Kinderlosigkeit, Steuern, Einwanderung: Warum wir wie das Römische Reich enden werden


Thomas Cole: Die Zerstörung des Römischen Reiches, 1836
Thomas Cole: Die Zerstörung des Römischen Reiches, 1836

(Mai­land) Mit dem Unter­gang des West­rö­mi­schen Rei­ches befaßt sich ein 2014 ver­öf­fent­lich­tes, vor drei Wochen in Frank­reich auch als Taschen­buch her­aus­ge­ge­be­nes Werk von Michel De Jaeg­he­re. Eine Buch­be­spre­chung ver­faß­te der bekann­te katho­li­sche Jurist und Sozio­lo­ge Mas­si­mo Intro­vi­gne, der 2011 OSZE-Reprä­sen­tant gegen die Dis­kri­mi­nie­rung und Ver­fol­gung von Chri­sten und ande­rer Reli­gio­nen war.

Anzei­ge

Buch­be­spre­chung von Mas­si­mo Introvigne

Man mag über Frank­reich schlecht reden wie lan­ge man will, man wird aber die Fähig­keit der Fran­zo­sen aner­ken­nen müs­sen, kul­tu­rel­le Debat­ten zu begin­nen, die über die All­tags­ba­na­li­tä­ten hin­aus­ge­hen. Ein Bei­spiel dafür ist die anhal­ten­de Dis­kus­si­on über das Buch des Histo­ri­kers und Jour­na­li­sten Michel De Jaeg­he­re: „Les Der­niers Jours. La fin de l’em­pire romain d’Oc­ci­dent“ (Die letz­ten Tage. Das Ende des West­rö­mi­schen Rei­ches, Le Bel­les Lett­res, Paris 2014). Im Febru­ar 2015 wid­me­te die katho­li­sche Monats­zeit­schrift „La Nef“ dem 600-Sei­ten-Werk eine Son­der­aus­ga­be mit einer Rei­he von bemer­kens­wer­ten Arti­keln. Über das Buch wird jedoch in den unter­schied­lich­sten Krei­sen dis­ku­tiert. Zum Teil recht hitzig.

War­um beschäf­tigt im Jahr 2015 der Unter­gang des Römi­schen Rei­ches so sehr? Es han­delt sich gewiß um eines der wich­tig­sten Ereig­nis­se der Welt­ge­schich­te. Die fran­zö­si­sche Debat­te ver­la­ger­te sich jedoch schnell auf die poli­ti­sche Ebe­ne, weil die Fra­ge nach den Grün­den für das Ende des Römi­schen Rei­ches an eine ande­re ster­ben­de Zivi­li­sa­ti­on erin­nert – wor­auf bereits Bene­dikt XVI. auf­merk­sam mach­te – an unse­re eigene.

Westrom ging unter, weil Christen nur kleine Minderheit waren

De Jaeg­he­re wie­der­holt vor allem, was der Fach­welt der Histo­ri­ker bestens ver­traut ist, wenn auch manch­mal von Pro­pa­gan­di­sten des Athe­is­mus und Nost­al­gi­kern des Hei­den­tums geleug­net wird, die in Frank­reich viel­leicht ver­brei­te­ter und auf­dring­li­cher als anders­wo sind. Das Römi­sche Reich ging nicht wegen des Chri­sten­tums zugrun­de. Die The­se, laut der die Chri­sten mit ihrer Bot­schaft der Lie­be und des Frie­dens die Wehr­be­reit­schaft des Rei­ches gegen die Ger­ma­nen geschwächt hät­ten, sieht man von heid­ni­schen Pole­mi­kern der ersten Jahr­hun­der­te wie Kel­sos ab, wur­de durch die Auf­klä­rung ver­brei­tet, von Vol­taire und dem eng­li­schen Histo­ri­ker Edward Gib­bon. Wie De Jaeg­he­re erin­nert, ist die­se The­se jedoch völ­lig falsch. Am Beginn des fünf­ten Jahr­hun­derts waren nur zehn Pro­zent der Bewoh­ner des West­rö­mi­schen Rei­ches Chri­sten, wäh­rend sie im Ost­rö­mi­schen Reich die Mehr­heit stell­ten. Es ist das Ost­rö­mi­sche Reich, das den Angrif­fen wider­stand und das West­rö­mi­sche Reich um tau­send Jah­re über­leb­te. Und es sind die zehn Pro­zent Chri­sten im Westen, die Rom und sei­ne Kul­tur am Leben zu erhal­ten ver­su­chen mit ihren Bischö­fen und Intel­lek­tu­el­len wie Ambro­si­us und Augu­sti­nus, aber auch als Gene­rä­le, die bis zum äußer­sten kämp­fen wie Sti­licho, der Sohn einer Röme­rin und eines Van­da­len, der römi­sches Bür­ger­recht erwor­ben hat­te, oder Aeti­us, die mit vie­len christ­li­chen Sol­da­ten heroi­sche Waf­fen­ta­ten vollbrachten.

Nach­dem die­se Dumm­hei­ten über das Chri­sten­tum aus­ge­räumt sind, bleibt die Fra­ge, wie aber das immense Römi­sche Reich unter­ge­hen konn­te. Heu­te sind die Histo­ri­ker sehr vor­sich­tig gewor­den mit dem Umgang des Begriffs „Deka­denz“. Es stimmt, daß auf dem Gebiet des heu­ti­gen Ita­li­en in den letz­ten Jahr­hun­der­ten des Rei­ches zwei­hun­dert­tau­send Fami­li­en­ober­häup­ter das Recht auf kosten­lo­se staat­li­che Ver­kö­sti­gung hat­ten, gleich­gül­tig ob sie einer Arbeit nach­gin­gen oder nicht. Eben­so stimmt es, daß die berufs­tä­ti­gen römi­schen Bür­ger, das Mili­tär aus­ge­nom­men, 180 arbeits­freie Tage im Jahr hat­ten, an denen sie sich häu­fig an grau­sa­men und zwei­fel­haf­ten öffent­li­chen Spek­ta­keln erhei­ter­ten. Über die­se Deka­denz klag­ten Schrift­stel­ler und Phi­lo­so­phen bereits zur Zeit Jesu, vier­hun­dert Jah­re vor dem Fall des Rei­ches, als Rom sei­ne Schlach­ten noch gewann.

Auf die Bezeich­nung „Deka­denz“ kön­ne man den­noch nicht leicht ver­zich­ten, emp­fiehlt De Jaeg­he­re. Dabei ist die Anmer­kung zahl­rei­cher Histo­ri­ker zutref­fend, eine mono­kau­sa­le Erklä­rung des Unter­gangs des West­rö­mi­schen Rei­ches als ideo­lo­gi­sche Sicht­wei­se zu sehen. Das bedeu­tet aber nicht, daß das Ereig­nis nicht erklär­bar ist. Ganz im Gegen­teil. De Jaeg­he­re spricht von einem „Pro­zeß“, der die ver­schie­de­nen vor­ge­schla­ge­nen Erklä­run­gen unter­ein­an­der verbindet.

Hauptgrund Geburtenrückgang

Wie Bene­dikt XVI., ohne die­sen zu nen­nen, erkennt auch der fran­zö­si­sche Histo­ri­ker den Haupt­grund des Nie­der­gangs im Pro­zeß des Gebur­ten­rück­gangs. Zur Gebur­ten­kon­trol­le ver­füg­ten die Römer nicht über die tech­ni­schen Hilfs­mit­tel von heu­te, doch Mord an unge­bo­re­nen und gebo­re­nen Kin­dern brei­te­te sich aus. Eben­so nahm die Zahl erwach­se­ner Män­ner zu, die nur mehr homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen haben woll­ten. Die Fol­ge war eine demo­gra­phi­sche Kata­stro­phe. Die Stadt Rom brach von einer Mil­li­on Ein­woh­ner in der gol­de­nen Zeit des Impe­ri­ums auf 20.000 am Ende des fünf­ten Jahr­hun­derts zusam­men. Ein Ver­lust von 98 Pro­zent. Die Sta­ti­sti­ken über die Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung auf dem Land sind weni­ger gesi­chert, doch wur­den in den letz­ten bei­den Jahr­hun­der­ten des Rei­ches 30–50 Pro­zent aller land­wirt­schaft­li­chen Nie­der­las­sun­gen auf­ge­ge­ben. Nicht weil sie nicht mehr gewinn­brin­gend waren, son­dern weil es nie­man­den mehr gab, der die Böden bear­bei­ten hät­te können.

Zerstörerischer Steuerdruck

Was sind die Fol­gen der Kin­der­lo­sig­keit? Es sind vie­le und alle sind sie nega­tiv. Aus wirt­schaft­li­cher Sicht bedeu­tet eine gerin­ge­re Bevöl­ke­rung weni­ger Pro­du­zen­ten und weni­ger Steu­er­zah­ler. Das Römi­sche Reich gab in die­ser Situa­ti­on der Ver­su­chung nach, der vie­le Staa­ten in der glei­chen Lage erlie­gen. Es erhöh­te die Steu­ern bis zur Zer­stö­rung der eige­nen Wirt­schaft. Was wie­der­um gerin­ge­re Steu­er­ein­nah­men bedeu­te­te. Man kann sich die Kur­ve vor­stel­len: Wenn die Steu­ern zu sehr erhöht wer­den, nimmt der Staat weni­ger Steu­ern ein, weil vie­le Unter­neh­men in den Ruin getrie­ben wur­den und daher nichts mehr zah­len kön­nen. Der Unter­gang des Reichs wird in sei­nem letz­ten Jahr­hun­dert von einem rui­nö­sen Ein­bruch der Steu­er­ein­nah­men von 90 Pro­zent ange­kün­digt. Vie­le Grund­be­sit­zer, die die Steu­ern nicht mehr auf­brin­gen kön­nen, fül­len die Rei­hen einer blü­hen­den Kri­mi­na­li­tät und des Bandentums.

Sklavenhalterwirtschaft und Staatsdirigismus

Rom steht an der Spit­ze eines Systems, das die Skla­ve­rei kennt. Als Lösung für die Kin­der­lo­sig­keit der Frei­en ver­sucht man in erster Linie die Gebur­ten­zif­fer der Skla­ven zu erhö­hen, denen Abtrei­bung ver­bo­ten ist. Mit allen Mit­teln wer­den die Skla­ven ange­hal­ten, Kin­der zu zeu­gen. Im letz­ten Jahr­hun­dert des Rei­ches waren 35 Pro­zent der Bewoh­ner des heu­ti­gen Ita­li­ens Skla­ven. Skla­ven zah­len aber kei­ne Steu­ern, arbei­ten mit wenig Ein­satz und Eifer und haben nur ein gerin­ges Inter­es­se, ihre ange­grif­fe­nen Besit­zer mit Waf­fen zu ver­tei­di­gen. Die Skla­ven­hal­ter­wirt­schaft der letz­ten römi­schen Jahr­hun­der­te wird zudem immer mehr zur Staats­wirt­schaft. Wegen der sich ver­schär­fen­den Pro­ble­me aus Kin­der­man­gel und Steu­er­rück­gang beginnt der Staat selbst gro­ße land­wirt­schaft­li­che Betrie­be zu füh­ren. Man­gels frei­er Arbeits­kräf­te kom­men dort aus­schließ­lich Skla­ven zum Ein­satz. Bei allen Unter­schie­den erin­nert ihr gerin­ger Arbeits­ei­fer an die Arbei­ter und Bau­ern der Sowjetstaaten.

Unkontrollierte Massenzuwanderung

Wenn es auf­grund des Gebur­ten­rück­gangs an eige­nen Bür­gern man­gelt und die Skla­ven die Pro­ble­me nicht zufrie­den­stel­lend lösen, grei­fen die Staa­ten und Impe­ri­en übli­cher­wei­se zu einer ande­ren Maß­nah­me, um ihr Land zu bevöl­kern: die mas­si­ve Zuwan­de­rung. In meh­re­ren euro­päi­schen Spra­chen ist im Zusam­men­hang mit dem Unter­gang des Römi­schen Rei­ches viel die Rede von „Inva­sio­ni bar­ba­ri­che“, „Bar­ba­ri­an Inva­si­on“, wie die Völ­ker­wan­de­rungs­zeit genannt wird. De Jaeg­he­re erin­nert jedoch dar­an, daß die größ­te „Inva­si­on“ nicht durch Erobe­rung, son­dern durch Ein­wan­de­rung erfolg­te. Das gewalt­sa­me Ein­drin­gen Ala­richs führ­te im Jahr 401 20.000 West­go­ten nach West­rom. Die Maß­nah­men West­roms, mit denen zwi­schen 376 und 411 ger­ma­ni­sche Völ­ker­schaf­ten zur lega­len und geför­der­ten Ein­wan­de­rung ein­ge­la­den wur­den, um dem Pro­blem des Gebur­ten­man­gels im Reich zu begeg­nen, führ­ten in nur 35 Jah­ren zur Ein­wan­de­rung von einer Mil­li­on Men­schen. Natür­lich wan­dern die „Bar­ba­ren“ ins Reich ein oder erobern es, weil es ihnen zu Hau­se wegen des Drucks durch die zen­tral­asia­ti­schen Hun­nen nicht gut geht und dadurch eine gan­ze Ket­ten­re­ak­ti­on aus­ge­löst wur­de. Ein Grund für das Ende des West­rö­mi­schen Rei­ches, der nicht der römi­schen Füh­rungs­klas­se anzu­la­sten ist. Die unge­zü­gel­te Zuwan­de­rung aber war ihre Schuld.

Unterminierung der Wehrkraft

Eben­so die fata­le Ent­schei­dung, Ein­wan­de­rer für die Armee zu rekru­tie­ren. Der Gebur­ten­rück­gang wur­de als Grund bereits genannt. Hin­zu kam die sin­ken­de Bereit­schaft der Römer, für ihren Staat Mili­tär­dienst zu lei­sten. Wenn jemand dage­gen pro­te­stier­te, daß Aus­län­der Legio­nä­re wur­den, wur­de ihnen schnell die Staats­bür­ger­schaft ver­lie­hen. Die­se Pra­xis ver­än­der­te die Natur der Legio­nen grund­le­gend. Am Beginn des fünf­ten Jahr­hun­derts war das römi­sche Heer kei­nes­wegs klein. Es war dop­pelt so groß wie zur Zeit von Kai­ser Augu­stus. Von 240.000 Mann hat­te man es auf eine hal­be Mil­li­on auf­ge­stockt. Das Pro­blem war, daß mehr als die Hälf­te der Armee aus ger­ma­ni­schen Ein­wan­de­rern bestand. Die schnel­le Ein­bür­ge­rung mach­te zwar zum Schein alle zu Römern, änder­te aber nichts an den Tat­sa­chen. In Rom wuß­te man, daß die Sol­da­ten mehr­heit­lich „Bar­ba­ren“ waren. Man dach­te das Pro­blem im Griff zu haben, weil die Kom­man­dan­ten und die Kai­ser Römer waren. Die „Bar­ba­ren“ soll­ten als Fuß­volk nur für Rom kämp­fen und ster­ben. Die Ger­ma­nen ver­stan­den aber schnell, daß sie die Mehr­heit in den Ein­hei­ten stell­ten und daß sie es waren, die für Rom blu­te­ten. War­um soll­ten sie sich also von Römern kom­man­die­ren las­sen? Es wer­den ihres­glei­chen zu Kom­man­dan­ten ernannt, um die Trup­pen ruhig zu hal­ten. Ger­ma­nen mit römi­schem Bür­ger­recht stei­gen zu Heer­mei­stern auf und fra­gen sich schließ­lich, war­um sie sich eigent­lich von einem römi­schen Kai­ser Befeh­le geben las­sen sol­len. Wo es römi­sche Kom­man­dan­ten gab, wur­den sie umge­bracht und durch Ger­ma­nen ersetzt. Die von Ger­ma­nen kom­man­dier­ten, ger­ma­ni­schen Legio­nen ver­bün­de­ten sich mit ihren außer­halb der römi­schen Gren­zen leben­den Volks­an­ge­hö­ri­gen und mar­schier­ten zusam­men und setz­ten Rom ein Ende.

De Jaeg­he­re ver­weist zudem, daß Rom, abge­se­hen von den Ein­la­dun­gen zur Ein­wan­de­rung, seit Jahr­hun­der­ten auf eine „Außen­po­li­tik“ gegen­über den ger­ma­ni­schen Völ­kern ver­zich­tet hat­te. Das Land jen­seits des Limes war für die Römer eine Welt mit zu viel Unbe­re­chen­ba­rem und zu wenig Reich­tum. So zog sich Rom hin­ter eine siche­re Linie zurück und über­ließ die Welt jen­seits sich selbst. Ein schwer­wie­gen­der Feh­ler. Denn dort bil­de­ten sich lang­sam jene Kräf­te, die das Reich angrei­fen und zer­stö­ren soll­ten. Der dama­li­ge Fern­han­del infor­mier­te die Ger­ma­nen auch ohne Inter­net über den ver­locken­den Reich­tum Roms.

De Jaegheres Analyse legt Vergleich mit heute nahe

Es ist ver­ständ­lich, daß die­se von De Jaeg­he­re beschrie­be­ne Sequenz, die den Grund für den Unter­gang Roms in einem Pro­zeß sieht, der vom Gebur­ten­man­gel über den Steu­er­druck, von der Staats­wirt­schaft bis zur zügel­lo­sen Mas­sen­ein­wan­de­rung reicht, man­chen nicht gefällt. De Jaeg­he­re wur­de ent­ge­gen­ge­hal­ten, daß die Ein­wan­de­rung eine „Res­sour­ce“ sei, die von den Kai­sern bes­ser geschätzt und auf­ge­wer­tet wer­den hät­te müs­sen. Das Pro­blem sei dem­nach die Unfä­hig­keit der römi­schen Kai­ser gewe­sen, das Römi­sche Reich in einer neu­en und mul­ti­kul­tu­rel­len Dimen­si­on zu den­ken, und nicht die Zunah­me der Ein­wan­de­rer. Es ist offen­kun­dig, daß sol­che „poli­tisch kor­rek­ten“ Zwi­schen­ru­fe von der römi­schen Rea­li­tät, dem Staats­ver­ständ­nis und der Tole­ranz gegen­über Spra­chen und Kul­tu­ren kei­ne Ahnung hat­ten. Sie offen­ba­ren vor allem eine Angst vor einem nahe­lie­gen­den Ver­gleich mit dem heu­ti­gen Euro­pa. Einem Ver­gleich, dem sich De Jaeg­he­re kei­nes­wegs ent­zieht, wenn er auch zur Vor­sicht mahnt.

Geburtenrückgang durch Verlust von pietas und fides

Sein Buch bie­tet auch zu Detail­fra­gen eine Ant­wort. In Rom sank die Gebur­ten­ra­te so stark ab, daß die bestands­er­hal­ten­de Gebur­ten­ra­te unter­schrit­ten wur­de mit allen Fol­ge­wir­kun­gen für die Wirt­schaft und die Ver­tei­di­gung. War­um aber kam es dazu? Weil die Römer ab einem bestimm­ten Moment einen Weg beschrit­ten, den Papst Johan­nes Paul II. mit Blick auf das heu­ti­ge Euro­pa als „demo­gra­phi­schen Selbst­mord“ bezeich­net hät­te? De Jaeg­he­re schreibt, daß lang­sam die bei­den tra­gen­den Säu­len der römi­schen Kul­tur ver­lo­ren­gin­gen: pie­tas und fides. Die Treue zu den mora­li­schen und reli­giö­sen Wer­ten der Väter und die Treue zu den Pflich­ten als römi­sche Bür­ger gegen­über dem Vaterland.

Die Grün­de für die­se „Deka­denz“ sei­en viel­fäl­tig. Zur Zeit Jesu wan­del­te sich die römi­sche Ari­sto­kra­tie von einer Krie­ger­eli­te zu einer Lati­fun­dien­eli­te, die in Rom die Ein­künf­te aus Besit­zun­gen irgend­wo im Reich erhielt, die sie nie gese­hen hat­te. Die­se neue Eli­te ist mehr an den Ver­gnü­gun­gen als an der Ver­tei­di­gung des Rei­ches inter­es­siert. Das Reich wur­de ohne­hin für ewig und unbe­sieg­bar gehal­ten. Auf­ga­ben wer­den dele­giert, wäh­rend die Eli­ten immer weni­ger Kin­der zeu­gen. Alle Fami­lie der alten Ari­sto­kra­tie, die Rom groß­ge­macht hat, ster­ben noch vor 300 nach Chri­stus aus, außer einer, die gens Aci­lia, die sich zum Chri­sten­tum bekehrt. Das Bei­spiel der Füh­rungs­klas­se fin­det, wie zu allen Zei­ten, Nach­ah­mer. Die Mode von kei­nem oder höch­stens einem Kind erfaßt schließ­lich auch die Plebs.

Westrom war nicht zu wenig, sondern zu multikulturell

Der Ein­wand der Histo­ri­ker, vor allem Eng­län­der und Ame­ri­ka­ner, die die Deka­denz-Theo­rie ableh­nen, lau­tet, daß dies vor allem Rom betref­fe oder jeden­falls die gro­ßen Städ­te, daß aber noch im letz­ten Jahr­hun­dert des Römi­schen Rei­ches 85 Pro­zent der Bevöl­ke­rung auf dem Land leb­te. Doch auch dort, so De Jaeg­he­re, ver­fie­len pie­tas und fides, denn das Reich war nicht zu wenig mul­ti­kul­tu­rell, son­dern zu viel mul­ti­kul­tu­rell und cos­mo­po­li­tisch und wur­de als eine fer­ne Büro­kra­tie wahr­ge­nom­men, die unver­ständ­li­che Ent­schei­dun­gen trifft und pri­mär nur sicht­bar wird, um die Steu­ern zu erhö­hen. Der klei­ne Grund­be­sit­zer am Land ist im besten Fall bereit sein Dorf zu ver­tei­di­gen, aber nicht die Gren­zen eines fer­nen Rei­ches, für das er kei­nen „Patrio­tis­mus“ emp­fin­det. Im schlim­me­ren Fall begrüßt er die „Bar­ba­ren“ als Befrei­er vom römi­schen Fis­kus, der ihn in den Ruin treibt. In der Tat wur­de das „Joch“ der Ger­ma­nen von vie­len Ein­hei­mi­schen als leich­ter emp­fun­den als das Westroms.

Gewiß könn­te De Jaeg­he­re den reli­giö­sen Grün­den im enge­ren Sinn mehr Auf­merk­sam­keit wid­men, die aus dem sozio­lo­gi­schen Blick­win­kel von Rod­ney Stark unter­sucht wur­den. Der Nie­der­gang der heid­ni­schen Reli­gi­on, die für nie­man­den mehr Über­zeu­gungs­kraft hat­te, steht am Beginn für den Nie­der­gang der pie­tas. Das Chri­sten­tum, das – wie bereits eine schnel­le Lek­tü­re des hei­li­gen Augu­sti­nus zeigt – Grün­de und Kraft in sich trug, das Reich und die Res Pubbli­ca zu ver­tei­di­gen, von der es sich kei­nes­wegs des­in­ter­es­siert fern­hielt, hät­te die heid­ni­sche Reli­gi­on erset­zen kön­nen, was es dann auch tut, aller­dings erst spä­ter. Im West­rö­mi­schen Reich aber, auch wenn die Kai­ser Chri­sten waren, war das Chri­sten­tum erst noch eine Minderheit.

Der Unterschied: Germanen damals waren nicht wie Moslems heute

Die Leh­ren aus De Jaeg­he­res Buch für unse­re heu­ti­ge Welt sind nahe­lie­gend. Bei aller Vor­sicht, die jeder Ver­gleich zwi­schen unter­schied­li­chen Epo­chen ver­langt, zeigt der Unter­gang Roms, wie gro­ße Zivi­li­sa­tio­nen enden kön­nen und daß die Art ihres Endes nor­ma­ler­wei­se demo­gra­phisch ist. Die Impe­ri­en stür­zen, wenn sie kei­ne Kin­der mehr zeu­gen und die Kin­der­lo­sig­keit eine teuf­li­sche Spi­ra­le aus untrag­ba­ren Steu­ern, Staats­di­ri­gis­mus, unge­zü­gel­ter Ein­wan­de­rung und letzt­lich „wehr­lo­sen“ Armeen nach sich zieht. Um die Stich­hal­tig­keit der römi­schen Para­bel für unse­re Tage zu ver­ste­hen, bedarf es nicht vie­ler Bücher. Es genügt die Fen­ster zu öff­nen und sich umzuschauen.

Zu einem Punkt aller­dings kön­nen De Jaeg­he­res Kri­ti­ker eine gewis­se Berech­ti­gung gel­tend machen. Die Ein­wan­de­rer und Erobe­rer Roms hat­ten einen Vor­teil gegen­über den Ein­wan­de­rern und „Erobe­rern“ von heu­te. Zum größ­ten Teil Ger­ma­nen besa­ßen sie eine beacht­li­che Ethik, aber kei­ne star­ke reli­giö­se Kul­tur. Das ermög­lich­te eine gan­ze neue Syn­the­se. Sie erkann­ten die Über­le­gen­heit der römi­schen Kul­tur an, ver­such­ten sie sich anzu­eig­nen und bekehr­ten sich schnell, meist noch wäh­rend der Völ­ker­wan­de­rungs­zeit zum Chri­sten­tum. Nur neben­bei sei erwähnt, um an den Anfang anzu­knüp­fen, daß der erste Schritt dazu im aria­ni­schen Chri­sten­tum durch Ost­rom geschah. West­rom soll­te es dann zufal­len, sie zur Katho­li­zi­tät zu bekeh­ren. Durch Jahr­hun­der­te aus Blut und Trä­nen berei­tet der Unter­gang West­roms das Ent­ste­hen des christ­li­chen Mittelalters.

Heu­te sind die Ein­wan­de­rer und „Erobe­rer“ – wirt­schaft­li­che Erobe­rer mit Petro­dol­lars oder ange­hen­de bewaff­ne­te Erobe­rer im Dienst des „Kali­fen“ – Trä­ger einer sehr star­ken reli­giö­sen Kul­tur, der isla­mi­schen (aus dem fer­nen Osten dringt auch ein chi­ne­si­sches Echo). Sie den­ken nicht dar­an, sich zu inte­grie­ren und unse­re Kul­tur anzu­neh­men, son­dern wol­len uns von der Über­le­gen­heit ihrer Kul­tur über­zeu­gen. Die Kri­se, die dar­aus fol­gen könn­te, könn­te für Euro­pa töd­li­cher sein, als der Unter­gang Roms. Aus die­sem Grund ist die Dis­kus­si­on über den Nie­der­gang des West­rö­mi­schen Rei­ches kei­nes­wegs nur eine intel­lek­tu­el­le Gedankenübung.

Über­set­zung : Giu­sep­pe Nardi
Bild: NBQ

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34 Kommentare

  1. Auch hier: Histo­ri­sche Ereig­nis­se und Zusa­men­hän­ge sind IMMER sin­gu­lär und las­sen sich nicht unmit­tel­bar und schon gar nicht kom­plex ver­glei­chen oder zu „Pro­gno­sen“ heranziehen.
    Die­se Tat­sa­che ist geschichts­wis­sen­schaft­li­cher Standard!

    Vor allem über­sieht der Autor, dass das natio­nal­staat­lich-völ­ki­sche Kon­zept, von dem er völ­lig unkri­tisch aus­geht, dem römi­schen Reich ziem­lich unbe­kannt war – das Reich war ein Viel­völ­ker­staat von Anfang an und grün­de­te nicht auf einer Nati­on, son­dern einer „res publi­ca“, zunächst der Stadt Rom. Der Sta­tus eines Mit­glie­des des popu­lus roma­nus war eben­falls nicht völ­kisch begrün­det – auch unser jüdi­scher Apo­stel Pau­lus war Römer und hät­te daher nicht gefol­tert wer­den dür­fen. Die „gens“ wur­den kei­nes­falls als zwin­gen­de oder not­wen­di­ge staa­ten­bil­den­de Grund­la­ge gesehen!

    Nicht zuletzt hat nichts auf die­ser Erde Bestand – auch nicht ein Reichs- oder mei­net­we­gen Staats­kon­zept, wie immer es aus­sieht, ob rechts­staat­lich-repu­bli­ka­nisch, mon­ar­chisch, natio­na­li­stisch, sozia­li­stisch oder alles mög­li­che vermischt.

    Von daher erst mal pia­no pia­no – und dass Völ­ker gewan­dert sind, ist auch ein alter Hut. Nur an den äußer­sten Rän­dern der Zivi­li­sa­ti­on gibt und gab es unbe­rühr­te „Stäm­me“.
    Auf das deutsch­spra­chi­ge Gebiet traf das jedoch NIE zu.

    Es dürf­te außer­dem erstens anders kom­men und zwei­tens als man denkt.
    Am Ende aber kommt ER – und wir freu­en uns doch auf einen neu­en Him­mel und eine neue Erde und sind anson­sten gespannt dar­auf, wie Gott unse­re Gebe­te erhö­ren wird.

  2. Dan­ke für die­sen hoch­in­ter­es­san­ten Artikel !
    Fra­ge: Ist der Unter­gang des christ­li­chen Abend­lan­des unaus­weich­lich, oder noch zu verhindern?
    Für die regie­ren­de poli­ti­sche Klas­se in der EU ist der Aus­druck „christ­li­ches Abend­land“ schon wie ein rotes Tuch, oder reizt zu Spott, oder zur Ver­ket­ze­rung. Trotz­dem: Wir Euro­pa islamisch?
    Ich hof­fe auf ein Wun­der und dass es nicht geschieht.
    Das byzan­ti­ni­sche Reich wur­de erwähnt… Ich möch­te nicht vom The­ma ablen­ken, aber es ist bemer­kens­wert, dass man sich, wie in Frank­reich, ana­log in Russ­land Gedan­ken um die Ursa­chen für den Fall des ost­rö­mi­schen Impe­ri­ums macht, und wei­se des­halb auf die­ses Video hin:
    „The fall of an empire—the Les­son of Byzantium“
    http://​you​tu​.be/​f​1​C​W​G​-​2​G​LU4

    • @ Leo Laemm­lein – 23. Febru­ar 2015 um 17:53
      Unter­ge­hen im kom­plet­ten Sin­ne wird es nicht. Es wird jedoch eine ‚Rei­ni­gung‘ auf uns zu kom­men, bei der es nach­her anders und vor allem im Sin­ne Jesu Chri­sti wei­ter­ge­hen wird. Wur­de ja von der Sl. Anna Katha­ri­na Emme­rich, der Sl. Anna Maria Tai­gi, dem Hl. Don Bos­co u.v.a. pro­phe­zeit. Die Welt, wie wir sie ken­nen, wird kräf­tig geschüt­telt und erschüt­tert wer­den. Viel­leicht kann man es ja eine „Trans­for­ma­ti­on“ nen­nen, ist aber nicht eso­te­risch gemeint (mir fällt gera­de kein pas­sen­de­rer Begriff ein). Auch in Fati­ma und La Salet­te wur­de ja das Straf­ge­richt angedeutet.

    • Unwill­kür­lich muss­te ich an den Satz Niem­öl­lers den­ken, die BRD sei „in Rom gezeugt und in Washing­ton gebo­ren“ worden.

      Etwas Ähn­li­ches könn­te man für die EU sagen…

      Dass die EU zwar hin­sicht­lich der Bin­dung an die Kir­che anschei­nend ein Anti-Reich ist zum Hei­li­gen Römi­schen Reich und sei­nem Kai­ser­tum, über­zeugt vie­le erreg­te Gemü­ter meist sofort.

