8. Mai 1945 – ein Tag der Befreiung für Opfer- und Tätergruppen?


Kampf um die Deutungshoheit des 8. Mai 1945
Kampf um die Deu­tungs­ho­heit zum 8. Mai 1945

Ein Gast­kom­men­tar von Hubert Hecker

Anzei­ge

Bischof Heinz-Josef Alger­mis­sen hat als Prä­si­dent von pax chri­sti Deutsch­land eine Erklä­rung zum 70. Jah­res­tag der Kapi­tu­la­ti­on Deutsch­lands abge­ge­ben. Dar­in bezeich­net er den 8. Mai 1945 als „Tag der Erlö­sung.“ Syn­onym gebraucht er die Wen­dung „Befrei­ung Deutsch­lands von der NS-Schreckens­herr­schaft“. Der Kon­text die­ser ein­lei­ten­den Wor­te erwei­tert die Befrei­ung auf die euro­päi­sche Staa­ten und Völ­ker, die unter der Nazi-Herr­schaft gelit­ten hat­ten. Erwähnt wer­den beson­ders Polen und die Sowjetunion.

Die Cha­rak­te­ri­sie­rung des 8. Mais 1945 als Tag der Befrei­ung oder gar der Erlö­sung ist falsch, jeden­falls in die­ser pau­scha­len Version:

  • Die US-ame­ri­ka­ni­sche Sie­ger­macht hat­te schon im April 1945 in einer Besat­zungs­di­rek­ti­ve fest­ge­legt: „Deutsch­land wird nicht besetzt zum Zwecke sei­ner Befrei­ung, son­dern als ein besieg­ter Feindstaat.“
  • Für die Völ­ker und Staa­ten im Bal­ti­kum und Bal­kan sowie im Ost­teil Deutsch­lands begann 1945 mit der sta­li­ni­sti­schen Über­wäl­ti­gung ein Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess in Rich­tung kom­mu­ni­sti­sche Gewalt­herr­schaf­ten. Des­sen Beginn zum Kriegs­en­de könn­te man nur im zyni­schen Sin­ne eine Befrei­ung nennen.
  • Für die deut­sche Bevöl­ke­rung in den Pro­vin­zen öst­lich der Oder-Nei­ße-Linie bedeu­te­te die Zeit vor und nach dem Kriegs­en­de Flucht, Ver­trei­bung und Zwangs­de­por­ta­tio­nen, auch für deut­sche Volks­grup­pen aus der Tsch­echo-Slo­wa­kei und ande­ren Bal­kan-Staa­ten. Somit war für die etwa 12 Mil­lio­nen deut­schen Hei­mat­ver­trie­be­nen der 8. Mai 1945 auch kein Tag der Befreiung.
  • Eben­so­we­nig bedeu­te­te die deut­sche Kapi­tu­la­ti­on für die ins­ge­samt zwölf Mil­lio­nen über­le­ben­den deut­schen Sol­da­ten in Gefan­ge­nen­la­gern in Ost und West ein „Tag der Erlösung“.

Dage­gen trifft der Ter­mi­nus „Befrei­ung“ für die etwa 500.000 über­le­ben­de Lager­in­sas­sen zu, die in dem Netz der 1.200 Haupt- und Neben­la­ger der natio­nal­so­zia­li­sti­schen KZs bei Kriegs­en­de noch fest­ge­hal­ten waren. Auch den Mil­lio­nen aus­län­di­schen Zwangs­ar­bei­tern im dama­li­gen Deut­schen Reich wur­den aus ihren bedrücken­den Ver­hält­nis­sen frei gelas­sen. Schließ­lich wur­den zum Stich­tag 8. Mai die letz­ten deut­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger für alli­ier­te Sol­da­ten aufgelöst.

Die pau­scha­le The­se vom 8. Mai als Befrei­ungs­tag ist für die deut­sche Zivil­be­völ­ke­rung eben­falls zwie­späl­tig zu sehen. Richard von Weiz­säcker hat­te in sei­ner Rede von 1985 behaup­tet, der 8. Mai 1945 habe „uns alle befreit von dem men­schen­ver­ach­ten­den System der natio­nal­so­zia­li­sti­schen Gewalt­herr­schaft“. Auch in der Erklä­rung von Bischof Alger­mis­sen impli­ziert das Wort von der „Befrei­ung Deutsch­lands von der NS-Schreckens­herr­schaft“ die­se Bedeutung.

