Nennt Papst Franziskus Öko-Enzyklika „Laudato sii“ – nach Sonnengesang von Franz von Assisi?


Papst Franziskus und hl. Franz von Assisi
Papst Fran­zis­kus und hl. Franz von Assisi

(Rom) „Lau­da­to sii“. Mit die­sen Wor­ten soll „laut Indis­kre­tio­nen“ die von höch­sten Stel­len, ein­schließ­lich UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon, mit Span­nung erwar­te­te Öko-Enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus begin­nen. Dies berich­tet der Vati­ka­nist San­dro Magister.

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Der Titel der ange­kün­dig­ten Öko-Enzy­kli­ka ent­spricht damit einem Vers aus dem „Son­nen­ge­sang“ des hei­li­gen Franz von Assi­si. Nach die­sem gro­ßen Hei­li­gen des Mit­tel­al­ters, der als „zwei­ter Chri­stus“ ver­ehrt wur­de, hat sich Papst Fran­zis­kus genannt. Mit der Namen­ge­bung für sei­ne erste Enzy­kli­ka sucht der argen­ti­ni­sche Papst erneut den Brücken­schlag zum Grün­der der fran­zis­ka­ni­schen Spi­ri­tua­li­tät und Orden.

In Wirk­lich­keit han­delt es sich nach Lumen fidei bereits um die zwei­te Enzy­kli­ka die­ses Pon­ti­fi­kats. Die im Juni 2013 ver­öf­fent­lich­te erste Enzy­kli­ka stamm­te aller­dings nach Anga­ben von Papst Fran­zis­kus noch von sei­nem Vor­gän­ger Bene­dikt XVI. Die­ser hat­te sie bereits fer­tig­ge­stellt. Wegen sei­nes uner­war­te­ten Amts­ver­zichts war es aber nicht mehr zu einer Ver­öf­fent­li­chung gekom­men. Seit­her gilt sie als „vier­hän­di­ge“ Enzy­kli­ka, weil zwei Päp­ste dar­an Anteil haben.

Papst Franziskus nennt Öko-Enzyklika nach Vers des heiligen Franziskus

Im Gegen­satz zum Apo­sto­li­schen Schrei­ben Evan­ge­lii gau­di­um, das als „pro­gram­ma­ti­sche“ Aus­sa­ge des Pon­ti­fi­kats gilt, und der schon vor ihrer Ver­öf­fent­li­chung umkämpf­ten Öko-Enzy­kli­ka fand Lumen fidei wenig öffent­li­ches Interesse.

Als sel­te­ne Aus­nah­me wird die Öko-Enzy­kli­ka kei­nen latei­ni­schen Titel haben, son­dern der ita­lie­ni­schen Volks­spra­che zur Zeit des 1226 gestor­be­nen Hei­li­gen ent­nom­men sein.

Der Rück­griff von Papst Fran­zis­kus auf die ita­lie­ni­sche Volks­spra­che gehört zu sei­ner phä­no­me­na­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit. PR-Ver­tre­ter wür­den von einem genia­len Kunst­griff spre­chen. Der Vers Lau­da­to sii ist durch den Son­nen­ge­sang des hl. Franz von Assi­si wei­ten Tei­len des katho­li­schen Volks, teils auch dar­über hin­aus, ver­traut und posi­tiv konnotiert.

Enzykliken bisher nur in Ausnahmefällen in Volkssprache verfaßt

Bis weit ins 20. Jahr­hun­dert hin­ein wur­den Enzy­kli­ken in Latein geschrie­ben. Erst unter Papst Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. wur­den sie in ita­lie­ni­scher Spra­che oder der Mut­ter­spra­che des Pap­stes ver­faßt und dann ins Latei­ni­sche über­tra­gen. Beson­ders Bene­dikt XVI. schrieb, im Gegen­satz zu sei­nen Vor­gän­gern, sei­ne Enzy­kli­ken durch­ge­hend selbst und tat dies daher in der ihm ver­trau­ten deut­schen Muttersprache.

Jede Enzy­kli­ka oder ande­res kirch­li­ches Doku­ment wird in der Regel nach den ersten Wor­ten benannt. Die­se wur­den der offi­zi­ell gül­ti­gen latei­ni­schen Fas­sung ent­nom­men, unab­hän­gig davon, in wel­cher Spra­che die Erst­fas­sung geschrie­ben wur­de. Latein, so wur­de es vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil bekräf­tigt, ist die offi­zi­el­le Spra­che der Katho­li­schen Kir­che und des Hei­li­gen Stuhls.

„Mit brennender Sorge“ und „Non abbiamo bisogno“ gegen Nationalsozialismus und Faschismus

Aller­dings gab es bereits frü­her Aus­nah­men, die meist mit einer beson­de­ren histo­ri­schen Situa­ti­on zu tun hat­ten. Eine sol­che Aus­nah­me bil­de­te die 1937 von Papst Pius XI. in deut­scher Spra­che ver­öf­fent­lich­te, berühm­te Enzy­kli­ka „Mit bren­nen­der Sor­ge“. Die Enzy­kli­ka war eine Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus. In die­ser dra­ma­ti­schen Situa­ti­on, und um sich direkt an das deut­sche Volk wen­den zu kön­nen, wur­de aus­nahms­wei­se die deut­sche Spra­che gewählt.

Pius XI. ver­faß­te in sei­nem Pon­ti­fi­kat ins­ge­samt 30 Enzy­kli­ken, 28 davon Latein, eine auf deutsch und eine wei­te­re auf ita­lie­nisch. 1931 ver­öf­fent­lich­te er die Enzy­kli­ka „Non abbia­mo biso­g­no“ (Wir brau­chen nicht) als Reak­ti­on auf die Auf­lö­sung der Katho­li­schen Akti­on durch das faschi­sti­sche Regime von Beni­to Mus­so­li­ni. Die Wahl der Volks­spra­che soll­te der direk­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on die­nen. Den­noch dürf­te es sich dabei um den Prä­ze­denz­fall han­deln, wo ein Papst eine Volks­spra­che wähl­te, sich aber an den Wel­tepi­sko­pat wandte.

Der seli­ge Papst Pius IX. schrieb wäh­rend sei­nes lan­gen Pon­ti­fi­kats 41 Enzy­kli­ken, alle aus­nahms­los in Latein. Von sei­nem Nach­fol­ger Leo XIII. stam­men 86 Enzy­kli­ken, fünf sind ita­lie­nisch und zwei Fran­zö­sisch ver­faßt, mit denen er sich spe­zi­fisch und aus aktu­el­lem Anlaß an den jewei­li­gen Epi­sko­pat und nicht an den Wel­tepi­sko­pat wandte.

Die bis­her jüng­ste Enzy­kli­ka, die nicht in der Kir­chen­spra­che, son­dern Fran­zö­sisch ver­faßt ist, stammt von Papst Pius XII. aus dem Jahr 1957. Sie ist den Lour­des-Pil­gern gewid­met und rich­tet sich an den fran­zö­si­schen Epi­sko­pat. Die übri­gen 40 Enzy­kli­ken sei­nes Pon­ti­fi­kats wur­den alle auf Latein ver­öf­fent­licht und tra­gen auch latei­ni­sche Titel.

Aus­nahms­los auf Latein ver­öf­fent­lich­ten auch alle Nach­fol­ger: Johan­nes XXIII. acht Enzy­kli­ken, Paul XVI. sie­ben, Johan­nes Paul II. vier­zehn und Bene­dikt XVI. drei. Ent­spre­chend tra­gen auch alle die­se Enzy­kli­ken latei­ni­sche Titel.

Novum von Papst Franziskus – Noch keine Enzyklika mit solcher Spannung erwartet

Daß der Titel einer Enzy­kli­ka in einer ande­ren Spra­che gehal­ten ist als in jener, in der sie geschrie­ben ist, stellt ein Novum von Papst Fran­zis­kus dar.

