(Rom) In diesen Tagen wird an der Römischen Kurie viel über eine mögliche Reform gesprochen, die „wirklich radikale Wirkung“ hätte, so der Vatikanist Marco Tosatti in der Tageszeitung La Stampa.
Die Reformidee sieht vor, die Dienstzeit der Offiziale an der Römischen Kurie auf fünf Jahre zu beschränken. Eine Verlängerung auf höchstens zehn Jahre könne in Ausnahmefällen gewährt werden.
Offiziale werden Priester genannt, die an der Römischen Kurie in den verschiedenen Dikasterien, ob Kongregationen oder Räte, den Großteil der Arbeit verrichten. Im weltlichen Bereich würden man von den Beamten in der Verwaltung sprechen.
Ein Priester aus München, Paris, La Paz oder New York, der an die Römische Kurie nach Rom berufen wird, müßte künftig nach fünf Jahren wieder in seiner Heimatdiözese zurückkehren. Die Regelung sollte für alle Einrichtungen des Heiligen Stuhls gelten, ausgenommen den Diplomatische Dienst. Die Diplomaten sollen weiterhin dem klassischen Karrieremodell folgen.
Schwächung der Kurie – Sieg der Diplomaten?
Nach der Diplomatischen Akademie, der ältesten der Welt, beginnt der cursus honorum des Kandidaten, der Weg, an dessen Ende er nach etwa 16 oder 17 Dienstjahren Apostolischer Nuntius und Titularerzbischof sein wird.
Die Idee, so die Kritik, würde die zentralen Institutionen zur Leitung der Weltkirche schwächen. Die Kirche würde sich selbst der Sachkenntnis, Kompetenz und Erfahrung der Offiziale berauben. Keine weltliche Behörde würde sich auf eine solche Selbstschwächung einlassen. Politiker kommen und gehen, aber die Beamtenschaft bildet das leise Rückgrat jeder Staatsverwaltung.
Begründet wird die Idee mit der Absicht, den „Karrierismus“ einzuschränken; mit seelsorglichen Aufgaben der Priester, die nicht zu lange durch Verwaltungsarbeiten davon abgehalten werden sollen; mit der Möglichkeit, mehr Priester aus verschiedenen Diözesen in die Leitung der Weltkirche einbinden zu können. Überzeugen will das außerhalb von Santa Marta nicht. Außerhalb wird die Idee, sollte sie tatsächlich spruchreif werden, als weiterer Schlag von Papst Franziskus gegen die Römische Kurie betrachtet.
Manche sprechen von einem „alten“ antirömischen Reflex, der in dieser Idee zum Tragen komme. Ein Reflex, dem unter Papst Franziskus nur das diplomatische Corps entgeht, das schon jetzt der großer Gewinner des Papstwechsels von 2013 ist. Sollte die Reformidee umgesetzt werden, wären die Diplomaten innerhalb kurzer Zeit ganz automatisch das eigentliche Rückgrat der Weltkirchenleitung in Rom.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Google (Screenshot)