Zwei Jahre Papst Franziskus – Kleine, zufällige Presseschau


Papst Franziskus
Papst Fran­zis­kus

(Rom) Papst Fran­zis­kus beging heu­te den zwei­ten Jah­res­tag sei­ner Wahl. Zu die­sem Anlaß eine klei­ne, unvoll­stän­di­ge und zufäl­li­ge Pres­se­schau deut­scher Medien:

Südwestrundfunk

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„Nach zwei Jah­ren vie­ler Wor­te ist immer noch unklar, was Fran­zis­kus eigent­lich will. Die Eupho­rie zu Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats ist ver­flo­gen. […] Sei­ne Schrit­te wir­ken nach zwei Jah­ren ori­en­tie­rungs­los, statt har­ter Fak­ten gibt es blu­mi­ge Worte.“

„Papst der Wor­te“, ein Kom­men­tar von Lukas Mey­er-Blan­ken­burg, SWR-Kir­chen­re­dak­ti­on

Rheinische Post

„Könn­te das Kir­chen­volk einen Hei­li­gen­schein ver­ge­ben – Fran­zis­kus wür­de ihn bekom­men. Kaum ein Papst vor ihm hat so viel Zustim­mung erfah­ren, aber auch so gro­ße Hoff­nun­gen geweckt. Und genau dar­an könn­te das Pon­ti­fi­kat schei­tern. Denn die Müh­se­li­gen und Bela­de­nen schau­en nach Rom. Sie hof­fen, dass den Ankün­di­gun­gen Taten fol­gen. Die Pro­blem­krei­se um Ehe und Fami­lie, Sexu­al­mo­ral und Frau­en­rol­le, Auto­ri­tät und Amts­kir­che wur­den von Fran­zis­kus ange­spro­chen, aber nicht gelöst.“

„Zeit drängt für Fran­zis­kus“, Rhei­ni­sche Post

Augsburger Allgemeine

„Die anfäng­li­che Begei­ste­rung für Papst Fran­zis­kus ist dahin. Und auch inner­halb des Vati­kans spal­tet der Papst sei­ne Kar­di­nä­le in zwei Lager und schafft sich so mäch­ti­ge Fein­de. Las­sen ihn jetzt sogar die Gläu­bi­gen im Stich? […] ‚Papa pia­cio­ne‘, nen­nen sie ihn im Vati­kan. Das bedeu­tet so viel wie gefall­süch­ti­ger Papst. Denn der Applaus von Athe­isten, Kir­chen­kri­ti­kern und vom angeb­lich rech­ten Weg abge­kom­me­nen Schäf­lein ist ihm sicher. Der katho­li­schen Welt oder zumin­dest wesent­li­chen Tei­len von ihr, muss das ver­däch­tig sein.
Fran­zis­kus hat die Kir­che zwei Jah­re nach Amts­an­tritt inner­lich gespal­ten. Schon immer gab es unter­schied­li­che Lager und Mei­nun­gen, auch hef­tig aus­ge­tra­ge­ne Gra­ben­kämp­fe. ‚So schlimm war es noch nie‘, sagt ein Prä­lat, der den Vati­kan seit Jah­ren aus sei­nem Inne­ren verfolgt.“

„Papst Fran­zis­kus spal­tet die Kir­che“ von Juli­us Mül­ler-Mei­nin­gen, Augs­bur­ger Allgemeine

Badische Zeitung

Karikatur Papst Franziskus„Fran­zis­kus, im Dezem­ber 78 gewor­den und damit schon jetzt älter als Bene­dikt bei des­sen Wahl anno 2005, for­ciert eine ‚Dyna­mik des Auf­bruchs‘. Dazu zählt die zwei­te Fami­li­en-Syn­ode im Herbst 2015 im Vati­kan, wo es dar­um geht, wie Rom Gläu­bi­ge sakra­men­tal behan­delt, die geschie­den und wie­der ver­hei­ra­tet sind. Oder die sich als Les­ben und Homo­se­xu­el­le zu Lebens­ge­mein­schaf­ten zusam­men­fin­den und die­se ger­ne seg­nen las­sen wür­den. Ent­schei­den muss danach allein der Papst – eine Syn­ode ist kein Konzil.
Die begei­ster­te oder ent­setz­te, mehr­heits­fä­hi­ge oder gar schis­ma­ti­sche Reak­ti­on auf sei­ne Fest­le­gun­gen wird beein­flus­sen, ob und wann auch die­ser Papst demis­sio­niert und sein Amt damit wei­ter entmystifiziert.“

