Täglich das Leben riskieren, um vom IS versklavte Christinnen freizukaufen


Befreite Jesidin
Frei­ge­kauf­te Jesi­din wird ihrer Fami­lie übergeben

(Bag­dad) Krieg und Ver­fol­gung schrei­ben ganz eige­ne, ein­präg­sa­me Kapi­tel des Lebens. Das gilt auch für einen Ira­ker, des­sen Iden­ti­tät nicht bekannt­ge­ge­ben wur­de. Er ris­kiert jeden Tag sein Leben, um mit den Isla­mi­sten des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) und ande­ren Dschi­ha­di­sten über den Frei­kauf von ver­sklav­ten Chri­stin­nen zu ver­han­deln, um sie ihren Fami­li­en zurückzubringen.

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Wer die Kir­chen­ge­schich­te kennt, kennt auch das Sze­na­rio. Im Mit­tel­al­ter ent­stan­den eige­ne katho­li­sche Orden, deren Apo­sto­lat dar­in bestand, von Mos­lems ver­sklav­te und nach Nord­afri­ka, den Nahen Osten und Klein­asi­en ver­schlepp­te Chri­sten frei­zu­kau­fen. Wenn das Geld, das sie in den christ­li­chen Staa­ten sam­mel­ten, nicht aus­reich­te, boten sie sich selbst als Ersatz an.

Der Islamische Staat (IS) und der florierende Sklavenhandel

In den vom Isla­mi­schen Staat (IS) kon­trol­lier­ten Gebie­ten ist es heu­te nicht anders. Einer, der sein Leben aufs Spiel setzt, um den not­wen­di­gen Kon­takt her­zu­stel­len, ist ein Ira­ker. Wer um die Lage im Irak und in Syri­en weiß, erahnt, welch muti­ge und gefähr­li­che Tat der Mann voll­bringt. Schon die Kon­takt­auf­nah­me zu Mit­tels­män­nern ist hei­kel und gefähr­lich. Sein eigent­li­ches Ziel sind die IS-Ter­ri­to­ri­en. Dort kauft er Frau­en frei, Chri­stin­nen, Mus­li­min­nen und Jesi­din­nen. Die Dschi­ha­di­sten rau­ben sie bei ihren Erobe­run­gen und hal­ten sie als Skla­vin­nen, für den Haus­halt oder als Lust­ob­jek­te. Vie­le wer­den an befreun­de­te sun­ni­ti­sche Stäm­me wei­ter­ge­schenkt oder ver­kauft, um sich die­se bei Lau­ne zu halten.

Nach dem Frei­kauf bringt der Mann die Frau­en zu ihren Fami­li­en zurück. Ende 2014 wur­de ein Video bekannt, das ihn zeigt, wie er eine Jesi­din ihrer Fami­lie zurück­brach­te. Die Fami­lie hat­te kei­ne Nach­richt mehr von ihr, seit sie vom Isla­mi­schen Staat (IS) ver­schleppt wor­den war.

Islamischer Staat (IS) beruft sich auf Koran

Wie vie­le Frau­en er bereits befrei­en konn­te, ist nicht bekannt. Sein Han­deln fand bis­her kei­ne Auf­merk­sam­keit in den gro­ßen Medi­en. Das Geld für den Frei­kauf kommt von den Fami­li­en, zum Teil auch von west­li­chen, zumeist christ­li­chen Hilfsorganisationen.

Vor kur­zem berich­te­te der eng­li­sche Dai­ly mail, wie die Kämp­fer des Isla­mi­schen Staa­tes (IS) einen flo­rie­ren­den Skla­ven­han­del auf­ge­baut haben. Sie beru­fen sich auf die Sure 4,24 des Koran, die Skla­ven als Beu­te und den Skla­ven­han­del im Krieg aus­drück­lich erlaubt. Der Isla­mi­sche Staat (IS) ist fest über­zeugt, einen Krieg im Sin­ne des Korans zu füh­ren, wes­halb sich die Dschi­ha­di­sten  durch den Koran gedeckt sehen.

IS-Zeitschrift: Sklaverei im Gebiet des Kalifats wieder offiziell erlaubt

Schwarze Fahne des IS statt Kreuz auf dem Georgskloster von Mosul
Schwar­ze Fah­ne des IS statt Kreuz auf dem Georgs­klo­ster von Mosul

Der größ­te Teil der Skla­ven sind jun­ge Chri­stin­nen, gefolgt von Jesi­din­nen und auch eini­gen Ala­wi­tin­nen und Schiitinnen.

Die vom Isla­mi­schen Staat (IS) her­aus­ge­ge­be­ne eng­lisch­spra­chi­ge Inter­net-Zeit­schrift Dabiq recht­fer­tigt die Hal­tung von „ungläu­bi­gen“ Frau­en als Skla­vin­nen all­ge­mein, aber auch als Sex­skla­vin­nen spe­zi­fisch. In der Zeit­schrift bestä­tig­te der Isla­mi­sche Staat (IS), daß im Herr­schafts­be­reich des neu­en Kali­fats die Skla­ve­rei wie­der offi­zi­ell ein­ge­führt wur­de. Die Prei­se, die für den Frei­kauf der Skla­vin­nen bezahlt wer­den müs­sen, vari­iert. Je jün­ger, desto teurer.

Erst vor weni­gen Tagen wur­de bekannt, daß die Dschi­ha­di­sten das alt­ehr­wür­di­ge Klo­ster des Hei­li­gen Georg in Mos­ul zer­stört haben. Die Fas­sa­de der Kir­che wur­de völ­lig ent­stellt. Das Kreu­ze wur­de vom Dach geschla­gen und statt des­sen die Schwar­ze Fah­ne des Isla­mi­schen Staa­tes auf­ge­platzt. Das Klo­ster wur­de von den Isla­mi­sten zum Gefäng­nis umge­wid­met. Wie der vati­ka­ni­sche Nach­rich­ten­dienst Fides berich­tet, sol­len dort auch gefan­ge­ne Frau­en ver­ge­wal­tigt wor­den sein, deren Schick­sal die Skla­ve­rei ist, wenn sie nicht frei­ge­kauft wer­den können.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Youtube/​Fides

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