(New York) Gestern endete offiziell die Dienstzeit von Francis Kardinal George als Erzbischof von Chicago, nachdem sein Rücktritt bereits im September von Papst Franziskus angenommen war. Der 77-Jährige, dessen Krebserkrankung in diesem Jahr zurückgekehrt ist, äußerte sich am Montag in einem umfangreichen Interview mit Boston Globe-Journalist John Allen auch kritisch zum Pontifikat von Papst Franziskus. George verstehe, warum viele Leute besorgt seien. Gleichzeitig sehe er kein „umfassendes Verlassen der Tradition“.
„Der Papst hat gesagt, dass er jede Frage gestellt sehen will, und so geschah es, also hat er bekommen, was er wollte, und nun muss er das in Ordnung bringen. Er selbst hat gesagt, dass der Papst das Charisma der Einheit hat, und er weiß sehr wohl, dass dies Einheit um Christus ist, nicht um ihn.“ Es habe den Anschein, als stelle der Papst gewisse Lehren der Kirche infrage. Wenn man aber genau hinschaue, „speziell wenn man seine Predigten anhört, dann sieht man, dass dies nicht der Fall ist“. Die Art und Weise, in der Papst Franziskus seine Sympathie ausdrücke, sorge vielleicht dafür, dass sich die Leute fragen, ob er noch auf dem Boden der Lehre stehe: „Ich habe keinen Grund anzunehmen, dass er es nicht tut.“
Mit Blick auf die Bischofssynode im Oktober sagte Kardinal George: „Es stellt sich die Frage, warum er diese Dinge nicht selbst klarstellt. Warum ist es notwendig, dass Apologeten die Bürde haben, die beste Interpretation zu finden? Realisiert er nicht die Konsequenzen einiger seiner Stellungnahmen, oder sogar seiner Handlungen? Realisiert er nicht die Auswirkungen? Vielleicht nicht. Ich weiß nicht, ob er sich all der Konsequenzen bewusst ist, die einige der Dinge, die er gesagt und getan hat, nach sich ziehen und die für Zweifel im Verstand der Leute sorgen.“ Er wolle den Papst dies gerne fragen, sollte er je dazu die Gelegenheit haben, so George. Derzeit könne er wegen seiner Krebsbehandlung nicht reisen.
Text: M Benedikt Buerger
Bild: Breviarum Roger