„Zwei Jah­re Papst Fran­zis­kus: Graue Schwa­den im wei­ßen Rauch“ von Ger­hard Kie­fer, Badi­sche Zeitung

Katholische Nachrichten-Agentur

„Kaum mehr vor­stell­bar erscheint heu­te, dass kurz nach Fran­zis­kus‘ Amts­an­tritt ernst­haft dar­über spe­ku­liert wur­de, er könn­te auf den uni­ver­sel­len päpst­li­chen Lei­tungs­an­spruch weit­ge­hend ver­zich­ten und sich mehr oder weni­ger mit einer Rol­le noch als ‚Erster unter Glei­chen‘ begnü­gen. Zum Abschluss der Bischofs­syn­ode hat er den päpst­li­chen Juris­dik­ti­ons­pri­mat sogar stär­ker her­aus­ge­stellt, als sein Vor­gän­ger Bene­dikt XVI. dies je getan hatte.“

„Barm­her­zig­keit und Reform­pro­jek­te. Papst Fran­zis­kus hat in zwei Jah­re viel ange­sto­ßen“ von Tho­mas Jan­sen, KNA

Radio Vatikan (Deutsche Redaktion)

„‚Der Papst wird wei­ter sein Pro­gramm abar­bei­ten‘, zeigt sich Kar­di­nal Kas­per über­zeugt. ‚Aber was er in Evan­ge­lii Gau­di­um auf­ge­stellt hat, ist ein Jahr­hun­dert­pro­gramm, das kann kein Papst inner­halb sei­ner Amts­zeit abar­bei­ten. Sein Prin­zip ist es, nicht so sehr Posi­tio­nen zu beset­zen als Pro­zes­se ein­zu­lei­ten, die dann nicht mehr umkehr­bar sind. Das ist sei­ne Inten­ti­on.‘ Das habe durch­aus prak­ti­sche Aus­wir­kun­gen, wie man etwa bei den Kar­di­nals­er­nen­nun­gen sehen kön­ne: ‚Er will das Gesicht der Kir­che ver­än­dern – nicht das Wesen – und eine neue Rich­tung geben‘.“

„Zwei Jah­re Papst Fran­zis­kus. Das Gesicht der Kir­che ändern“, Inter­view mit Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, Radio Vati­kan (Deut­sche Redaktion)

Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Wer bin ich, um zu urteilen?"
„Wer bin ich, um zu urteilen?“