Aber die viel­fäl­ti­ge NS-Gewalt wur­de nicht von einem abstrak­ten „System“ aus­ge­führt, son­dern auf allen Staats- und Par­tei-Ebe­nen von Nazi-Tätern, die ihre Lands­leu­te denun­zier­ten, schi­ka­nier­ten, unter­drück­ten, aus­plün­der­ten, ver­ur­teil­ten, depor­tier­ten und ermor­de­ten. Zu den natio­nal­so­zia­li­sti­schen Täter­grup­pen sind die NS-Par­tei­buch­in­ha­ber (8 Mill.) zu zäh­len und auch die Mit­glie­der in den NS-Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen (ca. 6 Mill.). Die­se Zahl der akti­ven Nazis ent­sprach in etwa der Wäh­ler­schaft der NSDAP bei den letz­ten frei­en Wah­len 1932. Zu einem ähn­li­chen Ergeb­nis kommt man bei der Aus­wer­tung der ame­ri­ka­ni­schen Fra­ge­bo­gen­ak­ti­on 1946, nach der 27 Pro­zent der erwach­se­nen Deut­schen als NS-bela­stet ein­ge­stuft wurden.

Das deut­sche Volk war also unter der NS-Par­tei­herr­schaft tief gespal­ten zwi­schen Täter- und Opfer­grup­pen, auch wenn es dazwi­schen eine mehr oder weni­ger gro­ße Grau­zo­ne von „Mit­läu­fern“ gab. Histo­ri­sche Ana­ly­sen wie auch Zeit­zeu­gen­be­rich­te – etwa die Tage­bü­cher von Vik­tor Klem­pe­rer – spre­chen aber dafür, dass die über­wie­gen­de Mehr­heit der Deut­schen dem NS-Gewalt­sy­stem nicht zustimm­te und erst recht „die an den Juden began­ge­nen Ver­bre­chen ver­ab­scheu­te“, wie Alt­kanz­ler Kon­rad Ade­nau­er 1953 fest­stell­te. Die­se Mil­lio­nen Deut­sche waren den Unter­drückun­gen und Schi­ka­nen der Par­tei- und Staats­dik­ta­tur der Nazis aus­ge­lie­fert. Inso­fern sind sie auch als Opfer des tota­li­tä­ren NS-Staats anzu­se­hen, für die der 8. Mai tat­säch­lich die Befrei­ung vom natio­nal­so­zia­li­sti­schen Joch bedeutete.

Deutsche Vertriebene aus Ostdeutschland
Deut­sche Ver­trie­be­ne aus Ostdeutschland

Unter der NS-Gewalt­herr­schaft hat­ten beson­ders die (prak­ti­zie­ren­den) Katho­li­ken zu lei­den. Vor 1933 war ihr Anteil an den NSDAP-Wäh­lern rela­tiv gering gewe­sen und nach Hit­lers Macht­er­grei­fung waren Katho­li­ken in Par­tei und Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen weit unter­re­prä­sen­tiert. Auch die Kir­che und ins­be­son­de­re der Kle­rus fan­den sich als Opfer der viel­fäl­ti­gen Schi­ka­ne und Unter­drückung des heid­ni­schen NS-Staa­tes wie­der. Etwa ein Drit­tel der katho­li­schen Prie­ster war im Lau­fe der NS-Herr­schaft von Nazi-Behör­den bedrückt und bedroht, ver­hört oder ver­haf­tet wor­den. Für die mei­sten Katho­li­ken und die Kir­che war daher der 8. Mai ein Tag, der sie aus den Fes­seln des natio­nal­so­zia­li­sti­schen Unrechts­staa­tes befrei­te. Natür­lich konn­ten auch vie­le evan­ge­li­sche Chri­sten und Pfar­rer den 8. Mai als einen Tag der Befrei­ung anse­hen. Doch die Pro­te­stan­ten waren ins­ge­samt deut­lich weni­ger resi­stent gegen­über der nazi­sti­schen Ideo­lo­gie. Daher spricht die EKD von einem „Riss zwi­schen Tätern und Opfern mit­ten durch die Kirche“.

