(Rom) Nun gibt es sie doch, eine neue Aufgabe für den abgesetzten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Er wird im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung für die Katechese zuständig sein. Ein ziemlich groteskes Kapitel jüngster deutscher Kirchengeschichte findet somit einen römischen Epilog, der zudem für den Angeklagten spricht.
In Limburg wollten ihn einige Kleriker und Laien loswerden. Das war schon vor der Potzblitz-Protz-Geschichte. Man muß die Geschichte schon ganz vorne beginnen lassen und nicht erst mittendrin. Daraus wurde eine große Schlammschlacht, unter der Bischof Tebartz-van Elst begraben wurde. Möglich wurde es, weil ihn die meisten seiner Mitbrüder schnell und schließlich auch Rom im Stich ließen. Einen Bischof, der im Kreuzfeuer medialer Kritik steht, zieht man kirchenintern immer noch lieber aus dem Verkehr, als ihm zur Seite zu springen. Falls es jemand vergessen haben sollte: Zum Fallstrick gedreht wurde dem Bischof Renovierung und Ausbau eines neuen Diözesanzentrums samt Bischofswohnung. Gegenüber anderen spendablen Bischöfen in eigener Sache, die jedoch auf der „richtigen“ Seite stehen, zeigte sich die mediale Jagdgesellschaft bisher nachsichtiger. Erzbischof Reinhard Kardinal Marx etwa gönnte sich einen 11-Millionen-Euro-Palazzo für seine gelegentlichen, allerdings unter Papst Franziskus häufigeren Aufenthalte in Rom. Wer hat, der hat und wer darf, der darf.
Aufgeheiztes Klima machte Verbleib in seiner Diözese unmöglich
Bischof Tebartz-van Elst jedenfalls durfte nicht. Er flog im Oktober 2013 nach Rom, traf mit Papst Franziskus zusammen und zeigte sich anschließend „ermutigt“. Er dürfte etwas mißverstanden haben. Schließlich brachten Bild & Co. in Deutschland „Volkes Seele“ zur Glut. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch übersetzte nach Rom. Der Limburger Bischof wurde zwar nicht stante pede, dafür aber in Etappen seines Amtes enthoben. Noch im Oktober 2013 erteilte der Papst Weisung, daß Tebartz-van Elst „zum gegenwärtigen Zeitpunkt seinen bischöflichen Dienst nicht ausüben“ dürfe und sich in ein Kloster zurückzuziehen habe. Nur wer kirchliche Gepflogenheiten nicht kennt, konnte zu diesem Zeitpunkt noch an eine Rückkehr nach Limburg denken.
Am 26. März 2014 nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Bischofs an und entband ihn von der Leitung der Diözese Limburg. Daß es sich um ein Rücktrittsgesuch handelte, ist ebenfalls kirchlicher usus zur Gesichtswahrung. Die Alternative wäre die Absetzung. Vorausgegangen waren nicht nur Monate der öffentlichen Polemik, sondern auch ein Bericht der Deutschen Bischofskonferenz, mit dem auch ihre Wünsche übermittelt wurden. Eine Versetzung von Bischof Tebartz-van Elst in eine andere deutsche Diözese war darin nicht vorgesehen.
Aus der Geschichte vom „Protz-Bau“ war die Luft bald draußen. Nach dem erfolgreichen Abschuß des Bischofs war sie nicht mehr interessant.
Ad hoc-Aufgabe für Neuevangelisierung
Was aber nun machen mit einem erst 55 Jahre alten Bischof? In Rom ließ man sich aus Deutschland genau informieren und studierte die Akten, hegte aber schnell begründeten Zweifel an der behaupteten persönlichen Schuld von Bischof Tebartz-van Elst, die seine Verjagung aus dem Amt rechtfertigen würde. Aus der Distanz ließ es sich nüchterner durch den Nebel des Protzgeschreis blicken. Die Beauftragung des Bischofs mit einer neuen Aufgabe in Rom spricht eine klare Sprache, anhand der sich ablesen läßt, was man in Rom über den „Fall Limburg“ denkt.
Wie nun bekannt wurde, hat das Staatssekretariat Bischof Tebartz-van Elst am vergangenen 5. Dezember seine neue Aufgabe mitgeteilt. Eine Aufgabe, die ad hoc für ihn im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung geschaffen wurde. Dessen Leitung hat Kurienerzbischof Rino Fisichella inne. Das Dikasterium war unter Papst Benedikt XVI. neu geschaffen worden.
Bischof Tebartz-van Elst wird zum „Delegaten für die Katechese“. Seine Aufgabe wird es sein, Katechesen zum Thema Neuevangelisierung zu erarbeiten. Der Amtsantritt ist für März geplant.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons