(Rom) 70 Bürgermeister (oder deren Vertreter) von großen Weltstädten wie Rom, Paris, New York, Madrid und Berlin oder Orten mit Symbolcharakter wie Lampedusa und andere Politiker, wie der Gouverneur von Kalifornien, diskutierten am 20./21. Juli im Vatikan über Erderwärmung und neue Sklaverei. Auffallende Gemeinsamkeit aller bekannten Namen unter den Bürgermeistern war, daß sie politisch links stehen von linksliberal bis kommunistisch. Ein Merkmal, das mit der Einladungspolitik des Veranstalters zu tun hatte: den Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften. Beide werden vom argentinischen Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo geleitet, der bereits im Hintergrund für die Öko-Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus intensiv die Fäden zwischen der internationalen Klimapolitik-Agenda der UNO und dem Vatikan spann. Nicht nur die politische Orientierung der Geladenen, sondern die thematische Ausrichtung der Veranstaltung war Anlaß zu Zweifeln.
An zwei Tagen war viel an falscher Analyse, zweideutigen Parolen und zweifelhaften Lösungsrezepten zu hören. Eine seltsame Konzentration, die man sich im Vatikan nicht erwarten würde. Die sozialistische Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo etwa – um nur ein Beispiel zu nennen – forderte zur „ökologischen Umkehr“ auf. Worte, die mit Blick auf den religiösen Kontext des Vatikans zumindest Anlaß zu Mißverständnissen sein könnte.
Grund der Veranstaltung, eigentlich von zwei Veranstaltungen (siehe Vatikan und UNO organisieren Tagung linker Bürgermeister zum Klimawandel – Annäherung geht weiter), sind Versuche von Kurienbischof Sanchez Sorondo, einem Papst-Vertrauten, die katholische Kirche mit dem vorherrschenden politisch korrekten Denken zu vernetzen, das emblematisch von der UNO vertreten wird. Das verlangt nicht nur, auf den fahrenden Zug der Klima-Agenda aufzuspringen, sondern fordert auch einen Verzicht auf den Widerstand gegen die menschenverachtende Politik der „reproduktiven Gesundheit“ mit Abtreibung, Verhütung, künstlicher Befruchtung, den die Kirche unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. als einzige wichtige internationale Institution leistete und teilweise mit Erfolg in größerem Rahmen organisierte.
Ein Kurienvertreter kommentierte das Bürgermeistertreffen im Vatikan mit den Worten: „Sanchez Sorondo liegt mit den falschen Leuten im Bett und wenn die Kirche nicht aufpaßt, zieht er sie mit ins falsche Bett.“
Riccardo Cascioli, Schriftleiter der Nuova Bussola Quotidiana, selbst Autor mehrerer Bücher über den „Klimaschwindel“ und die „Öko-Ideologie“, analysiert das Ereignis im Vatikan. Die Zwischentitel stammen von der Redaktion.
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Neue Sklaverei? Die der politischen Korrektheit
von Riccardo Cascioli
„Die Ökologie ist total, sie ist menschlich. Das ist es, was ich in der Enzyklika Laudato Si zum Ausdruck bringen wollte: daß man den Menschen nicht vom Rest trennen kann.“ Diese Worte sprach Papst Franziskus am vergangenen 21. Juli zu 70 Bürgermeistern aus der ganzen Welt, die von den Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften in den Vatikan geladen worden waren. Die Veranstaltung nannte sich offiziell Workshop Modern Slavery and Climate Change: the Commitment of the Cities. Diskutiert wurde über Formen der neuen Sklaverei und des Klimawandels.
Die Worte des Papstes könnten als radikalste Kritik an der Öko-Ideologie gewertet werden. Das vorherrschende Öko-Denken sieht nämlich den Menschen im Konflikt mit „dem Rest“, mit der Natur, die ihn umgibt. Aus diesem Grund ist der Kern jeder Öko-Politik die maximale Einschränkung des Menschen, sowohl quantitativ durch Geburtenkontrolle, als auch qualitativ, durch die Entwicklungsbremse, weil der Mensch Ressourcen konsumiert und damit die Natur „verbraucht“.
Öko-Ideologen: Selbstauslöschung der menschlichen Spezies fördern
Es ist kein Geheimnis und kann in vielen Büchern nachgelesen werden, daß laut Umweltschützern die Welt „viel besser“ wäre, und natürlich in einem größeren Gleichgewicht, wenn es den Menschen nicht gäbe. Sie gehen in ihrem Denken soweit, daß die radikalsten Öko-Strömungen eine Selbstauslöschung der menschlichen Spezies beschwören.
Der Papst lieferte den Bürgermeistern zahlreicher Weltstädte einen Interpretationsschlüssel für seine Enzyklika: Demnach sei die Enzyklika „sozial“ und „nicht grün“ zu verstehen. Das Kirchenoberhaupt betonte, daß der Mensch das Zentrum der Schöpfung ist. Ohne den Zusammenhang direkt zu benennen, können diese Worte als radikalste Kritik an der „grünen“ Öko-Ideologie gewertet werden. Die Betonung liegt auf dem Konjunktiv.
Verwirrte Ideen und bizarre Themenkombination Klimawandel und „neue Sklaverei“
Die Botschaft der Schlußerklärung der von den Päpstlichen Akademien organisierten Workshops geht in eine ganz andere Richtung. Sie unterstützt ein gewisses Ökodenken, das dem menschlichen Wirken alles nur erdenklich Schlechte zutraut und zuschreibt. Letztlich war bereits damit zu rechnen. Darauf wies bereits die bizarre Themenkombination Klimawandel und „neue Sklaverei“ hin.
Diesen ungewöhnlichen Titel erklärte Kurienbischof Marcelo Sánchez Sorondo, der Sekretär beider Akademien damit, daß „die globale Erderwärmung eine der Ursachen der Armut und der erzwungenen Migrationen ist und den Menschenhandel, die Zwangsarbeit, die Prostitution und den Organhandel begünstigt“. Gewagte Behauptungen, die noch verschlimmert wurden durch das Niveau der Redebeiträge. Sie bewegten sich auf einer Welle der Begeisterung, die aus der Erderwärmung letztlich die Hauptursache, wenn nicht gar die einzige Ursache für die moderne Sklaverei macht.
Daher auch die Forderung nach einem weltweiten Klimaabkommen, das von den Staats- und Regierungsvertretern beim Gipfeltreffen, das für kommenden Dezember in Paris geplant ist, unterzeichnet werden solle.
Glaubt im Vatikan wirklich jemand, durch Klimaabkommen Armut verringern zu können?
Es wäre in der Tat nicht nur erstaunlich, sondern geradezu einmalig, wenn man im Vatikan tatsächlich glauben würde, mit einem Abkommen über die Klimapolitik, und sei es weltweit, die Armut, die Migrationsflüsse, die Prostitution und so weiter und so fort verringern zu können.
Es würde in erster Linie bedeuten, daß dort die Vorstellungen von der Wirklichkeit der Welt und der Menschen ziemlich verwirrt wären. Nehmen wir das Beispiel Armut. Die Armut hat sich, um einen zeitlichen Orientierungspunkt zu wählen, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges deutlich verringert und zwar weltweit. Wenn die FAO-Statistiken stimmen, hat sich die Zahl der Unterernährten an der Weltbevölkerung von 37 Prozent (1970) auf 11 Prozent (2014) reduziert. Und das, obwohl sich im selben Zeitraum die Weltbevölkerung von 3,5 Milliarden auf über 7 Milliarden verdoppelte. Ein wesentlicher Faktor dafür ist die verstärkte landwirtschaftliche Produktion zwischen 25 und 40 Prozent. Eine Zunahme, die auch durch die vielverteufelte Zunahme von CO2 in der Atmosphäre begünstigt wurde, das als kräftiger Dünger wirkt. Zudem wird es ja einen Grund geben, wenn die Klimahistoriker die wärmsten Perioden der Geschichte – zumal das Klima seit den Ursprüngen der Erde sich ständig wandelt – als „Optimum“ bezeichnen, etwa entscheidende Phasen des Römischen Reichs in der Antike oder des Mittelalters. Sie wollen damit sagen, daß diese Warmzeiten historisch die besten Zeiten für das menschliche Leben waren.
Oder die Migrationswellen?
Erzwungene Migrationswellen können mit dem Klima zu tun haben oder auch mit dem Menschen. Daß sie jedoch auf einen menschengemachten Klimawandel zurückgehen sollen, dafür gibt es in der Realität nicht die geringste Bestätigung. Veränderungen des Klimas haben Menschen ermutigt, etwa die germanischen Wikinger, die im 10. Jahrhundert bis nach Grönland vorstießen, sich dort niederließen, und das unwirtliche Nordland sogar das „Grüne Land“ nannten. Von dort aus entdeckten sie bereits ein halbes Jahrtausend vor Christoph Kolumbus Nordamerika. Ebenso haben Klimaveränderungen den Menschen entmutigt: Zwischen 1500 und 1700 wurden im ganzen Alpenraum hochgelegene Siedlungen aufgegeben, manche wurden ganz von den ausbreitenden Gletschern zugedeckt. Das alles aber liegt in der Natur der Sache. Von den 235 Millionen Migranten, die derzeit einen weltweit gigantischen Menschenfluß bilden mit kaum absehbaren Konsequenzen, kann keiner als „Umweltflüchtling“ bezeichnet werden, obwohl dieser Begriff zunehmend in Mode kommt. In der Tat erklärt keiner der eintreffenden Migranten, daß er wegen einer Natureinwirkung aus seiner Heimat fliehen mußte, weil sie das Leben zu Hause unmöglich gemacht hätte. Mit anderen Worten: Wegen des angestrebten „Klimaabkommens“ von Paris wird kein Einwanderer weniger nach Europa drängen. Im Vatikan sollte man den Menschen und seine Beweggründe besser kennen. Wer die „Notstand Bootsflüchtlinge“ im Mittelmeer mit dem Klimagipfel in Verbindung bringt, handelt nicht nur verantwortungslos, sondern belügt entweder sich selbst oder den Rest der Welt oder beides zusammen.
