Das Unbehagen mit aktuellen Selig- und Heiligsprechungen – und deren Ausbleiben (3. Teil/​2)

Oder: Warum wird Sr. Lucia nicht seliggesprochen?


Das Sonnenwunder von Fatima 1917
Das Sonnenwunder von Fatima 1917
Schwester Lucia
Schwe­ster Lucia

von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Um hier­mit die Serie abzu­schlie­ßen (1. Teil und 2. Teil), soll nun­mehr eine Ant­wort auf die Fra­ge im Unter­ti­tel ver­sucht werden.

Offen­sicht­lich ste­hen einer Selig­spre­chung der letz­ten Sehe­rin von Fati­ma mas­si­ve Hin­der­nis­se ent­ge­gen. Für mich sind die­se nicht hun­dert­pro­zen­tig auf­zu­klä­ren. Ich möch­te hier ledig­lich sokra­ti­sche Fra­gen stel­len und mei­ne sub­jek­ti­ven Ant­wor­ten dar­auf geben.

Der Text schließt unmit­tel­bar an den ersten Abschnitt des 3. Tei­les vom 28.10. an.

Interviews – oder auch nicht

Was beson­ders erstaun­lich ist, sind zwei Din­ge: Zum einen, daß es seit dem 26. Dezem­ber 1957 kein nach­voll­zieh­ba­res und (an den bekann­ten Tei­len der Fati­ma-Bot­schaft gemes­se­nen) inhalt­lich plau­si­bles Inter­view mit der Sehe­rin mehr gibt. Das ist umso bizar­rer, als die Fati­ma-Bot­schaft ja kirch­lich als über­na­tür­lich aner­kannt war, man kirch­li­cher­seits den Sehern also kon­ze­dier­te, daß sie im wort­wört­li­chen Sinn direk­te Adres­sa­ten einer gött­li­chen Bot­schaft waren. Und das soll nicht inter­es­sant sein? Das soll nicht Inter­view­part­ner in gro­ßer Zahl auf den Plan rufen? (Vgl. die rela­tiv zeit­na­hen Publi­ka­tio­nen Dr. Lud­wig Fischer, Fáti­ma – Das por­tu­gie­si­sche Lour­des, Kir­nach-Vil­lin­gen 1930, oder Luis Gon­z­a­ga da Fon­se­ca SJ, Maria spricht zur Welt, ita­lie­ni­sche Erst­auf­la­ge Le Mera­vi­glie di Fà tima, 1931, deutsch meh­re­re Aus­ga­ben, 20. Auf­la­ge 1996, Frei­burg, Schweiz, und Wil­liam Tho­mas Walsh, Our Lady of Fati­ma, 1947.)

Es gab am 11. Okto­ber 1992 ein Inter­view mit dem por­tu­gie­sisch-kana­di­schen Jour­na­li­sten Car­los Eva­ri­sto in Anwe­sen­heit von Kar­di­nal Ant­o­ny Padi­ya­ra von Erma­ku­lam, das zwei Stun­den lang dau­er­te – und in dem Sr. Lucia ihren eige­nen frü­he­ren Aus­sa­gen wider­sprach. Father Paul Leon­hard aus dem Umfeld des Apo­sto­la­tes von Father Nico­las Gru­ner meint dazu, daß Sr. Lucia das nur unter gro­ßem Druck bzw. einer mas­si­ven Mani­pu­la­ti­on getan haben konn­te. Chri­sto­pher A. Fer­ra­ra von The Rem­nant hält das Inter­view für schlicht gefälscht. Auch ein zwei­tes Inter­view mit Herrn Eva­ri­sto genau ein Jahr spä­ter, also am 11. Okto­ber 1993, wird erwähnt. Bei­de Inter­views dien­ten offen­sicht­lich dem Zweck, die Bot­schaft von Fati­ma mit der Situa­ti­on der nach­kon­zi­lia­ren Kir­che und Welt kom­pa­ti­bel zu machen.

Schließ­lich ist das Inter­view mit Kar­di­nal Tar­cis­io Ber­to­ne vom 17. Novem­ber 2001 sehr merk­wür­dig: Es ist schon Mark Fel­lows auf­ge­fal­len, daß in der publi­zier­ten Zusam­men­fas­sung nur weni­ge Aus­sa­gen der Sehe­rin ent­hal­ten sind. Soll­te jemand, der meh­re­rer Schau­un­gen der Got­tes­mut­ter gewür­digt und mit einer inhalt­lich klar umris­se­nen Bot­schaft beauf­tragt wor­den ist, tat­säch­lich so wenig, fast nichts, zu sagen haben? Und soll­te die­ser Mensch den Kern der Bot­schaf­ten, wie er in den 40er und 50er Jah­ren ver­kün­det wor­den ist, ver­ges­sen oder rela­ti­viert haben?

Das ist doch zumin­dest erstaun­lich – ganz abge­se­hen davon, daß Papst Bene­dikt am 13. Mai 2010 in Fati­ma, wenn auch etwas kryp­tisch, sag­te, daß die Bot­schaft von Fati­ma doch noch nicht abge­schlos­sen sei („Wer glaubt, daß die pro­phe­ti­sche Mis­si­on Fati­mas been­det sei, der irrt sich.“) und damit mehr oder weni­ger expli­zit der Erklä­rung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on vom 26. Juni 2000, somit sei­ner eige­nen, und dem erwähn­ten Ber­to­ne-Inter­view widersprach.

Konn­te es sich wirk­lich um die­je­ni­ge Per­son han­deln, die als Kind erschüt­tern­der Visio­nen gewür­digt wor­den war?

Die Austausch-Theorie

Die Auf­fas­sung, daß Sr. Lucia ver­schwun­den und durch jeman­den ande­ren ersetzt wor­den sei, wird von man­chen Leu­ten vertreten.

Physiognomischer Bildvergleich
Phy­sio­gno­mi­scher Bildvergleich

Es stel­len sich natür­lich sofort die Fra­gen: Wie soll das gehen? Wer hät­te das orche­striert? Wie könn­te das den Ange­hö­ri­gen ver­bor­gen blei­ben? Wie hät­te der Kar­me­li­ten­or­den hier mit­wir­ken sol­len? Wem kann man so etwas zutrauen?

Das Apo­sto­lat von Father Gru­ner und der die­sem ersicht­lich nahe­ste­hen­de Mark Fel­lows (schon öfter zitiert: Fati­ma in Twilight) erwäh­nen dar­über nichts. Die­je­ni­ge sedis­va­kan­ti­sti­sche Sei­te, die die­se Theo­rie mas­siv ver­tritt, ist in ihren all­ge­mein-theo­lo­gi­schen Aus­sa­gen (bspw. zur theo­lo­gi­schen Bedeu­tung des Alten Testa­ments) der­ma­ßen kraß absurd, daß ich sie hier nicht ein­mal nen­nen möchte.

Ande­rer­seits gibt es aber doch ver­läß­li­che­re Sei­ten, die die­ses The­ma behandeln.

Was mich frap­piert, sind die schon bekann­ten Pho­tos von Sr. Lucia als Kind und als jun­ge Ordens­schwe­ster im Doro­thee­rin­nen­ha­bit einer­seits und als Kar­me­li­tin ande­rer­seits. Man muß kein Kri­mi­nal­be­am­ter oder Gerichts­me­di­zi­ner sein, um fest­zu­stel­len, daß – vor­aus­ge­setzt, die Pho­tos sind nicht bear­bei­tet – zwi­schen den bei­den Phy­sio­gno­mien kei­ne Ähn­lich­keit besteht. Auch der Alters­un­ter­schied, der gemäß den jewei­li­gen Anga­ben etwa 19 Jah­re aus­ma­chen müß­te, ist m. E. nicht erkennbar.

Schließ­lich besteht zwi­schen bei­den Per­so­nen ein erheb­li­cher Unter­schied in der Art und Wei­se, sich in der Öffent­lich­keit zu geben, d. h. die Aus­strah­lung ist eine andere.
Man darf auch nicht ver­ges­sen, daß es in Zei­ten ohne Inter­net nicht all­zu schwer gewe­sen sein dürf­te, eine Schmie­ren­ko­mö­die die­ser Art auf­zu­füh­ren. Wer kann­te schon in den 60er Jah­ren Sr. Lucia persönlich?

Schließ­lich war das Fern­se­hen damals auch noch bei wei­tem nicht so flä­chen­deckend ver­brei­tet wie heute.

Die damals noch leben­den Ver­wand­ten und Bekann­ten der Sehe­rin waren auf­grund der stren­gen Kar­mel­klau­sur ver­mut­lich genau­so weit weg von die­ser wie jeder ande­re Zeitgenosse.

Täuschung als Mittel der Massenkontrolle

Für die Mög­lich­keit einer bewuß­ten Täu­schung spricht grund­sätz­lich folgendes:

Es ist ein psy­cho­lo­gi­scher Erfah­rungs­wert, daß einem das Evi­den­te­ste oft als letz­tes auf­fällt bzw. daß man es sich lan­ge nicht eingesteht.

Zuge­ge­be­ner­ma­ßen hat­te ich selbst die Dis­kre­panz der Pho­tos lan­ge nicht bemerkt.

Genau des­we­gen wer­den cover-ups gleich­sam in aller Öffent­lich­keit gemacht.

Die Mas­se denkt sich, die Ver­ant­wort­li­chen wer­den schon wis­sen, was sie tun.

Schwester Lucia um 1990
Schwe­ster Lucia um 1990

Die Chutz­pe ist ein alle­zeit wirk­sa­mes Mit­tel der Mani­pu­la­ti­on. Je drei­ster gelo­gen wird, desto eher wird es ange­nom­men. Man den­ke bei­spiels­wei­se nur an die unglaub­haf­ten „offi­zi­el­len“ Ver­sio­nen der Geschich­ten um den mira­ku­lö­sen Natio­nal­so­zia­li­sti­schen Unter­grund in Deutsch­land oder den Ent­füh­rungs­fall Nata­scha Kam­pusch in Öster­reich – von Nine ele­ven (inklu­si­ve dem von Flug­zeu­gen ganz unbe­rührt ein­ge­stürz­ten WTC 7) ganz zu schweigen.

Dreist sind die Behaup­tun­gen des Pro­te­stan­tis­mus gegen den Wort­laut der Bibel, das Ver­hal­ten des Men­schen („Wer­ke“) wür­de nichts zum Heil nüt­zen, die Kir­che sei unsicht­bar und Sola Scrip­tu­ra sei aus der Bibel abzu­lei­ten. Dreist ist die Behaup­tung der Angli­ka­ni­schen Gemein­schaft, sie wäre die Kir­che Jesu Chri­sti in Eng­land. Und doch hält sich bei­des seit 500 Jahren.

Das ist Chutz­pe. Wie man sieht, wirkt sie auch zu einem gewis­sen Grad. Nur Kin­der und Nar­ren geste­hen sich erfah­rungs­ge­mäß unter sol­chen Umstän­den ein, daß die offi­zi­el­le Ver­si­on nicht stimmt und spre­chen es aus, näm­lich, daß der Kai­ser nackt ist.

(Zu den Bil­dern und wei­te­ren Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sie­he die von mir für im gro­ßen und gan­zen ver­trau­ens­wür­dig gehal­te­ne Quel­le und rezent die äußerst inter­es­san­ten pho­to­gra­phi­schen Stu­di­en.)
Da die Gläu­bi­gen seit fünf Jahr­zehn­ten von der kirch­li­chen Hier­ar­chie zum Nar­ren gehal­ten wer­den, was die Glau­bens­leh­re, die Moral, die poli­ti­schen Impli­ka­tio­nen des Chri­sten­tums und die Sakra­men­ten­dis­zi­plin betrifft, wür­de es für mich durch­aus ins Bild pas­sen, wenn man sie auch bezüg­lich der Per­son der Sehe­rin zum Nar­ren hält.
Oder anders gesagt: Dem­je­ni­gen inner­kirch­li­chen Netz­werk, das uns das Klei­ne Kon­zils­kom­pen­di­um, sowohl die Kon­zils­tex­te selbst, aber vor allem die gehäs­si­gen, sug­ge­sti­ven und ver­wir­ren­den Kom­men­ta­re der bei­den absto­ßen­den Per­so­nen Karl Rah­ner und Her­bert Vor­grim­ler, beschert hat, traue ich auch ohne wei­te­res zu, daß sie zu Fati­ma und der letz­ten Sehe­rin die Welt bewußt belügt.

Cor­rup­tio opti­mi pes­si­ma: Ich habe Prie­ster erlebt, die die straf­freie Tötung von Unge­bo­re­nen, ja, die Abtrei­bung als medi­zi­ni­sche Maß­nah­me bei Hyper­to­nie (!), ver­tei­digt haben, unter ihnen ein Jesui­ten­theo­lo­ge. Ich erin­ne­re mich an Geist­li­che, die offen fal­sche Reli­gio­nen ver­tei­dig­ten und die Glaub­wür­dig­keit der hl. Schrift bezwei­fel­ten (von denen einer, Koope­ra­tor mei­ner Hei­mat­pfar­re, im Sui­zid ende­te). Ich habe Bischö­fe erlebt, die gegen Lebens­schüt­zer vor­ge­hen und als „extre­me Krei­se“ beschimp­fen. Der­zeit wer­den wir Augen­zeu­gen, daß Kar­di­nä­le das Ehe­sa­kra­ment rela­ti­vie­ren und homo­se­xu­el­le Bezie­hun­gen, sogar im KKK als „him­mel­schrei­en­de Sün­de“ qua­li­fi­ziert, recht­fer­ti­gen, was vom Papst offen­bar wohl­wol­lend unter­stützt wird. Wir sehen, wel­che desa­strö­sen Fol­gen das II. Vati­ca­num für Kir­che und Welt hat­te – und den­noch wird es hoch­ge­lobt und mit Klau­en und Zäh­nen ver­tei­digt. Wir sehen damit mit eige­nen Augen, daß eine gewal­ti­ge Ver­hee­rung in die Kir­che ein­ge­zo­gen ist und daß das Papst­amt in prä­ze­denz­los machia­vel­li­sti­scher Wei­se aus­ge­übt wird.

War­um also nicht ein cover-up mit einer zwangs­wei­se rekru­tier­ten oder frei­wil­lig kolludie­ren­den Kar­me­li­tin (oder auch Lai­en­dar­stel­le­rin)? Ohne daß not­wen­di­ger­wei­se der dama­li­ge Papst und sei­ne Nach­fol­ger infor­miert gewe­sen sein müs­sen? Kann man sich nicht aus­ma­len, daß man der Obe­rin unter Gehor­sam befiehlt, eine Mit­schwe­ster als Sr. Lucia aus­zu­ge­ben und die ech­te irgend­wo­hin mitnimmt?

War nicht die Apo­sta­sie der Gott­ge­weih­ten ein Punkt Sr. Luci­as im Inter­view mit Pater Fuen­tes vom 26. Dezem­ber 1957 gewesen?

Das alles läuft so schnell und anonym ab, wie die Pres­se­er­klä­rung des Ordi­na­ri­ats von Coim­bra, mit der Pater Fuen­tes für genau die­ses Inter­view ver­un­glimpft wur­de und die fest­hält, daß zu Fati­ma alles gesagt sei, basta. [1]Vgl. das wich­ti­ge Werk Frà¨re Michel de la Sain­te Tri­ni­té, The Who­le Truth About Fati­ma, Bd. 3, 748f: „From then on [after the Fuen­tes inter­view and dio­ce­san note disavo­wing it], she was bound to … Con­ti­n­ue rea­ding

Das klingt natür­lich alles ziem­lich phantastisch.

Es ist auch nicht rest­los über­zeu­gend, weil es man­ches nicht erklä­ren kann:

So bleibt die Fra­ge der Ver­wand­ten der Sehe­rin für mich unklar. Man hat mir u. a. erzählt, daß ein Ver­wand­ter der Sehe­rin die­se in den 80er Jah­ren besucht und sie iden­ti­fi­ziert habe.

Unklar bleibt auch, wie es sein kann, daß (u. a. sei­tens Mark Fel­lows) von Besu­chen bei Sr. Lucia berich­tet wird (näm­lich Kar­di­nal Albi­no Lucia­ni, spä­ter Johan­nes Paul I., und Bischof Alber­to Cos­me do Ama­ral) sowie von Brie­fen an ihre Prie­ster-Nef­fen, wobei jeweils die ursprüng­li­che und bekann­te, sozu­sa­gen „vor­kon­zi­lia­re“ Bot­schaft von Fati­ma bekräf­tigt wird. Das wäre kaum sinn­voll, wenn man in kon­spi­ra­ti­ver Absicht einen Per­so­nen­aus­tausch durch­ge­führt hät­te. Höchst­wahr­schein­lich hät­ten auch die Besu­cher bzw. Brief­emp­fän­ger die Per­son klar identifiziert.

Kla­rer­wei­se wür­den alle die­se Pro­ble­me ein­ge­hen­de­re Unter­su­chun­gen ver­lan­gen, um zu einem defi­ni­ti­ven Ergeb­nis zu kommen.

Ich möch­te hier die Aus­tausch-Theo­rie (von der auch säku­la­re Quel­len wie Wiki­pe­dia spre­chen) nicht apo­dik­tisch ver­tre­ten, ich refe­rie­re sie hier, weil ich das aus Grün­den der Voll­stän­dig­keit muß.

Aller­dings muß ich anfü­gen, daß sie auf­grund der frap­pie­ren­den und inkom­pa­ti­blen Pho­tos einer­seits und des äußerst merk­wür­di­gen Ver­hal­tens der ober­sten Hier­ar­chie in Fra­gen von Fati­ma ande­rer­seits eine gewis­se Wirk­sam­keit ent­fal­tet hat. Wer immer Eier­tän­ze auf­führt, wenn es um ein bestimm­tes The­ma geht, darf sich nicht wun­dern, wenn das Ver­dacht erregt.

Es ist mei­ne eige­ne Erfah­rung, daß es auch Bischö­fe, Ordens­obe­re und Prie­ster mit der Wahr­heit nicht immer genau neh­men, Leu­te ver­leum­den, Unter­ge­be­ne schi­ka­nie­ren, daß sie mit ledig­lich münd­lich aus­ge­spro­che­nen Befeh­len agie­ren, die dem Unter­ge­be­nen wenig Mög­lich­keit zum Rekurs an höhe­re Stel­len las­sen, daß sie sich von aus­wär­ti­gen Kräf­ten mani­pu­lie­ren las­sen, daß sie m. a. W. kon­spi­ra­tiv arbei­ten. War­um soll es also mora­lisch unmög­lich sein, daß man nach dem Jahr 1958 eine Non­ne austauscht?

Ich sage nicht, daß ich das weiß, ich sage nur, daß es ange­sichts der gegen­wär­ti­gen Kata­stro­phen nicht undenk­bar ist und gut ins Bild pas­sen wür­de. Man den­ke nur dar­an, daß P. Pio eben­falls für län­ge­re Zeit dem Blick der Öffent­lich­keit ent­zo­gen wurde.

Wenn also, um die Sache mit den Pho­tos wie­der auf­zu­grei­fen, alle Bil­der ein und die­sel­be Per­son zei­gen sol­len, wür­de ich höf­lich um Auf­klä­rung bezüg­lich der offen­sicht­li­chen Dis­kre­pan­zen ersuchen.

Wie auch immer:

In Zei­ten von sehr schnell durch­ge­zo­ge­nen Selig- und Hei­lig­spre­chun­gen kön­nen wir wohl erwar­ten, daß eine vom Him­mel aus­er­wähl­te Sehe­rin und Botin einer uner­meß­lich wich­ti­gen und von der Kir­che selbst aner­kann­ten Bot­schaft ohne über­trie­ben lan­ge Unter­su­chun­gen zur Ehre der Altä­re erho­ben wird, wie es schon bei ihren Cou­sins der Fall gewe­sen ist. Nach­dem aber, soweit der inner- und außer­kirch­li­chen Medi­en­be­richt­erstat­tung zu ent­neh­men, davon nicht ein­mal die Rede ist, geschwei­ge denn, kon­kre­te Ter­mi­ne genannt wer­den, muß man anneh­men, daß hier etwas faul ist.

Wenn Sr. Lucia ihrem Auf­trag untreu gewor­den sein soll, wie man­che ver­mu­ten, dann muß Rom das eben klar festhalten.

Wenn das nicht der Fall gewe­sen ist, dann möge man sie bit­te seligsprechen.

Wenn eine Ver­tu­schungs­ak­ti­on durch­ge­führt wor­den ist, dann müs­sen die letz­ten über­le­ben­den Ver­ant­wort­li­chen mit der gan­zen Wahr­heit herausrücken.

So oder anders muß jetzt Klar­heit in die Kir­che einziehen!

Zum Schluß noch eine aktu­el­le Frage:

Worüber weiß Papst Franziskus Bescheid?

Papst Fran­zis­kus bestell­te sich, wie auf die­ser Sei­te vor etwa ein­ein­halb Jah­ren zu lesen war , den hoch­be­tag­ten ehe­ma­li­gen Sekre­tär von Papst Johan­nes XXIII., Erz­bi­schof Loris Capo­vil­la zu sich und ließ sich über Fati­ma, das „Drit­te Geheim­nis“ ein­ge­schlos­sen, infor­mie­ren. Er kre­ierte ihn spä­ter auch zum Kardinal.

Erzbischof Loris Capovilla und Papst Franziskus
Erz­bi­schof (heu­te Kar­di­nal) Loris Capo­vil­la und Papst Franziskus

Der Papst weiß also ver­mut­lich das, was Capo­vil­la weiß. Wenn Capo­vil­la wirk­lich alles gesagt hat, dann muß es sich um Din­ge von größ­ter, den Papst im Gewis­sen ver­pflich­ten­der Wich­tig­keit han­deln. Anto­nio Soc­ci berich­tet aus­drück­lich in Das vier­te Geheim­nis von Fati­ma über den exzel­len­ten Kennt­nis­stand Capovillas.

War­um erfährt man davon nichts?

War­um – um die Fra­ge noch ein­mal zu stel­len – ist in Zei­ten rasch durch­ge­zo­ge­ner Kano­ni­sie­rungs­ver­fah­ren nicht im ent­fern­te­sten die Rede von der letz­ten Sehe­rin von Fatima?

Gibt es also etwas zu vertuschen?

Im übri­gen stellt sich auch die min­de­stens eben­so gewich­ti­ge Fra­ge, was der eme­ri­tier­te Papst weiß – und was genau er am 13. Mai 2010 in Fati­ma mit­tei­len wollte.
Wir befin­den uns auf sump­fi­gem Ter­rain. Die Ver­wir­rung ist sehr stark: „Denn es wird man­cher fal­sche Mes­si­as und man­cher fal­sche Pro­phet auf­tre­ten und sie wer­den gro­ße Zei­chen und Wun­der tun, um, wenn mög­lich, auch die Aus­er­wähl­ten irre­zu­füh­ren“ (Mt 24,24).

Die kirch­li­che Lage ist bei wei­tem schlim­mer, als sie auch besorg­ten Katho­li­ken erscheint.

Denn durch den Wider­stand gegen Fati­ma durch die Päp­ste ist das Petrus­amt selbst in eine schwe­re Kri­se gera­ten. Papst Fran­zis­kus benahm sich in den letz­ten ein­ein­halb Jah­ren, beson­ders auf der unglück­se­li­gen Syn­ode, äußerst merk­wür­dig. Jeden­falls nicht so, wie es ein Papst tun soll­te. Wenn näm­lich ein­mal die Sub­stanz der kirch­li­chen Bot­schaft vom Papst selbst zur Dis­kus­si­on frei­ge­ge­ben wird, ist eine pre­kä­re Pha­se der Kir­chen­ge­schich­te erreicht.

Denn daß es auf der Syn­ode nur um pasto­ra­le Fra­gen gegan­gen wäre, die die Leh­re an sich unbe­rührt gelas­sen hät­ten, ist eine drei­ste Lüge. Leh­re und Pra­xis sind nicht von­ein­an­der zu trennen.

Das kras­se Fehl­ver­hal­ten der Ein­zel­per­so­nen und der Gemein­schaf­ten inner­halb und außer­halb der Kir­che schreit förm­lich um Ver­gel­tung zum Himmel.

