Von einem klotzigen Bauhaus in Frankfurt und einem spitzgiebligen Gotteshaus in Limburg


Der Klotz in der (Kultur - )Landschaft
Der Klotz in der (Kul­tur-) Landschaft

Der kürz­lich ver­stor­be­ne Archi­tek­tur-Redak­teur der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen, Die­ter Bar­tetz­ko, gehör­te zu den unge­kauf­ten Jour­na­li­sten, die sich auch nicht von Mode­trends, poli­ti­scher Kor­rekt­heit und Medi­en­hy­pes ihr unab­hän­gi­ges Urteil beein­flus­sen lie­ßen. Ein Nach­ruf mit der kom­men­tier­ten Vor­stel­lung von zwei Arti­keln Bartetzkos.

Anzei­ge

Von Hubert Hecker

Gesichts- und geschichtslose Klotzarchitektur

Unter der Über­schrift: „Neue Kisten kriegt das Land“ berich­te­te Bar­tetz­ko in der FAZ vom 18. Mai 2013 über den Neo-Kubis­mus in der der­zei­ti­gen Nobel-Archi­tek­tur: „Wür­fel, wohin das Auge blickt.“

Aus der aktu­el­len Klotz-Gale­rie stellt der Jour­na­list als Bei­spiel den Ent­wurf für den Erwei­te­rungs­bau zum Jüdi­schen Muse­um in Frank­furt am Main vor. Damit wird ein Ber­li­ner Archi­tek­ten­team „einen Vier­kant“ hin­ter das „histo­ri­sche Roth­schild­pa­lais“ set­zen. Schon in der Wort­wahl spielt der Autor auf einen Ant­ago­nis­mus an: hier der Begriff einer geschichts­los-tech­ni­schen Form, dort ein Wort wie eine Fen­ster­öff­nung auf das Leben einer Epo­che, die im berühm­ten Frank­fur­ter Klas­si­zis­mus ästhe­tisch Aus­druck fand.

Im wei­te­ren Arti­kel deu­tet der Autor die­sen Gegen­satz aus: Der Archi­tekt Sta­ab wür­de dem aktu­el­len Wür­fel­trend so „blind und bedin­gungs­los“ fol­gen wie die bibli­sche Gestalt der Pha­ri­sä­er den Ritu­al­ge­set­zen. Er „wuch­tet hin­ter den Alt­bau einen dekor­lo­sen Vier­kant“, dem die „Pro­por­tio­nen des Roth­schild­pa­lais so gleich­gül­tig wie des­sen Glie­de­rung“ seien.

Ein Museumsbau ohne Sinn für die Vergangenheit, die er darstellen will

Der geplante Klotz-Anbau zum jüdischen Musuem Frankfurt am Main im historischen Palais Rothschild
Der geplan­te Klotz-Anbau zum Jüdi­schen Muse­um Frank­furt am Main im histo­ri­schen Palais Rothschild

Bar­tetz­ko lenkt den Blick auf die „Kost­bar­kei­ten des Frank­fur­ter Alt­baus“: die klas­sisch gestal­te­te Front­sei­te des Palais von 1821 und des­sen Zwil­lings-Erwei­te­rungs­bau von 1849; sei­nen fünf­ecki­gen Altan auf Rund­ar­ka­den und die Erker zur Main­front hin als zeit­ge­nös­si­sche Ein­fü­gung in das klas­si­zi­sti­sche Grundkonzept.

