Die Cristeros – Heute gedenkt die Kirche der mexikanischen Märtyrer


Hinrichtung eines Cristero
Tod eines Cri­ste­ro: Pater Miguel Pro SJ, Gebet vor der Hinrichtung

(Rom/­Me­xi­ko-Stadt) Heu­te erin­nert die Kir­che an die hei­li­gen mexi­ka­ni­schen Mär­ty­rer, die lie­ber ihr Leben gaben, als Chri­stus zu ver­leug­nen. Die katho­li­sche Kir­che gedenkt heu­te des Prie­sters Don Cri­sto­bal Magalla­nes Jara und sei­ner 25 Gefähr­ten, die 1927 von der frei­mau­re­risch geführ­ten Regie­rung hin­ge­rich­tet wurden.

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Don Cri­sto­bal wur­de am 30. Juli 1869 in Tota­ti­che gebo­ren. Er war ein ein­fa­cher Prie­ster und Mis­sio­nar unter den Hui­cho­len, einem Indio-Volk im Nord­we­sten Zen­tral­me­xi­kos. Dort übte er mit gro­ßem Ein­satz sein Apo­sto­lat aus, beson­ders unter der Jugend, in der er zahl­rei­che Prie­ster- und Ordens­be­ru­fun­gen för­dern konn­te. Als das Semi­nar von Gua­d­a­la­ja­ra geschlos­sen wur­de, grün­de­te er ein neu­es. So sehr sich die staat­li­che Ver­fol­gung auch ver­schärf­te: Don Cri­sto­bal gab nicht auf. Gera­de wegen sei­nes uner­schüt­ter­li­chen Durch­hal­te­ver­mö­gens wur­de er zum Sym­bol für die ver­folg­te Kir­che. Des­halb muß­te er ster­ben. Am 25. Mai 1927 wur­de Don Cri­sto­bal von einem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do auf Befehl der mexi­ka­ni­schen Regie­rung an die Wand gestellt und erschos­sen. Papst Johan­nes Paul II. sprach ihn 2000 zusam­men mit 25 Gefähr­ten heilig.

Cristeros, ein unbekanntes Kapitel der Christenverfolgung

Hinrichtung eines Cristero: P. Miguel Pro SJ breitet in Nachahmung Christi seine Arme aus und rief "Viva Cristo rey"
Tod eines Cri­ste­ro: P. Miguel Pro SJ brei­te­te in Nach­ah­mung Chri­sti sei­ne Arme aus und rief „Viva Cri­sto Rey“

Die Geschich­te der mexi­ka­ni­schen Cri­ste­ros ist die Geschich­te vie­ler ein­fa­cher Men­schen, die durch ihren Glau­ben zu Hel­den wur­den. Sie haben ein leuch­ten­des Kapi­tel der Kir­chen­ge­schich­te geschrie­ben, das aus ver­schie­de­nen Grün­den kaum bekannt ist und offen­bar in der Qua­ran­tä­ne blei­ben soll, weil ihre Geg­ner von damals noch immer mäch­tig sind.

Die Hei­lig­spre­chung von Don Cri­sto­bal war Anstoß für den Spiel­film Cri­stia­da (For Grea­ter Glo­ry), der erst­mals die Auf­merk­sam­keit auf die­ses Kapi­tel der Chri­sten­ver­fol­gung lenk­te. Ein Film, des­sen Aus­strah­lung seit­her nach Kräf­ten behin­dert wird.

Das Ver­dienst von Cri­stia­da ist es, die­ses unbe­kann­te Kapi­tel der Geschich­te, den Auf­stand des katho­li­schen Vol­kes gegen unge­rech­te Geset­ze der mexi­ka­ni­schen Regie­rung in den 1920er Jah­ren zu erzäh­len. Die ein­schnei­den­den Ein­schrän­kun­gen der Reli­gi­ons­frei­heit hat­ten bereits 1914 begon­nen. Die libe­ra­le, von Frei­mau­rern geführ­te Regie­rung begann den Kle­rus zu ver­fol­gen und die freie Reli­gi­ons­aus­übung einzuschränken.

„El Turco“ verbot jede öffentliche Religionsausübung

Mit dem 14. März 1926 erreich­te die Unter­drückung durch die von Staats­prä­si­dent Plut­ar­co Elà­a Cal­lés geführ­te Regie­rung ihren Höhe­punkt. Cal­lés, genannt El Tur­co (Der Tür­ke), mit höch­sten Ehrun­gen der Frei­mau­rer­lo­gen aus­ge­zeich­net, war ein sowjet­freund­li­cher Revo­lu­tio­när, und das in einem zu 95 Pro­zent katho­li­schen Land. Er ließ alle aus­län­di­schen Prie­ster des Lan­des ver­wei­sen, schloß alle katho­li­schen Schu­len, Kran­ken­häu­ser, Wai­sen- und Kin­der­an­stal­ten, Wohl­fahrts­ein­rich­tun­gen, Armen­aus­spei­sun­gen und natür­lich alle Prie­ster­se­mi­na­re. Die Semi­na­ri­sten wur­den gefan­gen­ge­nom­men und depor­tiert. Prie­ster und Ordens­leu­te durf­ten nicht mehr als sol­che kennt­lich sein.

Cal­lés hob zahl­rei­che Diö­ze­sen auf und ver­bot jeg­li­che Form öffent­li­cher Reli­gi­ons­aus­übung. Selbst ein Kreuz­zei­chen in der Öffent­lich­keit konn­te ris­kant wer­den. Die Ver­drän­gung der Reli­gi­on aus dem öffent­li­chen Raum setz­te mit der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on ein.

Cristiada, der Film, der nicht gezeigt wird

Hinrichtung eines Cristero: Der Gnadenschuß für P. Miguel Pro SJ3
Tod eines Cri­ste­ro: Der Gna­den­schuß für P. Miguel Pro SJ

Der Film von Dean Wright beginnt sei­nen Erzähl­strang an die­ser Stel­le und schil­dert, was in den fol­gen­den drei Jah­ren geschah. Es ist die Geschich­te einer Eli­te von Intel­lek­tu­el­len, Prie­stern und Lai­en, die am 14. März 1925 nach unzäh­li­gen Bemü­hun­gen, mit dem Staats­prä­si­den­ten eine akzep­ta­ble Eini­gung zu fin­den und ihn von sei­nem radi­ka­len kir­chen­feind­li­chen Kurs abzu­brin­gen, die Natio­na­le Liga zur Ver­tei­di­gung der Reli­gi­ons­frei­heit gründete.

Die Liga ent­wickel­te neue Stra­te­gien, um sich gewalt­frei den neu­en Geset­zen zu wider­set­zen. Zuerst mit einer Peti­ti­on, dann mit einem Boy­kott der Ban­ken und aller staat­li­chen Pro­duk­te. Die Stra­te­gie war so erfolg­reich, daß die Bank von Tam­pi­co und die Eng­li­sche Bank in Kon­kurs gin­gen. Die Gewalt­tä­tig­keit von Cal­lés und der mexi­ka­ni­schen Armee konn­te dadurch nicht gestoppt werden.

Da kam es zum Auf­stand und ein gan­zes Volk stell­te sich an die Sei­te die­ser katho­li­schen Eli­te, ein Volk, das nichts ande­res for­der­te, als wei­ter­hin sei­nen Glau­ben leben und beken­nen zu kön­nen. Das ist der Film, der auf zahl­rei­chen histo­ri­schen Fak­ten beruht. Bau­ern, Land­ar­bei­ter, Hand­wer­ker, die anfangs mehr mit Knüp­pel und Sen­sen bewaff­net waren als mit Geweh­ren, gelang, was anfangs nie­mand für mög­lich gehal­ten hät­te: sie konn­ten den orga­ni­sier­ten und aus­ge­bil­de­ten Regie­rungs­trup­pen die Stirn bieten.

„Viva Cristo Rey“ Schlachtruf, Motto und Bekenntnis der Cristeros

Das Heer der Cri­ste­ros war ein ganz unge­wöhn­li­ches Heer, ent­stan­den aus einer Not­si­tua­ti­on, das in vie­lem an katho­li­sche Volks­er­he­bun­gen gegen den Ter­ror der Jako­bi­ner und die Napo­leo­ni­sche Herr­schaft in Euro­pa erin­nert von Frank­reich über Ita­li­en, Spa­ni­en und mit dem Tiro­ler Ober­kom­man­dan­ten Andre­as Hofer bis in den deut­schen Sprach­raum hin­ein. Bewaff­net mit Pisto­len und Kreu­zen, stürz­ten sich die Cri­ste­ros mit dem Ruf „Viva Cri­sto Rey“ (Es lebe Chri­stus König) in den Kampf. Ein Schlacht­ruf, der neben der Mut­ter­got­tes von Gua­d­a­lu­pe ihre Fah­nen zier­te. Daher auch ihr Name Cri­ste­ros.

Die Histo­ri­ker berich­ten, daß die­se Waf­fen­trä­ger eines uner­schüt­ter­li­chen Glau­bens zwi­schen einer Schlacht und der ande­ren die Hei­li­ge Mes­se fei­er­ten und die Beich­te ableg­ten. Selbst die Schich­ten der Wach­mann­schaf­ten und ande­rer Dien­ste waren so ein­ge­teilt, daß jeder täg­lich eucha­ri­sti­sche Anbe­tung hal­ten konn­te. Unmit­tel­bar vor dem Kampf bekreu­zig­ten sich die Cri­ste­ros mit der Auf­for­de­rung: „Beten wir für uns und für sie“, ihre Gegner.

Die Cristeros gehorchten Rom und legten widerwillig die Waffen nieder – sie ahnten das Morden

Das war der ent­schei­den­de Unter­schied, der die Cri­ste­ros von den libe­ra­len und damals phi­lo­so­wje­ti­schen Frei­mau­rern unter­schied, so wie er hun­dert Jah­re zuvor die Katho­li­ken von den Jako­bi­nern unter­schied: Sie kämpf­ten nicht gegen ein Regime, um ein ande­res Regime auf­zu­zwin­gen. Sie kämpf­ten kei­nen revo­lu­tio­nä­ren Kampf, um die Macht­ha­ber zu stür­zen und an deren Stel­le zu tre­ten. Sie kämpf­ten einen Kampf, um wei­ter­hin öffent­lich beken­nen zu kön­nen, was sie waren: Katho­li­ken. Aus die­sem Grund leg­ten sie 1929 in Gehor­sam gegen­über Rom, aber wider­wil­lig die Waf­fen nie­der, als ein Waf­fen­still­stands­ab­kom­men unter­zeich­net wur­de, weil sie genau wuß­ten, daß die Regie­rung sie ver­fol­gen, an die Wand stel­len oder am näch­sten Strom­ma­sten auf­hän­gen wür­de. Und so kam es auch. Die Grau­sam­keit der in blu­ti­ger Rach­sucht ent­lang der Frei­lei­tun­gen auf­ge­knüpf­ten Cri­ste­ros wird mit der Nie­der­schla­gung des Spar­ta­kus-Auf­stan­des durch Mar­cus Lici­ni­us Cras­sus verglichen.

Der Tabubruch Benedikts XVI. – „Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen“

Jose Sanchez del Rio
Jose Sanchez del Rio

Im Film wird José Luis Sán­chez del Rio gezeigt, der mit 14 Jah­ren zum Fah­nen­trä­ger der Cri­ste­ros wur­de. Von Regie­rungs­trup­pen gefan­gen­ge­nom­men und gefol­tert, wei­ger­te er sich stand­haft die Wor­te „Muer­te a Cri­sto Rey“ zu wie­der­ho­len, mit denen man ihm Leben und Frei­heit ver­spro­chen hat­te. Am 10. Febru­ar 1928 wur­de er von einem Exe­ku­ti­ons­kom­man­do erschos­sen. Er starb mit dem Ruf „Via Cri­sto Rey“. 2005 erfolg­te im Auf­trag von Papst Bene­dikt XVI. in Gua­d­a­la­ja­ra sei­ne Selig­spre­chung zusam­men mit zwölf wei­te­ren Mär­ty­rern, in jener Stadt, in der die Chri­sten­ver­fol­gung am bru­tal­sten wütete.

Bei sei­nem Besuch in Gua­d­a­la­ja­ra 2012 voll­zog Bene­dikt XVI. den Tabu­bruch und sprach öffent­lich den in Mexi­ko offi­zi­ell so lan­ge ver­pön­ten Schlacht­ruf der Cri­ste­ros aus, ihr Glau­bens­be­kennt­nis „Viva Cri­sto Rey“. Ver­pönt, weil die Nach­fol­ger Cal­lés Mexi­ko bis Ende des 20. Jahr­hun­derts durch die fak­ti­sche Ein­heits­par­tei Part­ido Revo­lu­cio­na­rio Insti­tu­cio­nal (PRI), Mit­glied der Sozia­li­sti­schen Inter­na­tio­na­le, beherrsch­ten.

Ter­tul­li­an schrieb: „Das Blut der Mär­ty­rer, ist der Same für neue Chri­sten“. Heu­te besteht in Guda­la­ja­ra das größ­te Prie­ster­se­mi­nar der Welt mit mehr als 1.200 Semi­na­ri­sten, die sich auf das Prie­ster­tum vor­be­rei­ten. Im Juni 2012 wur­de in der Semi­nar­kir­che erst­mals wie­der die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus zele­briert. Mehr als 300 Semi­na­ri­sten nah­men dar­an teil.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi/

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