Resü­mie­rend ist die pau­scha­le Bezeich­nung ‚Befrei­ung’ für das Welt­kriegs­en­de als eine ideo­lo­gi­sche Ver­brä­mung der dis­pa­ra­ten histo­ri­schen Wirk­lich­keit zu sehen. Noch pro­ble­ma­ti­scher ist aber der (reli­giö­se) Begriff Erlö­sung, den Bischof Alger­mis­sen in sei­ner Erklä­rung mehr­mals syn­onym zu dem Wort Befrei­ung gebraucht: In der Schlag­zei­le über dem Text: „Tag der Erlö­sung“, als Über­schrift zu dem Auf­ruf: „Tag der Erlö­sung mahnt eine neue Welt­frie­dens­ord­nung an“ und schließ­lich im ersten Satz sei­nes Schrei­bens: „Der 8. Mai 1945 war ein Tag der Erlösung.“

Das Wort ‚Erlö­sung’ hat in unse­rem christ­lich gepräg­ten Kul­tur­kreis eine über­wie­gend reli­giö­se Bedeu­tung. Für uns Chri­sten sagt der Begriff seit 2000 Jah­ren das Heils­han­deln Got­tes an der erb­sünd­li­chen Welt aus: In Jesus Chri­stus hat Gott durch Kreuz und Auf­er­ste­hung unse­re Erlö­sung besie­gelt. Er ist der (ein­zi­ge) Erlö­ser, der der Mensch­heit Heil und Frie­den bringt, den die Welt nicht geben kann.

Auf die­sem theo­lo­gi­schen Hin­ter­grund muss es sehr ver­wun­dern, dass der Ful­da­er Bischof mit dem Wort, das das sin­gu­lä­re Heils­han­deln Got­tes aus­sagt, auch die Taten säku­la­rer Mäch­te benennt. Für nicht-reli­giö­se Men­schen mag ‚Erlö­sung’ so ähn­lich klin­gen wie ‚Befrei­ung’. Aber wenn ein Bischof die­ses Wort gebraucht, dann rückt jeden­falls die reli­giö­se Bedeu­tung in den Vor­der­grund. Auf­fäl­lig ist, dass die­se reli­giö­se Über­hö­hung der ‚Befrei­ung’ nach der mehr­ma­li­gen Erwäh­nung am Anfang in dem zwei­sei­ti­gen Schrei­ben nicht mehr vor­kommt. Bei einer Wei­ter­füh­rung des Erlö­sungs­ge­dan­kens im Text wäre erst recht die Wider­sin­nig­keit, ja Miss­bräuch­lich­keit der reli­giö­sen Wort­ver­klei­dung für poli­ti­sche Stra­te­gien auf­ge­fal­len. Denn wenn der mili­tä­ri­sche Sieg über Hit­ler­deutsch­land als ‚Erlö­sung’ hin­ge­stellt wird – müss­ten dann logi­scher­wei­se nicht auch die alli­ier­ten Kriegs­füh­rer als Erlö­ser betrach­tet wer­den? Doch bei dem Gedan­ken an den blu­ti­gen Mas­sen­mör­der Sta­lin oder den Bom­ben-Schläch­ter Chur­chill stockt man, sie Befrei­er zu nen­nen – und erst recht als Erlö­ser zu über­hö­hen. Oder wenn der 8. Mai ein „Tag der Erlö­sung“ gewe­sen wäre, dann müss­te gefragt wer­den: Leben wir seit 1945 in einer erlö­sten Welt­ord­nung, in der nur noch die Hoff­nung auf eine tota­le „Welt­frie­dens­ord­nung“ aussteht?

Gera­de in Abgren­zung zur natio­nal­so­zia­li­sti­schen Herr­schaft soll­te man die War­nung ernst­neh­men, sich vor reli­giö­ser Ver­brä­mung von poli­ti­schen Kon­stel­la­tio­nen zu hüten. Bekannt ist, dass Hit­ler sich „von der Vor­se­hung“ beauf­tragt sah, Deutsch­land und die Welt von angeb­li­chen Knecht­schaf­ten der Juden, der west­li­chen Finanz­olig­ar­chie und der öst­li­chen Kom­mu­ni­sten zu erlö­sen. Ent­spre­chend sti­li­sier­ten die Nazis ihren Füh­rer zu einer mes­sia­ni­schen Erlö­ser­ge­stalt hoch, wäh­rend die gläu­bi­gen NS-Anhän­ger dem Füh­rer ihr „Heil“ zurie­fen. Übri­gens ken­nen auch die lin­ken Strö­mun­gen Euro­pas seit den sakral-poli­ti­schen Ritua­len unter Robes­pierres Ter­ror­herr­schaft die reli­giö­se Sti­li­sie­rung von Per­so­nen und Aktionen.

Text: Her­bert Hecker
Bild: Wikicommons/​Pax Christi/​scharf links (Screen­shot)

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13 Kommentare

  1. Der Begriff „Erlö­sung“ hat zwar nicht durch­weg eine reli­giö­se Bedeu­tung in unse­rer Kul­tur, aber viel­leicht kann man es anders sagen:

    „Erlö­sung“ setzt vor­aus, dass es Leu­te gibt, die über­haupt nach ihr seuf­zen. Die schmach­ten­de Mär­chen­prin­zes­sin sehnt sich nach Erl­söung aus dem ver­ließ durch den Mär­chen­prin­zen. Fän­de sie das Ver­ließ cool, wäre der Mär­chen­prinz weder Befrei­er noch Erlö­ser, son­dern Erobe­rer, Gewalt­tä­ter, ein über­grif­fi­ger Mann…

    Daher ist die dif­fe­ren­zier­te­re Art des Auf­sat­zes oben, die Lage der ein­zel­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen zu beleuch­ten, der ein­zig rich­ti­ge Weg, über­haupt dem The­ma näherzukommen.

    Ich lese gera­de – erst­ma­lig nach einer kur­zen Text­lek­tü­re in der 6. Klas­se Gym­na­si­um vor ca. Äonen – Ernst Jün­ger „In Stahl­ge­wit­tern“, die­ses in Ver­ruf gekom­me­ne Kriegs­ta­ge­buch aus dem 1. Welt­krieg. Wahr­schein­lich bin ich erst jetzt in dem Rei­fe­st­and, das zu lesen (hof­fe ich..). Die Per­spek­ti­ve des Krie­gers, die er not­wen­dig ein­neh­men muss, um über­haupt wei­ter­zu­ma­chen, eingzwängt in die Logik einer lan­ge vor­be­rei­ten­den Poli­tik… das ist ein unsanf­tes Kata­pul­tiert­wer­den aus den alber­nen, bür­ger­li­chen Spiel­chen, zu denen wir erzo­gen wurden.

    Ja, wie war das für die Mil­lio­nen Men­schen damals am 8. Mai 1945? Ich habe erzählt bekom­men, dass damals vie­le kei­nes­wegs erleich­tert waren, son­dern so tief in der Logik des 3. Rei­ches und des Krie­ges steck­ten, dass sie in Heul­krämp­fe aus­bra­chen und in Depres­sio­nen ver­san­ken, als sie von Füh­rers Tod hör­ten. Mil­lio­nen Lebens­lü­gen wur­den ver­mut­lich nach­ju­stiert oder nie überwunden…
    Befreiung?
    Von was?
    Vom Irr­tum, von der Gewalt­herr­schaft, vom Krieg?
    Ich weiß nicht.
    Der Vater einer Bekann­ten kam in einem eng­li­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger danach fast um und blieb lebens­lang so schwer geschä­digt, dass er arbeits­un­fä­hig blieb. Für die­se Män­ner brach nach dem krieg die Höl­le erst rich­tig los: sie fra­ßen har­te Kör­ner und star­ben dar­an, dass sie sie nicht ver­dau­en konn­ten oder ver­dar­ben sich für immer Magen und Darm…
    Für ande­re war der 8. Mai die Ret­tung. Für ande­re der Star­schuss zur Dis­kri­mi­nie­rung und Vertreibung.

    Ja, wir hät­ten ger­ne eine ein­fa­che Les­art der Din­ge, und die Poli­tik hat uns eine Art Lore-Roman unse­rer Ver­gan­gen­heit gelie­fert, den wir als Pflicht- und Straf­lek­tü­re tau­send­mal lesen müs­sen: es gibt die Guten und die Bösen, und die Guten sind auf jeden Fall mal vor allem die Sieger.
    Toll.

  2. „Erlöst“ fühlt sich der „huma­ne Gut­mensch“ von heu­te dann, wenn er sei­ne ang. „Frei­heit“ pla­ka­tiv vor sich her führt. Frei­lich ist die­se „Frei­heit“ eine sol­che ( fal­sche) im Sin­ne der Los­lö­sung von der Ewi­gen Wahr­heit Jesus Chri­stus und somit auch von der Leh­re der Kir­che. Der Kult des Todes wird mit Bezug auf die­se fal­sche see­len­ver­fin­stern­de „Frei­heit“ gleich­sam zelebriert.
    Wah­re Frei­heit weiss sich in der Erlö­sung durch mit und in Jesus Chri­stus gebor­gen; in der Erlö­sung von Sün­de und Tod. Erlö­ste See­len wis­sen um die Not­wen­dig­keit der Mit­ar­beit an den Gna­den des Hei­li­gen Gei­stes und bemü­hen sich im Stre­ben nach Voll­kom­men­heit vor­an­zu­schrei­ten. Die Erlö­sung ist denn auch ein Geheim­nis des Glaubens.

    Sehr schön hat der gro­sse angli­ka­ni­sche Konvertit 
    Gil­bert Keith Che­ster­ton (1874 – 1936)
    die Geheim­nis­se des Glau­bens versinnbildlicht:
    -
    „Geheim­nis­se des Glaubens 
    sind wie die Sonne.
    Hin­ein­schau­en kann man nicht, 
    aber in ihrem Licht sehen wir alles andere“
    -

  3. Wie es der Schluß die­ses Bei­trags so tref­fend beim Namen nennt: jeg­li­che pseu­do­re­li­giö­sen Über­hö­hun­gen im Poli­ti­schen sind zu ver­mei­den, egal ob es von Natio­nal­so­zia­li­sten, Kom­mu­ni­sten oder einem Heinz-Josef Alger­mis­sen kommt.

  4. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat in ein­drucks­vol­ler Wei­se sich als demo­kra­ti­sches Staats­we­sen ent­wickelt und das schließ­lich auch noch unter Ein­schluss der Bevöl­ke­rung der vor­ma­li­gen DDR. Das soll­te in den Focus der Betrach­tun­gen gestellt werden.
    Ein Hin­weis noch: In Arti­kel 139 GG ist aus­drück­lich von der Befrei­ung des deut­schen Vol­kes die Rede.

    • Eini­ge „Errun­gen­schaf­ten“ unse­rer Demo­kra­tie gegen das Natur­recht sehen so aus: Seit Mit­te der 1970er Jah­re die Straf­lo­sig­keit von Abtrei­bun­gen, wenn bestimm­te Bedin­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den. Seit 2001 die Mög­lich­keit für Homo­se­xu­el­le, eine staat­li­che „Ehe light“ mit­tels der Ein­ge­tra­ge­nen Lebens­part­ner­schaft ein­ge­hen zu kön­nen. Seit 1977 kei­ne Fest­stel­lung der Schuld mehr bei der Schei­dung staat­li­cher Ehen. Seit 1973 staat­li­che Lega­li­tät der Por­no­gra­phie, sofern sie nur unter Voll­jäh­ri­gen ver­brei­tet wird. Eine Phi­lo­so­phen­herr­schaft, die das Natur­recht strikt beach­tet, wäre alle­mal bes­ser als das. Die Vor­stel­lung, jeder Wahl­be­rech­tig­te sei ein König unter lau­ter Köni­gen, die sich als Kol­lek­tiv selbst regie­ren, ist irreführend.

      Der Arti­kel 139 des Grund­ge­set­zes zitiert die Sprach­re­ge­lung der Alli­ier­ten. Er schuf die Grund­la­ge dafür, die Maß­ga­ben bun­des­deut­scher Justiz aus­zu­he­beln, wenn die west­li­chen Sie­ger­mäch­te Maß­nah­men der Ent­na­zi­fi­zie­rung aus­führ­ten. Somit konn­ten auch nach dem 23. Mai 1949 Hin­rich­tun­gen auf west­deut­schem Boden vor­ge­nom­men werden.

      • Die Kir­che hat sich aber nie gegen die Demo­kra­tie gestellt! Weder Tho­mas v. Aquin tat das, noch spä­ter Leo XIII., noch gar Pius X. 

        Sie hat sich aus­schließ­lich gegen zwei for­ma­le Din­ge ausgesprochen:

        a. das Prin­zip der „Volks­sou­ve­rä­ni­tät“

        b. die Tren­nung von Kir­che und Staat oder bes­ser gesagt: die Unter­wer­fung der Kir­che unter den Staat (die aller­dings zuvor jahr­hun­der­te­lang bereits unter eit­len und macht­süch­ti­gen Mon­ar­chen ein­ge­übt und suk­zes­si­ve durch­ge­setzt wur­de – zunächst in diver­sen Inversti­tur­strei­te­rei­en, dann im Cui­us-regio-eius-reli­gio-Prin­zip, in der Neu­zeit dann ganz übel v.a. in Frank­reich (Gal­li­ka­nis­mus), und spä­ter in den moder­ne­ren Mon­ar­chien, nicht zuletzt dem deut­schen Kaiserreich).

        Wie wir vor ein paar Tagen dis­ku­tier­ten, gab es straf­freie Abtrei­bung auch schon lan­ge vor­her, sogar noch durch Päp­ste gestützt – solan­ge man an die mit­tel­al­ter­li­che Suk­zes­siv­be­see­lung glaubte. 

        Ich wür­de auf jeden Fall all die­se Din­ge nicht der „Demo­kra­tie“ anlasten!

        Vie­les ist eska­liert durch die tech­ni­sche Ent­wick­lung und war auch vor­her schon da!

        Das Prin­zip der Volks­sou­ve­rä­ni­tät gesteht eben nun allen das zu, was sich zuvor nur die Ari­sto­kra­tie lei­ste­te – und da herrsch­te zu wei­ten Tei­len Sodom und Gomor­rha – und nicht nur das.
        Mätres­sen­wirt­schaft, prak­ti­zier­te Homo­se­xua­li­tät, auch Gen­de­rei in teil­wei­se hef­ti­gem Aus­maß (allei­ne durch den Stadt­grün­der Karls­ru­he z.B. prak­ti­ziert – im 18. Jh). Mord, Ver­ge­wal­ti­gung und unge­rech­te Urtei­le waren an der Tages­ord­nung. Um von der irr­wit­zi­gen Ver­schwen­dungs­sucht vie­ler Für­sten ganz zu schweigen…

        Nein – die Demo­kra­tie­has­ser sind irgend­wie total ver­blen­det gegen­über der Tat­sa­che, dass all die­se Aus­wüch­se auch vor­her waren – nur eben unter from­men Deck­man­tel und bei denen, die die Macht hat­ten. Nein – man schied sich nicht! Man betrog sei­ne Frau, wie­der und wie­der und offen vor aller Augen. Man­cher Fürst setzt hun­der­te von Kin­dern in die Welt!
        Das teil­wei­se so wüst und schlimm, dass man z.T. gar nicht aus­spre­chen mag, was die Her­ren sich alles gelei­stet haben.… die Scham­rö­te steigt einem beim blo­ßen Gedan­ken dran ins Gesicht. 

        Die Demo­kra­tie hät­te sich nie­mals durch­ge­setzt, wenn nicht zuvor sol­che unmög­li­chen Zustän­de geherrscht hätten!
        Denn das Volk ist nor­ma­ler­wei­se sen­ti­men­tal und fin­det es toll, unter einer ari­sto­kra­ti­schen Herr­schaft zu sein… Bis heu­te ver­fol­gen die Euro­pä­er sehn­süch­tig das Innen­le­ben ihrer alten Ari­sto­kra­tie und sto­ßen wie seit eh und je nur auf Dreck und Finsternis.
        Und die weni­gen Aus­nah­men wer­den dann oft auch nach vie­len Jah­ren ent­larvt als doch kei­ne Ausnahme.

