Bischof von Innsbruck: „Ich teile die Position von Kardinal Kasper und Kardinal Marx“


Bischof Manfred Scheuer von Innsbruck
Bischof Man­fred Scheu­er von Innsbruck

(Inns­bruck) Die Diö­ze­se Inns­bruck fei­er­te 2014 ihre Errich­tung vor 50 Jah­ren. Zuletzt fiel ein Schat­ten auf die Fei­er­lich­kei­ten, als Salz­burgs Erz­bi­schof Franz Lack­ner in einer Gesprächs­run­de des öster­rei­chi­schen Fern­se­hens mit den vier Bischö­fen Tirols Jesus als Lai­en bezeichnete.

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Zum gest­ri­gen Hoch­fest Maria Emp­fäng­nis führ­te der Öster­rei­chi­sche Rund­funk ein Gespräch mit Inns­brucks Bischof Man­fred Scheu­er. In der Sen­dung „Erfüll­te Zeit“ ging es um einen Rück­blick auf das Jubi­lä­ums­jahr und sei­ne elf­jäh­ri­ge Amts­zeit als Diö­ze­san­bi­schof. Das Land sei im „Wan­del: Flücht­lings­strö­me, die über den Bren­ner wol­len; Kir­chen­aus­trit­te auch hier; eine Plu­ra­li­sie­rung der Gesell­schaft mit eini­gen mus­li­mi­schen Gemein­den“, so der ORF.

Die „Liberalität“ eines Bischofs

Das Gespräch ging über „die Hei­lig­keit der Tiro­ler, die Anstren­gun­gen in der Flücht­lings­hil­fe und über die Libe­ra­li­tät des Bischofs“.

Der aus Ober­öster­reich stam­men­de Msgr. Man­fred Scheu­er ist seit 2003 vier­ter Bischof von Inns­bruck. Er besuch­te in Linz das Prie­ster­se­mi­nar, stu­dier­te dann an der Gre­go­ria­na in Rom, wo er 1980 zum Prie­ster geweiht wur­de. Bis 1985 in der Diö­ze­san­seel­sor­ge in Linz tätig, nahm er dann die Lehr­tä­tig­keit an ver­schie­de­nen Orten auf. 2000 wur­de er Pro­fes­sor für Dog­ma­tik und Dog­men­ge­schich­te an der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät Trier. Scheu­er war Postu­la­tor der nicht unum­strit­te­nen Selig­spre­chung des ober­öster­rei­chi­schen Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rers Franz Jägerstätter.

Wie ihn die Diözese Linz zum Zeitpunkt einer Bischofsernennung präsentierte
Wie ihn die Diö­ze­se Linz zum Zeit­punkt einer Bischofs­er­nen­nung präsentierte

Bischof Scheuer die „Hoffnung“ der österreichischen Priesterrebellen

Die vom ORF beton­te „Libe­ra­li­tät“ des Bischofs bezieht sich unter ande­rem auf die von Scheu­er 2011 genann­te „pasto­ra­le Not­wen­dig­keit“, in der Hei­li­gen Mes­se die Lai­en­pre­digt zu erlau­ben. 2011 und 2012 äußer­te sich Bischof Scheu­er posi­tiv zum For­de­rungs­ka­ta­log der unge­hor­sa­men Prie­ster der soge­nann­ten „Pfar­rer-Initia­ti­ve“, wenn auch eini­ge For­de­run­gen der Prie­ster­re­bel­len nicht auf „Diö­ze­sa­ne­be­ne lös­bar“ sei­en. Die inzwi­schen in Depres­si­on gera­te­nen unge­hor­sa­men Prie­ster setz­ten im Okto­ber 2013 ihre „Hoff­nun­gen“ unter Öster­reichs Bischö­fen auf Bischof Scheu­er, um „den fri­schen Papst­wind zu nützen“.