Auch die „fein zise­lier­te Rück­front des Alt­baus“ erzäh­le von der Detail­freu­de der klas­sisch ori­en­tier­ten Bau­mei­ster des frü­hen 19. Jahr­hun­dert. Schließ­lich ver­weist Bar­tetz­ko auf Foto­gra­fien von den „wun­der­bar pro­por­tio­nier­ten rück­wär­ti­gen Bau­ten des Palais’ und sei­ner Nach­barn, die das Are­al vor 1945 zu einem der schön­sten Quar­tie­re Frank­furts mach­ten“. Hier­an mit einem geglie­der­ten Ensem­ble oder einer Kon­tu­ren­nach­zeich­nung anzu­knüp­fen hät­te allein schon der Respekt vor dem Kunst­sinn des Klas­si­zis­mus gefor­dert. Nun aber wür­de das histo­ri­sche Erbe mit einem „vier­kan­ti­gen Faust­schlag“ brüs­kiert. Ein­zig in der wei­ßen Farb­ge­bung knüp­fe der Neu­bau an das klas­si­zi­sti­sche Palais an – „eine lee­re Höf­lich­keits­ge­ste“, wie Bar­tetz­ko meint.

Vierkant-Design des homo faber

Oder woll­ten die Archi­tek­ten auf einen ganz ande­ren Bau­klotz Bezug neh­men? Vor den Ein­gang des noblen Roth­schild­pa­lais’ haben die städ­ti­schen Behör­den noch zu Zei­ten des Bau­haus-Funk­tio­na­lis­mus einen plum­pen Beton­wür­fel als Tra­fo­sta­ti­on plat­ziert – „so als hät­ten sie geahnt, dass ihrem auti­sti­schem Klotz“ ein klo­bi­ger Muse­ums­ku­bus fol­gen würde.

Die Stunde der Klotz-Deuter

Der Frank­fur­ter Magi­strat als Bau­herr deu­te­te die Klotz-Archi­tek­tur natür­lich ganz anders: Der Muse­ums­er­wei­te­rungs­bau ste­he „eigen­stän­dig und selbst­be­wusst neben dem Roth­schild-Palais.“ Muse­ums­di­rek­tor Rapha­el Gross ergänz­te: Der Ent­wurf ent­spre­che „der Bedeu­tung der jahr­hun­der­te­al­ten jüdi­schen Geschich­te und Kul­tur die­ser Stadt und die­ser Region“.

Doch selbst bei der euphe­mi­sti­schen Voka­bel „selbst­be­wusst“ scheint die klot­zen­de Arro­ganz des Neu­baus noch durch. Eben­so schlei­er­haft erscheint es, wo der Muse­ums­di­rek­tor in die­sem abge­schot­te­ten Kubus einen Bezug zur Geschich­te der Frank­fur­ter Juden erken­nen will, wenn das klas­si­sche Erbe der Frank­fur­ter Roth­schilds vor der Haus­tür des Neu­baus so respekt­los igno­riert wird.

Architektursignale für eine Geschichtsrevision?

Gross’ Vor­gän­ger Georg Heu­ber­ger hat­te noch in einer Bro­schü­re von 2001 das „rela­tiv kon­flikt­lo­se Mit­ein­an­der und Neben­ein­an­der von Juden und Nicht­ju­den“ im histo­ri­schen Frank­furt betont. Die Inte­gra­ti­on der Juden in die mit­tel­al­ter­li­che Stän­de­ge­sell­schaft kam nach Heu­ber­ger im jüdi­schen Quar­tier unmit­tel­bar im Zen­trum der Stadt am Dom zum Ausdruck.

Von die­sem Neben- und Mit­ein­an­der der städ­ti­schen Men­schen und Grup­pen ein­schließ­lich der Juden ist in der Archi­tek­tur-Seman­tik des Ent­wurfs nicht ansatz­wei­se etwas zu spü­ren. Im Gegen­teil. Die archi­tek­to­ni­schen Signa­le des „eigen­stän­di­gen“ – das heißt bezie­hungs­lo­sen – Fremd­kör­per-Neu­baus in sei­ner gesichts- und geschichts­lo­sen Vier­kan­tig­keit las­sen eher eine Geschichts­re­vi­si­on befürch­ten, bei der die Juden wie­der zu einer aus­er­wählt-aus­ge­grenz­ten Frem­den­grup­pe sti­li­siert wer­den könnten.

Auch in Limburg wurde ein Bau-Klotz entdeckt – aber nur von Quadratbrillenträgern

"Bischofshaus" am Limburger Domberg
„Bischofs­haus“ am Lim­bur­ger Dom­berg: Innebhf, dahin­ter die alte Vika­rie, reni­viert als bischöf­li­cher Dienstsitz

Zur der Zeit, als Die­ter Bar­tetz­ko in sei­nem FAZ-Bei­trag den neu­en Klotz-Archi­tek­tur­ent­wurf in Frank­furt kri­ti­sier­te, hat­te sich auch in Lim­burg die Kri­tik an einem Neu­bau­pro­jekt in der Alt­stadt breit­ge­macht. Das vom Dom­ka­pi­tel gewoll­te und vom dama­li­gen Bischof Tebartz-van Elst aus­ge­führ­te Gebäu­de-Ensem­ble „Bischofs­haus“ wur­de als eine „hin­ge­klotz­te“ Archi­tek­tur denun­ziert, zum „häss­li­chen Schand­fleck im Kern der Alt­stadt“ ver­teu­felt. Ins­be­son­de­re die bischöf­li­che Amts­ka­pel­le wur­de als klo­bi­ge und klot­zi­ge „Kaa­ba von Lim­burg“ apo­stro­phiert. Die­se Sicht der Din­ge ver­brei­te­te auch der SPIEGEL. Ange­sichts des schlan­ken Spitz­gie­bel­baus muss man fra­gen: Hat­ten die Kri­ti­ker damals Klöt­ze vor den Augen oder blick­ten sie durch Quadratbrillen?

Wahr­schein­li­cher ist, dass in die­sem Fall die Abwand­lung eines bekann­ten Wor­tes zutrifft: Man sieht nur, was man glaubt! In Lim­burg tob­te damals ein Glau­bens­krieg um die Per­son des Bau­herrn, Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Dem wur­de vor­ge­wor­fen, dass er sich als rom- und rück­wärts­ge­wand­ter Ober­hir­te mit einem feu­da­len Palast in moder­ni­sti­scher Flach­bau- und Kubus-Archi­tek­tur ein selbst­herr­li­ches Denk­mal set­zen wollte.

Ein Kenner lobt die spektakuläre Architektur des Gebäude-Ensembles auf dem Domberg

Die­ter Bar­tetz­ko dage­gen ließ sei­nen Blick auf die Dom­berg-Bebau­ung nicht durch die ver­zerr­te Glau­bens­sicht auf den Bau­her­ren trü­ben. In einem FAZ-Arti­kel vom 15. 10. 2013 beschreibt er das Gebäu­de-Ensem­ble als ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel für ein inte­gra­ti­ves städ­te­bau­li­ches Pro­jekt. Was er an dem Frank­fur­ter Muse­ums­ku­bus ver­miss­te, sieht er in dem Kom­plex zum Lim­bur­ger Bischofs­haus her­vor­ra­gend gelöst: Die auf­wen­dig gestal­te­te Syn­the­se von Neu und Alt sei bezie­hungs­reich in den Kon­text zwi­schen dem sakra­len Dom und der säku­la­ren Alt­stadt inte­griert wor­den. Dar­über hin­aus zei­ge der Bischofs­sitz „eine spek­ta­ku­lä­re Architektur“.

Auf dem Felsen gebaut und Geschichte bewahrt

George Clarkson Stanfield: Limburg an der Lahn (1862)
Geor­ge Clark­son Stan­field: Lim­burg an der Lahn (1862)

Der archi­tek­tur­kun­di­ge Jour­na­list beginnt sei­nen Rund­gang im Kon­fe­renz-Saal des Unter­ge­schos­ses. Dort gebe ein mit­tel­al­ter­li­cher Turm­stumpf aus der Erbau­ungs­zeit des Doms dem Raum ein archa­isch-bibli­sches Geprä­ge, aber auch geschicht­li­chen Bezug und spi­ri­tu­el­le Inspi­ra­ti­on: Das Mat­thä­us-Wort: „Du bist Petrus und auf die­sem Fel­sen will ich mei­ne Kir­che bau­en“ sei für Bischof und Archi­tek­ten das Leit­bild für Ent­wurf und Bau gewor­den. Die Reli­qui­en­wand in einem wei­te­ren Raum im Unter­ge­schoss erin­nert den Jour­na­li­sten in der Aus­ge­stal­tung an Roms Kata­kom­ben: „Hier zeugt Archi­tek­tur von Pietät.“

Von den Resten des hoch­mit­tel­al­ter­li­chen Wehr­turms steigt Bar­tetz­ko auf zu der alten Vika­rie am Dom­platz aus dem ersten Drit­tel des 15. Jahr­hun­derts, eines der wert­voll­sten Fach­werk­häu­ser der Lim­bur­ger Alt­stadt. Mit der auf­wen­dig gestal­te­ten Restau­rie­rung sei das Haus innen und außen ein Muster­fall nach­hal­ti­ger Denk­mals­pfle­ge. „Mit dem angren­zen­den barocken Diö­ze­san­mu­se­um durch eine wun­der­bar geschwun­ge­ne, histo­ri­sche Mau­er ver­bun­den, schenkt es dem Dom­berg die gebüh­ren­de geschichts­träch­ti­ge Atmosphäre.“

Der Eingang zu einer herausragenden Synthese von Neu und Alt

Erst nach die­sem geschichts­be­wuss­ten Auf­stieg, vor­bei an den Gebäu­den aus dem 13., 15. und 18. Jahr­hun­dert, lenkt Bar­tetz­ko den Blick auf das Ein­gangs­por­tal neben dem als Non­nen­woh­nung sanier­ten Jugend­stil­haus. Als Blick­fang des Vor­hofs hebt er das sechs­tei­li­ge Bron­ze­re­li­ef her­vor mit den Gestal­ten der vier Schutz­hei­li­gen des Bistums.

Vom Foy­er aus lässt er den Leser vor­bei­blicken an den goti­schen und barocken Hei­li­gen­fi­gu­ren – als „leb­haf­te Kon­tra­punk­te zur grad­li­nig küh­len Ele­ganz der Tross­fels­wän­de“ – in den längs­recht­ecki­gen Innen­hof. Der Archi­tekt Micha­el Frie­ling­haus habe ihn „als Capric­cio aus römisch anti­ken Atri­um, spät­ro­ma­ni­schem Kreuz­gang und Baus­haus gestal­tet“. Der drei­scha­li­ge Bron­ze­brun­nen in der Mit­te ver­brei­te „medi­ta­ti­ves Flair“ mit sei­ner Krö­nung der Geist-Tau­be sowie den Sym­bo­len der vier Evangelisten.

Und „über allem schwebt die Kapelle – ein obligater Bestandteil jedes bischöflichen Amtssitzes“

Der spitz­gie­b­li­ge Sakral­bau ragt aus dem Geviert der neu­en Flach­bau­ten her­vor wie eine archi­tek­to­ni­sche Über­set­zung des Begriffs ‚Got­tes-Haus’. Bar­tetz­ko ver­mu­tet zu die­sem „spek­ta­ku­lä­ren Gebäu­de“ Anre­gun­gen von ande­ren euro­päi­schen Archi­tek­tur-Vor­bil­dern. Gleich­wohl zei­ge es sich als moder­ne Quint­essenz der histo­ri­schen Nach­bar­bau­ten wie dem Steil­dach der Alten Vika­rie, den Kon­tu­ren der Lim­bur­ger Alt­stadt­häu­ser sowie deren Schie­fer­dä­cher und –Fas­sa­den.

Das strah­lend wei­ße Inne­re der Kapel­le wir­ke „schlicht, streng, fest­lich“ – gemil­dert durch die sanf­ten Farb­tö­ne der Fen­ster. Linea­re Signa­tu­ren deu­ten die The­men Geist­sen­dung, Hoch­zeit zu Kana­an, Erleuch­tung und Erlö­sung aus, eine The­men­rei­he der Erhel­lung, die Ver­nunft und Glau­ben eine. So zitiert Bar­tetz­ko den Bischof, der mit dem Glas­künst­ler das Pro­gramm ent­wickelt habe.

Das Domberg-Ensemble – ein städtebaulicher Gewinn für Limburg

"Alte Vikarie", Teil des "Bischofhauses" in Limburg
Die reno­vier­te Alte Vika­rie, Teil des „Bischof­hau­ses“ in Limburg

Die Aus­füh­run­gen der Archi­tek­tur-Jour­na­li­sten ergän­zen und kon­kre­ti­sie­ren, was der Archi­tekt so resü­mier­te: „Die­ses Gebäu­de-Ensem­ble am Bischofs­haus ist für Lim­burg auch städ­te­bau­lich ein Rie­sen­ge­winn, etwas außer­ge­wöhn­lich Ein­drucks­vol­les. An die­sem histo­ri­schen Platz wird die Geschich­te mit einer ver­ant­wor­tungs­voll umge­setz­ten Idee weitergeschrieben.“

Die Sünden des Bauherrn

Selbst­ver­ständ­lich setzt sich Bar­tez­ko auch mit den miss­li­chen Umstän­den der Bau­pha­se aus­ein­an­der. Die schockie­ren­de Kosten­ex­plo­si­on sei zwar nicht bei­spiel­los für öffent­li­che Bau­vor­ha­ben in Deutsch­land, aber in die­sem Fall doch von astro­no­mi­schen Dimen­sio­nen. Auch kon­ze­diert er, dass die archäo­lo­gi­sche Gestal­tung des Unter­ge­schos­ses sowie die Restau­rie­rung der Alten Vika­rie gro­ße Sum­men ver­schlun­gen hät­ten. Schließ­lich sei­en die Kosten in die Höhe getrie­ben wor­den durch das Abfrä­sen des Stadt­fel­sens, um damit kras­se Höhen­ver­sprün­ge zwi­schen Alt- und Neu­bau­ten zu verringern.

Neben den genann­ten und wei­te­ren bau­tech­nisch und archi­tek­tur­äs­the­tisch ver­tret­ba­ren Kosten­stei­ge­run­gen kri­ti­siert Bar­tetz­ko die ver­schwen­de­ri­sche Sei­te des Bau­herrn, die Ver­schleie­rung der Bau­sum­men sowie die selbst­herr­li­che Ver­aus­ga­bung von Gel­dern des „Bischöf­li­chen Stuhls“ an den Gre­mi­en vor­bei. Die­se kri­ti­schen Punk­te wur­den ein hal­bes Jahr spä­ter von dem inner­kirch­li­chen Unter­su­chungs­be­richt bestä­tigt. Ledig­lich in der Mei­nung, dass die Aus­stat­tung der Bischofs­woh­nung als Inbe­griff der „maß­lo­sen Ver­schwen­dung“ des Bischofs zu sehen sei, ist der FAZ-Jour­na­list wohl eher dem dama­li­gen Medi­en­hype um gol­de­ne Was­ser­häh­ne und Bade­wan­nen aufgesessen.

Die Entmythologisierung hat schon begonnen

Das Dilem­ma, dass auf­wen­di­ge Archi­tek­tur viel­fach umstrit­ten ist, weiß Bar­tetz­ko mit histo­ri­schen Bei­spie­len zu bele­gen: Als man 1227 damit begann, in Assi­si eine gewal­ti­ge Gra­bes­kir­che für den hei­li­gen Fran­zis­kus zu bau­en, tob­te ein hef­ti­ge Streit dar­über, ob man mit einem solch präch­ti­gen Bau nicht die Armuts­idea­le des Hei­li­gen verrate.