  5. Ein wirk­lich sehr guter Gastkommentar!
    Nur als klei­ne Ergän­zung: ver­mut­lich stammt die Paro­le der Befrei­ung Deutsch­lands vom Hitll­erfa­schis­mus der Pro­pa­gan­da des Natio­nal­ko­mi­tees Frei­es Deutsch­land, einer von in sowje­ti­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft gera­te­nen deut­schen Offi­zie­re gegrün­de­te Ver­ei­ni­gung, die im Sin­ne Sta­lins die deut­schen Sol­da­ten zur Kapi­tu­la­ti­on auf­for­dern soll­te, weil ihr „wah­rer“ Feind nicht die SU, son­dern Hit­ler sei: Sta­lin befreit euch! Der freie Westen dage­gen führ­te Krieg gegen Deutsch­land- ihm war Hit­ler ein oder der deut­sche Poli­ti­ker, der das nur tat, was die Deut­schen eigent­lich immer schon nur tun woll­ten. Dar­um wur­den in den USA auch Kon­zep­te über­legt, wie nach dem mili­tä­ri­schen Sieg über Deutsch­land, Deutsch­land end­gül­tig besiegt wer­den kann, damit nie mehr aus Deutsch­land ein zwei­ter Hit­ler ent­wach­sen kön­ne. Erst in Fol­ge des sich anbah­nen­den Kon­flik­tes mit Sta­lin ver­zich­te­te der Westen auf eine end­gül­ti­ge Ver­nich­tung West­deutsch­lan­des, weil man den sich neu grün­den­den west­deut­schen Staat als Front­staat gegen den Osten gut gebrau­chen konn­te. Dar­um setz­te man das Pro­gramm der Ree­du­ca­ti­on ein, um die Deut­schen zu Anhän­gern des Frei­en Westens umzu­er­zie­hen, die dann auch wie­der bereit sind, gegen den Osten Krieg zu füh­ren. Das war die Vor­aus­set­zung dafür, daß dann erst viel spä­ter qua­si offi­zi­ell die deut­sche Total­ka­pi­tu­la­ti­on zu einer Befrei­ung umge­deu­tet wur­de, was die Tota­li­den­ti­fi­ka­ti­on mit den USA und dem frei­en Westen vor­aus­setz­te. Um es mit Tho­mas Mann zu sagen, Deut­sche, die kei­ne Deut­schen mehr sein wol­len und so sich vom Deutsch­sein befreit sehen wol­len (vgl: Tho­mas Mann, Betrach­tun­gen eines Unpolitischen )
    Uwe C. Lay Pro Theol Blogspot

    • Sehr rich­tig, der Begriff „Hit­ler­fa­schis­mus“ ist sowje­ti­sche Pro­pa­gan­da, damit der Sozia­lis­mus der NSDAP aus dem Fokus rückt.

      Bei der Ree­du­ca­ti­on der West­deut­schen durch die USA hat übri­gens das ver­welt­lich­te Juden­tum über die Kul­tur­mar­xi­sten der „Frank­fur­ter Schu­le“ eine unrühm­li­che Rol­le gespielt. Die­se Tei­le des Juden­tums beschränk­ten sich nicht dar­auf, das deut­schen Volk mit den Ver­bre­chen der NS-Dik­ta­tur zu kon­fron­tie­ren, son­dern kon­stru­ier­ten eine ver­meint­li­che Nei­gung der Deut­schen zum eli­mi­na­to­ri­schen Juden­haß, die nur über­wun­den wer­den kön­ne, wenn die Deut­schen den Kul­tur­mar­xis­mus zu ihrem Kult erhe­ben. Die­ser Kul­tur­mar­xis­mus wirkt bei vie­len Lands­leu­ten, die rela­ti­vi­sti­sche Mul­ti­kul­ti-Tole­ranz-Phra­sen als Wahr­heit erach­ten und die katho­li­sche Leh­re bekämp­fen, bis heu­te übel nach.

    • Ist aber etwas sehr klit­ternd, die­se Les­art der Geschich­te – wo war denn eine „end­gül­ti­ge Ver­nich­tung West­deutsch­lands“ geplant?
      Die per­fi­de Idee, Deutsch­land in einen rei­nen Agrar­staat umzu­wan­deln mag man bös­ar­tig fin­den – aber von einer „end­gül­ti­gen Ver­nich­tung“ kann man da ja wohl kaum spre­chen. Oder was genau mei­nen Sie damit?

      Und die Mei­nung, die Ree­du­ca­ti­on habe nur drauf abge­zielt, die Deut­schen kriegs­wil­lig gegen den „Osten“ (wer genau war denn das? Mei­nen Sie damit die UddSSR? Wenn ja – war­um sagen Sie es nicht?) zu machen, fin­de ich an den Haa­ren herbeigezogen:

      Das Land, des­sen eine Hälf­te Satel­lit des „Ostens“ war, war mit Sicher­heit so nicht kriegs­wil­lig. Man hät­te gegen das eige­ne Volk zie­hen müs­sen! Außer­dem waren die Leu­te schon seit 1917 gegen die Bol­schwi­ken ein­ge­stellt. Und die wider­li­che Art, mit der der „Rus­se“ sich an der deut­schen Zivil­be­völ­ke­rung ver­gan­gen hat­te am Ende des 2. WK, präg­te dem Volk für vie­le Jahr­zehn­te eine tie­fe Abnei­gung gegen die Sowjets ein. Das muss­te nicht noch extra ree­du­ca­ted wer­den. Vor allem in Deutsch­land waren ande­rer­seits vie­le Men­schen gegen­über der Kom­mu­ni­sten-Hyste­rie reser­viert – war­um, das müss­te geklärt werden.

      Dane­ben lieb­ten die Deut­schen auf der kul­tu­rel­len Ebe­ne die Rus­sen immer – wenn die Don­ko­sa­ken kamen, gin­gen die Her­zen auf. Man bewun­der­te nach wie vor die rus­si­schen Kom­po­ni­sten und las die rus­si­schen Roman­ciers, fie­ber­te mit den rus­si­schen Eis­kunst­läu­fern und Bal­lett­tän­zern. Kein Deut­scher, der nicht mit sowje­ti­schen GULAG-Opfern geweint hätte!

      Ich habe einen gro­ßen Teil der Zeit, von der Sie spre­chen, mit­er­lebt – in Westdeutschland.
      Man hat­te Angst vor den Rus­sen, rech­ne­te mit kom­mu­ni­sti­schen Spit­zeln und bau­te im eige­nen Kel­ler Bun­ker – vom Staat gefördert.
      Die Idee, den „Osten“ anzu­grei­fen, ja über­haupt der Gedan­ke an Krieg löste in jedem von uns gera­de­zu Panik aus!

  6. Das ist doch seit Jahr­zehn­ten poli­tisch irrele­vant. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hat sich ein­drucks­voll als Demo­kra­tie eta­bliert und ist inter­na­tio­nal gut posi­tio­niert (von eini­gen Staa­ten aus den dort gemach­ten Din­gen abge­se­hen). Die Zeit von 1933–1945 ist Histo­rie. Erin­ne­rungs­ver­an­las­sun­gen müs­sen auch auf dem Hin­ter­grund des abneh­men­den Bezugs­sub­jekts gese­hen wer­den, denn vie­len Bewoh­nern fehlt auf Grund ihrer nicht­deut­schen Abstam­mung der Zusammenhang.

  7. Sehr guter Artikel.
    Der Bischof hat sich wirk­lich im Wort ver­grif­fen. Das ist schon ein gro­ßes Defi­zit an Infor­ma­ti­on, wenn erin hoher Geist­li­cher da von „Erlö­sung“ schwa­dro­niert. Der Begriff ist hier völ­lig depla­ziert und auch unrichtig.
    Für vie­le (im Westen Deutsch­lands) war der 8.Mai 1945 eine sub­jek­ti­ve Befrei­ung, aber für so vie­le ande­re (von Ost­preu­ßen bis zum Harz) hat­te eine Dik­ta­tur die ande­re abge­löst, ganz abge­se­hen von den grau­sa­men Ver­trei­bun­gen aus den öst­li­chen Pro­vin­zen wie aus dem Suden­ten­land und den Balkanstaaten.

    Die Zer­stö­rung Deutsch­lands war das Ziel der west­li­chen Frei­mau­rer von Chruch­ill bis zu die­sem Schwer­kriegs­ver­bre­cher Roo­se­velt und ande­ren. Und das ist am 8. Mai ins­be­son­de­re mit­zu­be­den­ken. Es ging also den Sie­ger­mäch­ten nicht um Befrei­ung, son­dern um die Aus­lö­schung Deutsch­lands- bis heu­te. Dar­an hat sich nichts geändert.

    • Und selbst in den drei west­li­chen Besat­zungs­zo­nen gab es unge­sühn­te Ver­bre­chen von Sol­da­ten an Deut­schen. Als Besat­zungs­mäch­te waren die USA, Groß­bri­tan­ni­en und Frank­reich ins­ge­samt weni­ger grau­sam als die Sowjet­uni­on, aber die Sie­ger mit blü­ten­wei­ßer Weste waren sie defi­ni­tiv nicht.

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