(Moskau/Islamabad) Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill von Moskau forderte Pakistans Staatspräsidenten Mamnoon Hussain mit einem Brief auf, das Leben der zum Tode verurteilten Katholikin Asia Bibi zu schonen und sie zu begnadigen.
Vor kurzem wurde das Todesurteil gegen die fünffache Mutter und Christin Asia Bibi von einem Berufungsgericht in Lahore bestätigt. Nun schrieb Moskaus Patriarch dem pakistanischen Staatsoberhaupt einen Brief und bat offiziell um die Begnadigung der wegen Beleidigung des Islams verurteilten Katholikin. Patriarch Kyrill machte geltend, daß eine Hinrichtung Asia Bibis ein unwiederbringlicher Verlust für die Familie wäre. Die Exekution würde auch den Dialog zwischen den Religionen auf „schreckliche Weise“ beeinträchtigen. „Spannungen zwischen den Christen und Muslimen sowohl in Pakistan als auch in der ganzen Welt könnten sich dadurch verschärfen“, so die Warnung des Patriarchen, wie Interfax am Mittwoch berichtete. Die Staatsführer aller Länder müßten sich ihrer Verantwortung für die ihnen anvertrauten religiösen Minderheiten bewußt sein, so der Patriarch.
„Millionen Menschen vereinen ihre Stimme und bitten das Leben von Asia Bibi zu schonen“
Wörtlich schrieb Kyrill I. von Moskau: „Unsere Kongregation aus vielen Millionen Menschen vereint ihre Stimme mit dem Chor einer enormen Zahl von Menschen der ganzen Welt, die darum bitten, das Leben dieser christlichen Frau zu schonen. Im Namen aller Gläubigen der russischen orthodoxen Kirche ersuche ich Sie, Herr Präsident, Schonung walten zu lassen und Asia Bibi zu begnadigen.“
Vor dem Patriarchen hatte sich bereits Papst Benedikt XVI. öffentlich für die Freilassung Asia Bibis eingesetzt. Die Folge war eine Welle antichristlicher Gewalt in mehreren islamischen Staaten.
Der ehemalige pakistanische Minderheitenminister, der Katholik Paul Bhatti, hat die Hoffnung nicht aufgegeben, daß das Todesurteil doch noch aufgehoben werden könnte. Sein Bruder Shahbaz Bhatti, der ebenfalls Minderheitenminister war, wurde 2011 von Islamisten wegen seines Einsatzes für die Freilassung von Asia Bibi ermordet. Nach einigem Tauziehen mit der Regierung folgte ihm sein jüngerer Bruder im Ministeramt nach. Allerdings nur für kurze Zeit. Seit Februar 2014 lebt Paul Bhatti im Exil in Rom. Nach Morddrohungen und einem Attentat wurde ihm nahegelegt, sein Leben nicht sinnlos aufs Spiel zu setzen.
Das harte Leben der Christen in Pakistan
Shahbaz Bhatti hinterließ ein beeindruckendes Testament, das einem geistlichen Vermächtnis entspricht. Darin sah er bereits voraus, daß er wegen seines Glaubens ermordet werden könnte. Die für ihn in Pakistan errichtete Gedenkstätte war bereits mehrfach Zielscheibe von Vandalismus.
Pakistan ist ein gefährliches Land für Christen, wie das Schicksal der Familie Bhatti und jenes von Asia Bibi zeigt, aber auch des jungen Ehepaars Masih, das am Dienstag bei lebendigem Leib verbrannt wurde, weil die Frau angeblich Seiten des Korans verbrannt haben soll.
Paul Bhatti verweist auf das berüchtigte Anti-Blasphemiegesetz, das Tür und Tor zur Lynchjustiz und zu willkürlichen persönlichen Abrechnungen von Moslems gegen Christen geöffnet hat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Tempi