(Manila) Auf den Philippinen hat sich der emeritierte Erzbischof von Manila, Gaudencio Kardinal Rosales mit Nachdruck gegen den Versuch geäußert, auf dem Inselarchipel die Scheidung zu legalisieren. Nach dem Ende der US-amerikanischen Kolonialzeit wurde die Ehescheidung 1950 auf den großteils katholischen Philippinen abgeschafft.
Kardinal Rosales kommentierte Meinungsumfragen, die vom Meinungsforschungsinstitut Social Weather Stations veröffentlicht wurden, wie Radio Vatikan in verschiedenen Sprachausgaben berichtete. Der Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Ehescheidung wird nach Ostern vom philippinischen Parlament diskutiert.
Die Philippinen stehen derzeit unter „Modernisierungsdruck“, wie es Beobachter nennen. Dem neben Ost-Timor einzigen mehrheitlich katholischen Land Asiens soll die vorherrschende Agenda des Westens aus Förderung von Abtreibung, Verhütung, Sexualaufklärung, Homosexualität und Ehescheidung im Schnellverfahren aufgedrängt werden. Die Argumente sind altbekannt und werden im Westen, wichtigen Geldgebern der Philippinen, wo die Verhütungsmentalität fest verankert ist, allgemein geteilt.
„Die Kirche hat die Pflicht, die Lehre ihres Gründers zu verteidigen“
„Die Kirche hat die Pflicht, die Lehre ihres Gründers zu verteidigen“, antwortete nun Kardinal Rosales auf die Umfrage, laut der 60 Prozent der Befragten geantwortet hätten, daß sie für eine Legalisierung der Ehescheidung sind. Natürlich nur, wenn die Ehe unheilbar zerrüttet sei. Auch diese Argumentation, die gesellschaftspolitische Brüche mit Ausnahmesituationen rechtfertigt, ist aus dem Westen bestens bekannt. Die Ausnahmeregelung reduziert sich schnell auf ein banales „Nicht mehr Wollen“ eines der Ehepartner. Abtreibung wurde hauptsächlich mit dem Hinweis auf Vergewaltigungen legalisiert. Diese Fälle liegen statistisch im Promillebereich. Rund 100.000 Kinder jährlich werden derzeit in Deutschland deshalb getötet, weil die schwangere Frau aus welchem Grund auch immer „nicht will“. Die Durchsetzung oder Auslebung des persönlichen Willens als höchstem Maßstab, der in ausgewählten Bereichen vom Staat und seinen Gesetzen großzügig unterstützt wird. Natürlich nur in bestimmten.
„Auch wenn 99 Prozent dafür wären“, so Kardinal Rosales gegenüber CBC News, „bleibt die Scheidung für die Kirche falsch, weil die Ehe ein Sakrament ist und die Kirche die Pflicht hat, die Lehre ihres Gründers einzuhalten und zu fördern. Ob dieser Kampf zur Förderung der Wahrheit des Evangeliums ein verlorener Kampf ist, das ist nicht ihr Problem. Ihr einziges Problem ist es, zu sagen, ob Dinge falsch oder richtig sind.“
Kardinal Tagles Position geschwächt
Kardinal Rosales ist der Vorgänger des amtierenden Erzbischofs von Manila, Luis Antonio Kardinal Tagle. Tagle stellte sich in der innerkirchlichen Diskussion um die wiederverheirateten Geschiedenen auf die Seite von Kardinal Walter Kasper. Die implizit die Ehescheidung akzeptiert und die Zweitehe anerkennen möchte. Damit hat Tagle seine Position in der aktuellen philippinischen Scheidungsdiskussion als ranghöchster Kirchenvertreter des Inselstaates geschwächt und seine Glaubwürdigkeit in der Verteidigung des Ehesakraments und eines sich daraus ableitenden Staatsgesetzes zum Schutz der Ehe ramponiert. Er fehlt damit der philippinischen Kirche in einem entscheidenden Moment, um uneingeschänkt gegenüber der Öffentlichkeit und dem Staat die Ehe zu verteidigen und gegen die Legalisierung der Ehescheidung seine Stimme zu erheben.
Mit ein Grund, weshalb sich in der aktuellen Diskussion sein emeritierter Vorgänger, Kardinal Rosales zu Wort gemeldet hat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons