Die Jagd auf glaubenstreue Bischöfe – Plädoyer für eine katholische Gegenöffentlichkeit


Christus(Rom) Reak­tio­nen auf unse­re Bericht­erstat­tung zum Fall von Bischof Oli­veri von Alben­ga-Impe­ria ver­lan­gen einen Hin­weis und sind Anlaß zu eini­gen grund­le­gen­den Über­le­gun­gen, die hel­fen sol­len, unter Katho­li­ken ein kri­ti­sches Bewußt­sein zu entwickeln. 

Anzei­ge

Es erstaunt, mit wel­cher Insi­stenz man­che Leser mei­nen, durch Ver­lin­kun­gen auf Pres­se­ar­ti­kel deut­scher Medi­en oder ande­rer Län­der die Anschul­di­gun­gen gegen den Bischof zu bekräf­ti­gen. Es wur­de auch unter­stellt, wir wür­den die­se Anschul­di­gun­gen nicht ver­öf­fent­li­chen. Die Anschul­di­gun­gen wur­den hier aber sofort im Herbst 2014 berich­tet. Und ihnen widersprochen.

Wenn wir sie nicht wie­der­ho­len, hat das einen trif­ti­gen Grund. Es geht um eine Kam­pa­gne gegen Bischof Oli­veri, die von der Tages­zei­tung „Seco­lo XIX“ los­ge­tre­ten wur­de. Ande­re Medi­en über­nah­men seit­her unge­prüft die unbe­wie­se­nen Behaup­tun­gen, deren Absicht die Ent­fer­nung oder Ent­ma­chung von Bischof Oli­veri ist.

Schablonenhafte Kampagnen mit saisonalen Zugaben

Das ist jeden­falls das Ziel der Bericht­erstat­tung des „Seco­lo XIX“. Ande­re Medi­en über­nah­men und über­neh­men die Behaup­tun­gen zum Teil aus Sen­sa­ti­ons­lust. Der Cock­tail wur­de ja medi­en­ge­recht gemixt (ein biß­chen undurch­sich­ti­ge Finanz­trans­ak­tio­nen, ein biß­chen Homo­se­xua­li­tät, viel katho­li­scher Kon­ser­va­ti­vis­mus, der a prio­ri nega­tiv ist, oder was sich eben sai­so­nal gera­de zur „Empö­rung“ schlich­ter Gemü­ter eig­net, etwa ein biß­chen Protz im Fall Lim­burg, ein biß­chen Ohr­fei­ge im Fall Mixa, ein biß­chen Har­ry Pot­ter im Fall Wagner).

Die­ses unbe­wie­se­ne Sam­mel­su­ri­um zu wie­der­ho­len, hie­ße, an der Kam­pa­gne gegen Bischof Oli­veri mit­zu­wir­ken, was Katho​li​sches​.info ablehnt. Statt­des­sen bemü­hen wir uns, den Zusam­men­hang hin­ter dem Vor­der­grün­di­gen sicht­bar zu machen.

Glei­ches ver­such­ten wir zuvor bereits ana­log im Fall des abge­setz­ten Bischofs Roge­l­io Livi­e­res von Ciu­dad del Este oder des Lim­bur­ger Bischofs Tebartz-van Elst. Auch in den genann­ten Fäl­len man­gel­te es nicht an Katho­li­ken, die bereit­wil­lig Ver­leum­dun­gen, unbe­wie­se­ne Behaup­tun­gen oder Gerüch­te durch die Medi­en auf­grif­fen und wei­ter­ver­brei­te­ten. Auch, indem sie mein­ten, sie durch Ver­lin­kun­gen hier ver­brei­ten zu müssen.

Maßstab Verleumdungskampagnen zu erkennen

Es wur­de von uns eben­so betont, daß ein inzwi­schen stan­dar­di­sier­tes Muster zu erken­nen ist, wie sich anhand meh­re­rer ver­gleich­ba­rer Kam­pa­gnen gegen glau­bens­treue, in der Dik­ti­on der Kam­pa­gnen­me­di­en als „kon­ser­va­tiv“, „ultra­kon­ser­va­tiv“ oder „prot­zig“ bezeich­ne­te Bischö­fe über­prü­fen läßt. Siche­rer Maß­stab für das Vor­lie­gen einer Ver­leum­dungs­kam­pa­gne ist, wenn weder kir­chen­recht­lich noch zivil- oder straf­recht­lich ein ordent­li­ches Ver­fah­ren ein­ge­lei­tet, geschwei­ge denn abge­schlos­sen und schon gar nicht irgend­ei­ne Schuld fest­ge­stellt wird.

In jeder Diö­ze­se fin­den sich Schat­ten. Das ist kei­ne Weis­heit. Der Strick des „Seco­lo XIX“ (Zwei­fel sähen, Behaup­tun­gen unbe­wie­sen in den Raum stel­len, unzu­läs­si­ge Zusam­men­hän­ge her­stel­len, Ver­däch­ti­gun­gen äußern) lie­ße sich pro­blem­los und eben­so unge­recht­fer­tigt jedem Bischof drehen.

In Wirk­lich­keit geht es um per­sön­li­che Intri­gen und vor allem eine welt­an­schau­li­che Aus­ein­an­der­set­zung. Wer Bischof Oli­ve­ris Kir­chen­ver­ständ­nis nicht teilt, wird „Ver­ständ­nis“ für die päpst­li­che Säu­be­rung fin­den und bereit­wil­lig unbe­wie­se­ne Behaup­tun­gen wie­der­ho­len oder zumin­dest Zwei­fel schü­ren. Man ist kein „Pro­phet“, um bereits jetzt vor­her­sa­gen zu kön­nen, daß sich die Behaup­tun­gen nach­träg­lich als Ver­leum­dun­gen ent­pup­pen wer­den. Das wird dann aller­dings nie­man­den mehr inter­es­sie­ren. Das Ziel aber wur­de erfolg­reich erreicht.

Vom Umgang mit Leitmedien

Man den­ke an die viel­zi­tier­te angeb­li­che „Schlüs­sel­fi­gur“ Urru­ti­goi­ty im Fall Livi­e­res. Wie ein Kanin­chen aus dem Zylin­der gezau­bert und eben­so schnell wie­der in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Die Ita­lie­ner sagen dazu, man müs­se dem „popo­li­no“ nur etwas zum Fraß vor­wer­fen und es sprin­ge garan­tiert dar­auf an. In der Tat hat es etwas Erschrecken­des an sich, wenn Katho­li­ken unkri­tisch Medi­en­vor­ga­ben fol­gen. Ein kri­ti­scher Umgang gera­de mit den Medi­en ist für Katho­li­ken ein Gebot der Stun­de in einer Zeit, in der in den Leit­me­di­en ein erschreckend uni­for­mier­ter Ton zur Schau gestellt wird.

Das Muster ist nicht belie­big anwend­bar und daher nicht etwa von kon­ser­va­ti­ven Krei­sen gegen libe­ra­le Bischö­fe ein­zu­set­zen. Vor­aus­set­zung ist näm­lich das Zusam­men­spiel einer kir­chen­in­ter­nen Frak­ti­on mit mei­nungs­bil­den­den Medi­en. Das setzt eine gewis­se ideo­lo­gi­sche Affi­ni­tät oder zumin­dest eine gewis­se Inter­es­sen­kon­gru­enz vor­aus. Die­se ist der­zeit zwi­schen glau­bens­treu­en Krei­sen und Leit­me­di­en kaum gege­ben. Das ver­leiht dem Muster eine Ein­sei­tig­keit, die sich struk­tu­rell gegen glau­bens­treue Kir­chen­ver­tre­ter rich­tet, wie die kon­kre­ten Bei­spie­le beweisen.