Die Exkom­mu­ni­ka­ti­on der Häre­ti­ke­rin Mar­tha Hei­zer, Vor­sit­zen­de der Initia­ti­ve „Wir sind Kir­che“, die mit ihrem Ehe­mann zu Hau­se „Mes­se zele­brier­te“ und dazu ande­re Gläu­bi­ge ein­lud, muß­te Rom durch­füh­ren (sie­he Vor­sit­zen­de von „Wir sind Kir­che“ exkom­mu­ni­ziert – Über­fäl­li­ge Ent­wir­rung in der Kir­che). Die Zustän­dig­keit liegt zwar beim Bischof, doch beim Far­be beken­nen außer­halb des media­len Kon­sen­ses, erwei­sen sich Bischö­fe erstaun­lich kleinlaut.

Die Maßregelung eines jungen Priesters, weil er vom „nicht mehr zeitgemäßen“ Fegefeuer sprach

Im Som­mer 2014 sus­pen­dier­te Bischof Scheu­er den jun­gen Tiro­ler Prie­ster Tho­mas Lad­ner als Reli­gi­ons­leh­rer, weil er den Schü­lern über die Letz­ten Din­ge, dar­un­ter das Fege­feu­er, und die Fami­lie  gespro­chen habe in einer Spra­che, die von der Diö­ze­se als „nicht mehr zeit­ge­mäß“ bezeich­net wur­de. Der 36 Jah­re alte Prie­ster, Koope­ra­tor in einem Tiro­ler „Seel­sor­geraum“ will sei­ne Prie­ster­be­ru­fung „bewußt“ leben und trägt des­halb die Sou­ta­ne, das von der Kir­che vor­ge­schrie­be­ne Prie­ster­kleid. Eine Hal­tung, die in der Diö­ze­se Inns­bruck nicht ger­ne gese­hen wird.

Bischof Scheu­er ist in der Öster­rei­chi­chen Bischofs­kon­fe­renz zustän­dig für die Berei­che Cari­tas und Pax Chri­sti. Von letz­te­rem ist er Vor­sit­zen­der. Dort „enga­giert“ man sich für Öko­lo­gie, Pazi­fis­mus, Anti­mi­li­ta­ris­mus, Öku­me­nis­mus, Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, Femi­nis­mus, Ega­li­ta­ris­mus, Gen­de­ris­mus und für alle soge­nann­ten „Zei­chen der Zeit“, für die man sich als Ismen enga­gie­ren kann.

Scheuers Gleichklang mit den Kardinälen Kasper und Marx

Bischof Scheuer bei Gedenken in Synagoge
Bischof Scheu­er kreuz­los bei Geden­ken in Synagoge

Im Ö1-Gespräch am Mari­en­fest bekann­te sich Bischof Scheu­er zur „neu­en Barm­her­zig­keit“. Kas­pers For­mu­lie­rung gebrauch­te er zwar nicht, berief sich aber den­noch auf den deut­schen Kar­di­nal. Zur Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner habe er eine „durch­aus dif­fe­ren­zier­te Posi­ti­on“, die wor­in besteht? „Ich tei­le die Posi­ti­on von Kar­di­nal Kas­per und Kar­di­nal Marx“. Damit, so Scheu­er, gebe es „sowohl in Deutsch­land als auch in Öster­reich Bischö­fe, die in die­se Rich­tung den­ken“. Das mei­ne ja schließ­lich kei­ne „pau­scha­le Zulas­sung aller wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen“ zur Kommunion.

Bereits am ver­gan­ge­nen 30. Janu­ar sag­te Bischof Scheu­er in einem Inter­view mit der öster­rei­chi­schen Tages­zei­tung Die Pres­se, er erwar­te sich von der Kir­che in der Fra­ge einen „dyna­mi­schen Pro­zeß“. Vor allem sah er jedoch ein „Zei­chen der Hoff­nung“ dar­in, daß Papst Fran­zis­kus Kar­di­nal Kas­per als Bericht­erstat­ter für das Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um ernannt hat­te. Scheu­er wuß­te offen­bar bereits, wel­chen Vor­schlag Kas­per den Kar­di­nä­len unter­brei­ten würde.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​Diözese Linz old/​Pahlfs Blog (Screen­shots)

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