Die Cristeros – Heute gedenkt die Kirche der mexikanischen Märtyrer


Hinrichtung eines Cristero
Tod eines Cri­ste­ro: Pater Miguel Pro SJ, Gebet vor der Hinrichtung

(Rom/­Me­xi­ko-Stadt) Heu­te erin­nert die Kir­che an die hei­li­gen mexi­ka­ni­schen Mär­ty­rer, die lie­ber ihr Leben gaben, als Chri­stus zu ver­leug­nen. Die katho­li­sche Kir­che gedenkt heu­te des Prie­sters Don Cri­sto­bal Magalla­nes Jara und sei­ner 25 Gefähr­ten, die 1927 von der frei­mau­re­risch geführ­ten Regie­rung hin­ge­rich­tet wurden.

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Don Cri­sto­bal wur­de am 30. Juli 1869 in Tota­ti­che gebo­ren. Er war ein ein­fa­cher Prie­ster und Mis­sio­nar unter den Hui­cho­len, einem Indio-Volk im Nord­we­sten Zen­tral­me­xi­kos. Dort übte er mit gro­ßem Ein­satz sein Apo­sto­lat aus, beson­ders unter der Jugend, in der er zahl­rei­che Prie­ster- und Ordens­be­ru­fun­gen för­dern konn­te. Als das Semi­nar von Gua­d­a­la­ja­ra geschlos­sen wur­de, grün­de­te er ein neu­es. So sehr sich die staat­li­che Ver­fol­gung auch ver­schärf­te: Don Cri­sto­bal gab nicht auf. Gera­de wegen sei­nes uner­schüt­ter­li­chen Durch­hal­te­ver­mö­gens wur­de er zum Sym­bol für die ver­folg­te Kir­che. Des­halb muß­te er ster­ben. Am 25. Mai 1927 wur­de Don Cri­sto­bal von einem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do auf Befehl der mexi­ka­ni­schen Regie­rung an die Wand gestellt und erschos­sen. Papst Johan­nes Paul II. sprach ihn 2000 zusam­men mit 25 Gefähr­ten heilig.

Cristeros, ein unbekanntes Kapitel der Christenverfolgung

Hinrichtung eines Cristero: P. Miguel Pro SJ breitet in Nachahmung Christi seine Arme aus und rief "Viva Cristo rey"
Tod eines Cri­ste­ro: P. Miguel Pro SJ brei­te­te in Nach­ah­mung Chri­sti sei­ne Arme aus und rief „Viva Cri­sto Rey“

Die Geschich­te der mexi­ka­ni­schen Cri­ste­ros ist die Geschich­te vie­ler ein­fa­cher Men­schen, die durch ihren Glau­ben zu Hel­den wur­den. Sie haben ein leuch­ten­des Kapi­tel der Kir­chen­ge­schich­te geschrie­ben, das aus ver­schie­de­nen Grün­den kaum bekannt ist und offen­bar in der Qua­ran­tä­ne blei­ben soll, weil ihre Geg­ner von damals noch immer mäch­tig sind.

Die Hei­lig­spre­chung von Don Cri­sto­bal war Anstoß für den Spiel­film Cri­stia­da (For Grea­ter Glo­ry), der erst­mals die Auf­merk­sam­keit auf die­ses Kapi­tel der Chri­sten­ver­fol­gung lenk­te. Ein Film, des­sen Aus­strah­lung seit­her nach Kräf­ten behin­dert wird.

Das Ver­dienst von Cri­stia­da ist es, die­ses unbe­kann­te Kapi­tel der Geschich­te, den Auf­stand des katho­li­schen Vol­kes gegen unge­rech­te Geset­ze der mexi­ka­ni­schen Regie­rung in den 1920er Jah­ren zu erzäh­len. Die ein­schnei­den­den Ein­schrän­kun­gen der Reli­gi­ons­frei­heit hat­ten bereits 1914 begon­nen. Die libe­ra­le, von Frei­mau­rern geführ­te Regie­rung begann den Kle­rus zu ver­fol­gen und die freie Reli­gi­ons­aus­übung einzuschränken.

„El Turco“ verbot jede öffentliche Religionsausübung

Mit dem 14. März 1926 erreich­te die Unter­drückung durch die von Staats­prä­si­dent Plut­ar­co Elà­a Cal­lés geführ­te Regie­rung ihren Höhe­punkt. Cal­lés, genannt El Tur­co (Der Tür­ke), mit höch­sten Ehrun­gen der Frei­mau­rer­lo­gen aus­ge­zeich­net, war ein sowjet­freund­li­cher Revo­lu­tio­när, und das in einem zu 95 Pro­zent katho­li­schen Land. Er ließ alle aus­län­di­schen Prie­ster des Lan­des ver­wei­sen, schloß alle katho­li­schen Schu­len, Kran­ken­häu­ser, Wai­sen- und Kin­der­an­stal­ten, Wohl­fahrts­ein­rich­tun­gen, Armen­aus­spei­sun­gen und natür­lich alle Prie­ster­se­mi­na­re. Die Semi­na­ri­sten wur­den gefan­gen­ge­nom­men und depor­tiert. Prie­ster und Ordens­leu­te durf­ten nicht mehr als sol­che kennt­lich sein.

Cal­lés hob zahl­rei­che Diö­ze­sen auf und ver­bot jeg­li­che Form öffent­li­cher Reli­gi­ons­aus­übung. Selbst ein Kreuz­zei­chen in der Öffent­lich­keit konn­te ris­kant wer­den. Die Ver­drän­gung der Reli­gi­on aus dem öffent­li­chen Raum setz­te mit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on ein.

Cristiada, der Film, der nicht gezeigt wird

Hinrichtung eines Cristero: Der Gnadenschuß für P. Miguel Pro SJ3
Tod eines Cri­ste­ro: Der Gna­den­schuß für P. Miguel Pro SJ

Der Film von Dean Wright beginnt sei­nen Erzähl­strang an die­ser Stel­le und schil­dert, was in den fol­gen­den drei Jah­ren geschah. Es ist die Geschich­te einer Eli­te von Intel­lek­tu­el­len, Prie­stern und Lai­en, die am 14. März 1925 nach unzäh­li­gen Bemü­hun­gen, mit dem Staats­prä­si­den­ten eine akzep­ta­ble Eini­gung zu fin­den und ihn von sei­nem radi­ka­len kir­chen­feind­li­chen Kurs abzu­brin­gen, die Natio­na­le Liga zur Ver­tei­di­gung der Reli­gi­ons­frei­heit gründete.

Die Liga ent­wickel­te neue Stra­te­gien, um sich gewalt­frei den neu­en Geset­zen zu wider­set­zen. Zuerst mit einer Peti­ti­on, dann mit einem Boy­kott der Ban­ken und aller staat­li­chen Pro­duk­te. Die Stra­te­gie war so erfolg­reich, daß die Bank von Tam­pi­co und die Eng­li­sche Bank in Kon­kurs gin­gen. Die Gewalt­tä­tig­keit von Cal­lés und der mexi­ka­ni­schen Armee konn­te dadurch nicht gestoppt werden.

Da kam es zum Auf­stand und ein gan­zes Volk stell­te sich an die Sei­te die­ser katho­li­schen Eli­te, ein Volk, das nichts ande­res for­der­te, als wei­ter­hin sei­nen Glau­ben leben und beken­nen zu kön­nen. Das ist der Film, der auf zahl­rei­chen histo­ri­schen Fak­ten beruht. Bau­ern, Land­ar­bei­ter, Hand­wer­ker, die anfangs mehr mit Knüp­pel und Sen­sen bewaff­net waren als mit Geweh­ren, gelang, was anfangs nie­mand für mög­lich gehal­ten hät­te: sie konn­ten den orga­ni­sier­ten und aus­ge­bil­de­ten Regie­rungs­trup­pen die Stirn bieten.

„Viva Cristo Rey“ Schlachtruf, Motto und Bekenntnis der Cristeros

Das Heer der Cri­ste­ros war ein ganz unge­wöhn­li­ches Heer, ent­stan­den aus einer Not­si­tua­ti­on, das in vie­lem an katho­li­sche Volks­er­he­bun­gen gegen den Ter­ror der Jako­bi­ner und die Napo­leo­ni­sche Herr­schaft in Euro­pa erin­nert von Frank­reich über Ita­li­en, Spa­ni­en und mit dem Tiro­ler Ober­kom­man­dan­ten Andre­as Hofer bis in den deut­schen Sprach­raum hin­ein. Bewaff­net mit Pisto­len und Kreu­zen, stürz­ten sich die Cri­ste­ros mit dem Ruf „Viva Cri­sto Rey“ (Es lebe Chri­stus König) in den Kampf. Ein Schlacht­ruf, der neben der Mut­ter­got­tes von Gua­d­a­lu­pe ihre Fah­nen zier­te. Daher auch ihr Name Cri­ste­ros.

Die Histo­ri­ker berich­ten, daß die­se Waf­fen­trä­ger eines uner­schüt­ter­li­chen Glau­bens zwi­schen einer Schlacht und der ande­ren die Hei­li­ge Mes­se fei­er­ten und die Beich­te ableg­ten. Selbst die Schich­ten der Wach­mann­schaf­ten und ande­rer Dien­ste waren so ein­ge­teilt, daß jeder täg­lich eucha­ri­sti­sche Anbe­tung hal­ten konn­te. Unmit­tel­bar vor dem Kampf bekreu­zig­ten sich die Cri­ste­ros mit der Auf­for­de­rung: „Beten wir für uns und für sie“, ihre Gegner.

Die Cristeros gehorchten Rom und legten widerwillig die Waffen nieder – sie ahnten das Morden

Das war der ent­schei­den­de Unter­schied, der die Cri­ste­ros von den libe­ra­len und damals phi­lo­so­wje­ti­schen Frei­mau­rern unter­schied, so wie er hun­dert Jah­re zuvor die Katho­li­ken von den Jako­bi­nern unter­schied: Sie kämpf­ten nicht gegen ein Regime, um ein ande­res Regime auf­zu­zwin­gen. Sie kämpf­ten kei­nen revo­lu­tio­nä­ren Kampf, um die Macht­ha­ber zu stür­zen und an deren Stel­le zu tre­ten. Sie kämpf­ten einen Kampf, um wei­ter­hin öffent­lich beken­nen zu kön­nen, was sie waren: Katho­li­ken. Aus die­sem Grund leg­ten sie 1929 in Gehor­sam gegen­über Rom, aber wider­wil­lig die Waf­fen nie­der, als ein Waf­fen­still­stands­ab­kom­men unter­zeich­net wur­de, weil sie genau wuß­ten, daß die Regie­rung sie ver­fol­gen, an die Wand stel­len oder am näch­sten Strom­ma­sten auf­hän­gen wür­de. Und so kam es auch. Die Grau­sam­keit der in blu­ti­ger Rach­sucht ent­lang der Frei­lei­tun­gen auf­ge­knüpf­ten Cri­ste­ros wird mit der Nie­der­schla­gung des Spar­ta­kus-Auf­stan­des durch Mar­cus Lici­ni­us Cras­sus verglichen.

Der Tabubruch Benedikts XVI. – „Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen“

Jose Sanchez del Rio
Jose Sanchez del Rio

Im Film wird José Luis Sán­chez del Rio gezeigt, der mit 14 Jah­ren zum Fah­nen­trä­ger der Cri­ste­ros wur­de. Von Regie­rungs­trup­pen gefan­gen­ge­nom­men und gefol­tert, wei­ger­te er sich stand­haft die Wor­te „Muer­te a Cri­sto Rey“ zu wie­der­ho­len, mit denen man ihm Leben und Frei­heit ver­spro­chen hat­te. Am 10. Febru­ar 1928 wur­de er von einem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do erschos­sen. Er starb mit dem Ruf „Via Cri­sto Rey“. 2005 erfolg­te im Auf­trag von Papst Bene­dikt XVI. in Gua­d­a­la­ja­ra sei­ne Selig­spre­chung zusam­men mit zwölf wei­te­ren Mär­ty­rern, in jener Stadt, in der die Chri­sten­ver­fol­gung am bru­tal­sten wütete.

Bei sei­nem Besuch in Gua­d­a­la­ja­ra 2012 voll­zog Bene­dikt XVI. den Tabu­bruch und sprach öffent­lich den in Mexi­ko offi­zi­ell so lan­ge ver­pön­ten Schlacht­ruf der Cri­ste­ros aus, ihr Glau­bens­be­kennt­nis „Viva Cri­sto Rey“. Ver­pönt, weil die Nach­fol­ger Cal­lés Mexi­ko bis Ende des 20. Jahr­hun­derts durch die fak­ti­sche Ein­heits­par­tei Part­ido Revo­lu­cio­na­rio Insti­tu­cio­nal (PRI), Mit­glied der Sozia­li­sti­schen Inter­na­tio­na­le, beherrsch­ten.

Ter­tul­li­an schrieb: „Das Blut der Mär­ty­rer, ist der Same für neue Chri­sten“. Heu­te besteht in Guda­la­ja­ra das größ­te Prie­ster­se­mi­nar der Welt mit mehr als 1.200 Semi­na­ri­sten, die sich auf das Prie­ster­tum vor­be­rei­ten. Im Juni 2012 wur­de in der Semi­nar­kir­che erst­mals wie­der die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zele­briert. Mehr als 300 Semi­na­ri­sten nah­men dar­an teil.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi/

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10 Kommentare

  1. Der Hei­li­ge Stuhl war es, der die­sen Auf­stand letzt­end­lich nie­der­schlug. Katho­li­sches hat­te ja selbst vor eini­gen Jah­ren dar­über berich­tet: https://​www​.katho​li​sches​.info/​2​0​1​1​/​1​2​/​2​0​/​m​e​x​i​k​o​-​1​9​3​1​-​d​e​r​-​a​u​f​s​t​a​n​d​-​d​e​r​-​c​r​i​s​t​e​r​o​s​-​e​i​n​-​w​o​r​t​b​r​u​c​h​i​g​e​r​-​s​t​a​a​t​-​d​e​r​-​v​a​t​i​k​a​n​-​u​n​d​-​d​e​r​-​g​e​r​e​c​h​t​e​-​k​r​i​eg/

    „Der neue Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Eug­neio Pacel­li been­de­te die Dis­kus­si­on, indem er sich zur Gän­ze die ihm von Papst Pius XI. weni­ge Stun­den zuvor emp­foh­le­ne Posi­ti­on zu eigen machte:

    „Der Hei­li­ge Stuhl kann nur all jene, die die Rech­te Got­tes und der Reli­gi­on ver­tei­di­gen seg­nen und ermu­ti­gen; unter den der­zei­ti­gen Umstän­den kann sie jedoch den bewaff­ne­ten Kampf weder erlau­ben noch ermu­ti­gen. Unter den der­zei­ti­gen Umstän­den: denn, wenn wir die Geschich­te betrach­ten, dann haben die Päp­ste mehr­fach die äuße­ren und inne­ren Kreuz­zü­ge, wie die Krie­ge gegen die Tür­ken und die Häre­ti­ker nicht nur erlaubt, son­dern auch geför­dert. Es ist wahr, daß man auch die Zivi­li­sa­ti­on ver­tei­dig­te, aber Pius V., der die Schlacht von Lepan­to gewann, ist jener, der für den Krieg gegen die Tür­ken das getan hat, was Pius IV. für das Kon­zil von Tri­ent getan hat­te. Aber unter den der­zei­ti­gen Umstän­den kann der Hei­li­ge Stuhl weder erlau­ben noch ermu­ti­gen, wir wol­len nicht sagen miß­bil­li­gen. Im übri­gen: Zusam­men­schluß, jeden nur mög­li­chen Zusam­men­schluß in der Ver­schie­den­heit der Bedin­gun­gen. Und die Katho­li­sche Akti­on aus­bau­en und nüt­zen, die sich statt mit Schwert und Mus­ke­te zu bewaff­nen, mit den Waf­fen des Apo­sto­lats bewaff­nen soll.““

    • Den­noch die quä­len­de Fra­ge: Der Vati­kan äußer­te im Grun­de Miss­bil­li­gung der Cristero-Aktion.

      Wenn ich das Argu­ment des spä­te­ren Pius XII. im Gehor­sam gegen­über Pius XI. recht ver­ste­he, miß­bil­lig­te der Vati­kan den Auf­stand deswegen:

      Bei Kreuz­zü­gen älte­rer Zeit sei es direkt und aus­schließ­lich um das Auf­recht­hal­ten des Glau­bens gegan­gen. Pacel­li unter­schei­det davon den Kampf um eine kul­tu­rel­le christ­li­che Ord­nung. Letz­te­res hält er doch offen­bar für ille­gi­tim und emp­fiehlt daher aus­schließ­lich den Kampf mit gei­sti­gen Waffen.

      Ich habe den Unter­schied aber nicht ganz begrif­fen: Wenn die Kir­che z.B. in Kreuz­zü­gen gegen die Albi­gen­ser vor­ging – was ist dar­an anders als der Auf­stand der Cristeros?

      Viel­leicht kann mir jemand eine Ant­wort geben oder mit dar­über nachdenken.

      Das sind für mich quä­len­de Fra­gen, an denen ich auch schon beim Arti­kel über Töhö­töm Nagy her­um­bei­ße – hier ging etwas vor in Rom, das ich nicht genau ver­ste­he, es ist unlo­gisch bzw. von einem Bruch gezeich­net. Aber der Bruch ist kein glat­ter, son­dern ein kom­pli­zier­ter Bruch!

