(Manila) Die Philippinische Bischofskonferenz annulliert wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus die liturgische „Reform der Reform“ Benedikts XVI. und beschließt, bei Kirchenneubauten den Tabernakel aus dem Altarraum zu verbannen.
Ein Rundschreiben der Erzdiözese Cebu listet die neuen Richtlinien der Liturgiekommission der Bischofskonferenz auf. Keine zwei Jahre nach dem Amtsverzicht von Papst Benedikt XVI. wird damit dessen „Reform der Reform“ annulliert. Die neuen Bestimmungen richten sich vor allem gegen den Versuch Benedikts, das Verständnis für die Sakralität, die Würde des Altars und die Bedeutung des Tabernakels wiederzugewinnen.
Das Rundschreiben nennt kein Datum, wann die Richtlinien beschlossen und erlassen wurden. Sie dürften neuesten Datums sein und verzichten auf jeden Verweis auf ältere und vor allem geltende Bestimmungen.
Der Blog The Pinoy Catholic, der das Rundschreiben der Erzdiözese Cebu veröffentlichte, macht auf den Zeitpunkt aufmerkam. Die neuen Bestimmungen wurden wenige Wochen vor dem Besuch von Papst Franziskus auf den Philippinen erlassen, der vom 15.–19. Januar stattfindet.
Die neuen Bestimmung
Zusammenfassend handelt es sich um folgende Bestimmungen:
1) Altäre sollen unabhängig von der liturgischen Farbe im Kirchenjahr immer von einem weißen Tuch bedeckt sein.
2) Der Ambo einer Kirche soll immer dasselbe Material und dieselbe Ornamentik des Altars aufweisen. Erläutert wird dies mit der Vorstellung, der Ambo sei auch ein „Altar“, der „Altar des Wortes“ und besitze damit dieselbe Würde des Opferaltars.
3) Das Kruzifix auf dem Altar soll „klein“ sein.
4) Es soll nur dann auf dem Altar stehen, wenn es im Presbyterium kein anderes, für das Volk sichtbares Kruzifix gibt.
5) Das Kruzifix auf dem Altar soll dem Volk zugewandt sein und nicht dem Priester.
6) Die Kerzen sollen nicht auf den Altar gestellt werden, sondern sich in dessen „Nähe“ befinden.
7) Sechs Kerzen „können“ verwendet werden, wenn ein Bischof die Heilige Messe zelebriert. Laut Caerimoniale Episcoporum sollen es eigentlich sieben Kerzen sein.
8) Wenn neue Kirchen gebaut werden, soll der Tabernakel seinen Platz immer außerhalb des Presbyteriums finden (siehe hingegen Bischof ordnet in seiner Diözese Rückführung des Tabernakels in die Mitte des Altarraums an).
9) Der Tabernakel soll in neuen Kirchen von keinem Umhang (Conopeum) umgeben sein.
10) Bei der Darstellung eines Heiligen kann nur eine Kerze aufgestellt werden, und dies nur an dessen Gedenktag.
Warum belästigt man die „Ränder“ mit fruchtloser nachkonziliarer Dürre?
Was die römische Gottesdienstkongregation zu diesem Rundschreiben der Philippinischen Bischofskonferenz sagt, ist nicht bekannt. Eine entsprechende Eingabe um Stellungnahme befindet sich in Vorbereitung.
Messa in Latino stellt die Frage, wem diese Schwächung des sakralen Verständnisses nützen soll: „Warum will man den Gläubigen, die an den existentiellen Rändern leben und denen es nach der Schönheit des katholischen Kultes verlangt, diese Schönheit vorenthalten?“
Der Blog schreibt weiter: „Wir mußten bereits die fruchtlose Dürre der ersten Nachkonzilszeit erleben, die zu einer erschreckenden Krise des Priestertums führte und zur Austrocknung und Schließung Tausender von Kirchen und Klöstern aus Mangel an Berufungen, ja zur fast völligen Ausradierung der christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft: Warum also will man auch an den Rändern weiter rückwärts marschieren? Wem nützt das? Wer sind die wirklichen Stichwortgeber für die Zerstörung der letzten Reste des Kultes und der fruchtbaren katholischen Frömmigkeit? Warum will man damit ein Volk wie die Philippiner belästigen und schädigen, die eine so bemerkenswerte Achtung vor der Liturgie haben?“
Woher kommt die „Entwicklungshilfe“?
Ein Teil der aufgeworfenen Fragen läßt sich leicht beantworten. Wesentliche Element der neuen Bestimmungen finden sich fast wortwörtlich in den „Richtlinien bezüglich der Gestaltung liturgischer Orte bei Neu- und Umgestaltungen des Altarraumes“, die vom Konsistorium (ehemals Bischofsrat) der Diözese Innsbruck am 20. Mai 2008 beschlossen wurden. Das Konsistorium der Diözese Innsbruck unter dem Vorsitz von Bischof Manfred Scheuer beruft sich dabei auf teils ziemlich gewagte Weise auf die „Institutio Generalis Missalis Romani“, die Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch.
Innsbruck ist nur ein Beispiel unter anderen, das jedoch einen Hinweis liefert, wo die „Entwicklungshilfe“ für die Philippinische Bischofskonferenz herrührt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/papalvisit.ph/Parrocchia Sacro Cuore Castel Guelfo