      Dass aber die EU die Vor­be­rei­tung für die Fort­füh­rung des abend­län­di­schen Kai­ser­tums ist, das immer mit dem Papst um die Macht rang, könn­te genau­so gut sein – nun aber ver­deckt, indem es den Papst längst im Boot hat.
      Der Kai­ser hat es das gan­ze Mit­tel­al­ter hin­durch nicht geschafft, sich in den Tem­pel Got­tes zu set­zen, obwohl er es unter dem Deck­man­tel des Sakral­kö­nig­tums oft ver­sucht hat…
      Für das Ende ist vor­her­ge­sagt in der Schrift, dass er es schaf­fen wird.
      Den Papst gibt es ja schon nicht mehr, son­dern nur noch einen Scheindarsteller.
      Das Reich ist auch schon vor­be­rei­tet. Fehlt nur noch der Kaiser.

      Er wird – wie alle Kai­ser des Hl. römi­schen Rei­ches – christ­lich-anti­christ­lich auf­tre­ten, nur wahr­schein­lich viel sub­ti­ler als die Alten.

      Und so wie bestür­zend vie­le Katho­li­ken, obwohl die Päp­ste ein­deu­tig das Gegen­teil aus­spra­chen, den­noch die Alli­anz von „Thron und Altar“ für gott­ge­ge­ben hiel­ten und dabei unmerk­lich dem Thron fast unbe­grenzt Anti­christ­li­ches zuge­stan­den, das sich auch Fürst­bi­schö­fe und man­cher Papst zu eigen mach­ten, weil sie nicht begrif­fen, dass SEIN Reich nie­mals von die­ser Welt sein kann und darf (!), genau­so wer­den wie­der vie­le der letz­ten From­men die­se Gestalt des Endes total ver­ken­nen – so ist es vor­ge­sagt. Und man kann nur hof­fen, selbst nicht dem Irr­tum zu verfallen.

    • /​/​Dass aber die EU die Vor­be­rei­tung für die Fort­füh­rung des abend­län­di­schen Kai­ser­tums ist, das immer mit dem Papst um die Macht rang, könn­te genau­so gut sein – nun aber ver­deckt, indem es den Papst längst im Boot hat.//

      Falls Sie selbst drauf­ge­kom­men sind, haben Sie ein gutes Gespür. Die Euro­päi­sche Uni­on ist das wie­der­be­leb­te Impe­ri­um Roma­num, jeden­falls eine Form davon, denn Russ­land sieht sich schon seit dem 15. Jahr­hun­dert als Erbe des Reichs („Drit­tes Rom“). Sogar die osma­ni­schen Herr­scher sahen sich als Nach­fol­ger der ost­rö­mi­schen Kai­ser, was 1453 statt­fand war ein gewalt­sa­mer Dyna­stie­wech­sel, so kann es gese­hen wer­den und wird es noch heu­te von inter­es­sier­ter Sei­te in der Tür­kei gesehen.
      Die letz­te euro­päi­sche Ver­fas­sung wur­de im Vati­kan unter­zeich­net, unter der rie­si­gen Mar­mor­skulp­tur eines Pap­stes (Urban?). Bezeich­nen­der­wei­se nimmt die Ver­fas­sung kei­nen Bezug auf Gott und das Chri­sten­tum. Ein Wie­der­erste­hen unter anti­christ­li­chem Vor­zei­chen, mit vati­ka­ni­schem „Segen“.

      • Was soll die­ser leicht ent­glei­ste pater­na­li­sti­sche Neben­satz „Falls Sie selbst drauf­ge­kom­men sind“?

        Ich kom­me stets selbst auf mei­ne eige­nen Gedan­ken, lese kei­ne Räu­ber­pi­sto­len auf ame­ri­ka­ni­schen Web­sites und las­se mich kei­nes­wegs ins Bocks­horn evan­ge­li­ka­ler Spe­ku­la­tio­nen trei­ben. Zumal ich mei­ne Gedan­ken eben nicht „nach Gespür“ ent­wick­le, son­dern auf­grund von kla­ren Argu­men­ten, die ich ja immer auch dazu mit­lie­fe­re und zur Dis­kus­si­on stel­le – s.o. …

        Was immer ich hier den­ke – es liegt hier all­zu deut­lich auf der Hand, aber eben­so auch die Ver­wor­ren­heit des Faktums.

        Jedes Impe­ri­um, und sei es ein angeb­lich histo­risch-christ­li­ches – vor allem dann übri­gens! – , ist prin­zi­pi­ell anti­christ­lich. Denn SEIN Reich ist nicht von die­ser Welt.
        Unterm Strich kommt also her­aus, dass, wie man es auch dreht und wen­det, „das mes­sia­ni­sche Zeit­al­ter“ von Anfang an anti­christ­lich ange­setzt hat. Der Beginn war das heid­ni­sche römi­sche Reich als „Welt­kreis“ ver­stan­den, dar­an änder­te auch das soge­nann­te christ­li­che Abend­land nicht prin­zi­pi­ell etwas.

        In der pro­te­stan­ti­schen Bewe­gung wur­de die­ser inner­kirch­li­che Rumor, das welt­li­che Reich dem Papst­tum vor­zu­zie­hen bzw. den­sel­ben als „Anti­chri­sten“ zu bezeich­nen, unge­schminkt offen­bar. (Wobei der­sel­be oft per­sön­lich des­sen Züge anzu­neh­men schien, WEIL er um die Macht rang!

        Das luthe­ri­sche Den­ken ist aber lar­viert und ohne dass die Betref­fen­den es bemerk­ten, längst auch bei den Reak­tio­nä­ren ange­kom­men. Sie haben im Ernst die­ses Kai­ser­tum, das dem Papst immer die Macht rau­ben woll­te als gott­ge­woll­tes Stütz­kor­sett der Kir­che betrach­tet, was in sich eine Blas­phe­mie des Den­kens ist: die Braut Chri­sti trägt nicht wie eine Sün­de­rin, die vom Ver­fall gezeich­net ist, ein Korsett!

        Lei­der hat sich die­ses ver­kehr­te Den­ken so tief ein­ge­gra­ben in die katho­li­schen Gehir­ne, dass wir heu­te in einer Lage sind, die schein­bar die Alter­na­ti­ve des „Moder­nis­mus“ (als Sam­mel­becken aller anschei­nend „libe­ra­len“ Ideen) und des reak­tio­nä­ren Tra­di­tio­na­lis­mus bie­tet – bei­des jedoch ist antichristlich!

        Pius X. hat lei­der nicht beach­tet, dass eini­ge gra­vie­ren­de und destruk­ti­ve Häre­si­en in sei­nem Moder­nis­mus-Kon­strukt kei­nen Platz hat­ten und haben und dar­um nun fälsch­li­cher­wei­se unbe­merkt mit­schli­chen und für recht­gläu­big gehal­ten wer­den – das ist der Tra­di­tio­na­lis­mus mit sei­nen poli­ti­schen Wahn­ideen, die im Grun­de anti­christ­li­cher sind als die moder­ni­sti­schen Irr­leh­ren, die poli­tisch immer­hin noch ein gewis­ses „Gespür“ dafür auf­wei­sen, dass die Braut Chri­sti kein welt­li­ches Stütz­kor­sett benö­ti­gen KANN – denn sie ist die „Hil­fe“ (das weib­li­che Got­tes­zei­chen), des­sen die Rei­che der Welt bedür­fen und nicht umgekehrt!…

        Wie Mehl­tau haben sich die diver­sen Irr­tü­mer über unse­re Gedan­ken gelegt.

        Ver­hee­rend die vie­len Räu­ber­pi­sto­len-Blogs mit ihren mund­ge­rech­ten Short­cut-News für post­mo­dern-empör­te Illu­si­ons­kirch­ler – auch das ein durch und durch zwei­fel­haf­tes Phänomen!

      • @Leo Laemm­lein – 23. Febru­ar 2015 um 21:26 & zeit­schnur – 24. Febru­ar 2015 um 11:30 —- Darf ich mich hier mal einklinken ?
        Die Euro­päi­sche Uni­on ist ein Kon­strukt, das auf den Trüm­mern der ‚Trans­la­tio Impe­rii Roma­ni‘ auf­ge­baut wur­de. Kai­ser Karl der Gro­ße hat den Papst mit sei­nem Leben beschützt. Und bei allem was da heu­te abläuft, müßen wir ja auch die Fra­ge nach dem „Reich Got­tes“ stel­len und wel­che Ord­nung von Jesus Chri­stus und Gott Vater gewollt ist. Die Wider­ord­nung der EU bestimmt nicht, da gebe ich allen Recht. Ich bin festen Glau­bens, dass Gott Vater, das was ER wirk­lich will, wie­der­her­stel­len wird. Es wird noch inter­es­sant werden.…

      • @ Jean­ne d’Arc

        Und wor­auf fußt die­se Ihre Über­zeu­gung? Wo steht geschrie­ben, dass Chri­stus in die­ser Welt ein Reich her­stel­len wird, das Ihm gefällt?

        Ich lese aus der Schrift dage­gen, dass die­se Welt ihrem Ende ent­ge­gen geht und unse­re Erlö­sung im himm­li­schen Jeru­sa­lem stattfindet ..

        Der „Imma­nen­tis­mus“ ist doch als Irr­leh­re längst entlarvt.

      • @ zeit­schnur /​ 24. Febru­ar 2015 um 11:30

        /​/​Ich kom­me stets selbst auf mei­ne eige­nen Gedanken,//

        Ich auch, ich über­neh­me aber auch vie­le Gedan­ken von andern, das sind dann soge­nann­te über­nom­me­ne Gedan­ken. Eige­ne Gedan­ken habe ich über mein Leben, mei­ne Umge­bung, usw., aber wo es um all­ge­mei­ne The­men geht, über­wie­gen Gedan­ken, die ich von ande­ren, die in die­sen The­men geschei­ter oder zumin­dest bewan­der­ter sind als ich, übernehme. 

