Weiht Ex-FSSPX-Bischof Williamson am 19. März neue Bischöfe?


Kloster Santa Cruz in Brasilien: Ort von Bischof Williamson unerlaubten Bischofsweihen?
Klo­ster San­ta Cruz in Bra­si­li­en: Ort von Bischof Wil­liam­sons uner­laub­ten Bischofsweihen?

(Lon­don) Die Nach­richt wur­de bereits mehr­fach ange­kün­digt, doch nun scheint es tat­säch­lich so weit zu sein. Der 2012 aus der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. aus­ge­schlos­se­ne Bischof Richard Wil­liam­son will am 19. März, dem Fest des Hl. Joseph in Bra­si­li­en eige­ne Bischö­fe weihen. 

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Kurz nach­dem die Gesprä­che mit Rom im Juni 2012 in einen Still­stand gerie­ten, wur­de Bischof Wil­liam­son „wegen anhal­ten­dem Unge­hor­sam“ aus der Bru­der­schaft ent­fernt. Seit­her sam­mel­te sich um den Aus­ge­schlos­se­nen eine Grup­pe, die sich „Wider­stand“ nennt. Ein Punkt der losen Grup­pe ist ein kate­go­ri­sches Nein zu jedem Gespräch mit Rom.

Unrechtmäßige Bischofsweihen im Kloster Santa Cruz in Brasilien?

Die Wei­he von Bischö­fen schloß Wil­liam­son ab die­sem Zeit­punkt nicht aus. Laut Rora­te Cae­li soll in zwei Tagen im Klo­ster San­ta Cruz in Nova Fri­bur­go in Bra­si­li­en eine Bischofs­wei­he statt­fin­den. Wie­vie­le Bischö­fe geweiht wer­den sol­len, ist nicht bekannt.

Laut Rora­te Cae­li soll auf alle Fäl­le Pater Jean-Michel Fau­re geweiht wer­den. Fau­re gehör­te wie Wil­liam­son bis 2012 zur Pius­bru­der­schaft. Er ist 73 Jah­re alt und damit fast gleich alt wie Wil­liam­son, der Jahr­gang 1940 ist. Fau­re trat 1972 in das Prie­ster­se­mi­nar der Bru­der­schaft in Eco­ne ein und wur­de 1977 von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re zum Prie­ster geweiht. Er war Obe­rer der Bru­der­schaft für Latein­ame­ri­ka und Regens des Prie­ster­se­mi­nars in Argen­ti­ni­en. Wegen offe­ner Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten mit dem Gene­ral­obe­ren ver­ließ er 2013 die Piusbruderschaft.

Weihekandidaten Ex-FSSPX-Priester Jean-Michel Faure und altritueller Dominikaner Innocent Marie?

Nicht bestä­tigt aber genannt wird von Rora­te Cae­li als mög­li­cher Bischofs­kan­di­dat auch der Domi­ni­ka­ner­pa­ter Inno­cent Marie. Er wur­de 1982 von Erz­bi­schof Lefeb­v­re zum Prie­ster geweiht und grün­de­te das Klo­ster Avril­lé in Frank­reich, das der domi­ni­ka­ni­schen Spi­ri­tua­li­tät folgt. Auch er brach in jüng­ster Zeit mit der Piusbruderschaft.

Wegen der gül­ti­gen, aber unrecht­mä­ßi­gen Bischofs­wei­hen von 1988 durch Erz­bi­schof Lefeb­v­re, bei denen auch Wil­liam­son zum Bischof geweiht wor­den war, erklär­te Rom die Exkom­mu­ni­ka­ti­on aller Betei­lig­ten. Am 21. Janu­ar 2009 hob Papst Bene­dikt XVI. als Zei­chen des Ent­ge­gen­kom­mens und der Vor­lei­stung für Gesprä­che zwi­schen Rom und Eco­ne das Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­de­kret auf.

Williamson und allen Beteiligten droht Exkommunikation

Soll­te Bischof Wil­liam­son in weni­gen Tagen tat­säch­lich Bischofs­wei­hen durch­füh­ren, wür­de er erneut wegen Ver­let­zung der Cano­nes 1013 und 1382 des Kir­chen­rechts der Exkom­mu­ni­ka­ti­on ver­fal­len, eben­so die Weihekandidaten.

Nicht bekannt ist, wer der zwei­te Bischof sein soll, der an den Bischofs­wei­hen teil­neh­men könn­te. Ob die Wei­hen gül­tig wären, läßt sich noch nicht sagen. Unrecht­mä­ßig sind sie, da vom Papst nicht erlaubt, allemal.

Das Klo­ster San­ta Cruz befin­det sich im Staat Rio de Janei­ro in Brasilien.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Rora­te Caeli

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20 Kommentare

  1. Ange­sichts des After­pap­stes und sei­ner unsäg­li­chen Entou­ra­ge wäre es ein Segen, wenn der Kir­che wie­der wahr­haft katho­li­sche Bischö­fe geschenkt würden.

  2. „Unrecht­mä­ßig sind sie, da vom Papst nicht erlaubt, allemal.“
    Das wäre wohl etwas genau­er zu unter­su­chen. So wie zitiert ist die­se Aus­sa­ge etwas unterkomplex.

  3. Gül­tig wäre(n) die Weihe(n) auf jeden Fall, inso­fern Mate­rie (Hand­auf­le­gung), Form und Inten­ti­on stim­men, wovon ich jetzt ein­fach mal aus­ge­he. Die bekann­ten 3 Bischö­fe, die übli­cher­wei­se teil­neh­men, sind nicht zur Gül­tig­keit not­wen­dig. Einer reicht voll­kom­men aus. 1988 gab es nur 2 Bischö­fe (Mgr. Lefeb­v­re, Mgr. de Castro May­er) und trotz­dem waren die­se Wei­hen gültig.

    Rechts­po­si­ti­vi­stisch gese­hen sind die­se Wei­hen natür­lich uner­laubt. Aber Mgr. Wil­liam­son wird genau die glei­chen Argu­men­te ins Feld füh­ren, wie Mgr. Lefeb­v­re 1988: Not­stand! Nur hat sich Mgr. Lefeb­v­re mehr­mals mit Kar­di­nal Ratz­in­ger getrof­fen und sich um eine offi­zi­el­le Erlaub­nis bemüht. Erst als man dem Erz­bi­schof kein exak­tes Datum nen­nen woll­te, bemerk­te er, dass man die Sache aus­sit­zen und war­ten wol­le bis der Erz­bi­schof das Zeit­li­che seg­net. Daher muss­te er handeln.
    Nach­dem aber Mgr. Wil­liam­son jedes Gespräch mit Rom ablehnt – ent­ge­gen dem Vor­bild von Mgr. Lefeb­v­re – wäre ein Bemü­hen um eine offi­zi­el­le Erlaub­nis ohne­hin nicht zu erwar­ten gewe­sen (er hät­te sie auch nie­mals bekommen)
    Dar­über hin­aus wider­spre­chen ipso-fac­to-Exkom­mu­ni­ka­tio­nen nach uner­laub­ten Bischofs­wei­hen der kano­ni­schen Tra­di­ti­on, die für so was ‚ledig­lich‘ eine Sus­pen­si­on vorsieht.

    Ich hal­te mich mit einem Urteil über die­se Wei­hen hübsch zurück. Die Situa­ti­on ist viel zu ver­fah­ren um Wil­liam­son jetzt ein­fach zum Bösen zu machen, auch wenn ich sei­ne Ansich­ten zum Holo­caust nicht tei­le und sei­ne man­geln­de Gesprächs­be­reit­schaft mit Rom, die Erz­bi­schof Lefeb­v­re immer an den Tag gelegt hat, nicht nach­voll­zie­hen kann. – Wie Rom (Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on) auf die­se Wei­hen reagie­ren wird ist ohne­hin klar. Mich wür­de aber inter­es­sie­ren, ob sich Mgr. Fel­lay hier­zu äußern wird oder nicht. Die FSSPX ist auf jeden Fall außen vor.

    • Er hat doch gar kei­ne „Ansich­ten“ zum „Holo­caust“. Er sagt doch ledig­lich „histo­ri­cal truth goes by evi­dence not by emo­ti­on“. Die von ihm in Augen­schein genom­me­ne Evi­denz reich­te ihm bereits, von einem schreck­li­chen Ver­bre­chen an den euro­päi­schen Juden aus­zu­ge­hen. Nur bezüg­lich gewis­ser Kam­mern hat er schein­bar noch nicht die not­wen­di­ge Evi­denz gesichtet.

  4. Eines steht jedoch fest: Durch sol­che Wei­hen, auch wenn sie wohl gül­tig sind, wie es aus­sieht, wird das Cha­os erheb­lich vergrößert.

    Es ist an sich ja schon kein Pap­pen­stiel, uner­laub­te Wei­hen durch­zu­füh­ren. In äußer­ster ange­nom­me­ner Not voll­zo­gen dies die Erz­bi­schö­fe Lefeb­v­re und Thuc, wobei Lefeb­v­re es im offe­nen Unge­hor­sam gegen­über einem von ihm selbst als recht­mä­ßig aner­kann­ten Papst tat, Thuc dage­gen glaub­te, der „Papst“ sei nicht der Papst und der Hei­li­ge Stuhl sei vakant und dazu­kom­mend auch eine Not­er­laub­nis für Wei­hen durch Pius XI. erhal­ten hat­te, was auf Lefeb­v­re wie­der­um nicht zutraf.

    Nun will also mög­li­cher­wei­se ein Able­ger Lefeb­v­res wei­te­re Bischö­fe in des­sen Geist und all des­sen inne­ren und ungu­ten Wider­sprü­chen vollziehen.
    Lei­der hat die Prie­ster­bru­der­schaft eine Kaste stol­zer, inde­olo­gi­sier­ter und bei einem rigi­den gehor­sams­be­griff wenig kri­tik­fä­hi­ger Män­ner (samt Lai­en) groß­ge­zo­gen, die im Grun­de nach der Art rigi­der und nar­zisst­si­cher Pro­te­stan­ten nun alle irgend­wie ent­we­der als ver­schwo­re­ne Pius­bru­der­schaft oder als bein­har­te vagan­te Sedis­va­kan­ti­sten ihr Süpp­chen kochen wollen. 

    Ich kann jeden­falls kei­ne über­zeu­gen­den Grün­de für Wei­hen fin­den in die­sem Fall. Und wer wegen des Strei­tes um die Anzahl ermor­de­ter Juden soviel ris­kiert, mit dem stimmt etwas nicht. Es ist ohne­hin nicht die Auf­ga­be eines Prietsers, sich hier aus dem Fen­ster zu leh­nen – das soll­te er getrost den Histo­ri­kern über­las­sen, und zwar ohne stän­di­ges Frei­mau­rer­ge­schwa­fel. Ent­we­der die Quel­len­la­ge ist wie sie ist oder wir fan­ta­sie­ren uns im Anti­frei­mau­rer- und Anti­mo­der­ni­sten­mo­dus die Welt zurecht (womit ich weder den einen noch den andern das Wort reden will! – mir geht es um die sur­rea­le Über­zeich­nung die­ser bei­den „Lager“).

    Es muss jeden ver­nünf­ti­gen Men­schen selt­sam berüh­ren, wenn ein Prie­ster offen­bar die­se neben­säch­li­che Fra­ge wich­ti­ger fin­det als sein eigent­li­ches Metier und des­we­gen vor ein deut­sches Gericht zieht. Die Fak­ten­la­ge spricht ohne­hin total gegen ihn, aber es hat etwas bestia­li­sches, um Zah­len zu strei­ten, als ob ange­sichts der sicher gro­ßen Zahl der Toten ein mora­li­scher Blu­men­topf zu gewin­nen wäre, wenn es „nur“ die gro­ße Zahl minus x Tote gewe­sen wären.
    Und es ist eine Schan­de, wie er sich posi­tio­niert ange­sichts der katho­li­schen Ermor­de­ten wie Maxi­mi­li­an Kol­be oder Edith Stein/​Sr. Bene­dic­ta und der vie­len Unbe­kann­ten, auch und gera­de der Prie­ster, die umge­kom­men sind.

    • @zeitschnur
      Super Ana­ly­se ! Dan­ke. Ich ver­ste­he nicht immer alles und bin auch etwas neu hier in die­sem Forum (man möge mir nach­se­hen). Ich hät­te da eine Fra­ge: Ist es sowie­so auch nicht etwas pro­ble­ma­tisch, wenn sich irgend­ei­ne Grup­pie­rung als DIE ‚wah­re Kir­che‘ emp­fin­det ? Könn­te da dann auch Stolz, Selbst­ge­rech­tig­keit und Starr­heit das Emp­fin­den die­ser Grup­pie­rung beein­träch­ti­gen ? Da könn­ten doch auch irgend­wann wie­der Anders­den­ken­de auf die Schei­ter­häu­fen flie­gen ? So wie Hein­rich Hei­ne sag­te: „Wenn die Bücher bren­nen, dann bren­nen kur­ze Zeit spä­ter die Menschen.“

      • Wenn die Kir­che ein recht leh­ren­des Lehr­amt hät­te, dann wären die um die­sen Hir­ten ver­sam­mel­ten Gläu­bi­gen die wah­re Kirche.

        Nun haben wir aber einen sol­chen Hir­ten lei­der nicht, wie ich mei­ne, und dies seit Jahrzehnten.

        Das heißt, dass die Her­de sich zwangs­läu­fig zer­streu­en muss. Jeder macht, was er denkt. Und mein Ein­druck ist der, dass der post­mo­der­ne Tra­di­tio­na­li­mus ein Gewöl­le ver­schie­de­ner, teil­wei­se ganz glaub­wür­di­ger, teil­wei­se aber auch krass und offen häre­ti­scher Strö­mun­gen ist. Letz­te­re bil­den sich ein, wenn man nur natio­na­li­stisch, mon­ar­chi­stisch oder anti­jü­disch und anti­fe­mi­ni­stisch denkt, sich zu dem Behu­fe in tra­di­tio­nel­le Mess­ge­wän­der ver­klei­det und in aller Pracht die alte Mes­se fei­ert, sei man ein rech­ter Katholik.

        Die­se Leu­te suchen sich her­aus, was ihnen passt an der über­lie­fer­ten Leh­re, den Rest kip­pen sie in den Gully.
        Wie­der ande­re gif­ten her­um, wenn man nach­denkt und zu ande­ren Schlüs­sen kommt, als dies poli­ti­cal­ly-tra­di­tio­nal­l­ly cor­rect ist, die sich in der Leh­re tat­säch­lich so fin­den, aber von den Tra­di-Platz­hir­schen abge­lehnt wer­den. Halt­lo­se Stän­ke­rer ohne jedes Argu­ment mit dem Apo­sto­lat, ande­re am Den­ken zu hin­dern, haben wir auch viel zu vie­le. Letz­te­re sind oft ganz beson­ders fromm…
        Ein voll­ende­tes Cha­os jedenfalls.
        Dass aber ein post­mo­der­ner Tra­di-Prie­ster, sofern er Pius oder Sedi ist, kei­enr­lei Voll­macht hat, sich nun als Lehr­amt zu posi­tio­nie­ren, muss klipp und klar gesagt wer­den. Denn der Prie­ster hat NIE Anteil am Lehr­amt, außer inso­fern, als er die vor­han­de­ne und defi­nier­te Leh­re ver­tre­ten sollte.

        Wir sind auf einen Moment fest­ge­fro­ren und war­ten, dass end­lich der Bräu­ti­gam kommt.
        Nie­mand hat im Moment eine Lehr-Voll­macht, und das gilt es auszuhalten!

      • @zeitschnur
        „…poli­ti­cal­ly-tra­di­tio­nal­l­ly correct…&…andere am Den­ken zu hin­dern…“ – in einem ande­ren Forum wur­de ich neu­lich auf­ge­for­dert, mich exor­zie­ren zu las­sen, weil ich ande­re Gedan­ken äußer­te. Ja, es ist wirk­lich ein Zustand der fana­ti­schen, ein­sei­ti­gen Sicht­wei­sen und des Durcheinanders.

      • Zeit­schnur,
        all die­se Kri­tik an den ver­spreng­ten Katho­li­ken, die sich zur Bewah­rung ihres Glau­bens in einen gesun­den Autis­mus ret­ten, trifft auf Wil­liam­son eher nicht zu. Sie wer­den Wil­liam­son nicht gerecht, wenn sie ihn auf sei­ne Zwei­fel an den Kam­mern redu­zie­ren. Das ist nicht sein zen­tra­les Anlie­gen. Wil­liam­son kämpft mit bewun­derns­wer­tem Ein­satz gegen den Libe­ra­lis­mus in all sei­nen Erschei­nungs­wei­sen. Dabei zeigt er sich als Katho­lik im besten Sin­ne: Mit der Welt im Kampf, aber kein biss­chen welt­fremd, kein biss­chen autistisch.

      • @ arrow

        „Gesun­der Autis­mus“ – was ist das? Gesun­de Krankheit…aha…

        Ich redu­zie­re Wil­liam­son nicht auf sei­ne Zwei­fel an den – sagen wir es doch mal so, wie es gemeint ist. „Gas­kam­mern“ in Ausch­witz, in denen unge­zähl­te Men­schen, auch vie­le, vie­le Katho­li­ken ermor­det wur­den. Da wären noch erheb­lich ande­re Din­ge, über die ich ent­setzt bin.

        Ich lese ab und an mal sei­ne Elei­son-Kom­men­ta­re. Dar­in fin­den sich zahl­rei­che dok­tri­nel­le Irr­tü­mer. Wenn er behaup­tet, das Vati­ca­num I habe nicht gelehrt, dass der Papst direkt von Chri­stus sei­ne Voll­macht erhal­ten habe, son­dern von der Kir­che, obwohl das Vati­ca­num I den behaup­te­ten Glau­bens­satz Wil­liam­sons sogar unter Ana­them gestellt hat, wenn er aben­teu­er­li­che Theo­rien über die Bil­dungs­fä­hig­keit der Frau anstellt, die mehr als welt­fremd sind oder ein­fach nur ein wür­de­lo­ses Schau­spiel mas­ku­li­nen Nei­des und Macht­an­spru­ches offen­ba­ren, wenn er -

        - ach, es ist sinn­los, das nun alles auf­zu­li­sten. Aber allei­ne sei­ne Ver­dre­hung der Leh­re vom Papst qua­li­fi­ziert ihn bereits als Häre­ti­ker. Das mit den Gas­kam­mern passt dann nur ins gesam­te Bild. Wer ein Kon­zils­de­kret ins Gegen­teil ver­keh­ren kann, bekommt auch Zwei­fel an der Objek­ti­vi­tät der Gas­kam­mern. Der Mann kann oder will nicht lesen und ver­ste­hen. Das ist ist sein Pro­blem. Er will machen, was er will und ist macht­gie­rig, wenn auch als Selbst­dar­stel­ler oder Micha­el Kohlhaas.

        Was dar­an ein „bewun­derns­wer­ter Kampf“ sein soll, weiß ich nicht.
        Es muss recht gekämpft wer­den, sagt der hei­li­ge Pau­lus. Auch die IS kämpft „mit der Welt“. Kämp­fen tun vie­le.… nicht zuletzt sogar der Böse.

      • @ Jean­ne d’Arc

        Natür­lich muss jeder von uns sich täg­lich vor Gott prü­fen. Das will ich nicht auf die leich­te Schul­ter nehmen.

        Aber das mit der Dämo­ni­sie­rung ist ein alter Hut. Ken­ne ich alles. Und die einem damit kom­men, sind abso­lut selbst­ge­recht. Sie den­ken nicht eine Sekun­de dar­über nach, dass auch sie im irr­tum sein könn­ten und für die Dämo­ni­sie­rung gra­de ste­hen müs­sen eines Tages.

        Jesus hat uns gewarnt, all­zu leicht­fer­tig sol­che Sät­ze an einen ande­ren hin­zu­schleu­dern oder sei­ne Anlie­gen als „dämo­nisch“ zu ver­leum­den. Wer den Bru­der als Narr bezeich­net, hat ihn getö­tet, sagt der Herr.
        Was bedeu­tet es, einen ande­ren zu dämonisieren?
        Es bedeu­tet, ihn eigen­mäch­tig zur Höl­le zu verurteilen.

        Auf die­ses Dämo­ni­sie­ren trifft die War­nung Jesu zu, man sol­le nicht rich­ten, um nicht selbst gerich­tet zu werden.

        Nun ist Kri­tik an Mei­nun­gen oder har­te Aus­ein­an­der­set­zung kei­ne Dämo­ni­sie­rung. Das schrei­be ich für die Kan­di­da­ten hier, die das eine nicht vom ande­ren unter­schei­den kön­nen. Selbst die War­nung, dass einer eine häre­ti­sche Mei­nung vor­trägt ist noch kei­ne Dämonisierung.

        Dämo­ni­sie­rung ist das, was Ihnen pas­siert ist: man behaup­tet, ein ande­rer sei beses­sen oder wer­de vom Teu­fel gesteu­ert und wis­se nicht mehr, was er tue.
        Nun kann so etwas auch sein – aber das zu beur­tei­len, steht kei­nem von uns zu. Wei­ter­hin müss­te man dies mit ganz hand­fe­sten und mehr als trif­ti­gen und immer gewis­ser­ma­ßen ulti­ma ratio-Grün­den beweisen.

        Durch die Psy­cho­lo­gi­sie­rung aller Lebens­be­rei­che sind hier aber die Gren­zen ver­schwom­men. In den mei­sten Fäl­len wit­tern ande­re „Dämo­ni­sches“, wenn sie nicht gebauch­pin­selt wer­den, wenn man ihnen nicht recht gibt, und sie nichts erwi­dern können.

      • Zeit­schnur,
        es kann und mag doch so sein, dass in Ausch­witz zahl­lo­se Men­schen in Gas­kam­mern ermor­det wur­den. Wir soll­ten ins nur davor hüten, jeman­den an der Fra­ge zu mes­sen, ob er hier der Main­stream-Histo­rio­gra­phie folgt. Man muss immer beden­ken, dass es gera­de außer­halb Deutsch­lands recht ein­fach ist, mir revi­sio­ni­sti­scher Lite­ra­tur in Berüh­rung zu kom­men. Wenn Wil­liam­son also schuld­los Kon­takt zu die­ser Lite­ra­tur bekom­men hat, kön­nen Sie ihn nicht als Unmen­schen abstempeln.
        Dass er kon­ser­va­ti­ve Vor­stel­lun­gen zur Rol­le der Geschlech­ter bewahrt, kön­nen sie auch als Abwehr­kampf gegen die völ­li­ge Ein­eb­nung und Gen­de­ri­sie­rung deu­ten. Mei­net­we­gen also als nütz­li­chen Autismus.
        Dass W. nach Außen­wir­kung strebt, könn­te auch an mis­sio­na­ri­schem Ehr­geiz lie­gen. In sei­ner Haut steckend fühlt man sich viel­leicht beru­fen, die Kir­che und mit ihr die Welt zu retten.
        Bezüg­lich der erst­va­ti­ka­ni­schen Leh­re und Wil­liam­sons Hal­tung dazu ken­ne ich mich nicht aus.

      • @ arrow

        Sie wol­len eine Lan­ze bre­chen für den Mon­si­gno­re, weil Sie viel­leicht hof­fen, dass man an ihm Halt haben könnte. 

        Aber bit­te über­se­hen Sie nicht, dass jede die­ser Fra­gen kei­ne „Klei­nig­kei­ten“ sind.

        Dass er ein­fach nicht genü­gend Bil­dung oder Gele­gen­heit hat­te, die Ausch­witz­sa­che zu beleuch­ten – also wenn das so sein soll­te, stün­de es ihm bes­ser an zu schweigen.
        Denn es gilt nach wie vor: wovon ich nichts weiß, wor­über ich mich nicht rich­tig infor­mie­ren konn­te, dar­über soll­te ich auch nicht reden!

        Wil­liam­son ist ein aus­ge­wach­se­ner Anti­ju­da­ist, und daher weht auch der gan­ze Wind!
        Nur eine Kost­pro­be zu dem Thema:

        „Wel­che Ver­bin­dung besteht nun zwi­schen jenen Juden, von wel­chen das Heil kommt (sie­he Johan­nes 4,22) und der Mas­se an heu­ti­gen Juden, wel­che ent­we­der Palä­sti­nen­ser mas­sa­krie­ren oder die­se Mas­sa­ker mora­lisch und finan­zi­ell unter­stüt­zen? Zwar dürf­te die Mehr­heit der heu­ti­gen Juden als Asch­ke­na­se-Juden kei­ne Blut­nach­kom­men Abra­hams sein, doch wie dem auch sei, so haben sie mit Sicher­heit durch den Tal­mud, das „hei­li­ge“ Buch des nach-christ­li­chen Juda­is­mus, in sich auf­ge­so­gen, was unser Herr „den Sau­er­teig der Pha­ri­sä­er und Sad­du­zä­er“ nann­te, also den Geist sei­ner erbit­ter­ten Fein­de, wel­che ihn kreu­zig­ten und seit­her sei­ne Kir­che bekämp­fen. Wie konn­te sein ein­mal aus­er­wähl­tes Volk sich in einen sei­ner ste­tig schlimm­sten Fein­de ver­wan­deln? (Wenn die­se blo­ße Fra­ge „anti­se­mi­tisch“ anmu­ten soll­te, so erin­nern wir uns dar­an, daß die Wahr­heit gut ist, wäh­rend „Anti­se­mi­tis­mus“ schlecht ist, womit nichts Wah­res „anti­se­mi­tisch“ und nichts „anti­se­mi­ti­sches“ wahr sein kann. Was folgt, ist die Wahr­heit, und hat gar nichts mit soge­nann­tem „Anti­se­mi­tis­mus“ zu tun.)“ http://​elei​son​kom​men​tar​.blog​spot​.de/​2​0​1​4​/​0​8​/​e​c​-​3​6​9​-​i​s​r​a​e​l​i​t​e​n​-​i​s​r​a​e​l​i​s​.​h​tml

        Das ist ein ziem­lich per­fi­des und dum­mes Geschwätz. Die­ser Mann hat wahr­schein­lich noch nie mit einem ech­ten Juden zu tun gehabt. Was er sich da zusam­men­reimt, ist surreal.
        Hät­te er lie­ber mal den Römer­brief gelesen!
        Die heu­ti­gen Juden, über deren Gene wir nicht nach­den­ken soll­ten, sind abso­lut nicht die erbit­tert­sten Fein­de Jesu. Das ist ein­fach nur dum­mes Zeug. Auch wenn das für ihre Vor­fah­ren vor 2000 Jah­ren teil­wei­se gel­ten kann – gibt es bei Gott „Sip­pen­haft“ oder „Kol­lek­tiv­sün­den“?
        Es ist, wie es in der Schrift steht: die­se Nach­fah­ren haben ver­bun­de­ne Augen bis zu dem Tag, an dem Gott ihnen die Decke weg­neh­men wird. Das jüdi­sche Volk trägt die­se Ver­hül­lung um der Hei­den wil­len: damit die Hei­den ein­ge­pfropft wer­den konn­ten in die edle Wur­zel Israels.

        Allei­ne die­se Defi­ni­ti­on der Juden als einer „Mas­se (…) wel­che ent­we­der Palä­sti­nen­ser mas­sa­krie­ren oder die­se Mas­sa­ker mora­lisch und finan­zi­ell unter­stüt­zen“ ist bös­ar­tig + eines Prie­sters nicht würdig.
        Er kennt kei­ne Juden und er ver­leum­det sie übelst, ohne etwas Genau­es zu wis­sen. Pfui!

        Was die andern The­men betrifft, habe ich das eine (Vat. I) hier aus­ge­führt: http://​zeit​schnur​.blog​spot​.de/​2​0​1​5​/​0​3​/​d​e​r​-​k​a​t​h​o​l​i​s​c​h​e​-​z​o​m​b​i​e​-​i​i​i​-​f​r​a​n​z​i​s​k​u​s​.​h​tml

      • @Arrow

        Im Sin­ne des­sen, was Fr. Zeit­schnur zu Mgr. Wil­liam­sons Ver­bohrt­heit bezgl. Gas­kam­mern schreibt, hat­te sei­ner­zeit auch Mgr. Fel­lay festgestellt: 

        „In [Mgr. Williamson’s] inter­view, he expres­sed hims­elf on histo­ri­cal que­sti­ons, and in par­ti­cu­lar on the que­sti­on of the geno­ci­de against the Jews car­ri­ed out by the Nazis. It’s clear that a Catho­lic bishop can­not speak with eccle­sia­sti­cal aut­ho­ri­ty except on que­sti­ons that regard faith and morals.“

        Was mich von sei­nen Anhän­gern jetzt aber mehr inter­es­sie­ret, ist ihr Stand, wenn ihnen sei­ne DOKTRINELLEN Irr­tü­mer vor­ge­hal­ten werden:

        Zitat oben Fr. Zeitschnurs:

        „Ich lese ab und an mal sei­ne Elei­son-Kom­men­ta­re. Dar­in fin­den sich zahl­rei­che dok­tri­nel­le Irr­tü­mer. Wenn er behaup­tet, das Vati­ca­num I habe nicht gelehrt, dass der Papst direkt von Chri­stus sei­ne Voll­macht erhal­ten habe, son­dern von der Kir­che, obwohl das Vati­ca­num I den behaup­te­ten Glau­bens­satz Wil­liam­sons sogar unter Ana­them gestellt hat […]“.

        Das ist doch kein Pappenstiel !

      • Zeit­schnur,

        die Fra­ge ist doch, wie sicher man sich sein kann, dass die Theo­rie von der Tod­feind­schaft zwi­schen Kain und Abel, zwi­schen denen, die von sich sagen, Juden zu sein und denen, die Chri­stus als Gott aner­ken­nen, wirk­lich falsch ist. Wil­liam­son hat sich das doch, wie ich anneh­me, nicht alles selbst aus­ge­dacht. Wir sind es gewohnt, anti­ju­dai­sche Theo­rien als Anti­se­mi­tis­mus zu ver­wer­fen. War­um eigentlich?

        Car­lo,
        mir ist nicht erin­ner­lich, dass Wil­liam­son „eccle­sia­sti­cal aut­ho­ri­ty“ für sei­ne Gedan­ken zur Geschich­te des 20. Jh. in Anspruch genom­men hat. Wenn Sie revi­sio­ni­sti­sche Lite­ra­tur kenn­ten, wür­den sie ver­ste­hen, dass man sich die Fra­ge stellt, wes­halb die Ein­wän­de der Revi­sio­ni­sten sei­tens der Main­strea­mer über­haupt nicht beleuch­tet werden.
        Dass bei ihm dok­tri­nel­le Irr­tü­mer vor­kom­men kön­nen, ist klar. Aller­dings sind die­se bei wei­tem weni­ger schwer­wie­gend als die dok­tri­nel­len Irr­tü­mer der Neoaria­ner, Libe­ra­li­sten und Modernisten.

      • @ zeit­schnur – 18. März 2015 um 20:15

        Ja – genau­so isses !

        + Zum Juden­tum und zur jüdi­schen Tra­di­ti­on habe ich in jenem Thread hier eini­ges, auch mit Link-Anga­ben, geschrieben:
        https://​www​.katho​li​sches​.info/​2​0​1​5​/​0​2​/​2​0​/​d​e​r​-​d​e​m​o​k​r​a​t​i​s​c​h​e​-​s​e​l​b​s​t​m​o​r​d​-​d​e​r​-​d​e​u​t​s​c​h​en/
        Es gibt in Isra­el sogar eine rela­tiv neue Ent­wick­lung, näm­lich das ‚Mes­sia­ni­sche Juden­tum‘. Das sind gebo­re­ne Juden, die Jesus, den sie „Yeschau“ nen­nen, ange­nom­men haben. Sie zele­brie­ren alle jüdi­schen Riten (Brit Mila, Bar Mitz­wa, Kid­dusch u.a.) und haben aber das Evan­ge­li­um auch ange­nom­men, das sie in Ivrit lesen. Eine Bewe­gung, die in Isra­el sehr zunimmt, aber von den ultra­or­tho­do­xen Juden abge­lehnt wird. Ich bin mit ortho­dox-gläu­bi­gen jüdi­schen Mit­bür­gern auch in der Syn­ago­ge in Stutt­gart (Lan­de­rab­bi­ner Natha­na­el Wurm­ser) befreun­det und ken­ne die jüdi­sche Tra­di­ti­on sehr gut.

      • @ arrow

        Sie wer­den lachen – aber Wil­liam­sons Irr­tü­mer sind moder­ni­sti­sche, aria­ni­sche und libe­ra­le Irr­tü­mer. Er hat sie nur noch durch die reak­tio­nä­ren ideo­lo­gi­schen Irr­tü­mer des 19. Jh angereichert.

        Was er zur Papst­fra­ge zu sagen hat, ist genau das­sel­be, was auch die Pro­gres­si­sten ver­tre­ten. Nur sind sie dabei nicht anti­ju­da­istisch und reaktionär.

        Übri­gens: lesen Sie noch mal mein Posting – ich sprach nicht von Anti­se­mi­tis­mus, son­dern von Antijudaismus.

        Manch­mal den­ke ich, die­se reak­tio­nä­ren Moder­ni­sten neh­men poli­ti­sche Ideo­lo­gien, die sie für mit dem Katho­li­zis­mus asso­zi­iert hal­ten, wich­ti­ger, als das, was die Päp­ste gelehrt haben.

        Dass sich gera­de im 19. Jh der Katho­li­zis­mus der Lai­en und klei­nen Kle­ri­ker mit dem Roya­lis­mus und dem Anti­ju­da­is­mus so fest ver­band, dass vie­le bis heu­te glau­ben, das sei eine gött­li­che Alli­anz, ist eine gro­ße Tra­gö­die: um des­sent­wil­len hasst die Welt den „Katho­li­zis­mus näm­lich zurecht. Wie die Päp­ste gelehrt haben, geht es nicht um poli­ti­sche Ideo­lo­gien und nicht um das Judentum.

