Höchster Ordensvertreter Österreichs fordert mit Kirchenrebellen Frauenpriestertum


Abt Christian Haidinger fordert Ende der Frauendiskriminierung durch die Kirche
Abt Chri­sti­an Hai­din­ger for­dert Ende der Frau­en­dis­kri­mi­nie­rung durch die Kirche

(Wien) Der Alt-Abt des öster­rei­chi­schen Bene­dik­ti­ner­stifts Alten­burg, Chri­sti­an Hai­din­ger, fühlt sich seit sei­ner Wahl zum Vor­sit­zen­den der Supe­rio­ren­kon­fe­renz der männ­li­chen Ordens­ge­mein­schaf­ten Öster­reichs beru­fen, öffent­lich die Katho­li­sche Kir­che anzu­grei­fen und dies vor allem zu The­men, die ihn als Mönch nicht betref­fen. Bei einer Stu­di­en­ta­gung „Frau­en in der Kir­che. Glei­che Wür­de – glei­che Rech­te“ for­der­te Hai­din­ger erneut das Frauenpriestertum.

Anzei­ge


Abt Hai­din­ger stand bis zum ver­gan­ge­nen 14. März einer Bene­dik­ti­ner­ab­tei vor, er ist heu­te Abt­prä­ses der öster­rei­chi­schen Bene­dik­ti­ner­kon­gre­ga­ti­on und Vor­sit­zen­der der genann­ten Supe­rio­ren­kon­fe­renz der öster­rei­chi­schen Män­ner­or­den. Höher geht es im Ordens­we­sen der Alpen­re­pu­blik nicht mehr. Am 25. Novem­ber 2013 zum Vor­sit­zen­den der Ordens­obe­ren gewählt, gab er zum Ein­stieg ein Inter­view, in dem er die katho­li­sche Ehe­leh­re als „Kata­stro­phe“ beschimpf­te und den Umgang der Kir­che mit wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen als unmensch­lich gei­ßel­te. Gleich­zei­tig for­der­te er die Auf­he­bung des Prie­ster­zö­li­bats und die Zulas­sung des Frau­en­prie­ster­tums. Erstaun­lich pole­mi­sche, bezüg­lich Frau­en­prie­ster­tum sogar häre­ti­sche Aus­sa­gen, die weder mit dem Mönchs­tum eines Bene­dik­ti­ners noch mit dem Ordens­we­sen zu tun haben. Die kirch­li­che Hiera­chie schwieg sich zu den Aus­fäl­len des Abt­prä­ses gewohn­heits­ge­mäß aus.

Stelldichein häretischer und ungehorsamer Initiativen mit Abtpräses

Nun leg­te Abt Hai­din­ger nach: Beim Nein zum Frau­en­prie­ster­tum wer­de es nicht blei­ben. Ange­kün­digt wur­de Hai­din­ger von den Ver­an­stal­tern mit dem Hin­weis, daß der Ordens­mann die Prie­ster­wei­he von Frau­en „nicht nur für mög­lich, son­dern für drin­gend wün­schens­wert hält“.

Ein­schlä­gig posi­tio­nier­te Ver­ei­ne luden am ver­gan­ge­nen Sams­tag in St. Pöl­ten zur Tagung „Frau­en in der Kir­che. Glei­che Wür­de – glei­che Rech­te“. Der Titel war  Pro­gramm. Das Ergeb­nis, das am Ende in einer Reso­lu­ti­on sei­nen Nie­der­schlag fand, stand damit bereits fest. Gela­den hat­ten der häre­ti­sche Ver­ein „Wir sind Kir­che“, die unge­hor­sa­men Prie­ster der „Pfar­rer­initia­ti­ve“, die links­ka­tho­li­sche Katho­li­sche Frau­en­be­we­gung Öster­reich (KFBÖ), das noto­risch pro­gres­si­ve St. Pölt­ner „Forum XXIII.“, die Grup­pe „Prie­ster ohne Amt“ sowie die dem­sel­ben Spek­trum ange­hö­ren­de „Tax­ha­mer Pfarr­ge­mein­de­rats­in­itia­ti­ve“. Die Tagung war gleich­zei­tig die „Herbst­ta­gung  der Reform­in­itia­ti­ven“, wie sich der lin­ke Rand der Kir­che selbst bezeichnet.

Abt­prä­ses Hai­din­ger befand sich damit in einer Gesell­schaft, die mehr außer­halb als inner­halb der Kir­che steht. Die Per­spek­ti­ve läßt sich natür­lich umdre­hen, wodurch deut­lich wird, wie weit häre­ti­sche und schis­ma­ti­sie­ren­de Posi­tio­nen in die Kir­che vor­ge­drun­gen sind. Zutref­fen­der müß­te gesagt wer­den, wie weit die­se Posi­tio­nen in der Kir­che Öster­reichs schon aner­kannt sind, wenn der, büro­kra­tisch betrach­tet, höch­ste Ordens­ver­tre­ter Öster­reichs sich so selbst­ver­ständ­lich in die­sem Kreis bewegt und sich des­sen Posi­tio­nen zu eigen macht.

Bin „nicht allein“: Mehrheit der Theologen für Priesterinnen, auch Bischöfe für Frauendiakonat

Veranstaltung auf Internetseite der Diözese St. Pölten beworben
Ver­an­stal­tung auf Inter­net­sei­te der Diö­ze­se St. Pöl­ten beworben

Hai­din­ger koket­tier­te in sei­nem Refe­rat mit der neu­en Beschei­den­heit. Als „klei­ner Ordens­mann“ habe er in der Frau­en­fra­ge nichts zu for­dern, tat es dann aber doch. „Die Zeit wird kom­men, dass Frau­en auch in unse­rer Kir­che Zugang zu Ämtern bekom­men wer­den, die bis jetzt aus­schließ­lich Män­nern vor­be­hal­ten sind.“ Der Abt­prä­ses sti­li­sier­te sich prä­ven­tiv zum cou­ra­gier­ten Opfer, denn er sehe vor­aus, daß er für sei­ne For­de­rung Kri­tik und „Schlä­ge ein­stecken“ wer­de müs­se. Davon ist bis­her aller­dings nichts zu spü­ren. In St.Pölten ern­te­te Hai­din­ger nur kräf­ti­gen Applaus.

Aber, so der Abt­prä­ses, er wis­se sich mit die­ser For­de­rung „nicht allein“. Inzwi­schen sei näm­lich eine Mehr­heit der Theo­lo­gen der­sel­ben Mei­nung. Er wis­se sogar von Bischö­fen, die dafür sei­en, Frau­en „wenig­stens zum Dia­ko­nat zuzu­las­sen“. Es gebe „theo­lo­gi­sche Grün­de“ für die Zulas­sung von Frau­en zu den Wei­he­äm­tern. Zudem habe man „ermu­ti­gen­de Erfah­run­gen“ mit Frau­en in der Pasto­ral gemacht und schließ­lich gebe es „groß­ar­ti­ge Theo­lo­gin­nen“. Hür­den, aber kei­nen Hin­de­rungs­grund sah Abt Hai­din­ger für das Frau­en­prie­ster­tum nur wegen der abseh­ba­ren „gro­ßen Irri­ta­ti­on“ der Ortho­do­xen, die den öku­me­ni­schen Dia­log bela­sten wür­de. Für sei­ne The­sen berief sich der Abt auf die von Papst Fran­zis­kus im Vor­feld der Bischofs­syn­ode „gewünsch­te offe­ne und frei­mü­ti­ge Dis­kus­si­on“ in der Kir­che. Der Papst selbst habe von einer not­wen­di­gen „Ver­tie­fung der Frau­en­fra­ge“ gespro­chen, so Haidinger.

Neben dem Bene­dik­ter Abt­prä­ses sprach noch die femi­ni­sti­sche Gra­zer Theo­lo­gin Irm­traud Fischer. Fischer ist Mit­glied des Bei­ra­tes für die Neu­über­set­zung der „Bibel in gerech­ter Spra­che“. Petra Stein­mair-Pösel sprach über „die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on von jun­gen Frau­en und Theo­lo­gin­nen in der Kir­che“ belegt anhand von „neue­stem Mate­ri­al aus den reli­gi­ons­so­zio­lo­gi­schen Unter­su­chun­gen mit Prof. (Paul) Zuleh­ner“. Dazu gab es noch einen „Erfah­rungs­be­richt einer Ordens­frau“ von Sr. Maria Schlackl SDS aus Linz, einer „Sal­va­to­ria­ne­rin aus Leidenschaft“ .

Resolution fordert „Ende der Diskriminierung von Frauen“ durch die Kirche

Die Stu­di­en­ta­gung for­der­te in der Schluß­re­so­lu­ti­on ein „Ende der Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en“ durch und in der Kir­che. Die Anwe­sen­den waren sich einig, daß der Aus­schluß von Frau­en von der Prie­ster­wei­he eine „unzu­läs­si­ge Dis­kri­mi­nie­rung“ sei, die es abzu­stel­len gilt. Schließ­lich wür­den Frau­en die Kir­che „mit­tra­gen und inspi­rie­ren“, wes­halb ihr Aus­schluß von Wei­he­äm­tern unhalt­bar sei.

In der Reso­lu­ti­on heißt es wört­lich: „Der Aus­schluss der Frau­en von der Prie­ster­wei­he ist eine Dis­kri­mi­nie­rung, die man nicht Jesus mit dem Argu­ment in die Schu­he schie­ben kann, er habe dazu kei­ne Voll­macht erteilt. Schon auf­grund des natür­li­chen gött­li­chen Rechts ist jede Dis­kri­mi­nie­rung unzu­läs­sig; um sie abzu­stel­len, bedarf es kei­ner beson­de­ren Vollmacht.“

Die „Herbst­ta­gung“ ende­te demon­stra­tiv mit einer „Wort­got­tes­fei­er, die von Frau­en gelei­tet wird“. Ver­an­stal­tungs­ort war das Bil­dungs­haus St. Hyp­po­lit der Diö­ze­se St. Pölten.

Von der genann­ten Diö­ze­se und dem zustän­di­gen Diö­ze­san­bi­schof Klaus Küng (Opus Dei) gibt es bis­her kei­ne Stel­lung­nah­me zur Tagung, der Reso­lu­ti­on und dem Auf­tritt von Abt­prä­ses Hai­din­ger. Auf der Inter­net­sei­te der Diö­ze­se wur­de die Tagung über die Katho­li­sche Frau­en­be­we­gung im offi­zi­el­len Ver­an­stal­tungs­ka­len­der bewor­ben. Die Diö­ze­se St. Pöl­ten wur­de bis 2004 vom streit­ba­ren Bischof Kurt Krenn gelei­tet, der sich häre­ti­schen Posi­tio­nen ent­ge­gen­stemm­te und von den­sel­ben Krei­sen hart bekämpft wurde.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mein Bezirk/​Hilda Schwam­eis (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!