Resümee

Die Poli­tik der Selig- und Hei­lig­spre­chun­gen sowie ihrer Unter­las­sun­gen der letz­ten Jah­re läßt eine Poli­tik erken­nen, die vom Emp­fin­den des (trotz allem noch da und dort exi­stie­ren­den) gläu­bi­gen Vol­kes abge­ho­ben ist und in ideo­lo­gi­scher For­cie­rung Neue­rung und Bruch (Kon­zil, Lit­ur­gie­re­form) zu ver­fe­sti­gen bestrebt ist. Sr. Lucia vom Unbe­fleck­ten Her­zen soll, so wird man schluß­fol­gern müs­sen, mit­samt der ihr in Fati­ma anver­trau­ten Bot­schaft dem Ver­ges­sen preis­ge­ge­ben wer­den. Wie wir mit eigenen

Der unverwester Körper der Seligen Jacinta bei der ersten Exhumierung am 12. September 1935
Unver­we­ster Kör­per der Seli­gen Jac­in­ta, erste Exhu­mie­rung am 12. Sep­tem­ber 1935

Augen sehen, ist das zumin­dest im deut­schen Sprach­raum prak­tisch flä­chen­deckend geglückt.

Eine gründ­li­che Unter­su­chung des Lebens von Sr. Lucia und die aus­flucht­lo­se Publi­ka­ti­on der Ergeb­nis­se wer­den daher sei­tens der Obrig­keit panisch ver­mie­den, da damit alle Machi­na­tio­nen und Ver­tu­schun­gen der letz­ten Jahr­zehn­te auf­ge­deckt wer­den wür­den und rück­gän­gig gemacht wer­den müß­ten. Um jeden Preis muß sei­tens der inner­kirch­li­chen Revo­lu­ti­on und ihrer Prot­ago­ni­sten am Kon­zil und des­sen alp­traum­haft tota­li­tä­rer, ver­wir­ren­der und gno­sti­scher Ten­denz fest­ge­hal­ten werden.

Auch die Fra­ge des Aus­tau­sches der Sehe­rin durch eine ande­re Per­son wür­de bei einer gründ­li­chen Unter­su­chung ihres Lebens ein­deu­tig geklärt wer­den, so oder anders.
Ent­we­der wird die­se Theo­rie bekräf­tigt oder ver­wor­fen – aber die Wahr­heit muß jetzt auf den Tisch!

Es kann daher nur im Inter­es­se der Wahr­heit, die nach den Wor­ten des Herrn allei­ne frei macht (Joh 8,32), lie­gen, wenn die Gläu­bi­gen ihre Hir­ten und vor allem die ober­ste kirch­li­che Auto­ri­tät, den Papst, mit insi­stie­ren­der Lästig­keit – wie die Wit­we im Gleich­nis (Lk 18,1–8; zur „Zudring­lich­keit“, eigent­lich „Unver­schämt­heit“ sie­he Lk 8,11) – mit der mas­si­ven For­de­rung nach Selig­spre­chung der wich­tig­sten Sehe­rin von Fati­ma kon­fron­tie­ren. Zur grö­ße­ren Ehre Got­tes und für das Heil der Menschen.

*MMag. Wolf­ram Schrems, Linz und Wien, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, Katechist

Bild: Una Fides

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1 Vgl. das wich­ti­ge Werk Frà¨re Michel de la Sain­te Tri­ni­té, The Who­le Truth About Fati­ma, Bd. 3, 748f: „From then on [after the Fuen­tes inter­view and dio­ce­san note disavo­wing it], she was bound to a much more rigo­rous silence on ever­ything con­cer­ning Fati­ma, an espe­ci­al­ly the gre­at the­mes of the Secret… As we habe seen, in its note of July 2, 1959, the chan­cery of Coim­bra declared aut­ho­ri­ta­tively that ‚Sister Lucy has not­hing more to say on Fati­ma‘! It also beca­me incre­a­sing­ly dif­fi­cult to see her, and for years no more of her wri­tin­gs were published. Her testim­o­ny was beco­ming bother­so­me. In 1962, Maria de Freitas remark­ed that ‚more and more, visits to Sister Lucy are for­bidden; more and more she is beco­ming invisible.‘ “
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