        /​/​lese kei­ne Räu­ber­pi­sto­len auf ame­ri­ka­ni­schen Web­sites und las­se mich kei­nes­wegs ins Bocks­horn evan­ge­li­ka­ler Spe­ku­la­tio­nen treiben.//

        Räu­ber­pi­sto­len lese ich auch nicht, aber ame­ri­ka­ni­sche christ­li­che Web­sites, die ich sehr lehr­reich finde.
        😎

      • @ Jean­ne dArc – 24. Febru­ar 2015 um 12:29
        Bei allem, wor­an die christ­li­che Zivi­li­sa­ti­on in West und Ost krank­te, wür­de ich sie doch nicht über­wie­gend nega­tiv sehen wol­len, wie anschei­nend Frau zeit­schnur. Aber sie ist zu Ende gegan­gen und kehrt nicht wie­der. Was jetzt kommt, ist laut Bibel, vor­aus­ge­setzt, die Zeit­zei­chen sind rich­tig gedeu­tet, ein welt­wei­tes anti­christ­li­ches System, die Herr­schaft des apo­ka­lyp­ti­schen Tiers, also die gro­ße Drang­sal, in deren Mit­te der Greu­el der Ver­wü­stung errich­tet und der Anti­christ sich ins Hei­lig­tum set­zen und sich von den Men­schen als Gott anbe­ten las­sen wird. Die Hei­li­gen, die sich wei­gern –die Chri­sten und bekehr­ten Juden –, wird er ver­fol­gen und töten. In der ersten Hälf­te der gro­ßen Drang­sal (deren Beginn viel­leicht kurz bevor­steht) erlei­den die Men­schen die Wut Satans, in der zwei­ten Hälf­te, nach dem Greu­el der Ver­wü­stung, gießt Gott sei­nen Zorn über die Mensch­heit aus. Das sind die Posau­nen- und Scha­len­ge­rich­te, die in der Offen­ba­rung des Johan­nes beschrie­ben wer­den. Den Abschluss bil­det Har­ma­ge­don und die zwei­te Ankunft des Herrn Jesus Chri­stus. Und um die Kur­ve zu Ihrem Kom­men­tar zu krie­gen: Die Hoff­nung, die uns die Bibel vor Augen stellt, ist das Tau­send­jäh­ri­ge Reich, das Chri­stus dann errich­tet, in dem er mit sei­nen Hei­li­gen die Erde regie­ren wird. Alle die schreck­li­chen Din­ge, die Gott zulässt bzw. selbst anord­net, sind nur die Geburts­we­hen zum Reich Got­tes auf Erden. Erst danach kommt das Ende der Welt mit dem Neu­en Him­mel und der Neu­en Erde. Das jeden­falls ist die Schrift­aus­le­gung, die mich am ehe­sten über­zeugt, weil sie die Pro­phe­zei­un­gen des Alten und Neu­en Testa­ments wo immer mög­lich wört­lich nimmt, statt sie spi­ri­tua­li­sie­rend wegzudeuten.

      • @ zeit­schnur – 24. Febru­ar 2015 um 13:04

        Die­se Über­zeu­gung fußt weder auf theo­lo­gisch-intel­lek­tu­el­len Aus­deu­tun­gen, noch auf selbst­er­klü­gel­ten Hirn­ge­spin­sten, son­dern auf den Pro­phe­zei­un­gen des Hei­li­gen Don Bos­co, der Sl. Anna Katha­ri­na Emme­rich, der Sl. Anna Maria Tai­gi, des Pfr. Bar­to­lo­mä­us Holz­hau­ser und des Pfr. Franz Sales Handwercher.

      • @ LL

        Na schön – klar lese auch ich viel und wer­de von vie­lem ange­regt. Aber wenn ich mir etwas, das von ande­ren stammt, so ohne wei­te­re Trans­for­ma­ti­on zu eige­nen mache, plau­de­re ich das auch immer aus, wie Sie wis­sen und nen­nen meist Autor und Titel.

        Ich will aber dazu grund­sätz­lich noch was los­wer­den, weil ich fin­de, dass auch die­ses The­ma inzwi­schen ver­hee­rend gehand­habt wird unter Tradis:

        jeder ist näm­lich ver­pflich­tet, den eige­nen Talen­ten und Gaben gemäß alles in die Wag­scha­le zu wer­fen und zu einem eigen­stän­di­gen Urteil über die Din­ge zu kommen.
        Man wird zunächst – bei ent­spre­chen­der Unrei­fe – unbe­wusst so man­chem Urteil naiv folgen.
        Nach­dem ich jedoch erkannt habe, dass es hei­li­ge Pflicht ist, NUR das zu glau­ben, was als zu glau­ben vor­ge­legt wur­de, alles ande­re aber zu prü­fen („Prüft alles!“ ist an ALLE Gläu­bi­gen gerich­tet!!!!!) ver­su­che ich mir abzu­ge­wöh­nen, einem meist ja nur bür­ger­li­chen Her­den­ur­teil zu fol­gen – eben weil in die Irre geführt wor­den zu sein und nicht auf­ge­passt zu haben, obwohl ich die Mög­lich­kei­ten hat­te zu prü­fen, am Ende mir selbst ange­la­stet wer­den wür­de. Das kann auch Angst machen – nie­mand darf es sich hier zu ein­fach machen: „Folgt ihnen nicht!“ sagt Jesus ein­mal. Und Er sagt, man kön­ne Sei­ne Stim­me unter den fal­schen Chri­stus­sen her­aus­hö­ren. Es gilt, das Ohr zu schär­fen und die Pro­ble­ma­tik nicht leicht zu neh­men und dabei nüch­tern zu bleiben!

        Man wird dabei immer auf die Vor­ar­beit ande­rer zurück­grei­fen, aber eben nicht blind und vor allem so, dass man wie­der­um eigen­stän­di­ge Syn­the­sen her­stellt – so hab ich es übri­gens auch in lan­gen Stu­di­en­jah­ren gelernt. Das war zum Glück noch alte Schu­le, vor den infan­ti­len „Bache­lor“- und „Master“-Studiengängen… . Heu­te wird man mit „Wis­sen“ gefüt­tert an den Hoch­schu­len, gegän­gelt im Gei­ste, aber gut und rich­tig ist das ja nicht. Die­ser samt­wei­che und zugleich groß­spre­che­ri­sche Ver­lust der Frei­heit des Gei­stes ist die Krö­nung des abend­län­di­schen Niedergangs!

        Und wie ich immer wie­der höre, ist die­se Basta-Metho­de schon lan­ge üblich an Tra­di-Semi­na­ren. Das gabs zwar frü­her auch schon, aber nicht so ein­sei­tig. „Die“ Tra­di­ti­on hat sich da das übel­ste Erbe auf die Fah­nen geschrie­ben. Die Expo­nen­ten die­ser Rich­tung wür­den am lieb­sten sowie­so ein tra­di­tio­nel­les Stu­di­um abschaf­fen. Und für Frau­en sowie­so. Man fürch­tet freie und selbst den­ken­de Men­schen… Mög­lichst alles nur mit Scheu­klap­pen angehen…und die from­men Leu­te mora­lisch gegen die Sün­der empö­ren – dann sind sie beschäf­tigt und kom­men nicht auf eige­ne Gedanken. 

        Der Herr will das freie und bewuss­te, ja auch selbst­be­wuss­te Ja, nach­dem die See­len ALLES, was ihnen an Talen­ten gege­ben war, in die Wag­scha­le gewor­fen haben – nicht das einer abge­rich­te­ten Glaubensmaschine.

        Heu­te haben wir den „Run“ um die Mei­nungs­macht nicht nur in den „Lum­pen­me­di­en“, son­dern auch in den from­men „Lum­pen­me­di­en“… es ist Post­mo­der­ne auf allen Ebenen…

      • @ Jean­ne d’Arc

        Mit einem Wort also: sind rein spe­ku­la­tiv, gehö­ren nicht in die Leh­re der Kir­che, son­dern in „Visio­nen“ hei­li­ger, seli­ger oder ein­fa­cher Gläu­bi­ger, die nicht mal aner­kannt sind?

        Was Leo L. erwähnt – der Prä­mil­lena­ris­mus ist jedoch nicht Leh­re der Kir­che, son­dern wie­der­um Son­der­ge­dan­ken­gut eini­ger Kir­chen­schrift­stel­ler, das sich das Lehr­amt nicht zu eigen gemacht hat.
        Die Deu­tung der bibli­schen Pro­phe­tie ist dies­bezgl. nicht ein­deu­tig mög­lich – andern­falls hät­te das Lehr­amt längst eine dog­ma­ti­sier­te Leh­re dazu ver­kün­det. Hat es aber nicht…

        Das Pro­blem auch bei der bibli­schen Pro­phe­tie: eine 1:1‑Übertragung in unse­re „Begrif­fe“ der Wach­welt ist nicht mög­lich. In jeder Pro­peh­tie ist man­ches bild­haft, man­ches kon­kret zu ver­ste­hen. Nur: wann gilt was? Solan­ge sich die Kir­che dazu nicht klar äußert, soll­ten wir da aber vor­sich­tig sein.

      • Vie­le Katho­li­ken mei­nen, der Prä­mil­lena­ris­mus (Prä­mil­le­nia­lis­mus) oder Chi­li­as­mus sei kirch­lich ver­ur­teilt. Das trifft aber nicht zu. Vom Lehr­amt ver­wor­fen ist nur die Auf­fas­sung, die den Prä­mil­lena­ris­mus als ein­zig rich­ti­ge Aus­le­gung hinzustellt.
        Ob der Chi­li­as­mus durch­ge­hen­de Leh­re der frü­hen Väter war, sei dahin­ge­stellt. (Viel­leicht ist jemand Exper­te und kann die Fra­ge beant­wor­ten. Andern­falls ist zu recherchieren.)
        Der Chiliasmus/​ Prä­mil­li­enalis­mus wur­de jedoch von so bedeu­ten­den Kir­chen­vä­tern wie Justin dem Mär­ty­er und Ire­nä­us von Lyon ver­tre­ten, und im drit­ten Jahr­hun­dert von Ter­tul­li­an von Kar­tha­go. Der hl. Ire­nä­us stand über den hl. Bischof Poly­karp von Smyr­na dem hl. Apo­stel Johan­nes nahe und dürf­te des­halb von beson­de­rem Gewicht sein.
        Jeden­falls d a r f ich als römi­scher Katho­lik die Rede des Offen­ba­rung des Johan­nes von einer noch kom­men­den tau­send­jäh­ri­gen Herr­schaft Jesu Chri­sti und Sei­ner Hei­li­gen auf Erden im wort­wört­li­chen Sinn auf­fas­sen. Ich darf die­se Auf­fas­sung nur nicht als zwin­gend hin­stel­len. Katho­lisch mög­lich und tat­säch­lich vor­herr­schend ist die bild­haf­te Aus­le­gung. Die mit­tel­al­ter­li­chen Theo­lo­gen waren Post­mil­lena­ri­sten: Sie glaub­ten, im christ­li­chen Staats­we­sen sei das Tau­send­jäh­ri­ge Reich schon verwirklicht.
        Prak­tisch alle Groß­kir­chen sind amillenaristisch.
        Mil­lena­ri­stisch sind indes­sen die mei­sten aktu­el­len mysti­schen Bot­schaf­ten, im katho­li­schen wie auch im evan­ge­li­ka­len Bereich.
        Die amil­lena­ri­sti­sche Aus­le­gung wird m.M. vie­len kon­kre­ten alt­te­sta­ment­li­chen Pro­phe­zei­un­gen, deren Erfül­lung noch aus­steht, nicht gerecht. Dass der christ­li­che Mil­lena­ris­mus mit jüdi­schen End­zeit­er­war­tun­gen for­mal zusam­men­trifft, mag zum Sieg des Amil­lena­ris­mus seit dem 4. Jh. in der Kir­che bei­getra­gen haben.