Aus die­sem Grund haben wir bis­her weder Ver­lin­kun­gen zu ursprüng­li­chen ita­lie­ni­schen Arti­keln der Ver­leu­dungs­kam­pa­gne gegen Bischof Oli­veri noch zu deren deut­schen Pla­giat­ar­ti­keln frei­ge­schal­tet und wer­den es auch künf­tig nicht tun. Wenn­gleich sich das im Fall von Bischof Oli­veri erüb­rigt, da sich die Kam­pa­gne – nach Errei­chung des Ziels – inzwi­schen bereits in Luft auf­ge­löst hat.

Es ist aller­dings eben­so unschwer vor­her­seh­bar, daß wei­te­re Kam­pa­gne gegen ande­re Bischö­fe fol­gen werden.

Mißverstandene Pluralisierung hat Kirche ihrer Schutzmechanismen beraubt

Es ist schwie­rig gewor­den, eine katho­li­sche Gegen­öf­fent­lich­keit zu schaf­fen. Die Leit­me­di­en akzep­tie­ren die Katho­li­sche Kir­che und ihre Glau­bens­leh­re besten­falls in einer ihr geneh­men Aus­rich­tung. Die katho­li­schen Medi­en ver­tre­ten in den mei­sten Fäl­len die­se „geneh­me“ Aus­rich­tung, tau­gen daher wenig, das katho­li­sche Pro­fil zu schär­fen und noch weni­ger, unge­bühr­li­che Angrif­fe auf katho­li­sche Ver­tre­ter abzu­weh­ren. Die Wahr­schein­lich­keit ist grö­ßer, daß sie selbst an Ver­leum­dungs­kam­pa­gnen mit­wir­ken, maß­geb­lich oder als Mit­läu­fer, als daß sie sich um Dif­fe­ren­zie­rung, Klä­rung oder Auf­klä­rung bemühen.

Es bedürf­te also der Bes­ser­wis­ser gar nicht, die mei­nen, selbst die weni­gen nicht kon­for­men katho­li­schen Medi­en, mit dem Müll der mei­nungs­bil­den­den Medi­en neu­tra­li­sie­ren oder zuschüt­ten zu wol­len. Wenn es in den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren mög­lich wur­de, Bischö­fe grund­los aus ihrem Amt zu ver­ja­gen, weil sie eine der vor­herr­schen­den Mei­nung nicht geneh­me katho­li­sche Posi­ti­on ver­tra­ten, dann hat das auch damit zu tun, daß die Schutz- und Abwehr­me­cha­nis­men der Katho­li­schen Kir­che nicht mehr funk­tio­nie­ren. Wür­de die kirch­li­che Hier­ar­chie und das gläu­bi­ge Volk zunächst das Eige­ne und die Eige­nen ver­tei­di­gen, wäre der Spuk schnell zu Ende. Die erfolg­rei­che Plu­ra­li­sie­rung der Kir­che durch ein fal­sches Ver­ständ­nis von gesell­schaft­li­chem Plu­ra­lis­mus gibt expo­nier­te Kir­chen­ver­tre­ter der Gegen­sei­te preis und läßt sie zur leich­ten Beu­te werden.

In der Regel wer­den die Ver­leum­dungs­kam­pa­gnen sogar in irgend­wel­chen katho­li­schen Krei­sen ent­wickelt und dort der Start­schuß erteilt. Durch das Zusam­men­wir­ken mit sym­pa­thi­sie­ren­den Medi­en ent­steht dann schnell jene Eigen­dy­na­mik, die Jagd­sze­nen zu eigen ist. Der Beu­te­instinkt folgt ganz eige­nen, archai­schen Gesetzmäßigkeiten.

Von den „Zei­chen der Zeit“ ist ger­ne die Rede, doch nicht vie­le erken­nen sie, dabei lie­fert die Hei­li­ge Schrift ent­schei­den­de Hilfs­mit­tel, um sich ziel­si­cher ori­en­tie­ren zu kön­nen. Heu­te war in einem ande­ren Arti­kel über „fal­sche Pro­phe­ten“ bereits die Rede davon.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Ars Christiana

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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