        Der Hl. Pau­lus hat ein­deu­tig und unfehl­bar jeden Hei­den­chri­sten gewarnt, sich arro­gant über die irren­den Juden zu erhe­ben. Aber wir hat­ten das hier schon mal: die reak­tio­nä­ren Ultras wol­len das ein­fach nicht hören. Dabei sind es ein­deu­ti­ge Schriftworte.

        Was die KZs der Nazis betrifft: es ist für mich immer wie­der haar­sträu­bend, wie Per­so­nen, die kei­ner­lei Bezie­hung zu dem The­ma haben, hier „Zwei­fel“ haben, obwohl ande­re ihnen ver­bür­gen kön­nen, dass sie um die­ser Lager wil­len einen Teil ihrer Fami­lie nie­mals ken­nen­ler­nen konn­ten. Ich bin z.B. ein sol­cher Zeu­ge. Die­se Mor­de sind gesche­hen – oder wo sonst sind die vie­len Men­schen hin ver­schwun­den, die in unse­ren Fami­li­en und Freun­des­krei­sen nie wie­der gese­hen wurden?

      • @ zeit­schnur & @ arrow:
        
        Nur als Ergänzung:
        Dies ist das beste und auch här­te­ste Buch, was ich jemals über die Shoa gele­sen habe. Die haben zum Teil ihre eige­nen Ver­wand­ten da rein schie­ben müs­sen. So etwas kann man nicht erfin­den. Die Gas­kam­mern waren real:
        Gideon Greif „Wir wein­ten trä­nen­los…“ – Augen­zeu­gen­be­rich­te des jüdi­schen „Son­der­kom­man­dos“ in Ausch­witz, Fischer Tb, 1999 (10. Aufl.) ISBN-13: 978–3596139149: Zitat Ama­zon: „„Haben Sie manch­mal geweint?“ – „Oft. nicht nur ein­mal. Wäh­rend der Arbeit, nur ohne Trä­nen. Seit damals habe ich kei­ne Trä­nen mehr. Dort wein­ten wir tränenlos.„Sieben Augen­zeu­gen­be­rich­te ver­sam­melt Gideon Greif in sei­nem Doku­men­tar­band „Wir wein­ten trä­nen­los…“. Sie­ben Juden, die in Ausch­witz-Bir­ken­au als „Son­der­kom­man­do“ tätig waren, erzäh­len, wie sie im täg­li­chen Ablauf der Todes­ma­schi­ne­rie ein­ge­setzt wur­den. Kein ein­fa­ches Unter­fan­gen. Wer im „Son­der­kom­man­do“ arbei­ten muß­te, dem fällt es schwer, dar­über zu reden: Zu uner­träg­lich ist der Schmerz und zu gering die Kraft, auf Leu­te zu reagie­ren, die sie als Ver­rä­ter, Denun­zi­an­ten und Hel­fers­hel­fer der Nazis beschimp­fen wür­den. Dabei hat­ten sie nie­mals die Wahl, zwi­schen Ver­wei­ge­rung oder Gehor­sam zu wäh­len. „Ihr wich­tig­stes Ziel sei es gewe­sen, zu über­le­ben, um der Welt von der Sho­ah Zeug­nis geben zu kön­nen“, schreibt Greif in sei­nem Vor­wort. Und wohl des­halb hat er die­se Men­schen, trotz aller Wid­rig­kei­ten, in ein­fühl­sa­mer Annä­he­rung und lan­gen, zahl­rei­chen Gesprä­chen dazu gebracht, über ihren Ein­satz in Ausch­witz-Bir­ken­au zu reden.
        Greif, Mit­ar­bei­ter der israe­li­schen Gedenk­stät­te Yad Vas­hem in Jeru­sa­lem, ist ein gewis­sen­haf­ter Histo­ri­ker. Er befragt die Män­ner nach jedem ein­zel­nen Detail des Ver­nich­tungs­pro­zes­ses, über den sie berich­ten kön­nen: Das „Sor­tie­ren“ auf der Ram­pe, die Ent­klei­dung, die Tötung in der Gas­kam­mer, die „Ver­wer­tung“ der Über­re­ste – Lebens­mit­tel, Klei­dung, Wert­sa­chen, Zahn­gold –, die Ver­bren­nung der Lei­chen. Gera­de die minu­tiö­se Beschrei­bung der auto­ma­ti­sier­ten tech­ni­schen und mensch­li­chen Pro­zes­se führt die Aus­ma­ße des Grau­ens in noch schär­fe­ren Kon­tu­ren vor Augen als die ohne­hin schon uner­träg­li­che Zahl von sechs Mil­lio­nen getö­te­ter Juden.
        Wer die­se Augen­zeu­gen­be­rich­te gele­sen hat, kennt das wahr­schein­lich wich­tig­ste Beweis­mit­tel dafür, daß die Sho­ah, der Völ­ker­mord an den Juden, eine eis­kalt geplan­te Akti­on gewe­sen war. –Bet­ti­na Albert (Ama­zon Webseite).

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