„Lau­da­to sii“ wird also bereits vom Titel her eine wei­te­re Aus­nah­me im an Aus­nah­men rei­chen Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus dar­stel­len: eine Öko-Enzy­kli­ka, die wie kei­ne ande­re Enzy­kli­ka bereits mit größ­ter Span­nung erwar­tet und auf­grund ihres mut­maß­li­chen Inhal­tes Gegen­stand eines welt­an­schau­li­chen „Glau­bens­krie­ges“ ist. Frü­her wur­den Enzy­kli­ken auch nicht im Vor­feld ange­kün­digt. Erstaun­li­cher­wei­se zeigt vor allem die nicht-katho­li­sche, welt­li­che Füh­rungs­ebe­ne beson­de­res Inter­es­se an der ange­kün­dig­ten Öko-Enzy­kli­ka (sie­he dazu Die ver­senk­te Öko-Enzy­kli­ka – Papst Fran­zis­kus und sei­ne „Bau­stel­len“). Eine Enzy­kli­ka, mit der Papst Fran­zis­kus mehr denn je beab­sich­tigt, sich an die gan­ze Welt, nicht nur die katho­li­sche zu wenden.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­tim Cielo

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28 Kommentare

  1. Öko-Enzy­kli­ka ? — Das Ende des Zeit­al­ters und das Straf­ge­richt naht ! Es bedarf der Erkennt­nis der Zei­chen der ‚Zeit‘:

    In diz lant hât er gesprochen
einen angeslîchen tac,
dâ diu wit­we wirt gerochen
und der wei­se kla­gen mac
und der arme den gewalt,
der dâ wirt an ime gestalt.
Wol ime dort, der hie vergalt!

    In die­sem Land hat er
einen schreck­li­chen (Gerichts)tag angekündigt,
an dem die Wit­we gerächt wird
und der Wai­se kla­gen kann,
und (wie auch) der Arme, von der Gewalt
die man ihm ange­tan hat.
Wohl ihm dort, der hier vergalt!

    (Palä­sti­na­lied, Wal­ter von der Vogel­wei­de, Vers 9)

    Gesun­gen: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​E​i​O​r​F​P​H​h​g8Q

    • Ergän­zung: Ich möch­te in kein­ster Wei­se die­se Enzy­kli­ka des Pap­stes schlecht machen, weil er ja dies auf dem Fun­da­ment des Evan­ge­li­ums brin­gen wird und es von mei­ner Sei­te kei­ne Gegen­ar­gu­men­te gibt.

      • Auf dem Fun­da­ment des Evangeliums?
        Fragt sich nur, wel­chen Evangeliums.
        (Es gibt zwei Evan­ge­li­en: das wah­re Evan­ge­li­um Jesu Chri­sti, und das „ande­re“ Evan­ge­li­um, das von Gott ver­flucht ist.)
        Was für ein Evan­ge­li­um kann man von einem Papst erwar­ten, der vor aller Welt­öf­fent­lich­keit äußert, dass das, was er sagt, „viel­leicht“ häre­tisch ist?

      • @Leo Laemm­lein
        Bin theo­lo­gisch nicht so gebil­det wie Sie, geehr­ter Herr Laemm­lein. Wel­ches „ande­re“ Evan­ge­li­um mei­nen Sie ? Apo­kry­phen oder Protoevangelium…?

        Was ich auch mein­te war, dass man die Enzy­kli­ka ja erst beur­tei­len kann, wenn sie publi­ziert ist. Viel­leicht wird’s ja ganz gut…

      • Jean­ne d’Arc
        Was ist das Evan­gei­um, die Gute, Fro­he Bot­schaft des Neu­en Testaments?
        Es ist die Bot­schaft von der Erret­tung des ver­lo­re­nen Men­schen durch Jesus Chri­stus. Die­se Bot­schaft ist eine Heils­bot­schaft, die von G o t t aus­geht (sie­he Römer 1,1: „Evan­ge­li­um Got­tes“). Sie hat den Erret­ter (Hei­land) Jesus Chri­stus und sein voll­kom­me­nes Erlö­sungs­werk am Kreuz zum Mit­tel­punkt (Mk 1,1: „Evan­ge­li­um von Jesus Chri­stus, dem Sohn Got­tes“; 1 Kor 2,2: „Jesus Chri­stus, und zwar als Gekreu­zig­ter“). Des­we­gen wird es auch „das Evan­ge­li­um von Chri­stus“, d.i. die Heils­bot­schaft von dem Mes­si­as und Herrn Jesus, genannt (Röm 15,19). Es ist eine K r a f t G o t t e s zur Erret­tung für jeden, der glaubt (Röm 1,16).
        Mes­sen Sie ein­fach dar­an die kom­men­de Öko-Enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus mit ihrem zu erwar­ten­den UN-Wort­schatz und UN-Akti­ons­pro­gramm. (Der Titel und der Ein­gangs­satz spre­chen für sich. Das wird auch nicht bes­ser dadurch, dass es vom hl. Franz von Assi­si ent­lehnt ist.)
        Und wenn die­se Enzy­kli­ka –wie nach allem, was wir von Papst Fran­zis­kus und sei­nen Schwer­punk­ten bis­her wis­sen, zu befürch­ten ist– dem Evan­ge­li­um des Neu­en Testa­ments nicht ent­spricht, dann trans­por­tiert die­se Enzy­kli­ka das, was Pau­lus im Gala­ter­brief, Kap. 1, ein „ande­res Evan­ge­li­um“ genannt hat, wel­ches Ana­the­ma, von Gott ver­flucht ist, und dann darf der Katho­lik sich die­ses „ande­re Evan­ge­li­um“ nicht zu eigen machen und ihm nicht folgen.

  2. Die Tat­sa­che, daß die sog. Öko- Enzy­kli­ka sehr gro­ßes welt­li­ches Inter­es­se weckt, ist ein Erfolg von Papst Fran­zis­kus per­sön­lich, wenn man so will. . War­um das so ist, dafür könn­te man sich meh­re­re Grün­de aus­den­ken. Man erwar­tet natür­lich, daß der Papst die ein­schlä­gig bekann­ten Öko-Ideo­lo­gien lobt und ermun­tert. Und wenn nur ver­schlei­ert, wür­de das den Prot­ago­ni­sten viel­leicht schon genügen.
    Hät­te der Papst in Glau­bens- und Moral­fra­gen immer und unein­ge­schränkt die Leh­ren der Kir­che ver­kün­det, gäbe es wahr­schein­lich völ­lig ande­re Erwar­tungs­hal­tun­gen- wenn überhaupt.

    Es bleibt zu hof­fen, daß der Papst die Leh­re Chri­sti bei all der Umwelt­pro­ble­ma­tik nicht ver­gißt und offen und offen­siv an erster Stel­le verkündigt.
    Denn wür­de der Mensch Gott gehor­chen, sei­ne Gebo­te beach­ten und die Leh­re Chri­sti hören und befol­gen, wäre die Umwelt­pro­ble­ma­tik nur noch ein tech­ni­sches Pro­blem- mehr nicht. Aber wenn der Mensch sich nicht bekehrt, nützt alles nichts, sind alle Anstren­gun­gen ober­fläch­lich und zum Schei­tern verurteilt.

  3. Allei­ne dass man den hl. Fran­zis­kus als „zwei­ten Chri­stus“ bezeich­net hat­te, ist schon unmög­lich. Ich habe gera­de den Ein­druck, dass sich zur Zeit jeder theo­lo­gi­sche Blöd­sinn, jeder theo­lo­gi­sche Fehl­griff, den sich Katho­li­ken ein­mal unwi­der­spro­chen gelei­stet haben, und läge er Jahr­hun­der­te zurück, bit­ter rächt…

    Auf die­sem theo­lo­gi­schen Unsinn­und halb-blas­phe­mi­schen Gequat­sche aus alter Zeit nestelt sich heu­te nun einer, ange­rei­chert durch Zeit­geist­the­men, ein absur­des Image zurecht.

  4. Nr. 515 im Evan­ge­li­schem Gesang­buch (EGB) Württemberg:
    „Lau­da­te si, o mi Signore…“:
    7 Noten( do-re-mi-fa sol-la-si), der Text des Son­nen­ge­sangs v. Hl. Franz von Assi­si 1225 -
    ich erin­ne­re mich noch sehr gut an eini­ge Auf­füh­run­gen mit dicken jun­gen Frau­en und gro­ßen Gitar­ren und unglaub­lich hohen Stim­men, noch durch Mikro­pho­ne und Laut­spre­cher verstärkt
    (eine beson­ders in evan­ge­li­ka­len und „alt­pie­ti­sti­schen“ Krei­sen nicht sel­ten vor­kom­men­de Kombination)
    De gusti­bus non est disputandum.

    • Lie­ber Adri­en Antoine,
      den­ken Sie noch an mei­ne Bitte?
      Mag sein, dass ich unge­bil­det erschei­ne, die­ses Risi­ko gehe ich ein.
      Die Aus­sa­ge des obi­gen Zitats habe ich mir jetzt ein­fach ein­mal zusammengereimt.

      • Lie­be Marienzweig,
        Verzeihung:
        „Über Geschmäcker läßt sich treff­lich streiten“(sinngemäß übersetzt).
        Der Spruch ist schon über 2000 jah­re alt.

        Mit freund­li­chem Gruß!

    • Ist aber kei­ne Geschmacks­fra­ge – wenn es das nur wäre!

      Die­ses scheuß­li­che Plärr­lied wur­de auch in mei­ner Amts­kir­chen­pfarr­ge­mein­de bis zum Erbre­chen gegrölt. Von einer klap­per­dür­ren katho­li­schen Kan­to­rin am E‑Piano in Altar­nä­he beglei­tet und mit eben­falls unglaub­lich hoher Stim­me durch ein Mikro mit­ge­sun­gen – der moder­ne Gegen­satz zur einst ver­bor­ge­nen Kan­to­rin an der Orgel…

      Das ist eines der taizé-verwertbaren, inter­kon­fes­sio­nel­len Lie­der wie „Herr, dei­ne Lie­be ist wie Gras und Ufer“ oder „Dan­ke für die­sen guten Mor­gen“ (beson­ders die­se vul­gä­re Synko­pi­sie­rung samt dem chro­ma­ti­schen Auf­stieg bei jeder Stro­phe…) oder „Brich mit dem Hung­ri­gen dein Brot“ oder „Hilf Herr mei­nes Lebens“. Man kann die schlecht kom­po­nier­ten Sät­ze aus Tai­zé gleich dazu neh­men: „Lau­da­te omnes gen­tes“ etc. Der Brül­ler sind die Ver­kaufs­schla­ger der Evan­ge­li­ka­len, diver­se Lie­der­ma­cher und Innen, sie kön­nen nicht sin­gen, nicht tex­ten und von Ton­satz ver­ste­hen sie ganz derb null.

      Da sehnt man sich wirk­lich zurück zu so schö­nen Sät­zen wie „Aller Augen war­ten auf dich, Herr, und du gibest ihnen ihre Spei­se“ von Schütz. Oder zu einem ein­fa­chen Lied wie „Inns­bruck ich muss dich las­sen“ oder „es zog ein dunk­le Wolk herein“.
      Wobei schon die from­men Lie­der des 19. Jh, gleich ob alt­pie­ti­stisch oder katho­lisch, teil­wei­se ästhe­ti­sche Kata­stro­phen waren…

      Es ist eine Fra­ge, wie­so sich die Chri­sten dar­in über­schlu­gen, sich in der moder­nen Musik in der unter­sten Schub­la­de anzu­sie­deln und ihre wirk­lich guten Musi­ker im besten Fall zu ignorieren…

      • „Aller Augen war­ten auf dich, Her­re, und du gibest ihnen ihre Spei­se zu sei­ner Zeit. Du tust dei­ne mil­de Hand auf und sät­ti­gest alles, was da lebet, mit Wohlgefallen.“

        🙂 🙂

      • Mit Ihrer Auf­zäh­lung der Lie­der bin ich einig.
        Mit einer Aus­nah­me: „Hilf, Herr, mei­nes Lebens“ mag ich tat­säch­lich recht gern.
        „… dass ich nicht ver­ge­bens hier auf Erden bin.“
        Ist dies nicht ein nach­den­kens­wer­ter Gedanke?

      • @ Mari­en­zweig

        Was mich an dem Lied stört, ist die ein­sei­ti­ge Fixie­rung aufs Dies­seits. Es geht nur drum, was und wie ich hier auf Erden bin – kein Wort davon, was ich im Hin­blick auf den Bräu­ti­gam selbst und den Him­mel bin – das ist typisch für die moder­ni­sti­sche Theologie! 

        Für sich ist jeder Wunsch nicht falsch, aber in die­ser Ein­sei­tig­keit kann ich dem nicht mehr zustimmen.

      • die­se gan­zen „neu­en“ Lie­der sind nicht offen­sicht­lich falsch, aber immer zu kurz gesprungen

      • Mit gro­ßer Freu­de und Hin­ga­be sin­ge ich im Kirchenchor.
        Die mei­sten Mit­glie­der sind schon etwas älter, wie auch ich.
        Unse­re über­aus begab­te Diri­gen­tin hat es geschafft, dass aus einem gewöhn­li­chen Dorf-Chor eine wirk­lich gute Grup­pe wurde.
        Wir haben seit etwa einem Jahr einen neu­en Pfar­rer. Er bevor­zugt eher moder­nes Liedgut.
        Beim mor­gi­gen Fron­leich­nam­s­um­zug wird unser Chor auch mitwirken.
        Lie­der aus der Deut­schen Mes­se von Schu­bert sind geplant.
        Pfar­rer N.N. hat ange­fragt, ob es nicht ein wenig „moder­ner“ gin­ge. Soweit ich mich erin­ne­re, hat er von „pep­pi­ger“ gesprochen.
        Unse­re Diri­gen­tin hat dies abge­lehnt. Sie habe nicht 8 Jah­re Musik stu­diert, um hin­ter­her Pep­pi­ges vor­tra­gen zu las­sen. Sie bat um unse­re Unter­stüt­zung, indem sie uns zu noch grö­ße­rer Hin­ga­be zu schö­nem, beein­drucken­dem Sin­gen aufrief.
        Dem kom­men wir natür­lich ger­ne nach. Viel­leicht wird Pfar­rer N.N. doch etwas angerührt.
        Über das Jahr hin­weg sin­gen wir auch hin und wie­der etwas aus dem „moder­nen Lied­gut“. Aber wirk­lich her­aus­for­dernd und froh­ma­chend sind für mich über­wie­gend nur klas­si­sche Werke.

  5. Falls es die­se „Enzy­kli­ka“ schaf­fen soll­te, mich see­lisch mehr zu berüh­ren als die poe­tisch voll­kom­me­ne, ver­mähl­te Ein­heit der ori­gi­na­len Melo­die (weib­lich, wenn man so will) und dem ori­gi­na­len Text (männ­lich, wenn man so will), ja dann…

  6. Eines tritt deut­lich zu Tage : Unter den vie­le Vor­ga­ben der Frei­mau­rer zur Zer­stö­rung des kath. Glau-
    bens, ist die Maß­nah­me, die latei­ni­sches Spra­che abzu­schaf­fen. Beim II.Vatikanum wur­de Latein
    als Kir­chen­spra­che noch­mal bestä­tigt. Aber, wie durch die Pra­xis belegt, wur­de sie durch vie­le Helfer
    in der Kir­che abge­schafft. Wenig­stens die hl.Wandlung soll­te in Latein erfol­gen, um den Charakter
    der Welt­kir­che zu doku­men­tie­ren. Hier wur­den wir belo­gen und betro­gen und einer seich­ten Hand-
    lung das Wort gere­det. Jetzt soll eine Enzy­kli­ka nicht zu Glau­bens­in­hal­ten benutzt wer­den, sondern
    sich mit dem All­tags­pro­blem “ Umwelt “ beschäf­ti­gen. So geht Kir­che heu­te, könn­te man eine Wer-
    bung zitie­ren. Nach allen Sei­ten will man offen sein und wird so immer mehr unin­ter­es­sant und farblos.

    • Das Ide­al der Kir­che wäre (man den­ke an das grund­le­gend­ste Ele­men­te über­haupt: Wasser):

      - nur nach oben offen, um zu empfangen

      - aber nach allen Sei­ten durch­lö­chert, um allen spen­den zu können…

  7. Lie­be @Marienzweig,
    Vie­le Men­schen füh­len sich in der Tat von dem Lied „Hilf, Herr mei­nes Lebens“ beson­ders angesprochen.
    Ich tei­le jedoch die Kri­tik von @zeitschnur.
    Für mich ist dar­über­hin­aus die Fra­ge ob in dem Heils­plan Got­tes etwas „ver­ge­bens“ ist, d. h. ob mit sol­chen Rei­men nicht Sei­ne All­macht unzu­läs­sig ein­ge­schränkt wird.
    Um es „platt“ pat­ro­lo­gisch zu sagen:
    man konn­te in die­sem Lied pela­gia­ni­sches Gedan­ken­gut vermuten.
    Aus die­sem Grund hat man dann den Kanon „Sie­he, Ich bin mit Euch alle Tagen…“ angefügt.

