(Paris/Rom) „Charlie Hebdo“ ist eine Zeitung, in der seit ihrer Gründung die Satire in den Dienst einer anarchischen und libertinen Lebensphilosophie gestellt wurde. Sie kann als extreme, aber letztlich kohärente Ausdrucksform des zeitgenössischen Relativismus des Westens gesehen werden.
„Charlie Hebdo“ ist bekannt für die Mohammed-Karikaturen, die seit 2006 veröffentlicht wurden. Allerdings sind auch die unsäglichen blasphemischen Karikaturen nicht zu vergessen, die 2012 abgedruckt wurden, um die politische Forderung der „Homo-Ehe“ zu unterstützen. „Sie sind Zeugnis einer erschreckenden Verdorbenheit“, so die Stiftung Lepanto. Vorsitzender der Stiftung Lepanto, die ihren Sitz auf dem Aventin in Rom hat, ist der Historiker Roberto de Mattei. Die Stiftung warnt vor einer zu kurz greifenden Interpretation des blutigen Attentats von Paris, indem nur auf den Islam geschaut wird. Eine Solidarisierung mit den Opfern sei gebotene Pflicht. Die Stiftung warnt jedoch vor einer Solidarisierung mit der Ideologie, die von den Opfern vertreten wurde. Europa dürfe sich nicht vor den falschen Karren spannen lassen.
Linksradikalismus mit Religionsverachtung
Gründer und Redaktion der Zeitung entstammen dem französischen Linksradikalismus. Der beim Attentat ermordete Chefredakteur Stéphane Charbonnier war aktiver Unterstützer der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) und der Linksfront (Front de Gauche). Konstante der Blattrichtung blieb eine generelle Religionsverachtung, vor allem des Christentums und besonders der Katholischen Kirche.
Die Terrorgruppe, die am 7. Januar 2015 die Redaktion von „Charlie Hebdo“ massakriert hat, könne ihrerseits als extreme, aber letztlich kohärente Ausdrucksform der islamischen Welt gesehen werden. Sie habe in ihrem Mordwahn den Haß sichtbar gemacht, den der Islam gegen den Westen hege, so die Stiftung.
Attentat von Paris nimmt Schicksal des relativistischen Westens vorweg
Die schreckliche Tat nehme das Schicksal vorweg, das den Westen erwarte. Ein Westen, der unfähig sei, dem Islam die eigenen spirituellen und moralischen Ressourcen entgegenzusetzen, und der sich der Illusion hingebe, daß die Gefahren, „die sich über unserer Zukunft zusammenbrauen, dadurch abgewendet werden könnten, indem man sich dem relativistischen Denken hingibt und dem Islam mit offenen Armen begegnet“.
Am 4. Dezember 2012 überreichte die Stiftung Lepanto Vatikansprecher Pater Federico Lombardi 3.905 Unterschriften, mit denen der Heilige Stuhl ersucht wurde, Protest gegen die Veröffentlichung einer abscheulichen blasphemischen Karikatur zu erheben und bei der französischen Regierung die nötigen Schritte zu unternehmen, damit sich dergleichen nicht wiederhole. Im Appell hieß es:
Das Schweigen jener, die ihre Stimme erheben sollten
„Kann man noch schweigen? Obszönität und Blasphemie vermengen sich in der schmutzigen Provokation einer französischen Zeitung, die mit einer Karikatur, mit der die Legalisierung der Homo-Ehe gefordert wird, die eine extreme Verletzung des Naturrechts darstellt, auf unzulässige Weise die Heiligste Dreifaltigkeit, das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens schmäht.
Nein, es ist nicht mehr möglich, zu schweigen. Es ist nötig, daß der Heilige Stuhl öffentlich seine Empörung zum Ausdruck bringt, so wie es viele einfache Katholiken in Frankreich und in Europa bereits tun. Da Sie der Sprecher des Heiligen Stuhls sind, wenden wir uns an Sie, damit Sie sich zu unserem Sprecher bei den höchsten kirchlichen Stellen machen, die wir ersuchen, einen starken Protest zu erheben und die nötigen Schritte bei der französischen Regierung einzuleiten, damit sich eine solche Schande nie wiederholt. Auf daß sich die Stimme der Menschen vor der Hand Gottes erhebt, der keinen Spott mit sich treiben läßt (Gal 6,7).“
Kreuz wird vom Islam und vom Relativismus verhöhnt
Der Schmerz dürfe daher heute nicht nur den Opfern der unmenschlichen Massaker von Paris und auf der ganzen Welt gelten. Er habe vor allem auch der öffentlichen und systematischen Verletzung des Naturrechts und des Gottesgesetzes zu gelten, aber auch dem Schweigen jener, die angesichts solcher Verletzungen und solcher Massaker ihre Stimme zu erheben hätten. „Ahmen wir Unseren Herrn Jesus Christus nach, der über Jerusalem weinte, weil er dessen Zerstörung aufgrund der Sünden vorhersah, und halten wir sein Kreuz in die Höhe, das vom Islam gehaßt und verhöhnt wird, aber genauso vom heutigen Relativismus, das aber für jeden Christen unfehlbares Zeichen des Kampfes und des Sieges ist“, so die Stiftung Lepanto in ihrer Stellungnahme.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana