Synode 2015 und die Ehe: Wie kann Liebe „für immer“ gelingen? Was Benedikt XVI. geantwortet hat


Papst Benedikt XVI. 2012 beim VII. Weltfamilientreffen in Mailand
Papst Bene­dikt XVI. 2012 beim VII. Welt­fa­mi­li­en­tref­fen in Mailand

(Rom) Beschleu­nig­te Schei­dungs­ver­fah­ren und Ehe­ver­trä­ge, die bereits alles für den Fall einer Schei­dung regeln sol­len. Das Mot­to lau­tet: Die Lie­be kommt, die Lie­be geht, ver­su­chen wir zumin­dest nicht zu strei­ten. Schrit­te, mit denen die zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen auf die Ebe­ne einer mehr oder weni­ger freund­schaft­li­chen gegen­sei­ti­gen Beob­ach­tung redu­ziert wer­den. Am 2. Juni 2012 nahm Papst Bene­dikt XVI. dazu Stel­lung, als er der Erz­diö­ze­se Mai­land einen Pasto­ral­be­such abstat­te­te und am VII. Welt­fa­mi­li­en­tref­fen teilnahm.

Anzei­ge

Von den Gläu­bi­gen wur­de er unter ande­rem gefragt, wie man sich „für immer“ lie­ben kön­ne. Der Papst erin­ner­te in sei­ner Ant­wort dar­an, daß die Kir­che die Braut­leu­te nicht fra­ge: „Bist du ver­liebt?“, son­dern „Willst du?“, „Bist du aus frei­em Wil­len bereit?“. Bene­dikt XVI. for­der­te die Gläu­bi­gen auch auf, die Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­se nicht als kle­ri­ka­le Vari­an­te von Ehe­ver­trä­gen zu betrachten.

Aller­dings, was der Papst nicht sag­te, kla­gen katho­li­sche Braut­leu­te, zumin­dest im deut­schen Sprach­raum, daß die ver­pflich­ten­den Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­se viel­fach nicht eine katho­li­sche Vor­be­rei­tung auf die Ehe sind, son­dern tat­säch­lich von den kirch­li­chen Ver­an­stal­tern und Refe­ren­ten miß­braucht wer­den, zu erklä­ren, wie man sich wie­der schei­den las­sen kön­ne, wel­che Ver­hü­tungs­mit­tel es gibt und sogar, wo man abtrei­ben las­sen kön­ne. Dadurch wird der Ehe­vor­be­rei­tungs­kurs in sein Gegen­teil ver­kehrt und im Ansatz, vor der Ehe­schlie­ßung, die nöti­ge Unter­wei­sung der Braut­leu­te verhindert.

Mit ein Grund, wes­halb die Kir­che sich aktu­ell mit der Fra­ge beschäf­ti­gen muß, wie mit den vie­len zer­bro­che­nen sakra­men­ta­len Ehen umge­gan­gen wer­den soll.

Ein Vor­wurf, der Kar­di­nal Wal­ter Kas­per und sei­ner „neu­en Barm­her­zig­keit“ gemacht wird, hängt genau damit zusam­men. Anstatt dort anzu­set­zen, wo Braut­leu­ten durch gute Unter­wei­sung gehol­fen wer­den kann, sich auf die dau­er­haf­te sakra­men­ta­le Ehe vor­zu­be­rei­ten, wird das Pferd von hin­ten auf­ge­zäumt. Das Augen­merk wird auf die bereits geschei­ter­ten Ehen gelegt. Durch eine Schwammd­rü­ber-Poli­tik soll der ent­stan­de­ne Scha­den durch Umin­ter­pre­ta­ti­on berei­nigt wer­den, wäh­rend gleich­zei­tig wei­ter­hin Braut­leu­te durch untaug­li­che Ehe­vor­be­rei­tungs­kur­se gezwun­gen und trotz man­gel­haf­ter Vor­be­rei­tung kirch­lich getraut werden.

Was Papst Bene­dikt XVI. den Fra­gen­den 2012 geant­wor­tet hat, ver­dient den­noch nach­ge­le­sen zu werden.

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ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

VII. Welt­fa­mi­li­en­tref­fen
Park von Bresso
Sams­tag, 2. Juni 2012

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1. CAT TIEN (ein Mäd­chen aus Viet­nam): Hal­lo, lie­ber Papst!
Ich hei­ße Cat Tien und kom­me aus Viet­nam. Ich bin sie­ben Jah­re alt und möch­te dir mei­ne Fami­lie vor­stel­len. Das ist mein Papa, Dan, und mei­ne Mama. Sie heißt Tao. Und das ist mein klei­ner Bru­der Binh. Ich wüß­te gern etwas über dei­ne Fami­lie, und von dir, als du so klein warst wie ich …

Hei­li­ger Vater: Dan­ke, mei­ne Lie­be, und auch einen herz­li­chen Dank an dei­ne Eltern. Du fragst mich, wel­che Erin­ne­run­gen ich an mei­ne Fami­lie habe: sehr vie­le! Aber ich möch­te nur eini­ge weni­ge Din­ge sagen. Beson­ders wich­tig war für unse­re Fami­lie immer der Sonn­tag, aber der Sonn­tag begann schon am Sams­tag nach­mit­tag. Unser Vater las uns die Lesung – die Sonn­tags­le­sung – aus einem Buch vor, das damals in Deutsch­land sehr ver­brei­tet war und in dem die Tex­te auch erklärt wur­den. So begann also der Sonn­tag: wir tra­ten bereits in die Lit­ur­gie ein, in eine Atmo­sphä­re der Freu­de. Tags dar­auf gin­gen wir zur Mes­se. Ich bin in der Nähe von Salz­burg zu Hau­se, wir hat­ten also viel Musik – Mozart, Schu­bert, Haydn – und wenn das Kyrie anhob, dann war es, als wür­de sich der Him­mel auf­tun. Wich­tig war bei uns zu Hau­se natür­lich auch das gemein­sa­me Mit­tag­essen. Wir haben auch viel mit­ein­an­der gesun­gen: mein Bru­der ist ein gro­ßer Musi­ker, schon als Jun­ge hat er für uns alle kom­po­niert, und so hat die gan­ze Fami­lie gesun­gen. Unser Vater spiel­te Zither und sang dazu; das sind unver­geß­li­che Momen­te. Wir haben natür­lich auch gemein­sa­me Rei­sen und Spa­zier­gän­ge unter­nom­men; wir wohn­ten in der Nähe eines Wal­des, und die­se Spa­zier­gän­ge im Wald waren wun­der­schön: vol­ler Aben­teu­er, Spie­le, usw. Mit einem Wort: wir waren ein Herz und eine See­le, haben vie­les gemein­sam erlebt und durch­ge­stan­den, auch in schwe­ren Zei­ten, weil damals die Zeit des Krie­ges war, davor die Zeit der Dik­ta­tur und dann der Armut. Aber die­se Lie­be, die uns ver­band, die­se Freu­de auch an ein­fa­chen Din­gen, war stark, und so konn­te man auch die­se Din­ge ertra­gen und über­win­den. Das erscheint mir sehr wich­tig: daß auch klei­ne Din­ge Freu­de mach­ten, weil so das Inner­ste des Her­zens des ande­ren zum Aus­druck kam. So sind wir also auf­ge­wach­sen in der Gewiß­heit, daß es gut ist, ein Mensch zu sein, denn wir konn­ten ja sehen, daß sich die Güte Got­tes in unse­ren Eltern und Geschwi­stern wider­spie­gel­te. Und um die Wahr­heit zu sagen: wenn ich mir vor­zu­stel­len ver­su­che, wie wohl das Para­dies aus­se­hen könn­te, dann kommt mir immer die Zeit mei­ner Jugend, mei­ner Kind­heit, in den Sinn. In die­sem Kon­text des Ver­trau­ens, der Freu­de und der Lie­be waren wir glück­lich, und ich den­ke, daß es im Para­dies ähn­lich sein muß wie in mei­ner Kin­der- und Jugend­zeit. In die­sem Sinn hof­fe ich eines Tages »heim­zu­ge­hen », der »ande­ren Welt« entgegen.

2. SERGE RAZAFINBONY UND FARA ANDRIANOMBONANA (zwei jun­ge Ver­lob­te aus Madagaskar):
SERGE: Hei­li­ger Vater, wir sind Fara und Ser­ge und kom­men aus Mada­gas­kar. Wir haben uns in Flo­renz ken­nen­ge­lernt, wo wir stu­die­ren: ich Inge­nieurs­we­sen, sie Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten. Wir sind seit vier Jah­ren ver­lobt, und es ist unser Traum, nach dem Stu­di­um in unse­re Hei­mat zurück­zu­keh­ren und unse­rem Volk zu hel­fen, auch durch unse­ren Beruf.
FARA: Die im Westen vor­herr­schen­den Fami­li­en­mo­del­le über­zeu­gen uns nicht, aber uns ist klar, daß auch vie­le Tra­di­tio­na­lis­men in unse­rer Hei­mat Afri­ka auf die ein oder ande­re Wei­se über­wun­den wer­den müs­sen. Wir haben das Gefühl, für­ein­an­der geschaf­fen zu sein; des­halb wol­len wir hei­ra­ten und uns eine gemein­sa­me Zukunft auf­bau­en. Wir wol­len auch, daß jeder Aspekt unse­res Lebens von den Wer­ten des Evan­ge­li­ums gelei­tet wird.
Was aber nun die Ehe angeht, Hei­li­ger Vater: es gibt da ein Wort, das uns mehr als alle ande­ren fas­zi­niert, gleich­zei­tig aber auch erschreckt: das »für immer«…

Hei­li­ger Vater: Lie­be Freun­de, dan­ke für die­ses Zeug­nis. Mein Gebet beglei­tet euch auf die­sem Weg eurer Ver­lo­bung und ich hof­fe, daß es euch mit den Wer­ten des Evan­ge­li­ums gelingt, eine Fami­lie zu grün­den, die »für immer« ist. Sie haben die ver­schie­de­nen Arten der Ehen ange­spro­chen: wir ken­nen die »maria­ge coutumier« Afri­kas und wir ken­nen die west­li­che Ehe. Um die Wahr­heit zu sagen, gab es bis ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein auch in Euro­pa ein ande­res vor­herr­schen­des Ehe­mo­dell, so wie jetzt auch: oft war die Ehe in Wahr­heit ein Ver­trag zwi­schen »Sip­pen«, mit dem man ver­sucht hat, die »Sip­pe« zu erhal­ten, die Zukunft zu garan­tie­ren, den Besitz zu ver­tei­di­gen, usw. Die »Sip­pe« such­te die jewei­li­gen Part­ner aus, und man hoff­te, daß sie zuein­an­der paß­ten. So war es zum Teil auch in unse­ren Dör­fern. Ich erin­ne­re mich, daß es auch in dem klei­nen Dorf, in dem ich zur Schu­le ging, oft noch so war. Dann aber folg­te ab dem 19. Jahr­hun­dert die Eman­zi­pa­ti­on des Indi­vi­du­ums, die Frei­heit der Per­son, und die Ehe war nicht län­ger auf den Wil­len ande­rer gegrün­det, son­dern auf eine eige­ne Ent­schei­dung; zuerst kommt die Ver­liebt­heit, dann die Ver­lo­bung und schließ­lich die Hei­rat. Damals waren wir alle über­zeugt davon, daß dies das ein­zig rich­ti­ge Modell wäre und daß schon die Lie­be allein die­ses »für immer« garan­tie­re, weil die Lie­be abso­lut ist, weil sie alles will, also auch die Tota­li­tät der Zeit: sie ist »für immer«. Die Wahr­heit sieht lei­der anders aus: man merkt, daß die Ver­liebt­heit zwar schön ist, aber viel­leicht nicht immer ewig währt. Und so ist es auch mit dem Gefühl: es bleibt nicht für immer. Man sieht also, daß der Über­gang von der Ver­liebt­heit zur Ver­lo­bung und dann zur Hei­rat ver­schie­de­ne Ent­schei­dun­gen und inne­re Erfah­run­gen erfor­der­lich macht. Wie gesagt: Die­ses Gefühl der Lie­be ist schön, aber es muß geläu­tert wer­den, es muß in einen Pro­zeß der Unter­schei­dung ein­tre­ten, es müs­sen also auch die Ver­nunft und der Wil­le mit ins Spiel kom­men; Ver­nunft, Gefühl und Wil­le müs­sen sich mit­ein­an­der ver­bin­den. Beim Ehe­ri­tus sagt die Kir­che nicht: »Bist du ver­liebt?«, son­dern »Willst du?«, »Bist du aus frei­em Wil­len bereit? « Und das heißt, daß die Ver­liebt­heit wah­re Lie­be wer­den muß, indem sie auch den Wil­len und die Ver­nunft auf einem Weg mit­ein­be­zieht, der der Weg der Ver­lo­bung ist, der Läu­te­rung, einer grö­ße­ren Tie­fe, so daß wirk­lich der gan­ze Mensch, mit all sei­nen Fähig­kei­ten, mit der Unter­schei­dungs­kraft der Ver­nunft und mit Wil­lens­stär­ke sagt: »Ja, das ist mein Leben.« Ich den­ke an die Hoch­zeit von Kana. Der erste Wein ist wun­der­schön: die Ver­liebt­heit. Aber er reicht nicht bis zum Schluß: es muß ein zwei­ter Wein kom­men, er muß also gären, wach­sen und rei­fen. Eine end­gül­ti­ge Lie­be, die wirk­lich »zwei­ter Wein« wird, ist schö­ner, bes­ser als der erste Wein. Und danach müs­sen wir stre­ben. Und hier ist es auch wich­tig, daß das Ich nicht iso­liert ist, das Ich und das Du, son­dern daß auch die Pfarr­ge­mein­de mit­ein­be­zo­gen wird, die Kir­che, die Freun­de. Das – die gan­ze rich­ti­ge Per­so­na­li­sie­rung, die Lebens­ge­mein­schaft mit ande­ren, mit Fami­li­en, die sich gegen­sei­tig stüt­zen – ist sehr wich­tig, und nur so, in die­ser Mit­ein­be­zie­hung der Gemein­de, der Freun­de, der Kir­che, des Glau­bens, Got­tes selbst, wächst der Wein, der für immer hält. Euch allen alles Gute!

3. FAMIIE PALEOLOGOS (eine Fami­lie aus Griechenland)
NIKOS: Kali­s­pe­ra! Wir sind Fami­lie Paleo­lo­gos. Wir kom­men aus Athen. Ich hei­ße Nikos, und das ist mei­ne Frau Pania. Das sind unse­re bei­den Kin­der, Pav­los und Lydia. Vor ein paar Jah­ren haben wir unser gan­zes Hab und Gut in eine Com­pu­ter­fir­ma inve­stiert, die wir mit zwei Teil­ha­bern gegrün­det haben. Mit dem Beginn der der­zei­ti­gen schlim­men Wirt­schafts­kri­se ist auch die Zahl unse­rer Kun­den geschrumpft, und die, die uns geblie­ben sind, zögern die Zah­lun­gen immer mehr hin­aus. Wir kön­nen nur mit Mühe und Not die Gehäl­ter unse­rer bei­den Ange­stell­ten bezah­len, für uns Teil­ha­ber bleibt kaum etwas übrig: jeden Tag, der ver­geht, haben wir weni­ger, um den Unter­halt unse­rer Fami­li­en zu bestrei­ten. Und so wie uns geht es vie­len, Mil­lio­nen ande­rer Men­schen. Die Leu­te, denen man in der Stadt begeg­net, schau­en anein­an­der vor­bei; jeder miß­traut jedem, man hat kei­ne Hoff­nung mehr.
PANIA: Obwohl wir wei­ter an die Vor­se­hung glau­ben, fällt es auch uns schwer, an eine Zukunft für unse­re Kin­der zu den­ken. Es gibt Tage und Näch­te, Hei­li­ger Vater, in denen wir uns fra­gen, wie wir es schaf­fen sol­len, die Hoff­nung nicht zu verlieren.
Was kann die Kir­che all die­sen Leu­ten, all die­sen Per­so­nen und Fami­li­en sagen, die kei­ne Per­spek­ti­ven mehr haben?

Hei­li­ger Vater: Lie­be Freun­de, dan­ke für die­ses Zeug­nis, das mich und uns alle mit­ten ins Herz getrof­fen hat. Was kön­nen wir ant­wor­ten? Wor­te sind nicht genug. Wir müß­ten etwas Kon­kre­tes tun, und wir alle lei­den dar­un­ter, daß wir unfä­hig sind, etwas Kon­kre­tes zu tun. Betrach­ten wir zuerst die Poli­tik: mir scheint, daß der Sinn für Ver­ant­wor­tung in allen Par­tei­en wach­sen müß­te, damit sie nicht Din­ge ver­spre­chen, die sie nicht hal­ten kön­nen, nicht nur Stim­men für sich selbst sam­meln, son­dern ver­ant­wort­lich sind für das Wohl aller, und damit sie ver­ste­hen, daß Poli­tik immer auch eine mensch­li­che, mora­li­sche Ver­ant­wor­tung Gott und den Men­schen gegen­über beinhal­tet. Denn sonst lei­den die ein­zel­nen natür­lich und müs­sen, oft ohne jede Mög­lich­keit, sich zu ver­tei­di­gen, die Situa­ti­on akzep­tie­ren, so wie sie ist. Den­noch kön­nen wir auch hier sagen: sehen wir zu, daß jeder sein Mög­lich­stes tut, daß er an sich, sei­ne Fami­lie, an die ande­ren denkt mit gro­ßem Ver­ant­wor­tung­be­wußt­sein und in dem Wis­sen, daß Opfer not­wen­dig sind, um wei­ter­zu­kom­men. Drit­ter Punkt: Was kön­nen wir tun? Das ist mei­ne Fra­ge, in die­sem Moment. Ich den­ke, daß Part­ner­schaf­ten zwi­schen Städ­ten, Fami­li­en, Pfar­rei­en hilf­reich sein könn­ten. In Euro­pa haben wir der­zeit ein gan­zes Netz von Part­ner­schaf­ten, aber es han­delt sich um einen kul­tu­rel­len Aus­tausch, der zwar gut und sehr nütz­lich ist – was wir aber brau­chen, ist viel­leicht eine ande­re Art von Part­ner­schaft: daß eine Fami­lie aus dem Westen, aus Ita­li­en, Deutsch­land, Frank­reich… wirk­lich die Ver­ant­wor­tung über­nimmt, einer ande­ren Fami­lie zu hel­fen. Und das gilt auch für die Pfar­rei­en, die Städ­te: sie müß­ten wirk­lich Ver­ant­wor­tung über­neh­men, kon­kre­te Hil­fe lei­sten. Und ihr könnt sicher sein: ich und vie­le ande­re beten für euch, und die­ses Beten ist nicht nur das Spre­chen von Wor­ten, son­dern es öff­net das Herz für Gott und schafft so auch Raum für die Krea­ti­vi­tät, die uns Lösun­gen fin­den läßt. Hof­fen wir, daß uns der Herr hel­fe, daß euch der Herr immer hel­fe! Danke.

4. FAMILIE RERRIE (eine Fami­lie aus Amerika)
JAY: Wir leben in der Nähe von New York. Ich hei­ße Jay, stam­me aus Jamai­ca und bin Buch­hal­ter. Das ist mei­ne Frau Anna, sie ist Sup­p­lenz­leh­re­rin. Und das hier sind unse­re sechs Kin­der, die zwei bis zwölf Jah­re alt sind. Sie kön­nen sich also sicher leicht vor­stel­len, Hei­li­ger Vater, daß unser Leben ein stän­di­ger Wett­lauf gegen die Zeit ist, daß es an Mühen, an Kom­pli­ka­tio­nen, bei­lei­be nicht fehlt… Auch bei uns in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten hat es ober­ste Prio­ri­tät, den Arbeits­platz nicht zu ver­lie­ren. Das aber erfor­dert eine Fle­xi­bi­li­tät bei den Arbeits­zei­ten, die oft zu Lasten der Fami­lie geht. ANNA: Ja, es ist nicht immer ein­fach… Man hat den Ein­druck, Hei­li­ger Vater, daß die Insti­tu­tio­nen und Fir­men einem das Abstim­men der Arbeits­zeit auf die Zeit für die Fami­lie nicht gera­de leichtmachen.
Hei­li­ger Vater, wir kön­nen uns gut vor­stel­len, daß es auch für Sie nicht ein­fach ist, bei Ihren zahl­rei­chen Ver­pflich­tun­gen noch Zeit für die Ruhe zu fin­den. Kön­nen Sie uns einen Rat geben, wie wir die­se not­wen­di­ge Har­mo­nie fin­den kön­nen? Wie kann man den Fami­li­en in die­ser Flut von Anrei­zen, die in unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft auf uns ein­drin­gen, hel­fen, die Fei­er­ta­ge nach dem Her­zen Got­tes zu feiern?

Hei­li­ger Vater: Das ist eine gute Fra­ge, und ich glau­be, die­ses Dilem­ma zwi­schen den bei­den Prio­ri­tä­ten ver­stan­den zu haben: die Prio­ri­tät des Arbeits­plat­zes ist von grund­le­gen­der Bedeu­tung, und dann ist da noch die Prio­ri­tät der Fami­lie. Wie kann man die­se bei­den Prio­ri­tä­ten unter einen Hut brin­gen? Ich kann nur ver­su­chen, Ihnen den ein oder ande­ren Rat zu geben. Erster Punkt: Es gibt Fir­men, die Fami­li­en – an Geburts­ta­gen, usw. – gewis­se Zuge­ständ­nis­se machen, also ver­su­chen, etwas Frei­heit zu gewäh­ren. Am Ende zahlt sich das auch für die Fir­ma aus, weil es die Lie­be zur Arbeit, zum Arbeits­platz, ver­stärkt. Hier möch­te ich also die Arbeit­ge­ber auf­for­dern, an die Fami­lie zu den­ken und auch nicht zu ver­ges­sen, dabei zu hel­fen, daß die­se bei­den Prio­ri­tä­ten in Ein­klang mit­ein­an­der gebracht wer­den kön­nen. Zwei­ter Punkt: Mir scheint, daß man natür­lich auch eine gewis­se Krea­ti­vi­tät zei­gen muß, und das ist nicht immer ein­fach. Man könn­te der Fami­lie wenig­stens ein­mal am Tag eine Freu­de, eine Über­ra­schung machen, den eige­nen Wil­len zurück­stecken, um gemein­sam Fami­lie zu sein; die Bereit­schaft zei­gen, die Näch­te, die Dun­kel­heit zu über­win­den, die wir bereits ange­spro­chen haben, und an die­ses gro­ße Gut zu den­ken, das die Fami­lie ist. So kann man auch in der größ­ten Sor­ge jeden Tag etwas Gutes geben, die bei­den Prio­ri­tä­ten mit­ein­an­der in Ein­klang brin­gen. Und dann ist da schließ­lich der Sonn­tag, der Fei­er­tag: ich hof­fe, daß der Sonn­tag in Ame­ri­ka ein­ge­hal­ten wird. Der Sonn­tag scheint mir also sehr wich­tig zu sein, der Tag des Herrn, und als sol­cher auch »Tag des Men­schen«, weil wir frei sind. Das war im Schöp­fungs­be­richt die ursprüng­li­che Absicht des Schöp­fers: daß an einem Tag alle frei sein soll­ten. In die­ser Frei­heit des einen für den ande­ren, für sich selbst, ist man frei für Gott. Und so den­ke ich, daß wir so die Frei­heit des Men­schen ver­tei­di­gen, indem wir den Sonn­tag und die Fei­er­ta­ge als Tage des Herrn und somit als Tage für den Men­schen ver­tei­di­gen. Alles Gute! Danke.

5. FAMILIE ARAUJO (eine bra­si­lia­ni­sche Fami­lie aus Por­to Alegre)
MARIA MARTA: Hei­li­ger Vater, wie über­all auf der Welt nimmt auch in Bra­si­li­en die Zahl der geschei­ter­ten Ehen immer mehr zu. Ich hei­ße Maria Mar­ta, mein Mann Man­oel Ange­lo. Wir sind seit 34 Jah­ren ver­hei­ra­tet und bereits Groß­el­tern. Als Ärz­te und Fami­li­en­the­ra­peu­ten begeg­nen wir vie­len Fami­li­en und kön­nen fest­stel­len, daß es Paa­ren, die in einer Kri­se stecken, immer schwe­rer fällt, zu ver­ge­ben und Ver­ge­bung zuzu­las­sen. In ver­schie­de­nen Fäl­len konn­ten wir aber auch den Wunsch sehen, eine neue Ver­bin­dung ein­zu­ge­hen, etwas, das von Dau­er ist, auch für die Kin­der, die aus die­ser neu­en Ver­bin­dung hervorgehen.
MANOEL ANGELO: Eini­ge die­ser wie­der­ver­hei­ra­te­ten Paa­re wür­den sich ger­ne wie­der an die Kir­che annä­hern, aber wenn sie sehen, daß man ihnen die Sakra­men­te ver­wei­gert, ist ihre Ent­täu­schung groß. Sie füh­len sich aus­ge­schlos­sen, durch ein unwi­der­ruf­li­ches Urteil gebrand­markt. Die­ses gro­ße Leid ver­letzt die Betrof­fe­nen zutiefst; es schlägt Wun­den, die auch Teil der Welt wer­den, und es sind auch unse­re Wun­den, Wun­den der gesam­ten Menschheit.
Hei­li­ger Vater, wir wis­sen, daß die­se Situa­tio­nen und die­se Per­so­nen der Kir­che sehr am Her­zen lie­gen: was kön­nen wir ihnen sagen, wel­che Zei­chen der Hoff­nung kön­nen wir ihnen geben?

Hei­li­ger Vater: Lie­be Freun­de, dan­ke für eure so kost­ba­re Arbeit als Fami­li­en­the­ra­peu­ten. Dan­ke für alles, was ihr tut, um die­sen leid­ge­prüf­ten Men­schen zu hel­fen. In Wahr­heit ist die­ses Pro­blem der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen heu­te eines der gro­ßen Lei­den der Kir­che. Und wir haben kei­ne Patent­re­zep­te. Das Lei­den ist groß, und wir kön­nen nur die Pfar­rei­en, die ein­zel­nen dabei unter­stüt­zen, die­sen Per­so­nen zu hel­fen, das Leid ihrer Schei­dung zu tra­gen. Ich wür­de sagen, daß es natür­lich sehr wich­tig wäre, vor­zu­beu­gen, also schon ab dem Beginn der Ver­liebt­heit zuzu­se­hen, daß die­se zu einer gut über­leg­ten, rei­fen Ent­schei­dung wird. Wich­tig ist auch die Betreu­ung wäh­rend der Ehe, damit die Fami­li­en nie allein sind, son­dern auf ihrem Weg wirk­lich beglei­tet wer­den. Und dann müs­sen wir, was die­se Per­so­nen betrifft, sagen – wie Sie es bereits getan haben –, daß die Kir­che sie liebt, daß sie die­se Lie­be aber sehen und füh­len müs­sen. Es scheint mir eine gro­ße Auf­ga­be einer Pfar­rei, einer katho­li­schen Gemein­de zu sein, wirk­lich alles nur Mög­li­che zu tun, damit sie sich geliebt und akzep­tiert füh­len, damit sie spü­ren, daß sie kei­ne »Außen­ste­hen­den« sind, auch wenn sie nicht die Abso­lu­ti­on und die Eucha­ri­stie emp­fan­gen kön­nen: sie müs­sen sehen, daß sie auch so voll­kom­men in der Kir­che leben. Viel­leicht ist, wenn schon die Abso­lu­ti­on bei der Beich­te nicht mög­lich ist, ein stän­di­ger Kon­takt mit einem Prie­ster, mit einem geist­li­chen Beglei­ter, wich­tig, damit sie sehen kön­nen, daß sie beglei­tet, geführt wer­den. Sehr wich­tig ist es auch, daß sie spü­ren, daß die Eucha­ri­stie wahr ist, daß sie an ihr Anteil haben, wenn sie wirk­lich in Gemein­schaft mit dem Leib Chri­sti tre­ten. Auch ohne den »leib­li­chen« Emp­fang des Sakra­ments kön­nen wir mit Chri­stus in sei­nem Leib geist­lich ver­eint sein. Das zu ver­ste­hen zu geben, ist wich­tig. Daß sie tat­säch­lich einen Weg fin­den, ein Leben des Glau­bens zu füh­ren, mit dem Wort Got­tes, mit der Gemein­schaft der Kir­che, und daß sie sehen, daß ihr Lei­den ein Geschenk an die Kir­che ist, weil sie so allen die­nen, auch um die Sta­bi­li­tät der Lie­be, der Ehe zu ver­tei­di­gen; und daß die­ses Lei­den nicht nur eine kör­per­li­che und psy­chi­sche Qual ist, son­dern auch ein Lei­den in der Kir­chen­ge­mein­schaft für die gro­ßen Wer­te unse­res Glau­bens. Ich den­ke, daß ihr Lei­den, wenn es wirk­lich inner­lich ange­nom­men wird, ein Geschenk an die Kir­che sein kann. Sie müs­sen wis­sen, daß sie gera­de so der Kir­che die­nen, im Her­zen der Kir­che sind. Dan­ke für euren Einsatz.

Text: Paix Liturgique/​Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides

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24 Kommentare

  1. Vie­len Dank für die wun­der­ba­ren Wor­te von Papst Bene­dikt XVI. über Fami­lie und Ehe.
    So vie­le Ehen wer­den geschie­den, weil Men­schen den Weg mit Gott und Jesus Chri­stus ver­lo­ren haben. Die­se leben­di­ge Mit­te wird durch Sub­sti­tu­te ersetzt, wo man woan­ders die Lie­be Got­tes und die Gna­de Jesu sucht, aber nie fin­den wird. Ein christ­li­cher Film, der mich zutiefst berührt hat und der abso­lut emp­feh­lens­wert ist, ist „Fire­pro­of – Gib dei­nen Part­ner nicht auf“ von A. Kendrick. Der Feu­er­wehr­mann Caleb ret­tet sei­ne Ehe durch den Glau­ben in Jesus, den er durch die Hil­fe sei­nes Vaters fin­det. Ich ken­ne hier in Süd­deutsch­land einen Mann, der sei­ne Ehe­frau durch Gebet und Opfer nach cir­ca 10 Jah­ren von Gott zurück bekam.
    Hier die Film­be­schrei­bung von „Fire­pro­of“: „Caleb (Kirk Came­ron) ist ein viel­be­schäf­tig­ter Fire-Figh­ter. Er lebt für sei­nen Job und sei­ne Auf­ga­be. Dies ist einer der Grün­de wes­halb die Ehe von Caleb und Cathe­ri­ne Holt ist in einer Kri­se steckt und die Tren­nung unver­meid­bar scheint. Calebs Vater John schlägt jedoch vor, den Tren­nungs­pro­zess für vier­zig Tage ruhen zu las­sen und sich einer Maß­nah­me zu unter­zie­hen, die er „Das Lie­bes-Wag­nis“ nennt. Durch die­se Metho­de soll die Lie­be zwi­schen den bei­den erneut ent­facht wer­den. Doch ein Groß­brand droht das Schick­sal der bei­den doch in eine ande­re Rich­tung zu len­ken…“ (aus der Ama­zon-Web­sei­te zitiert).
    „Fire­pro­of“ Film auf Eng­lisch zum direkt anse­hen: http://​de​.cross​.tv/​8​6​373 oder DVD auf Deutsch: http://www.amazon.de/Fireproof-Gib-deinen-Partner-nicht/dp/B006M8HH3M/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1430985512&sr=8–1&keywords=Fireproof+Film
    Es gibt auch ein Arbeits­buch (m. Neu­auf­la­ge) zum Film, von dem in den Rezen­sio­nen gesagt wird, dass es sehr hilf­reich ist, vor­aus­ge­setzt man nimmt den leben­di­gen Glau­ben in Gott und Jesus Chri­stus an (man­che kön­nen auf­grund ihres Unglau­bens damit nichts anfan­gen). Auf jeden Fall soll­te man den Film zuerst gese­hen haben.

  2. Abge­se­hen davon, dass man die­sen Text nicht iso­liert von ande­ren Äuße­run­gen Bene­dikts, die dort prä­zi­ser und weni­ger erzäh­le­risch sind, lesen darf, sto­ßen mir in ihm eini­ge Din­ge theo­lo­gisch auf:

    1. Die Über­frach­tung der Ehe und Fami­lie als einem qua­si-para­die­si­schen Ort – das ist doch mit Ursa­che für das häu­fi­ge moder­ne Schei­tern! Der Him­mel lässt sich mit nichts auf Erden ver­glei­chen. Die seli­ge Anschau­ung Got­tes ist im Chri­sten­tum – anders als im Islam – etwas total ande­res als auf Erden. Pau­lus hör­te schon im Vor­him­mel UNAUSSPRECHLICHES und ist sich nicht sicher, ob er das über­haupt als irdisch Leben­der wahr­neh­men konnte!

    Bene­dikt: „Und um die Wahr­heit zu sagen: wenn ich mir vor­zu­stel­len ver­su­che, wie wohl das Para­dies aus­se­hen könn­te, dann kommt mir immer die Zeit mei­ner Jugend, mei­ner Kind­heit, in den Sinn. In die­sem Kon­text des Ver­trau­ens, der Freu­de und der Lie­be waren wir glück­lich, und ich den­ke, daß es im Para­dies ähn­lich sein muß wie in mei­ner Kin­der- und Jugend­zeit. In die­sem Sinn hof­fe ich eines Tages »heim­zu­ge­hen », der »ande­ren Welt« entgegen.“

    2. Zwar ist alles, was Bene­dikt dann zum Ehe­wil­len sagt, ganz rich­tig, aber die Indi­vi­du­al­frei­heit so unkri­tisch dar­ge­stellt, ist ent­we­der naiv oder theo­lo­gisch kon­tra­pro­duk­tiv: Die Ehe wur­de auch vor der Eman­zi­pa­ti­on von den Betrof­fe­nen selbst gespen­det. Das lehrt auch das Kon­zil von Tri­ent etc. Ein ja zu arran­gier­ten Ehen soll­te man nicht unter Gene­ral­ver­dacht stel­len – jeden­falls nicht mehr als das ver­meint­lich „eman­zi­pier­te“ ja heute.

    Bene­dikt: „Um die Wahr­heit zu sagen, gab es bis ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein auch in Euro­pa ein ande­res vor­herr­schen­des Ehe­mo­dell (…): oft war die Ehe in Wahr­heit ein Ver­trag zwi­schen »Sip­pen«, mit dem man ver­sucht hat, die »Sip­pe« zu erhal­ten, die Zukunft zu garan­tie­ren, den Besitz zu ver­tei­di­gen, usw. Die »Sip­pe« such­te die jewei­li­gen Part­ner aus, und man hoff­te, daß sie zuein­an­der paß­ten. (…) Dann aber folg­te ab dem 19. Jahr­hun­dert die Eman­zi­pa­ti­on des Indi­vi­du­ums, die Frei­heit der Per­son, und die Ehe war nicht län­ger auf den Wil­len ande­rer gegrün­det, son­dern auf eine eige­ne Ent­schei­dung; zuerst kommt die Ver­liebt­heit, dann die Ver­lo­bung und schließ­lich die Heirat. 

    3. Und dann der Ham­mer: wie kann einer, der in schwe­rer Sün­de lebt, sich selbst nicht als aus­ge­schlos­sen sehen!? Wie soll man „geist­lich“ mit dem Herrn ver­eint sein, wenn man es „leib­lich“ nicht ist? Also wenn er so argu­men­tiert, müss­te er kon­se­quent die Teil­nah­me an der Hl. Kom­mu­ni­on zulassen!

    Bene­dikt: „Sie müs­sen sehen, daß sie auch so voll­kom­men in der Kir­che leben. (…) Sehr wich­tig ist es auch, daß sie spü­ren, daß die Eucha­ri­stie wahr ist, daß sie an ihr Anteil haben, wenn sie wirk­lich in Gemein­schaft mit dem Leib Chri­sti tre­ten. Auch ohne den »leib­li­chen« Emp­fang des Sakra­ments kön­nen wir mit Chri­stus in sei­nem Leib geist­lich ver­eint sein.“ 

    Nein – das steckt alles vol­ler theo­lo­gi­scher Irr­tü­mer und Vor­der­grün­dig­kei­ten, auch wenn das mit dem Wil­len etc. rich­tig ist…

    • Klei­ne Begriffs­er­klä­rung für die­se unse­re so eis­kal­te, fast schon erfro­re­ne Zeit:

      Das „Herz“ in der Bibel meint nicht (nur) das Gefühl, und es meint nicht (nur) das Gemüt, und es meint nicht (nur) die See­le, son­dern es meint alles obi­ge zusammen.

      Gleich­zei­tig meint es aber etwas noch viel höhe­res als die See­le: Näm­lich die „See­le der See­le“ oder den „Geist des Gei­stes“: Das ist ein voll­kom­men neu­es Kon­zept, nur in die­ser unse­rer End­zeit an uns geof­fen­bart, das Jesus sel­ber in z.B. Maria Val­t­or­ta erläutert.

      Zusam­men­fas­send: Bit­te nicht „Herz“ mit dem Gefühl ver­wech­seln, oder mit etwas nied­ri­gem: Nein, ganz im Gegen­teil: „Nur mit dem Her­zen sieht man gut“, ja, das wis­sen z.B. alle Ver­lieb­ten, denn die wah­re Lie­be macht wirk­lich „wie blind“ für alles Nega­ti­ve, um sich mög­lichst total auf das Posi­ti­ve kon­zen­trie­ren zu kön­nen – und es erwei­tert so sowohl Herz als auch Ver­stand auf eine neue, bis dahin unbe­kann­te Ebe­ne, wel­che nur von jenen ver­stan­den wer­den kann, die sich z.B. regel­recht in die See­le von Jesus Chri­stus ver­liebt haben, so wie der hei­li­ge Apo­stel Johannes.

      „Herz“ ist also weit, weit, weit über dem Ver­stand ange­sie­delt, wenn man das ein­mal begrif­fen hat (ja, begrif­fen: den begrei­fen ist höher als ver­ste­hen: Wir kön­nen Din­ge mit unse­rem klei­nen Her­zen „begrei­fen“, die unse­rem „gro­ßen“ Ver­stand voll­kom­men unzu­gäng­lich blei­ben im „Ver­ste­hen“ wollen).

      • Ich den­ke, auch nach die­sen Aus­füh­run­gen habe ich Sie recht ver­stan­den: das Herz der Ver­lieb­ten sieht nicht nur reduk­tiv, son­dern sogar verzerrt.
        Es blen­det einen Teil der Fak­ten aus und redet sich das schön, was häss­lich ist. Wer wäre nicht schon bit­ter aus einer sol­chen Ver­liebt­heit erwacht?!

        Das sind Sack­gas­sen. Denn uns hilft in all den Wir­run­gen des unbe­fe­stig­ten Her­zens nur eine nüch­ter­ne Klä­rung durch die Ver­nunft und das, was uns offen­bart ist (Bibel, Leh­re der Kir­che – dage­gen nur ganz unter­ge­ord­net oder gar NICHT Mysti­ker, die nicht aner­kannt sind!).

        Das Herz ist zwar tat­säch­lich ein umfas­sen­der Begriff , aller­dings meint er im Rah­men der Kir­che eher die Aus­rich­tung der See­le. Die­se Aus­rich­tung ist aber nicht selbst schon ein „Ideen­ge­ber“ – die Ideen kom­men aus der Offen­ba­rung und der erleuch­te­ten natür­li­chen Ver­nunft, die wie­der­um von der See­le wil­lent­lich ergif­fen wer­den und ihr eine per­sön­li­che Rich­tung geben.

        Das Herz steht nicht über dem Ver­stand, denn ohne den­sel­ben kann es sich nicht formieren.

        Auch moder­ne Emo­ti­ons­theo­rien http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​E​m​o​t​i​o​n​s​t​h​e​o​r​ien sehen nicht-phy­sisch erzeug­te Emo­tio­nen im wesent­li­chen als Ergeb­nis von Urtei­len, Wün­schen und Mei­nun­gen an – also kogni­ti­ven Vorläufen!

        Ihre Her­zens­theo­rie lässt sich lei­der nicht grei­fen. Das Herz ist nur eher das, was das Inne­re für die See­le selbst ins Licht des Bewusst­seins rückt. Dem gehen aber den­noch ver­nünf­ti­ge und „mysti­sche“ Pro­zes­se voraus.

        Mit Käl­te hat das gar nichts zu tun, son­dern mit Objektivität.
        Was Sie leh­ren stürz­te den Men­schen ins Cha­os völ­lig unkon­trol­lier­ba­rer inne­rer Vor­gän­ge und Gedanken.

        Maria Val­t­or­ta ist schwie­rig ein­zu­schät­zen. Immer­hin wur­de ihr Werk 1960 noch auf den Index der ver­bo­te­nen Bücher gesetzt.

      • @zeitschnur:

        Fra­gen zum sel­ber beantworten:

        F: Was ist ein Mensch ohne Herz?
        F: Was ist ein Mensch ohne Verstand?

        F: Wie lan­ge kann ein Mensch über­le­ben ohne Funk­ti­on des Verstandes?
        F: Wie lan­ge kann ein Mensch über­le­ben ohne Funk­ti­on des Herzens?

        (Wir sind ja von Gott so erschaf­fen wor­den, sicher nicht ohne Grund! Bei Gott hat alles sei­nen Grund.)

        Fra­gen mit Antwort:

        F: Kann man „ein Herz und eine See­le“ sein, auch zu vielen?
        A: Ja, sie­he Christentum

        F: Kann man „ein Ver­stand“ sein, auch zu vielen?
        A: Theo­re­tisch ja, sie­he z.B. Kom­mu­nis­mus; prak­tisch lei­der nein…

        Was ist wohl die Leh­re daraus?

      • @ polos

        Mei­ne Aus­sa­ge bedeu­tet nicht, dass man das Herz nicht braucht!
        Mei­ne Aus­sa­ge ziel­te eher auf eine Hier­ar­chie der „Orga­ne“ hin­sicht­lich der Herr­schaft des Men­schen über sei­ne Gedan­ken, Gefüh­le und den Leib. Bzw. Selbstdisziplin.

        Sie kön­nen an F. sehr schön sehen, dass eine fal­sche Ord­nung der inne­ren Gei­stes­or­ga­ne nur zur Undis­zi­pli­niert­heit und Will­kür führt.

        Bei Bene­dikt liegt der Fall etwas anders: er hat sich teil­wei­se fal­schen Ver­nunft­posi­tio­nen erge­ben. Wie und wo – das habe ich oft genug schon zitiert und nachgewiesen.

        Sol­che fal­schen Ver­nunft­posi­tio­nen – falsch, indem sie von dem, was offen­bart ist, abwei­chen – füh­ren zwar nicht zur Kon­zep­ti­ons­lo­sig­keit oder zur Will­kür. Ähn­lich wie bei einem Mann, der meint, er sei eine Frau und fährt alle ver­nünf­ti­gen Grün­de auf, das nach­zu­wei­sen und ope­riert sich um: er kann das nur mit größ­ter Mühe auf­recht­hal­ten und bricht zusam­men, sobald man ihm die Dau­er­me­di­ka­ti­on entzieht.
        Das wird wohl eher Bene­dikts Pro­blem gewe­sen sein. Oder ist es noch.

  3. Wie immer ist Bene­dikt XVI. mehr mit dem Her­zen zu lesen als mit dem Ver­stand, so wie auch z.B. das Evan­ge­li­um selber.

    Wür­de man näm­lich z.B. das Evan­ge­li­um rein mit dem Ver­stand lesen (ohne Herz, wo auch der Glau­be wohnt), dann hät­ten jene Athe­isten recht, die behaup­ten, dass das beste Argu­ment gegen den Glau­ben die Bibel sel­ber sei.

    Und in der Theo­lo­gie gibt es weni­ge, ganz weni­ge Adler (wie Bene­dikt XVI.), und mas­sen­wei­se blin­de Hühner…
    Ich dan­ke der Vor­se­hung von Her­zen, dass die erste­ren so schön zu lesen sind, dass man die letz­te­ren ger­ne frei­wil­lig vergisst.

    • Das ist lei­der ganz vor­bei an dem, was die Kir­che dazu stets gelehrt hat!
      Ihr Herz mogelt sich an dem vor­bei, was die nüch­ter­ne Ver­nunft offenlegt. 

      Sie ver­tre­ten das, was im 19. Jh als „Tra­di­tio­na­lis­mus“ bezeich­net wur­de: der Glau­be eine unver­nünf­ti­ge Regung des Gemü­tes, des „Her­zens“.
      Die­se Irr­leh­re wur­de übri­gens auf dem Vat. I end­gül­tig nach meh­re­ren bereits päpst­li­chen Ver­wer­fun­gen in Lehr­schrei­ben unter Bann­fluch gestellt. (in: Dei Filius)

      Das Evan­ge­li­um erstrahlt erst, wenn es im Glau­ben ange­nom­men und mit der durch den hl. Geist erleuch­te­ten Ver­nunft erschlos­sen wird.

    • Die­ser Mei­nung bin ich auch.
      Wenn man Bot­schaf­ten, Wor­te und Wei­sun­gen nur mit dem Ver­sand ließt, kommt man leicht dazu, alles als Irr­tum zu bezeich­nen. Auf der Wort­ebe­ne stimmt das sogar. Denn man kann, wenn man etwas sagt, nie alles sagen. Und wenn ich mich für einen bestimm­ten Satz in einer bestimm­ten Situa­ti­on ent­schei­de, kann ich tau­send ande­re Din­ge nicht sagen…
      Die Erfah­rung des Erbe­sen­zäh­lens habe ich auch mit Men­schen gemacht. Sie kom­men einem nicht mit dem Her­zen ent­ge­gen, son­dern mit einem noto­ri­schen Widerspruchsgeist.
      Alles, was man sagt, ist falsch. Bei ande­ren ist das dann wie­der ganz anders.
      Im Reden und Spre­chen liegt ein bestimm­tes Dilem­ma: Man kom­mu­ni­ziert, aber es kommt etwas ganz ande­res an…
      Vie­le Mön­che haben das erkannt und sind in die Räu­me des Schwei­gens vor­ge­drun­gen. Ein Hei­li­ger hat sich sogar für lan­ge Zeit einen Stein in den Mund gelegt. Denn viel Reden ist sel­ten ohne Fehler.
      Im Grun­de wis­sen wir: Nur Jesus war als der Chri­stus voll­kom­men ohne Feh­ler. Wenn wir uns an ihm mes­sen, wer­den wir letzt­lich alle zu Irren­den – und wenn wir viel reden – sogar zu Irr­leh­rern. Wir kön­nen uns der Wahr­heit immer nur annähern.

      • Ha… habe mich selbst ertappt:
        Bei­spiel (s.o. letz­ter Absatz):
        „Im Grun­de wis­sen wir: Nur Jesus war als der Chri­stus voll­kom­men ohne Feh­ler. Wenn wir uns an ihm mes­sen, wer­den wir letzt­lich alle zu Irren­den – und wenn wir viel reden – sogar zu Irr­leh­rern. Wir kön­nen uns der Wahr­heit immer nur annähern.“
        Die­ser Satz reit­zt zum Wider­spruch, da er eigent­lich hei­ßen müsste:
        „Im Grun­de wis­sen wir: Nur Jesus war als der Chri­stus voll­kom­men ohne Feh­ler. Wenn wir uns an ihm nicht mes­sen, wer­den wir letzt­lich alle zu Irren­den – und wenn wir viel reden – sogar zu Irr­leh­rern. Wir kön­nen uns der Wahr­heit immer nur annähern.“
        Man sieht doch leicht, was ein ein­zi­ges Wort aus­ma­chen kann. Bei­de Sät­ze kön­nen als rich­tig und falsch gele­sen wer­den. Es gibt also in jedem Fal­le vie­le Leerstellen.
        Die Ein­wän­de gegen Bene­dikt sind berech­tigt. Wenn man ihn aber rich­tig ver­ste­hen will, wird man es auch…
        Bezo­gen auf das Bei­spiel der gei­sti­gen Kom­mu­ni­on wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner. Bene­dikt spricht hier fast so, als wol­le er Kas­pers Vor­schlä­ge vor­be­rei­ten. Aber Halt! Die­se Les­art ist eine Unter­stel­lung. Denn Ben­deikt hat recht, mit dem was er sagt.
        Kommt ein ‚wider­ver­hei­ra­te­tes Paar‘ wirk­lich dahin, wo Bene­dikt es sieht, erkennt es auch sei­ne Schuld. Es wird sich selbst nach 10 Jah­ren noch tren­nen und jeder wird wie­der zu sei­nem Ehe­part­ner zurückkehren.
        Bei all dem muss natür­lich geklärt wer­den, durch das zustän­di­ge Offi­zi­um, ob die Ehe wirk­lich zustan­de gekom­men war.
        Im Grun­de geht es selbst bei Kas­per nicht um einen ver­werf­li­chen Vor­schlag, die Ein­tel­fäl­le zu prü­fen, son­dern um die Aus­wir­kun­gen und eine Pra­xis, die das Lehr­amt aushebelt…

      • Erstens ist auch Maria ohne Erb­sün­de emp­fan­gen, gebo­ren und ohne per­sön­li­che Sünde!

        Zwei­tens sag­te ich es bereits:
        Das Vati­ca­num I hat was ande­res gelehrt zu dem The­ma. Zwei Kom­po­nen­ten hat der wah­re Glaube:
        Das was offen­bart ist und die natür­li­che Ver­nunft erleuch­tet im Hl. Geist.

        Genau­ig­keit und Wahr­haf­tig­keit hat nichts mit Erb­sen­zäh­le­rei zu tun, son­dern mit Respekt vor Got­tes Wort und der Leh­re der Kirche.

        Es ist auch blan­ker Unsinn, dass es unmög­lich sei, kla­re und ver­ständ­li­che, im wesent­li­chen ein­deu­ti­ge Sät­ze zu formulieren.

        Das Pro­blem ist der post­mo­der­ne Mensch: zu faul zum Den­ken, nicht mehr lese­kom­pe­tent, besetzt von dem Kri­tik­geist, der jede genau Aus­sa­ge von sich weist.
        Der heu­ti­ge Mensch hasst es, wenn etwas fest­ge­legt wird oder so oder so gilt.

        Wenn Ratz­in­ger ein­deu­tig der Kir­chen­leh­re wider­spricht – sor­ry, es ist Erb­sen­zäh­le­rei, wenn man das nicht ein­fach dann auch so aner­kennt und beim Namen nennt.

        Sie machen ja aus Schwarz weiß und umge­kehrt! I bin mir fast sicher, dass Sie sich nicht die Mühe machen, die Lehr­zeug­nis­se der Hl Kir­che über­haupt auch nur zu überfliegen.
        Wozu hat sie sie nur je geschrieben?
        Aus Erbsenzählerei-Sucht?
        Oder weil der Hl. Geist es ihr eingab?

      • Was die „gei­sti­ge Kom­mu­ni­on“ betrifft:

        Hier wird nichts unter­stellt, son­dern das ernst genom­men, was er schreibt!
        Wie soll einer gei­stig kom­mu­ni­zie­ren kön­nen, wenn er in Tod­sün­de lebt?

        Eben – das ist der Schnit­zer. Und das hat Bene­dikt nicht nur ein­mal gesagt.
        Es ist theo­lo­gisch unhaltbar!

      • @zeitschnur
        Sie haben an ande­rer Stel­le geschrie­ben – und zwar in der Form einer Fra­ge: Sinn­ge­mäß: Ja, han­delt es sich denn bei denen, die sich das Ehe­ver­spre­chen geben, um Halb­idio­ten, die nicht ver­ste­hen, was sie sagen und ver­spre­chen? Ich ant­wor­te mit einem ein­deu­ti­gen Ja.
        Ich füh­re absicht­lich kei­ne Anfüh­rungs­zei­chen an.
        Jetzt schrei­ben Sie:
        „Es ist auch blan­ker Unsinn, dass es unmög­lich sei, kla­re und ver­ständ­li­che, im wesent­li­chen ein­deu­ti­ge Sät­ze zu formulieren.
        Das Pro­blem ist der post­mo­der­ne Mensch: zu faul zum Den­ken, nicht mehr lese­kom­pe­tent, besetzt von dem Kri­tik­geist, der jede genau Aus­sa­ge von sich weist.
        Der heu­ti­ge Mensch hasst es, wenn etwas fest­ge­legt wird oder so oder so gilt.“
        Sie beschrei­ben den Men­schen als einen besetz­ten und verstopften…
        Sie sehen dabei den Men­schen mei­nes Erach­tens zu sehr als Täter denn als Opfer.
        Der post­mo­der­ne Mensch ist aber ein Mensch, der im Dun­kel der Erb­sün­de lebt. Gera­de er hat Chri­stus nötig. Kann ihn aber nicht mehr fin­den. Das rei­ne Wort und der küh­le Satz genü­gen offen­bar nicht. Dahin­ter muss das Herz der Hei­lig­keit pochen…
        Ich behaup­te ent­ge­gen ihrer idea­len Sicht auf den Men­schen: „Jawohl. Wir haben es mit Ido­ten (idos =selbst) zu tun, die aus ihrem Idi­os her­aus­ge­führt wer­den sol­len. Wenn aber selbst die Füh­rer ver­führ­te sind, kann nie­mand mehr füh­ren. Das ist doch ein­sich­tig, oder nicht?“
        Eigent­lich stim­me ich damit dem zu, was Sie sag­ten: dass es sovie­le Irr­leh­rer gibt. Dar­in hat sich mei­ne Sicht geän­dert. Das ist u.a. auch ihr Ver­dienst. Ich fin­de es gut, dass Sie kla­re Wor­te benut­zen und sich auskennen.
        Dar­um soll­ten Sie aber unter­schei­den zwi­schen dem, was gei­sti­ger­wei­se und real ange­nom­men wer­den kann. Die gei­sti­ge Kom­mu­ni­on kann nie­man­dem ver­wehrt wer­den und nie­mand kann über­prü­fen, ob sie zustan­de gekom­men ist. Die gei­sti­ge Kom­mu­ni­on wird nicht sank­tio­niert durch den Akt des geweih­ten Füh­rers, des Prie­sters. Damit bleibt sie immer zwei­fel­haft und eine Schu­le der Gewissenschärfung.
        Die Vor­aus­set­zun­gen der rea­len Kom­mu­ni­on gel­ten auch für die gei­sti­ge Kom­mu­ni­on als Maß­stab. Sie ver­weist auf den noch volie­gen­den Bruch. Hier ist etwas noch im Unkla­ren, drängt aber zur Fülle.
        Die mei­sten wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen, ich wür­de von 99% aus­ge­hen, drängt es aber gar nicht zur Kom­mu­ni­on. Damit haben sich die­se Fäl­le von selbst erle­digt, selbst abge­wen­det und selbst gerich­tet. Sie blei­ben aber Opfer und lei­den häu­fig in einem Zustand des Nicht­wis­sens (Zeit­schnü­re gewis­ser­ma­ßen ). Bei dem 1% muss man nun schau­en, wie­so sie trotz­dem kom­men und Hei­lung suchen. Vie­le sind zu stolz, ihre Ehe annu­lie­ren zu lassen.
        Ich glau­be, man bedenkt zu wenig, dass eine Ehe nur voll­wer­tig geschlos­sen ist, wenn sie unter Getauf­ten gespen­det wor­den ist. Nun lässt sich aber dar­an zwei­feln, dass die Getauf­ten tat­säch­lich im Geist erwacht sind, d.h. im Geist des Glau­bens leben.
        Der Dreh- und Angel­punkt liegt in der Ehe­vor­be­rei­tung. Dar­in liegt auch die Ver­ant­wor­tung und die Ant­wort des Scheiterns.

      • „Das rei­ne Wort und der küh­le Satz genü­gen offen­bar nicht. Dahin­ter muss das Herz der Hei­lig­keit pochen…“

        Ach, @ Pater Pio, das glau­be ich nicht! Einer­seits ist der Mensch ein Narr, und wir alle sind Toren vor Gott in unse­rem Stre­ben. Und den­noch ist der Sohn Got­tes das „rei­ne Wort“ und muss genügen!

        Ich den­ke nicht, dass auch nur irgend­ein Mensch nicht wüss­te, was er tut, wenn er als Katho­lik heiratet.

        Er will es bloß nicht mehr wissen!
        Das mein­te ich mit die­sem Sich-Sper­ren gegen alles, was klar und fest­ge­legt ist. Tau­send Wenns ud Abers wer­den ein­ge­führt, solan­ge, bis man sich selbst so ver­wirrt hat, dass man nicht mehr zu wis­sen vor­gibt, was Sache ist…

        Der Mensch war und ist immer schon erlö­sungs­be­dürf­tig. Eine from­me Erzie­hung hat nicht davor bewahrt, in schlimm­ste Sün­de zu fal­len. Sehen Sie sich unse­re Geschich­te an.

        Und dass es gera­de Reli­giö­se sind, die in schlimss­te see­li­sche Ver­zer­run­gen und in die Fall­stricke sub­ti­ler Ver­ken­nun­gen abstür­zen – wer weiß das nicht aus den eige­nen Versuchungen!

        Wir sind – in der Hin­sicht, in der wir gera­de reden – Opfer UND TÄter. Immer bei­des zugleich.

        (Es gibt zuge­spitz­te Lagen, in denen man tat­säch­lich rei­nes Opfer sein kann – das trifft aber meist so nicht zu!)

      • @zeitschnur
        Ich habe viel geschrie­ben. Aber viel­leicht haben Sie wirk­lich recht mit ihrer Annah­me, dass die Men­schen wis­sen, auf was sie sich ein­las­sen und hin­ter­her nur vor­ge­ben, sie hät­ten es nicht gewusst.
        Pau­lus mahn­te ja, dass sich nie­mand der Hei­den an sei­nem Gewis­sen vor­bei­steh­len kön­ne. War­um soll­te das also nicht genau­so für das moder­ne Hei­den­tum gelten?
        Trotz­dem sehe ich auch ein Ver­sa­gen in der Pasto­ral. Das wür­den Sie sicher­lich auch unter­schrei­ben, da Sie mit sehr viel Kri­tik und oft­mals Ableh­nung- wie ja alle Leser hier – auf das II. Vati­ka­num und sei­ne Fol­gen schauen.
        Sie schrie­ben an ande­rer Stel­le: „Es ist zu spät.“ Mög­li­cher­wei­se bin ich ein Träu­mer, wenn ich bis­her glaub­te, man kön­ne über die Sexu­al­mo­ral Men­schen bekeh­ren. Nein, das geht wohl nicht.
        Denn sie ist wirk­lich das erste (der Moti­va­ti­on nach, die längst nicht mehr auf Chri­stus schaut) und damt noch mehr das letz­te in der zer­ris­se­nen Ket­te des Glaubens.
        Ich habe es sel­ber eine zeit­lang unter Jugend­li­chen ver­sucht. Alle leb­ten im Alter von 15–17 Jah­ren mit Part­nern in Ver­hält­nis­sen. Sie konn­ten oder woll­ten die Leh­re der Kir­che nicht ver­ste­hen, gin­gen auch sonn­tags nicht zum Got­tes­dienst. Ich wuss­te gar nicht, wo anset­zen… Ich habe es mit den Aus­wir­kun­gen ver­sucht, wie z.B. dem Auf­zei­gen der hohen Abtrei­bungs­zah­len… Doch sie schau­ten mich an wie ein Auto.
        Der Theo­lo­ge und Reli­gi­ons­leh­rer DrDr. Peter Egger berich­tet zwar, er habe die Schü­ler dahin gebracht, völ­lig umzu­den­ken und eine noch rigi­de­re Moral zu for­dern, als sie das Lehr­amt lehrt; jedoch waren das nicht auch nur Lip­pen­be­kennt­nis­se gegen­über einer Lehr­per­son mit Auto­ri­tät? Solan­ge die Gesell­schaft den Sit­ten­ver­fall als das Nor­ma­le för­dert und Päd­ago­gen bestraft wer­den, die eine kla­re Spra­che spre­chen (ich erin­ne­re an den Leh­rer, der sus­pen­diert wur­de, weil er ‚Silent Scream zeig­te‘) hat man kaum noch eine ande­re Chan­ce als das Gebet. Wir kom­men so weit zu sagen: Wir haben den Kar­ren so tief in den Dreck gefah­ren, dass es kein her­aus mehr gibt aus der gegen­wär­ti­gen Mise­re. Alles liegt somit in Got­tes Hand.
        Auch theo­lo­gi­sche Bücher, die in guter Absicht geschrie­ben wer­den, wer­den höch­stens von eini­gen weni­gen Theo­lo­gie­in­ter­es­sier­ten zur Kennt­nis genom­men. Die Mil­lio­nen ande­ren schau­en lie­ber den Tat­ort oder lesen ein Buch a la Rosa­mun­de Pilcher.

      • @ Pater Pio

        Ja, ich den­ke auch, dass die Pasto­ral total ver­sagt hat! Und sie hat ver­sagt, weil zuvor die Theo­lo­gie ver­sagt hat und die Leh­re der Kir­che total auf­ge­weicht oder sogar per­ver­tiert hat.
        Das muss aber auch schon vor der Lehr­ver­zer­rung durch das Kon­zil pas­siert sein – anders kann man sich bereits die lau­ten Kla­gen des 19. Jh nicht erklären.
        Das 6. Gebot – das wur­de auch frü­her gebro­chen – trotz „gesun­der Leh­re“! Auch Pau­lus schreibt davon… Ein Blick in die Lebens­wei­se unse­rer Ari­sto­kra­tie, der christ­li­chen Ari­sto­kra­tie (!), die von man­chen Katho­li­ken so absurd ange­him­melt wird, müss­te einem eigent­lich jede Illu­si­on dar­über rauben.
        Sexu­el­le Ent­hem­mung ist eine Fra­ge des Gel­des, des Wohl­stan­des und der recht­li­chen Frei­stel­lung. Trau­rig aber wahr. Katho­li­sche Dop­pel­mo­ral ist so alt wie die Kirche!

        Den­ken Sie, die huren­den Mon­ar­chen der älte­ren Zei­ten wuss­ten nicht, was sie tun?
        Kann es sein, dass heu­te einer vor dem Altar ewi­ge Treue gelobt und den Segen Got­tes erbit­tet, und her­nach nicht mehr weiß, dass er das getan hat?!
        Sie sagen es selbst: es ist unmög­lich, dass einer das nicht mehr weiß – Pasto­ral hin oder her!

        Die Pasto­ral ist Unter­stüt­zung, aber sie hat auch frü­her Per­ver­sio­nen geför­dert – das soll­te man nicht beschö­ni­gen. Es war wohl immer ein Unter­schied in Theo­rie und Praxis.
        Heu­te aber ist lei­der auch die Theo­rie zu gro­ßen Tei­len verdorben.
        Solan­ge aber der Ehe­ri­tus noch so ist wie er ist, muss ein nicht gestör­ter und nor­mal intel­li­gen­ter Mensch wis­sen, was er tut, wenn er katho­lisch heiratet!

      • das Pro­blem ist, dass das Pro­blem auf einer ande­ren Ebe­ne liegt.
        Der nor­mal Mensch der sich gera­de katho­lisch ver­hei­ra­tet weil was er tut, aber er glaubt nicht daran.
        Er glaubt, wenn er denn glaubt an so ne Art Well­ness­gott, der die Sakra­men­te gestif­tet hat als so ne Art Bon­bon mit Geling­ga­ran­tie für alle Lebenslagen.
        Des­halb hat man kei­ner­lei Pro­ble­me damit, sich eben nicht an das laut und deut­lich vor Gott gege­be­ne Ver­spre­chen zu hal­ten, egal ob es sich um Ordens­ge­lüb­de, Zöli­bats­ver­spre­chen oder Ehe­ver­spre­chen han­delt, wenn es denn schwie­rig wird.
        Ist man doch, wenn man denn an einen Gott über­haupt glaubt, der Ansicht, dass es eben auf­grund der auf­ge­tre­te­nen Schwie­rig­kei­ten, Gott ist, der sei­ne Geling­ga­ran­tie nicht ein­ge­hal­ten hat, und man des­halb sei­nen Anteil auch nicht hal­ten muss.

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