Oder den Menschenhandel?
Aber setzen wir unsere Reise durch die „Logik“ jener fort, die behaupten, die „menschengemachte Erderwärmung ist an allem schuld“. Den Menschenhandel gibt es besonders in Asien, wo vor allem Frauen zwangsweise in die kommunistischen Volksrepubliken China, Vietnam und Nordkorea verschleppt werden. Die Gründe dafür haben nicht im Geringsten mit der Erderwärmung zu tun, sondern mit der Ein-Kind-Politik der dortigen Regime. Eine menschenverachtende Politik, die eine weitere menschenverachtende Folgewirkung nach sich zieht. Durch den staatlichen Zwang nur zu einem Kind und der kulturellen Bevorzugung eines männlichen Nachkommens, wurden nicht nur Millionen ungeborener Mädchen durch Abtreibung getötet, sondern es entstand ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Während die Natur auf wundersame Weise das Gleichgewicht hält, hat der Mensch etwa in der Volksrepublik China ein männliches Übergewicht von heute bereits 20 Millionen jungen Männern erzeugt, für die es keine Frau gibt. Für die nun zwangsweise vor allem aus dem Ausland herbeigeschafften Frauen wird der Klimagipfel in Paris rein gar nichts an ihrem traurigen Schicksal ändern. Er wird deren Los vielmehr verschlechtern, denn die Unterschrift Pekings unter dem Abkommen würde die kommunistische Diktatur mit einem Schlag von jeder Schuld reinwaschen, die man ohnehin schon jetzt nicht sehen will, denn Schuld wäre dann ja ganz offiziell die „menschengemachte Erderwärmung“. Gerade am Beispiel China wird das die ganze menschenverachtende Dimension der Öko-Ideologie sichtbar. Denn die Ein-Kind-Politik ist ja eine Folge des anderen eingangs benannten Aspektes: der quantitativen Einschränkung des Menschen. Die Notwendigkeit der qualitativen Einschränkung des Menschen durch die Weltklimapolitik wird mit den Folgen der quantitativen Einschränkung des Menschen begründet. Ziemlich pervers.
Oder die Prostitution?
Und schließlich: Daß die Prostitution wegen des Klimawandelns zugenommen hätte, wie am 20./21. Juli im Vatikan zu hören war, ist geradezu lachhaft, außer man meint damit die Zunahme des Prostitutionsgeschäfts in den Großstädten in der Zeit, in der sie die Mega-Klimakonferenzen beherbergen.
Die Kirche ist begründeterweise besorgt über die Zunahme verschiedener Formen von Sklaverei. Die Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften täten jedoch besser daran, sich mit den wirklichen Gründen und Ursachen zu befassen, den wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen. Es wäre beispielsweise von dringendem Interesse, das Augenmerk auf Islam und Sklaverei zu legen.
Nicht ein Wort vom Vatikan zur Ursünde, der „Mutter aller Sklaverei“?
Vor allem würde man sich vom Vatikan jedoch erwarten, daß zumindest eine und sei sie noch so kleine Erwähnung der Ursünde erfolgen würde, denn sie ist, ob es nun manchen paßt oder nicht paßt, die „Mutter aller Sklaverei“, von der alles andere ausgeht. Deshalb ist vor einiger Zeit Jemand gekommen, um uns davon zu befreien. Wer weiß, ob man sich an den Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und der Sozialwissenschaften noch daran erinnert, wer das ist.
Zu den Teilnehmern, den umstrittenen Organisator Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo und die Hintergründe des zweitägigen Treffen linker Bürgermeister im Vatikan, siehe Vatikan und UNO organisieren Tagung linker Bürgermeister zum Klimawandel – Annäherung geht weiter.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: NBQ/RV/OR (Screenshots)