    • Ich weiß, dass Sie, lie­ber Adri­en Antoine und auch @zeitschnur sowie etli­che ande­re über ein weit grö­ße­res theo­lo­gi­sches und fach­li­ches Wis­sen ver­fü­gen als ich.
      Die­se mei­ne Ein­schät­zung ist nicht als ober­fläch­li­che Anbie­de­rung an Sie bei­de gedacht und soll auch nicht mei­nen Wert als Mensch schmälern.
      Dem Lied „Hilf, Herr, mei­nes Lebens“ begeg­ne­te ich mit Beginn mei­nes Glau­bens­we­ges vor etwas über 10 Jahren..
      Die Mahnungen
      „…dass ich nicht zur Plage…/ … dass ich nicht gebunden …/
      …dass ich dort nicht fehle…/ … dass ich nicht ver­ge­bens …“ haben mich unmit­tel­bar angesprochen.
      Ich habe es so ver­stan­den, dass ich mei­nen Blick von mir abwen­den und zu Gott rich­ten und mich mei­ner Umge­bung zuwen­den soll.
      Die­sen Text habe ich also gera­de­zu als Gegen­teil eines per­sön­li­chen Ego­is­mus empfunden.
      Erst Ihre Hin­wei­se und jene von @zeitschnur haben jetzt dazu geführt, dass ich Ihrem Ein­wand, nur dies­sei­ti­ges wür­de in die­sem Lied for­mu­liert, fol­gen kann.
      Mir fehlt es am gründ­li­chen Text­ver­ständ­nis, ich habe die­ses Lied bis­her stets mit tie­fer Über­zeu­gung gesungen.
      Wenn es das näch­ste­mal ange­stimmt wird, wer­de ich sehen, was es in mir auslöst.

      • Lie­be Marienzweig,das Lied hat sie damals ange­spro­chen und es gehör­te zum Anfang ihres Weges im Glauben,wie ein gefun­de­nes Stein­chen eines Kindes…Das Stein­chen lag nicht zufäl­lig an ihrem Weg.Ich selbst hör­te nie Wor­te neu­er Lieder,wegen der Melodie,auch wenn ich gar nicht sin­gen kann,leider.Weggehen,war auch kei­ne Lösung.…

  8. @carlo und @methodus
    Dan­ke für Ihre Ant­wor­ten, ich hat­te schon gar nicht mehr mit einer Reak­ti­on gerechnet.

    @carlo
    Stich­wort: „Umfeld“
    Die Aus­ge­stal­tung die­ser Kir­che (sie­he Ihr Link) hat mich mehr als befrem­det und das Ein­sam­meln der Kol­lek­te wäh­rend des Sin­gens des besag­ten Lie­des hat mich Ihren Ein­wand ver­ste­hen lassen.
    P.S. Wir aller­dings haben einen ein­fa­chen, aber sehr anspre­chen­den, schö­nen Kirchenraum.
    Dort die hl. Mes­se zu fei­ern macht mich froh.

    Lie­ber @methodus!
    Sie haben die beglei­ten­den Umstän­de gut erkannt und ich kann Ihnen ver­si­chern, dass ich das Lied immer mit auf­nah­me­be­rei­ten, „rei­nem“ Her­zen, sofern das einem Sün­der über­haupt je mög­lich ist, gesun­gen habe.
    (Sin­gen ist mir eine gro­ße Freu­de und des­halb sin­ge ich den gan­zen Tag so für mich hin, selbst wenn ich ein­mal trau­rig bin.) 

    Nun bin ich durch die Reak­tio­nen von Adri­en­ne Antoine, zeit­schnur und Sie bei­de auf etwas auf­merk­sam gewor­den, das mir bis­her nicht auf­ge­fal­len war.
    Dan­ke dafür!

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