„Papst Fran­zis­kus hat­te von Anfang an die Sym­pa­thien auf sei­ner Sei­te. Dann folg­te ein Aus­rut­scher nach dem ande­ren. All­mäh­lich ahnen auch sei­ne größ­ten Fans, dass dar­an nicht zuletzt einer schuld ist. Er selbst.
[…] Doch die Ver­schnauf­pau­se ist vor­bei. Man muss nun wie­der täg­lich mit allem rech­nen, mit hand­fe­sten Erzie­hungs­rat­schlä­gen und def­ti­gen Exkur­sen zum Paa­rungs­ver­hal­ten zwei- und vier­bei­ni­ger Säu­ge­tie­re, mit gut­ge­mein­ten Anek­do­ten und schlecht erzähl­ten Wit­zen, mit theo­lo­gi­schem Ernst und süd­ame­ri­ka­ni­scher Läs­sig­keit. Fran­zis­kus hat alles im Ange­bot. Lan­ge schien es, als nüt­ze ihm das sogar: ein Papst, der Klar­text redet, end­lich einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der nicht spricht wie ein hoch­tra­ben­der Theo­lo­ge, son­dern wie ein ech­ter Seel­sor­ger, der weiß, wie die Men­schen nun ein­mal wirk­lich sind. So gelang es ein ums ande­re Mal, eigent­lich Unver­ständ­li­ches und Inak­zep­ta­bles gera­de noch zugun­sten des Pap­stes umzu­deu­ten. Und wenn doch etwas gründ­lich schief­ging, wur­den Medi­en und Miss­ver­ständ­nis­se dafür ver­ant­wort­lich gemacht. Irgend­wer hat­te ihn wie­der irgend­wie ganz falsch ver­stan­den. An Fran­zis­kus blieb nichts hän­gen. Das hat sich geändert.
[…] Das Maß ist voll. Mexi­ka­ni­sie­rung Argen­ti­ni­ens: Pan­nen­se­rie um ein Kapi­tel rei­cher. Schwie­rig­kei­ten Pri­va­tes und Öffent­li­ches zu tren­nen. Zwei­fel über die Zie­le des Pap­stes. Viel Wunsch­den­ken: ‚Fri­scher Wind im Vati­kan‘. Böse Wor­te nach der Weihnachtsansprache.“

„Der Unbe­re­chen­ba­re. Zwei Jah­re Papst Fran­zis­kus“ von Mar­kus Gün­ther, Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zeitung 

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. Als Ergän­zung zu den Pres­se-Arti­keln viel­leicht noch Dies: Papst Fran­zis­kus‘ „Mar­ken­zei­chen“ ist die Sym­bol- und Bild­spra­che mit dem­entspre­chen­den Irri­ta­tio­nen. Auf „Tages­an­zei­ger-online“ war vor eini­gen Wochen in einem Arti­kel über die „Reform­tä­tig­keit“ von Papst Fran­zis­kus fol­gen­de Ana­ly­se über sei­ne Sym­bol- und Bild­spra­che zu lesen:

    -
    „Gegen­über sei­nen intel­lek­tu­el­len Vor­gän­gern ist es Fran­zis­kus’ Sym­bol- und Bild­spra­che, die ihm den Sym­pa­thie­bo­nus einbringt.

    Indem er lie­ber Zei­chen als Tat­sa­chen setzt und Bil­der spre­chen lässt, statt in Begrif­fen zu reden, gewinnt er die Mas­sen und Medi­en für sich. Doch der Papst der Bil­der wird häu­fig miss­ver­stan­den. Die Sug­ge­stiv­kraft der Bil­der ver­lei­tet zu fal­schen Inter­pre­ta­tio­nen. Mehr als Begrif­fe sind Bil­der Pro­jek­ti­ons­flä­chen – sie sind aus­le­gungs­be­dürf­tig, mehr­deu­tig, widersprüchlich.“
    -

  2. - „Sein Prin­zip ist es, nicht so sehr Posi­tio­nen zu beset­zen als Pro­zes­se ein­zu­lei­ten, die dann nicht mehr umkehr­bar sind.“ (Kard. Kasper) -

    Was bit­te­schön soll denn das heißen?
    Kas­per nennt als ein­zi­ges Ziel die­ser „Pro­zes­se“, dass sie nicht umkehr­bar sind.
    Das ist im Klar­text die Peri­pethie rei­nen Zerstörungswillens.
    Erin­nert mich an man­che 68er: „Es muss alles anders wer­den!“ (Fra­ge: Was muss dennn koket anders wer­den?) – „Ja, weiß nicht, es muss halt anders werden!“

    Zu Deutsch: Das Vor­han­de­ne soll zer­stört wer­den, etwa so, wie wenn man mit­hil­fe einer Bom­be eine Ver­än­de­rung her­bei­schafft. ver­än­de­rung nach dem Zufalls­prin­zip: mal sehen, was dabei rauskommt?!

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