Nach 34 Jahren Rücktritt von Diözesanbischof Egon Kapellari


Bischof Egon Kapellari
Bischof Egon Kapellari

(Wien/​Rom) Bischof Egon Kapel­la­ri von Graz-Seckau hat­te es bereits vor vier Tagen ange­kün­digt. Er habe gera­de sein 79. Lebens­jahr voll­endet und erwar­te sich die Ent­bin­dung von sei­nem Amt als Ober­hir­te einer Diö­ze­se. Heu­te nahm Papst Fran­zis­kus das Rück­tritts­ge­such an und eme­ri­tier­te den längst­ge­dien­ten Bischof Österreichs.

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Egon Kapel­la­ri wur­de am 12. Janu­ar 1936 im ober­stei­ri­schen Leo­ben gebo­ren. 1957 wur­de er an der Uni­ver­si­tät Graz zum Dok­tor der Rechts­wis­sen­schaf­ten pro­mo­viert. Erst dann begann er an der Uni­ver­si­tät Salz­burg mit dem Stu­di­um der Theo­lo­gie. 1964–1981 war er unter ande­rem Hoch­schul­seel­sor­ger in Graz. 1981 ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Bischof von Gurk-Kla­gen­furt. Mit­te der 80er Jah­re galt Kapel­la­ri in einem auf Distanz zu Rom bedach­ten pro­gres­si­ven Kli­ma als der „rom­treue­ste“ unter Öster­reichs Bischö­fen. Als Johan­nes Paul II. mit der Eme­ri­tie­rung von Kar­di­nal Franz König ab 1986 über eine neue Rich­tung bei Bischofs­er­nen­nun­gen eine Wen­de in Öster­reichs Kir­che her­bei­füh­ren woll­te, wur­de es ruhi­ger um Bischof Kapellari.

„Ruhiger“ Priester, „kein Volkstribun“

2001 berief ihn Johan­nes Paul II. von Kärn­ten zurück in die Stei­er­mark und ernann­te ihn zum Bischof von Graz-Seckau. Gleich­zei­tig wur­de Kapel­la­ri stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Öster­rei­chi­schen Bischofs­kon­fe­renz. Dort ist er für die Berei­che Lit­ur­gie, Kul­tur und Medi­en zuständig.

2011 ließ Kapil­la­ri durch einen skur­ri­len Vor­schlag auf­hor­chen: Prie­stern, die sich nicht an den Zöli­bat hal­ten, sol­le eine Geld­stra­fe auf­er­legt wer­den. Gegen­über der „Pfar­rer-Initia­ti­ve“ unge­hor­sa­mer Prie­ster zeig­te sich Kapel­la­ri ent­schei­dungs­schwach wie sei­ne Mit­brü­der im Bischofsamt.

Im März 2013 sprach Kapel­la­ri gegen Pfar­rer Karl Trop­per von St. Veit am Vogau ein Pre­digt­ver­bot aus, weil er Kri­tik am Islam und an der Homo­se­xua­li­tät geäu­ßert hat­te. Pfar­rer Trop­per war ins Visier der Medi­en gera­ten und wur­de vom Bischof fal­len­ge­las­sen und in Früh­pen­si­on geschickt.

Im Okto­ber 2013 ent­band Bischof Kapel­la­ri den soeben erst ernann­ten tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Prie­ster Kon­rad Ster­nin­ger von der Pfarr­seel­sor­ge. Noch bevor der bekann­te Prie­ster sein neu­es Wir­kungs­feld, drei Pfar­rei­en, betre­ten hat­te, orga­ni­sier­ten pro­gres­si­ve Krei­se eine Ver­leum­dungs­kam­pa­gne gegen Pfar­rer Ster­nin­ger. Die Pfarr­ge­mein­de­rä­te teil­ten dem Bischof mit, den Prie­ster abzu­leh­nen. Die Diö­ze­se sprach davon, für Pfar­rer Ster­nin­ger eine Auf­ga­be zu suchen, die „sei­nen Bega­bun­gen bes­ser“ ent­spre­che. Seit Anfang 2014 ist er wie zuvor wie­der Pro­vi­sor der Wall­fahrts­kir­che Frau­en­berg-Reh­ko­gel in der Obersteiermark.

Im Sep­tem­ber 2014 unter­sag­te Bischof Kapel­la­ri einen „Got­tes­dienst für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne, Schwu­le, Les­ben und Allein­er­zie­he­rIn­nen“ mit „Kom­mu­ni­on für alle“. Orga­ni­siert wur­de der Got­tes­dienst von einem Pfar­rer Bern­hard Preiß, einem unge­hor­sa­men Prie­ster der „Pfar­rer-Initia­ti­ve“ und dem sus­pen­dier­ten Dia­kon Gott­fried Url. Kapel­la­ri sprach von einem unüber­leg­ten „Allein­gang“.

Dennoch  34 Jahre Diözesanbischof

Sowohl in der Cau­sa Kar­di­nal Groer (Erz­diö­ze­se Wien) als auch in jener von Fast-Weih­bi­schof Wag­ner (Diö­ze­se Linz) zeig­te Kapel­la­ri eine kur­ven­rei­che Hal­tung. Von Pro­gres­si­ven als „Kon­ser­va­ti­ver“ ver­schrien, beschränk­te sich das Kon­ser­va­tiv­sein aller­dings weni­ger auf die öffent­li­che Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Leh­re, son­dern mehr auf das untä­ti­ge Aus­sit­zen pro­gres­si­ver For­de­run­gen. Ihnen repli­zier­te er vor allem mit der neu­tra­len War­nung einer „Spal­tung“ der Kir­che, ohne zu sehr inhalt­lich auf die Fra­gen ein­zu­ge­hen. Die pro­gres­si­ve Kri­tik, Kapel­la­ri sei ein „Brem­ser vor dem Herrn“ (Der Fal­ter) gewe­sen, ist daher nicht ganz falsch. Das Pro­fil eines glau­bens­star­ken Ver­kün­di­gers und eines Ober­hir­ten, der Ver­ant­wor­tung für sei­ne Diö­ze­se tra­gen muß, sieht anders aus. Aller­dings sah sich Kapel­la­ri nie in einer Füh­rungs­po­si­ti­on. „Ich bin kein Volks­tri­bun“ sag­te der stil­le, eher schüch­ter­ne Bischof bereits in frü­hen Prie­ster­jah­ren. Den­noch stand genau er fast 34 Jah­re an der Spit­ze einer Diö­ze­se. Viel­leicht ist man in Rom und Wien der Über­zeu­gung, daß das in einer kir­chen­kri­ti­schen Zeit das maxi­mal Mög­li­che ist.

Das Dom­ka­pi­tel wähl­te den bis­he­ri­gen Gene­ral­vi­kar Hein­rich Schnu­derl zum Diöe­zesan­ad­mi­ni­stra­tor. Es wird damit gerech­net, daß Kapel­la­ris Nach­fol­ger als Diö­ze­san­bi­schof nicht mehr aus der Stei­er­mark kom­men wird.

Text: Mar­tha Weinzl
Bild: Wiki­com­mons (Dnal­or 01)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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3 Kommentare

  1. Nach der für die römi­sche Repu­blik ver­nich­ten­den Schlacht von Can­nae (das gesam­te Herr getö­tet, zwei Kon­sul gefal­len) wur­de der schon älte­re Quin­tus Fabi­us zum Dik­ta­tor ernannt.
    Mit einem Mini-Heer, teils aus Senio­ren, teils aus sehr jun­gen Buben bestehend, ohne Erfah­rung, ohne Übung, folg­te er dem kar­tha­gi­schen Feld­herr Han­ni­bal auf Tritt und Schritt, stets einer direk­ten Kon­fron­ta­ti­on ver­mei­dend, sei­ne Trup­pen scho­nend und zugleich übend, vor­be­rei­tend für den spä­te­ren Sieg.
    Quin­tus Fabi­us erhielt den hoch­an­ge­se­he­nen Bei­nah­men „Cunc­ta­tor“, „Zau­de­rer“, nicht weil er nichts tat, son­dern weil er in schwie­rig­ster Lage die Grund­fe­sten für ein schlag­kräf­ti­ges Heer legte.
    In den letz­ten 50 Jah­re haben wir sehr vie­le Ver­wal­ter der Nie­der­la­ge gesehen.
    Ech­ten Mut haben nur sehr weni­ge gezeigt.
    S.E. Msgr. Lefeb­v­re ist da ein gewal­ti­ger Leuchtpunkt.

  2. Vor 30 jah­ren bin ich Bischof Kapel­la­ri flüch­tig begeg­net-ein sym­pa­thi­scher lie­bens­wür­di­ger Mensch.Deshalb wer­de ich auch ger­ne für ihn beten-bit­te hal­ten Sie sich am Stuhl fest- beten um eine gute Ver­ant­wor­tung für ihn und all sei­ne Anvertrauten.Ja, die Män­gel in sei­nem Hir­ten­amt waren offen­sicht­lich-wie sie bei mir in mei­nem arm­se­li­gen Leben noch viel, viel mehr sind-aber Hand aufs Herz-wer von uns wäre wirk­lich stand­haft und getreu dem Auf­trag Jesu Chri­sti geblie­ben-in einer Zeit der Per­mis­si­vi­tät, der reli­giö­sen Kon­te­sta­ti­on und der gesell­schaft­li­chen Unverbindlichkeit.Mir haben die guten Wor­te die­ses Bischofs damals gut­ge­tan-gewinnt man-nach Franz von Sales nicht mehr Flie­gen mit einem Löf­fel Honig als mit einem Fass Essig? Nein ich möch­te die oben genann­ten Feh­ler nicht gut­re­den-aber das 34 Jah­re durch­ge­tra­gen zu haben unter den so vie­len Heuch­ler hüben und drü­ben( Pres­se , Ambi­tio­ni­sten, Nei­der etc ac ali­is qui­bus­dam simillibus).Gerne ver­bin­de ich mich mit den Gebe­ten des Bischofs- Gott ver­mag alle Ver­säum­nis­se wett­zu­ma­chen auf die Für­bit­te sovie­ler Heil­gen-beson­ders der Aller­se­lig­sten Jungfrau,die wir mon­tags auf deren Tem­pel­gang geleiten.St.Bernhard sagt in einem ser­mo die­ses Festes, dass die Mön­che bei der dort übli­chen Pro­zes­si­on in der Gemein­schaft-also zu zweit gehen (wir uns gegen­sei­tig stüt­zen auf unse­rem Got­tes­weg) mit den bren­nen­den Lich­tern der Demut und der ver­zei­hen­der Lie­be-der Herr aber möge aus­lö­schen den Brand des Teu­fels (Ueber­heb­lich­keit, Ambi­tio­nis­mus, abfäl­li­ges Urtei­len etc).Auch sol­len wir in der Pro­zes­si­on unse­res Lebens nicht ste­hen blei­ben son­dern wei­ter und wei­ter schrei­ten-denn Ste­hen bedeu­tet Zurück­ge­hen-defi­ce­re- damit uns und unse­re Leben uns allen gelingt.Den ver­ehr­ten lie­ben Prie­ster-beson­ders uns­re­res forums wün­sche ich dass, sie nie­mals das Bischofs­amt begeh­ren-ent­ge­gen dem Wort des hl.Paulus-denn das ist heute.wie in alten Zei­ten der Ver­fol­gung furcht­ba­ren Anfein­dun­gen aus­ge­setzt. Gott möge ihnen das erspa­ren-ausser es wäre Sein hoch­hei­li­ger Wille.

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