Spaniens Bischöfe stellen sich für Bischofssynode auf – Überraschung Bischof Reig


Bischof Juan Antonio Reig überraschend stark in der Bischofskonferenz
Bischof Juan Anto­nio Reig über­ra­schend stark in der Bischofskonferenz

(Madrid) Die Herbst­voll­ver­samm­lung der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz wähl­te die drei Syn­oda­len für die Bischofs­syn­ode über die Fami­lie 2015 mit einer nicht unbe­deu­ten­den Überraschung. 

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Der von Papst Fran­zis­kus als Kar­di­nal­prä­fekt der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on abge­lö­ste und als Erz­bi­schof von Valen­cia nach Spa­ni­en zurück­ge­schick­te Kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares wur­de, wie es scheint mit gro­ßer Unter­stüt­zung, in das Prä­si­di­um der Bischofs­kon­fe­renz gewählt. Er nimmt den Platz des eme­ri­tier­ten Erz­bi­schofs von Madrid Rou­co-Vare­la ein.

Erzbischof Blázquez und Bischof Iceta 2015 als Synodalen in Rom

Die zwei­te Abstim­mung dürf­te eini­ge nach­denk­lich stim­men. Wur­de die Spa­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz beim ersten Teil der Bischofs­syn­ode, die als außer­or­dent­li­che Syn­ode im ver­gan­ge­nen Okto­ber statt­fand, auto­ma­tisch und aus­schließ­lich durch ihren Vor­sit­zen­den ver­tre­ten, wer­den am zwei­ten Teil, der ordent­li­chen Syn­ode drei Ver­tre­ter teil­neh­men, die von den Bischö­fen aus ihren Rei­hen gewählt wur­den. Den ersten Platz wird der Vor­sit­zen­de der Bischofs­kon­fe­renz Ricar­do Bláz­quez Pérez, Erz­bi­schof von Val­la­do­lid ein­neh­men, der mit gro­ßer Mehr­heit gewählt wur­de. Den zwei­ten Platz nimmt Mario Ice­ta Gavic­a­go­ge­as­coa ein. Der Bischof von Bil­bao ist ein aus­ge­wie­se­ner Exper­te für bio­ethi­sche Fra­gen. Bei­de gel­ten als „cha­rak­ter­fest und kon­ser­va­tiv“, so der spa­ni­sche Kir­chen­hi­sto­ri­ker und katho­li­sche Blog­ger Fran­cis­co José Fernán­dez de la Cigoña.

Gerangel um den dritten Synodenplatz

Um den drit­ten Platz kam es hin­ge­gen zum Geran­gel. Um ihn bewarb sich der neue, von Papst Fran­zis­kus ernann­te Erz­bi­schof von Madrid, Car­los Osoro Sier­ra und es wäre allein schon sei­nem Rang geschul­det, den Platz zu erhal­ten. In Wirk­lich­keit waren meh­re­re Wahl­gän­ge not­wen­dig, da Erz­bi­schof Osoro kei­ne aus­rei­chen­de Mehr­heit hin­ter sich scha­ren konn­te. Am Ende setz­te sich Osoro wegen einer Stim­me durch. Sein Gegen­spie­ler war kein ande­rer als Bischof Juan Anto­nio Reig von Alcalá de Hena­res. Erz­bi­schof Reig ist der spa­ni­sche Bischof, der die deut­lich­ste Spra­che spricht und nicht zögert, öffent­lich mit kla­ren Wor­ten für den Glau­ben ein­zu­tre­ten. Dafür ist er auch am hef­tig­sten unter Beschuß durch Kir­chen­geg­ner und Medi­en. „Wäre der Erz­bi­schof von Gra­na­da anwe­send gewe­sen, hät­te Erz­bi­schof Osoro eine böse Über­ra­schung erle­ben kön­nen“, so Fernán­dez de la Cigoña.

Überraschende Rückenstärkung für Bischof Juan Antonio Reig

Für den neu­en Erz­bi­schof von Madrid sind die demü­ti­gen­den Wahl­gän­ge eine Brüs­kie­rung. Viel­leicht rich­te­te sich das Stimm­ver­hal­ten vie­ler Bischö­fe nicht gegen ihn, son­dern waren viel­mehr eine Unter­stüt­zung der Posi­tio­nen von Bischof Reig. Der Bischof von Alcalá de Hena­res muß­te in den ver­gan­ge­nen Mona­ten viel Prü­gel in der Öffent­lich­keit ein­stecken, stand aber an vor­der­ster Front in der Ver­tei­di­gung der nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te und äußer­te kla­re Posi­tio­nen zu den strit­ti­gen Fra­gen der Bischofs­syn­ode. Das Votum für ihn, wenn er letzt­lich auch wegen einer Stim­me unter­lag, bedeu­tet eine erheb­li­che Stär­kung sei­ner Hal­tung in der Bischofs­kon­fe­renz. Bischof Reig war es, der in den ver­gan­ge­nen bei­den Mona­ten den regie­ren­den bür­ger­li­chen Part­ido Popu­lar wegen des Schwenks zur Abtrei­bungs­par­tei scharf kri­ti­sier­te. Im kom­men­den Jahr wird in Spa­ni­en ein neu­es Par­la­ment gewählt. Die Unter­stüt­zung des Bischofs durch sei­ne Mit­brü­der ist auch in die­sem Zusam­men­hang zu sehen und von umso grö­ße­rer Bedeu­tung, besteht doch in den mei­sten Bischofs­kon­fe­ren­zen eine gewis­se Bereit­schaft, sich nicht mit der poli­ti­schen Macht anzu­le­gen, schon gar nicht vor Wahlen.

Das knap­pe Schei­tern von Bischof Reig ist ein Ver­lust für die Bischofs­syn­ode. Über­ra­schen­der als sein Schei­tern ist jedoch, daß er über­haupt gegen den Erz­bi­schof von Madrid soviel Stim­men, fast den hal­ben Epi­sko­pat, auf sich ver­ei­nen konn­te. Es dürf­te nach all­ge­mei­ner Gepflo­gen­heit nun so sein, daß Bischof Reig damit Ersatz­syn­oda­le ist, soll­te einer der drei nun gewähl­ten Syn­oda­len nicht nach Rom gehen können.

Spa­ni­ens Bischö­fe sind in Sum­me für die Bischofs­kon­fe­renz gut auf­ge­stellt. Ihre Posi­ti­on kam mit der Wahl von Erz­bi­schof Bláz­quez, Bischof Ice­ta und den Stim­men für Bischof Reig deut­lich zum Ausdruck.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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3 Kommentare

  1. Alca­la de Henares!
    Ein für den Katho­li­zis­mus äusserst wich­ti­ger Ort mit gewal­ti­gem Ruf.
    Hier befand sich 1506 ff. die berühm­te Drucke­rei, wo unter Lei­tung und Ansporn von Kar­di­nal Fran­cis­co Xime­nez de Cis­ne­ros die Comp­lu­ten­si­sche Poly­glot­te gedruckt wur­de (als Ehren­ge­schenk für Kai­ser Karl V (1500–1557)):
    sie ent­hält die gesam­te Bibel mit den Tex­ten des Alten Testa­ments (Hebrä­isch, Grie­chisch mit latei­ni­scher Inter­li­ne­ar­über­set­zung, latei­ni­scher Vul­ga­ta; der Pen­ta­teuch zusätz­lich mit dem ara­mäi­schen Tar­gum Onkel­os („Chaldä­isch“, in aramäischer/​hebräischer Blockschrift;
    das Neue Testa­ment latei­nisch und Griechisch.
    Beson­ders wich­tig ist daß vie­le der zugrun­de­lie­gen­den grie­chi­schen Hand­schrif­ten inzwi­schen ver­schol­len oder ver­lo­ren sind, und daß die Comp­lu­ten­si­sche Poly­glot­te des­halb ein äusserst wich­ti­ger Text­zeu­ge ist- phi­lo­lo­gisch der bekann­ten Aus­ga­be des Eras­mus (Novum instru­men­tum) haus­hoch überlegen.
    Luther benütz­te übri­gend die Eras­mus­aus­ga­be, hat damit auch sei­ne Peri­keln erlebt als dann der deut­lich bes­se­re Text der Comp­lu­ten­si­sche Poly­glot­te zur Ver­fü­gung stand und dies von der Katho­li­schen Kir­che benutzt wurde.
    S.E. Bischof Rejg paßt durch sein schar­fes katho­li­sches Pro­fil her­vor­ra­gend zu die­ser gro­ßen Tradition.
    Gott befohlen!
    . .

  2. Wo sind wir denn eigent­lich ? Ist das Geran­gel um Ver­tre­tun­gen jetzt der Knack­punkt ? Die Kir­che ver­kommt zum Dele­gier­ten­hau­fen wie ein­stens bei den Grünen.

    • Ralph @ Nein es geht hier nicht um Geran­gel und Ver­tre­tun­gen. Der Knack­punkt ist in
      der Tat, wel­che Auto­ri­tä­ten aus der spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz gehen 2015 zur Bi-
      schofs­syn­ode nach Rom. Da ist es nicht uner­heb­lich, ob Pro­gres­si­sten oder kirchen-
      freund­li­che Kar­di­nä­le und Bischö­fe an der Syn­ode teil­neh­men. Die Syn­ode 2015 kann
      zur Schick­sals­fra­ge der katho­li­schen Kir­che werden. 

      Gott mit uns !

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