Der Streit zwi­schen den Ver­tre­tern der Extre­me „fran­zis­ka­ni­sche Hüt­te oder präch­ti­ger Dom“ zie­he sich durch die gan­ze Geschich­te der Sakral­bau­ten. In Lim­burg wür­den dem Bau des bischöf­li­chen Amts­sit­zes wie einem „Sün­den­bock“ alle Ver­feh­lun­gen sei­nes Bau­herrn auf­ge­la­den. Es sei nun Sache der Bischofs-Nach­fol­ger von Tebartz-van Elst zu zei­gen, dass das Gebäu­de-Ensem­ble um das Bischofs­haus als diö­ze­sa­nes Zen­trum dem Bis­tum dient und damit den Ruch des Sünd­haf­ten verliert.

Die gegen­wär­ti­ge Bis­tums­lei­tung hat mit ihrem Pro­gramm der „Ent­my­tho­lo­gi­sie­rung“ des Baus die­sen Pro­zess schon eingeleitet.

Text: Hubert Hecker
Bild: Wikicommons/​Staab Architekten/​Bistum Limburg/Zeno.org (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

9 Kommentare

  1. Über­all die gesichts­lo­se Wür­fel- oder Klotz­ar­chi­tek­tur wobei der Begriff Archi­tek­tur hier­bei gar nicht ver­wen­det wer­den dürfte.
    Die­se Art von Bau­en ist klar auf den frei­mau­re­ri­schen Ungeist, die Gno­sis, zurück­zu­füh­ren. Denn der Wür­fel ist das/​ein Sym­bol des Bösen; der Stein der selbst­er­nann­ten Wei­sen. Aber wie gesagt: das ist Gno­sis und nicht (christ­li­che) Sophia, die wah­re Weisheit.
    In frü­he­ren Zei­ten hat­te die Kir­che ja des­we­gen auch ange­mahnt, nicht Wür­fel zu spie­len bzw. das Wür­fel­spiel streng verboten.
    Aber wer weiß das schon heute! 

    Und somit schie­ßen die­sen Bau­ten wie Pil­ze aus dem Boden. Man sieht hier, wie das Böse oder das Neu­hei­den­tum den Geist flach zu wal­zen suchen.
    Das sieht man ja über­all. Da könn­te man 100 Din­ge auf­zäh­len: Gen­der gehört auch dazu, also die Ein­eb­nung der Schöp­fungs­ord­nug allgemein.

    • „Die­se Art von Bau­en ist klar auf den frei­mau­re­ri­schen Ungeist, die Gno­sis, zurückzuführen“.

      In der Archi­tek­tur­ge­schich­te lei­der nicht erfah­ren, bit­te ich freund­lich um Aus­kunft dar­über, was als scheuss­li­che emp­fun­de­ne Bau­ten mit den Frei­mau­rern (immer­hin auch zu ach­ten­de und das gött­li­che Ver­leum­dungs­ge­bot ein­schlie­ssen­de Mit­men­schen) zu tun haben.

  2. Die See­le eines wahr­haft gläu­bi­gen Chri­sten strebt him­mel­wärts, hin zu unse­rem Herrn, sie kann gar nicht anders.
    Und auch sein Herz, sei­ne Gedan­ken und sein Wol­len ori­en­tiert sich nach oben, will die Erde ver­las­sen und über sich selbst hinauswachsen.
    Die­ses Aus­rich­ten nach Gott ver­sinn­bild­li­chen für mich die Tür­me einer Kirche.
    Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt und blei­ben nicht end­gül­tig hier.
    Ein Wür­fel sym­bo­li­siert für mich wie­der­um Erden­schwe­re und Ver­haf­tet-Sein und ‑Blei­ben auf das rein Irdische.
    Nichts als ein rie­sen­gro­ßer Legowürfel!
    Und nichts davon weist auf das hin, was über uns ist.

    • Mari­en­zweig
      Das mit dem Him­mel­wärts der Kirch­tür­me kann ich Ihnen nach­emp­fin­den. Es ist ja ein ver­trau­ter, lieb­ge­wor­de­ner Anblick von Kind­heit an.
      Es wird Ihnen aber viel­leicht nicht gefal­len, was ich Ihnen jetzt schrei­be. Tür­me wer­den im biblschen Wort Got­tes nega­tiv gese­hen. Die frü­hen christ­li­chen Kir­chen­ge­bäu­de hat­ten des­we­gen kei­ne Türme!
      Die Gebäu­de der bibli­schen Tem­pel – des ersten Tem­pels, den Salo­mo errich­te­te, und des drit­ten Tem­pels, den Hese­kiel schau­te und beschrieb – sind Qua­der. Nicht nur wur­den die­se Gebäu­de nach Got­tes Anwei­sun­gen gebaut; es sind Nach­bil­dun­gen himm­li­scher Vor­bil­der, Hei­lig­tü­mer im Him­mel. Gott zeig­te dem Moses auf dem Berg das himm­li­sche Vor­bild der Stiftshütte.
      Es geht mir nicht dar­um, für moder­ne katho­li­sche Archi­tek­tur das Wort zu ergrei­fen. Aber wenn uns G o t t e s Wort etwas wert ist (es soll­te höch­ste Prio­ri­tät für uns haben), dann müs­sen wir bereit sein, uns auch von trau­ten Gefüh­len und lieb­ge­wor­de­nen Vor­stel­lun­gen zu trennen.
      Gott hat das immer wie­der von den Sei­nen ver­langt, zum Bei­spiel von Abra­ham, als er ihn aus sei­ner Ver­wandt­schaft in Ur in Chaldäa her­aus­rief, zum Bei­spiel von unse­ren Vor­fah­ren, als sie sich von ihren Natur­hei­lig­tü­mern trenn­ten und Jesus Chri­stus annahmen.

      • In Ach­tung, wie immer, L.L., jedoch, es geht nicht „nur“ um lieb­ge­won­ne­ne Gefüh­le… Es sind 2000 Jah­re Chri­sten­tum,… ich keh­re nicht so zurück, auch nicht zu Wür­feln, nicht zu Drei­ecken (obwohl ich Geo­me­trie immer gern hat­te…), lie­ber die Tür­me zur Ehre Got­tes, als im Kar­ton „gehor­sam“ ein­sor­tiert. Die Kaa­ba ist auch ein Wür­fel … Ent­schul­di­gung, ohne „Kennt­nis­se“, bei dem gan­zem Kir­chen­hor­ror der Zeit füh­le mich genug zurück­ge­wor­fen, es wird schwer in Chri­stus zu blei­ben… Die Kind­heit abzu­strei­fen, die 2000 Jah­re „abzu­strei­fen“, ist ein Selbst­mord… Da wer­den nur noch freie Organ­säcke her­um­lau­fen, im Viereck.

      • Sehe auch die zum Gebet gefal­te­ten Hän­de eines Chri­sten, zum Him­mel… die Män­ner mit dem Hin­tern gegen den Him­mel, um den Kubus her­um, ist ja deren Art. Wie der Papst sei­ne Hän­de per­for­mier­te vor der Mon­stranz am Schluss der Fron­leich­nams­pro­zes­si­on, wo er kurz knie­te, war wohl auch sei­ne Art.

  3. Die Arti­kel von Die­ter Bar­tetz­ko waren immer einer der Höhe­punk­te bei der Lek­tü­re der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zeitung.
    Sehr vie­les hat sich geän­dert und nicht zum Positiven.

    Die­ser Arti­kel hier ist zugleich ein Ehren­sa­lut an einen groß­ar­ti­gen Jour­na­li­sten und unab­hän­gi­gen Geist.
    RIP

Kommentare sind deaktiviert.