      • Viel­leicht woll­te der Vati­kan kei­nen mili­tan­ten Auf­stand und sah die Gefahr einer Eska­la­ti­on. Oder man hat­te irgend­wel­che nicht­of­fi­zi­el­le Abma­chun­gen. Das ist von Außen schwer zu beur­tei­len. Ich weiß dar­über nichts.

      • Ich kann da auch nicht kon­kret wei­ter­hel­fen, weil ich dazu u.a. die Lan­des- und Kir­chen­ge­schich­te bes­ser ken­nen müss­te, was nicht der Fall ist.
        Ich kann aber sagen, wie ich vor­ge­hen wür­de, um mir ein Urteil zu bilden.
        Ich wür­de fra­gen: wie war es „in einem zu 95 Pro­zent katho­li­schen Land“ mög­lich, dass ein Frei­mau­rer­freund und sowjet­freund­li­cher Revo­lu­tio­när Staats­prä­si­dent wur­de? Dazu muss man m.E. zuerst beant­wor­ten, wie­so ein Frei­mau­rer­freund und sowjet­freund­li­cher Revo­lu­tio­när römi­scher Katho­lik sein kann, denn das war Plut­ar­co Elía Callés zeitlebens!
        Kommt uns das nicht bekannt vor?
        Blut­be­su­del­te Dik­ta­to­ren des 20. Jahr­hun­derts, die Zeit ihres Lebens römi­sche Katho­li­ken waren und blie­ben? Es sind nicht ein oder zwei berüch­tig­te Namen, es sind vie­le Namen.
        Und kommt es uns nicht wie­der bekannt vor, wenn wir den­ken an die Mit­wir­kung der öster­rei­chi­schen katho­li­schen Kir­che am staat­li­chen Abtrei­bungs­sy­stem, an die Kapi­tals­mehr­heit der deut­schen Bischö­fe am Welt­bild­ver­lag mit sei­nem zum Teil unchrist­li­chen und unsitt­li­chen Sor­ti­ment, usw. usf.
        Wie ist es mög­lich, dass Ober­ste Rich­ter, römisch-katho­lisch, Absol­ven­ten katho­li­scher Eli­te­schu­len, Homo­ge­set­ze legi­ti­mie­ren? Dass römisch-katho­li­sche Homo­sex- und Abtrei­bungs­po­li­ti­ker von Bischö­fen und Kar­di­nä­len öffent­lich die hei­li­ge Kom­mu­ni­on empfangen?
        Ich wür­de aber wei­ter zurück­ge­hen und wür­de fra­gen: wie war es mög­lich, dass Kai­ser Kon­stan­tin, noch nicht getauft und noch immer heid­ni­scher Pon­ti­fex Maxi­mus des Impe­ri­um Roma­num, dem Kon­zil von Niz­äa prä­si­die­ren konnte?

      • die Sache mit dem Chri­ste­ros Auf­stand ist ganz ein­fach: man hat den Papst her­ein­ge­legt, indem die schon ver­lo­ren haben­de Regie­rung dem Papst alles mög­li­che zusag­te, an das sie sich nie gehal­ten haben.
        Die Chri­ste­ros haben aus Gehor­sam die Waf­fen nie­der­ge­legt mit der Fol­ge, dass man sie rei­hen­wei­se an den Later­nen­pfo­sten aufknüpfte.
        Ob Rom wenig­stens auf diplo­ma­ti­schem Weg ver­such­te die mex. Regie­rung dar­an zu erin­nern was sie alles ver­spro­chen hat­te, ist mit nicht bekannt.
        Hier bin ich mit Ihnen einer Mei­nung, Frau Zeit­schnur, etwas ist da hoch­gra­dig schief gelau­fen, man könn­te es so ausdrücken.
        Zuerst lie­fer­te Rom die Chri­ste­ros ihren Fein­den aus, um sie mit einem gro­ßen zeit­li­chen Abstand danach hei­lig zu sprechen.….…
        Par­al­le­len drän­ge sich auf, leider!
        Nur ist die Sache so, dass die Kir­che in Mexi­ko lebt!

      • @ Leo Lämmlein

        Ja sicher – die Fra­gen kann man sich beant­wor­ten – aber ich ver­ste­he nicht, wenn Mexi­ko zu 95% katho­lisch ist, wie so die „Umstän­de“, von denen Pius XI. und Pacel­li spre­chen, so anders sein sol­len als zur Zeit mit­tel­al­ter­li­cher Ketzereroberungen.
        War­um damals mit Feu­er und Schwert, heu­te aber nicht?

        Wie gesagt – es waren hier Päp­ste, die die­se wider­sin­ni­gen Argu­men­te aufbrachten.

        @ Jeann d’Arc

        Ich hät­te Ver­ständ­nis, wenn man kon­se­quent sagt: Eccle­sia abhor­ret san­gui­ne – das ent­sprä­che ja auch tat­säch­lich der Leh­re der Schrift mehr als alles ande­re (Petrus und Malch­us… „Wer das Schwert führt, wird durch das Schwert umkommen!“).

        Pacel­li recht­fer­tigt aber bru­ta­le Kreuz­zü­ge älte­rer Zeit und miss­bil­ligt ver­gleich­ba­re „Kreuz­zü­ge“ jetzt – das passt nicht zusammen.

        Ich ver­steh es nicht.

      • Ein wei­te­rer zu berück­sich­ti­gen­der Gesichts­punkt für die Ursa­chen­for­schung ist mE die sozia­le Lage damals. Lei­der waren in der Ver­gan­gen­heit gera­de die katho­li­schen Staa­ten sozi­al am rück­stän­dig­sten, Alpha­be­ti­sie­rung, Bil­dungs­grad, sozia­le Gegen­sät­ze zwi­schen arm und reich, Aus­beu­tung, Unter­drückung, … – ein Nähr­bo­den für Sozi­al­re­vo­lu­tio­nä­re und Demagogen.

  2. @Zeitschnur:
    die Ant­wort haben Sie sich doch schon in Ihrem eige­nen blog­spot unter dem Bei­trag „Das ver­schwun­de­ne Opfer“ selbst gegeben !
    Hoch­in­ter­es­sant übri­gens und sehr erhellend,ich sehe das ähnlich.
    Genau so wie Jesus Chri­stus gekreu­zigt wer­den MUSSTE so muß nun der Abfall kom­men und die Hin­weg­nah­me des Messopfers.
    Die Hin­weg­nah­me des „Fel­sens“ ist ja nun auch gesche­hen mit dem Rück­tritt von Benedikt.
    Der Rest ist Theater,wie Sie ja selbst ausführten.
    Wenn man das kon­se­quent zu Ende denkt,dann ist es somit auch egal,wer wie und wo zum „Abend­mahl“ oder wie auch immer man das „fal­sche“ Opfer nen­nen will,geht.
    Zum Schluß wird nur der wah­re und feste Glau­be allein retten.
    Das wir nun in die­ser End­pha­se sind,dürfte wohl jedem klar sein.
    Die Glau­bens­er­neue­rung unter einem „jungen,strengen Papst“ wie von eini­gen christ­li­chen Visio­nä­ren gese­hen wird nicht ( mehr) kommen.
    Nicht weil die Visio­nä­re Fal­sches berich­te­ten oder gar gelo­gen haben son­dern weil die For­de­run­gen von Fati­ma nicht erfüllt wurden!!
    Das wäre eine Wen­de gewesen,denn dann hät­te die rus­si­sche Okto­ber­re­vo­lu­ti­on nicht statt­ge­fun­den und am Ende auch der 2.Weltkrieg nicht.
    Aber nun kann sich das Reich des Anti­christ unge­hin­dert ausbreiten,beten wir,das es nicht zu lan­ge dauert!!

    • Die Okto­ber­re­vo­lu­ti­on und Fati­ma waren aber zeit­gleich und es ging eher dar­um, den 2. WK zu ver­hin­dern, wenn ich das rich­tig in Erin­ne­rung habe. Das aber nur am Rande.

      Klar, man kann von Fati­ma her sagen: schon Pius XI. und Pius XII. sind bereits gestrau­chelt, viel­leicht auch in man­chen Punk­ten Pius X., des­sen Ein­grif­fe in man­ches kei­nes­wegs tra­di­ti­ons­ge­recht gewe­sen sein sol­len, wenn man der Dar­stel­lung bei Hubert Jedin glau­ben will. Wäh­rend Leo XIII. im prin­zip durch die För­de­rung des Rosen­kran­zes und die Öff­nung für man­che Zeit­be­we­gun­gen eher eine ech­te Vor­be­rei­tung auf Fati­ma war.

      Das ist jedoch sehr spe­ku­la­tiv und ich habe bei die­sen Argu­men­ten zu wenig Boden unter den Füßen.

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