      • @ LL

        Wenn das Lehr­amt zurück­hal­tend ist gegen­über einer Mei­nung, dann heißt das: bis­her hat es nie­mand geschafft, die besag­ten Bibel­stel­len ange­mes­sen und geist­ge­wirkt zu deu­ten. Denn wäre dies gesche­hen, hät­te das Lehr­amt dies erkannt und ent­spre­chend defi­niert! Dass vie­le Seher etwas schein­bar Ent­spre­chen­des vor sich sehen, ist kein Beweis dafür oder dage­gen – auch sie spre­chen ja in Visio­nen, die erst noch gedeu­tet wer­den müssten.

        Gegen 1:1‑Deutungen spricht, dass schon die Juden des­we­gen den Mes­si­as ver­kann­ten: sie ver­stan­den (und ver­ste­hen) die Pro­phe­ti­en auf ihn nicht in der rech­ten geist­li­chen Haltung. 

        Das heißt: Visio­nen müs­sen immer und zwin­gend erst im Hl. Geist deco­diert werden!
        Wenn aber selbst das Lehr­amt zurück­hal­tend bleibt, liegt hier ein Geheim­nis vor, das sei­ner Ent­schlüs­se­lung erst noch harrt…

        Dem Prä­mil­lena­ris­mus ste­hen aber eini­ge gewich­ti­ge­re Über­le­gun­gen ent­ge­gen – vor allem die, dass Jesus selbst in sei­nen End­zeit­re­den das Ende der gro­ßen Not unter dem Anti­chri­sten mit sei­nem Wie­der­kom­men, dem Erlö­schen der Son­ne und dem Ende der Welt ver­bin­det, das sich im Jüng­sten Gericht schließt, das sich sofort anschließt. (s. Mt. 24/​25)

        Es ist auch nicht recht ver­ständ­lich, wie­so nach der Pro­ze­dur bis zum Anti­chri­sten dann die gan­ze Vor­stel­lung noch mal von vor­ne los­ge­hen soll­te für 1000 Jahre..

        Von die­sen 1000 Jah­ren ist ja an sich nur in Off. 20 die Rede und man­che ver­bin­den das mit einem Frie­dens­reich, in dem die sprich­wört­li­chen AT-Schwer­ter zu Pflug­scha­ren umge­schmie­det würden.

        Nie­mand weiß aller­dings, in wel­chem Rah­men die­se Frie­dens­vi­si­on real wird und wie lan­ge visio­nä­re „1000 Jah­re“ dauern…

        Ob es nützt, sich hier festzulegen?
        Ob es nicht klü­ger ist, ein noch nicht im Hl. Geist erkann­tes Fak­tum ein­fach abzu­war­ten, um nicht den­sel­ben Feh­ler zu bege­hen wie einst die Juden und damit des Hei­les ver­lu­stig zu gehen?

      • Wie nett ! Anna-Katha­ri­na Emme­richs Pro­phe­tie, die Aus­sa­gen Pater Pios über die kom­men­de Heim­su­chung, die Pro­phe­tie des Hei­li­gen Don Bos­co über die Lei­den der zukünf­ti­gen Päp­ste, u.v.m. = „ALLES NUR REIN SPEKULATIV“ – „.…Spä­ter kamen auch die ande­ren Jung­frau­en und rie­fen: Herr, Herr, mach uns auf ! Er aber ant­wor­te­te ihnen: Amen, ich sage Euch: Ich ken­ne euch nicht !“ (Mt 25, 1–13). —- Ja,ja, alles nur rein spekulativ.….

      • @ zs
        Die mes­sia­ni­schen Pro­phe­zei­un­gen des Alten Testa­ments zei­gen einer­seits einen lei­den­den Mes­si­as, auf der ande­ren Sei­te einen tri­um­phie­ren­den. Jesus hat bei sei­nem ersten Kom­men die Erlö­sung durch sein Lei­den, sei­nen Tod und sei­ne Auf­er­ste­hung voll­bracht, aber die Erfül­lung vie­ler Pro­phe­zei­un­gen vom sieg­rei­chen Mes­si­as ste­hen aus. In der jüdi­schen Apo­loge­tik gegen das Chri­sten­tum wird her­aus­ge­stri­chen, dass Jesus nicht die mes­sia­ni­schen Pro­phe­zei­un­gen erfüllt habe und er des­halb nicht der Mes­si­as sein kön­ne. Alle Pro­phe­zei­un­gen, bis ins Detail, müs­sen aber erfüllt wer­den. Vie­le Chri­sten argu­men­tie­ren dage­gen, indem sie die Pro­phe­zei­un­gen vom tri­um­phie­ren­den Mes­si­as gei­stig aus­le­gen. Es ist wahr, dass Jesus ein ewi­ges gei­sti­ges Reich gegrün­det hat („Mein Reich ist nicht von die­ser Welt“), aber es blei­ben Hun­der­te von Schrift­stel­len über kom­men­de Ereig­nis­se und Zustän­de auf die­ser Erde, denen man Gewalt antun muss, um sie ins Rein-Gei­sti­ge, Jen­sei­ti­ge auzu­lö­sen. Das sind sol­che, die weder auf die Epo­che der Kir­che pas­sen (post­mil­len­nia­le Aus­le­gung) noch auf den Neu­en Him­mel und die Neue Erde (amil­len­nia­le Aus­le­gung). Etwa jene Psal­men, die von der welt­wei­ten Herr­schaft des Mes­si­as mit eiser­nem Zep­ter spre­chen, oder die Pro­phe­zei­ung an die hl. Jung­frau Maria bei der Ver­kün­di­gung. Wann hat Jesus den Thron sei­nes Vaters Davids ein­ge­nom­men und über das Haus Jakobs geherrscht? Ande­res Bei­spiel: der Tem­pel Hese­kiels. Die­ser ist ein irdi­sches Bau­werk, mit kon­kre­ten archi­tek­to­ni­schen Anga­ben und einer prä­zi­sen geo­gra­fi­schen Lage, nicht iden­tisch mit der Stifts­hüt­te, dem Tem­pel Salo­mos und dem Tem­pel Seru­ba­bels. Er gehört aber auch nicht zum Neu­en Jeru­sa­lem, denn die­ses wird ohne Tem­pel sein.
        Die jüdi­sche Obrig­keit ver­kann­te nicht den Mes­si­as vor allem des­halb, weil sie die mes­sia­ni­schen Pro­phe­zei­un­gen falsch aus­leg­te. Sie wuss­te, wann der Mes­si­as erschei­nen und wo er gebo­ren wer­de. Wohl­ge­merkt auch w a n n (65. Jahr­wo­che Dani­els). Das ist seit 2000 Jah­ren die gro­ße Ver­le­gen­heit der sich aus­ken­nen­den jüdi­schen Schrift­ge­lehr­ten, wie Moses Mai­mo­ni­des. In sei­nem Brief „igger­eth hathe­man“ schreibt er: „Es hat uns Dani­el die tie­fe Wis­sen­schaft der Zeit (in wel­cher der Mes­si­as kom­men soll) erklärt, aber weil die­sel­be uns ver­bo­gen ist, so haben die Wei­sen geseg­ne­ten Ange­den­kens uns ver­bo­ten, den Zei­ten der Zukunft (des Mes­si­as) nach­zu­rech­nen, die­weil sie die gemei­nen Leu­te dar­an ärgern und etwa in Irr­tum gera­ten könn­ten, dass die Zei­ten vor­über sind und Er (der Mes­si­as) doch nicht gekom­men ist. Des­we­gen sagen die Wei­sen geseg­ne­ten Ange­den­kens: ‚Der Geist müs­se den­je­ni­gen zer­sprin­gen, wel­che die Zei­ten aus­rech­nen, weil sie dem Volk Ärger­nis geben.‘ Des­halb haben die Wei­sen wider sol­che gebe­tet, dass ihr Gemüt zer­ber­sten und ihre Rech­nung zu nichts wer­den möge.“
        Schluss folgt.

      • Schluss.
        Dass sie erken­nen konn­ten, wer Jesus war, davon zeugt nicht nur die Aus­kunft der Schrift­ge­lehr­ten an die Wei­sen aus dem Mor­gen­land (Mat­thä­us 2), davon zeugt auch Niko­de­mus, der zu Jesus sag­te: „W i r w i s s e n, dass du ein Leh­rer bist, der von Gott gekom­men ist“ (Johan­nes 3). Niko­de­mus war nicht nur ein Pha­ri­sä­er und Schrift­ge­lehr­ter, er war ein Ober­ster der Juden und Mit­glied des Hohen Rates. Sie ver­stie­ßen den Sohn Got­tes aus dem­sel­ben Grund, aus dem er schon immer von vie­len, viel­leicht den mei­sten Men­schen aller Jahr­hun­der­te ver­sto­ßen wird: weil man nicht wirk­lich umkeh­ren und Buße tun will, nicht wirk­lich sich selbst absa­gen und wahr­haft Gott die­nen will.

      • Nach­trag zu oben, 28. Febru­ar 2015 um 18:00.
        Schreib­feh­ler in dem Brief von Moses Maimonides:
        Rich­tig muss es hei­ßen „ver­bor­gen“ (statt „ver­bo­gen“) und „die­weil sich“ (statt „die­weil sie“).
        Man über­le­ge mal, was da vor sich gegan­gen ist.
        Im baby­lo­ni­schen Exil, im ersten Jahr der Regie­rung der Regie­rung des Dari­us, also ca. im Jah­re 539, bete­te Dani­el ein tief zer­knirsch­tes, wun­der­ba­res Gebet für sein jüdi­sches Volk, lies Dani­el Kapi­tel 9. Gott hört das Gebet, und der Engel Gabri­el kommt zu ihm und bringt ihm eine der bedeu­tend­sten Pro­phe­ti­en der Welt- und Heils­ge­schich­te, die zugleich ein herr­li­ches, unwi­der­leg­li­ches Zeug­nis für Jesus Chri­stus ist. Dar­in wird ange­kün­digt, dass es vom Erlass des Befehls zur Wie­der­her­stel­lung und zum Auf­bau Jeru­sa­lems sind bis zu dem Mes­si­as 7 + 62 (= 69) Jahr­wo­chen, und dass er dann „aus­ge­rot­tet“, also ster­ben wird. War­um 7 + 62? Weil sich die ersten 7 Jahr­wo­chen (49 Jah­re) auf die Zeit­dau­er des völ­li­gen Wie­der­auf­baus der Stadt Jeru­sa­lem bezie­hen, von der Dani­el 9,25 sagt: „Stra­ßen und Grä­ben wer­den wie­der­her­ge­stellt und gebaut wer­den, und zwar in Drang­sal der Zei­ten“. Das ist wich­tig, weil man sonst nicht wis­sen könn­te, dass mit dem Wie­der­auf­bau-Dekret das­je­ni­ge von Arta­xer­xes gemeint ist und nicht das von Kyrus (Kores) aus dem Jahr 539. Dani­el 9 sagt, dass in den ersten 49 Jah­ren nach dem in der Pro­phe­zei­ung gemein­ten Erlass die Stadt Jeru­sa­lem eine Wie­der­her­stel­lung erfah­ren soll­te. Im Gegen­satz zu Kyrus war das nur bei Arta­xer­xes der Fall. So konn­ten die Juden des ATs klar wis­sen, dass er von dem Erlass im Jahr 445 v. Chr. (nach Neh­emia 2,1) aus das Kom­men des Mes­si­as errech­nen soll­te. Daher bedeu­te­te Dani­el 9: vom Zeit­punkt des Dekrets im März/​April 445 v. Chr. bis zum Auf­tre­ten des Mes­si­as als Fürst soll­ten 69 x 7 = 483 Jah­re gezählt wer­den. Tut man dies und rech­net dabei, wie es die Bibel tut, mit dem pro­phe­ti­schen Jahr von 360 Tagen, dann kommt auf genau 173880 Tage, die zwi­schen dem März/​April 445 v. Chr. und März/​April 32 n. Chr., als Jesus, am fünf­ten Tag vor dem jüdi­schen Pas­sah, sei­nen Ein­zug in Jeru­sa­lem hielt und von den Men­gen als Mes­si­as begrüßt wurde.
        Und nun lesen wir noch ein­mal das von Moses Mai­mo­ni­des über­lie­fer­te Fluch­ge­bet der jüdi­schen Wei­sen gegen jeden, der die­se Rech­nung macht, wel­che sie genau ken­nen und vor dem jüdi­schen Volk verheimlichen.
        Wenn das nicht Hals­star­rig­keit gegen Gott ist, was dann?

      • Grrr, wie­der Schreib­feh­ler… Bit­te beim Lesen selbst korrigieren.
        Aber hier noch ein wich­ti­ger Lite­ra­tur­hin­weis, wo ich die Anga­ben über die 70 Jahr­wo­chen Dani­els herhabe: 

        Roger Lie­bi, Der ver­hei­sse­ne Erlö­ser, Mes­sia­ni­sche Pro­phe­tie – ihre Erfül­lung und histo­ri­sche Echt­heit, CLV (Christ­li­che Lite­ra­tur-Ver­brei­tung), 2. Aufl. Bie­le­feld 2012.
        http://​clv​.de/​B​u​e​c​h​e​r​/​B​u​e​c​h​e​r​-​z​u​r​-​B​i​b​e​l​/​D​e​r​-​v​e​r​h​e​i​s​s​e​n​e​-​E​r​l​o​e​s​e​r​.​h​tml
        Das Buch kann bestellt, aber auch als pdf-Doku­ment gra­tis her­un­ter­ge­la­den werden:
        http://​clv​-ser​ver​.de/​p​d​f​/​2​5​5​5​4​3​.​pdf

  3. Bereits im Jah­re 1926 (!) hat Hw Robert Mäder in sei­nem Buch
    „Es lebe Jesus der König“
    gleich­sam die heu­te in den „libe­ral auf­ge­klär­ten“ Todeskult-Gesellschaften
    herr­schen­de Fin­ster­nis vorausgesehen….
    die „gei­sti­ge Son­nen­fin­ster­nis“, in deren Soge heu­te durch das Her­bei­re­den eines „reli­gi­ons­neu­tra­len Euro­pas“ den Welt­herr­schafts­ge­lü­sten der Irr­leh­re Islam der rote Tep­pich aus­ge­legt wird:

    -
    [.…]
    „Die gei­sti­ge Son­nen­fin­ster­nis gilt ganz gewiß beson­ders für die Zeit vor Jesus. Allein,
    trotz der 1926 Jah­re Chri­sten­tum besteht sie auch heu­te für einen gro­ßen Teil der Christenheit.
    Das Johan­nes­wort paßt noch immer:
    Mit­ten unter euch steht der, den ihr nicht kennt.

    Jesus ist noch lan­ge nicht gekannt und geliebt,
    wie man es nach 19 Jahr­hun­der­ten erwar­ten sollte.
    Man pre­digt und redet und schreibt wohl sehr viel über reli­giö­se Pro­ble­me in unse­ren Tagen. Aber die zen­tra­le Wahr­heit der Religion:
    Jesus, das Heil der Welt, das Leben der See­len und der Völ­ker, das Haupt und Herz der Gesell­schaft, Jesus der König,
    wird von Weni­gen in ihrer unge­heu­ren, all­ge­mei­nen, allein­se­lig­ma­chen­den Tragweite
    auch nur geahnt.

    Das Zei­chen des Men­schen­soh­nes ist zwar noch in den Kirchen,
    an den Wän­den christ­li­cher Fami­li­en, auf den Friedhöfen
    und auf der Brust eini­ger from­men Seelen.
    Aber es ist nicht wie ehe­mals die Son­ne des Tages,
    die das gesam­te öffent­li­che Leben, Sin­nen und Schaf­fen der Men­schen bestimmt
    und beeinflußt.
    Wir leben in einer Peri­ode gei­sti­ger Nacht, kal­ter chri­stus­lo­ser Nacht.

    Die­se Unwis­sen­heit ist ein Weltunglück.
    Denn es ist immer ein Vor­bo­te ern­ster Katastrophen,
    wenn die Füh­rer des Vol­kes der­art blind geworden,
    daß sie Tag und Nacht, Wahr und Falsch,
    Weg und Abgrund nicht mehr von ein­an­der zu unter­schei­den wissen.
    Aber schlim­mer noch als die Blind­heit, das Nicht­mehr­se­hen­kön­nen, ist das Nichtmehrsehenwollen,
    der Haß des Lichtes.

    In die­sem Sta­di­um befin­det sich zur Stun­de ein gro­ßer Teil des Menschengeschlechtes.
    Wel­chen Namen sie auch immer haben mag,
    Libe­ra­lis­mus, Neu­tra­li­tät, Kon­fes­si­ons­lo­sig­keit oder Laizismus,
    die Sün­de der moder­nen Welt ist,
    daß sie das Zei­chen des Menschensohnes
    nicht mehr am Him­mel sehen will.

    Jesus wird nicht mehr
    als öffent­li­che, ton­an­ge­ben­de, leben­spen­den­de Macht anerkannt.
    Er hat nach den gel­ten­den Verfassungen
    in den Parlamenten,
    in den Regie­rungs­kanz­lei­en, in den Gerichtsstuben,
    in den Schu­len, in den Werk­stät­ten offi­zi­ell nichts mehr zu sagen.
    Er darf höch­stens wie jeder Teu­fel dul­dungs­wei­se mitreden.

    Wenn man weiß, wer
    Jesus ist, der Erschaf­fer, der Erhal­ter, der Erlöser,
    der Eigen­tü­mer der Erde,
    dann muß man die libe­ra­le Sünde,
    das grund­sätz­li­che sozia­le Nichtanerkennenwollen
    der gei­sti­gen Allein­herr­schaft Chri­sti über die Gesellschaft,
    als die schwer­ste Sün­de betrach­ten, die seit dem Kar­frei­tag began­gen wor­den ist.
    Es ist im Namen des Geset­zes und des Staa­tes began­ge­ner Gottesmord,
    wah­res Antichristentum.
    Mit Recht nann­te dar­um Kar­di­nal Mer­cier die
    offi­zi­el­le Apo­sta­sie der Völ­ker das
    größ­te Ver­bre­chen unse­rer Zeit.

    Das ist in der Gegen­wart die Situa­ti­on für das Zei­chen des Menschensohnes.
    Man will nicht, daß es am Him­mel leuchte.
    Ganz wie einst in der Karwoche.
    Wir wol­len nicht, daß die­ser über uns herrsche!

    Aber es wird alles ein­mal anders werden.
    Die Welt bleibt nicht immer liberal.
    Die künst­li­chen Ster­ne irdi­scher Größe,
    die die Son­ne unse­res Herrn ver­dun­keln wol­len, wer­den vom Him­mel fallen.
    Dann wird das Zei­chen des Men­schen­soh­nes am Him­mel aufleuchten
    und sie wer­den den Men­schen­sohn kom­men sehen auf den Wol­ken des Himmels
    mit gro­ßer Macht und Herrlichkeit.“
    [.…]
    -

    • Die­ses Geschichts­bild ist unsin­nig – Ver­zei­hung und vor allem wider­spricht es der Hl. Schrift, die von einem zuneh­men­den Offen­bar­wer­den des Geheim­nis des Bösen spricht.

      Es gab daher nie einen „Tag“, an dem die „Son­ne“ frei leuch­ten konnte!

      Anstatt zu spe­ku­lie­ren hät­te der Herr Mäder ein­fach mal Geschichts­bü­cher auf­schla­gen sol­len. Und vor allem die Hei­li­ge Schrift:

      „Redi­men­tes tem­pus, quo­niam dies mali sunt. – Nutzt die Zeit; denn die­se Tage sind böse.“ (Eph. 5, 16)

      Mit katho­lisch-groß­män­ni­scher Nost­al­gie und die­ser unsäg­lich-pathe­ti­schen Rück­wärts-Sen­ti­men­ta­li­tät ver­leug­nen wir den Gekreu­zig­ten, der nie ein „star­ker Mann“ war und ein sol­cher nicht sein woll­te in die­ser Welt!

      Dass es Aus­brei­tungs­gra­de und Blü­te­zei­ten für das Chri­sten­tum gibt und gab, darf doch nicht dazu ver­lei­ten, die jewei­li­gen „Zeit­al­ter“ zu ver­klä­ren – sie waren genau­so fin­ster wie heu­te, und ob die Men­schen, die man dazu­mal förm­lich unter Gewalt­an­dro­hung zum Glau­ben gezwun­gen hat, ein ech­tes Ver­ständ­nis des äußer­lich chri­stia­ni­sier­ten Lebens ent­wickeln konn­ten, darf man getrost bezwei­feln – aus­ge­brei­tet haben sich vor allem pseu­do­ka­tho­li­scher Aber­glau­be und magi­sches Den­ken. Bis heu­te erstickt letz­te­res wei­te Krei­se auch der from­men Katho­li­ken. Sie leben in Angst und Schrecken und schau­en auf alles, bloß nicht auf Christus. 

      Manch­mal den­ke ich: Die trau­en dem Bösen mehr zu als Chri­stus, der doch der Herr ist…

      Herr Mäder woll­te nicht im Glau­ben, son­dern im Schau­en leben – sei­ne klei­ne Welt soll jetzt und hier schon Insel der Seli­gen sein. Aber das ist uns doch gar nicht ver­hei­ßen, son­dern das Gegenteil!
      Und das ist anti­christ­lich – wenn auch reaktioär-antichristlich.

      • Sie sind sehr hart im Urteil auch das ist nicht christlich.

        Aber rich­tig ist, dass der Hei­li­ge Augu­sti­nus, den ängst­li­chen, den Unter­gang des Abend­lan­des (das sie als das christ­li­che sehen) fürch­ten­den, auch heu­te schrei­ben wür­de „was heult ihr, wenn Rom brennt, das es gewohnt ist so zu bren­nen!“ (aus Civi­tas Dei)
        Der Kampf der bei­den Rei­che geht, solan­ge die Welt besteht, und es gibt nie einen christ­li­chen Got­tes­staat auf Erden, wobei es schon gut wäre, wenn es einen sol­chen gäbe, ein Vor­bild wäre es, aber wegen der Frei­heit des Men­schen nimmt der eine das Evan­ge­li­um an, der ande­re ver­wirft es (wobei es schon so sein kann, das er so tut, als näh­me er es an .….

      • Auf einen gro­ben Klotz gehört ein gro­ber Keil!

        Ein kla­res Urteil ist bei Robert Mäder notwendig.
        Die­ser Mann hat soviel Unsinn ver­zapft, wird aber vor allem in der Schweiz und Süd­west­deutsch­land wie eine Art Regio­nal­apo­stel unter den Tra­dis verehrt.

        Abge­se­hen von dem vie­len dum­men Zeug, das er mit einem erschrecken­den Sen­dungs­be­wusst­sein ver­brei­tet hat, wer­den Sie bei ihm wirk­lich unchrist­li­che Absich­ten finden.
        Um nicht davon zu reden, dass er auch lan­ge vor dem Kon­zil den Päp­sten nur dann gehorch­te, wenn es ihm pass­te – dies aber „reak­tio­när“, und da war man in Rom nicht ganz auf­merk­sam, weil man ja auf Jagd nach „Moder­ni­sten“ war…und nicht damit rech­ne­te, dass auf der ande­ren Sei­te auch Häre­si­en wucherten

        Sie fin­den bei die­sem Mann so vie­le ver­ba­le Bru­ta­li­tä­ten, dass es einen grau­sen muss.
        Das beginnt bei der For­de­rung, Schrift­stel­ler, die einem nicht bei­stim­men, in Staats­ge­fäng­nis­sen zu inter­nie­ren und endet bei dem Wunsch, den Schei­ter­hau­fen für Häre­ti­ker wie­der einzuführen.

        Das alles aber auf­grund einer anti­christ­li­chen Geschichts­deu­tung, die er als „katho­lisch“ ver­kauf­te und dabei so fromm und „tra­di­tio­nell“ gar­nie­ren konnte.

      • @ Loe
        Wahr­schein­lich war es so, dass der Kir­chen­staat unaus­weich­lich war, aber rich­tig war es nicht.
        Weil damit zumin­dest im Kir­chen­staat der Cäsar­opa­pa­ris­mus in Per­so­nal­uni­on galt und der ist nun­mal nicht katholisch.

        Ich sehe das so, dass es gut ist wenn ein Herr­scher christ­lich ist, und weiß dass sei­ne Kro­ne eine Dor­nen­kro­ne ist, aber umge­dreht wird es verkehrt.

      • @ LL

        Der Kir­chen­staat war eine histo­ri­sche Ent­wick­lung. Dass der Papst dort Ober­haupt ist, ist erst mal nicht antichristlich.

        Das Papst­tum wur­de aber ver­schie­dent­lich wie ein Vexier­bild zum Anti­christ­li­chen wahr­ge­nom­men – zum Bei­spiel in der Aus­ein­an­der­set­zung mit Boni­faz VIII., aber auch vie­len hoch- und spät­mit­tel­al­ter­li­chen Päp­sten, den mit ihnen ver­bun­de­nen Schis­men und Gegen­päp­sten. Im Aria­nis­mus­streit hat das Papst­tum gewankt und ist gera­de noch mal zum Ste­hen gekom­men. Eben so im gro­ßen abend­län­di­schen Schis­ma und bei ande­ren Situationen…

        Die Über­la­ge­rung des Wir­kens des Hei­li­gen Gei­stes und des guten Samens mit der Ent­fal­tung des Geheim­nis­ses des Bösen und dem bösen Samen ist teil­wei­se nicht aus­ein­an­der­zu­hal­ten. Erst die weit fort­ge­schrit­te­ne Zeit öff­net die Augen für die unter­schied­li­chen Frucht­stän­de – so wie man­che Dog­men erst spät reif wur­den, offen­bart sich auch erst spät, dass der Schul­ter­schluss der Kir­che mit der Welt Segen und Fluch zugleich war.
        Dem war aber auch nicht aus­zu­wei­chen – das „In der Welt aber nicht von der Welt“ ließ sich nicht mehr durch­hal­ten – so kommt es mir bald vor, und ist nun unter dem Wider­spruch zusammengebrochen.

    • Zei­chen wofür?

      Das scheint es allem Anschein nach doch schon seit Men­schen­ge­den­ken gege­ben zu haben – so klin­gen jeden­falls die wis­sen­schaft­li­chen Erklärungen…

      • klar hat es das schon immer gege­ben, aber ver­gan­ge­ne Zei­ten sahen dar­in Got­tes Zei­chen, wir sagen „Ej aja das udn das sel­te­ne Phä­no­men!“ und tun so als sei damit alles erklärt.
        WObei wir den Gedan­ken bei­sei­te wischen, war­um gera­de jetzt die­ses sel­te­ne Phä­no­men auftritt.
        EIn damals noch nicht Kai­ser Kon­stan­tin und damals noch nicht hei­li­ge 3 Köni­ge sahen das anders.

      • Oh ja,die „wis­sen­schaft­li­chen Erklä­run­gen“- gestat­ten Sie mir ein herz­li­ches ha ha !!
        Natür­lich gab es die Zei­chen schon immer (bren­nen­der Dorn­busch etc.) und immer woll­te Gott uns etwas damit sagen,genauso so wie er sich uns,laut Bibel,auch in Träu­men offenbart,ich kann ein Lied davon singen.
        Die Zei­chen allein rund um den Rück­tritt von Papst Bene­dikt und die „Neu­wahl“ waren ja so spektakulär,das selbst Athe­isten ver­wun­dert auf­sa­hen und das will heut­zu­ta­ge schon was heißen.
        Natür­lich ist es eine Grat­wan­de­rung zwi­schen Effekt­ha­sche­rei und Achtsamkeit,da brauchts die Intuition,die ich aber allen hier zutraue! (.-))

      • Ich glau­be, dass an man­chen Orten sol­che Zei­chen eine Bedeu­tung haben kön­nen und uns auch zum Den­ken geben sol­len. Aller­dings soll­te man kein Ora­kel dar­aus machen. An eini­gen maria­ni­schen Erschei­nungs­or­ten, vor allem in Süd­ame­ri­ka, wur­den auch auch sol­che Licht­zei­chen am Him­mel von den Gläu­bi­gen gese­hen. Das Größ­te ist ja das Son­nen­wun­der von Fati­ma, das über allem ande­ren der­arts steht.

      • An alle

        Zei­chen wie der bren­nen­de Dorn­busch, der Stern, den die Magi­er gese­hen haben und das Son­nen­wun­der in Fati­ma ste­hen jedoch in einem kla­ren Zusam­men­hang und tre­ten nicht unver­mit­telt auf.

        Schon beim Stern von Beth­le­hem wird es schwie­rig: Es kann schlicht nicht sein, dass ein Him­mels­kör­per über einem ein­zel­nen Haus oder Dorf „ste­hen­bleibt“, nach­dem es wochen­lang dort­hin „gewan­dert“ ist. Allei­ne aus per­spek­ti­vi­schen Grün­den geht das nicht. Ein Stern, Komet, auch eine Kon­junk­ti­on ist viel zu hoch oben am Him­mel, als dass man das auf einen Ort auf Erden bezie­hen könnte.
        Die­ser „Stern“ war aber für die drei Köni­ge ein­deu­tig über oder an einem Ort… da spielt also noch etwas ande­res hin­ein, etwas Inten­tio­na­les im Bewusst­sein der drei… Sie sahen den Stern vor sich hergehen…die Alten sag­ten: das war die Got­tes­mut­ter (stel­la maris – der Meer­stern) „im Geist“, so wie sie spä­ter auch träu­mend erfuh­ren, dass sie nicht wie­der zu Hero­des gehen sollten.

        Wir wis­sen aus der Leh­re der Kir­che, dass auch der Böse Zei­chen und Wun­der wir­ken kann, die den Men­schen ver­füh­ren sol­len. Dass fal­sche Pro­phe­ten die Men­schen mit fal­schen Träu­men und Visio­nen ver­füh­ren ist ein gro­ßes The­ma bei Jeremias.
        Es ist also drin­gendst gebo­ten, dass wir uns hier nicht selbst­stän­dig Rei­me auf „Zei­chen“ machen.

        Auch ist es gera­de­zu fahr­läs­sig, das ver­nünf­ti­ge Den­ken in Miss­kre­dit zu brin­gen, wie es einer von Ihnen tut – das klingt ja wie bei F.: der tut das auch.

        Wenn das Lehr­amt etwas als über­na­tür­lich und gött­lich aner­kennt, gewinnt es eine gewis­se Objektivität.

        Wenn das aber nicht der Fall ist: VORSICHT!

        Dass Wol­ken irgend­wel­che Bil­der auf­wei­sen ist ein alter Hut, und wenn die­ses Zei­chen in kei­nem beson­de­ren Zusam­men­hang steht, den man – durch das Lehr­amt (das es ja nicht mehr gibt zur Zeit) beur­teilt – halb­wegs objek­tiv erken­nen könn­te, ist es kein Zei­chen, son­dern ein­fach eine Wolkenformation.

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