe­sen wäre), wur­den aber von Anfang an tor­pe­diert und lie­ßen sich nicht ver­wirk­li­chen. Das lag nicht an der Form an sich, son­dern an der ver­bohr­ten Ein­stel­lung der Trä­ger und Kon­su­men­ten die­ser lit­ur­gi­schen Alternative.

  3. Ich habe den Text der „neu­en“ Mes­se sei­ner­zeit auf­merk­sam gele­sen, auch in LATEIN, jawohl, und vie­les was dem novus ordo vor­ge­wor­fen wird, kommt nicht vom Text, son­dern von den Her­ren Kle­ri­ker, die von Anfang an die neue Lit­ur­gie als ihre pri­va­te Bastel­stu­be betrach­te­ten; die­se sind es auch, die uns mit ihren lang­wei­li­gen Pre­dig­ten und ihrer nicht enden wol­len­den Kom­men­ta­ri­tis aus der Kir­che ver­jagt haben!

  4. Ich habe die Tex­ten der neu­en mes­se nicht nur auf­merk­sam gele­sen, lie­ber Eli­as, ich habe lei­der auch lan­ge, lan­ge Jah­ren die NOM sel­ber zele­briert, ohne Expe­ri­men­ten oder lang­wei­li­gen Pre­dig­ten. Ich bedan­ke den Herrn Gott noch immer für unse­ren Papst Bene­dikt; er doch hat letzt­end­lich uns die hoch­wür­di­ge Lit­ur­gie der Mes­se aller Zei­ten wie­der zurück geschenkt. Seit­dem zele­brie­re ich Gott sei dank gebracht, wie­der die alte Hei­li­ge Mes­se, das Opfer Chri­sti, die Hin­ga­be Sei­nes Lebens! Eine Dank­sa­gung an Gott, Vater, Sohn und Hei­li­ge Geist, Er hat uns die ein­zi­ge Mög­lich­keit das ewi­ge Leben zu erwer­ben in die­sem Opfer geschenkt.

  5. Was ich in dem Zitat aus dem Lit­ur­gie-Werk des dama­li­gen Kar­di­nals Joseph Ratz­in­ger­nicht ver­ste­he, ist die­ser Satz : 

    „Schein­bar ist alles in Ord­nung, ver­mut­lich durch­aus auch das Ritu­al den Vor­schrif­ten gemäß.“

    Das Ritu­al war gera­de nicht den Vor­schrif­ten gemäß. Der Autor selbst schreibt doch, dass es ein Ver­stoß gegen das 2. Gebot war. Das gan­ze Volk Isra­el –wohl­ge­merkt, nicht einer stell­ver­tre­tend für alle, son­dern jeder ein­zel­ne (Ex 24,3: „Da ant­wor­te­te das Volk ein­stim­mig und sprach: Alle Wor­te, die der HERR gere­det hat, wol­len wir tun“)– hat­te die Gebo­te und Vor­schrif­ten, dar­un­ter das 2. Gebot, kurz (40 Tage) vor­her fei­er­lich angenommen! 

    Zwi­schen­be­mer­kung: Was im Bericht vom Gol­de­nen Kalb (Exodus 32) auf­fällt, jeden­falls mir beim Lesen auf­fiel, ist die Plu­ra­li­sie­rung Got­tes. Zwar wird das Gol­de­ne Kalb mit dem Gott Isra­els iden­ti­fi­ziert, der das Volks aus Ägyp­ten her­aus­führ­te, aber die­ser Gott ist plötz­lich in Plu­ral­form, nicht nur beim Nomen („elo­him“ ist gram­ma­tisch Plu­ral), auch beim Verb: „Das [das Gol­de­ne Kalb] sind dei­ne Göt­ter [elle elo­he­jcha], Jis­ra­el, die dich her­auf­ge­füh­ret [he’e­lu­cha, = Plu­ral] aus dem Lan­de Miz­ra­jim“ (Vers 4). Der gan­ze Text ist noch viel tief­grün­di­ger, wenn man ihn genau anschaut (und in einer mög­lichst wort­ge­treu­en Über­set­zung liest), denn er zeigt, wie Aar­aon ver­sucht, den fal­schen Kult zu ret­ten und „recht­gläu­big“ zu hal­ten, indem er erklärt: „… Ein Fest dem Ewi­gen [= JHWH] ist mor­gen!“ (Vers 5). 

    Das Gol­de­ne Kalb war des­halb nicht nur ein Ver­stoß gegen das 2. Gebot, son­dern die Plu­ra­li­sie­rung Got­tes und sei­ner Ver­eh­rung ist ein Ver­stoß gegen das 1. Gebot, in wel­chem Gott der HERR [JHWH] erklärt, dass er einer und ein ein­zi­ger ist und kein ande­rer neben ihm ange­be­tet wer­den darf. „Anbe­ten“ (hisch­tacha­wa) ent­hält die anschau­li­che Bedeu­tung von „sich nie­der­wer­fen“, „sich tief bücken“. Der Herr Jesus Chri­stus wie­der­hol­te die­ses Gebot, bei der Ver­su­chung in der Wüste und in sei­ner Ant­wort auf die Fra­ge des Pha­ri­sä­ers nach dem höch­sten Gebot.

  6. @A. Arn­stadt, danke.
    ich habe weder mit dem alten noch mit dem latei­ni­schen NOM Pro­ble­me, wohl aber mit fal­schen Über­set­zun­gen, eigen­mäch­ti­gen Zusät­zen, stän­di­gen Kom­men­ta­ren usw. Ob es auf die Dau­er gut ist, dass es in der­sel­ben Kir­che 2 Riten gibt? Wie auch immer, die­se Fra­gen sind ange­sichts der Gefah­ren, die Euro­pa und die Kir­che bedro­hen, zweit­ran­gig, oder nicht?

  7. K. hat in man­chem tat­säch­lich recht, in man­chem aber viel­leicht auch nicht.

    Dass die Orte, an denen die alten Lit­ur­gie (bzw. das, was man dafür hält – auch das ist ja etwas skur­ril: die mei­sten neh­men die Form von 1962, dabei ist die­se Form bereits mas­siv beschnitten…und war ein wich­ti­ger Schritt auf dem Weg zum NOM), gefei­ert wird, tat­säch­lich kei­ne Orte der her­vor­quel­len­den Erneue­rung sind, das sieht jeder Blin­de mit dem Krückstock.

    Und dass sich dort aller­hand merk­wür­di­ge Leu­te tum­meln, ist auch eine Tat­sa­che. Die­se Leu­te mit all ihren Spin­ne­rei­en, ihren Äußer­lich­kei­ten und Zwang­haf­tig­kei­ten, sind für jeden, der sich da ein­fin­det, eine echt kal­te Dusche (sofern er nicht sel­ber eine Macke hat).

    Die einen kom­bi­nie­ren die alte Lit­ur­gie mit Bigot­te­rie, wie­der ande­re mit einem Hang zu Exor­zis­mus und Süh­ne­see­len­my­stik, wie­der ande­re mit poli­ti­scher Rechts­ra­di­ka­li­tät in allen Schat­tie­run­gen von Roya­lis­mus über Kle­ri­kal­fa­schis­mus hin zu Ras­sis­mus, Chau­vi­nis­mus und einem aus­ge­präg­ten und auf­fal­len­den Juden­hass, in amts­kirch­li­chen Alt­ri­tu­el­len­zir­keln auch ger­ne und oft Homo­se­xua­li­tät, gepaart mit Frau­en­ver­ach­tung, die in in Pius­krei­sen oder Sedis­va­kan­ti­sten­krei­sen auch ohne offe­ne Homo­se­xua­li­tät auftritt.
    Ein grau­en­er­re­gen­des Sam­mel­su­ri­um von Per­so­nen, die durch­aus nicht in die alte Mes­se gehen, weil sie tie­fe Natu­ren wären…

    Bevor sich einer aber zu früh freut oder ärgert: Das ist aber nur die eine Seite!

    Die Argu­men­te, die gegen den NOM vor­ge­tra­gen wer­den, tref­fen alle zu und ste­hen uns auch sicht­bar vor Augen. Ich habe inzwi­schen schon sehr lan­ge kei­nen Fuß mehr in eine NOM-Mes­se gesetzt und wenn man sich kon­zen­triert auf den alten Ritus, dann ent­fal­tet sich des­sen so völ­lig ande­re „Welt“ im Lau­fe der Mona­te und Jah­re über­haupt erst.

    Ich behaup­te, dass es nichts bringt, wenn man den NOM besucht und ab und zu auch mal ne noch dazu nicht kor­rekt oder unbe­hol­fen gele­se­ne alte Mes­se. Das habe ich selbst län­ge­re Zeit prak­ti­ziert. Es hat mir den Blick für das, was der alte Ritus eröff­net den­noch verstellt.

    Ratz­in­ger hat nicht recht, wenn er behaup­tet, bei­de Riten sei­nen „ein und der­sel­be Ritus“! Im Neu­en Ritus ist es unmög­lich, sich in der­sel­ben Wei­se hin­zu­ge­ben wie im alten Ritus. Wer den NOM besucht, wird syste­ma­tisch von der Hin­ga­be abge­hal­ten und ver­bo­gen. Besucht er dann mal den alten Ritus, bleibt er auch dar­in ver­bo­gen und hingabeschwach.
    Wie gesagt: Ich spre­che hier aus eige­ner Erfahrung!

    Ich habe das irgend­wann abge­stellt und nur noch den alten Ritus besucht. Das tue ich nun schon seit ca. andert­halb Jah­ren und mer­ke, wie es mein gan­zes Ver­hält­nis zum Hei­li­gen förm­lich „heilt“.

    Nun kom­bi­nie­ren aber die mei­sten Alt­ri­tu­el­len den Ritus mit aller­hand Hokus­po­kus, auch wenn sie nicht den NOM besu­chen. Die einen sind ein­deu­tig aber­gläu­bisch und fol­gen magi­schen Prak­ti­ken und Denk­wei­sen. Sie ren­nen Erschei­nun­gen hin­ter­her, hän­gen sich an Pseu­do­my­stik, Spie­ßi­ges und Okkultes.

    Forts.

    • Forts.

      Die zwei­fel­haf­te­sten Din­ge des 19. Jh wer­den aus­ge­kramt und leben­dig gehal­ten als sei das das Heil. Dabei war es schon damals Irr­glau­be und Wahn.

      Eine vor­ein­ge­nom­me­ne und ver­zerr­te Sicht auf die Ereig­nis­se wird für das Wort Got­tes gehal­ten, ein Schwarz­weiß­bild von den guten Kon­ser­va­ti­ven und den bösen Frei­mau­rern und Moder­ni­sten. Das Bild griff schon im 19. Jh nicht mehr, wur­de aber ins­be­son­de­re von Pius X. dann der­ma­ßen auf die Spit­ze getrie­ben, dass es mit ihm kei­nen Weg mehr aus der Sack­gas­se geben konnte.
      Es ist, wie es Bischof Ket­te­ler schon auf dem Vati­ca­num I sag­te: Im welt­li­chen Bereich hat der Abso­lu­tis­mus, weil er zutiefst unmensch­lich und böse ist, am Ende auch alles Poi­si­ti­ve der Mon­ar­chie gestürzt. Eben­so – er sah das pro­phe­tisch – wird der nun sich abzeich­nen­de päpst­li­che Abso­lu­tis­mus, der nach dem Vati­ca­num, und ent­ge­gen des­sen Vor­ga­be, durch­ge­boxt wur­de, in der Kir­che die Revo­lu­ti­on her­vor­ru­fen und alles in Schutt und Asche legen, was einst gut war.
      Es ist sym­pto­ma­tisch, dass die Alt­ri­tu­el­len Pius X. wie einen Halb­gott ver­eh­ren, ohne zu erken­nen, dass er viel­leicht wen­sent­lich grö­ße­ren Anteil an der Mise­re hat, als sie wahr­ha­ben wol­len. Sie haben sich in des­sen Sack­gas­se geflüch­tet und mei­nen, dort hät­te man aus­rei­chen­den Schutz – auch das ist magi­sches Denken.

      Die Wahr­heit ist, dass wir kei­ne Zuflucht mehr haben außer Maria. Es gibt nicht die „Sze­ne“, wo das „Alte“ noch „echt“ gepflegt wird.
      Ein Trach­ten­ver­ein kann viel­leicht alte Kla­mot­ten und Volks­tän­ze wei­ter­tra­gen, aber die Lebens­welt, in der das über­haupt erst Sinn und Geist bekam, kön­nen sie nicht mehr zurück­ho­len! So auch mit dem alten Ritus.

      Durch den hier­ar­chi­schen Abso­lu­tis­mus hat man spä­te­stens seit 1870 die Gläu­bi­gen zutiefst geschwächt in ihrer eige­nen gei­sti­gen Akti­vi­tät. Allent­hal­ben auf „tota­len Gehor­sam“ getrimmt, selbst noch bei admi­ni­stra­ti­ven Akten oder Neben­säch­li­chem, im „Wil­len und Ver­stand“, wie Pius X. den Leu­ten so ger­ne ein­bläu­te, sind die Gläu­bi­gen wie nach einem bösen Plan gelähmt und hand­lungs­un­fä­hig gemacht wor­den. Sie lern­ten, dass sie nicht nur nichts zu sagen haben, son­dern nicht mal mit­den­ken kön­nen. Mit Pius X. waren die Gläu­bi­gen im Stand der Skla­ven gegen­über der Hier­ar­chie, v.a. dem Papst, wäh­rend er sich selbst als „Eli­te“ bezeich­ne­te und den Titel des „ser­vus ser­vor­um Domi­ni“ nicht mehr hochhielt.

      Das Kir­chen­volk hat­te eini­ge Jahr­zehn­te spä­ter, als das Vati­ca­num II kam, kei­ner­lei geist­li­che Res­sour­cen mehr. Das ist trau­rig, aber eine Tat­sa­che, und es sind nicht die Lin­ken und Libe­ra­len die Ursache!

      Der ein­zel­nen Gläu­bi­ge muss heu­te einen Weg zurück­fin­den zu einem Kir­chen­bild, in dem Gott die Gaben nicht nur der Hier­ar­chie ver­teilt hat… so wie es heu­te in der NT-Lesung im alten Ritus gesagt wur­de.… war­um hat man eigent­lich die Schrift so wenig ernst­ge­nom­men – gera­de in der Hierarchie?
      ABER – das heißt nicht, dass ich mir selbst die Gaben zuspre­chen könn­te! Das ist das Miss­ver­ständ­nis auf der lin­ken Seite.

      Forts.

      • Forts.

        Es geht nach wie vor um Hin­ga­be, um eine Lie­bes­be­zie­hung der Braut zum Bräu­ti­gam, und jeder von uns ist Braut mit eige­nen Gaben.

        Man kann die­se Brautrol­le im NOM nicht ler­nen, man lernt sie aber aus­ge­zeich­net im alten Ritus!

        Nun ist die Braut aber kei­ne Skla­vin und auch kei­ne Hexe, son­dern so wie Maria, mit höch­sten Wür­den und abso­lu­ter Frei­heit aus­ge­stat­tet. Einer Frei­heit, die wie­der­um aus einer unver­brüch­li­chen Bin­dung an Jesus abge­lei­tet wird.

        So kann man auch heu­te einen Weg fin­den, aber nur schwer.

        Wenn es vor dem Kom­men Jesu noch ein­mal zu einer guten Reform kom­men soll­te, muss nicht nur das Vati­ca­num II revi­diert wer­den, son­dern auch das Vati­ca­num I.
        Damals wur­de näm­lich das Kir­chen­sche­ma, das die Unfehl­bar­keit der gan­zen Kir­che behan­deln soll­te, ver­kürzt auf die Unfehl­bar­keit des Pap­stes, und die wur­de dann nicht aus­rei­chend geklärt, son­dern ließ die Tür offen für eine abso­lu­ti­sti­sche Posi­ti­on, die die Gläu­bi­gen fak­tisch abhäng­te. Leo XIII. war dann noch mode­rat und wuss­te damit umzu­ge­hen, aber bei Pius X. war der Höhe­punkt einer ungu­ten Spur erreicht, Danach setz­te lang­sam der Zusam­men­bruch ein.

        Ich weiß, dass vie­le nun empört auf­schrei­en wer­den. Ihr Bild ist gera­de anders­her­um: das sei doch seo ein ein­fa­cher, beschei­de­ner und inte­grer Mann gewe­sen. Sicher, inte­ger wohl schon und ein­fach auch. Aber bescheiden?
        Mir fiel, als ich sei­ne Tex­te las, zuneh­mend auf, wie er sei­ne eige­ne Rol­le als Papst in einen Rang setz­te, den er über­stra­pa­zier­te. Eine Selbst­herr­lich­keit brach sich da Bahn, die mich entsetzt.
        Wenn er in der Enzy­kli­ka zum Jubi­lä­um der Dog­men­er­klä­rung der Imma­cu­la­ta dann doch v.a. sein eige­nes Amt beweih­räu­chert und am Ende in der über­gro­ßen Papst­ver­eh­rung des Vol­kes die Erneue­rung der Kir­che sehen will (Maria ist dann wohl ganz ver­ges­sen, um die sich das Jubi­lä­um eigent­lich dreh­te…), dann sind das Töne, wie es sie bis­her nie­mals gege­ben hatte.
        Lei­der fällt das den Super­from­men aber ein­fach nicht auf. 

        Was hat das mit der Erzäh­lung von Mose zu tun?

        Wir war­ten auf den wie­der­kom­men­den Herrn. Moses Hin­auf­stieg auf den Sinai ist ein Sinn­bild dafür, dass uns der Herr ver­las­sen hat, um vom Vater her wiederzukommen.
        Jesus ließ uns die Kir­che und das Hl. Mess­op­fer zurück und sand­te für die lan­ge War­te­zeit den Hl. Geist, der die Kir­che davor bewah­ren wird, dem Satan anheimzufallen.
        Was hat­ten Israe­li­ten? Sie hat­ten den Bun­des­schluss mit Gott und die Erfah­rung des Aus­zu­ges aus Ägypten.
        Mose kam nicht. So wie wir auch schon so lan­ge lan­ge auf den Herrn warten.
        Und sie wol­len den ver­eh­ren, der sie aus Ägyp­ten geführt hat und dem Bund mit ihm Aus­druck geben. Sie geben ihm eine Gestalt und stel­len ihn sich mehr­glied­rig vor.

        In der Tat – da hat K. wie­der­um recht – auch die ech­te Lit­ur­gie kann zum Fetisch werden.
        Form und Inhalt – stim­mig nur in wah­rer Hingabe.
        Der Weg führt den Gläu­bi­gen wie­der in eine Rol­le, die ihm lan­ge abtrai­niert wur­de: die der ech­ten und eigen­stän­di­gen Hingabe.
        Aber leh­ren tut es uns kei­ner auf Erden.

      • Ich schät­ze Ihre Kom­men­ta­re stets sehr, obzwar ich eini­ges anders ein­ord­ne. So kann ich ihre Kri­tik an Pius X. über­haupt nicht tei­len, sti­li­stisch sind sei­ne Schrei­ben noch ganz im Sti­le der roma­nità ver­fasst. Für manch Tran­sal­pi­nen ist das natür­lich z.T. etwas merk­wür­dig. So kom­men Sie zu die­sen Inter­pre­ta­tio­nen. Es ist wie bei hebräi­schen Tex­ten der Hl. Schrift ohne den kul­tu­rel­len Kon­text mit­zu­den­ken sind sie ent­we­der schwer oder über­haupt unverständlich.
        Pius X ist nicht „Höhe­punkt einer ungu­ten Spur“ son­dern Abschluß einer Epo­che gro­ßer Päp­ste (der von Ihnen geschätz­te Leo XIII. inbe­grif­fen). Kei­ner sei­ner Nach­fol­ger kam ihnen mehr gleich. Kei­ner sei­ner Nach­fol­ger hät­te der­art die Rech­te der Kir­che kom­pro­miss­los (zum Preis voll­kom­me­ner Ent­eig­nung Ver­mö­gens der Kir­che in Frank­reich im Jah­re 1905) ver­tei­digt wie es Pius X. tat. Sei­ne Nach­fol­ger such­ten Kom­pro­mis­se, wel­che nur für eini­ge Zeit Vor­tei­le brach­ten, lang­fri­stig jedoch die Ero­si­on der Kir­che in Euro­pa aber beschleu­nig­ten, för­der­ten indi­rekt Bewe­gun­gen wel­che Sie zu recht kri­ti­sie­ren (Sie wis­sen was ich meine).etc

      • @ J.G. Ratkaj

        Mei­ne Pro­ble­me mit Pius X. rüh­ren aller­dings nicht vom „Stil“ her – unten begrün­de ich das noch mal genauer.

        Trotz Roma­nità oder halt nicht – eine Aus­sa­ge ist eine Aus­sa­ge, auf der logi­schen Ebe­ne, las­sen wir Rhe­to­ri­sches in dem Rang, der ihm gebührt, näm­lich dem der Unter­ord­nung. Wenn Rhe­to­rik dazu dient, eine Aus­sa­ge logisch unklar zu machen, dann muss man dem Spre­cher Unred­lich­keit vorwerfen.
        Genau das weh­re ich aller­dings bis­her immer ab – Pius X. war nicht unred­lich. Er mein­te das, was er sag­te, Stil hin, Stil her. Er war mit Sicher­heit inte­ger. Aber ich fin­de eini­ges davon ver­häng­nis­voll bzw. absurd.

        Bei­spiel: Wenn er den Moder­ni­sten (was immer das eigent­lich sei!) als Cha­mä­le­on zeich­net, der bewusst sei­ne Absich­ten ver­schlei­ert und dabei unred­lich wird, ist es absurd zu glau­ben, man kön­ne Leu­te vom „Moder­nis­mus“ abhal­ten (was immer das eigent­lich sei!), indem man sie in einem Eid die­sem unkla­ren Phä­no­men wider­sa­gen lässt, ohne dass sie bis­her dem „Moder­nis­mus“ hät­ten zuge­ord­net wer­den können.
        Man wird
        1. nur dem wider­sa­gen, dem man ein­deu­tig zuge­hört und was man auch inhalt­lich kon­kre­ti­sie­ren kann – das ist also auch ent­ge­gen jedem römi­schen Rechts­grund­satz, dass man Men­schen abver­langt, etwas zu wider­sa­gen, dem sie gar nicht ange­hö­ren bzw. nicht nach­weis­bar angehören
        2. wenn man dem aber zuge­hört (lt. sei­ner Defi­ni­ti­on), wird man immer die Zuge­hö­rig­keit ableugnen
        3. also den Eid able­gen, obwohl man „Moder­nist“ ist oder nicht.

        Was soll das also? Und so kam es ja auch: Alle, die Zwei­fel und Abwehr im Her­zen tru­gen, schwo­ren brav den A‑Eid!
        Das heißt im Klar­text: Ope­ra­ti­on gelun­gen, Pati­ent tot.

        Ich glau­be nicht, dass Pius X. der Abschluss der tra­di­tio­nel­len Päp­ste ist. das war für mich Leo XIII. Pius X ist bereits die neue Gene­ra­ti­on, und sei­ne Akte sind teils sehr kon­se­quent, teils nicht
        Das, was Sie über Frank­reich erwäh­nen – geschenkt. Hier stim­me ich Ihnen zu.
        Ande­rer­seits knick­te er ein, als es dar­um ging, den deut­schen Theo­lo­gie­pro­fes­so­ren den Anti­mo­der­ni­sten­eid abzu­ver­lan­gen und dis­pen­sier­te sie, obwohl die Häre­sie ja aus der Wis­sen­schaft kommt… (Nicht dass ich damit die­sen Eid plötz­lich wie­der recht­fer­ti­gen woll­te, aber ich will zei­gen, dass Pius X. auch fol­gen­schwer inkon­se­quent sein konnte.

      • „er Abschluss der tra­di­tio­nel­len Päp­ste ist. das war für mich Leo XIII. “

        Das habe ich mir gedacht. Sie begrün­den das auch in wei­te­ren unte­ren Kom­men­ta­ren recht ein­drück­lich wenn sie das Paps­t­um v. Pius X. in Ihrer Wei­se deuten.
        Jeden­falls ist es eine Tra­gik gewe­sen, daß der reich­hal­ti­ge Fun­dus des lehr­amt­li­chen Schrift­tums Leos kaum rezi­piert wur­de und heu­te ganz in den Nebel der Ver­ges­sen­heit gera­ten ist. Zum gro­ßen Scha­den der Kirche.

      • @ J.G. Ratkaj

        Das freut mich, dass Sie das sagen (Ihr letz­ter Satz)!
        Denn Leo XIII. war wirk­lich ein gro­ßer Papst! Und vor allem sehe ich bei ihm viel eher die „Beschei­den­heit“ und „Demut“, die über­zeu­gen kann, als bei Pius X.
        Ich habe mal ein paar For­mu­lie­run­gen ana­ly­siert in den Enzy­kli­ken bei­der und da fiel mir auf, wie sehr sich Leo wirk­lich als Bestand­teil der Kir­che auf­fasst und immer ein­schließt in alle Für­bit­ten und wie er immer der Got­tes­mut­ter sei­ne Anlie­gen anver­traut und alle Gläu­bi­gen gera­de­zu beschwö­rend um ihr Gebet in der schwe­ren Not bittet.
        Bei Pius X. – nichts davon! Er ist der Papst, er kann nicht feh­len, die Gläu­bi­gen haben sich ihm zu unter­wer­fen und er stellt sich auch ohne Not außer­halb der Bischö­fe, erbit­tet für sie Hil­fe und Segen, aber er selbst hat das offen­bar nicht mehr nötig, wie es noch bei sämt­li­chen gro­ßen Päp­sten vor ihm war. In der Got­tes­mut­ter als Über­win­de­rin aller Häre­si­en sieht er auch wohl nur noch eine apo­lo­ge­ti­sche Funk­ti­on für sein Papst­tum – sie hat in sei­nen Sät­zen kein per­sön­li­ches Gesicht mehr, son­dern wird zum blo­ßen Begriff degra­diert, der dem Papst­tum zu die­nen hat.
        Wie gesagt fiel mir das mal auf, als ich die ver­schie­de­nen Tex­te genau­er ansah und erschrak darüber.

        Von Leo XIII. kann man dage­gen sehr viel hin­sicht­lich einer tie­fen Fröm­mig­keit ler­nen, auch hin­sicht­lich einer Stell­ver­tre­ter­per­sön­lich­keit, die nicht im Wahn befan­gen ist, sie sei auch nur von fer­ne dem ähn­lich, den sie vertritt.
        Ich sage Ihnen:einem sol­chen Stell­ver­tre­ter gehorcht man nur zu ger­ne. Nur ihm…
        Jeder ande­re Typus ver­bit­tert die Menschen.
        So schrieb der hl. Pau­lus nicht umsonst mah­nend an die Väter, sie sol­len ihre Kin­der nicht ver­bit­tern. Das galt sicher nicht nur den leib­li­chen Vätern.

  8. @Zeitschnur: Das ist alles „von unten“, was Sie hier schrei­ben. Es läuft jedem, der sich auf­rich­tig der Tra­di­ti­on zuge­hö­rig fühlt, eis­kalt den Rücken her­un­ter, wie Sie hier die Tra­di­ti­on in den Schmutz zie­hen. Man muss für Sie beten.

    • …wer ein Gol­de­nes Kalb hat (die „Tra­di­ti­on“ – ach ja, was ver­ste­hen Sie dar­un­ter eigent­lich? Müss­te erst mal geklärt wer­den…), der fürch­tet sich, von die­sem Kalb wegzublicken…schon klar.

      Wer kri­tisch denkt, zieht nicht alles „in den Schmutz“, son­dern er denkt und stellt Fragen.

      Wäh­rend Sie wirk­lich „tra­di­ti­ons­treu“, wür­den Sie argumentieren.

      Sie haben aber kei­ne Argu­men­te – sind also eine Illu­stra­ti­on des­sen, was ich, aber auch ande­re hier beschreiben.

  9. Der Arti­kel ist ein Ver­such mit Zita­ten aus Ratz­in­gers Buch die Hl. Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus und die mit­fei­ern­den Gläu­bi­gen zu dis­kri­mi­nie­ren, indem er insi­nu­iert, dass „die­se aus irgend­wel­chen indi­vi­du­el­len, vor­der­grün­di­gen, sub­jek­ti­ven, viel­leicht auch sozio-psy­cho­lo­gi­schen Grün­den eine bestimm­te Vor­lie­be für lit­ur­gi­sche Tra­di­tio­nen haben“, wobei der Autor kei­ne kon­kre­ten Fak­ten anführt. Ich spre­che bewusst nicht von einem „Got­tes­dienst“ wie der Autor und auch nicht von einem außer­or­dent­li­chen Ritus; denn bei­de Bezeich­nun­gen sind Instru­men­te einer Stra­te­gie, ein­mal den Opfer­cha­rak­ter der Hl. Mes­se ver­ges­sen machen zu wol­len und zum ande­ren mit „außer­or­dent­lich“ die­ses Hl. Mess­op­fer als Aus­nah­me zu mar­gi­na­li­sie­ren. Die­se Stra­te­gie, das muss man aller­dings zuge­ben, ist äußerst erfolg­reich, wie die­ser Arti­kel wie­der doku­men­tiert, der sich der­sel­ben Spra­che bedient wie die Amts­kir­che: So spricht auch Papst Fran­zis­kus von „denen mit der Vor­lie­be für die Tra­di­ti­on“. Was er von dem über­lie­fer­ten Ritus hält, hat er hin­rei­chend gezeigt. Im Ein­klang mit ihm wird folg­lich die Fei­er der Hl. Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus von den Bischö­fen bis auf weni­ge Aus­nah­men syste­ma­tisch behin­dert. Der Autor gibt sich aller­dings in sei­ner Invek­ti­ve mit der oben genann­ten Unter­stel­lung nicht zufrie­den; er sieht in den Tra­di­tio­na­li­sten sogar sol­che, die „letzt­lich nur sich selbst suchen, eige­ne, gewohn­te Anschau­un­gen und Sicher­hei­ten bestä­tigt fin­den und sich eine klei­ne, alter­na­ti­ve Welt schaf­fen“. Er stellt sie sogar in ein „tra­di­tio­na­li­sti­sches Ghet­to“. Kurz­um die Tra­di­tio­na­li­sten sind ewig Gest­ri­ge und Zurück­ge­blie­be­ne, intel­lek­tu­ell Defi­zi­tä­re, die sich in der moder­nen (Kirchen)welt nicht zurecht­fin­den, besten­falls noch Ästhetizisten.
    Dabei hat der Autor durch­aus ein Merk­mal eines reli­giö­sen Ritus benannt und erkannt: wie sei­ne „Unbe­lie­big­keit, und die Tat­sa­che, dass eine Lit­ur­gie, die recht sein und blei­ben soll, gar nicht anders, als über­lie­fer­te Lit­ur­gie sein“ (kann).
    Hät­te der Autor sich mit der Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Novus Ordo, sei­ner Inten­ti­on und inhalt­lich mit die­sem und dem über­lie­fer­ten Ritus beschäf­tigt, hät­te er zu ande­ren Schluss­fol­ge­run­gen kom­men müssen.
    1.Der Novus Ordo ist ein „erfun­de­ner, gemach­ter Ritus“, daher ist er den eige­nen Wor­ten des Autors nach eigent­lich kei­ne Lit­ur­gie. Er ist gezielt ent­wickelt wor­den zur Anglei­chung an pro­te­stan­ti­sche Got­tes­dienst­fei­ern. Der NO ist in der Tat ein gewalt­sa­mer Bruch mit der Über­lie­fe­rung und die­ser ist so auch ein Bruch mit der Leh­re: bei­spiel­haft sei­en hier nur genannt die Eli­mi­nie­rung des Schuld­be­kennt­nis­ses des Prie­sters und des Mess­die­ners in der Form des Con­fi­teor, des Gedächt­nis­ses (Com­mu­ni­can­tes) und der Anru­fung der Hei­li­gen (Nobis quoque).
    2. Jeder reli­giö­ser Ritus hat sei­ne eige­ne Spra­che, die lit­ur­gi­sche Spra­che. Auch sie ist mit Bedacht eli­mi­niert wor­den: somit ist die Mess­fei­er wesent­lich ent­sa­kra­li­siert wor­den. 3. Der Opfer­cha­rak­ter der Hl. Mes­se ist mar­gi­na­li­siert, wenn er auch offi­zi­ell nicht geleug­net wird, so doch in der Pra­xis, wobei die Mehr­zahl der Prie­ster – hier gibt es ver­läss­li­che Daten – die Wand­lung nur sym­bol­haft sieht. Die Miss­ach­tung der rich­ti­gen Über­set­zung der Wand­lungs­wor­te, die Hand­kom­mu­ni­on für jeden und die ubi­qui­tä­ren lit­ur­gi­schen Miss­bräu­che sind nur Aus­druck die­ser neu­en Sicht. Kurz­um der NO ist Mani­fe­sta­ti­on einer völ­lig ande­ren Theo­lo­gie ent­spre­chend dem Dic­tum (Pro­sper von Aqui­ta­ni­en): „legem cre­den­di lex sta­tuat supplicandi“.
    Die­se ganz ande­re Theo­lo­gie des NO ist der eigent­li­che Grund, war­um Gläu­bi­ge die Hl. Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus mit­fei­ern. Dies ist auch der Grund, war­um eine Reform der Lit­ur­gie­re­form eben­so eine Qua­dra­tur des Krei­ses ist wie Bene­dikts Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät. Die bei­den Riten – soweit man bei der Belie­big­keit des NO in der Pra­xis kaum von einem Ritus spre­chen kann – sind inkom­men­su­ra­bel. Offen­sicht­lich glaubt der Autor in sei­nem Appell, den Auf­trag zur Reform der Lit­ur­gie­re­form , der sich angeb­lich aus dem Motu Pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum Bene­dikts ergibt, mit Leben zu fül­len, selbst nicht an eine sol­che Reform.

    • Hin­sicht­lich des NOM und sei­ner Neu­erfun­den­heit gebe ich Ihnen recht – aber sehen Sie sich doch mal allei­ne hier eini­ge der ver­bis­sen-geist­lo­sen Reak­tio­nen der „Tra­di­ti­ons­ver­fech­ter“ an…

      … allei­ne das offen­bart, wie recht der Autor in die­sem Punkt hat. Tra­di­tio­na­li­sten sind zu einem gro­ßen Teil hoch­gra­di­ge Ego­ma­nen und vor allem oft so selbst­ge­recht, dass es einem regel­recht schlecht­wer­den kann.

      Aber das ist nicht neu – die­se unmög­li­che, stur-dump­fe und tota­li­tä­re Hal­tung hat letzt­end­lich den guten Weg der Kir­che in den Tra­di­tio­nen vie­len so ver­gällt, dass sie auf­at­mend das Kon­zil annahmen.
      Wenn Tra­dis nicht end­lich anfan­gen, umzu­den­ken und zu erken­nen, dass ihre Feind- und Schwarz­weiß­bil­der eine Ver­zer­rung der Rea­li­tät sind, geht es ein­fach immer nur wei­ter bergab.

      Das end­lo­se Lamen­to über all die Bösen, die schuld sind – die Wen­de kommt, wenn wir erken­nen, dass nicht die andern, son­dern wir selbst die Ursa­che am Nie­der­gang waren und sind.

      Allei­ne die­ses Forum hier ist Beweis, dass der Autor im genann­ten Punkt recht hat!

    • Lie­ber giotto@ Dan­ke für Ihre aus­führ­li­che Beant­wor­tung und Beschrei­bung der Pro­ble­ma­tik! Sie haben recht, und dar­um kann ich Ihnen nur zustimmen!

  10. @giotto: Haben Sie den­sel­ben Arti­kel gele­sen wie ich? Dass von „Got­tes­dienst“ die Rede ist, sagt ja nur, dass die Lit­ur­gie nicht nur aus der Lit­ur­gie der hei­li­gen Mes­se besteht, und SP han­delt ja auch nicht nur von dieser.

    Die Kri­tik des Arti­kels rich­tet sich a) gegen rei­ne Nost­al­gi­ker und Ästhe­ti­ker, b) gegen sol­che, die sich im exklu­si­ven Allein­be­sitz der Wahr­heit des Glau­bens wähnen. 

    Also gegen a) bwstimm­te Indult­tra­dis und b) bestimm­te Ten­den­zen und Strö­mun­gen am rech­ten Rand der FSSPX und rechts davon. Und da wird gefragt, ob es bei so einer Abschot­tungs­men­ta­li­tät wirk­lich immer um Tra­di­ti­ons­treue geht oder nicht manch­mal doch um unre­flek­tier­te Gewohn­heit oder gewis­ser­ma­ßen psy­cho­lo­gi­sche Bedürfnisse. 

    Von pro-NOM erken­ne ich da nix.

  11. Fr. Zeit­schnur:

    Anders als Sie, noch dazu mit 100 Jah­re-Rück­spie­gel, war Pius X. nun mal Papst und stand in dem von Ihnen Gebrand­mark­ten ganz in der Tra­di­ti­on sei­ner eben­falls hei­lig­mä­ßi­gen Vorgänger. 

    Sie­he zunächst bei sei­nem unmit­tel­ba­ren Vor­gän­ger Leo XIII. (in „Satis cognitum”)

    „Dazu (d.h. zum Zweck der Ein­heit im Glau­ben) hat Jesus Chri­stus in der Kir­che ein leben­di­ges, authen­ti­sches und eben­so immer­wäh­ren­des Lehr­amt ein­ge­setzt, das er mit sei­ner eige­nen Voll­macht berei­cher­te, mit dem Geist der Wahr­heit aus­stat­te­te und durch Wun­der bestä­tig­te; und er woll­te und befahl nach­drück­lich, daß des­sen Lehr­vor­schrif­ten eben­so ange­nom­men wür­den wie sei­ne eige­nen. – Sooft also durch das Wort die­ses Lehr­am­tes ver­kün­det wird, daß dies oder jenes zum Bereich der von Gott über­lie­fer­ten Leh­re gehö­re, muß jeder gewiß glau­ben, daß dies wahr ist: wenn es in irgend­ei­ner Wei­se falsch sein könn­te, wür­de dar­aus fol­gen – was offen­sicht­lich wider­sin­nig ist -, daß Gott selbst der Urhe­ber des Irr­tums im Men­schen ist: ‚Herr, wenn es ein Irr­tum ist, sind wir von dir getäuscht wor­den‘ (Richard von St. Vik­tor, De tri­ni­ta­te I 2 (PL 196,891D). Wenn also so dem Zwei­fel jeder Grund ent­zo­gen ist, wie kann es dann noch jeman­dem erlaubt sein, auch nur einen Punkt von die­sen Wahr­hei­ten zurück­zu­wei­sen, ohne daß er ebend­adurch in die Häre­sie stürzt, ohne daß er sich von der Kir­che trennt und mit die­sem einen Punkt die gan­ze christ­li­che Leh­re ver­wirft? Der­art näm­lich ist die Natur des Glau­bens, daß ihm nichts so wider­spricht als das eine anzu­neh­men und das ande­re zurückzuweisen.“

    Und schon zuvor bei Pius IX in „Quae in patriarchatu“:

    „Es geht tat­säch­lich dar­um, ehr­wür­di­ge Brü­der und gelieb­te Kin­der, dem apo­sto­li­schen Sitz den Gehor­sam ent­we­der zu erwei­sen oder zu ver­wei­gern; es geht dar­um, sei­ne ober­ste Auto­ri­tät selbst über eure Kir­chen anzu­er­ken­nen, und zwar nicht nur hin­sicht­lich des Glau­bens, son­dern auch in bezug auf die Dis­zi­plin: wer die­se (Auto­ri­tät) leug­net, ist ein Häre­ti­ker; wer sie zwar aner­kennt, sich aber hart­näckig wei­gert, ihr zu gehor­chen, ver­dient die Exkommunikation“.

    Wel­chen Papst kön­nen Sie eigent­lich noch als Leh­rer akzeptieren?

    P.S. http://​www​.anti​mo​der​nist​.org/​a​m​/​2​0​1​5​/​0​3​/​0​6​/​k​a​t​h​o​l​i​k​e​n​-​i​m​-​w​i​d​e​r​s​t​a​nd/

    • @ Car­lo

      Bei Leo XIII. und Pius IX. geht jeweils um Ver­schie­de­nes und die Bezie­hung zwi­schen bei­dem ist das, was in Fra­ge steht:

      1. Leo XIII. spricht vom „Lehr­amt“ – das ist die gan­ze eccle­sia docens und nicht nur zwin­gend der Papst. Es geht dar­um, dass das, was als „de fide“ defi­niert wur­de, eben­so wahr ist, wie das, was Jesus selbst lehr­te. Es geht um die Wahr­heit von Dogmen.
      Anson­sten äußert sich Leo XIII. an die­ser Stel­le nicht wei­ter und bleibt ganz im Rah­men des Vati­ca­num I.

      2. Pius IX weist dar­auf hin, dass man dem Papst auf der admi­ni­stra­ti­ven und all­täg­li­chen Ebe­ne gehor­sam sein müs­se. Dar­aus folgt aller­dings nicht, dass das Admi­ni­stra­ti­ve „unfehl­bar“ sei. Genau das sagt er näm­lich nicht!

      Der „Anti­mo­der­nist“ wirft hier mei­nes Erach­tens alles durch­ein­an­der – in der­sel­ben Wei­se wie vie­le der Maxi­ma­li­sten auf dem Vati­ca­num I. Ihnen ging es dar­um, dem Papst eine umfas­sen­de Unfehl­bar­keit zuzu­spre­chen und aus jedem Pups einen ex cathe­dra-Akt zu machen.
      Das wurde
      1. durch die dog­ma­ti­sche Defi­ni­ti­on ohne­hin ausgeschlossen!
      2. zuvor aus­für­lich diskutiert.

      Kar­di­nal Rauscher reflek­tier­te die Fra­ge­stel­lung wäh­rend des Kon­zils folgendermaßen:

      „Der dem kirch­li­chen Lehr­amt gebüh­ren­de Gehor­sam und die inne­re Zustim­mung, durch die er gelei­stet wird, hat zwei Stu­fen, wel­che, wie­wohl sie für die Aus­übung häu­fig inein­an­der flie­ßen, den­noch wesent­lich ver­schie­den sind. Ohne die auf die mora­li­sche Gewiss­heit gegrün­de­ten Pflich­ten kön­nen die Bischö­fe und die von ihnen beauf­trag­ten Seel­sor­ger ihres Amtes nicht wal­ten, aber auch für den hei­li­gen Stuhl sind sie von höch­ster Wich­tig­keit: denn ohne sie wür­de es dem Papst wenig from­men, wenn die Entsh­cei­dun­gen, die er über die Glau­bens- und Sit­ten­leh­re erlie­ße, all­ge­mein und unfehl­bar aner­kannt wür­den. Die inne­re Zustim­mung, durch wel­che die­se Pflich­ten erfüllt wer­den, unter­schei­det sich aber von jener, die den Glau­bens­wahr­hei­ten gebührt, dadurch, dass sie einer Aus­nah­me fähig ist, und sie ist es des­halb, weil die Anord­nun­gen, denen sie gezollt wird, abge­än­dert und auf­ge­ho­ben wer­den kön­nen.“ Dies wür­den auch die Ver­tei­di­ger der päpst­li­chen Infal­libi­li­tät zuge­ben, denn kei­ner von ihnen habe je behaup­tet, „dass alle, die Glau­bens- oder Sit­ten­leh­re betref­fen­den Bestim­mun­gen, die ein Nach­fol­ger der Hei­li­gen Petrus jemals getrof­fen, als irrth­ums­los anzu­se­hen sey­en“ und des­halb habe noch kei­ner die aus die­sen ent­sprin­gen­den Pflich­ten voll­kom­men gleich­ge­stellt; kei­ner habe es dem hl. Sophro­ni­us ange­krei­det, daß er trotz Hono­ri­us den Dyeo­the­le­tis­mus ver­tei­digt habe.“ 

      (in: K. Schatz, Kir­chen­bild und päpst­li­che Unfehl­bar­keit…, S. 160)

      Die­ser Stand­punkt ent­spricht aller­dings auch der erfolg­ten Defi­ni­ti­on vollkommen.

      Wenn also der „Anti­mo­der­nist“ das so zusam­men­dra­piert, als sei da gar kein Unter­schied, dann ver­wischt er gera­de den Unter­schied, der letzt­end­lich, trotz der Anstren­gun­gen der mehr­heit­li­chen Maxi­ma­li­sten, getrof­fen wurde.

      • Auf dem Kon­zil wur­de bereits beklagt, dass die Wahr­heit einer Fra­ge nicht durch eine Majo­ri­tät geprägt wer­den kön­ne – dann sei man im Prin­zip nicht anders als die Demokraten.

        Und wie gesagt: Auch die Majo­ri­tät kam damals mit ihrem Papa­lis­mus nicht durch.
        Aber nun kommt der ent­schei­den­de Ein­wand: den­noch trie­ben vie­le der Majo­ri­täts­bi­schö­fe danach ihre maxi­ma­li­sti­sche Les­art der Unfehl­bar­keit wei­ter, als sei da kei­ne Begren­zung gege­ben worden.
        Man kann den „Anti­mo­der­ni­sten“ als spä­ten Epi­go­nen die­ser hal­tung sehen.
        Bei ihm ist v.a. die Absur­di­tät zu ver­zeich­nen, dass er, wenn er sei­ne eige­nen Papst­theo­rien ernst­näh­me, gar kein Recht hät­te, in Fra­ge zu stel­len, dass die letz­ten Päp­ste Häre­si­en gelehrt haben oder auf der Hand­lungs­ebe­ne Häre­si­en began­gen haben. Das tut er aber und zieht sich damit selbst den Boden unter den Füßen weg, denn er akzep­tiert ja nicht, dass der Gläu­bi­ge das, was aus Rom kommt, noch ein­mal über­prü­fen dürfte.
        Er wirft der FSSPX ihren Wider­ps­ruch vor, der sich anhand des letz­ten Sat­zes von Pius IX. in Ihrem Zitat ja offen­bart, aber er erkennt nicht, dass er eben­so wider­sprüch­lich denkt…

        Pius X. nun ver­wischt eben­falls die­sen gra­vie­ren­den Unter­schied z.B. im gro­ßen Kate­chis­mus und lässt dem Gläu­bi­gen kei­ner­lei Eigen­tä­tig­keit mehr übrig, was fak­tisch bedeu­tet, dass der Gläu­bi­ge auf Gedeih und Ver­derb jedem Unsinn, de ein Papst ver­zapft mit „gläu­bi­gem“ Her­zen zu fol­gen habe.
        Und ich bit­te Sie – was haben Päp­ste nicht alles getan – man­che waren regel­rech­te Kriminelle!!!:

        „Mer­ken wir schließ­lich noch an, daß die­ses Urteil dem Eli­te-Teil der Kir­che zusteht, der die leh­ren­de Kir­che heißt und der ursprüng­lich von den Apo­steln und sodann von deren Nach­fol­gern, den Bischö­fen zusam­men mit ihrem Ober­haupt, dem Papst oder römi­schen Bischof, dem Nach­fol­ger des hl. Petrus, gebil­det wird. Der Papst, der durch Jesus Chri­stus mit der Unfehl­bar­keit der Kir­che selbst begabt ist, die not­wen­dig ist zur Bewah­rung der Ein­heit und Rein­heit der christ­li­chen Leh­re, kann, wenn er ex cathe­dra d.h. als Hirt und Leh­rer aller Chri­sten spricht, in den Din­gen des Glau­bens und der Sit­ten die­se Dekre­te selbst erlas­sen und die­se Urtei­le selbst fäl­len, die nie­mand ohne Irr­tum im Glau­ben zurück­wei­sen kann. Er kann immer­zu sei­ne höch­ste Voll­macht aus­üben in dem, was selbst die Dis­zi­plin und die gute Regie­rung der Kir­che betrifft; und alle Gläu­bi­gen müs­sen mit auf­rich­ti­ger Unter­wer­fung des Gei­stes und des Her­zens gehor­chen. In die­sem Gehor­sam gegen­über der höch­sten Auto­ri­tät der Kir­che und des Pap­stes, die uns die Glau­bens­wahr­hei­ten vor­legt, und die Kir­chen­ge­set­ze auf­er­legt und uns all das, was zu ihrer guten Lei­tung not­wen­dig ist, anord­net, in die­ser Auto­ri­tät liegt die Regel unse­res Glaubens.“

        Sol­cher­art dome­sti­zier­te Gläu­bi­ge wer­den dem papst auch in den Irr­tum fol­gen – und genau das haben wir heu­te, und wie gesagt: es waren nicht die Libe­ra­len, die dem struk­tu­rell den Weg geeb­net haben, son­den ganz beson­ders Pius X.

    • Und noch ein Nach­trag an @ Carlo

      Den Ver­dacht, dass die Mise­re nicht ein­fach plötz­lich durch das Vati­ca­num II vom Him­mel fiel, hat­te ich allei­ne des­we­gen schon län­ger, weil im 19. Jh inner­halb der Kir­che wirk­lich schlim­me Din­ge ablie­fen. Es war nicht nur der Kampf gegen die libe­ra­len poli­ti­schen Kräf­te, son­dern auch ein Kampf mit den Reak­tio­nä­ren (sie nann­ten sich selbst so!), also mit Leu­ten, die eine poli­ti­sche Form als Heils­leh­re ver­kün­de­ten und auf Bie­gen und Bre­chen in die Leh­re der Kir­che hin­ein­in­stal­lie­ren wollten.

      Durch die Fixie­rung auf die Libe­ra­len und die Revo­lu­ti­on sahen vie­le die­ses Pro­blem nicht.

      Wenn man aber sieht, auf wel­che Wider­stän­de Leo XIII. stieß, müss­te einem ein Kron­leuch­ter auf­ge­hen. Er „refor­mier­te“ in der Leh­re gar nichts, aber er ver­ab­schie­de­te sich unspek­ta­ku­lär vom Anci­en Régime. Und genau das war­fen ihm vie­le reak­tio­nä­re Kräf­te vor.
      Bei Pius X. ist aller­dings zu beob­ach­ten, dass er es war, der anfing, nach innen zu „refor­mie­ren“, aller­dings mit tota­li­tä­ren Mit­teln, die es zuvor so nie gege­ben hat­te. Wo hat­te es das in der Kir­che gege­ben, dass man nicht jehr ein­fach nur dem Satan wider­sa­gen muss, son­dern einem schwam­mi­gen Kon­zept wie dem „Moder­nis­mus“?!
      Es war ja damals schon und ist bis heu­te nicht klar, was genau eigent­lich Moder­nis­mus ist. Er schrieb ein pau­scha­les Pam­phlet und erst­ma­lig wur­den nicht mehr nur kon­kre­te Sät­ze oder die Leh­re eines kon­kre­ten Men­schen ver­wor­fen, son­dern eine „gefühl­te“ „Bewe­gung“, wo immer sie zu ver­or­ten sei. Und da er immer wie­der betont, dass der böse Moder­nis­mus auch hin­ter schein­bar recht­gläu­bi­gen Fas­sa­den ver­bor­gen sei, gab er der Situa­ti­on eine dra­ma­ti­sche Zuspit­zung, mit der ein Gläu­bi­ger nicht mehr zurecht­kom­men konn­te: ent­we­der der Christ fühl­te sich von allem und jedem bedroht, auch vom schein­bar Recht­gläu­bi­gen, oder er häng­te ab und sag­te: Rutsch mir doch den Buckel run­ter, ich muss ja irgend­wie weiterleben!

      Den­ken Sie doch mal drü­ber nach, was das bedeutet!

      So etwas hat es in der Kir­che nie gege­ben! Immer wur­den den Gläu­bi­gen Ross und Rei­ter genannt: die und die Sät­ze, der und der Autor bzw. eines sei­ner Wer­ke, und gut war es – aber die­se unkla­re Pau­schal­ver­dam­mung über­for­der­te die Kir­che letzt­end­lich ins Ver­der­ben hin­ein. Dass Pius X. glaub­te, man kön­ne das alles hal­ten durch das Ein­schwö­ren der Gläu­bi­gen auf die Per­son des Pap­stes hat sich fak­tisch und kurz dar­auf als fol­gen­schwe­rer Irr­tum erwiesen.

      Wor soll­ten auch nicht aus­blen­den, dass Ende des 19. Jh gro­ße und zwei­fel­los recht­gläu­bi­ge Män­ner die­ses Desa­ster, das durch die „Rech­ten“ ange­rich­tet wer­den wür­de, vor­hers­hen und schwer­ste Beden­ken geäu­ßert hat­te: Kar­di­nal New­man gehört zu ihnen eben­so wie Bischof Ket­te­ler. Ket­te­ler sprach sogar in einem Brief davon, dass die­se ultrare­ak­tio­nä­re Papst­über­stei­ge­rung „vom Bösen“ sei.

      Nein @ Car­lo: Hier haben sich fol­gen­schwe­re Fehl­hal­tun­gen bei den Kon­ser­va­ti­ven ein­ge­schli­chen, in die sie sich nur immer wei­ter ver­ren­nen! Hier müss­te der Hebel ange­setzt werden.

  12. Wenn es gläu­bi­ge Prie­ster sind, ist die Vor­aus­set­zung für eine wür­di­ge Fei­er im NO bereits erfüllt. Aller­dings fehlts bei nicht weni­gen „Gläu­bi­gen“ doch an rech­tem Wis­sen oder Bewußt­sein, auch was den Kom­mu­nion­emp­fang, näm­lich knie­end in den Mund. Das müß­te von den guten Prie­stern dann eigent­lich gesagt wer­den, aber die Machtverhältnisse…könnten dem ent­ge­gen­ste­hen. Oder anderes.
    Auch beim VO ist ja nicht alles so gut wie es aus­sieht. Auch da fehlts teil­wei­se, wie ich mei­ne, an der rich­ti­gen Gesin­nung. Die Gefahr ist hier wie dort, im NO, die Selbst­be­weih­räu­che­rung, Selbst­zu­frie­den­heit der „Gläu­bi­gen“. Die Gefahr ist hier wie da auch die selbst­ge­fäl­li­ge Abschot­tung und Kleinkariertheit.
    Und da müß­ten den Prie­stern der hl. Pfar­rer von Ars immer ein Weg­wei­ser sein: sich näm­lich nicht um welt­li­che Din­ge küm­mern, son­dern ein­zig um Chri­stus und das See­len­heil der Men­schen. Wie schwer ist das oft? Die Ablen­kun­gen sind zahl­reich, und der Prie­ster soll ja auch irgend­wie ein Funk­tio­när sein. Dafür sor­gen schon sei­ne Vor­ge­setz­ten mit­un­ter. „Wie, Sie sind gläu­big Herr Pfarr­rer? Das behü­te Gott, das kann doch nicht wahr sein!“

    Das eigent­li­che „Pro­blem“ m. Er. ist, daß man für Jesus von Naza­reth, Herrn und Gott, Hei­land und Erlö­ser viel­leicht nicht immer das rich­ti­ge Ver­ste­hen hat. Und das ist auch nicht so ein­fach. Da gehört Mut dazu und Risi­ko­be­reit­schaft, sich auf den Herrn wirk­lich ein­zu­las­sen und nicht so ein biß­chen mal, sich ihm zu über­eig­nen, aber mit eige­nem Ver­stand. Man muß auf den Gekreu­zig­ten schau­en, immer wie­der m. Er. und das Mit­lei­den „ler­nen“. Nur so kommt das wah­re gute Ver­ständ­nis und die rich­ti­ge Ein­sicht. Das ist ver­lo­ren­ge­gan­gen weitgehend.

  13. Noch ein paar Ergän­zun­gen, wenn gestattet:
    wenn man die Mög­lich­keit hat, bei­de Mes­sen zu besu­chen, so hat man ja immer eine Aus­wahl­mög­lich­keit. Ich fin­de, es kommt immer sehr auf den Prie­ster an, sowohl im NO wie im VO.
    Ich wür­de mit Papst Bene­dikt XVI. über­ein­stim­men, daß es Fehl­hal­tun­gen beim NO zu besei­ti­gen gilt, ohne Wenn und Aber. Ich sehe per­sön­lich aber nicht das Heil allein nur in der Triden­ti­ni­schen Mes­se, obwohl ich ohne die­se nicht „aus­kom­men“ könn­te. Sonn­tags ist sie für mich ein Muß.
    Werk­tags ist auch der NO, bei einem gläu­bi­gen Prie­ster, in Ord­nung. Da knie ich mich aber auch hin zum Emp­fang der Kom­mu­ni­on auf die Zunge.
    Ich den­ke, daß der Herr Jesus mit bei­den Meß­for­men sehr zufrie­den ist, wenn sie in Demut, Hin­ga­be und Lie­be gefei­ert und mit­ge­fei­ert wer­den, also im rich­ti­gen Geist.

  14. So schön sich Ratz­in­gers „Vom Geist der Lit­ur­gie“ liest und anhört (sein viel­leicht bril­lan­te­sten Text!), so fei­ge und ver­lo­gen war sein SP und des­halb konn­ten von sei­nem MP auch län­ger­fri­stig kei­ner­lei posi­ti­ven Impul­se aus­ge­hen. Beson­ders ent­täuscht bin ich, dass gera­de jemand wie Ratz­in­ger intel­lek­tu­el­le Red­lich­keit und wis­sen­schaft­li­che Wahr­heit ver­meint­li­chen kir­chen­po­li­ti­schen Zwän­gen geop­fert hat. ES IST NICHT EIN RITUS, das sieht doch ein Blin­der mit Krück­stock! Ehr­lich wäre gewe­sen, durch ein Ver­bot des NOM das sowie­so schon län­ger bestehen­de SCHISMA offen zu Tage tre­ten zu las­sen! Aber dafür war Papst Bene­dikt wohl nicht Manns genug!

    Ich bin ja auf einem lan­gen Weg zur GÖTTLICHEN LITURGIE des Westens gekom­men (Zeu­gen Jeho­vas – Bap­ti­sten – luthe­ri­scher Abend­mahls­got­tes­dienst – NOM, und ich muss sagen: der Schritt vom NOM zur MESSE ALLER ZEITEN war dabei der gröss­te! Heu­te bin ich unend­lich dank­bar, bereits eini­ge Tage nach mei­ner Wie­der­ver­söh­nung mit der Kir­che an MARIA VERKÜNDIGUNG 2014 die alte Mes­se ken­nen gelernt zu haben. Aber es war Lie­be erst auf den ZWEITEN Blick und der Appe­tit kam erst mit dem Essen. Und die unan­ge­neh­men Beob­ach­tun­gen in Tra­di­k­rei­sen, die zeit­schnur in ihrem ersten Kom­men­tar schil­dert, die mache ich teil­wei­se auch. Aber mit 60 habe ich eben doch schon die Lebens­er­fah­rung, zu wis­sen, dass es über­all men­schelt. Auf jeden Fall bin ich dank­bar, von Mit­ten­wald aus, wo ich woh­ne, die alte Mes­se nahe­zu täg­lich besu­chen zu kön­nen. Nur mit dem NOM wäre ich, so glau­be ich, wohl schon wie­der ein zwei­tes Mal aus der Kir­che ausgetreten. ..

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