Ein Missionar ganz in der Hand der Vorsehung – Zum Tod von Pater Hermann Battisti


Der kleine Elefant
Der klei­ne Elefant

(Rom) Am 3. Janu­ar starb in Rom der Prie­s­ter­mis­sio­nar Her­mann Bat­ti­sti. 33 Jah­re wirk­te er als Mis­sio­nar in Gui­nea Bis­sau ganz getra­gen von der Vorsehung.

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Pater Pie­ro Ghed­do, von der katho­li­schen Ordens­ge­mein­schaft Päpst­li­ches Insti­tut für die aus­wär­ti­gen Mis­sio­nen (PIME) erin­nert an sei­nen Mitbruder:

Pater Bat­ti­sti schaff­te es gera­de noch, sei­ne Auto­bio­gra­phie zu ver­öf­fent­li­chen, zu der ihn Mit­brü­der und Freun­de gedrängt hat­ten. Nach eini­gem Wider­stre­ben setz­te er sich hin und begann Fotos her­aus­zu­su­chen und sei­ne Erin­ne­run­gen nie­der­zu­schrei­ben. Unter dem Titel „Un ele­fan­ti­no mira­co­lo­so“ (Ein wun­der­sa­mer klei­ner Ele­fant, im Ordens­ver­lag Mim­ep Docet 2014) sind sie mit 500 Bil­dern erschie­nen. Nun hat ihn der Herr abbe­ru­fen. Sein Tod löste eine gan­ze Flut von Kon­do­lenz­schrei­ben aus. Er weck­te vie­le Erin­ne­run­gen in jenen, die ihn gekannt haben.

Ein brennendes Herz für Christus

Er war ein wirk­li­cher Mis­sio­nar, der vom bren­nen­den Eifer beseelt war, Chri­stus in Wort und Tat zu ver­kün­den. Das war sein Antrieb. Das hat ihn zuerst in den Mis­si­ons­or­den und dann in die Mis­si­on geführt. Ein Auf­trag, dem er bis zu sei­nem Tod treu geblie­ben ist. Auch indem er in Stil­le und Demut, mit Wür­de und Geduld die vie­len Kreu­ze sei­nes Lebens ertrug als Teil­nah­me am Lei­den sei­nes von ihm so gelieb­ten Herrn Jesus Christus.

Her­mann Bat­ti­sti wur­de 1937 in Pret­tau in Süd­ti­rol (Diö­ze­se Bri­xen) gebo­ren. Sein Hei­mat­dorf liegt im hin­ter­sten Tal­schluß des Ahrn­tals am Süd­fuß der mäch­ti­gen Zil­ler­ta­ler Alpen. „Hin­ter dem Berg ist Salz­burg“, erklär­te er einem Mit­bru­der sei­ne Hei­mat. „Mei­ne Fami­lie war sehr arm. Wir hat­ten nur einen klei­nen Gar­ten und eini­ge Hüh­ner. Wäh­rend des Krie­ges kehr­ten wir Kin­der hung­rig nach Hau­se, doch es gab oft nichts. Da schick­te uns die Mut­ter auf den nahen Fried­hof, damit wir für die Ver­stor­be­nen beten, damit sie uns hel­fen. Das haben wir ger­ne gemacht, bevor wir wie­der wie die ande­ren Kin­der im Dorf her­um­toll­ten. Und sie­he da, manch gute Bäue­rin gab uns ein Stück selbst­ge­backe­nen Bro­tes.“ Die im Glau­ben erleb­te Armut der Fami­lie lenk­te den Blick Her­manns auf das, was wir heu­te „die Rän­der der Mensch­heit“ nennen.

Dazu gehört Gui­nea Bis­sau. In dem afri­ka­ni­schen Land, das in allen Sta­ti­sti­ken, ein­schließ­lich jener der UNO ganz unten steht, ist die Ordens­ge­mein­schaft PIME seit 1946 tätig. Im sel­ben Jahr 1953, in dem die Fami­lie in das Über­etsch über­sie­del­te, trat Her­mann in das Ordens­no­vi­zi­at ein. 1962 wur­de er im Dom von Mai­land zum Prie­ster geweiht. Zunächst lei­te­te er meh­re­re Jah­re die Redak­ti­on der Mis­si­ons­zeit­schrift des Ordens, dann brach er 1969 selbst in die Mis­si­on auf. Er nahm das Kreuz und soll­te erst 2010 zurück­keh­ren, als sei­ne Gesund­heit bereits stark ange­schla­gen war. In den Ruhe­stand trat er des­halb nicht, son­dern wur­de Lei­ter des ordens­in­ter­nen Informationsdienstes.

Der kleine Elefant

In sei­nem „klei­nen wun­der­sa­men Ele­fan­ten“ erzählt Pater Her­mann über sei­ne Mis­si­ons­tä­tig­keit in Gui­nea Bis­sau. Sein Buch ist nicht nur eine inter­es­san­te, son­dern vor allem eine gera­de­zu lie­be­vol­le Schil­de­rung der Kul­tur, des Lebens und der Men­ta­li­tät in die­sem afri­ka­ni­schen Land. Er schil­dert die stau­nens­wer­ten Wun­der, die der Hei­li­ge Geist wirkt, wo die Kir­che ent­steht. Der wirk­lich Han­deln­de in der mis­sio ad gen­tes ist der Hei­li­ge Geist. Der Mis­sio­nar, selbst wenn er zahl­rei­che und gro­ße Wer­ke ver­wirk­licht, wie es Pater Her­mann getan hat, ist nur ein klei­nes, schwa­ches Instru­ment der über­na­tür­li­chen Kraft, die sein Wir­ken unend­lich über­steigt. Des­halb dankt Pater Her­mann in sei­ner Auto­bio­gra­phie dem Hei­li­gen Geist für alles, was er ihn wir­ken hat las­sen, auch und beson­ders in der Seelsorge.

Der klei­ne Ele­fant ist eine klei­ne Sta­tue aus Pali­san­d­er­holz. Pater Her­mann hat­te als Kind die Schnitz­kunst erlernt. Den klei­nen Ele­fan­ten schuf er am Beginn sei­ner Mis­si­ons­tä­tig­keit in Afri­ka, als er Gui­neabis­saui­sches Kreol lern­te, die auf dem Por­tu­gie­si­schen beru­hen­de Ver­kehrs­spra­che des Lan­des. In Gui­nea Bis­sau betreu­te er zunächst Kin­der und Jugend­li­che an den katho­li­schen Schu­len. Er sah, daß vie­le von ihnen nach Been­di­gung der Schu­le kei­ne Arbeit fan­den. Wäh­rend Pater Her­mann das loka­le Hand­werk, vor allem auch das Kunst­hand­werk stu­dier­te, erkann­te er, daß dar­in die Mög­lich­keit bestand, Arbeit und Wohl­stand zu schaf­fen. Er ver­sam­mel­te sei­ne Jugend­li­chen, nahm ein Stück Pali­san­d­er­holz und schnitz­te vor ihren Augen den klei­nen Ele­fan­ten. „Er hät­te bes­ser gelin­gen kön­nen“, mein­te er spä­ter. Es reich­te jedoch, um sei­ne jun­gen Zuse­her zu begei­stern. Er for­der­te sie auf, Bes­se­res zu schaf­fen: „Ich sah, daß mei­ne Jugend­li­chen eine Hand­fer­tig­keit und Vor­stel­lungs­ga­be besa­ßen, die ich mir nicht vor­stel­len hät­te kön­nen. Sie haben mir klei­ne Ele­fan­ten geschaf­fen und ande­re Figu­ren, die viel schö­ner waren als die mei­ne und so haben wir begon­nen, sie auf einem Stra­ßen­stand zu ver­kau­fen. Mit fas­zi­nie­ren­der Begei­ste­rung und Glück­se­lig­keit began­nen sie, mit ihrer Hän­de Arbeit etwas zu ver­die­nen. Sobald sich die Nach­richt her­um­ge­spro­chen hat­te, kamen sie von über­all­her, um mei­ne Schü­ler zu werden.“

Das Ausbildungszentrum für Jugendliche

Dar­aus wur­de das heu­ti­ge natio­na­le Aus­bil­dungs­zen­trum für bil­den­de Kün­ste und Kunst­hand­werk. Gear­bei­tet wird mit loka­len Mate­ria­li­en. Auch die Poli­tik erkann­te deren Bedeu­tung und die Auf­wer­tung des hei­mi­schen Kön­nens und Schaf­fens. Die Regie­rung kauft seit Jah­ren die Geschen­ke, die Staats­be­su­chen gemacht wer­den, in der von Pater Her­mann geschaf­fe­nen Einrichtung.

Auch als Pater Her­mann im Alter aus Gui­nea Bis­sau zurück­kehr­te und am Gene­ra­lat des Ordens in Rom tätig war, stand jener erste klei­ne Ele­fant auf sei­nem Schreib­tisch, „weil alles mit die­sem klei­nen und eigent­lich so unbe­deu­tend schei­nen­den Gegen­stand begon­nen hat“, wie er Besu­chern erzähl­te. Mit der Hil­fe von groß­zü­gi­gen Freun­den und Wohl­tä­tern aus Euro­pa folg­ten zahl­rei­che wei­te­re Wer­ke, die der Süd­ti­ro­ler Mis­sio­nar umset­zen konn­te: zum Bei­spiel Stu­di­en­sti­pen­di­en, um begab­te Schü­ler an por­tu­gie­si­sche, spa­ni­sche oder ita­lie­ni­sche Uni­ver­si­tä­ten schicken zu kön­nen; das Prie­ster­se­mi­nar von Bis­sau, das er 1970–1974 auf­bau­te; die von ihm errich­te­te Chri­stus-Erlö­ser-Kir­che von Bis­sau, wobei die Türen, Fen­ster­rah­men, Kir­chen­bän­ke, Stüh­le, Kan­de­la­ber, Kru­zi­fix, Kreuz­weg, Tauf­becken usw. von sei­nen Schü­lern nach der Holz­schnitz­kunst des Lan­des ange­fer­tigt wur­den; das Kin­der­spi­tal von S. José em Bòr, bis heu­te das ein­zi­ge im gan­zen Land; das Haus Bam­ba­ran für aus­ge­setz­te Kin­der; die Kir­che von Bòr am Stadt­rand von Bis­sau; die Schu­le von Bòr „Ermonda­de“, die bis zum Abitur führt. Es wären noch vie­le ande­re klei­ne­re und grö­ße­re Wer­ke zu nennen.

„Uneingeschränktes Vertrauen in die Vorsehung Gottes“

2005 durf­te ich die vie­len Bau­stel­len von Pater Her­mann besu­chen. Ich frag­te ihn beein­druckt, wie er es denn geschafft habe, soviel Hilfs­mit­tel zu bekom­men. Sei­ne Ant­wort: „Ich habe immer unein­ge­schränk­tes Ver­trau­en in die Vor­se­hung Got­tes gehabt“. Ich war beschämt. Ich muß­te mir ein­ge­ste­hen, mir in dem Augen­blick voll Stau­nen irgend­wel­che Tips für Wer­be­stra­te­gien erwar­tet zu haben. Doch Pater Her­mann hat­te kei­ne sol­chen Tips. Er hät­te wahr­schein­lich nicht ein­mal ver­stan­den, was ich damit gemeint hät­te. Er sag­te nur noch: „In einem so armen Land wie Gui­nea Bis­sau hat der Mis­sio­nar nur das Ver­trau­en auf Got­tes Vor­se­hung, und das ist gut so“.

In sei­nen Lebens­er­in­ne­run­gen schil­dert Pater Her­mann: „Als ich von 2000–2004 eini­ge Jah­re im PIME-Mis­si­ons­zen­trum von Mai­land für die Pro­jek­te unse­rer Mis­sio­na­re tätig war, kam eines Mor­gens ein Tele­fon­an­ruf von der Fern­seh­sen­der­ket­te Media­set und mir wur­de mit­ge­teilt, daß das Pro­gramm ‚Die Fabrik des Lächelns‘ von den Mis­si­ons­pro­jek­ten gehört hat­te und 220.000 Euro für mich hat. Ich war ganz über­wäl­tigt und dank­te Gott für die­ses Geschenk. Kaum hat­te ich mei­ne Arbeit wie­der­auf­ge­nom­men, kam Pater Vin­cen­zo, ein Mit­bru­der aus Bra­si­li­en, der dort in der Armen­mis­si­on tätig ist, zur Tür her­ein. Er erzähl­te, für sei­ne Mis­si­ons­sta­ti­on drin­gend ein Werk für kran­ke Kin­der zu brau­chen und ein sol­ches auf­bau­en zu wol­len. Dafür brau­che er aber noch 220.000 Euro und er wis­se nicht mehr, wo er noch anklop­fen könn­te. Ich war ganz erstaunt. Genau die­sel­be Sum­me. Da dach­te ich mir: Schau, ein Beweis für dein Ver­trau­en in die Vor­se­hung und ich habe Pater Vin­cen­zo gesagt: ‘Die­se Sum­me habe ich soeben für die afri­ka­ni­schen Kin­der vom Him­mel bekom­men. Ich gebe sie dir für die bra­si­lia­ni­schen Kin­der. Ich bin mir sicher, daß der Herr schon für mein Kin­der­spi­tal in Bis­sau sor­gen wird.‘

Pater Vin­cen­zo bedank­te sich und ver­ließ zufrie­den mein Zim­mer. Am Nach­mit­tag klin­gel­te erneut das Tele­fon und eine unbe­kann­te Frau sag­te mir, daß sie mir für mein Kin­der­kran­ken­haus in Gui­nea Bis­sau 220.000 Euro spen­den möch­te. Wie­der genau die­se Sum­me, die ich kurz zuvor Pater Vin­cen­zo über­las­sen hat­te. Klingt das nicht unglaub­lich? Doch genau so hat es sich zuge­tra­gen. Nur Zufall? Aus mei­ner Erfah­rung als Prie­ster und Mis­sio­nar mit vie­len ande­ren Din­gen, die gesche­hen sind, bin ich mir sicher, daß das ein Wun­der war.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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2 Kommentare

  1. Das beein­druckt mich sehr. Vie­len Dank für die­sen schö­nen Arti­kel. Es ist wich­tig zu wis­sen und zu sehen, dass Gott auch heu­te Wun­der tut.

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